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  1. Fast ein Jahr um – jetzt schon Tschüss sagen ?

    8. April 2024 von Anjana Logeswaran

    Wow, es ist soweit, dass man hier zurecht kommt und seine routine hat und eigentlich vollkommen vergessen hat, dass man hier nur eine volunteer ist und ein Leben in Deutschland hat und genau da in dem Moment kommt die Mail „Hallo, dein Flugticket ist da“.

    Wait what ? Mein Flugticket ist da?? Warte mal ich bin doch grad erst hier angekommen und schon soll ich mich wieder bereit machen und nach Hause gehen ? Da stimmt doch was nicht, nah ganz im Gegenteil, es stimmt alles genau so wie es sein soll. Auroville, Indien ist einfach so vielseitig, dass die Zeit hier für einen zu schnell vorbei geht. Udavi School, der Ort wo ich am längsten Zeit verbracht hab bisher, naja kein Wunder, ich arbeite dort und Wohne dort auch zugleich, somit bin ich am meisten hier. Obwohl ich am Anfang, so wenig wie möglich hier sein wollte.

    Ich glaub alle die mit Kindern arbeiten wissen, dass jeder Tag eine Überraschung enthält. Vor allem wenn man mit den Kleinen arbeitet, ich arbeite mit den 4 – 6 Klässlern. Normale Schulalltage, die mit schönen Momenten geprägt sind. Gleichzeitig wohne ich mitten auf dem Campus was Vorteile und Nachteile mit sich hat. Naja ich bin in 5 min auf Arbeit und gleichzeitig kann ich morgens nicht aus dem Haus ohne die schreie der kinder zu hören „good morning Anjana akka“. Da ich auf Campus wohne bin ich zudem auch etwas außerhalb von Auroville. Somit bin ich komplett in dem Dorfleben. Gucken wir uns doch mal die vergangenen 6 Monate an.

    Die ersten drei Monate waren eher die Einführungsphase. Man ist so grad erstmal angekommen. Neuer Wohnungsplatz, neue Arbeitsstelle naja einfach alles ist neu. Ein neues Land einfach… aber mit der Zeit wurde alles zu einem gewohnten Platz und der Gedanke den zu verlasen, belastet mich sehr.

    Fangen wir erstmal mit der Wohnung an. Die Wohnung war an sich erstmal eine Gewöhnung für mich. Es war so leer und ohne Leben irgendwie. Aber mit der Zeit und dem entsprechenden Dekorationen, wurde es doch ein Ort wo ich Gerne meine Zeit verbringe.

    Der Standort der Wohnung ist Geschmacksache, den die ist mitten auf dem Campus von der Kindergarten section. Und da hört man schon das eine oder andere mal das schreien. Am Anfang bin ich ganz ehrlich, war die Wohnung ein schock für mich, aufgrund der Hygiene und ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich gesagt hab, nein ich kann das nicht, ich will zurück. Aber durch sauber machen wurde es doch alles besser. Und durch die Wohnung auf dem Campus, habe ich doch einige Personen kenngelernt, wobei der eine oder andere doch sehr wichtig wurden. Ich habe mich richtig in mein Zimmer eingelebt, wo ich dann wirklich denke, oh man, wie soll ich all das in 2 Koffern rein kriegen ??? Naja wie habt ihr es geschafft Sachen die ihr über ein Jahr angelegt habt, in 2 Koffern zu packen und das Land zu verlassen. Sollte ich den Sachen jetzt schon Tschüss sagen ?

    To be continued…


  2. Freitage sind für Exkursionen

    2. April 2024 von Rosa Krausmann

    Tja und da war dann auch schon das erste halbe Jahre rum. Geflogen wie ein Düsenjet. Es
    war ein aufregendes erstes halbes Jahr und erfreulicherweise liegt noch ein weiteres vor
    mir. Was wohl auf mich wartet? Man kann sich gar nicht vorstellen, was noch so in einem
    halben Jahr passieren soll, aber wenn man zurück blickt, ist in dem letzten halben Jahr so
    viel passiert, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als dass mich noch viele weitere
    Abenteuer erwarten.


    Mein größtes Abenteuer zurzeit ist der ecological horticulture course im botanischen
    Garten, an dem ich teilnehmen darf. Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir zuvor
    ausmalen können, wie bereichernd dieser Kurs sein wird. Ich lerne so viel und springe jeden
    Morgen voller Vorfreude aus den Federn, um zu meiner Klasse zu düsen. Wir lernen über
    Ökologie, Geologie, über Boden und Wasser, über Schmetterlinge, Libellen, Motten und
    Fische und über den Wald. Ja der Wald, wie wichtig er doch für uns ist, wie er unser Leben
    bereichert und wie wir es immer und immer wieder schaffen, ihn zu zerstören und uns
    damit selbst zu schaden. Aber wir lernen von all diesen wunderbaren Menschen, die ihr
    Wissen mit uns teilen, auch jenes: wie nötig es ist, sich dies einzugestehen und etwas zu
    unternehmen und vor allem, dass man tatsächlich etwas verändern und bewegen kann. Ich
    stolpere jeden Tag aus dem Klassenraum und bin erschöpft von all dem Wissen und
    gleichzeitig inspiriert und voller Energie. Doch am besten an dem ganzen Kurs sind die
    Freitage: Freitage sind für Exkursionen. Das bedeutet noch im Dunklen wie blöde seinen
    Wecker ruhig zu stellen und bei Sonnenaufgang im Bus mit seinen Klassenkameraden zu
    sitzen. Mitten in der Pampas wird man dann rausgeworfen und ist umgeben von
    überfluteten Feldern, ein paar müden Bauern bei der Arbeit und dutzenden und
    aber dutzenden von Vögeln aller Farben, Formen und Größen. Stundenlang ist man dann
    damit beschäftigt, ihrem Geträller zu lauschen, sie zu identifizieren und Laute wie AH und
    OH von sich zu geben. Aber am inspirierensten sind für mich die Ausflüge in die Wälder
    Aurovilles. Richtige Wälder, in denen eine erfrischende Brise herrscht und wenn man genau
    hinguckt, ihre Schätze wie verlassene Bienennester und Stachelschweinstacheln finden
    kann. Das ist alles deshalb so eindrucksvoll, weil vor 50 Jahren an genau diesen Stellen noch
    eine Wüstenlandschaft war. Ja, die Menschen könne viel kaputt machen, aber sie könne es
    auch wieder gut machen. (Manches zumindest…)
    Egal wohin der Trip geht, er endet eigentlich immer mit Tee und Kaffee. Und ehe man sich
    versieht, hat man sich mit seinen Freunden verquatscht und die letzten Stunden damit
    verbracht, über Gott und die Welt zu plaudern. Ich durfte durch den Kurs so viele neue tolle
    Leute kennenlernen, mit denen ich jetzt meine Abende verbringe und die alle mit mir die
    Freude am Essen teilen. Was das ganze sogar noch besser macht, ist, dass wir alle aus
    den unterschiedlichsten Ecken der Welt kommen. Letzte Woche habe ich deshalb Gimbap
    auf meinem Teller liegen gehabt und mit einer köstlichen Algen Suppe verspeist. Wir waren
    bei einer koreanischen Freundin eingeladen und haben zusammen gekocht, gelacht und
    getratscht.


    Ich schaue durchaus mittlerweile ein bisschen anders auf die Welt. Nichts Großes, nichts
    Weltbewegendes, aber plötzlich wirkt das ganze Gehabe um Aussehen und was schön ist,
    lahm. Vielleicht werde ich aber auch einfach erwachsen -huh!
    Ich kann all diese Informationen, die ich gerade aus allen Richtungen bekomme, noch nicht
    100% sortieren und in mein überfülltes Hirn einschichten. Aber ich bin unglaublich dankbar,
    dass ich diese Erfahrungen jetzt gerade machen darf, weil ich das Gefühl habe, dass die
    Maschine schwitzt und keucht und mich am anderen Ende eine neue Rosa- Version 2.1
    erwartet. Eine, die sich ihrer Umwelt noch ein Stückchen bewusster ist, die weiß, was ihr
    Spaß macht, wie Arbeit auch aussehen kann und die gelernt hat, wie weit die Menschen es
    bringen können, wenn sie geben ohne Wenn und Aber. Auf der anderen Seite gibt es noch
    Momente und Gedanken, über die ich stolpere und mich jedes Mal wieder nur
    kopfschüttelnd wundern kann. Und wo mich all dies am Ende hinleitet und was das für mich
    in petto hat, das weiß ich noch immer nicht.
    Man könnte fast schon meinen, das größte Abenteuer liegt noch vor mir


  3. Wollsocken bei 26°C

    2. April 2024 von Rosa Krausmann

    Nach zwei Tagen Monsun Regen blinzelt gerade zum ersten Mal wieder die Sonne durch die
    Wolken. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich bei 26 Grad mal Wollsocken und Fleecejacke tragen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber tatsächlich ist genau dieser Fall eingetreten und ich habe sehnlichst auf diese paar Strahlen gewartet. Ich weiß, ich weiß, zwei Tage sind noch gar nichts, aber für die Monsun Erfahrung reicht es mir an dieser Stelle dann auch schon. Es ist nun mal ein eigenartiges Gefühl, wenn ein eigenes Biotop auf deinen Birkenstocks zum Leben erwacht und in jeglichen grün und blau Tönen schillert, die du dir nur vorstellen kannst. Oder dein Kopfkissen mehr und mehr Ähnlichkeit mit Pippi Langstrumpfs Pferd Kleiner Onkel annimmt. Glaub mir, da vermisst man schnell die Sonne und ihre Fähigkeit alles mit ihrer strahlenden Wärme zu trocknen. Eine klitzekleine schöne Sache hat der Regen dann allerdings doch und das ist die Gemütlichkeit. Es gibt nichts Schöneres, als dem Plätschern der Regentropfen auf den Papaya-, Mango- und Bananenblättern vor deinem Fenster zu lauschen. Auch die Arbeit im Garten entschleunigt sich. Während der Mittagspause sitzen alle zusammengekuschelt unterm Dach und lassen sich das leckere Essen schmecken. Danach bleibt man bei einem Käffchen noch ein bisschen länger sitzen und quatscht über Gott und die Welt. Ich liebe den Garten und die Arbeit hier, es ist fantastisch.


    Den Vormittag arbeite ich meistens mit Monica, einer kleinen Italienerin mit langen Haaren, die immer alles im Griff hat und auf Zack ist. Monica ist wunderbar, sie hat mir alles beigebracht, um im Garten mitarbeiten zu können. Jetzt bin ich Meisterin im Unkraut jäten, Hecken frisieren und Bäume schneiden. Der Garten ist in verschiedene Themen eingeteilt, wie zum Beispiel der Schmetterlingsgarten, der japanische Garten, Kaktus Garten, indische Garten, Windmühlen Garten…für jeden dieser Gärten sind verschiedene Helferinnen verantwortlich, abhängig von der Größe des Gartens und dessen Aufwand. Monica zum Beispiel kümmert sich gleich um vier verschiedene Gärten. Dafür sind wir auch ein großes Team: an verschiedenen Tagen kommen verschiedene Kombinationen von Freiwilligen und packen fleißig mit an. Dadurch flitzen wir quasi nur so durch den Garten und wenn ein Themengarten fertig ist, geht es geschwind zum nächsten. Bis man wieder von vorne anfängt, denn in einem Garten und vor allem in einem tropischen Garten sprießt das Unkraut geradezu in den Himmel. Die Instandhaltung der Gärten ist wichtig, nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch damit der Garten seine Lehrzwecke erfüllen kann. Jeder Baum muss gut sichtbar und erkennbar sein, damit seine Art, Spezies, Familie,etc. entschlüsselbar ist. Denn regelmäßig stiefeln neugierige Kinder in karierten Schuluniformen durch die Gärten und lernen über die einheimischen Arten des Dry Tropical Evergreen Forests. Dabei lernen sie über die Wichtigkeit der Artenvielfalt und bekommen vom Aussterben bedrohte Bäume zu Gesicht. Um 8.45 Uhr wird sich getroffen und das Unkraut getackelt oder die Hecke bezwungen. Um 10 begibt sich der gesamte Garten zur halbstündigen Teepause und man sieht zum ersten Mal, wer sich so alles im Garten versteckt hat. Die besten Tage für die Teepause sind definitiv die Geburtstage oder manchmal auch einfach-so-Tage, bei denen dann Snacks und Kuchen neben dem Tee auftauchen. Dann wird bis zur Mittagspause um 12.15 Uhr weitergearbeitet, Abschnitte zum Kompost gebracht und Geräte gereinigt. Der Ablauf ist der Selbe, doch bevor es einem langweilig wird, besucht man einen anderen Themengarten und hilft für ein paar Tage dort mit. Denn obwohl sich die Aufgaben im Großen und Ganzen nicht viel voneinander unterscheiden, bringt ein Wechsel der Szenerie direkt neue Energie und Spannung mit sich. Auch wie Aufgaben angegangen und gemeistert werden, variiert von Arbeiterin zu Arbeiter*in, so kommt es, dass man täglich neue Einblicke bekommt und etwas neues lernt.


    Nachdem die ganze schwere und körperliche Arbeit am Vormittag erledigt wurde, die Energie durch das leckere Mittagessen und einen kurzen Mittagsschlaf wieder aufgeladen wurde, ist der Nachmittag für kreative und ruhige Arbeiten. Darunter fällt Wegweiser neu bemalen, Blumen pressen, Kakteen bestimmen, benennen und die richtigen botanische Namen auf zuvor vorbereitete Steinschilder, pinseln. An manchen Tagen muss aber auch der Teich gereinigt werden und dann steht man den Nachmittag über im kühlen und erfrischenden Teich und angelt Algen. Dabei lässt es sich einwandfrei einen Plausch halten und als wäre das nicht schon genug, kann man am Ende zur Belohnung wieder die Fische ihre Runden drehen sehen. Man darf aber auch sein eigenes kleines Projekt in die Wege leiten und sich den Rat von allen aus dem Garten einholen. So hat Anton zum Beispiel ein Infoblatt über Red Ants geschrieben (unglaublich interessante und beeindruckende Ameise, die ihre Nester bauen, indem sie Blätter miteinander verweben. Allerdings sind sie auch kleine Biester, die dich beißen, wenn du aus Versehen ihr Territorium betrittst.) und Siva Ganesh hat ihm bei seiner Übersetzung ins Tamilische geholfen. Diese Hilfsbereitschaft ist mir besonders aufgefallen, wenn du krank bist, wird direkt gefragt, ob dir noch etwas fehlt oder man dir helfen kann. Der Garten geht auf deine Bedürfnisse ein und du auf seine und das macht mich glücklich.


  4. Halbzeit: ein Reisebericht

    15. Februar 2024 von Milena Mahler

    Fast Halbzeit, 6 Monate sind fast vorbei weitere 6 liegen vor mir, bevor es zurück nach
    Deutschland geht. Was diese noch mit sich bringen werden frage ich mich manchmal, doch
    sich den Kopf darüber zu zerbrechen bringt auch nichts. Was kommt, wird kommen und mein
    Einfluss darauf ist begrenzt.


    Um die letzten 3 Monate zu rekapitulieren habe ich mir die Fotos auf meinem Handy aus
    dieser Zeit angeguckt. Hierbei sind die allermeisten aus der Zeit als meine Schwester, Luca,
    mich besucht hat und ich ihr zum einen mein Leben hier in Auroville gezeigt habe und wir
    zum anderen zusammen verreist sind.

    Das Wiedersehen von Luca und mir

    Luca ist Mitte Dezember gekommen und fast für einen Monat geblieben. Als Vorbereitung
    auf unsere Reise und Zeit zusammen habe ich mit vielen verschiedenen Menschen
    gesprochen und mir Tipps für Reisezeile in Südindien geholt, da wir wussten das wir hier im
    Süden bleiben wollen. Mithilfe von diesen ganzen Tipps habe ich daraufhin eine grobe Route
    geplant. Folgend habe ich mir überlegt was wir hier zusammen in Auroville machen können
    und was Orte und Plätze sind die ich ihr gerne zeigen würde. Dabei ist mir auch aufgefallen
    wie viel es gibt, was ich selbst noch nicht gesehen habe. Natürlich wurden auch Packlisten
    geschrieben und eine Wunschliste was ich gerne aus Deutschland hätte wie Lebkuchen,
    Gummibärchen, meinen Wecker, Kamera und ein paar Klamotten. Dann war sie endlich da
    und ich habe mich wie verrückt gefreut, das einzige blöde: der Koffer war auf dem Weg in
    Abu Dhabi steckengeblieben. Daraufhin hieß es jeden Tag 15-mal bei den verschiedenen
    Fluggesellschaften und Flughäfen anrufen. Er kam dann auch ca. 2 Wochen später, einen Tag
    nachdem wir zu unserer Reise aufgebrochen waren, endlich an. Deswegen hatten wir nur eine
    Kamera dabei anstatt der geplanten vier, die Fotos hat sie dann in Deutschland entwickeln
    lassen. Für unsere Reise hatten wir im Vorhinein nur einen Bus gebucht und entschieden den
    Rest alles spontan zu planen, damit wir freier entscheiden können wie lange wir wo bleiben
    wollen. Die Orte welche ich für uns rausgesucht habe waren Kodaikanal, Thekkady, Kochi,
    Alappuzha, Varkala, Kanyakumari, Rameswaram, Madurai und dann von dort zurück nach
    Auroville.

    Wir wollten mit diesen Orten eine gute Mischung aus Natur, Stadt, Kultur, Strand
    und Entspannung haben. Und wir beide waren am Ende der Reise der Meinung, dass uns eine
    Mischung aus diesen Orten genau das geboten hat. Schlussendlich haben wir Alappuzha und
    Rameswaram ausgelassen um mehr Zeit an anderen Orten zu verbringen und nicht so viel
    Zug und Bus zu fahren. Wir haben außer dem ersten gebuchten Bus immer den öffentlichen
    Busverkehr genutzt, wobei wir immer Hilfe von anderen bekommen haben, welcher Bus der
    richtige für uns ist. Da diese nicht in Englisch anzeigen wohin sie fahren. Die Busse halten
    wirklich überall und so dauert die Fahrt immer 2-3 Stunden länger als Google Maps für die Strecken
    berechnet, sind nicht so ganz für unsere Beinlängen ausgelegt und halten auch nicht damit
    man mal auf Toilette gehen kann. Was bei 7h Bus fahren zu großer Freude über eine Toilette
    nach dem Aussteigen führt, aber man reist sehr viel billiger, sieht mehr von der Natur und
    Dörfern und kommt sehr viel schneller in Kontakt mit anderen. Zudem sind wir auch Zug
    gefahren und haben hier immer die Tickets am gleichen Tag bei dem Schalter in der Station
    gekauft. Anfangs hatten wir ziemlich Schwierigkeiten das Ticket zu lesen, da keine
    Zugnummer oder Plattform drauf steht. Aber mit nachfragen und am Ende auch einer App
    die die Züge anzeigt sind wir immer außer einmal in den richtigen Zug gestiegen. Ich würde
    es also alles genauso wiederholen wie wir es gemacht haben. Übernachtet haben wir meistens
    in Homestays wo wir auch immer Frühstück bekommen haben, mit den sehr willkommen
    heißenden Familien reden konnten und uns Tipps und Empfehlungen für den jeweiligen Ort
    geholt haben.


    Es hat mich sehr gefreut mal mehr von Tamil Nadu und auch Kerala zu sehen als nur
    Auroville, die Umgebung darum und die 3 Orte zu denen ich bei meinen Worktrips fahre.
    Dazu kam die Freude alles mit meiner Schwester zusammen zu entdecken und erkunden. Die
    Reise war etwas sehr neues und bereicherndes für unsere Bindung, zum einen weil ich als
    kleine Schwester ihr mal hier mein Laben zeigen konnte, was bisher eher andersherum war.
    Zum anderen weil es unsere erste wirkliche Reise zusammen war und wir alle auch mal
    schwierigen Momente zusammen gemeistert haben ohne uns auch nur einmal zu streiten.


    Die Rückkerhr nach Auroville war dann geprägt von verschiedenen Gefühlen, zum einen
    hätte ich am liebsten weiterreisen wollen, ich wusste das meine Schwester in ein paar Tagen
    zurück nach Deutschland fliegen würde und gleichzeitig hat es sich angefühlt wie nach Hause
    kommen ins Grüne, Stille und bekannte Auroville. Ich habe es mehr zu wertschätzen gewusst
    und die Besonderheit nochmal aus ganz neuen Augen sehen können, nachdem ich davor ein
    so ganz anderes Indien als Auroville erlebt habe. Der Abschied von Luca viel mir sehr
    schwer, besonders weil ich nach den zurückkommen krank wurde und mich so nur in einem
    halbbewussten Zustand verabschieden konnte. Zudem war das wiedersehen so fern.
    Doch der Alltag, Arbeit, Hobbies und Freunde wiedersehen hat mich bald auf andere
    Gedanken gebracht. Sodass die Trauer über das entfernte wiedersehen einer Dankbarkeit über
    unsere Reise und Zeit zusammen gewichen ist. Zudem gab es mehr bei der Arbeit zu tun was
    mich gefreut hat, da es vorher nicht ganz so viel war. Wir haben in einem unserer Projekte in
    den Kalrayan Hills Hämoglobintests an einer Schule durchgeführt und waren viel mit dem
    Auswerten dieser Daten beschäftigt. Zudem die Allgemeine Frage wie es in einigen Projekten
    weitergehen soll, welcher Weg der richtige zum, einschlagen ist und was dafür die nächsten
    Schritte sind.


    In meiner Freizeit hier probiere ich verschiedenen Aktivitäten aus, wie klettern, Kickboxen,
    Fotografieren, Zumba und Yoga wobei mir aufgefallen ist das es mir schwerfällt bei einer
    Sache kontinuierlich dabei zu bleiben und ich dazu tendiere etwas in einer Woche
    anzufangen und dann in der nächsten Woche nicht mehr hinzugehen. Daran würde ich gerne
    Arbeiten und Ein oder Zwei Sachen finden die ich jede Woche kontinuierlich mache und die
    mir Spaß bringen.

    Zudem fahre ich jetzt auch endlich Motorrad, ich habe mir eines Anfang Dezember gekauft in Auroville für ca. 110 Euro, was ich dann nochmal für 75 Euro reparieren lassen habe. Außerdem habe ich mir auch einen Helm gekauft, nach anfänglichem Widerstand dagegen und fühle mich jetzt sehr viel sicherer.


  5. Ein Tag in Auroville

    20. Dezember 2023 von Anton


    Hallo zusammen!
    Das ist der erste Blogeintrag für mein Weltwärts-Jahr in Indien. Ich bin jetzt seit ungefähr vier Monaten in Indien und habe mich inzwischen ganz gut hier eingelebt. Wir Weltwärts-Volunteers sind insgesamt zu Zehnt hier in Auroville angekommen, wobei wir alle in verschieden Projekten arbeiten. Dabei arbeite ich mit Rosa und Leonie im Botanischen Garten von Auroville. 

    Die Arbeit im Botanischen Garten macht mir sehr viel Spaß, besonders weil unser Arbeitstag sehr abwechslungsreich ist und wir die Möglichkeit haben, selbst Initiative zu ergreifen.

    Unser Arbeitstag beginnt um 8:45 Uhr mit normaler Gartenarbeit. Wir jäten Unkraut, schneiden Bäume und Büsche zurück, und zu Beginn der Woche helfe ich dabei, den angesammelten Kompost auf einen Traktor zu laden. Wir haben bereits in vielen verschiedenen Gärten gearbeitet, darunter der Schmetterlingsgarten, der Bauhinien-Garten, der Japanische Garten, der Windmühlen-Garten und zuletzt viel im Indischen Garten.

    Beim Unkrautzupfen kann man gut einfach mal abschalten, was ich sehr meditativ finde. Wenn ich mit Rosa und Leonie zusammenarbeite, unterhalten wir uns gerne, und manchmal hören wir uns einfach einen Podcast an. Um 10 Uhr ist Teatime, und wir machen erst einmal Pause, was bei dem Klima auch wichtig ist. Dort treffen wir dann auch die anderen Arbeiter im Botanischen Garten, die alle wirklich sympathisch sind. Wenn wir Glück haben, hat jemand Geburtstag und es gibt Kuchen zum Tee. 

    Danach geht es weiter mit der Gartenarbeit. Währenddessen wird es immer wärmer, und man wird langsam hungrig. Um 12 Uhr ist es dann endlich Zeit fürs Mittagessen. Dieses wird in der Kantine des Botanischen Garten gekocht und nach der Gartenarbeit ist es unfassbar gut. Es gibt klassisch südindisches Essen, was meistens aus Reis oder Hirse mit einer variierenden Suppe wie z.B. Dahl oder Sambar (ein Gemüseeintopf) besteht, dazu gibt es immer einen einen Salat und Zitronensaft.
    Unser klarer Favorit ist der Mittwoch, wenn es Kara Kuzhambu mit Millet Dosa gibt. Ich glaube, ich kann nie genug von diesem cremigen und würzigen Auberginen-Curry mit den fluffigen Hirsepfannkuchen haben.

    Am Nachmittag können wir an unseren eigenen Projekten arbeiten. Am Anfang hatte ich die Aufgabe, einen alten Wegweiser zu restaurieren und dann farbig anzumalen, wobei mir Rosa dabei geholfen hat.

    Gerade habe ich eine Infotafel für die roten Weberameisen fertigstellt, welche es hier in Massen gibt. Die Weberameisen können ziemlich schmerzhaft sein, wenn man auf die Idee kommt, den Baum oder Busch zu beschneiden, in dem sie leben. Besonders unangenehm ist es, wenn sie von unten in deine Hose klettern oder von oben auf dich herabspringen. Allerdings habe ich neulich herausgefunden, dass sie aufgrund ihrer hohen Aggressivität die ideale Schädlingskontrolle sind. Um ihr Image zu verbessern, habe ich mich entschieden, eine Infotafel zu gestalten.

    Wenn ich dann doch mal nichts zu tun habe, suche ich mir einen kleinen Tagesjob, wie zum Beispiel den Hochstand sauberzumachen, oder ich helfe Leonie dabei, das Insektenhotel mit Bambus aufzufüllen. Neulich habe ich mit einem Wasserdruckreiniger eine Steinplattform von Moos befreit.

    Um 16 Uhr endet mein Arbeitstag, danach geht es dann mit dem Motorrad nach Hause. Der Straßenverkehr hier ist wie in einem Videospiel. Grundlegend gibt es scheinbar keine Verkehrsregeln, außer natürlich der Größere hat Vorfahrt, was besonders bei Bussen und Lastwagen unangenehm ist. Dazu kommen noch Kühe die seelenruhig mitten auf der Straße liegen, Ziegen die unberechenbar hin- und herrennen, Hunde die dich angreifen wollen und das konstante Fernlicht, welches fast jedes Fahrzeug in der Nacht anhat. Aber solange man sich dem Verkehr nicht zu sehr anpasst und vorsichtig fährt ist der Heimweg auch kein Problem.

    Ich wohne mit vier anderen Volunteers in einer WG in dem Dorf Kuilapayalam. Das Dorf ist nicht direkt in Auroville, aber es hat auch seine Vorteile, da wir viele Läden und Cafés in der Nähe haben und vergleichsweise auch näher am Meer sind. Das WG-Leben finde ich super, ich hatte es mir irgendwie anstrengender vorgestellt. Aber wir verstehen uns glücklicherweise alle sehr gut miteinander.

    Nachdem ich mich kurz Zuhause ausgeruht habe, geht es dann weiter. Am Donnerstag haben wir Tamil-Stunden, die ich durchaus interessant finde, aber wegen der Komplexität der Sprache sehr schwierig sind. Ansonsten gehe ich gerne bouldern oder spiele Schach.

    Am Abend essen wir zusammen in der WG oder wir holen uns etwas zu Essen bei FriendsCorner. Wo es die billigsten und besten Masala Dosa in ganz Auroville gibt.

    An den Wochenenden gibt es hier auch viel zu machen. Am Samstag treffen wir uns meistens um 12 Uhr in der Solar Kitchen zum Mittagessen  (für mich selbstverständlich Frühstück).

    Die Solar Kitchen ist die Kantine, in der die anderen Volunteers immer Mittagessen gehen (Solar weil sie komplett von Sonnenenergie betrieben wird). Nachdem gegessen haben gehen wir ins Café LaTerasse, welches direkt über der Solar Kitchen ist. Dort gibt es South Indian Coffee und wenn das Geld reicht ein Stück Kuchen. 

    Danach geht es manchmal zu den Mudpools, wo man sich ein wenig in der Natur ausruhen kann und in den Mudpools sich erfrischen kann. 

    Am Anfang sind wir häufiger zum Feiern in eine Bar in Pondicherry gefahren (Die Stadt in der Nähe). Aber da dort die Musik und die Stimmung nicht so gut war, treffen wir uns jetzt meist bei jemanden Zuhause. Was mir besonders gut gefällt ist es wenn es einen Potluck gibt, wo wir uns alle treffen und jeder etwas zu Essen mitbringt. An meinem Geburtstag haben wir auch einen Potluck gemacht und ich habe eine Kürbissuppe gekocht.

    Am Sonntag fahren wir gerne zum Strand, der wirklich schön ist und man gut in den Wellen spielen kann. Wenn man dort ist, bemerkt man jedoch wieder, wie fremd man hier ist, und es ist teilweise sehr unangenehm, wenn man von allen Seiten angestarrt wird oder regelmäßig nach Fotos gefragt wird. Glücklicherweise haben wir jetzt einen Strand gefunden, der in der Nähe der Pondicherry University ist und daher wesentlich entspannter ist.


    Am Abend treffen wir uns dann häufig bei der Pizza Night, wo man für umgerechnet 3,30 € so viel Pizza bekommt, wie man will. Was meinen wöchentlichen Pizza-Konsum um ein Vielfaches gesteigert hat. Es ist auch eine schöne Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und Schach oder Kicker zu spielen.

    Zusammengefasst ist Indien wirklich ein wunderschönes Land und es ist gibt hier wahnsinnig viel zu erleben. Am Anfang gab es zwar noch vieles was sehr ungewohnt war. Aber erstaunlicherweise gewöhnt man sich dann doch relativ schnell daran und die letzte Zeit ist wie im Flug vergangen. Ich bin gespannt, was ich hier noch so alles erleben werde und freue mich auf die restlichen 8 Monate!



    Zuletzt noch eine paar Bilder von meiner Haar Transformation in den letzten Monaten.