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‘Vorbereitung’ Category

  1. Meine Kritik an der Kritik

    August 18, 2019 by Alina

    oder „Die drei Kategorien von Reaktionen auf mein Auslandsjahr“

    Wenn ich auf die letzten Wochen zurückblicke, habe ich vielen verschiedenen Personen von meinem Vorhaben – über Weltwärts nach Indien zu gehen – erzählt und grob kann ich die Reaktionen in drei Kategorien einteilen:


    Kategorie 1: Die Unterstützenden

    Typische Aussage: „Wow, wie cool, was für ein Abenteuer. Finde ich voll spannend.“

    Danke an euch. Ich bin mir sicher viele von euch, die das hier gerade lesen, fühlen sich hiermit angesprochen. Trotzdem ist es natürlich möglich, dass euch die anderen zwei Reaktionen auch schon durch den Kopf gegangen sind. 😊


    Kategorie 2: Die Besorgten

    Typische Aussage: „Indien? Oh mein Gott! Wie gefährlich. Und da willst du wirklich hin? Also für mich wäre das nichts.“

    Warum warnen mich eigentlich immer die Leute vor einem Land, die selbst noch gar nicht da waren? Woher wissen die Personen eigentlich immer so genau wie gefährlich es ist?

    Szenen aus Filmen und Berichte aus Nachrichten halte ich nicht gerade für eine repräsentative Darstellung eines Landes. Vor allem deshalb, da meist nur von Schreckensmeldungen und von besonders krassen Ereignissen berichtet wird, anstatt die Normalitäten und Gegebenheiten des Alltags zu zeigen. Sobald das Schlagwort „Indien“ fällt, erscheinen Bilder in unseren Kopf. Doch woher kommen diese Assoziationen? Sind es diese Bilder, die für uns das ganze Land definieren?

    Stereotype?

    Ich schreibe bewusst von „wir“, da ich mich von dieser Stereotypenbildung gar nicht ausschließen kann und will. Stereotype sind okay, solange sie nicht unreflektiert bleiben. Denn es ist ja nicht so, dass sie komplett falsch wären, aber sie repräsentieren eben nicht das Gesamte. Nur weil etwas unbekannt oder anders ist, bedeutet das nicht automatisch, dass es falsch oder schlechter ist. Dieser Gedanke von der Überlegenheit von Deutschland über Indien kann vor allem auf koloniale Strukturen zurückgeführt werden. Dieser koloniale Blick kennzeichnet sich beispielsweise durch die Abwertung des Anderen durch die Konzentration auf und die ständige Wiederholung von Mängeln und Defiziten.

    Unsere Beziehung zum Globalen Süden ist maßgeblich durch das Erbe des europäischen Kolonialismus geprägt – sowohl ökonomisch als auch politisch und kulturell. Die Gesellschaft, in der wir aufgewachsen sind, ihre Geschichte, die sozialen Stellungen, die wir darin einnehmen (bezogen auf Geschlecht, Klasse, Rassismus, Gesundheit etc.), sind für jede Einzelne von uns eine Art Vorgeschichte: Durch sie haben wir gelernt, andere Menschen und Gesellschaften auf eine bestimmte Art wahrzunehmen und ihnen entsprechend zu begegnen. […]

    Der europäische Kolonialismus beinhaltete nicht nur die Besetzung bestimmter Gebiete und war dementsprechend nicht mit dem Abzug der Kolonialmächte beendet.
    Er ist ein Wissens-, Herrschafts- und Gewaltsystem, das fortlebt und unser Denken und Handeln bewusst oder unbewusst bestimmt.


    Koloniale Machtverhältnisse umfassen insbesondere drei Dimensionen:

    Eroberung, Kontrolle und ökonomische Ausbeutung sowie die Zwangsintegration in ein globales kapitalistisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem

    Die weltweite Verbreitung europäischer Wissenssysteme und die Formung des Bewusstseins der Kolonisierenden und Kolonisierten

    Rassismus (= ein gesellschaftliches Machtverhältnis, das Weißsein und Westlichsein bevorteilt und Schwarzsein/ „Nicht-Weißsein“ und „Nicht-Westlichsein“ benachteiligt)

    Quelle: Broschüre: „Mit kolonialen Grüßen – Berichte von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet“

    Um nicht immer wieder diese gleichen Stereotype zu reproduzieren und diese kolonialen Strukturen wieder und wieder fest zu fahren, müssen wir uns offen begegnen, indem wir aufeinander zugehen, aus unserer Bequemlichkeitszone heraustreten. Wir brauchen Integration statt Teilung; wir brauchen Völkerverständigung; wir brauchen Austausch, um zu kapieren, dass wir alle eins sind. Überall auf dieser Welt gibt es Probleme und Gefahren, sowie auch Miteinander und Fürsorge. Überall gibt es Menschen, die die gleichen Sorgen und Wünsche haben. Vielleicht ist gerade dies eine der größten Herausforderungen der Menschheit: Das Überwinden der Grenzen zwischen denen, die als „wir“ gelten, und denen, die wir als „die anderen“ sehen.


    „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“

    Alexander von Humboldt


    Kategorie 3: Die Kritischen

    Typische Aussage: „Aha und was bringt das? Was kannst du schon in Indien helfen? Hilf doch lieber hier vor Ort.“

    Entwicklungshilfe im Entwicklungsland?

    Okay, da muss natürlich erstmal geklärt werden, was hier eigentlich wem hilft. Es ist ein Missverständnis, wenn dieser Freiwilligendienst mit Entwicklungshilfe gleichgesetzt wird: Das ist und soll er gar nicht leisten. Genau wie Entwicklungshilfe, sollte auch das Wort „Entwicklungsland“ vermieden werden, da damit hierarchisierende eurozentrische Vorstellungen von Entwicklung zum Ausdruck kommen, denen diese Länder zu folgen hätten. Alternativ können die Begriffspaare Globaler Süden bzw. Norden benutzt werden, um die unterschiedlichen politische, ökonomische und kulturelle Positionen im globalen Kontext zu benennen.

    Entwicklungszusammenarbeit?

    Im „weltwärts“-Kontext wird von Entwicklungszusammenarbeit gesprochen. Das Wort Zusammenarbeit suggeriert den Austausch auf Augenhöhe: Dass ich mich einbringe, aber auch viel lerne, dass ich Neues aufnehme und reflektiere – neue Mentalitäten und Perspektiven verstehe. Also auf eine Ebene von Geben und Nehmen gehe, weg von postkolonialen Strukturen, bei denen sich der globale Norden dem globalen Süden überlegen fühlt.

    Entwicklung für Deutschland?

    Und was ist, wenn ich den Begriff „Entwicklung“ gar nicht unbedingt auf Indien beziehe, sondern auf Deutschland? Denn bei der Teilnahme an einem Freiwilligendienst darf nicht vergessen werden, dass es nicht nur um das eine Jahr im Ausland geht, sondern auch was danach daraus entsteht. Mit den neuen Perspektiven und Ideen, die ich in Indien dazu gewinne, will ich mich zurück in Deutschland aktiv an der Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels beteiligen.


    „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie ist ist, der will nicht, dass sie bleibt.“

    Erich Fried

    Wie dieses Zitat so schön ausdrückt: Es läuft etwas falsch, wenn es keine Veränderung gibt. Entwicklung ist omnipräsent, in jedem Land, überall herrscht zu jederzeit ein Prozess vor. Ich wage also einen Blick nach links und rechts, um – wie man so schön sagt – meinen Horizont zu erweitern, so dass ich irgendwann nicht mehr alles nur durch die deutsche Brille sehe, sondern auch Teile durch die tamilische Brille sehen kann. Und somit immer noch irgendwie deutsch denke, aber eben auch weiter. So komme ich im Optimalfall zurück nach Deutschland voller Inspiration, Motivation und Ideen im Gepäck. Daher lautet mein Motto für meinen Auslandsaufenthalt:

    Ich gehe hin, um zu lernen, nicht um zu lehren.“


  2. Fulda sweet Fulda

    August 10, 2018 by Paula Mayer

    Und da standen wir wieder. In den letzten 2 ½ Monaten hatten wir alle viel zu tun, nicht nur an Vorbereitungen für unsere immer näher rückende Ausreise, sondern auch damit, unsere Projekte in Deutschland zum Abschluss zu bringen. Ich habe in der Zeit endlich mein Abitur erfolgreich beendet, wie einige andere auch, manche waren noch auf Reisen durch halb Europa  unterwegs und wieder andere verbrachten ihren Sommer damit, ihr Studium abzuschließen oder auf Eis zu legen.

    Aber jetzt waren wir wieder zusammen gekommen für unser Ausreiseseminar in Fulda. Nach und nach kamen wir in Grüppchen verschwitzt, jedoch zufrieden in der Jugendherberge an. Es schien, als wolle der allmächtige Wettergott uns mit den Temperaturen in dieser Woche über auf Indien vorbereiten.

    Nach unserer Ankunft Montagnachmittag verschönert durch Kaffee und Kuchen begrüßten uns Muna und Nora zum Seminar und wir hörten die ersten Impulsvorträge zur Geschichte Indiens.

    Dienstagmorgen schlug uns allen ein bisschen aufs Gemüt, als wir unseren Freiwilligendienst und weltwärts aus einem kritischen Blickwinkel betrachteten und über unseren Eigenbeitrag für unser Projekt vor Ort nachdachten. Weitere Kurzvorträge folgten die ganze Woche über. Das Wetter machte allen zu schaffen, aber es gab so viele interessante Themen, dass ich hier nur ein paar erwähnen werde. Tamil lernen mit Mirella war Klasse, ebenso die kleinen Sketche zu kulturellen Unterschieden und besonders zu erwähnen ist der Tag im Grünen mit den Gruppen und Vertrauensspielen. Ich fand die Post für den Tiger (ein Brief für uns für in einem Jahr) und die Post für den Bären (ein Aufmunterungsbrief für eine andere Person für die schwarzen Tage) wirklich hilfreich, zum einen um über meine jetzige Situation nachzudenken, zum anderen für den kleinen Puffer, wenn es einem schlecht geht. Wichtige organisatorische Sachen wie das liebe Geld und das Visum, das wir alle hoffentlich bald in den Händen halten, klärten wir, wenn auch mit etwas weniger Begeisterung.

    Abseits vom offiziellen Part war natürlich auch viel los. Es wurden Karten gespielt genauso wie Volleyball (200 Berührungen dann in Auroville), Geschenke für den heimlichen Freund vorbereitet und Nachtspaziergänge unternommen. Mit dem wiedergefundenen Gruppenzusammenhalt konnten wir auch offen über die unangenehmen Seiten sprechen, unsere Ängste und Befürchtungen für das Jahr oder Lösungsansätze für unsere Wohnungssituation finden.

    Unser letzter Abend zusammen fand in der Gruppengestaltung ein sehr schönes Ende. Von einem Werwolfspiel, welches bis zum Ende hin spannen blieb, kamen wir zum Massagekreis und dann zu einer wunderbar geleiteten Traumreisen von Basti.

    Mindestens ich konnte nach dieser Woche mit einem sichereren Gefühl und langsam aufsteigender Vorfreude fahren, auch wenn der Flug in weniger als zwei Wochen mir noch sehr weit weh vorkommt. Wir sehen uns in Dubai ;).


  3. Meine Bedenken und wie ich damit umgehe

    August 25, 2017 by Niklas

    Leicht verspätet, aber besser spät als nie. Jetzt komme ich dazu den Blog hochzuladen, den ich vor 15 Tagen geschrieben habe. Viel spaß damit.

    So, nun sind es heute nur noch 15 Tage. Es wird greifbar! Wie wenig das nur noch ist wird mir erst jetzt so langsam bewusst.

    Ich fühle eine Mischung aus unglaublicher Vorfreude und Angst.

    Jetzt hatte ich vom 24. bis zum 30. Juli mein letztes Seminar vor Indien. Auf diesem Seminar ist mir so einiges bewusst geworden. Vieles Positives und beruhigendes aber auch einiges bedrückendes.

    Und zwar haben wir unter anderem auch über Fallbeispiele geredet. Fallbeispiele, bei denen auf Konflikte, resultierend aus Kulturellen unterschieden, eingegangen wurde.
    Ein für mich ziemlich bedeutender Unterschied ist die Position der Frau in der Gesellschaft. Abtreibung weiblicher Föten, Mitgift bei Heirat, Misshandlungen und mehr.

    In dem Patriarchat Indien sind Männer deutlich mehr wert als Frauen.
    Mir wird bewusst, dass das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Deutschland gerade zu paradiesisch ist, wenn man mit Indien vergleicht.
    Und da ich mich auch über die deutschen Verhältnisse aufrege erklärt es sich von selbst wie es mir geht wenn mir bewusst wird in was für Verhältnisse ich da fliege.

    Was wir auch besprochen haben, ist ob Weltwärts an sich überhaupt so gut ist wie man es sich so vorstellt.
    Mir war von Anfang an bewusst, dass wir da nicht als Erlöser hinfahren, mir war auch bewusst, dass unsere arbeiten auch von einheimischen übernommen werden können. Aber mir war nicht bewusst, dass die NGO’s sich teilweise dumm und dämlich verdienen.

    Riesige Häuser, teure Autos. Und gleichzeitig damit werben den Armen zu helfen. Als ich den Artikel fertig gelesen hatte, war ich erst mal ein bisschen verdattert.
    Ich habe mich gefragt ob ich das alles überhaupt will, ob das überhaupt das richtige ist.

    (Damit will ich nicht behaupten, dass ausser Auroville alle NGO’s und Weltwärts Programme grundsätzlich schlecht sind sondern nur erwähnen, dass NGO’s/Weltwärts Programme nicht „der Heilige Gral“ sind. Man muss wo wie alles andere auch NGO’s Kritisch betrachten und Hinterfragen.)

    Also habe ich mit meinen Mitweltwärtslern geredet.

    An dieser Stelle, ich weiß nicht wie präsent das alles noch ist. Ich fahre zusammen mit 18 anderen Freiwilligen nach Auroville. Wir haben alle andere Projekte.

    Als ich mit Manuel geredet habe hat er was gesagt was mir sehr eingeleuchtet hat. Und zwar fahren wir nicht irgendwohin, wir fahren nach Auroville. Ein Dorf basierend auf einer Vision. Einer Vision von Zusammenhalt, von geldlosem Handel und vielen weiteren Sachen die ich unterstütze. Auroville ist ein Experiment, was entdeckt und in die Welt getragen werden muss. Abgesehen davon fahren wir mit einer kleinen Organisation. Einer Organisation die nur nach Auroville verschickt, ohne große Häuser.

    Das hat mich sehr beruhigt.

    Nun war ich da erdrückende Neuigkeiten. Und ich musste mir überlegen wie ich damit umgehe. Also habe ich mich mit unserer Ansprechpartnerin Muna und der Ehemaligen Freiwilligen Nora zusammengesetzt und habe darüber geredet. Wir sind darauf gekommen, das es mich am meisten bedrückt, dass ich nichts gegen die Ungerechtigkeit machen kann. Das ich nicht aktiv werden kann und dann haben wir uns gedacht, dass ich vielleicht anders an das Jahr ran gehen sollte. Das Jahr wird kein Jahr voller Aktivierung, ich nutze das Jahr um mich weiter zu entwickeln. Ich informiere mich, ich gucke mir das Politische System in Auroville an, ich fange an zu schreiben, ich nehme meine Eindrücke und Emotionen mit um dann daraus Energie zu gewinnen, um dann aktiv zu werden.

    Ich bin optimistisch das ich meinen Weg finde.
    Was mir Positives bewusst geworden ist, ist das ich mit 18 netten Leuten zusammen in ein Dorf fahre. Ich habe immer jemanden an meiner Seite.
    Außerdem fahren wir mit einer super Organisation, wir werden unglaublich gut betreut. Wir haben Mentoren vor Ort. Wir haben Ansprechpartner in Indien und in Deutschland. Wir können Kontakt zu Ehemaligen aufnehmen, wenn wir fragen haben. Wir wurden super gut vorbereitet.

    Alles in allem freue ich mich sehr auf mein Jahr in Indien.


  4. Vorbereitungsseminar II – Der Countdown läuft…

    Juli 26, 2015 by Darius

    Ein herzliches Vanakkam von der „weltwärts-Generation“ 2015/2016 🙂

    In einem Monat heißt es für uns 17 Freiwillige: Abflug nach Indien.

    Wir werden am 22. August von Frankfurt und Hamburg starten und über Dubai nach Chennai fliegen – dem nächstgelegenen Flughafen zu unserem neuen Wohnort fürs kommende Jahr, Auroville.

    Die vergangene Woche haben wir gemeinsam in einer Fuldaer-Jugendherberge verbracht beim zweiten und somit letzten Vorbereitungsseminar vor Indien. Wir hatten dort eine sehr schöne Zeit, hatten jede Menge Spaß und haben auch noch einiges gelernt.

    Etwa, dass Vazhaipazham (geschrieben, „zh“ = gesprochen, „r“) Banane auf Tamil heißt. Dass wir uns auf unsere Mitfreiwilligen im wahrsten Sinne des Wortes „blind“ verlassen können. Dass an Festtagen zu Ehren der Abermillionen hinduistischen Götter gerne mal das Bild des Lieblingsschauspielers auf einen Gottesaltar gestellt wird. Dass der Gott Brahma in Zyklen 4320 Millionen Jahre lang schläft. Dass im indischen Straßenverkehr als einzige Regel gilt: „Der Größere hat Vorfahrt“. Dass auf Tamil die Frage: „Hast du gegessen?“ (saappttiy-aa?), quasi gleichbedeutend ist mit „Wie geht es dir?“. Dass die Gründer Aurovilles sich 1968 vorstellten, die Stadt könne innerhalb von ca. 15 Jahren die olympischen Spiele ausrichten und in Zukunft über „rollende Gehsteige von Stadtteil zu Stadtteil“ verfügen. Dass viele Freiwillige ihren größten Kulturschock nicht nach der Ankunft in Indien, sondern bei der Rückkehr nach Deutschland erleben. Dass sich hinter „Kneipp“ keine Lokalität verbirgt wo alkoholische Getränke ausgeschüttet werden. Dass die zu zahlende Miete sich flexibel an die Höhe der Wohnunterstützung für uns Freiwillige in Auroville anpasst (–> und nicht etwa andersherum). Dass man auf Tamil bei Bedarf auch einfach mal englische Verben benutzen kann, wenn man nur „-panne“ anhängt (cleaning-panne, eating-panne,cooking-panne). Dass auch im Körper einer ausgewachsenen Teamerin noch ein fispelndes, süsses Kleinkind stecken kann, welches sich bei dem Anblick von Rehkitzen offenbart. Dass ein quasi improvisierter tamilisch-englischer Filmsong mit seiner eingängigen Melodie schnell mal auf fast 100 Millionen Youtube-Klicks kommt. Dass der indische Staatsapparat de jure stark bürokratisch ausgerichtet ist, de facto jedoch nur wenige Regularien umgesetzt werden. Dass es das neu ersonnene Sternenbild des „Cityrollers“ gibt, dessen vorderes Rad vom Jupiter gebildet wird. Dass man bei seinem ersten Fallschirmsprung auch einfach mal ungeplant unter dem Flugzeug an einem Seil hängen kann. Dass für Frauen in Indien auf dem Land leider oftmals ein gewalttätiger Ehemann besser ist kein Ehemann. Dass die stark hierarchisierte, patriarchale indische Gesellschaft mit ihrem traditionellen Zweigeschlechter-Denken weit müheloser „Transgender“ als drittes Geschlecht anerkennt als es in den meisten westlichen Ländern der Fall ist. Und, dass viele indische Männer überaus gut Tanzen können. etc.

    Wie man an dieser unvollständigen Aufzählung hier merkt haben wir uns zumindest oberflächlich mit vielen verschiedenen Aspekten der indischen bzw. tamilischen Kultur auseinandergesetzt, haben uns als Gruppe noch intensiver kennengelernt, haben die ersten Grundlagen der tamilischen Sprache gelernt und uns mit zahlreichen Krisenszenarien auseinandergesetzt. Wir haben uns dabei auch mit unterschiedlichen Standpunkten gegenüber dem „weltwärts“-Freiwilligenprogramm und Kritik an diesem beschäftigt. Wie die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Programms zu beantworten ist scheint sehr kontrovers und zum Teil eine Frage des Blickwinkels zu sein. Ob es sich dabei etwa um einen „Ego-Trip ins Elend“ handele, das Geld effektiver eingesetzt werden könnte oder ob die Erfahrungen der Freiwilligen und der daraus resultierende Langzeitnutzen die Kosten wieder decken würden. Es bleibt für uns abzuwarten, wie sich unsere Sicht auf die Dinge während des Freiwilligendienstes verändern wird und ob wir letztlich zu einem klareren Ergebnis kommen, nachdem wir die Resultate unserer Arbeit für die Menschen vor Ort und für die eigene Entwicklung abschätzen können.

    Die Vorfreude ist durch das Seminar jedenfalls noch einmal gestiegen (ja Caro, das „Vorfreudeflugzeug ist gestartet“ 😀 ) und wir sehen dem nächsten Jahr gespannt entgegen. Auch (oder gerade weil!) in dem Bewusstsein, dass das Leben in Süd-Indien mit vielen Problemen und Unannehmlichkeiten behaftet ist, die wir in unseren Breitengraden überhaupt nicht kennen, sehen wir unsere Zeit in Auroville ebenso als gigantische Chance für eine persönliche Entwicklung und viele unvergessliche Erfahrungen.


  5. Sneak Peek – The next Generation!

    Juli 26, 2012 by Kaspar

    Hier könnt ihr euch schon mal an die Gesichter gewöhnen, die nächsten Monat den Blog übernehmen. Die komplette 16er-+1-Truppe (Marie fehlt) beim Vorbereitungsseminar in Deutschland: