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Zwischenbericht: Lively Project (Marie)

Ich heiße Marie und arbeite jetzt seit drei Monaten im Lively Projekt. Darin sind die drei Projekte Bamboo Centre, Lively Boutique und Mohanam Cultural Centre vereinigt.

Im Bamboo Research Centre wird mit dem Material Bambus in allen Varianten gespielt und experimentiert. Wir stellen Möbel, Schmuck und Bambusspielzeug her, designen Häuser, machen Bambusseife, haben einen kleinen Showroom, in dem wir unter all dem anderen auch Bambusstoff verkaufen und fast alles wird in den Werkstätten von den tamilischen Arbeitern und Arbeiterinnen in Handarbeit hergestellt. Seit einiger Zeit gibt es sogar die Möglichkeit, die einmalige Erfahrung zu machen in einer Bambushütte zu wohnen. Da Bambus so vielfältige Qualitäten hat (stärker als Stahl, essbar, antibakteriell, wunderschön,…) und gleichzeitig durch sein schnelles Wachstum an der Spitze der ökologisch nachhaltigen, zukunftsfähigen Baumaterialien steht, ist dem ganzen keine Grenze gesetzt. Dementsprechend ist es kein Wunder, dass das Bamboo Centre großen Wert darauf legt, Bewusstsein zu erregen und Begeisterung für diese Wunderpflanze zu wecken. Freiwillige können mit dem Material experimentieren und neue Designs kreieren, es werden regelmäßig Workshops in Möbelherstellung und Bau angeboten und am World Bamboo Day werden jährlich Groß und Klein eingeladen, die unglaubliche Vielfalt von Bambus zu entdecken.

Lively Boutique ist eine Kombination aus einer Schneiderei und einem Laden, in dem wunderschöne Handwerks- und Kunsthandwerksgegenstände aus den umliegenden Dörfern ausliegen. Dadurch werden die Betriebe in den Dörfern unterstützt, die oft Schwierigkeiten haben, ihre Produkte zu vermarkten. In der Schneiderei finden Dörfler eine Arbeitsstelle. Bald soll das Nebengebäude ausgebaut und somit die Boutique erweitert werden. Vor ein paar Jahren hat Lively das derzeit ruhende Kolamprojekt begonnen. Kolams sind bestimmte traditionelle Muster oder Mandalas, die die Frauen jeden Morgen mit Reispulver auf den Boden vor Hauseingänge streuen. Diese Kunst wird von Mutter zu Tochter weitergegeben. Im Kolamprojekt wurden Kolams mit einer speziellen Bedeutung gesammelt und auf Tarotkarten festgehalten.

Mohanam Cultural Centre liegt im Gegensatz zu den anderen beiden Projekten nicht in Auroville, sondern im Dorf Sanjeevi Nagar. Es soll als Brücke zwischen der tamilischen Dorfkultur und Auroville fungieren und gleichzeitig die Menschen in ihren Traditionen stärken. Fünf Tage in die Woche kommen inzwischen 64 Kinder zwischen zweieinhalb und vier nach Mohanam in den Kindergarten und besuchen entweder die „Krippe“ oder die „Vorschule“. Am Wochenende sind dann die älteren Kinder dran: Es gibt Tanzkurse in tamilischem traditionellen Volks- und klassischem Tanz und Modern Dance, Zeichen- und Kunstkurse und Musikklassen in Trommeln, Metallophon und Rhythmus. Um dieses wertvolle Kulturerbe zu teilen haben wir Angebote für Besucher: Sie können tamilisch Kochen lernen, bei einer geführten Village Tour das Dorfleben hautnah erleben oder in der Village University auf einer theoretischen Ebene die Dorfstrukturen und das Leben eines Menschen in dieser Kultur kennenlernen. Für die Dörfler ist dieser Ort ein allgemeiner Treffpunkt geworden, wo mit viel Herzblut und Engagement die eigene Kultur erhalten und zu schätzen gelernt wird. Im ersten Monat nach meiner Ankunft hatte ich Zeit, mich in den drei Projekten zurechtzufinden, alles kennenzulernen und mir einen Überblick zu verschaffen, wo und was ich am liebsten arbeiten würde. Konkret hieß das eine Woche im Bamboo Centre mit den Frauen aus der Schmuckabteilung in der Werkstatt zu arbeiten und das wunderbar nette Arbeitsklima im Bamboo Centre zu erleben, eine Woche lang in Lively Boutique das Rechnungssystem zu lernen und Quality Quecks durchzuführen und schließlich eine Woche lang in Mohanam mit den Kindergartenkindern zu spielen und bei den Wochenendklassen Tanzunterricht von den Kids zu bekommen. Nach einer weiteren „Orientierungswoche“ stand für mich dann fest, ich will für Mohanam arbeiten.

Seit dem ist viel passiert. Generell versuche ich einen Rhythmus einzuhalten und immer vormittags im Kindergarten mitzuarbeiten, wo Hilfe gut gebraucht wird bei über 60 Kindern und nur drei Lehrerinnen. Hier haben sich die Kinder bald an mich gewöhnt und trotz Verständigungs-schwierigkeiten macht es sehr viel Spaß, die Kinder wachsen und sich entwickeln zu sehen. Ich versuche ein bisschen mehr Spielerisches Lernen und Förderung von Kreativität in die Philosophie des Kindergartens zu bringen und habe dazu auch schon einen anderen Kindergarten besucht, um Ideen zu sammeln. Nachmittags arbeite ich im Office des Bamboo Centres daran ein neues Projekt aufzubauen, das wir OneVillageProject genannt haben. Es geht zum einen darum, ein Netzwerk zwischen den Kunsthandwerkern der Dörfer Sanjeevi Nagar und Allankuppam herzustellen, durch das wir diese mit Training Initiativen vor allem im Bereich Marketing und Design unterstützen wollen. Gleichzeitig können wir Verbindungen zu Freiwilligen herstellen, die ihnen beispielsweise beim Erstellen einer Website helfen können. Zum anderen soll mit der Hilfe der Kunsthandwerker ein Social Enterprise entstehen, dass das Mohanam Cultural Centre unabhängig von Spenden macht. Nachdem wir in Geldknappheit stecken und ab März alle Spendengelder auslaufen, drängt die Zeit. Ziel ist es eine kleine Boutique in Mohanam zu eröffnen, wo wir Produkte aus dem Dorf ausstellen. Die Besucher, die am Wochenende zu den Workshops kommen, können sich dort über das Projekt, die Produkte und die Herstellung mit hundertprozentiger Transparenz informieren und schließlich einzigartige Souvenirs mit einer Kommission für Mohanam erstehen. Dadurch soll ein Kreislauf entstehen, bei dem alle profitieren. Im Oktober hatte ich einen Monat lang die Hilfe von zwei anderen Freiwilligen, durch die der Start sehr leicht gefallen ist. Wir haben schon viel erreicht, unter anderem die Zusage für finanzielle Unterstützung des Projekts durch das Tourism Departement of Pondicherry, aber es liegt auch noch ein weiter Weg vor uns.

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