Nach etwa sechs Monaten hier in Indien und Auroville fühle ich mich sehr angekommen und habe mich gut eingelebt. Es ist fast nichts mehr neu für mich und auch auf den Trips habe ich mich an die indische Lebensrealität gewöhnt, wobei ich sie an manchen Stellen immer noch nicht verstehe, aber sie ist mir nicht mehr fremd. Eigentlich gefällt mir die indische Kultur sehr gut zum Beispiel bedanken sich Tamilen nicht aus Höflichkeit sondern traditionell nur wenn sie wirklich zu tiefst dankbar sind und nicht wenn man ihnen das Salz über den Tisch reicht. Trotzdem bin ich dankbar nicht komplett in Indien zu leben sondern auch in Auroville, weil Dinge wie der Feminismus oder die westliche Kultur mir schon fehlen würden bis zu einem gewissen Grad.
Ich habe jetzt auch viele Freunde außerhalb der Gruppe mit denen ich sehr gerne Zeit verbringe. Ich war zum Beispiel mit einem erst letztens schwimmen in einem Pool. Jedenfalls war es in sofern praktisch mit Mma anzufangen, weil ich über den Kampfsport viele von meinen jetzigen Freunden kennengelernt habe. Ich habe mich nicht nur wegen dem regelmäßigen Sport so gut eingelebt sondern auch durch den Chor, dem ich schon ganz am Anfang beigetreten bin. Dadurch hatte ich auch die coole Möglichkeit an einem Chorauftritt im Dezember teilzunehmen und ich werde hoffentlich auch an einem Mma Wettkampf mit meinem Team teilnehmen.
Was tatsächlich auch sehr praktisch ist, dass ich in Kuilapalayam lebe und somit sehr viele Restaurants und Cafes in direkter Reichweite sind. An meinen lieblings Cafes und Restaurants treffe ich mich gerne mit meinen Freunden oder genieße das Wlan ganz alleine für mich.
Die letzte drei Monate waren aber auch nicht nur einfach und schön. Ich glaube die Zeit hier lässt sich am besten mit dem Wort intensiv beschreiben, weil ich sowohl extrem schöne und glückliche Erfahrungen mache aber auch Erfahrungen in andere Richtungen. Es ist zum Beispiel manchmal schwer sein Leben unter einem Hut zu bekommen, weil man unabhängig und zu 100% für sich selbst verantwortlich ist. Das bedeutet dann konkret, dass man den Haushalt machen muss auch wenn man keine Energie mehr hat, weil die Arbeit oder die Freizeit mal anstrengend waren. Auch ist es für mich nicht immer einfach von meiner Partnerin getrennt zu sein. Allgemein ist es schwierig so weit weg zu sein und dann familiäre Probleme in der Heimat zu haben, weil man nur telefonisch und dann noch mit Zeitverschiebung da sein kann.
Ich merke auch jetzt schon nach nur sechs Monaten wie ich mich verändert habe. So bin ich etwas entspannter geworden, was man, wenn man hier lebt, auch schwer vermeiden kann, weil ziemlich oft Dinge sehr spontan sind und nie so wirklich klappen wie man es möchte. Ich bin aber auch erwachsener und selbstständiger geworden, was alltäglich Dinge angeht wie Haushaltsführung oder Freizeitplanung. Tatsächlich hat die Zeit hier in Auroville auch einige Denkprozesse bei mir angestoßen was Spiritualität, die westliche Kultur und Nachhaltigkeit angehen. Das war auch schwer zu vermeiden, weil ich hier so viele Menschen getroffen habe die eine komplett andere Weltsicht haben als ich, mit denen ich zusammen arbeite oder befreundet bin. Am Anfang war das auch schwer, weil es natürlich komfortabler ist, sich nur mit Menschen mit den selben Ansichten auszutauschen. Insofern wurde mein Horizont aufgebrochen und ein ganzes Stück erweitert.
In meinem Projekt fühle ich mich immer noch sehr wohl und ich kann den Garten nur empfehlen. Mittlerweile habe ich meine festen Aufgaben aber immer noch die Möglichkeit auh andere Sachen zu machen, wenn ich das möchte. Und viele Kollegen sind zu Freunden geworden, mit denen ich ser gerne zusammen arbeite und nebenbei rede.
Abschließend kann ich sagen, dass in Auroville eine sehr schöne Zeit habe, die wie jeder Alltag auch ab und zu stressig ist.
Auroville, 5.3.2023