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  1. Kurzeinblick „Schon Weihnachten?“

    Dezember 20, 2013 by Nora

    Hallihallo….

    Ich arbeite heute und morgen mehr als Fulltime- das letzte Ingenieurs-Training. 170 Ingenieure aus dem Bundesstaat lernen von uns, wie man Energiesparmaßnahmen umsetzt und Solaranlagen auf den Dächern installieren lässt. Ganz schön viel zu tun, aber auch spannend gerade mit unserem Ansatz das Training mit dem Ansatz „experienced-based“-learning zu gestalten. 🙂

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    Ansonsten ist ja eigentlich Advent, was ich kaum glauben kann, denn tagsüber ist hier Sommer und nur morgens ein bisschen zu kalt (da brauche ich tatsächlich zwei Decken! und die kalte Dusche ist eine Überwindung!)… Aber heute Abend ist Generalprobe für unser Adentssingen am Sonntag mit Plätzchen und Weihnachtsbäckerei (von uns Weltwärtslern aufgeführt). Die Zeit vergeht so schnell…

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    Und nebenbei klettere ich auf Windmühlen und bestaune das Meer auf der einen Seite und den Sonnenuntergang über dem Tropical Dry Evergreen Forest auf der anderen Seite.

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    Wünsche allen einen wunderbaren 4. Advent und FRÖHLICHE WEIHNACHTEN!!!

    Eure Nora


  2. Kurzeinblick „Pondyeinkauf“

    November 11, 2013 by Nora

    nora in Pondy

    …Ja, das Foto ist von meinem ersten Besuch in Pondy (Pondycherry). Damals, und ist gefühlt echt schon ewig her, haben wir dort unsereAufenthaltsgenehmigung beantragen müssen. Jetzt haben wir schon einen ganz anderen Blick auf Pondy, ist das doch die nächste Möglichkeit richtig einzukaufen oder abends etwas zu unternehmen (in Auroville ist ab 20 Uhr nichts mehr los!). Einkaufen…Es gibt alles in Pondy! Und es ist eine schöne indische Stadt, da ein ganzer Teil noch ducrh die Zeit als französische Kolonie stark geprägt ist. Und dann noch am Meer!

    Gestern waren Anne und ich kurzentschlossen mal wieder da. Um viertel vor acht fährt ein Auroville-Bus hin und mittags fährt er zurück, denn in Pondy ist der Sri Aurobindo Ashram, der Ort, an dem die spirituellen Leute seinen Idealen folgen im Kontrast zu Auroville, wo Leute versuchen die Idee der Stadt zu gestalten. Total gut, dass es den Bus gibt- sehr praktisch. Anne und ich sind dann zuerst in einen katholischen Gottesdienst (auf englisch!) gegangen und anschließend haben wir uns in den Straßen einfcah umgesehen und mal hier mal da die paar Schritte in einen Laden reingewagt. Letzendlich kamen wir dick bepackt zurück um in der Solarkitchen Mittag zu essen: ein Dampfkochtopf, Kräuter vom Markt, Stoffe, viele Kleinigkeiten (Postkarten, Kerzen, Duftöl,…), Obst, …. Und zurücksind wir nicht mit dem Bus gefahren. Zu schnell geht die Zeit dort vorbei, vor allem, wenn man sich zwischendurch von dem französischen Flair ansteckn lässt und in einem Cafe ganz europäisch Kaffee trinkt und Waffeln isst. 😉 Und was man alles mitnimmt an Eindrücken aus der Stadt: Die Sonne über dem Meer im Dunst des Morgens, Touristen, die am Ashram anstehen, der Tempel, den viele Inder am Sonntag besuchen, der Park, in dem viele Familien ihren Sonntagsausflug genießen, die Ghandi-Statue an der Promenade, wunderschöne aber zerfallene Villen, Markfrauen, die versuchen vor den Anderen die Kunden anzulocken, Rikscha-Fahrer, die uns gerne fahren wollen (wir sind Weiße!), tausende Werbeplakate, an jedem Haus mehrere Schilder, die definieren, was man hier kaufen kann (einfach reingehen, es gibt doch noch was anderes), kaputte Gehwege und Bordsteine, Kühe, Kokusnussverkäuferinnen,…

    Und zu Hause angekommenwundere cih mich immer wieder, wie das sein kann, dass es in Auroville so ruhig ist und so grün. Indien ist wie ausgeklammert…

     


  3. Erleben und Erzählen: Ja, mich gibt es noch!

    November 5, 2013 by Nora

    Nora auf dem Baum

    Vanakam! (Tamil)

    It has been a while… (Englisch)

     

    Thema dieses Eintrags ist… DIE KLEINIGKEITEN, DIE ALLES SO VERZAUBERN

    (Bin im Deutschen angekommen)

    Ab jetzt veröffentliche ich entweder solch einen „Kurzeinblick“ oder ein „Thema“ (ausführlicher evtl. mit recherchierten Fakten zu einer Sache z.B. Solaranlagen auf Indiens Dächern, Zugfahren in Indien oder Sport in Auroville…), werde das immer in der Überschrift so benennen.

    Für euch zum Überblick:

    -Schokoladen-Croissants zum Frühstück

    -Tamilische Lieder, das Fernsehen und ein Steinspiel das „Hand“ heißt

    -Blumen, Kolams und Gewürze

    -Die Fuß-Wasch-Pfütze vor der Hütte und Radwege

    -Der Affe, die Kühe und der Kingfisher

    -Die Puja-Farbflecken

    – Das wunderschöne Peackock-Henna und ein indisches Kleidungs-Abo

    -Der Traum vom Bamboo-New-Comer-House und die Bambus-Ernte

    – Die Nachbarn in der Solar Kitchen

    -Erkältung bei über 26°C

    -Ein Kleinbus mit Solarpanel

    -Mosaik-Stufen im Dorf und die dortige Baukunst

    -Die Begeisterung für Apfelbaum-Blüten

    -Das Glockenspiel und die herumhängende Hängematte

    -Die Höhen und Tiefen der Brunnen und Windmühlen (Wasserpumpsysteme)

    -Die vielen Einsatzmöglichkeiten eines Müslischälchens

    -Meditieren im Dunkeln

    -Ameisen und Aloe Vera

     

    (Und jeder kann nach den Überschriften das lesen, was ihn/sie interessiert.)

    Mhhh… das wird viel, eigentlich gibt es ja noch mehr….

    Das ist schon eine Auswahl…
    🙂

    Viel Spaß!

     

    Schokoladen-Croissants zum Frühstück

    Ich bin nun zwei Monate hier. Ich stelle immer wieder fest: Das ist nicht Indien, das hier ist Auroville in Indien. Auroville ist ganz eigen und doch in einer, ich möchte sagen, wechselseitigen Abhängigkeit mit den indischen Dörfern gebunden. Wenn ich tagsüber für die Arbeit durch Auroville fahre, dann ist es eigentlich notwendig einen Tamilen  (Inder aus Tamil Nadu, dem Bundesstaat hier) dabei zu haben. Einer unserer Kollegen fährt immer mit, zum Beispiel wenn wir Batterien warten oder ein Leck im „Waterheater“ reparieren.

    FOTO: Water Heater Installation
    Nora und water-heater Installation

    Warum ist das notwendig? WEIL: Tagsüber, also von 9-17 Uhr und das auch am Samstag, arbeiten die Aurovillaner. Das heißt dort, wo wir etwas reparieren oder warten sollen, sind nur die Angestellten („Ammas“ und Gärtner und so weiter) da. Die sprechen kaum Englisch und so wären wir Freiwilligen ohne konkrete, auf einem Stadtplan zu findende Adresse (die gibt es hier einfach nicht) total aufgeschmissen. Das so internationale Auroville mit seinen architektonisch spannenden Gebäuden und den so vielseitigen Communities gehört tagsüber den Tamilen, die dort alles pflegen und schön halten. Ohne unsere Kollegen, die sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu Charlie oder Markus oder Suyanam, oder wie sie alle heißen (hier gibt es echt nur Vornamen), durchfragen,  keine Chance. Gut also, dass wir Freiwilligen endlich ab dieser Woche wieder unseren Tamil-Unterricht weitermachen können. In Zukunft schaffen wir ja dann vielleicht irgendwann die knappen Richtungshinweise zu verstehen. Parallel zum Tamil-Unterricht läuft auch ein Tandem-Projekt, in dem wir mit Schülern vom Dorf Tamil und Englisch üben. Hoffentlich kann ich Tamil sprechen nach dem Jahr. Lesen kann ich es schon, auch wenn das noch echt im Schneckentempo passiert. Das Lesen macht echt Spaß, besonders englische Worte auf Tamil – einfach herrlich wie die Aussprache verfälscht wird!…

    Wo war ich? Achja. Also Auroville in Indien gehört tagsüber den tamilischen Angestellten. Anderseits adaptieren die Inder hier, also meist die „Mittelschicht“, auch sehr gerne europäische oder westliche Dinge… Am Samstag war ich zum Beispiel in Pondy (Pondycherry) beim wohl schlechtesten Italiener essen, den es gibt. Der Italiener wurde hier trotzdem gefeiert und alle waren sehr glücklich mit dem Abend, den sie sich gegönnt haben.
    UND dann gibt es die Bakery bei uns keine 200 Meter vom Bambus Center entfernt. Die Auroville Bakery in Kulapalajam ist auch sehr international (der Bäcker hat gerade eine Fortbildung in Deutschland gemacht) aber unsere Bakery um die Ecke, die ist so schön Mixed-französisch-indisch! Meistens fahre ich mit dem Fahrrad hin, manchmal LAUFE ich tatsächlich, etwas so untypisches in Auroville. Sehr gerne probieren wir uns dort durch die abgepackten (alles wird hier in Tüten eingeschweißt) Kekstüten durch. Mal Koriandergeschmack, mal Peanutbutter, mal vegan-Schokolade, …. Und dann das Beste: die Schokoladen-Croisssants. Wenn ich zwischen halb acht und acht komme, habe ich meistens das Glück nach einigen Minuten Warten (!!!) frische Croissants mit heißer Schokolade nach Hause zu tragen. Das sind besondere Vormittage, die so starten. Andächtig sitzen wir am Steintisch zwischen unseren Bambushütten und bevor die aufgeschnittene Papaya gegessen wird, genießen wird das warme Schokoladencroissant, am besten noch mit einem Klecks Butter drauf.  Oder auch die besonderen Vormittage mit „german pancakes“ made by Nora (hier kann man die zum Umdrehen so schön durch die Luft werfen, ohne dass sie an der Decke kleben bleiben oder Fettspritzer was ausmachen …herrlich!), aber das ist eine andere Geschichte. Und das normale indische Frühstück sieht ganz anders aus…

    FOTO: indisches Frühstück
    indischs Frühstück
    FOTO: Küche im Bambuscenter

    bambusküche

     

    Tamilische Lieder, Fernsehen und ein Steinspiel das „Hand“ heißt

    Ich habe schon vom Sprachkurs erzählt. Die zwei Wochen intensiv-Unterricht ganz zu Anfang unseres Aufenthalts und das dazugehörige Skript haben uns schon einen super Einblick gegeben und uns befähigt alles zu lesen und uns für das wesentliche irgendwie verständlich zu machen. ABER wie immer ist man dann doch faul und übt nicht genug. Die Vokabellisten sind immer noch nur zu einem 5tel gelernt und die Verben konjugieren – Wie war das nochmal?

    Viel besser funktioniert da der direkte Kontakt mit den Tamilen um uns herum. Sei dass die Amma in der Bambus-Küche oder unsere Sunlit-Kollegen.

    Chennai Mittagspause
    FOTO: Sunlit-Kollegen in der Mittagspause auf Installation

    Chennaitrip Frühstück
    FOTO: Trip Frühstück

    Die freuen sich, wenn sie uns in der Teepause oder bei Langeweile auf der Baustelle ein paar Zeilen Tamil-Lieder beibringen können oder meine ersten geschriebenen Worte (wie in der Grundschule) korrigieren – „nicht t, d oder dh anstatt d oder nn anstatt dn und n…“. Die Lieder singen sie uns vor, dann zeigen sie uns auf dem Handy das entsprechende Video (Bollywood-Moves sind so lustig!) und dann wird gemeinsam geübt. Singen und Tanzen-Kann man sich bei deutschen Männern überhaupt nicht so vorstellen. Hier gibt es keine Hemmungen sondern einfach Freude am Nachahmen der Stars und Film (fast jedes Lied entstammt irgendeinem Film.) Die Filmindustrie hier ist krass! Und die Vorliebe für das Singen und Tanzen spiegelt sich auch im tamilischen Fernsehen. So typisch Bollywood, aber noch ergänzt mit dem tamilischen Flair, ganz speziell! Viel Komödie oder ganz krasse Tragödie und dazu viel Tanz und Gesang. Auch das Tamil an sich hört sich ja manchmal schon wie ein Singsang an immer mit ganz viel aaa (so endet fast jede Frage), denn Fragen stellen ist hier wichtig und wird andauernd gemacht nach dem Motto „Wirklich?“ Und immer wenn ein Kollege noch nicht weiß, dass wir nun ein tamilisches Lied gelernt haben, dürfen wir es nochmal vorsingen. 🙂

    Ja, die Kollegen auf der Arbeit sind super lieb und wir haben Spaß miteinander. Auch auf Kinderspielplätzen sind Sunlit-Mitarbeiter zu finden.

    Tamilen sind Kinder

    FOTO: Spielplatz… die Kollegen waren auf dem Kinderkarussel

    Auf den Fahrten im Auto dicht gedrängt um irgendwo weiter weg zu installieren, auch da werden die USB-Sticks mit Musik an den Fahrer weitergereicht und wir können bei einigem zumindest schon im Takt mitwippen und den Refrain summen. Die Mucke macht Spaß! Und dabei durch Indien zu fahren… Ich kann mich nicht sattsehen! J

    Und außerdem kann ich nicht weggucken, wenn die Frauen ihre Säckchen mit Steinen heraus holen – „Kai“, bedeutet Hand und ist DAS beliebte traditionelle Spiel. Unglaublich mit welchem Geschick, die Frauen, die Steine werfen, einen anderen aufsammeln  und auffangen und… so schnell und mit so verschiedenen Regeln und… Beeindruckend! Die Tamilen sind echte Handwerker mit Feingefühl ganz klar! Töpfern, Tischlern mit tollen Verzierungen, Werkstätten aller Art (alles kann hier repariert werden) und eben auch die gestickten Muster auf Stoffen, … Und wer das Steinspiel kann, der kann all das auch, bestimmt!

     

    Blumen, Kolams und Gewürze

    Indien und überall in Tamil Nadu findet man derer drei. Besonders nach einem Regen blüht es plötzlich überall ein paar Tage später. Der Boden hier ist sandig und rot. Gras wächst nicht besonders gut und so etwas wie Gänseblümchen findet man auch nicht, denn es ist einfach zu trocken. Die Blumen, die man findet, sind meist unglaublich große Blüten an den Bäumen. Rot, Orange, hellblau, knallgelb, weiß in Reben, Sternform, oder wie Tulpen…

    Blüten

    Seitdem ich gelernt habe, wie ich Blüten mit Bindfaden knüpfe, sodass ich sie wie alle Frauen hier traditionell in den Harren tragen könnte (meist Jasmin) bleibe ich ungerne stehen, wenn ich frische heruntergefallene Blüten oder Blüten in Reichweite sehe. Auch das zweite ist mit Blüten umso schöner: Kolams sind Muster, die die tamilischen Frauen (ursprünglich auch Männer) morgens vor die Haustüren auf die Straße zeichnen (sieht aus wie Kreide ist aber ein Pulver). Es ist eine Art Meditation dies am Anfang des Tages zu tun und Ausdruck von Schönheit. Diese Kolams sind meist geschwungene Linien um Punkte herum, an denen sich das Muster orientiert, aber auch Blumenmuster.

    kolam

    FOTO: ein alltägliches Kolam auf dem Weg ins Dorf

    Die allerschönsten sind mehrfarbig oder aus echten Blumen gelegt. Und in jedem Tempel und jeder sonst irgendwie besonderen Stelle zum Meditieren oder Betrachten haben Blüten auch ihren Platz. Bunt, wunderschön, vergänglich und immer wieder mit neuer Fantasie und Behutsamkeit gesammelt und hingelegt.

    Und dann die Gewürze. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen den indischen Chai auch selber zu stampfen im Mörser. Nur frische Milch habe ich noch nicht organisiert bekommen, noch muss Milchpulver reichen. Die Gewürzkultur hier ist Wahnsinn. Wer etwas auf sich hält mischt selber und kocht mit frischen Gewürzen und Kräutern (insbesondere Curry-Leaves!) und sonst gibt es unzählige Massala-Mischungen. Warum sind die eigentlich noch nicht in Deutschland angekommen? Kann mir kaum vorstellen in Zukunft ohne diese vielen tollen Zutaten zu kochen. Wunderbar ist, dass wir eine indische Freundin haben, die uns in die Geheimnisse der indischen Küche einweiht-learning by doing.

    Kochzubehör
    FOTO:  Zum Kochen braucht man nicht viel, improvisieren und es sieht immer bunt aus und riecht gut

    Und beim Braten und Dünsten, das werde ich definitiv beibehalten, als erste Zutat nach dem Öl und vor Zwiebel und Knoblauch eine Viertel Deckel (Gewürze sind hier meist in Schraubgläsern oder Dosen aufbewahrt) Senfkörner. Lecker! Und wie das duftet! Unsere Sammlung mit Massalas und frischen Gewürzen ist schon so vielseitig, dass wir dringend noch ein paar Gläser Peanutbutter und Marmelade leeren müssen, damit alles sein Schraubglas hat und dann mal in einer ruhigen Minute mit Edding beschriftet werden kann. Kultur macht Spaß und ergreift wirklich alle Sinne! 🙂

     

    Die Fuß-Wasch-Pfütze vor der Hütte und Radwege

    Wie praktisch! Wenn es genug geregnet hat und alles so richtig schön aufgeweicht ist, die Wäsche vom Vortrag triefend auf der Leine hängt, das Leck im Dach mal wieder gezeigt hat, dass es noch da ist, dann gibt es vor der Hütte eine wunderschöne Pfütze. Pfützen gibt es dann überall. Also auch ganze Seen und manchmal ganze Flüsse, so stehendes Wasser auf einem kompletten Wegabschnitt… Und es macht Spaß dadurch zu fahren. Bei Regen zieht man eh nur Sandalen an und die Hosenbeine hoch. Das Regencape hält einem von oben trocken bzw. wenn wir vorher Volleyball gespielt haben, sind wir eh patschnass von der körperlichen Anstrengung, der Hitze und der Luftfeuchtigkeit (ist denke ich nicht näher auszuführen…), dann fahren wir einfach so durch den Regen und freuen uns an der Erfrischung. Ein Vorteil als Fahrradfahrer ist, dass die Fahrradwege meist nicht so schlimm überflutet sind und man dort ohne Spritzwasser von anderen ungestört seines Weges fahren kann. Das ist auf den Fahrradwegen eh der Fall. Es gibt so viele, die auch nicht auf der Auromap auftauchen, so dass man fast immer alleine die Natur um sich genießen kann – ohne Lärm und Gestank von den Benzin-Kisten. Die Fahrradwege in Auroville sind abwechslungsreich und verwunschen. Mal eine Bank mit „Carpe Diem“, mal eine 300° Kurve oder ein Baum der zweimal gebrochen (letzter Zyklon von vor zwei Jahren hat hier einiges angerichtet) ein Tor über dem Weg bildet. Ein Hoch auf die Auroville Fahrradwege!!

    Fahrradfahren
    FOTO: Fahrradfahren ist spitze

    Aber wir waren ja beim Regen…Wenn es so richtig  regnet gibt es nichts Gemütlicheres als bei dem Anbruch der Dämmerung auf der Türschwelle zu sitzen und raus zugucken, wie die Tropfen in der Pfütze vor der Hütte ihre Ringe ziehen. Und immer vor dem Betreten der Hütte können die Füße allen Sand und Matsch schön in der Pfütze lassen und die Sandalen werden auch einmal schnell gereinigt es könnte ja morgen wieder die Sonne scheinen.

     

    Der Affe und die Kühe und der Kingfisher

    Indische Tiere. Wie oft erwische ich mich bei dem Gedanken „ich kenne mindesten 5 Leute aus Deutschland deren „Ekel“ Grenze jetzt erreicht wäre“ und meist sind der Grund dafür die vielen Tiere um uns herum. Also vorrangig Insekten. Völlige Normalität für uns mittlerweile. Eine Maus im Küchenschrank, Ameisen neben dem Frühstücksteller, Geckos im Bett (auch unter dem Mückennetz tauchen mal Mücken auf, also nur gut!), Hunde über die man nachts stolpert, weil die sich vor der Hütte im Sand eine Schlafkuhle gegraben haben, Skorpion-Ants, die fiesesten Ameisen neben den ganz Mini-Ameisen, die man nicht sieht, die nur wehtun (und ich glaube meinen Computer bewohnen), Frösche und fingerdicke Hundertfüßer unter der Dusche und beim Regen mal ein 3cm Durchmesser fetter schwarzer Brummer, der neben dem Reistopf eine Bruchlandung hinlegte. Schlangen und echte Skorpione habe ich auch schon einige gesehen.

    Aber das alles ist ja uninteressant und nur Nebenwirkung von einer Vegetation und einer Klimazone, in der man sich halt befindet. Viel spannender ist, dass nun bei immer noch mangelnden Elefanten in meiner Indienerfahrung nun ein Affe meinen Weg gekreuzt hat!! Eines Morgens lief er über unseren Minidorfplatz und schaute sich interessiert Walters Haus von allen Seiten an. Und dann immer höher hinaus in den Baum. Der war bestimmt verwirrt ob der vielen Augen die ihn betrachteten und versuchten ein Foto zu machen.

    Affen und Hunde kommen und gehen also wie sie wollen. Kühe dahingegen werden durch die Klapptüren daran gehindert aufs Bamboo-Center Grundstück zu kommen. Und wenn es doch passiert hört man die Hunde bellen und jaulen und die Tamilen  mit „Ey, ey“ sie verjagen. Kühe sind wunderschön! Wusstet ihr das? Diese Tiere, die sich hier ja leider doch zu einem großen Teil von Müll ernähren sind bildschön. Lange Wimpern, dunkle erdfarben und sanfte schwarze Augen. Man hat einfach Respekt und Bewunderung wenn man ihnen begegnet und das tut man überall tagtäglich. Aufgefallen ist mir, dass sie vor Regen und Gewitter zu Herden zusammen trotten und dann ist es echt eine Slalomfahrt zwischen ihnen durch.

    Zwischen etwas hindurch huschen auch immer die vielen Geckos und andere Kleinreptilien – überall sieht man sie ihre Köpfe in die Sonne oder ins Licht stecken (so abends am Mückenfenster, denn da fliegen dann Insekten vorbei). Die kommen auch wirklich überallhin. Geckos machen auch tolle Geräusche. So fast ein Zwitschern, ein Schimpfen. Was Sonne und ausreichend Insekten so macht: schöne, bunte, etwas fremde Tiere überall.

    Und dann: Kingfisher – ist nicht nur die lokale Bier-Marke (die übrigens sehr gut schmeckt und in 650ml Flaschen verkauft wird, am letzten Samstag wurden wir vom Chef eingeladen: Bier, Snacks, italienisches Essen und Eis) sondern ist tatsächlich mehr: der bunte Vogel, der auf jeder Bierflasche zu sehen ist. Er ähnelt einem Eisvogel und ist doch deutlich größer und TATSÄCHLICH lebt wohl einer auf unserem Grundstück. Wie einen blauen Blitz sieht man ihn ab und zu vorbeischauen, wenn man gut darauf achtet. Ein Vogel. Aber in Wirklichkeit gibt es zahlreiche zu bewundernde bunte, singende Farbflecken in dem Urwald um uns herum! Wunderbar und nicht selten bekommen wir Freiwillige, wenn wir mit Deutschland telefonieren zu hören „Boah was ist das für ein lautes Konzert bei dir?“. Wir haben uns längst daran gewöhnt. Vögel tagsüber, Grillen und Insekten abends und morgens und nachts Hunde, Kühe und der Wind.

     

    Die Puja-Farbflecken

    Was ist das bloß? Tja… Puja ist hier öfters mal. Ein Feiertag mit heiliger Handlung, Segnung oder wie auch immer man das beschreiben kann. Die in Tamil Nadu wichtigste Puja war neulich gerade. Die Segnung aller „Tools und weapons“ besonders wichtig für einen Bundesstaat indem es viele Handwerker gibt. Hier im Bamboocenter wurde alles Werkzeug mit Kokosmilch, Butter,…. gewaschen und mit gelben und roten Pulver bestäubt. Alle sind da und bekommen Essen und die gleiche Farbe auf die Stirn. Eine Kokosnuss wird vergossen, Feuer und Glöckchen… Ein Geheimnis, aber wir waren dabei und haben mit Staunen alles verfolgt. Eigentlich ein schöner Brauch, besser als der sonst so rational effiziente Frühjahrsputz bei uns. Ja und seitdem sieht man überall die Pujaflecken. Auf dem Kühlschrank auf jedem Auto und Motorrad, in Schulbüchern. Alles wurde gesegnet und die Farbflecken lässt man zurück, nachdem Kokosmilch etc. wieder abgewaschen wurden. Auch auf unserem Wasserfilter sind drei Farbflecken, auf dass er treu seinen Dienst verrichtet und unser Wasser filtert. 🙂

     

    Das wunderschöne Peackock-Henna und ein indisches Kleidungs-Abo

    Anne und ich sind mittlerweile  regelmäßig im „Dorf“. Dort ziehen wir im Dezember hin. Und manchmal besuchen wir auch nur die Nachbarn und die ganze Familie zu der wir nun quasi schon gehören. Und da… ja, da saßen, wir unterhielten uns so gut das geht mit unseren Tamil-Wortschatz und genossen die Dorf-Erfahrungen. Und dann hat Mira mir ein wunderschönes Henna Muster gemalt.

    Henna

    Nicht einfach nur Muster nein einen Pfau, das „national Animal“ von Indien. Und das mit einer Geduld, denn das braucht Henna malen wirklich! Geduld, Fantasie und eine ruhige Hand.

    Die kompletten folgenden Tage wurde ich immer wieder gefragt wer denn das schöne Henna, das sie alle bewunderten, gemalt hat. A girl from the village J Und dann ist es praktisch diese ganze Familie zu kennen, denn nichts machen  (würden wir sagen) tamilische Frauen lieber, als uns weiße Mädchen hübsch zu machen, nach indischer Art. Und dazu gehört nach dem Punkt auf der Stirn und ab und zu mal Nagellack oder ein Plastikarmreif oder Blumen im Haar eben auch der klassische Dreiteiler: Punjabi – langes Oberteil (nicht die Ärmel), Flatterhose, Tuch und die Saris. Und die Frauen haben immer „Tuni“  (Stoffe) übrig und zu viel im Schrank. Es vergehen schnell zwei Stunden mit Muster bestaunen und verschiedenstes anprobieren.

    Stoffe

    Nicht selten sind wir mit einem Stapel neuer Kleidungsstücke nach Hause gekommen. Ja und den Sari dann selber „anzuziehen“, das benötigt Übung. Aber ich finde irgendwie: ein bequemeres Kleidungsstück gibt es kaum, obwohl zu bedenken ist, dass das auch ein Dreiteiler ist, inklusive Rock (zum reinstecken der hübsch gezählten Sarifalten) und der Bluse, die hauteng geschneidert wird und uns allen immer an den Armen zwickt (irgendwie haben die hier dünnere Schultern und Arme…). Und wenn wir dann einen Sari anhaben, dann sind alle Inderinnen stolz und helfen uns gerne unterwegs nochmal das ein oder andere zu korrigieren.

    Eine seltsam-schöne Erfahrung war in einem Cafe zu stehen und drei Angestellte standen und knieten um mich herum um meinen Sari noch einmal richtig fest zu stecken mit Sicherheitsnadeln. Die Frauen haben sogar ihre Sicherheitsnadeln herausgeholt, die sie immer an den Goldketten (Zeichen für ihre Ehe, wird nonstop getragen ab der Hochzeit) für Notfälle hängen haben. Im Sari bin ich dann sogar schon Fahrrad gefahren- es geht alles!

     

    Der Traum vom Bamboo-New-Comer-House und die Bambus-Ernte

    Das Bambus-Center ist ein Ort vieler Köpfe. Hier wird gewerkelt, geplant, verkauft und eben alles mit Bambus ausprobiert was geht: Möbel, Schmuck, Häuser, Deko, Spielzeug,… Neuerdings sind wir nicht mehr unter uns am Mini-Dorfplatz. Es gibt einige neue Freiwillige, die hier am Bambus-Center arbeiten und, die nun auch teilweise hier wohnen, aktuell ein Franzose und ein Inder, letzte Woche auch noch eine Spanierin. Guter Bambus ist hier in der Region nicht so leicht zu bekommen und so war vor ein paar Tagen echt was los, als auf einer Auroville-Baustelle (dort sollen neue Häuser gebaut werden, damit das Wohnproblem in Auroville ein wenig reduziert wird) Bambus gefällt werden sollte und sich dieser als geeignet für die Verwertung herausstellte. Tagelang wird nun der geerntete Bambus „haltbar“ gemacht und bearbeitet. Spannend waren die Transport-Arten z.B. etwa 10 Meter lange Bambusstangen am Motorrad festgebunden und hinterher schleifen. Ich stand da wohl einmal zu nah dran und meine Hose hat seitdem leider ein Loch. Achja, der Hosenverschleiß ist hier echt groß. Die Stoffe sind aber auch an sich zu dünn für Baustellen und Werkstätten und dergleichen.

    Einige der Freiwilligen hier sind mit dem Ansatz gekommen hier in Zukunft leben zu wollen. Das ist in Auroville nicht ganz so einfach. Um Aurovillaner zu werden muss man erst „Newcomer“ sein und aktiv in einem Projekt mitarbeiten und in einem „Newcomer“-Haus wohnen bevor man als Aurovillaner meist sein eigenes Haus baut. Es gibt aber einfach mal nicht genug New-Comer Häuser… Jetzt haben zwei Freiwillige hier am Bamboo-Center ein neues Haus aus Bambus entworfen und sogar schon ein Modell (typisch Architekten) gebaut. Das wird eine Riesenaktion, wenn das wirklich gebaut werden soll. Richtig viel Vision dahinter, auf jeden Fall. Bin gespannt was in dem Jahr in dem ich hier bin diesbezüglich noch passiert! Und dass man in so einem Bambushaus toll wohnen kann, das erlebe ich ja täglich!

    FOTOS: Meine Bambushütte, mein zu Hause
    mbambushütt nr 4
    meine hütte von innen
    mein bettbambushütte von innen

     

    Die Nachbarn in der Solar Kitchen

    An sich wohnen die Menschen in Indien dicht auf dicht. Nicht so in Auroville. Also schon innerhalb einer Community; aber sonst sind die Wege doch für indische Verhältnisse recht lang. Und dadurch dass sich fast jeder auf Motorrädern von Ort zu Ort bewegt, kennt man sein direktes Umfeld nicht so gut. So kommt es, dass ich Nachbarn aus unserem Teil Aurovilles das erst einmal in der Solar Kitchen treffe. In der Solar kitchen essen wir Freiwilligen fast jeden Tag und das ist auch einer der wenigen Orte, wo wir uns dann alle mal sehen, weil wir wohnen und arbeiten ja an sehr unterschiedlichen Orten in Auroville.

    FOTO: Ein Teil unserer Weltwärtsgruppe in der Solarkitchen

    solar kitchen

    Wir kommen wie so oft hier über Kinder ins Gespräch. Der kleine Junge macht Faxen beim Essen und ist mehr an uns Freiwilligen am Nachbartisch interessiert als an dem nächsten Löffel. Mit ein bisschen Tamil verständigen wir uns und bald ist man mitten in einer Unterhaltung. In Auroville geht das gut auf Englisch, das die Tamilen, die auch Aurovillaner sind, gut sprechen. Tja, ich hab den kleinen Jungen schon häufiger gesehen und jetzt weiß ich wie die Familie heißt und fahre jeden Tag mehrfach an ihrem Haus vorbei. Unterhalten haben wir uns aber noch nicht wieder. Zu sehr ist jeder mit seinem Leben beschäftigt obwohl man so dicht beieinander wohnt. Viellicht ein nächstes Mal in der Solarkitchen.

     

    Erkältung bei über 26°C

    Ja, wie schafft man das bloß. Gut ist, ich bin nicht die erste und besser ist, alle haben die Erkältung wieder verjagt. Das schaffe ich auch! Aber komisch ist das schon bei warmen Temperaturen einfach mal zu frieren und eine verstopfte Nase zu haben. Dann kommen noch Halsweh dazu und ich denke, hä? Naja. Das nun durch den Regen sehr feuchte Wetter ist halt eine Herausforderung, da leben die Bakterien und Viren doch 4-mal so gut.

    Aber jetzt die wirkliche Geschichte: die anderen waren erkältet, DANN habe ich einen Tag lang auf dem Dach einer Schule Solarpanels installiert und DANN bin ich bei Lüftung auf „hoch“ und offenen Fenstern kurz vor Mitternacht ganz müde nach Hause gefahren. Der Rückweg war eigentlich unspektakulär (auf dem Hinweg hingegen, mussten wir der Polizei bisschen was zustecken, damit die uns weiterfahren ließen. Völlig normal…), doch das Aufwachen am nächsten Morgen war dann die Überraschung: FETTE ERKÄLTUNG! … Ja, bitte, bitte, lass mich wieder in Ruhe! Ich trinke ja auch schon ganz viel heiße Zitrone und Ingwer-Tee und esse viel Obst und Gemüse und…

     

    Ein Kleinbus mit Solarpanel

    Die Arbeit… Ja manchmal ist es echt spannend was wir so machen, sehen und lernen.

    FOTOS: typische Eindrücke von der Arbeit und unser Kleintransporter

    Solar Foundation OfficeInverterSolar und Matrimandirsunlit future truck

    Manchmal vergehen Tage an denen das spannendste ist, dass wir entdecken, dass die Ordnerstruktur im Büro einfach dringend Pflege benötigt und das Hin-Und Herfahrne mit dem Kleintranspoter wieder umsonst war, weil einfach nicht genug Material auf Lager ist. Einen der spannenden Tage habe ich „alleine „ erlebt, weil die anderen zwei Sunlit-Freiwilligen frei genommen hatten. Am Morgen fuhr ein Kleinbus auf den Firmen-Campus. Und im Laufe des Tages wurde das Fahrzeug dann mit einem Solarpanel und dazugehörigem Equipment ausgestattet. Der Bus wird normalerweise freitags eingesetzt um interessierte Leute vom Treffpunkt Solar Kitchen nach Sadhana Forest zu fahren, einem Auroville-Projekt, das etwas weiter außerhalb liegt. Dort stehen Wiederaufforstung und Wassermanagement im Vordergrund und es ist eines der größten Freiwilligenprojekte, die es weltweit gibt. Freitags kann man mit besagtem Fahrzeug dorthin gefahren werden und eine Tour machen um alles kennen zu lernen. Was einem dabei alles begegnet ist faszinierend und bewundernswert. Nur eine handbetriebene Wasserpumpe, Techniken zum Wassersparen fürs Händewaschen und Geschirr Abwaschen, Fahrräder für die Stromproduktion, ein botanischer Garten wo früher nur Wüste war, eine riesige Gemeinschaftshütte,…

    FOTO: Handwaschen ganz Wassersparend

    Wassersparen

    Und nach der Sadhana-Tour gibt es immer einen Umweltfilm (erinnert mich an UIKW-Zeiten!) und veganes Essen. Naja, der Bus soll nun eine andere Aufgabe bekommen und zwar reist er wohl schon aktuell durch das Zyklon-Gebiet in Orissa um mit dem nötigsten zu helfen: Wissen auf verschiedensten Gebieten, Wasserfilter, Brennholz und Strom! Aber so ein Fahrzeug umzurüsten ist tricky… Ich habe unseren Technikern einen Tag lang zugeschaut und auch die sind an manchen vorher gemachten Verkabelungen im Auto verzweifelt und haben viel ausprobieren müssen.

     

    Mosaik-Stufen im Dorf und die dortige Baukunst

    Das Dorf in das ich ab Dezember ziehe (Kottakarai) habe ich ja schon erwähnt. Die Etage in dem Haus in dem wir dann wohnen wird gerade gestrichen und fertig gemacht, sodass wir dann dort wunderbar wohnen werden. Fast jeden Sonntag gehen wir hin und helfen mit. Eine Woche entmüllen wir den Garten und pflanzen eine Hecke und in der anderen Woche helfen wir den Bauarbeitern unsre Stufen mit einem bunten Fliesen-Mosaik zu bestücken.

    FOTO: Mosaik-Stufen im Dorf und ein Eindruck der Baustelle

    Baustelle im DorfMosaikstufen im Dorf

    Und all das ist wirklich ein Erlebnis. Da gibt es keine Wasserwaagen und  andere bei uns selbstverständliche Werkzeuge, sondern alles ist sehr praktisch und einfach. Zwei Frauen sind im Bautrupp dabei nur um den Zement anzurühren und die Farbe für Fußboden und Wände fein zu malen und zu mischen. Einer hat das Wissen wie alles geht und instruiert dann noch zwei andere. Ja und wir hatten das Glück, dass wir mithelfen durften. Wir haben die Fliesenreste aus Küche und Bad verwertete und damit die zwei Stufen zu unseren Zimmern wunderschön bunt dekoriert. Das hat Spaß gemacht musste aber ganz schön schnell gehen. Ja und jetzt war unsere letzte Aufgabe vor dem Einziehen den Boden zu schrubben. Leider sieht er immer noch sehr fleckig aus, von Zementresten und Staub, aber in einem Monat darf er dann gewachst werden und DANN werden die tollen Farben (Blau und rot) so schön schimmern wie beim Wischen. Das ist genauso als wenn man Steine in Wasser legt, dann kommt die Maserung und die Farbe erst zur Geltung,… Und indische Häuser sind verrückt bunt, das steht mal fest! Unser Fußboden ist besonders schön! Und man sollte diese Art von Boden echt in jeder Studentenweg und in Wohnheimen einführen, fast wie Stein und so mega gut pflegeleicht. Damit keiner neidisch ist auf das so schöne neue Haus, hat die indische Familie einen „Teufelskopf“ an die Balkonbrüstung angebracht. Die sieht man hier fast überall. Soll sozusagen den bösen Blick abwenden. Wir finden unseren Teufel cool.

    FOTO: auf unserer zukünftigen Veranda

    Der Teufel

     

    Die Begeisterung für Apfelbaum-Blüten

    Tamilen sind neugierig. Gerne hören sie Geschichten aus Deutschland und stellen Fragen. Anderseits teilen sie gerne ihre Kultur. Wenn ich Nudeln mit Tomatensoße koche wird mir skeptisch aber auch anerkennend über die Schulter geguckt, wenn ich Fotos aus Deutschland zeige, wundern sie sich über den Schnee, über die Häuser und über die WG-Küche, die so anders aussieht als eine indische Kochecke. Ja und dann ab und zu passiert es das Neugierige auch das Foto an meiner Hüttenwand vom Garten betrachten und ich erkläre, dass die rosa Blüten Apfelblüten sind. Dazu muss erklärt werden, dass wir hier überall Äpfel kaufen können (aber verhältnismäßig echt teuer!), obwohl die importiert bzw. aus dem Norden Indiens hierher gebracht werden. Das ist das Obst des „Reichen Mannes“. Keiner der hier aufgewachsen ist hat jemals einen Apfelbaum gesehen, es scheint eine Art Mysterium zu sein. Und dann auf einem Foto einen Apfelbaum zu sehen, der im Garten einer deutschen Freiwilligen steht, das führt immer zu Begeisterung. Das wird weitererzählt und auch die Kinder lernen Apple Pu = Apfel Blume. 🙂

     

    Das Glockenspiel und die herumhängende Hängematte

    Dass ich im Dezember ins Dorf ziehen werde, habe ich ja bereits mehrfach erwähnt. Damit es da auch wirklich schön gemütlich wird, wie in meiner Hütte, wird aber noch einiges geschehen. Dazu zählt es noch einmal einen Haushalt-Großeinkauf zu machen. Dafür werden wir nach Pondy fahren ins Getümmel – Töpfe und sonstiges warten nur auf uns. Und vermutlich werden wir bei der Gelegenheit auch einmal dort auf dem Markt einkaufen anstatt in den zwei Auroville-Läden oder an den Ständen an der Straße. Ja und Möbel werden wir uns hoffentlich noch im Bamboo-Center selber bauen – die Frage ist immer nur wann! 😉

    Ein guter Anfang ist aber schon einmal meine Hängematte. Die hängt so in meinem Zimmer herum, aber unnutzbar… Tatsächlich habe ich nach ewigen Zeiten (die habe ich von den anderen Weltwärtslern zum Geburtstag geschenkt bekommen) auch endlich Seile zum Befestigen organisiert. Das war ganz einfach, denn in der Firma gibt es ja ein Materiallager und nette Kollegen…  Jetzt habe ich Seil, um sie dann auch mal auszuprobieren – entweder zwischen zwei Bäumen oder unter dem Vordach meiner Bambushütte und dann auf jeden Fall an den zwei Säulen unserer Veranda ab Dezember im Dorf!!

    Ein weiteres Utensil für eine hübsche Veranda ist ein Glockenspiel, das ich von der das Haus besitzenden Tamilin für mein Zimmer bekommen habe, aber in kaputten Zustand. Es war ganz einfach es zu reparieren: ein freier Vormittag, der Gedanke das nun zu tun, etwa 20 Meter in die Werkstatt, 10 Meter bis zu dem Platz der Frauen, die gerade so Fliegenvorhänge aus Perlen und Bambus auffädeln, ein freundliches Vanakam und das Geklimper meiner so schön gold aussehenden Fußkettchen…. Nach 20 Minuten war das Glockenspiel auf spezielle Art und Weise repariert (z.B. abgerissenes Band an ein anderes KLEBEN) und mit einer schönen blauen Perle als Pendel bestückt. So schön: in meinem Hüttenfenster hängt jetzt ein Glockenspiel, das im Wind klimpert und auf seinen neuen Ort im Dorf wartet, neben meiner Rosellapflanze (Tee!!!), die dort im Fenster steht, damit niemand sie frisst, obwohl ich dann echt das gießen nie vergessen darf…. Übrigens ist die Aussicht von unserem Zukünftigen Haus auf dem Dach echt toll.

    Dachterasse im Dorf mit Aussicht

     

    Die Höhen und Tiefen der Brunnen und Windmühlen (Wasserpumpsysteme)

    Am Samstag haben ein paar Freunde und ich es endlich geschafft dem überall geposteten Aufruf zu folgen einmal zum Mittagessen nach „Solitude“ zugehen. Das ist eine Community, die sich der ökologischen Landwirtschaft widmet. Das dort mögliche Mittagessen ist also immer komplett bio, aber man muss vorbestellen. ENDLICH haben wir das mal gemacht und eine sehr besondere Zeit dort verlebt.

    An einem großen Gemeinschaftstisch wird gegessen. Es sitzen Menschen unterschiedlichster Nationalität  zusammen und genießen das Essen. (Entdeckung des Tages: salzig-zwiebelig angemachter Papaya-Salat!)  Das Angebot dieser Community auch einen bio-Gemüse und Obst-Korb zu erhalten werde ich ab jetzt auch annehmen und zum Mittagessen waren wir sicher nicht das letzte Mal da.

    UND DANN: eine kurze Entdeckungstour nach dem ersten Mittagessen dort über das Gelände, die für mich AUF der Windmühle endete.

    Windmühle Solitude

    Etwa 100 Leitersprossen hoch, eher mehr, habe ich einen wunderbaren Ausblick genossen und mir schon einmal vorgestellt, wie wunderbar kühlend es sein wird, wenn wir in der Community im Sommer, in den etwa 10 Meter tiefen Brunnen springen dürfen. Ganz hoch und ganz tief! Ohne Wasser geht in Indien nichts, und die Windmühle ist dafür da, das Wasser aus dem Brunnen in die Leitungen der Community zu pumpen. Die Windmühle ist übrigens ganz bunt angemalt. Ich kam mir vor wie in einem Pippi-Langstrumpf-Film. Und dann noch das Baumhaus. Es gibt hier einfach alles was die Fantasie erlaubt. Aber zu den Häusern und Hütten vielleicht ein andern mal.

     

    Die vielen Einsatzmöglichkeiten eines Müslischälchens

    Achja. Eine Community-Küche, die man sich mit Menschen teilt, deren Sprache man nicht spricht, ist eine Herausforderung. Die Müslischälchen um Beispiel sind einfach niemals zu finden, wenn sie gebraucht werden. Dabei werden sie doch immer gebraucht, denn tiefe Teller gibt es hier nicht. Aber die Begrifflichkeiten „Deins“ „Meins“ sind hier was sehr relatives. Damit ich trotzdem immer eine Tasse um Trinken habe, wenn ich morgens Tee gekocht habe, habe ich es mir angewöhnen müssen, ein paar Basic-Geschirr und Besteckteile in meiner Hütte aufzubewahren. Dazu gehört nun auch ein neues in Auroville getöpfertes Müslischälchen. Und das HAT SCHON VIEL ERLEBT! Nicht nur Müsli am Morgen oder Restpfannkuchenteig, auch indischen Tee mit Milch, Tomatensoße, Maracuja-Kern-Schleim UND Regen! Neben weiteren Töpfen und Schalen hilft das Schälchen bei Starkregen, dass die Bambusmatten nicht ganz so nass werden, wenn es durch regnet. Vorausgesetzt ich entleere es regelmäßig. J

     

    Meditieren im Dunkeln

    Hier in Auroville gibt es ganz zentral, das Matrimandir, ein gigantisches sehr beeindruckendes goldenes Bauwerk, das von vielen Händen in mühsamer Arbeit jahrelang gebaut wurde. Es ist fertig und soll nun meditatives Zentrum sein und ein friedlicher Ort, Ausdruck aller  Ideale Aurovilles.

    matrimandirmatrimandirgärten

    Leider nehmen wir Freiwilligen auch die Kehrseiten wahr. Die Gärten um das Matrimandir sind zum Beispiel noch Baustelle und haben kaum Schatten, sodass man es dort tagsüber kaum aushält. Und man darf nur auf das Gelände, wenn man einen „Pass“ besitzt, denn sonst würden wohl die Touristenscharen diese Atmosphäre zunichtemachen.

    Wir Freiwilligen dürfen nur zur Freiwilligenzeit (5-18:30Uhr)auf das Gelände und in das Matrimandir, was auch nicht so ganz schön ist, weil wir uns dann nach der Arbeit ganz schön beeilen müssen. Es ist also leider mehr ein Termin, den man versucht einzuhalten als die gewünschte Ruhezeit für Konzentration und Mediation. Dennoch, wenn ich dann mal dort bin, ist es schon etwas Besonderes. Bei meinem letzten Besuch war wegen des Regenwetters (das noch nicht hier angekommen war) Stromausfall und so waren die Patels nicht beleuchtet. Die Patels sind kleine Räume kreisförmig um das Zentrum (Inner chamber) des Matrimandirs angeordnet. Jedes Patel hat ein anderes Thema z.B. Egalite oder Bonte und hat ein anderes Symbol und eine andere Farbe und somit komplett unterschiedliche Atmosphären. Ich gehe lieber in die Patels als in die Inner Chamber, weil diese wirkt auf mich fast steril und die Luft ist durch die Klimaanlage auch einfach ziemlich kalt. Bei Dunkelheit die Runde durch die Patels zu laufen und hier und dort zu sitzen und alles auf sich wirken zu lassen, war wirklich klasse. Die Türen konnte man wie Garagentore per Hand hochschieben und ich hatte das Gefühl dass vor mir keiner an dem Tag in den Patels gewesen war. Schon toll im halbdunkeln und nur durch die Lichtschächte hinter den Symbolen fällt ein bisschen Licht in die Räume… und jedes Mal wenn man aus einem Patel wieder „auftaucht“ ist es draußen ein Stückchen dunkler geworden, denn ab viertel vor 6 ist Dämmerung. Und dann sieht man langsam die Sterne auftauchen, Abendwind, und beeindruckende Wolkenlandschaften.

     

    Ameisen und Aloe Vera

    Heute, wie so oft, war dann der Hausputz einfach mal wieder dran. Meine vier Wände beherbergten nun eine kritische Menge an Ameisen und so habe ich vor dem Frühstück (Hirse mit Obst, Nüssen und Zimt und Joghurt) die „Großaktion“ gestartet. Alles aufräumen, alle Bambusmatten raus, den Boden fegen, die Ecken mit Lavendelöl einsprühen und alles wieder einräumen. Und danach, so bietet es sich an, noch schnell Wäsche waschen. Mein Mini-Garten, der neuerdings auch eine Aloe Vera (super für jegliche Wundbehandlung) beherbergt freut sich über das Wasser mit rötlicher Färbung: tja der Staub den man hier täglich in seinen Klamotten aufnimmt! Wäsche waschen wir hier in einem rosa Eimer und mit Bürste und ökologischem Waschmittel. Und auf dem Steintisch wird an den Flecken geschrubbt. Die Wäscheleine neben meiner Hütte ist eigentlich nie leer. Aber wir haben echt Glück, das wir Freunde haben die uns mit einer Waschmaschine davor retten auch unsere Handtücher und Bettlaken per Hand waschen zu müssen. Eine Methode, die wir auch immer besser beherrschen ist das Wäschewaschen unter der Dusche. 🙂

     


  4. Wohnen, leben, Abende vor der Bambushütte

    September 19, 2013 by Nora

    Ich habe mir vorgenommen in Zukunft immer über ein eingeschränktes Thema zu schreiben, denn das Grundproblem ist eindeutig, dass es viel zu viel zu berichten gibt und das Erzählen leicht unübersichtlich wird und zu lang und …

    Dieser Blogeintrag wird von meiner Wohnsituation berichten mit Fokus auf das ungewohnte Indische daran und dabei indirekt erzählen wie gut es mir hier geht. 🙂

    Ich wohne in Auroville aktuell im „Bamboo Research Center“ in einer Hütte, die fast gänzlich aus Bambus gebaut ist (nur der Boden besteht aus Holzplatten und es gibt Mückennetze und Gardinen aus anderem Material). Das Bamboo Research Centre ist quasi fast im indischen Dorf „Kottakarai“ und liegt im Norden Aurovilles ganz nah an einigen Projekten zum Beispiel der Musikwerkstatt „Svaram“ und der Farm „Windarra“. Das Bamboo Research Centre ist ein besonders großes Projekt in Auroville. Bis zu 30 Leute arbeiten hier und in dem Partnerprojekt Mohanam. Das Grundstück ist ziemlich groß. Es gibt einen „Showroom“ für den Verkauf der Bambus-Produkte, ein Büro, ein paar Werkstätten und einige Bambusgebäude unterschiedlichster Funktion (neue Technik des Baus ausprobieren bis Musikpavillion für die Trommelgruppe). Um auch die  Möglichkeit zu nutzen, dass Freiwillige, die es viel in Auroville gibt (für uns mittlerweile eine Selbstverständlichkeit: überall junge Leute, die das gleiche machen wie wir, bloß meist kürzer also nur wenige Monate), damit diese Freiwilligen hier vor Ort mithelfen, wurden in den letzten Jahren mehrere Wohnhütten gebaut. Es gibt zwei Hütten komplett aus Bambus, eine aus Bambus mit Lehm, eine weitere die noch nicht fertig ist und zwei „Kapseln“, also Stelzenhäuser, die traditionell ein Dach aus Palmenblättern haben.

    Da die Hütten alle nicht bewohnt waren, hatten wir das Glück, dass, obwohl nur eine von uns „Weltwärts“-Freiwilligen hier im Projekt arbeitet, ganze 5 von uns hier wohnen können. Das ist echt spitze, denn der Ort ist wunderschön und wir haben hier ganz viele Möglichkeiten unser eigenes kleines Dorf (der Platz erinnert irgendwie an ein Schlumpf-Dorf) zu gestalten. Zwischen den 6 Hütten und dem Haus von Walter, der hier als einziger richtig auf dem Grundstück wohnt, wachsen Bananen- und Papaya Bäume, jede Menge Bambus und ganz viel was wir noch nicht erkennen (auch sehr schöne Blumen!). Wenn hier  die Regenzeit los geht, wird außerdem Gemüse angebaut werden, aber aktuell ist der Boden dafür noch zu trocken.  Es gibt zwei große Steintische, aber nur wenige Stühle (wir werden wohl ganz bald mehr bauen, denn der Bedarf ist da!) und neben meinem Häuschen ein paar Wäscheleinen und  einen Wasserhahn. Ansonsten gehört zu unserem Wohnen noch dazu: Die Küche, die unter der einen „Kapsel“ ist und ein Duschhäuschen mit den typischen indischen Klos etwa 30 Meter entfernt sowie eine echte „Western Toilet“ neben den Hütten. Klopapier gibt es nicht und zum Duschen reicht eigentlich ein Eimer mit kleinem Schöpfeimer dazu, in denen oft Frösche, die wir dann retten, sitzen, wenn wir abends oder morgens duschen. Der Weg zum Duschhäuschen ist abends immer hübsch „dekoriert“: mit vielen Glühwürmchen. Und wir werden wohl bald das Häuschen von Innen dekorieren, denn ich habe Farbe organisiert und nachdem ich mein Gebrauchtfahrrad aufhübsche werden wir dann mit den Farben dort an den Wänden mal schauen, was wir so künstlerisch draufhaben. Zu der Küche ist zu sagen, dass es wenig Geschirr und Küchenzubehör gibt, hauptsächlich die typischen Teller und  Töpfe aus Blech (?) und einen Gasherd mit zwei Flammen. Ansonsten besteht die Küche aus einer großen Steinarbeitsfläche und einem solchen Becken mit Wasserhahn. Wir haben einen eigenen Wasserfilter und sogar einen Kühlschrank!

    Bambushütten, die wichtigen sanitären Einrichtungen und einen „Dorfplatz“ als Treffpunkt für alles: von Essen über Wäschewaschen über einander die Harre schneiden über Wunden versorgen (schon Schürfwunden müssen wir hier aktuell noch peinlichst genau behandeln, damit wir uns nichts einfangen an Entzündung und Infektionen) über Tamil mit den „Ammas“ üben bis zu im-Regen-Tanzen. Mehr brauchen wir nicht zum Glücklich wohnen!
    Der Luxus ist das W-Lan, das wir mitnutzen können und liebe Leute, die sich hier um ihre Mieter sehr gut kümmern. Es gibt sogar eine Pinnwand für Beschwerden und Wünsche.

    Meine Hütte seht ihr auf den Bildern (klappt grad nicht mit dem Hochladen, das Internet ist hier sehr langsam). Mittlerweile ist sie der Inbegriff der Gemütlichkeit. Sobald ich neue Stühle gebaut habe und meine Hängematte, die ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, auch aufgehängt habe, wird es noch besser! Mein Bett habe ich gleich am ersten Tag umgestellt, sodass es geräumiger ist und mittlerweile schaffe ich es, das Mückennetz so dicht zu halten, dass ich ungestört durchschlafen kann (Mückenstiche jucken hier etwa eine halbe Stunde echt mega doll…). Die Wand besteht aus geflochtenen Bambusmatten und stabilen Bambusstangen und ich kann super Postkarten und andere Deko sowie den Auroville-„Stadtplan“ befestigen. Es gibt in meiner Hütte auch einen Spiegel der mit dicken in Edding geschriebenen Buchstaben verkündet „YOU LOOK FINE!“. An der Wand ist eine „Electric“-Leiste mit Lichtschalter für drinnen und draußen und für die Regelung von dem Ventilator (!!), der unter der Decke hängt und zum An- und Ausschalten der Steckdose!  Für Klamotten gibt es eine Kleiderstange und ich bin froh über meine wasser- und insektendichten Beutel (mitgebrachter Outdoorkram).  Insgesamt ist Aufhängen eigentlich die Aufbewahrungsart, die in Indien Sinn macht, auch insbesondere in den Kapseln, in denen ja einige andere  Freiwillige wohnen (auch auf den Farmen). Zwei kleine Regale an der Wand beinhalte daneben alles was ich besitze. Dazu kommt ein Schreibtisch, der immer mit Tamil-Lermaterialien, Indienreiseführern, adressierten Postkarten und anderem Papierkram beladen ist, aber nie genutzt wird. Der Grund ist unter anderem, dass ich noch keinen Stuhl in optimaler Höhe gefunden habe (in Indien ist einfach nichts genormt). Der Boden ist mit Bambusmatten ausgelegt, die ich alle paar Tage mal ausschütteln muss, denn ich trage doch viel Sand hier herein und den Ameisen will ich auch keine Chance geben sich hier heimisch zu fühlen. Auf dem Boden steht meine „Schatzkiste“ mit Kerzen und Räucherstäbchen und neben der Tür meine paar Teller und Tassen, die trocknen und meine Fahrradttasche mit den 10-15 Dingen, die ich immer überall mithinnehme (darunter Sonnenbrille, Wunddesinfektionsspray, eine große Wasserflasche, Tamil-Vokabelkarten, Taschenmesser, Taschenlampe, Feuerzeug, meine Auroville-Card, das Portemonnaie,…) und mein Fahrradhelm (! Super Alternative zum Sonnenhut)

    In meiner Hüte kann man super schlafen und richtig gut auf dem Boden sitzen und mit Freunden plaudern oder Blogeinträge schreiben oder lesen oder einfach den Tag „verdauen“ oder  wieder einmal Ordnung schaffen, damit es gemütlich bleibt. Aber das Leben spielt sich eigentlich draußen ab!
    In der Tür sitzend schreibe und  lese ich und lerne insbesondere morgens Tamil (das macht Spaß ist aber ein echt große Herausforderung!). Außerdem ist das der perfekte Ort zum Frühstücken, wenn es regnet und praktisch zum Wäschewaschen (mit Hand in zwei riesigen rosa Eimern! :-))

    Und draußen… wird gefrühstückt, Mittagspause gemacht, Abendgegessen, die Vegetation gegossen, die Hunde möglichst ignoriert, die Hühner und Truthähne beguckt (besser ist kein Fernsehen!), und und, und und…gelebt! Das indische Leben spielt sich draußen ab und zwar nicht jeder für sich, sondern gemeinsam!

    Sogar das morgendliche Aufstehen ist so, dass wer als Erster aufwacht beim Gang zum Bad bei allen mal vorbeischaut und sichergeht dass keiner verschläft. Dann kommunizieren wir meist quer über den „Dorfplatz“, was es zum Frühstück geben könnte, wer schon einmal Heißwasser aufsetzt, wer welchen Tee möchte und welche Früchte heute angeschnitten werden. Bis etwas halb neun sitzen wir dann mehr oder weniger vollständig am Tisch und steigen dann auf Motorräder, Mopeds und Fahrräder, um unsere kleine Idylle zu verlassen und in den Arbeitstag zu starten. Mittags kommen wir manchmal zurück und schmieren uns beispielsweise ein Brot mit Avokado und  essen ein paar Minibananen (das sind hier die regionalen! Gerade wächst vor unserer Küche eine gigantische neue Blüte…). Dann wird mittags auch nicht selten neu Eingekauftes in der Küche verstaut, Wäsche gewaschen, der Boden vor den Hütten gefegt, die Ameisen aus den Hütten rausgefegt und schließlich mit dem Luxus der Ventilatoren in den Hütten  die Mittagspause genossen. Da ist es einfach schön seine 4 Wände zu betrachten, sich zu Hause zu fühlen und allen Lärm draußen  zu ignorieren oder sich über das bunte chaotische Leben einfach zu freuen, denn an sich ist hier tagsüber Trubel und ein ganz guter Lautstärkepegel (diskutierende Frauen, Tassengeklimper, Maschinendröhnen, Hundebellen, …) , denn wir wohnen hier zwar, aber hier wird richtig hart gearbeitet in den Werkstätten und davor und zwischen unseren Hütten und in der Küche (Tee für alle Arbeiter,…).

    Wenn wir abends wieder kommen, dann sind alle schon weg und wir wundern uns. Unser Reich! Es dämmert dann schon bald und wir müssen gut Mückenzeug nutzen, damit die uns nicht auffressen. Fast jeden Abend gibt es Wetterleuchten und dann Sterne oder tolle Wolken zu bewundern. Und es wird wohl noch häufiger vorkommen, dass wir besonders am Sonntagabend hier in großer Runde (Weltwärtsler, andere deutsche Freiwillige, andere neue Freunde, Freunde von Freunden) sitzen und ein paar von uns für alle kochen, in der indischen Küche, die noch immer so ungewohnt ist. Langsam sammeln wir uns einen Vorrat an Gewürzen an und es gibt jetzt auch schon ein paar Messer, Schälchen und praktische Küchenhilfen (sogar einen Mixer!). Den Dampfkochtopf für das indische Essen leihen wir noch aus, aber mit der hier typische Eisenpfanne kann man sogar ganz passable Apfelpfannkuchen machen. Wenn hier gekocht und gemeinsam gegessen wird dann wird gelacht, erzählt, vielleicht sogar Bier oder Whiskey getrunken (Wenn das jemand aus Pondy mitgebracht hat), Jemand spielt Gitarre, Zeit genossen, … Der Mond betrachtet unsere Runde, die „watch-Männer“, die hier auf das Grundstück aufpassen, schauen mal vorbei ….und irgendwann werden zumindest die Mädchen noch in Begleitung nach Hause gefahren.

    Nach dem Motorengeräusch der abreisenden Freunde bleibt das Grillen und  Zirpen der Insekten, das Bellen der Hunde, Vögel, die urwaldmäßig musizieren, Kleintiere, die rascheln und über die Dächer spazieren, und für uns noch immer ungewohnte Geräusche aus dem Dorf zum Beispiel Trommeln und Tempelmusik. Zufrieden, satt und ziemlich erschöpft von so vielen Erlebnissen kann ich dann einschlafen und werde morgens auch von einer ähnlichen indischen Geräuschkulisse und der Sonne wach. Ein neuer Tag- herrlich!

     

    P.S.: Ich hab immer noch nicht alle Geburtstagsgrüße lesen können, schlicht weil der Server hier überfordert ist und das Internet ewig lahm… naja, die indische Infrastruktur halt J

    Aber ich lasse mich einfach überraschen was der nächste Tag mit sich bringt und genieße das Abenteuer Indien! Ich hoffe ihr habt Spaß das mit zu verfolgen.

     


  5. Ankommen – Volunteers at work, in Auroville, at home

    September 12, 2013 by Nora

    Jeder Tag ist unberechenbar, erlebnisreich und erzählenswert!

    Eine ganze Weile habe ich nicht geschrieben, obwohl ich definitiv hätte Seiten füllen können… Die Gründe dafür sind vielseitig: Anscheinend sind wir Freiwillige dabei wirklich in einer Alltagsroutine anzukommen und uns unser neues zu Hause einzurichten. Dabei bleibt oft keine Zeit für den objektiven Blick, den es zum Beschreiben und Berichten benötigt. Wir stecken schon tief in unserem HIER und JETZT. Oft bin ich am Abend, wenn es dunkel ist (ab halb sieben), dann einfach nur froh nichts mehr zu machen, mich mit meinen „Mini-Dorf-Platz-Mitbewohnern“ zu unterhalten und erschöpft und glücklich ins Bett zu fallen. Außerdem habe ich kein Internet in meiner Bambus-Hütte und in den letzten Tagen war die Verbindung in unserem Teil Aurovilles wegen der Unwetter h unterbrochen. Nun möchte ich es wieder einmal versuchen… einen klitzekleinen Bruchteil von dem, was ich hier erlebe, sehe und denke, sollt ihr mitverfolgen können.

    Unsere zweite Arbeitswoche in den Projekten ist bereits zum zweiten Mal beim Mittwoch angekommen. Die Arbeit unterscheidet sich bei uns allen sehr und Jeder von uns erlebt nun ein individuelles Stück Indien. Momentan heißt die Arbeit bei „Sunlit Future“ für mich vor allem eine andere Mentalität und die lokale Solartechnik („Off-grid“) kennen lernen und  die eigene Rolle als Freiwillige und als Frau in einem Männerunternehmen definieren.
    Um halb neun warten Jan und ich in Auroshipam (so heißt das Gelände mit mehreren produzierenden Gewerbe-Einheiten) auf unsere Kollegen und einen der Chefs (ein Inder und ein Deutscher), von denen einer den Mitarbeitern sagt, was heut zu tun ist. Wer noch um 10 Uhr in der Firma ist bekommt Tee, aber an sich sind dann fast alle meist zu zweit unterwegs zu den „Sites“. Dort werden Solarsysteme repariert, kontrolliert und neu installiert. Außerdem wird neben dem „Office“ Material für die Installationen vorbereitet und neu gelieferte oder angefertigte Teile in einer Werkhalle gelagert. Dorthin Sachen zu transportieren oder abzuholen und an Kreissäge und Bohrer beispielsweise die Aluminium-Grundkonstruktionen anzufertigen gehört mit zu den Alltagsroutinen bei „Sunlit Future“. Als Frau wurde mir besonders in den ersten Tagen vieles nicht zugemutet und insgesamt müssen wir Freiwilligen uns Arbeit „nehmen“, sonst stehen wir daneben und die Dinge brauchen länger. Anweisungen geben uns die Tamilen wenig und so müssen wir Fragen stellen und einfach mit anpacken. Die Kollegen verstehen langsam, dass wir was tun und wissen wollen und so trage ich das Material mit zum „Truck“, stehe an den Maschinen und krieche mit unter den Solarpanels herum, um die Kabel zu verbinden. Und ein paar von den Kollegen sind echt große Klasse und sehr geduldig mit dem Erklären, zum Beispiel bei den Namen der Werkzeuge. Die Arbeit macht dann Spaß und wir sind Teil von dem Sunlit Team. Besonders die „Back-Up“-Systeme (also Batterien für die Energiespeicherung, wenn das Netz keine Elektrizität liefert oder keine Sonne scheint) sind hier im Gegensatz zu Deutschland eine Normalität.
    Besonders einen Vorteil hat die Arbeit in meinem Projekt: Ich lerne unsere Welt hier von innen und außen, in allen Ecken kennen. Mal klettern wir auf ein Dach um das Wassersystem zu reparieren, mal unter die Treppe, um die Batterien zu überprüfen.  Ich lerne die Gegend um Auroville herum gut kennen, denn wir fahren bei den Kollegen auf dem Motorrad mit, oft ganz gut beladen mit Werkzeugkoffer und neuen technischen Teilen. Und ich sehe wie vielseitig Auroville ist.

    Jede „Comunity“ hat ihren eigenen Charme und die unterschiedlichen Menschen sind faszinierende Persönlichkeiten, die ihr Umfeld hier ganz individuell aufbauen und prägen. Daraus resultieren unglaublich zahlreiche Möglichkeiten für uns als Freiwillige Kontakte zu knüpfen, irgendwo mitzuwirken und auch in Zukunft woanders zu wohnen. Es ist ganz schön schwierig zu wissen, was man hier will. Letzte Woche waren wir auf dem „Deutschen Treffen“ eingeladen und aktuell wird beispielsweise ein Konzert vorbereitet, auf dem jedes Land mit etwa 2 Liedern auf der eigenen Sprache vertreten sein soll.
    Besonders in der „Solar Kitchen“, in der die Meisten hier mittags essen gehen und auf „La Terrace“,dem Cafe, dass über der Solar Kitchen mit einer herrlichen Dachterrasse punkten kann, treffen wir nun immer wieder die Leute, die wir schon einmal gesehen haben. Immer mehr Gesichter kommen dazu und die Aurovillaner begegnen uns als neue Weltwärts-Generation meist recht neugierig. Und wir stellen viele Fragen, zum Beispiel wo wir am besten einkaufen können, denn zu einem Tag gehören drei Mahlzeiten, damit wir alle fit bleiben und bei dem Klima und den Herausforderungen in der neuen Umgebung genug Energie haben. Das Kochen in einer ganz anderen Küche als wir sie gewohnt sind braucht wirklich Übung. Am kommenden Wochenende werden wir mal in einem Dorfprojekt einen Kochkurs mitmachen. Die „Auroville Bakery“ erlaubt uns glücklicherweise richtig gutes Brot zu kaufen, doch Marmelade beispielsweise ist sehr teuer. Stattdessen könnten wir uns auch nonstop von Früchten ernähren, die sogar bei uns vor der Bambushütte wachsen oder bei unseren Freunden auf der Farm. Die ganz kleinen Bananen sind hier regionale Ernte und wer sich als „reich“  brüsten möchte, kauft die Äpfel die überall angeboten werden. Schräge Welt!
    Shanka, unser Tamil-Lehrer, erklärt uns neben dem Sprachunterricht (Konversation und neue Schrift) diese ganz andere Welt, Mentalität und Kultur. Er ist ein super Lehrer und seine Geschichten bleiben wirklich im Kopf und vieles erschließt sich uns so einfacher. Tatsächlich gibt es in der tamilischen Sprache kein Bitte und Danke- fast undenkbar für uns. Zeit spielt eine ganz andere Rolle: Stand der Sonne, alle werden als „Verwandte“ angesprochen,… Die neue Sprache zu lernen, macht mir Freude, denn ich sehe täglich wie ich damit wirklich weiter komme: einige Kollegen und die Arbeiter im Bamboo Center sprechen kaum Englisch. Damit wir wirklich ein Jahr hier bleiben dürfen, haben wir in Pondycheryy alle noch einmal mit unserem Pass das Formale klären müssen und ein „Residance Permit“ erhalten. Alleine in die Stadt zu fahren ohne „erfahrene“ Aurovillaner war ganz schön spannnend. Mit dem Residance Prmit und mit der „Auroville Card“ (auch Zahlungsmittel innerhalb Aurovilles) sind wir nun gut ausgestattet für dieses Jahr. Als Transportmittel kommt hier das Motorrad als das Normalste überhaupt dazu und es ist eher ungewöhnlich, dass neben mir auch noch zwei andere Freiwillige bisher nur Fahrrad fahren. Allerdings stelle ich fest, dass es innerhalb Aurovilles absolut machbar ist, gerade auch, da es nun immer kühler wird und ein Fahrrad bei Regen und tiefen Pfützen auch vielleicht sogar besser zu handeln ist, als ein Motorrad. Ja… die letzten Tage hat uns der hier seltene Sommermonsum auch schon ganz schön erwischt. Besonders am Samstag ging gar nichts mehr und wir saßen alle irgendwo fest und kamen nicht mehr weg, weil es einfach zu stark geregnet hat. Anschließend durch die gigantischen Schlammteiche auf den Straßen zu fahren hat Spaß gemacht und im Theater zu sitzen, eine indische Tanzvorstellung anzuschauen und dabei wieder trocken zu werden gehörte mit zu den bisherigen Erlebnissen. Die Füße werden bei nassem Wetter gar nicht mehr sauber, die rote Erde hier färbt wunderbar.

    Im Bambus-Dorf ist tagsüber viel los, denn hier arbeiten etwa 30 Frauen und Männer. Abends dagegen ist das hier unser Reich (und das der Mücken) und wir können so gut wie alles machen was und wie wir wollen, begleitet von den streunenden Hunden, die hier mehr oder weniger leben, den Hühnern, einem Truthahn und seiner Frau sowie ab und zu einer vorbeiziehenden Kuh . Gemeinsames Kochen, Filmabend zusammengedrängt in einer Hütte, das Gewitter bestaunen, Wäsche per Hand waschen und überall aufhängen (oft leider vergessen wir sie abzuhängen, sodass sie wieder nass wird vom Regen) und bald dürfen wir hier auch mithelfen das Gemüse anzubauen, wenn die richtige Regenzeit losgeht. Darauf freue ich mich schon. In unserem Bambus-Zu Hause war es beim Regen sehr gemütlich, auch wenn drei von uns Lecks im Dach haben. Das gehört halt aktuell dazu und wir arrangieren uns damit. Die Bambus-Crew hat uns auch schon versichert, dass sie die Lecks ganz bald flicken und da die sich wirklich gut um alles kümmern, was wir anmerken und gerne ändern würden, passiert das sicherlich. Meine Hütte hat ganze 4 Lecks, ist aber sonst mittlerweile ein wunderbares zu Hause. Ausgestattet mit Räucherstäbchen, Mückennetz über dem Bett und ein paar Hauseigenen Geckos haben die Mücken auch weniger Chancen. Meine Wand ist mit Fotos aus Cottbus und einer „I like Brandenburg“-Postkarte bestückt und gelichzeitig wird alles immer mehr indisch: die bunten Tücher über den Regalen, die Papierschachteln und verzierten Holzdosen- innerhalb kürzester Zeit sammelt sich bei uns allen ein ganz neuer „Haushalt“ an.  Und immer wieder wird klar: hier ist das Leben langsamer. Wirklich alles braucht mehr Zeit besonders ganz durchschnittliche Dinge, wie Duschen, Abwaschen, Kochen… Neulich war das Gas leer, da haben wir ein Feuer gemacht. Und dass der Strom und das Internet keine Selbstverständlichkeit ist liegt auf der Hand.

    Das Abenteuer ist im vollen Gange und ich genieße es!

    Bald kommen dann hoffentlich mal Fotos, der Bericht zur indischen Hochzeit und und und…