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‘Gesundheit’ Category

  1. Helm auf

    Oktober 19, 2011 by Kaspar

    Am Samstag morgen:
    Ich fahre nach Pondy, um mir einen Motorradhelm zu kaufen und mal wieder vollzutanken. Ein Helm kann bei dem Verkehr hier nun wirklich nicht schaden und der Tank hört sich auch schon wieder etwas leerer an. Eine Tankanzeige hat das Bike leider nicht.
    In Pondy angekommen und mit vollem Tank mache ich mich auf die Suche nach einem Geschäft mit Helmen.
    Plötzlich halten mich zwei Polizisten an und wollen mein Pass, die Papiere und die Versicherung für das Motorrad sehen. „One way street, one way direction. One way!“ – Mist da bin ich doch glatt falsch herum in eine Einbahnstraße hineingefahren… Und die Versicherungspapiere hat der Mechaniker in Auroville gerade um sie zu verlängern. Das kann ja was werden.
    „500 Rupie, 500 Rupie. One Direction.“ sagt der eine. Der andere guckt sich uninteressiert meine Passkopie an und gibt sie mir wieder.
    „700 Rupie, wrong direction, 700 Rupie.“ Bevor sie auf 1000 Rupie erhöhen drücke ich ihnen schnelle 500 Rupien in die Hand und frage dann, wo ich hier Helme finde. Sichtlich verdutzt und plötzlich durchaus freundlich erklären sie mir den Weg zu dem Geschäft und lassen mich weiterfahren.
    Gut angekommen beim Geschäft wird mir klar, dass die Läden in Pondy anscheinend generell nicht vor 10 Uhr aufmachen. Also ab zum nächsten Chaistand und eben abwarten und Teetrinken.
    Um 10 Uhr dann endlich einen Helm aussuchen können und ab geht’s wieder zurück nach Auroville. Dieses mal mit Helm! (=
    Unterwegs sehe ich noch einen Europäer, der von 2 Polizisten angehalten wird. Da bin ich wohl nicht der einzige gewesen, dem sie heute Geldabknöpfen konnten.

    Um 11 Uhr in Kuala angekommen wird erstmal schön bei der Bakery gefrühstückt und vorher noch schnell die Auroville-Karte aufgeladen, mit der man in Auroville überall bargeldlos bezahlt. Danach machen Claudio Luis und ich uns dann auf den Rückweg.
    Auf den Straßen wird es schon wieder voller und die nervigen Werbe-Trucks mit mindestens vier Megafonen an Bord sind auch schon wieder unterwegs. Am kommenden Mittwoch wird nämlich in den Dörfern rund um Auroville gewählt.

    Kurz vor Alankoppam passiert es dann:
    Nach einer langen gerade Straße kommt der erste Speed-Bumper hinter einer Kurve.
    Den kennt man ja eigentlich…
    Von wem ich aber nichts wusste, waren die 6 Schulmädchen die nebeneinander über die Straße gehen und sie damit fast blockieren. Stark bremsen noch mal hupen und links vorbei, denke ich mir. Die gehen ja zum Glück von links nach rechts über die Straße. Machen also den Weg frei. Aber das wäre auch zu schön und normal für die indischen Verhältnisse gewesen.

    Als die Mädchen mein Hupen hören überlegen sich plötzlich die zwei, die ganz links stehen, wieder zurück auf die andere Straßenseite zu gehen. – Ohne zu gucken.
    Ohne eine Chance ernsthaft auszuweichen ziehe ich die Maschine noch weiter links rüber und mache eine Vollbremsung. Im Vorbeirutschen streife ich eines der Mädchen noch an der Schulter und liege wenige Meter weiter selber auf dem Boden.
    Alles guckt zu mir.

    Ich stehe sofort wieder auf und frage das Mädchen, ob sie okay ist.
    Ja, ist sie. Sie ist nicht mal hingefallen oder ähnliches und sorgte sich eher um mich.

    Ich bin auch okay. Aber jetzt lieber schnell weg hier.
    Das Motorrad wieder aufgestellt, aufgesessen und zum Starten schnell herunterkuppeln…
    Ich gucke mein linkes Bein herunter zur Kupplung und kann direkt auf mein offenes Schienbein blicken. Und schaue auch gleich wieder weg.

    Schnell kuppeln, die Maschine starten und nach Hause fahren, solange das Bein noch betäubt ist. Ich spüre dank des Schocks noch nichts.
    Zuhause angekommen lege ich sofort mein Bein hoch. Die offene Wunde blutet zum Glück nur wenig. Claudio holt den Arzt von neben an rüber, der einen Blick darauf wirft und mich in sein Behandlungszimmer herüber tragen lässt.

    Er desinfiziert und reinigt die Wunde, während ich versuche mich abzulenken.
    Flo bringt mir noch Wasser, eine Banane und Kopfhörer.
    So lausche ich der neuen Kreation von den Red Hot Chili Peppers und probiere nicht daran zu denken, dass der Arzt mein Bein gerade mit zehn Stichen aufwärts zunäht.
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    Nach einer Dreiviertelstunde Fädenziehen und verarztet ist er endlich fertig und die anderen bringen mich in mein Bett.
    Mindestens vier Tage Bettruhe und Bein hoch, hat der Arzt noch gesagt.

    Das alles ist jetzt vier Tage her und mir geht es schon wieder ganz gut.
    Photo & Video Sharing by SmugMug
    Es gab keine Schwellungen, kein Fieber, ich habe mir keine Infektion eingefangen und muss keine Schmerzmittel nehmen. Nur der Verband musste mal gewechselt werden. Ansonsten werde ich hier von allen gut versorgt und hab selten Langeweile beim Die-ganze-Zeit-im-Bett-liegen.

    In den nächsten Tagen starte ich so langsam die ersten Gehversuche und versuche wieder im Alltag Fuß zu fassen.
    Aber vielleicht fange ich erstmal im Leerlauf an und lass mich ein bisschen rollen… mit Helm!


  2. Einmal zurueckgespult.

    September 24, 2011 by Ehemaliger WWler

    Tick tack. Tick tack.
    Die Zeit bleibt stehen. Der Zeiger dreht sich rückwärts.

    Ich „betrete“ ein indisches Krankenhaus.
    Das Sirren der Ventilatoren. Viele Menschen. Ein Rollstuhl, der aus den 50ern zu stammen scheint.
    Das Warten. Tick tack. Der ermutigende  Satz: „Sieh es als Abenteuer!“
    Nächste Station Röntgenraum. Ein kleines Kabuff mit Geräten, die wohl schon lange ihre Dienste tun.
    Und dann die Ueberraschung: Anders als vermutet, lande ich in einem Einzelzimmer, welches wohl ausschließlich für Westler bereitgehalten wird.
    Es folgt eine kurze Beschreibung:
    Eigenes Bad mit westlicher Toilette. Fernseher- endlich sich mal hemmungslos tamilische Serien reinziehen- und die Kroenung; ein Gemaelde von den Alpen. Da fühlt man sich doch gleich wie zuhause.

    …wie ihr ja bereits schon gelesen habt, hat mir das indische Krankenhaus schon nach anderthalb Wochen in Indien die Ehre erwiesen. Es war zwar durchaus eine abenteuerliche Erfahrung aber die Ärzte waren wirklich sehr kompetent und es schwirrten ständig irgendwelche Krankenschwestern um mich herum, die mir mal neues Dressing, mal eine Injektion verpassten.

    Ein bisschen gewöhnungsbedürftig waren dennoch das sofortige Bezahlen jeglicher Untersuchungen und Medikamente, da man sich im fiebrigen Zustand nicht unbedingt mit den finanziellen Angelegenheiten seiner Heilung herumschlagen möchte. Aber: Wat mut dat mut.

    Zum anderen wird dort jegliche Versorgung, die über die Medizinische hinausgeht, an die Familie übergeben. Wie gut, dass ich so viel Besuch hatte, der mich mehr als nur gut mit Essen versorgt hat.
    In den Tagen, die ich in der Nallam Klinik verbracht habe, konnte ich wirklich nicht über Einsamkeit klagen. Die viele Gesellschaft hat garantiert zur Besserung beigetragen, sodass ich an Tag Nr. 4 endlich wieder nach Auroville zurück konnte.

    Seitdem wohne ich mit Susanne in Gaia und konnte nach einer weiteren Woche Hausarrest, oder auch Urlaub genannt (schlafen, lesen, essen…schlafen)  auch endlich wieder zur Arbeit in Svaram gehen. Auch die Krücken bin ich endlich los und konnte mich gar nicht mehr einkriegen, wie wunderbar es ist, selbständig laufen zu können.
    Man weiß manche selbstverständlichen Sachen wirklich immer erst dann zu schätzen, wenn sie mal nicht funktionieren.

    Jetzt bin ich endgültig wieder unter den Validen und konnte heute mein frisch repariert und gewaschenes Motorrad nach Hause fahren. Alles wieder beim Alten. Nein! Viel besser!

    Das tiefe Tuckern der Honda, Balsam auf meiner Seele.
    Endlich wieder unterwegs…

    „Reisen, entdecken. Was ist weiter als die Sehnsucht des Menschen, hinter das Wesen aller Dinge zu schauen!“


  3. Erster Krankheitsfall (Update)

    September 10, 2011 by Kaspar

    Leider muss unsere Gruppe schon jetzt den ersten Kranheitsfall beklagen. Mirella liegt seit gestern morgen in der Nallam Klinik in Pondicherry.
    Sie hatte sich letzten Sonntag bei den ersten Fahrversuchen mit ihrem Motorrad einen blauen Fleck an der Wade zugezogen. Außerdem hatte sie zusätzlich eine kleine (offene) Wunde am großen Zeh.
    Eigentlich nicht weiter schlimm das Ganze.
    Am Mittwoch traten dann aber die ersten Symtome einer Infektion ein. Auf dem zur Registrierung in Pondycherry war ihr kalt, obwohl ihre Stirn fast heiß war und ihr rechtes Bein konnte sie auch nur noch eingeschränkt bewegen.
    Deshalb habe ich sie dann gleich in die Kailash Klinik nach Auroville gebracht. Dort wurde sie auch sofort behandelt und hat eine ganze Reihe an Antibiotika verschrieben bekommen. Danach sollte sie sich erst mal hinlegen und am nächsten Morgen noch mal wiederkommen. Wir haben ihr dann die nich unerhebliche Menge an Medikamenten aus dem Health Center in Kuilapalayam besorgt.
    Als sich ihr Zustand bis Freitag aber nicht verbessert, sondern eher verschlimmert hatte, wurde sie ins Krankenhaus in Pondicherry verlegt und von Karin begleitet.

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    Gestern wurde Mirella noch von Malte, Lea, Caro und Susanne besucht und unterhalten. Caro hat dann mit ihr gemeinsam noch die erste Nacht im Krankenhaus verbracht und heute, am Samstag, hat Mirella noch weiteren Besuch von uns bekommen.

    Inzwischen geht es ihr wieder besser und sie kann es kaum erwarten sich endlich wieder nach Lust und Laune bewegen zu können.
    Bis Sonntag oder Montag muss sie aber noch dort bleiben. Und danach vielleicht erst mal etwas langsamer machen. Aber das gilt wohl für alle von uns.
    Bis dahin wünschen wir ihr alle noch gute Besserung!

    Update:
    Mirella geht es schon wieder so gut, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde und zurück in Auroville ist. Zur Zeit ist sie aber noch auf Krücken unterwegs und arbeitet auch noch nicht in ihrem Projekt weiter. Die Arbeit kann sie aber wohl diese Woche wieder aufnehmen.
    Wir sind froh, dass wieder alle von uns da sind 🙂


  4. Physische und psychische Ankunft in Indien

    August 31, 2011 by Ehemaliger WWler

    Nach einem tag der physischen ankunft gestern an dem die anderen Weltwärtsler und ich drei Stunden zu spät in Indien, Chennai angekommen sind und uns nach Temperaturschock, indischem verkehr mit obligatorischer Kuh auf der Straße und auf die Gegenspur wechseln, einem ersten indischem Essen auf indischem Boden und einigem schweissverlust vollkommen ko zum Teil erstmal unter die Dusche stellten.
    Die frische Dusche hat jedenfalls mir gezeigt das ich nicht träumte, ich war nun wirklich physisch angekommen obwohl ich mich eigentlich schon ungefähr vier Stunden auf indischem Boden befand. Doch noch bevor alle die Zeit hatten sich zu duschen waren wir auch schon wieder unterwegs um uns unsere erste Fortbewegungsmöglichkeit in form eines Fahrads zu besorgen. Wir haben dann noch eine kleine Fahradtour durch Auroville gemacht und danach im tibetischen Pavillion zu abend gegessen.
    Aber selbst als ich nach meiner zweiten Dusche in Indien erschöpft auf meinem Bett lag war ich psychisch immernoch irgendwo zwischen Frankfurt und Chennai.

    Am Zweiten Tag hat sich daran nicht so viel geändert, obwohl wir viel von unserem Papierkram erledigt hatten und auch alle ihre Projekte und noch weitere die sie interessieren gesehen haben und wir sogar an einer kleinen puja teilgenommen haben, ist mir immer noch nicht klar in welches Projekt ich gehen soll.
    So wirklich angekommen bin ich persönlich immer noch nicht, mein Kopf wackelt nocht nicht, aber ich fahre schon auf der linken Straßenseite und klingele bei jeder Gelegenheit, also vielleicht ist ja noch Hoffnung, dass ich bis zum 28.08.2012 an dem ich meine Rückreise antreten werde doch noch ankommen werde, in Auroville und in Indien.