Die ersten 10 Tage sind ein Wirbelsturm aus Aktivitäten. Zwischen unserer Ankunft am 22.8 und dem Einzug in unsere Wohnungen am 31.8/1.9 wohnen wir nämlich nicht nur gemeinsam in einem Guest House (eine lokale Mischung aus Hotel und Jugendherberge, unseres hat 2er bis 4er Zimmer sowie geteilte Bäder und Küche) sondern besuchen auch alle Einsatzstellen, Wohnungen und einige wichtige Orte in Auroville.
Zu beschreiben was wir also alles in den letzten Tagen gesehen und erlebt haben würde eine Ewigkeit brauchen. Deshalb habe ich mich auf drei Highlights und zwei nicht so Highlights beschränkt.
Eines meiner Highlights muss natürlich meine eigene Einsatzstelle die Farm AuroOrchard sein. Nicht nur weil es meine Einsatzstelle ist, sondern auch weil es einfach ein super schöner Ort ist. Der Großteil unseres Besuchs war eine Führung einmal um die Farm, mit Erklärungen zu den verschiedenen Pflanzen und Tieren und wie sie miteinander interagieren. Als wir an den Avocado-Bäumen vorbei kamen gab es sogar gratis Avocados, es ist gerade Avocado-Saison. Das beste am Orchard war jedoch der Snack unter dem Banyanbaum. Nicht nur war es schön schattig es gab auch Papaya, Jackfruit und Avocados, alles aus Eigenanbau, und selbstgemachte Avocadocreme und Getränke. Rundum ein mega leckerer Snack.
Mein zweites Highlight ist der Besuch bei WasteLess, einer der anderen Einsatzstellen, die sich mit Müll Reduzierung und Bildung von Kindern (auch über Müll) beschäftigt. Bei WasteLess waren nicht nur alle super freundlich und hilfsbereit, sondern es gab auch eine ziemlich interessante Präsentation zu den verschiedenen Themen mit denen man sich dort beschäftigt. Im Laufe dieser Präsentation haben wir unteranderem auch gelernt wie man verschiedene Plastikarten unterscheidet und welche am schädlichsten sind.
Das letzte meiner Highlights ist zwar nicht mehr Teil der offiziellen Einführungsphase, verdient aber definitiv einen Platz auf dieser Liste: der erste Besuch in Pondicherry, der nächst größeren Stadt. Dieser Besuch war optional, am Samstagnachmittag, nachdem die Einführungsphase am Vormittag offiziell endete, sind einfach alle die wollten mit Bärbel (einer unserer Mentorinen) in den Bus nach Pondi gestiegen. Die Busfahrt dauerte etwa 40 Minuten und war etwas holprig. Besonders weil der 12 Sitze Bus mit unserer Neunergruppe und einigen Aurovillianern so überfüllt war, dass ich und einige andere Stehen mussten. Endlich angekommen begannen wir nach einer kurzen Kokosnusspause, lokal, frisch und sehr lecker, unsere Erkundungstour durch die Hauptshoppingmeile. Da wir doch relativ viele waren teilten wir uns schnell in zwei Gruppen, die eine wurde von Bärbel rumgeführt, die andere verschwand mit Jürgen, der uns mit dem Motorrad vorrausgefahren war. Über etwa zweieinhalb Stunden erkundeten wir nicht nur einen Supermarkt mit europäischen Produkten, Teile des Marktes (nicht den Fischmarkt, den roch man schon von weitem) und verschiedene Läden. Trotzdem blieb noch genug Zeit für einen kleinen Snack in einem Indischen Coffe House, das außer uns ausschließlich von Indern besucht war. Bevor wir dann auch schon zum Bus zurück mussten kaufte ich mir noch schnell ein Schloss für das Fahrrad, das ich in den nächsten Tagen kaufen will.
Mein erstes nicht Highlight war der Besuch bei der Einsatzstelle SunlitFuture, die sich vor allem mit Solarenergie beschäftigt. Das Problematische an diesem Besuch war nicht, dass ich am Thema nicht interessiert bin, sondern vielmehr, dass es zu wenig Informationen gab. Das lag aber hauptsächlich daran, dass der Chef und die meisten Mitarbeiter bei einer Konferenz waren und wir von einer relativ neuen Mitarbeiterin rumgeführt wurden, die nicht wirklich wusste was sie uns zeigen oder erzählen sollte. Wir durften trotzdem aufs Dach klettern und uns die Hauseigenen Solarpanele anschauen, also war der Besuch nicht grundlegend schlecht. Hierbei möchte ich auch noch mal anmerken, dass es sich nicht um Tiefpunkte handelt, sondern legendlich um nicht Highlights, die einfach nicht so toll wie der Rest waren.
Mein zweites nicht ganz Highlight war die Erkenntnis, dass ich in Indien zum Zahnarzt muss. Diese kam etwa zwei Wochen nachdem ich mir vier Weisheitszähne entfernen ließ um genau solch einen Besuch zu vermeiden. Während unseres Besuchs des Botanischen Gartens am Montagmorgen war ich geplagt von Kopfschmerzen und leichten Zahnschmerzen. Nachdem ich im Laufe des Nachmittags zusätzlich bemerkte, dass meine Wange wieder angeschwollen und mein Zahnfleisch leicht gerötet war schien ein Zahnarztbesuch unausweichlich. Bis zum nächsten Morgen konnte ich mich jedoch noch gedulden. Und so kam es, dass ich Dienstag morgen auf einer komplett horizontalen Arztliege lag und nach einem dieser kleinen Waschbecken zum Ausspucken suchte. Die Horizontale Liege und das fehlende Spuckbecken sind die zwei größten Unterschiede zum Zahnarzt in Deutschland, wobei letzteres kulturell bedingt ist, wie ich inzwischen weiß. Wie bereits vermutet hatte sich etwas Essen in meiner linken Backe verfangen und entzündet. Der Arzt kommentierte dies mit den Worten „So much food, so much food“, während er besagtes Essen wieder entfernte und verhinderte, dass sich neues verfängt. Danach gab es noch schnell ein Rezept für neue Antibiotika und Schmerzmittel, das auch prompt bei der Auroville-Apotheke um die Ecke eingelöst wurde. Zumindest der Antibiotika Teil, denn meine Zahnschmerzen waren inzwischen bereits wieder verflogen. Bevor ich mich versah war ich auch schon wieder beim Rest der Gruppe und erhaschte noch einen Schnellen Blick in ein Klassenzimmer der Aikiam-Schule.Und weil das ganze so viel Spaß gemacht hat geht es nächsten Mittwoch auch schon wieder zur Nachkontrolle, dieses Mal jedoch ohne Koordinatorin.