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Juli, 2023

  1. Quartalsbericht NR. 4

    Juli 31, 2023 by Jonas Eisner

    Ich hatte mir über das letzte Jahr meinen Urlaub größtenteils aufgespart und war in den letzten Wochen viel Unterwegs, deswegen bin ich mental im Moment nicht mehr so krass im Arbeitsalltag. Im Moment arbeite ich dennoch wieder, das fühlt sich auch sehr schön an, insbesondere weil so langsam das Bewusstsein über die Ausreise wächst und damit die Arbeitstage immer weniger werden, was jeden Tag und jede Unterrichtsstunde wieder zu einer größeren Freude macht. Ja was die Arbeit angeht bin ich sehr zufrieden, ich denke das die Isai Ambalam School mir genau das gegeben hat was ich brauchte und wollte. Eine Challenge die manchmal zu groß erschien, an der ich aber unglaublich gewachsen bin, insbesondere da ich mit meinen eigenen Schwächen konfrontiert wurde und diese überkommen musste. Am Anfang hatte ich unglaublich mit meinen Erwartungen an mich selbst zu kämpfen. Zu lernen, dass ich nicht immer alles perfekt machen kann und auch nicht muss, dass ich mir Zeit geben kann um Dinge zu lernen, mich wo einfinden zu können war/ist eine unglaublich schöne Erfahrung. 

    In den letzten Tagen ist mir noch etwas anderes Bewusst geworden, als ich am Anfang dieses Jahres angefangen habe Kirtana zu Daten, bin ich in ein sehr komfortables Leben gefallen, habe mich nicht mehr so viel nach draußen bewegt, habe meine Comfortzone kaum noch verlassen. Das habe ich zu dem Zeitpunkt vielleicht irgendwie gebraucht und dennoch bereue ich es heute ein bisschen. Es wäre schön gewesen noch mehr raus zukommen, noch mehr Menschen zu treffen, Erfahrungen sammeln und mehr Herausforderungen zu bewältigen. Aber naja, ich will mich nicht beschweren, glücklicherweise kam diese Erkenntnis bevor ich Auroville verlasse, was mir die Möglichkeit gibt, das ganze jetzt nochmal anzupacken und zu verändern. 

    Das erinnert mich an das Thema Beziehungen, ich bin in dem vergangen Jahr unglaublich intime Beziehungen mit einigen Menschen eingegangen, was natürlich jetzt das Thema Abschied umso schwerer macht. Um ehrlich zu sein hat mich das ganze noch nicht wirklich gepackt, ich spüre aber auch, dass ich mir durchaus über das ganze Jahr bewusst war, dass diese Beziehungen auf eine Art limitiert sind. Ich weiß nicht ob und wann ich zurück komme und demnach auch nicht ob und wann ich diese Menschen wiedersehen werde. Ich bin unglaublich dankbar für de maturity meiner Partner und die Fähigkeit trotz dieses Wissens sich so emotional zu öffnen und sich so vulnerabel zu zeigen. Die Fähigkeit unsere Beziehungen nicht besonderlich zu labeln und dadurch keine Gesellschaftlichen Erwartungen an unsere Beziehung und deren Zukunft zu haben, macht es für mich wesentlich einfacher. Ich weiß, dass diese Menschen einen Platz im meinem Herzen haben, komme was wolle. Sie sind mit mir durch diese Zeit gegangen, teilen Erfahrungen und Erinnerungen, sind mit mir gewachsen und werden dafür nie vergessen. Das gilt natürlich nicht nur für meine intimen Beziehungen sonder auch für all die anderen Freundschaften die ich in Indien geschlossen habe. An dieser Stelle möchte ich meinen Respekt und meine Dankbarkeit an all die Menschen in Auroville, die einem ständigen Traffic an Menschen die ständig kommen und gehen, manchmal ohne zu wissen ob sie zurück kommen, ausgeliefert sind und dennoch jeden mit einem offenen Herzen willkommen heißen, zum Ausdruck bringen. Ihr seid ziemlich cool. Menschen unter diesen Umständen so offen zu empfangen, erfordert ein unglaublich großess Herz und immensen Willen immer wieder good bye sagen zu können. Respekt! Und Danke!

    Zu guter Letz:

    Loveletter to Surfing

    Dear Surfing,

    Before I came to India I already knew that I’m a water person, I knew that I love water, that I enjoy swimming and If there’s Waves even better. What I didn’t know is that water can be the perfect medication for any kind of mental crisis, that when I am overwhelmed all I need is to be in water. Sometimes I woke up in the morning, depressed, overwhelmed and without any Energy to work, to expose myself to the frustration of not being the perfect Teacher or Human that I wanted to be. These Mornings I usually decided to go surfing and no matter of good waves or not, me surfing well or fucking up every single wave, falling again and again, as frustrating as it might be, after being in this huge ocean that doesn’t care about everyday struggles, with waves coming in a rhythm that is incredibly calming to me, I came out of the water smiling and filled with energy. Surfing, you made it possible for me to then come to work with a smile in my face which automatically infects the students and by that made every class much much easier. Thank you Surfing.

    Besides helping me with my mental struggles you gave me something else that I did not have since a long long time in my life. Something entirely new, something I could learn from scratch, something I could progress in, something I could put all my energy in. Over this past year my surfing progressed so much, I learned so much, it is incredible. 

    Thank you surfing.

    On top of that you gave me something, other sports in the past years never could. An injury free and still intense training. A (physical) task I could face everyday, without carrying any injuries. While I dislocated my shoulder playing Spikeball or football, which left me sour every damn time, no matter how intense it was and even though I regularily  was on my very limits of strength or breath, I never had any pain or injuries after a Surf. 

    Thank you surfing.

    You gave me something I could express myself in and let all my emotions out. Sometimes I want take the longboard and just cruise down every wave to relax, take a break, enjoy and empty my head. Sometimes I want the shortboard and put all my frustration, any emotion or any negative thought into every turn, pushing as hard as possible and see the wave absorbing it completely carefree. And sometimes when I’m flying to high, going to fast, overworking myself or whatever, what helps? A massive Wipeout, taking all your breath away, taking you down to the bottom of the ocean, to the bottom of life where all you need is to calm yourself down, resurface and take a breath. 

    Thank you Surfing, I love you.


  2. Es wird Rund

    Juli 12, 2023 by Lucia Lenters

    Der Kreis schließt sich bald.

    Es sind die letzten Wochen.

    Am 08. August geht es für mich zurück nach Deutschland.

    Erst war ich noch darum bemüht, meinen Flug um 5 Wochen nach hinten zu verschieben, um noch ein bisschen Reise und Freiheitsluft zu schnuppern. Leider bekam ich dann die desillusionierende Nachricht des Reisebüros, dass das aufgrund von buchungstechnischen Details nicht möglich ist. So versuche ich nun, Frieden damit zu schließen, dass es nun nur noch wenige Wochen bzw. Tage sind, die ich hier verbringe.

    Und da fällt mir auf: Oh je, ich hab meine ganzen Urlaubstage noch gar nicht aufgebraucht! Warum eigentlich nicht? Ich hätte es wirklich dringend nötig gehabt…. damals. Aber damals dachte ich, ich will sie nicht zu früh alle verbrauchen. Also habe ich sie mir aufgespart. Jetzt komme ich leider zu der ernüchternden Erkenntnis, dass es mir in diesen letzten Wochen zu viel Tohuwabohu ist, noch wegzufahren, so werde ich mir meine übrig gebliebenen Urlaubstage wohl einfach hier in Auroville nehmen und mich nochmal so richtig schön durch Auroville treiben lassen. Vielleicht noch 1-2 Workshops, oder einfach mal an den Strand. Das habe ich nämlich fast nie gemacht. (oder doch nochmal kurz einen Abstecher nach Mahabalipuram?)

    Ein bisschen bedauern schwingt da dennoch mit, denn gerne hätte ich noch mehr von Indien gesehen. Viele Menschen, die ich kenne, waren bereits hier in Indien und schwärmen vom Land – und ich war ein Jahr hier in Auroville, in Indien, und habe das Gefühl, nicht ganz das erlebt zu haben, was die anderen erlebt haben… das, was ich glaube, beim Reisen zu erleben. Ich hätte mir mehr Zeit zum Reisen gewünscht, mehr Urlaubstage, um noch weiter in dieses Land und in diese Kultur einzutauchen. So hatte ich das Gefühl, viel in einem Alltag aus Arbeit zu verbringen, der mir leider nicht so viel Raum gegeben hat, mich richtig aktiv mit der Fülle der Kultur und des Landes auseinanderzusetzen. Da ist ein Reisewunsch, der ist noch nicht befriedigt. Und wer weiß, vielleicht komme ich mal zurück, um dieses Land nochmal aus einer anderen Perspektive und mit mehr Freiheit zu erleben.

    Was wohl auch zu meinem letzten Bericht gehört, weil aktuell: Die Erkenntnis, wie unglaublich viel ein Lebensort ausmacht. Damit meine ich grade nicht das Land. Ich meine ganz praktisch, die vier Wände, in denen man sein Zeug hat, schläft und Teile der Freizeit verbringt. Ich bin Anfang Juni noch einmal umgezogen, aus dem Zimmer bei der Udavi School in die Community Maison des Jeunes. Dieser Umzug hat so viel für mich verändert, ich fühle mich auf einmal, als hätte ich tatsächlich ein Zuhause hier. Ich habe es vermisst und finde es schön, wieder in einer Community zu leben, ich fühle mehr soziale Einbettung, und letztens hat jemand gesagt “Auroville begins with your home” – und es stimmt. Alles ist so viel schöner und lebendiger, seit ich in MdJ wohne und es sich dort nach einem Zuhause anfühlt, in das ich gerne nach einem langen Tag zurückkomme. 

    Ich bin froh, dass ich mich dafür eingesetzt habe, noch einmal umzuziehen, obwohl das eigentlich nicht geplant war. Dass es auch geklappt hat, fühlt sich nach Selbstwirksamkeit an. Und dass es mir so gut tut, ist einfach nur ein Segen für meine letzten 2 Monate hier.

    In meinem Projekt waren alle lange im Urlaub, und ich saß viel alleine oder nur mit einer anderen Person im Büro, das hat sich manchmal etwas unsinnig angefühlt, weil es nicht wirklich was zu tun gab und ich hätte mir gewünscht, mehr Freiheit zu haben auch mal weniger zu Arbeiten, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Jetzt sind jedenfalls alle wieder da und es herrscht eine gemütliche Stimmung im Büro. Ich versuche gerade ein Projekt abzuschließen, was sich aber auch nicht so leicht gestaltet, weil ich keine geschulte Datenanalysatorin bin, und wahrscheinlich wird das mit dem Projektabschluss leider nichts mehr vor Ende meiner Zeit hier. 

    Inzwischen bin ich mit meiner Ausrichtung schon wieder viel in Deutschland und freue mich darauf, meine Freund*innen & Familie wiederzusehen und in meine WG zurückzukehren. Ich weiß zwar auf vielen Ebenen noch nicht, wie es weitergeht, aber ich freue mich auf die Freiheit! Ich habe gemerkt, dass so eine längerfristige Vertragsgebundenheit meinem inneren Freiheitsgeist und meiner Gesundheit nicht so gut tut und ich perspektivisch wahrscheinlich Richtung Selbstständigkeit gehen werde. Ich mag es, mir meine Zeit frei und eigenverantwortlich einzuteilen und selbstbestimmt mein Leben zu gestalten. 

    Und ich freue mich auf lange Waldspaziergänge in der wilden stillen Natur, ohne einen einzigen Menschen zu treffen und ohne mich unsicher oder deplatziert zu fühlen, weil ich eine Frau bin. 

    Bei all der Vorfreude schwingt natürlich auch eine kleine Trauer in mir. Wieder einmal loslassen und die ständigen Veränderungen des Lebens willkommen heißen. Goodbye’s and Hello’s.

    Goodbye to leckeren exotischen Früchten ohne schlechtes Klimagewissen. (Mango! Papaya! Passionfruit! Ananas! Jackfruit! Bananas! I will miss you!). Goodbye to cruising around with my motorbike (mit schlechtem Klimagewissen). Goodbye to eating out almost every meal and eating in fancy places I could never afford in germany. Goodbye to nasty ants in my bed, and in my food box, … and literally everywhere. Goodbye to heat and sweat. Goodbye to “selfie, selfie, selfie madam? selfie!” Goodbye to Idly & Dosa & Chutney. Goodbye to the constant noise of fans inside and the constant noise of traffic, honking and temples outside.Goodbye to amazing cookies and coffee in the office! Goodbye to geregelter Alltag und Arbeit. Goodbye to all the amazing people i met here. Goodbye to all the annoying people i met here. Goodbye to Linksverkehr! Goodbye to free cows everywhere. Goodbye to chaos everywhere. Goodbye to my wonderful team at wasteless! Goodbye to my beautiful community and room in MdJ! Goodbye to all the beautiful evergreen plants and trees! Goodbye to the colorful flowers everywhere! Goodbye to the crazy monsoon thunderstorms! 

    Welcome cozy sweaters! Welcome deutsche Äpfel! Welcome Family, Friends, Gemeinschaft, WG. Welcome freiere Körperkultur.Welcome viel mehr Geschlechter-Gleichberechtigung & Awareness ! Welcome Festivals! Welcome geregelter Straßenverkehr! (und Rechts vor Links). Welcome viel zu hohe Strom und Mietpreise! (AAAH! Hilfe!). Welcome angespannte Europa-Situation! Welcome Joggen gehen ohne gleich den gefühlten Hitzetod zu sterben! Welcome Freiheit. Welcome Reisen. Welcome to all the amazing people i missed. Welcome Wasser aus dem Wasserhahn in meinem Trinkglas! Welcome Backofen und Welcome selber kochen. Welcome feste Schuhe. Welcome frische Luft. Welcome Wald und “wilde” Natur. 

    What fun!

    I’m OUT ladies and gents! 

    Enjoying and idealizing the last weeks of my time here.


    noch ein paar kleine Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte und was vor allem an die zukünftigen Weltwärtsler*innen gerichtet ist (gehe auf mehr wenn du weiterlesen willst)

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