Nachdem wir die ersten Berge und sehr viele Serpentinen passiert haben, eröffnet sich vor uns eine Art Plateau und die Qualität der Straßenbeläge nimmt rapide ab. Während wir im Auto regelrecht durchschüttelt werden, bleibt Ganesha auf dem Amaturenbrett standhaft stehen. Etwas enttäuscht nach vier Stunden Autofahrt, dass ich nicht länger dem morgentlichen Treiben Indiens zuschauen kann, steige ich aus und sofort merkt man, dass es hier „oben“ ein paar Grad kälter ist. Auch die Vegetation ist geringfügig eine andere. Im Laufe des Tages schauen wir uns drei Schulen an, in denen die Kinder oft unter- und mangelernährt waren. Durch den Bau von Küchen, Beratung beim Speiseplan und dem Auftreiben von Sponsoren konnte dieses Problem einigermaßen behoben werden. Auch wurden in einigen Orten hier Komposttoiletten gebaut (die ich ein anderes mal genauer beschreiben werde). Sie scheinen von den Bewohnern mehr oder weniger regelmäßig benutzt zu werden und sind dennoch sauber. Im Gegensatz zu einer anderen Einsatzstelle sind diese Toiletten hier „angekommen“ und stellen somit einen weiteren Erfolg für EcoPro da. Zuletzt haben wir noch einige Bauern besucht. Die Bauern hier haben sich auf organisches farmen eingelassen und einige benutzen sogar EM (effektive Mikroorganismen – werden auch noch ein anderes mal erklärt). Die Farmer wurden auf Fortbildungen in die Thematik eingeführt und unterwiesen und sind nun konsequent bei der Umsetzung. Bald schon wird EcoPro die Projektarbeit in dieser Gegend beenden können.

Steht eine Komposttoilette einsam in den Bergen und doch regelmäßig besucht…
Es ist schön zu sehen, dass Projekte von Ecopro erfolgreich sein können. Doch was diesen Tag zu einem besonderen Arbeitstag gemacht hat, war das drum herum. Dass ich während der Autofahrt so viel von Indien sehen durfte. Wir sind durch viele Städte und Dörfer gefahren. Zuerst morgens, als sich alle so langsam zur Arbeit oder in die Schule begeben haben. Und dann abends, nach Arbeits- und Schulschluss. Überfüllte, lebendige Straßen nach Einbruch der Dunkelheit. Eine Reizüberflutung für alle (übermüdeten) Sinne, die ich einfach nicht in Worte zu verfassen mögen kann. Der Tag war lang, doch schlafen konnte und wollte ich während der Autofahrt nicht, zu groß war meine Gier, Indien zu sehen und zu beobachten. Verstehen tue ich dieses Land noch lange nicht.
Am Rande dieses Blogbeitrags sei noch erwänht, dass der Wintermonsun letzten Freitag hier offiziell angefangen hat. Regen, Schimmel und matschige Wege werden unsere nächsten Wochen prägen…