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Februar, 2023

  1. Let’s talk about…. Herausforderungen und das (Alltags-)Leben in Auroville

    Februar 28, 2023 by Lucia Lenters

    Es ist Bergfest. Wir sind schon 6 Monate in Auroville. Heute ist ein Mittwoch – an einem Mittwoch bin ich auch angekommen. Obwohl mir damals die Wochentage ziemlich egal waren. Jetzt ist das ein bisschen anders. Inzwischen habe ich mir hier einen Alltag gebaut und eine Routine geschaffen. Ich weiß, an welchen Tagen es welche regelmäßigen Angebote gibt. Ich weiß, an welchem Tag es welches Essen in der Solar Kitchen gibt. Ich weiß, an welchen Tagen meine Lieblingscafes geschlossen haben und wann die Bäckerei glutenfreies Brot anbietet (obwohl ich das noch nie gekauft habe). 

    Mit meinem Alltagsleben, was sich hier so etabliert hat, geht es mir gemischt – ein bunter Blumenstrauß an Gefühlen. Es gibt Tage, da freue ich mich einfach hier zu sein und nichts kann diese innere Freude trüben. Dann gibt es aber auch Tage, an denen mir alles zu viel wird und ich ausbrechen will in die Freiheit – an denen es mich nervt, an einen Vertrag gebunden zu sein (auch wenn ich ihn natürlich selbst unterschrieben habe).

    Meine größte Herausforderung in den vergangenen Monaten war, vor allem in sozialen Kontexten, meine Grenzen zu setzen und mit ungewollter Aufmerksamkeit umzugehen. Nachdem ich mir Zeit genommen habe verschiedene Situationen zu reflektieren und mir Handlungsmöglichkeiten bewusst zu machen, hat sich mein Umgang damit geändert und ich bemerke, dass das Thema gerade nicht mehr so präsent ist. Vermutlich weil ich selbst mehr Klarheit im Kontakt mit Menschen habe und diese daher auch ausstrahle. Yay, Challenge accepted & accomplished. – Grade heute hatte ich dann doch mal wieder eine solche lustige Situation, in der ich nach dreimaligem klaren „Nein“, welche konsequent wegignoriert wurden (und man versuchte, mich ja doch noch zu überreden, „come on“ „are you scared of me?“ „i dont bite“ „yes sure sure, but come on, just a tea“ Blablablablabla…) einfach gegangen bin. Früher wäre ich wahrscheinlich noch mindestens 10 Minuten länger stehen geblieben, hätte mich doch zu nem Kaffee breit schlagen lassen oder meine Nummer rausgerückt (um dann nicht zu antworten aber mich dennoch schuldig zu fühlen weil ich ja auch nicht „ghosten“ will – bescheuert oder?). In der Beziehung kann ich hier in multiplen Situationen gut üben, meine People-Pleasing Tendenzen gegenüber Fremden ein bisschen abzulegen. Ich merke leider auch dass ich dadurch in meinen sozialen Beziehungen auch nicht grade kooperativer werde zur Zeit… ööhm…Naja – Alles nur ne Phase, das pendelt sich bestimmt wieder ein 😉

    Eine weitere Herausforderung ist für mich, hier in Auroville eine Balance zu finden aus Arbeit – Freizeit – Alltag – Neues. Ich habe das Gefühl, die Zeit, die ich in der Arbeit verbringe ist recht viel, dafür dass ich gerne noch Workshops mitmachen möchte, soziale Beziehungen aufbauen und pflegen möchte und nach der Arbeit aber oft auch erstmal Pause für mich brauche und um einfache Alltagsaufgaben (wie essen, einkaufen, wäsche, putzen) zu machen. Dabei entsteht dann manchmal so eine Art „Freizeitstress“, da ich möglichst viel mitnehmen will von den Workshops aber eigentlich gar nicht die Zeit und Kapazitäten dazu habe. In diesem Trubel vergesse ich dann schon mal abzuschalten, tief durchzuatmen und einfach zu relaxen. 

    Eine sehr aktuelle Herausforderung für mich ist, meine innere Ruhe zu bewahren und ganz Shaanti zu bleiben, wenn es um mein Motorrad und die Zuverlässigkeit (oder besser gesagt den Mangel an Zuverlässigkeit) von Mechanikern geht. Hier läuft die Welt halt ein bisschen anders – nicht alles was man sagt, macht man auch. Und “Nalaikkee, Nalaikkee” (Tamil für Tomorrow, Tomorrow) bedeutet nicht gleich Tomorrow, Tomorrow, sondern ehr (wenn du Glück hast): übermorgen – oder realistischer: nächste Woche (aber auch nur wenn du jeden Tag anrufst und nachfragst, sonst: übernächste vielleicht?). Ach wie schön, die pünktlich, ordentlich, zuverlässig geprägte Deutsche trifft auf eine andere Kultur! 

    Trotz oder vielleicht auch durch diese kleinen kulturellen Anpassungshürden merke ich immer wieder, dass ich sehr viel offener geworden bin und ich im Laufe der letzten Monate innere Vorurteile und Rassismen (auch wenn ich nicht stolz drauf bin) in mir entdeckt habe und beobachte, wie diese sich mit der Zeit langsam auflösen – das finde ich super schön. Ich merke, dass ich viel mehr ein Gespür für die Menschen entwickele, unabhängig von äußerlichen Merkmalen.

    In meinem Projekt, in das ich Anfang November gewechselt bin, fühle ich mich nach wie vor sehr wohl, das Team lebt eine sehr familiäre und trotzdem produktive ausgerichtete Atmosphäre. Eine Herausforderung im Projekt ist für mich aber dennoch, meinen Platz zu finden und sinnvoll beizutragen. Obwohl meine Arbeitskollegen sagen, dass ich super wichtige sinnvolle Aufgaben übernehme, kommt mir das selbst manchmal gar nicht so vor. Ich bin gespannt, wie sich die Arbeit im Projekt weiterentwickelt. Unter Anderem findet im März in Auroville eine Aktionswoche zum Thema Wasser statt, für die ich und meine Kolleg*innen Dinegar und Mukta etwas vorbereiten werden.

    Davor geht es jetzt endlich mal raus aus Auroville für mich. Bisher habe ich Auroville noch kein einziges mal länger als für ein Wochenende verlassen, – und selbst übers Wochenende auch erst ein mal zum hinduistischen Feiertag Mahashivarathri. Jetzt haben Luise und ich vor, für 9 Tage nach Hampi und dann nach Goa zu fahren – ein bisschen mehr von diesem großen Land erleben. Denn sind wir mal ehrlich: Auroville ist nicht gleich Indien. Auch wenn es immernoch in Indien ist. Aber eben ehr wie eine Auroville-Bubble in Indien. 

    Und: es wird jeden Tag heißer, der Respekt vor den Temperaturen des Sommers wächst! 


  2. Meine ersten drei Monate

    Februar 21, 2023 by Malina Herbst

    Jetzt ist Dezember weshalb ich wohl keine andere Wahl habe, als mich hinzusetzten, über meine erste Zeit hier zu reflektieren und all den Bums hier aufzuschreiben.
    Mal schauen wie’s so wird…

    Mit fünf Tagen Verspätung bin ich am 28. August in Chennai angekommen. Es war schön alle anderen aus der Gruppe wieder zu sehen und gemeinsam das Jahr beginnen zu können. Die erste Woche war ziemlich cool. Sie war voll von schön spannend Einblicken, Vorfreude, Plänen für die kommende Zeit und entspannten besuchen in netten Restaurants und Cafés.
    Dann bin ich auch schon sehr schnell zusammen mit Lucy nach Sadhana Forest gezogen. Als Unterkunft bekamen wir beide eine kleine einfache Palmenhütte.
    Es fiel mir ein wenig schwer, nach der ersten schönen Woche in Auroville nun so weit weg zu wohnen und räumlich getrennt von dem Rest der Gruppe zu werden. Dennoch bin ich sehr positiv und motiviert in meine erste Arbeitswoche gegangen.

    Der Tag startete um 5:30 am Morgen mit einem Weckruf durch die ganze Community. Die Arbeit wird in zwei Schichten, sogenannten Sevas eingeteilt, welche für jeden Freiwilligen immer aus anderen Aufgaben bestehen. Die erste wird noch vor dem Frühstück durchgeführt. Sie besteht unter anderem aus dem Zubereiten des Frühstücks, dem aufräumen der Küche, dem Füttern der Kühe und dem Pflanzen von Bäumen im Wald. Um acht Uhr gibt es schließlich gemeinsam in der Mainhut ein sehr fruchthaltiges und leckeres Frühstück.
    Während des Frühstücks wird jedem eine Aufgabe für die zweite Svea zugeteilt. Diese beschäftigt sich meistens mit dem Kochen des Mittagessens, Aufräumen oder der Feuerholz Beschaffung. Der Arbeitstag endet um halb eins mit dem Mittagessen.
    Es war immer sehr schwer für mich jeden Tag so früh aufstehen zu müssen. Ich mag es einfach nicht mein warmes gemütliches Bett zu verlassen wenn es draußen noch stockdunkel ist..
    Aber auf der anderen Seite ist es auch ein schönes Gefühl gegen Mittagszeit bereits viel geschafft zu haben und frei zu haben.
    Über die ganze Woche verteilt wurde jeder Person noch extra Aufgaben zugeteilt. Dabei handelt es sich um weiter Aufgaben die nicht während der Seva-Zeit erledigt werden können aber dennoch wichtig sind, wie zum Beispiel das Kochen des Abendessens oder abends die Kühe zu füttern.
    Als wir in Sadhana ankamen waren dort gerade um die 20 bis 30 Leute. Mit der Zeit wurden es mit ein paar Schwankungen immer mehr.


    An sich gefällt mir die Idee einer solchen Community sehr. Ein gemeinsames Zusammenleben in der Natur mit vielen netten Leuten an einem so schönem Ort…
    Doch bekam ich nach den ersten Wochen langsam das Gefühl, dass irgendwas fehlte oder nicht passte. In der Gesamtstimmung der Leute dort fehlte mir Harmonie und ein Gemeinschaftsgefühl. Auch habe ich mich schon bald von den vielen strengen Regel und die extra Sevas außerhalb der normalen Arbeitszeit sehr eingeschränkt gefühlt. Natürlich müssen in einem engen Zusammenleben mit viel Menschen Kompromisse gemacht werden, doch oft haben Regeln und Verhaltensweisen für mich dennoch einfach keinen Sinn ergeben. Beim Nachfragen bei long-term Freiwilligen oder dem Projektmanagern, blieb eine für mich plausibel Erklärung leider oft aus. Das verstärkte nicht nur mein Gefühl der eingetränkten Freiheit, sondern gab mir auch immer wieder das Gefühl, dass eigenständiges und kritisches Denken nicht erwünscht war.
    Dieses schlechte Bauchgefühl machte es mir schwer in Sadhana Forest anzukommen und mich gut zu integrieren und einzubringen.
    Auch stellte es sich nach ein paar Wochen als sehr anstrengenden heraus, dass immer so viele Leute kamen und gingen die wenigsten länger als ein paar Tage oder Wochen blieben. Es ließen sich so kaum gute Beziehungen aufbauen und bald hörte ich auf Interesse an den neuen Freiwilligen zu haben, was ich eigentlich sehr schade finde.

    Nach ein wenig mehr als einem Monat waren Lucy und ich uns einig; wir wollten beide dieses Jahr nicht weiter in Sadhana Forest verbringen. Glücklicherweise war es uns möglich im November umziehen und ein neues Projekt anzufangen.
    Seitdem wohnen wir nun auf dem Gelände der Udavi School und ich arbeite im botanischen Garten. Ich bin sehr glücklich über die Veränderung. Nicht nur fühle ich mich in meiner neuen Wohnsituation viel wohler, sondern ich gehe gerne zu meiner Arbeit. Diese fängt glücklicher Weise erst um halb acht an, also nach Sonnenaufgang…
    Der botanische Garten besteht aus vielen verschiedenen kleinen Gärten, in denen jeweils eine oder mehrere verantwortliche Person arbeiten. Zusammen mit Sarah, Hanna und Romi helfen ich jeden Tag in einem der Gärten mit. Mal rupfen wir dabei Unkraut, mal befreie wir Bäume von Schlingpflanzen, bepflanzen einen Weg oder reparieren einen Zaun. Ich mag es ein wenig überall zu arbeiten. So bekommt man schnell einen guten Überblick über den ganzen botanischen Garten und lernt die anderen Leute gut kennen. Ich habe zuvor noch nie in einem Garten gearbeitet und bin froh, dass es mir bis jetzt Spaß gemacht. Klar, ist es manchmal anstrengend, wenn man zum Beispiel lange Zeit in der heißen Sonnen kniet, von Moskitos zerstochen wird und sich die Knie und der Rücken anfühlen als wär man selbst plötzlich um vierzig Jahr gealtert. Doch ich fühle mich dabei auch sehr produktiv und kann schnell die Fortschritte meiner Arbeit sehen. Das macht mich sehr glücklich.
    Auch der Garten ist einfach sehr schöne und es macht Spaß jeden Tag durch all die verschiedenen kleinen Gärten zu laufen und das Gefühl zu haben Teil an der Erhaltung dieses Ortes zu sein. Trotzdem hoffe ich auch das wir mit der Zeit noch ein paar größere Aufgaben bekommen oder eigene Projekte verwirklichen können. Ich habe auf jedenfalls schon ein paar Ideen.


  3. Die ersten Monate

    Februar 20, 2023 by Hanna Robbers

    Nach etwas mehr als 3 Monaten bin ich gut in Indien und Auroville angekommen. Die ersten Wochen waren dennoch sehr überwältigend für mich und alle neuen Erfahrungen und die neue Umgebung waren auch sehr anstrengend, allerdings konnte ich das mit mehr Schlaf auch gut kompensieren.

    Ich arbeite im Botanical Garden in Auroville und bin damit auch zufrieden. Ich wurde sehr herzlich von allen meinen Kollegen empfangen und das Arbeitsklima ist freundschaftlich und angenehm. Um ein Beispiel zu nennen, bringt jeder an seinem Geburtstag Kuchen oder eine andere Kleinigkeit für alle anderen mit. Mein erster Eindruck des Gartens war und ist sehr positiv und ich genieße es in ihm zu arbeiten. Der Garten ist in verschiedene Gärten unterteilt. So gibt es den Japanese Garden, Ornamental Garden, Fruit Orchard, Kaktus Garden, Indian Garden,Coular Garden, Butterfly Garden und einen Bereich im hinteren Teil des Gartens mit den ursprünglichen Pflanzen des Tropical Evergreen Dry Forest. Eine Aufgabe des Gartens ist es den natürlichen TEDF zu regenerieren, dies passiert hauptsächlich über die große Pflanzenaufzucht, die Setzlinge sowohl an Privatpersonen als auch an Wiederaufforstungprojekte in und außerhalb von Auroville liefert.

    Der Japanese Garden und der Ornamental Garden haben mitunter den höchsten Pflegegrad. Der Japanese Garden wie der Name schon sagt, ist nach japanischen Vorbild angelegt und spielt mit den verschiedenen Elementen, so findet man in ihm einen Steingarten aber auch drei kleinere Teiche. Der Ornamental Garden sieht deutlich tropischer aus und ist dichter bewachsen, mit der primären Idee in kleinen Designeinheiten einen nach Schönheit strebenden Garten zu schaffen.
    In diesen beiden Gärten arbeite ich die meiste Zeit der Woche, zu meinen Aufgabenfelder gehören Formschnitte, Rückschnitte und die Beete zu jäten, eben all das was man in rinem Garten so macht. Ich arbeite auch nicht alleine in einem Garten und habe eigentlich immer jemanden der mir bei Bedarf bei Fragen weiterhelfen kann und mit dem nette Gesptäche führen kann. Außerdem volontieren neben mir noch drei andere Weltwärtsler mit denen ich regelmäßig zusammen arbeite.
    Meinen Arbeitsplan konnte ich mir selbst zusammen stellen nach meinen Interessen. Insgesamt konnte und kann ich mich persönlich bei meiner Arbeit sehr entfalten, denn ich kann mir Projekte aussuchen die ich alleine oder mit anderen Menschen gestalte.
    Es gibt zur zeit auch einen Intensivkurs über die Tamilische Flora an dem wir manchmal auch partizipieren können.
    Ich habe gemerkt wie ich mich in den drei Monaten im Bezug auf meine Arbeit verändert habe, so war es am Anfang sehr schwierig für meinen Körper in einem neuen Klima körperlich zu arbeiten. Insgesamt war es eine große Umstellung aber nach ungefähr zwei Monaten hat sich mein Körper fast vollständig an das Klima und an die Arbeit gewöhnt. Zusätzlich hat sich auch mein Verständnis für Pflanzen vergrößert und wie man sie pflegt. Insgesamt gefällt mir die Arbeit und auch das Zusammensein mit meinen Kollegen im Botanical Garden sehr gut und ich freue mich auf weitere Monate.

    Hier sieht man den Japanese Garden im Monsun, wir haben uns gerade noch rechtzeitig vor einem Schauer unter einen Pavillon gerettet.

  4. Aurovilleleben bisher

    Februar 18, 2023 by Sarah Hoffmann

    Fünf Monate bin ich bereits in Indien, da dachte ich mal, dass es Zeit ist sich zu melden und von meinen Eindrücken und Erfahrungen hier zu berichten. Das erste was ich bemerkt habe als ich am Flughafen in Chennai stand, war dass es super heiß war. Ich kam gerade aus dem eiskalten Flugzeug und habe einen heißen Schock erlitten. Aber die Klimaanlage im Auto nach Auroville hat das nachts um drei Uhr wieder ausgeglichen. Ich habe nach meiner Ankunft ungefähr drei Tage in einem Hostel übernachtet bevor wir in unsere Wohnung in Kuilapalayam eingezogen sind. An dem ersten Abend in unserer neuen Wohnung gab es dann auch noch viel Krach, aufgrund von Ganesh Pooja, einem Fest in dem man den Elefantengott Ganesh ehrt. Da dachte ich schon „Oh Gott, wie wird das nur werden bei anderen Festen“. Aber inzwischen habe ich mich an die Tempelmusik erstaunlicherweise gewöhnt.

    Die erste Woche hier war eine Art Einführungswoche, wir haben unsere verschiedenen Projekte kennengelernt und sind sehr viel mit unseren Mentoren/Koordinatoren Kaffeetrinken gegangen.

    In der nächsten Woche habe ich dann bereits angefangen im Botanischen Garten zu arbeiten. Die Arbeit im Garten ist sehr schön und ruhig, dennoch anstrengend und manchmal auch nicht so abwechslungsreich. Aber ich genieße die Arbeit und habe über die Zeit auch eigene kreative Projekte, die mir Spaß machen, beispielsweise bemale ich gerade einen Wassertank im Garten.

    Wassertank
    Kakteengarten

    Ich finde es in Auroville besonders unglaublich wie viele Menschen ich hier kennenlerne. Diese kleine Stadt fühlt sich sehr offen an, man geht in ein Kaffee und lernt einfach neue Leute kennen und tauscht Nummern aus, dass ist einfach eine sehr direkte und kontaktfreudige Art, die mir gar nicht so bekannt ist aus einer Großstadt wie Berlin. Allerdings hat so etwas auch irgendwie seine Nachteile, z.B. wenn ich einfach keinen guten Tag und keine Lust auf Menschen habe, ist es schwierig an machen Plätzen alleine zu sein ohne das man jemanden neues kennenlernt oder dass jemand, den man kennt, sich zu einem setzt. Aber mit der Zeit hab ich gelernt einfach Kopfhörer rein zu machen oder direkt zusagen, dass ich gerade keine Kapazität zum Kommunizieren habe.

    Mir ist aufgefallen, dass selbst nach den fünf Monaten hier mir die Aurovillekultur immer noch nicht ganz klar ist und ich Auroville als experimentelle Stadt nicht so einfach begreifen werde. Es gibt viele Workshops und Sportaktivitäten hier, die die physische aber auch die psychische Mentalität gesundheitlich fördert. Gleichzeitig spielt die Spiritualität der Mutter Mirra Alfassa und Sri Aurobindo ihr spiritueller Partner eine große Rolle in Auroville, sowie auch in der nächsten Stadt Pondicherry. Auch stößt diese Gemeinschaft immer auf Probleme mit der indischen Regierung und auch innerhalb gibt es jede Menge Lücken und Konflikte. Trotzdessen funktioniert diese Gemeinschaft, auch wenn nicht in allen Punkten gut.

    Aber mir gefällt Auroville und nach 3 Wochen hier kam ich nach Hause, in unsere Wohnung in Kuilapalayam und war sehr glücklich zu Hause zu sein und diesen Ort mein zu Hause zu nennen zu können. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben in der Weltwärtsgruppe, auch wenn ich nicht mit allen zu tun habe weiß ich dennoch, dass ich zur Not immer Menschen aus der Gruppe ansprechen und mir zum Beispiel einen Mitfahrgelegenheit organisieren kann. Auch ist es schön wenn wir Geburtstage oder Feiertage wie Weihnachten zusammen feiern.

    Auroville liegt im Süden von Indien in dem Staat Tamil Nadu. Mich an die tamilische Kultur zu gewöhnen ist in mancherlei Hinsicht nicht einfach. Es gibt sehr viele anzügliche Blicke, die einem als weiße Frau von tamilischen Männer zugeworfen werden. Auch ist einfach deren Verständnis von einer Beziehung zwischen Mann und Frau sehr anders. Es gibt hier so etwas wie „Dating“ zu mindestens in den Dörfern kaum, da hier man oft verheiratet wird und vorher die Geschlechter kaum was mit einander zu tun haben. Daher bin ich oft sehr vorsichtig, wenn ich tamilische Männer kennenlerne, da diese oft noch die Vorstellung von der idealen Beziehung haben und dass man für immer zusammen bleibt, natürlich trifft das nicht auf alle zu.

    Ich selbst habe in Auroville nur ein paar Workshops besucht, wie ein„Sound Bath“ und ein Meditationskurs. Allerdings mache ich verschiedene Kurse regelmäßig, wie Zumba und einem Zeichenkurs am Wochenende. Ich versuche jetzt auch regelmäßig Sport zu machen.


    Auch Tamil habe ich jetzt auch einmal pro Woche, wir sind in unserem Kurs zwar nur noch zu dritt, aber es macht Spaß, obwohl ich vieles davon im Alltag kaum gebrauchen kann, da fast jedes Dorf in Tamil Nadu einen anderen Dialekt hat und mich Einheimische oft nicht verstehen.

    Das indische Essen in Auroville ist wirklich nicht scharf, darüber bin ich sehr froh. Allerdings schon wenn man nach Pondicherry fährt und dasselbe Essen bestellt ist es sehr viel schärfer. Außerdem gibt es hier eine erstaunliche Auswahl an Essen aus anderen Kulturen wie italienische, koreanische, japanische, nepalesische Gerichte usw. Also wird es kaum langweilig, wenn es ums Essen geht.

    Das Wetter hier ist sehr schön, momentan haben wir immer so um die 25-29 Grad. Abends ist das dann sogar manchmal kalt, da muss ich mir dann schon eine Jacke anziehen, gerade wenn man Scooter oder Motorrad fährt.

    Wenn man hier ist, fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre alles möglich. Die Atmosphäre in Auroville lässt mich mich wohlfühlen und neue Dinge entdecken.


  5. 2. Quartalsbericht für mein freiwilligen Jahr in der Isai Ambalam School

    Februar 18, 2023 by Jonas Eisner

     Hallo und herzlich willkommen zum Auroblog alle zusammen!

    Jetzt sind es schon fast 6 Monate seit wir in Auroville angekommen sind, damit wird auch schon der nächste Quartalsbericht fällig. Ich denke zunächst ist es mal wichtig zusagen, dass es mir mittlerweile in Indien und Auroville sehr gut geht. Ich hatte ja vor allem die ersten drei Monate sehr mit Überforderung im Projekt und einigen Krankheiten und Verletzungen zu kämpfen. Inzwischen fühlt es sich so an, als hätte ich diese Phase endlich überwunden, wodurch jetzt ganz viel Energie und Kraft wieder frei wird. Das fühlt sich irgendwie befreiend an. Das es jetzt schon 6 Monate sind fühlt sich auf der anderen Seite ein bisschen beängstigt an, da ich nicht das Gefühl habe schon fertig oder besser halbfertig mit Auroville und meinen Erfahrungen hier zu sein. Es fühlt sich für mich nach wie vor so an, als könnte mir Auroville noch sehr viel mehr bieten und beibringen. Auf der anderen Seite fühle ich mich nach diesen 6 Monaten schon sehr in Auroville angekommen, immer wieder fühlt es sich wie Zuhause an und manchmal kommen auch Vorstellungen darüber wie es wäre in Auroville zu leben, das ist natürlich ein sich ständig veränderndes Bild, stets aber eine schöne Vorstellung. Auch sind gerade meine Mutter und meine Schwester zu Besuch, wodurch natürlich nochmal ein Perspektivenwechsel stattfindet. Plötzlich bin nicht mehr ich der Neue der keinen Plan hat sondern meine Familie ist neu hier und ich plötzlich der der schon, nicht alles aber, vieles weiß. Ich zeige ihnen Auroville, erkläre Abläufe etc. Das gibt mir auch ein schönes Gefühl und zeigt mir einfach, dass ich hier nun doch nicht mehr so Neu bin.

    Wenn ich jetzt auf die letzten 3 Monate so zurückblicke, dann fällt mir auf, dass sich seit dem einiges Verändert hat. Im ersten Viertel meines Aufenthaltes hier, hatte ich sehr mit Überforderung zu kämpfen, ich fand auch nicht wirklich in einen Rhythmus, in dem ich gut arbeiten und leben konnte, was zwar bestimmt auch auf die Verletzungen zurück zu führen ist, allerdings bin ich mir recht sicher, dass auch die Verletzungen etwas mit meiner generellen Verfassung zu tun haben/ hatten. Die größte Herausforderung war wahrscheinlich tatsächlich die Kommunikation mit meiner Einsatzstelle darüber was für mich möglich und was für mich nicht möglich ist. Was ich leisten kann und was ich nicht leisten kann. Das alleine klingt jetzt vielleicht nicht allzu schwierig, es wird aber deutlich komplizierter wenn man in Rücksicht nimmt, dass diese Grenze mir selber vielleicht nicht so ganz klar war, beziehungsweise ich sie nicht akzeptieren wollte. Ich wollte mehr tun als ich konnte und hatte dann mit Überforderung zu kämpfen. Auch die Kommunikation mit der Schule war dadurch vielleicht auch von meiner Seite einfach nicht so klar, weil ich mir immer wieder dachte „ Hey stop, ich kann das doch! Lass mich das nochmal versuchen. Ist schon so okey so wie es ist…“ Zu erkennen, dass da vielleicht auch Fehler auf meiner Seite passiert sind und nicht nur auf Seiten der Schule, das ganze dann auch noch zu akzeptieren und daran zu arbeiten war für mich definitiv nicht einfach. Inzwischen habe ich was das angeht aber einen guten Weg gefunden. Ich arbeite jetzt einfach viel weniger Stunden in der Schule (ich habe weniger Klassen) und kann dadurch den Restmeiner Arbeitszeit dafür verwenden meine Unterrichtsstunden vor- und nachzubereiten. Abgesehen davon schreibe ich mittlerweile ein Protokoll in meinen Klassen um festzuhalten, was gut, mittel oder schlecht funktioniert hat. Wo meine Schüler Schwierigkeiten haben um dann in der nächsten Stunde daran arbeiten zu können. 

    Bei diesem ganzen inneren Prozess, das möchte ich erwähnen, war das erste Zwischenseminar und insbesondere Julia eine große Hilfe. Ich hatte meine Probleme zur Kollegialen Fallberatung als Beispiel vorgeschlagen woraufhin wir das ganze besprochen hatten und tatsächlich von Julia der Beitrag kam, dass da ja vllt auch ein innerer Konflikt bei mir selber vorliegen könnte. Das hat dann den Stein zum Rollen gebracht.

    Inzwischen geht es mir in meinem Projekt also super. Ich bin wirklich glücklich unf fühle mich nützlich. Ich kann etwas bewirken!

    Etwas anderes, nicht wirklich eine Herausforderung aber eine Erfahrung die ich hier gerne Teilen möchte hat ebenfalls in den letzten Monaten viel Zeit und Energie aufgebraucht. 

    Ende Januar kam nach mehreren Anläufen meine Mentorin Kavitha auf mich zu und erzählte mir über ihre momentane Situation und wie sich ihr momentaner Newcomer Status negativ auf ihre Finanzen niederschlägt und ihre Familie jetzt nicht mehr fähig ist die fast abgeschlossene Ausbildung zur Krankenschwester ihrer Tochter zu bezahlen. Sie bat mich also um Geld, worauf ich antworten musste, dass ich als Student und Freiwilliger natürlich gerade nicht Geld zum Spenden zur Verfügung habe. Insbesondere nicht 75.000 Rupies. Ich wollte allerdings helfen und startete deswegen ein Fundraising, das ich über alle meine Social Media Kanäle und per Email veröffentlichte. Anfangs hatte ich wenig Hoffnung damit wirklich etwas erreichen zu können, ich blieb aber hartnäckig und postete immer wieder und erinnerte die Menschen daran, dass da eine junge Frau ist, die ohne diese Ausbildung aufgeschmissen ist und das jede Spende noch so klein einen Beitrag dazu leistet, dass diese junge Frau sich einen Beruf und damit finanziell absichern kann. Und es funktionierte, langsam kamen immer mehr Spenden rein, von 2,3,4 Euro bis zu 50 Euro pro Spende. Ich fragte dann nochmal Kavitha wie viel Geld wir denn genau bräuchten um die Ausbildung zu finanzieren und sie sagte mir dass sie es irgendwie von 75.000 auf 50.000 Rupies runterhandeln konnten. Diese Summe haben wir vor einigen Wochen erreicht und ich bin dann mit dem Geld, Kavitha und ihrem Mann zu der Ausbildungsstelle gegangen um das Geld zu bezahlen. Auf der Rechnung standen dann 75.000 Rupies, obwohl ich sicher sagen kann, dass wir tatsächlich nur 50.000 bezahlt haben. Danach kam ein unvorstellbarer Dank von meiner Mentorin und ihrem Mann, beide hatten Tränen in den Augen und es fielen Sätze wie: „ we will never forget about this in our lifes. We can not thank you enough jonas!“ Das war für mich eine unglaublich schöne Erfahrung, ich musste im Endeffekt keinen Euro bezahlen um dieser Familie zu helfen und zusehen, wie Menschen spenden um jemandem zu helfen und dass das ganze dann auch noch so gut funktioniert hätte ich mir nie erträumt. Unglaublich schön.

    Wenn ich darüber nachdenke, was Auroville mit mir gemacht hat, wie sich Auroville auf mich auswirkt/ ausgewirkt hat, dann spuckt mein Gehirn vor allem anderen ein Thema aus. Meine Vorstellung davon, wie man ein Leben zu leben hat. Aus Sicht eines in Deutschland geborenen und in Deutschland zur Schule gegangenen jungen Erwachsenen. Also vollständig geprägt durch das europäische Lebensbild. Schule, Abitur, (vllt FSJ), Studium, Karriere und Familie. Für mich hat das mit meinem Traum davon Medizin zu studieren und Arzt zu werden, neben all den schönen Vorstellungen die damit verbunden sind, auch eine andere Seite gehabt. Für mich ist Medizin schon immer ein Traum, ich liebe den Menschlichen Körper und mit ihm zu arbeiten. Mit diesem Interesse direkt Menschen helfen zu können ist für mich die ideale Jobwahl. Allerdings bin ich überhaupt kein Fan vom deutschen/westlichen Gesundheitssystem. Wie Menschen durch Krankenhäuser geschleust werden, wie Teile auf dem Laufband, ist für mich keine sinnvolle medizinische Behandlung. Abgesehen davon ist die Vorstellung in einem Krankenhaus in Deutschland Karriere zumachen für mich wirklich nicht die schönste. Diesem System vollkommen ausgeliefert zu sein und jeden Tag ausgebeutet zu werden (gerade als junger Arzt, Facharztausbildung etc) ist für mich beängstigend. 

    Diese Sorge war mit dem Traum von Medizin also immer verbunden. 

    Inzwischen habe ich einen Medizinstudienplatz in Graz und werde mein Studium im Oktober antreten. Ohne diese Angst.

    Die letzten 6 Monate in Auroville haben mir eine so alternative „Lebensform“ gezeigt, all diese verschiedenen Menschen mit so unterschiedlichen Geschichten, die hier Leben und sich ihr Leben so gestalten wie es ihnen gefällt. Durch sie wurde mir klar, dass ich nicht an Deutschland/den Westen gebunden bin. Dumm gesagt: wenn ich kein Bock mehr auf Krankenhaus Karriere habe, komme ich nach Auroville arbeite hier 9-5 als Arzt und verbringe den Rest meiner Zeit mit Surfen 😉

    Nein also tatsächlich habe ich seit ich hier bin mehr und mehr die Angst vorm Medizinstudium und Arztleben verloren, dabei ist es egal ob ich irgendwann hierher zurück komme oder in Deutschland bleibe. Wichtig ist nur, dass ich diese Angst überwinden konnte, da das mir ein viel besseres mindset für das ganze ermöglicht.

    Vielen Dank fürs lesen, hier noch ein paar Bilder und bis bald 😉