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April, 2018

  1. Stille Nacht

    April 19, 2018 by Nina

    (Leben in Discipline)

    Schlafen im Schatten des Geckos

    Was war mein größter Irrtum ante-weltwärts über das Leben in Indien? Hatte mein unschuldiges, unbescholtenes und hinterwäldlerisches Selbst nicht mit dem Müll, den Stromausfällen, der Armut, der Wärme, der Sonne, den Kühen, der indischen Mentalität oder dem scharfen Essen gerechnet? Nein, die Vorbereitungsseminare ließen keinen dieser Fakten unerwähnt. Jedoch hatte ich irgendwie die ziemlich abwegige Illusion, dass sich in den dunklen Stunden eine friedliche Stille über das ländliche Indien legen würde. Ähm, ich kann nur sagen: Nein.

    Kitchen-Aid

    Dieser Fakt fiel mir wieder ein, als ich eine übernächtigte Besucherin morgens in der Küche traf, die ihr Jetlag auf Grund von erhöhter Lärmbelastung der Naturklänge nicht ausschlafen konnte. Hoffentlich konnte die bezaubernde Gesellschaft (gerade leben Jasper, Jola und ich in den Kapseln in Discipline), die idyllische Lage (im wuchernden Grün der biologischen Farm), das bunte, erstaunende und schöne Drumherum und unser Zuhause unseren kritischen Gast ausreichend entschädigen.

    Als die Gottesanbeterin in meine heiligen Hallen pilgerte

    Vor allem die Küche ist als der WG-Verkehrsknotenpunkt eine Sehenswürdigkeit an sich. Als Inventar befinden sich ein gelber Küchentisch mit ausgeblichenem rot-orangen Muster inklusive Bank und Hocker, eine auf dem bodenliegende sofaähnliche Ansammlung von Polstern, als Lebensmittelaufbewahrungsorte Schrank, Regal und Kühlschrank (in absteigender Ameisensicherheit geordnet) und neben den üblichen Kücheneinrichtungen (Herd & Spüle) noch eine kleine Bibliothek. Für eine regelmäßige Körperwässerung steht das Bad eine Tür weiter zur Verfügung und bezaubert durch eine geräumige Dusche, die aber aktuell auf Grund von limitierten Dusch-Armaturen nicht in voller Gänze genossen werden kann. In diese beiden heimeligen und vor allem kühlen Höhlen gelangt man von der sogenannten „Terrasse“, die mit einem riesigen gelben Tisch mit aufgemalten Spielfeldern ausgestattet ist, dessen Nutzung selten ist und, wenn vorhanden, eher einer Liegefläche gleicht.

    Happy Family

    Für die oben genannten feinen Schönheiten ist der gemeine Tourist aber meist eher blind. Die besuchenden Familien und Freunde steuern meist zielgerichtet auf die Hauptattraktion zu: die Komposttoilette! *Hust*

    Mehr als störend werden dabei die im Weg stehenden Kapseln, aus Naturmaterialien gebaute Stelzenhäuser (Nein, keine Baumhäuser!), wahrgenommen. Diese drei unterschiedlich großen und luxuriösen Behausungen wurden dieses Jahr durchgängig von drei oder vier Weltwärtslern bewohnt. Seit mehr als vier Monaten genieße ich meinen Blick auf Indien von der obersten Treppenstufe der größten Kapsel. Bin Gast bei den vorbeihuschenden Tieren. Wische Sägemehl von meinen Besitztümern. Schlafe mit Grillenzirpen ein, um von Tempelmusik und Streifenhörnchen geweckt zu werden.


  2. AV-Tage 2018

    April 14, 2018 by Kaspar

    Für alle, die in Europa sitzen und sich doch nach ein bisschen AV-Flair sehnen:
    Über Himmelfahrt steht vom 10.– 13. Mai wieder das Jahrestreffen von AVI-D an.

    Unter dem Motto „Auroville: Gestern – Heute – Morgen“ treffen sich hier Jung und Alt, um sich mit Auroville und aktuellen Themen auseinanderzusetzen und ein schönes Wochenende zu verbringen. Einige Aurovillianer, die von der ersten Stunde an in Südindien mit dabei waren, sind auch mit von der Partie. Aber lest selbst in der Einladung vom Verein nach.

    Wenn ihr mit dabei sein wollt – hier geht’s zur Anmeldung: Anmeldung AV-Tage 2018
    Das Ganze findet übrigens im Seminarzentrum Schieferpark im Thüringer Naturpark Schiefergebirge statt: Staatsbruch 1, 07349 Lehesten

    Wir freuen uns auf euch!


  3. Familienbesuch

    April 13, 2018 by Mira

    Wenn Familie auf Familie trifft

    Bis Indien haben die meisten noch zu Hause gelebt und sind zur Schule gegangen. Hier standen wir auf einmal ohne Eltern da, an einem völlig neuen Ort und mussten uns im Laufe der Zeit ein neues Leben aufbauen. Und dann bekommt man auf einmal Besuch von der Familie, die bisher nichts mit dem Leben, welches wir hier in Auroville, Indien, führen, gemein haben geschweige denn überhaupt sich vorstellen konnten. Zwei Welten sind aufeinander geprallt und die meisten von uns fanden den Besuch von ihrer Familie, ihren Eltern am Anfang schon etwas anstrengend (und die krassen Temperaturunterschiede zwischen Deutschland und Indien von 30° C waren wohl nur ein Faktor).

    Meine Familie selbst blieb nicht so lange in Auroville, denn sie wollten, wenn sie schon mal in Indien waren, auch etwas von diesem Land sehen. So mieteten wir uns ein Taxi für ca. eine Woche und erkundeten Südindien. Doch erst als wir Kerala erreichten, fühlte es sich für mich wie Urlaub an, denn dieser Bundesstaat weist direkt ab der Grenze merkliche Unterschiede zu Tamil Nadu auf. Es bestehen zwar nicht so große Differenzen zwischen den beiden benachbarten Bundesstaaten wie zwischen dem 2500km entferntem Rajasthan und Tamil Nadu, aber doch merkt man, dass die Menschen anders aussehen und eine andere Sprache sprechen. Das Christentum und der Kommunismus sind hier präsenter. Und am auffälligsten: Die anderen Landschaftsformen. Kein endlos weites, rotes Flachland, sondern grüne Berge und Backwaters. Die folgenden Bilder geben hoffentlich einen kleinen Eindruck davon.

    Kurz vor ihrem Abflug stellte meine Mutter dann erfreut fest, dass es ja nur noch 4 Monate sind, die sie jetzt ohne mich auskommen muss. Mich selbst hat diese Tatsache eher etwas bedückt und ich musste feststellen, dass es ja eigentlich noch so viel gibt, was ich hier in Auroville noch ausprobieren und erleben möchte. Erschien mir im August vergangenen Jahres die vor mir liegende Zeit so ewig lang vor, verfliegt sie mir jetzt viel zu schnell. Also, ran an die Arbeit und an das nächste Abenteuer!