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‘Essen’ Category

  1. Top 3 Highlights der Woche

    September 16, 2018 by Lara Schnellbach

    1. Ganesh Puja (Donnerstag, 13. September)

    Ein Fest zu Ehren des Geburtstags des indischen Gottes Ganesha.

    Es wird traditionell innerhalb der Familie gefeiert und es gibt Unmengen an gutem Essen.

    Tagsüber bekam speziell ich leider nicht viel mit, da ich die einzige war, die an diesem Feiertag arbeiten musste. Die Windarra-Farm schläft nie.

    Alles, was ich zu sehen bekam, war ein kleines Spektakel mit viel Rauch und klingelnden Glöckchen erst bei Food Link und dann beim Mittagessen in der Solar Kitchen.

    Meine “Chefin“/Farmleiterin/Adoptiv-Mutter namens Indira hatte mich samt meiner WG-Mitglieder Paula, Anna-Lena und Basti zum Abendessen eingeladen.

    Für alle außer Basti war es das erste mal, dass wir von Bananen-Blättern anstatt von Tellern aßen. Und Indira tischte ein wahres Festmahl auf.

    2. World Clean Up Day in Auroville (Samstag, 15. September)

    Auroville hat sich dem World Cleanup Day angeschlossen und seine Bewohner dazu aufgefordert, ihre Communities von Müll zu befreien.

    Dieser wurde anschließend beim Ecoservice gesammelt und gewogen.

    Jannes und sein Herz für Müll

    Für alle Helfer gab es Getränke und Snacks.

    Außerdem ein paar kleine Reden der Veranstalter und Infostände verschiedener Projekte, wie z.B. WasteLess (weltwärts-Projekt), Upcycling Studio (auch weltwärts-Projekt) und Eco femme.

    WasteLess stellt Spiele her, mit denen Kinder spielerisch einen verantwortungsvollen Umgang mit Müll lernen können.

    Upcycling Studio stellt neue Dinge aus Abfall her wie z.B. Möbelstücke, Accessoires und Demo.

    Eco femme stellt wiederverwendbare Stoff-Binden für Frauen her.

    Foto: Svea B.

    Foto: Svea B.

    Foto: Svea B.

    3. Surfen am Serenity Beach

    @ Kallialay Surf School

    Fotos von Leyla & Franka.


  2. Welcome to Auroville

    September 4, 2018 by Anna-Lena Middel

    Die Einführungswoche ist nun zu Ende und für uns beginnt der normale Alltag in Auroville. Die vergangenen 10 Tage ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll…

    Ankunft

    Am Donnerstag, den 23.8. sind wir nach einer langen Anreise in Indien angekommen. Alle waren total übermüdet und wir wollten endlich im Guesthouse in Auroville ankommen. Wir waren alle so gespannt, wie es werden wird, wie alles aussieht, wo wir die nächste Woche verbringen werden. Beim Verlassen des Flughafens in Chennai kam uns Indien schon förmlich entgegen. Drei Stunden mussten wir bis Auroville fahren. Im Auto staute sich die Hitze und auch draußen war es kaum kühler. Die Straßen waren voll mit Autos, Bussen und Motorrädern. Alle hupten wild durcheinander, ein System war da kaum zu erkennen. Dazu kommt noch, dass in Indien Linksverkehr herrscht. An den Seiten der Straßen stapelte sich der Müll, zwischendurch sah man mal eine Kuh, die in den Plastikbergen nach Essen suchte. Menschen, in Stoffe gehüllt, liefen barfuß auf der roten, staubigen Erde. Als wir die Stadt verließen, änderte sich das Bild. Es war nun geprägt von grünen Flächen mit Palmen und anderen Bäumen und Sträuchern mit hübschen Blüten und Blättern. Doch auch hier wurde der Müll unachtsam überall verstreut. Der Blick ging weit in die Ferne, keine Berge waren in Sicht, nur flaches Land und irgendwann hinter´m Horizont käme wohl das Meer.

    Man hat es sofort gemerkt, als wir nach Auroville rein gefahren sind. Alles sah direkt ordentlicher aus und es kamen uns kaum noch Fahrzeuge entgegen. Wir konnten sogar einen ersten kurzen Blick auf das Matrimandir erhaschen, bevor wir am Guesthouse ankamen. Dort haben wir seit der Ankunft in zwei Häusern gewohnt, verteilt auf mehrere Zimmer. Der restliche Tag wurde genutzt, um erst einmal anzukommen und sich auszuruhen. Das Wetter war schon sehr drückend; zwar schön, aber ungewohnt warm und schwül. Das Irritierendste war an diesem Tag die Zeitumstellung und die unglaublich früh eintretende Dunkelheit. Um 19h war es bereits komplett dunkel und zusammen mit der Müdigkeit hatte ich das Gefühl, als wäre es schon fast Mitternacht.

    Der nächste Morgen war für kurze Zeit unglaublich surreal. Zwei Tage zuvor noch habe ich in meinem Bett geschlafen, in Deutschland, so weit von hier entfernt. Und nun bin ich plötzlich in Indien aufgewacht, einem so weit entfernten Land. Ich bin aus der Tür getreten und habe in Bäume und grüne Blätter geschaut. Die einzigen Geräusche kamen von der Natur: Vögel, Grillen und vielleicht sogar ein Affe. Keine Autos, kein Grundrauschen von einer nahe gelegenen Autobahn. Es war wunderschön.

    Diese letzte Woche haben wir eine Menge gesehen und erlebt. Uns wurde Auroville ein Stück näher gebracht, wir haben unsere Projekte und die Orte, an denen wir wohnen können besucht. Dazu waren wir noch an unterschiedlichen Orten essen und haben im örtlichen Supermarkt eingekauft. Wir sind ins Matrimandir gegangen und haben den Banyan-Tree, das geographische Herz von Auroville, gesehen. Ein paar von uns haben eine Yogastunde besucht und waren sogar schon am Strand. Und ich habe einige Tiere gesehen, die ich noch nie zuvor gesehen hab. Es war eine ganz schöne Menge Input und wenn ich von allen Dingen berichten würde, würde ich niemals zum Ende kommen. Daher werde ich nur von ein paar Momenten erzählen, die mir am meisten bedeuten und mir am besten in Erinnerung geblieben sind.

    Abendbrot im Dorf

    An unserem zweiten Abend hier sind vier von uns (darunter ich) für die volle Dosis an indischem Feeling ins Dorf Alankuppam gefahren und haben dort an einem Straßenstand, der eigentlich nur aus einer Garage mit einem kleinen Vorbau bestand unser Abendbrot gegessen. Während wir warten mussten, habe ich das Dorfleben beobachtet, das sich mit fortschreitender Dunkelheit verändert hat. Viele Schulkinder befanden sich gerade auf ihrem Weg nach Hause. Manche im Bus, einige auf dem Fahrrad und ein paar auch zu Fuß. Wir waren direkt an einer Kurve und das Hupen der Autos wurde nie weniger. Unser Essen (es hat unter einem Euro gekostet) bestand aus Reis mit gebratenem Gemüse. Die Schärfe war erträglich und das Essen war lecker. Es war bis jetzt das einzige Mal, dass ich im Dorf gegessen habe, aber es wird mit Sicherheit nicht dabei bleiben.

    Ein unerwartetes Schauspiel

    Ein anderes Mal, es war an einem Morgen, wollten ein paar von uns zum Yoga fahren und sind Zeuge eines wundervollen Spektakels geworden: Wir standen bereits auf dem Hof vor unserem Guesthouse, es war halb sieben und die Sonne war bereits aufgegangen. Da habe ich ein paar fliegende Tiere entdeckt, die etwa die Größe von kleinen Schmetterlingen hatten und im ersten Moment auch nach solchen aussahen. Doch es waren keine. Man entdeckte immer mehr von ihnen je länger man sich umschaute und bald war die ganze Luft von flatternden Wesen erfüllt. Sie haben mich ein wenig an diese eine Szene aus Harry Potter, Teil 1 mit den fliegenden Schlüsseln erinnert. Keiner von uns wusste genau, was diese Tiere sind, wir konnten es nur raten. Ich habe es geschafft, eines zu fangen, um es mir genauer anzugucken. Sie sahen aus wie große Ameisen und hatten vier lange zarte Flügel auf dem Rücken. Als wir vom Yoga zurück kamen, war das Spektakel bereits vorbei. Später haben wir erfahren, dass es die Königinnen der Termiten waren, die auf dem Paarungsflug sind.

    Faszination: Matrimandir

    An einem Morgen sind wir als ganze Gruppe zum Matrimandir gefahren. Nicht jeder kann einfach so dort auf das Gelände, das ist ein ganz schön kompliziertes Prozedere. Es war ganz schön beeindruckend, vor dieser riesigen goldenen Kugel zu stehen und dann auch noch, ohne Schuhe und in Stille, in sie hinein zu gehen. Wir waren beinahe die einzigen im Inneren, das aus mehreren Etagen besteht. Zuerst kommt man in einen kleinen Raum, in welchem man sich Socken überziehen muss. In der Mitte dieses Raumes führen zwei sich um einander windende Wendeltreppen ein Stockwerk höher. Dieser Raum war deutlich größer und lies die runde Außenform des Matrimandirs erkennen. Sprechen war nicht erlaubt und daher herrschte eine ganz ungewohnte Stille, die schön und ein wenig beängstigend zugleich war. Zu der inneren Kammer, welche noch weiter oben liegt, gelangt man über einen rampenartigen Aufgang. Ein Weg, der sich über die Hälfte des Raumes an den Seiten langsam nach oben windet. Gespiegelt dazu befindet sich der Abgang aus der Kammer. Diese innere Kammer ist die zentrale Meditations- und Kontemplationshalle. In ihr ist es relativ kühl und dunkel. Das Licht fällt lediglich durch ein Loch in der Decke ein, wo es mit Hilfe von Spiegeln senkrecht auf eine Kristallkugel fällt, welche sich in der Mitte des Raumes befindet. In einem Kreis angeordnet, weiter am Rand, befinden sich zwölf Säulen; sie grenzen den inneren vom äußeren Teil des Raumes ab. Im äußeren Teil befinden sich Matten als Sitzmöglichkeit, Liegen ist nicht erlaubt. Wir wurden in diesen Raum geleitet und jeder hat sich einen zur Kristallkugel hin gerichteten Platz gesucht. Für die nächste – ich glaube halbe Stunde – war es absolut still. Man saß da und hat meditiert oder sich einfach nur entspannt. Es war ein wenig anstrengend, aber eine wirklich faszinierende Erfahrung. Man hatte quasi nichts außer sich selbst, auf das man sich fokussieren konnte, nichts hat einen abgelenkt – und das tat unglaublich gut.

    Es sind noch viel mehr interessante Dinge passiert, aber diese drei sind mir mit am stärksten in Erinnerung geblieben. Mit dem Ende der Einführungswoche kam der Umzug in unsere neue Behausung, wo wir nun für ein halbes Jahr wohnen werden. Eine spannende und aufregende Zeit liegt vor uns. Eine Zeit voller neuer Dinge, Entdeckungen, Erfahrungen. Ich bin gespannt, was noch so alles passieren wird…

    Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der letzten Tage:

    Paula und ich genießen die erste Kokosnuss

    am Aurobeach

    dieses Chamäleon habe ich von der Straße gerettet 🙂

               

     


  3. Von der Wissenschaft ein Huhn zu schlachten

    Dezember 7, 2017 by Mira

    Alle Leser, die aufgrund ihrer Liebe zu Tieren Vegetarier oder gar Veganer geworden sind, sollten sich nicht diesen Blogbeitrag durchlesen, da der Inhalt auf sie traumatisierend wirken könnte. Alle anderen Leser können getrost lesen, was Jasper und ich neulich erlebt haben.

    Es fing damit an, dass Ratten mir meine Unterhosen alle anknabberten und ich diesem Problem mit einer Falle entgegenwirken wollte. Doch nicht nur Ratten, sondern auch Streifenhörnchen gingen mir in die Falle und so saßen Daniel, Jasper und ich eines Abends zusammen vor unseren Hütten, während wir das tote Streifenhörnchen in der Falle betrachteten. Ich weiß nicht mehr, wem genau die Idee kam, doch wurde uns letztlich von Frank davon abgeraten, dieses Streifenhörnchen auseinander zu nehmen und zu essen. Die seien noch schlimmer als Ratten und hätten alles, was man sich nur vorstellen kann. Aber unsere Lust war geweckt, endlich mal etwas auszuprobieren, was uns in Deutschland bisher nicht in den Sinn gekommen war, wobei Jasper doch schon ein bisschen Erfahrung hatte.

    So machten wir (Jasper und ich) uns ein paar Wochen später mit unserem Mentor Segar auf, in die umliegenden Dörfer, um ein Huhn aufzutreiben. Natürlich mussten wir, weil wir weiß waren, einen überhöhten Preis zahlen, den selbst unser tamilischer Mentor nicht mehr herunter handeln konnte. Aber diese 400 Rupien waren es uns Wert.

    Zurück auf Discipline fingen wir gleich mit der Arbeit an. Ich hielt das Huhn fest und Jasper schlug mit dem Beil zu. Ein Schlag und der Kopf war ab. Doch ruhig liegen blieb das Huhn dann nicht. Hätte ich es nicht festgehalten, wäre es wohl ohne Kopf davon gelaufen, so zuckte es noch ein oder zwei Minuten lang unter meinen Händen und bespritze und besudelte mich mit reichlich Blut. Wie mulmig wurde mir bei diesem Geschehen, doch eigentlich war damit auch schon der schlimmste Schritt vollbracht. Wir ließen das kopflose Huhn noch kurz am Baum hängend ausbluten, übergossen es dann mit warmen (nicht kochend heißem!) Wasser ab, so dass sich die Federn besser entfernen ließen, und machten uns dann ans Rupfen. Bei all dieser Arbeit umgab uns beständig der mehr oder weniger unangenehme Geruch von Hühnchenfleisch und auch die Fliegen ließen nicht lange auf sich warten. Nach dem Federnrupfen hieß es, den Bauch aufzuschneiden und die Gedärme zu entfernen, wobei man aufpassen muss, nicht die Galle zu treffen. Es war schon irgendwie interessant, sich mit der Anatomie eines Hühnchens zu beschäftigen und zu versuchen, alle Innerein zu bestimmen. Ein Medizinstudium kommt für mich aber deshalb noch lange nicht in Frage.

    Nun konnte man sich endlich an das heran machen, wofür man das Huhn gekauft hatte: Ans Fleisch. Es erwies sich als recht aufwendig und wie ich erst im Nachhinein von Bärbel erfahren habe, funktioniert es besser, dass Fleisch von den Knochen zu schneiden, wenn man das Hühnchen vorher ganz kocht, anstatt erst das Fleisch abzuschneiden und es dann zu kochen. Naja, am Ende gab es dann eine Gemüsehühnerbrühe, die trotz des sehnigen Fleisches lecker geschmeckt hat. Von Hühnchen habe ich jetzt erstmal genug, aber Jasper und ich haben schon weitere Pläne…


  4. Kleinigkeiten

    November 6, 2017 by Mira

    Es regnet und regnet und regnet. Alles geht langsamer, falls es überhaupt noch geht. Die Feuchtigkeit, nein, Nässe von allen Seiten, setzt den Motorrädern zu, die noch häufigeren Stromausfälle machen das elektronische Bezahlen an der Kasse mit der Aurocard oft unmöglich und es kostet einen sehr viel Überwindung, sich mehr als nötig durch diesen Regen zu kämpfen, um z.B. ins Fitnessstudio oder zum Salsaunterricht zu kommen. Der Schimmel hat längst schon auf mehr als nur unsere Kleidung übergesetzt. Nun möchte ich aber in diesem Beitrag einmal über die Kleinigkeiten der vergangenen zwei Monate berichten, die einem schon zum Alltag geworden sind:

    -Kardamon befindet sich hier in sehr vielen Lebensmitteln, egal ob in Chutneys, Süßigkeiten, Kichererbsenaufläufen, Erdnussbutter oder sogar im Brot

    -Dass Auroville keine Stadt und erst recht keine Großstadt wie Berlin ist, merkt man immer wieder auch daran, dass, wenn man mit dem Motorrad von einem Ende zum anderen (in 10 Minuten) fährt, man mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit jemanden trifft, den man kennt. Und mein Bekanntenradius wird von Woche zu Woche immer größer, sodass diese Wahrscheinlichkeit weiter steigt.

    -Wenn ich die Wahl zwischen Hock- und Sitztoilette habe, bevorzuge ich mittlerweile schon die Hocktoilette, denn sie ist nicht nur physiologisch betrachtet für den Körper besser, sondern irgendwie auch hygienischer.

    -In öffentlichen Bussen hier nimmt man auch mal die Einkäufe oder gar Kleinkinder anderer Leute auf den Schoß, wenn der Bus sehr voll ist und nicht alle sitzen können. Auch wird das Geld für die Fahrkarte durch den Bus zum Schaffner durchgereicht, wenn es sehr voll ist und das Ticket sowie evtl. Rückgeld wird auch problemlos zurück durch den Bus gereicht.

    -Die Ratten in meiner Kapsel knabbern mir meine Unterhosen weg, egal wie ich schon versucht habe, sie zu lagern. Selbst an meinen Stoffhosen und Fingernägeln haben sie sich versucht. Da ich nun bereits die Hälfte meiner Unterhosen verloren habe und man hier keine guten bekommt, habe ich Rattenfallen aufgestellt. Schon vier Ratten und ein Streifenhörnchen mussten dran glauben und eine Ratte hat es irgendwie geschafft, sich dabei den Schädel spalten zu lassen und ihr Hirn in meiner Hütte zu verteilen.

    -Kokosnüsse sind überall einsetzbar, ob frisch vom Baum oder geraspelt in einer Gemüsepfanne, ob zum Kratzen oder zum Feuer anzünden. Und dann gibt es sie hier auch noch in Hülle und Fülle zu niedrigen Preisen. Prinzipiell kann man die Kokosnuss in drei Altersphasen einteilen: Die ganz frischen vom Baum haben noch einen Saft, der prickelnd frisch ist, und wabbeliges Fruchtfleisch. Etwas ältere besitzen einen Saft, der nicht mehr ganz so lecker ist, dafür ist das Fruchtfleisch knackig fest. Die ganz alten Kokosnüsse, die vor dem Knacken schon klappern, besitzen gar keinen Saft mehr und das Fruchtfleisch ist zäh und gummiartig und hat noch einmal einen ganz anderen Geschmack als in jüngeren Phasen.

    -Indische Krankenhäuser sind so stark gekühlt, dass man sich eigentlich gleich eine Erkältung zuzieht und somit eher krank als gesund wird. Aber keine Sorge, ich war nicht krank und hatte auch keinen Unfall, ich habe mir nur einen Vortrag über ecological sanitation von Lucas, meinem Chef, angehört.

    -Die Sonne hier hat gefühlt eine enorme Strahlkraft. Selbst morgens um 7 Uhr treibt sie einem schon den Schweiß auf die Stirn.

    -Wenn man mich nach meinem Namen fragt und ich Mira sage, dann fragt man gleich oft hinterher, wie meine Eltern denn dazu gekommen sind, mich Mira zu nennen. Ertsens besitze ich nämlich den gleichen Vornamen wie „die Mutter“, die Gründerin Aurovilles, und zweitens ist Mira auch ein typisch indischer Name. Meine Antwort darauf ist stets dieselbe: Mira ist ein indogermanischer Name, der von Skandinavien bis nach Indien verbreitet ist und das erste mal schon vor 3500 Jahren schriftlich erwähnt wurde als Stadtname bei den Hethitern.

    -Ich vermisse das Klavierspielen sehr. In Auroville stehen ein paar wenige Klavier oder gar Flügel herum, doch wirklich auf ihnen spielen kann(darf) ich nicht. Nun hatte ich mir überlegt, mir ein Keyboard zu kaufen, doch während des Monsuns scheint es keine sinnvolle Idee zu sein, da die hohe Luftfeuchte (die während des Monsuns einfach noch höher als sonst ist) der Elektronik ziemlich schnell zusetzen könnte. Und sich Klavierunterricht in Pondi zu nehmen funktioniert irgendwie auch nicht. Also habe ich mir aus Verzweiflung eine Klaviatur auf Papier gemalt. Ob ich nun Fehler mache, kann ich leider nicht hören, doch ich hoffe, so zumindest meine Fingerfertigkeit beizubehalten (bzw. wieder aufzubauen).

    -Brot backen in einem Holzofen macht viel Spaß, auch wenn man zuerst dafür einiges an Holz hacken muss (was auf Dauer anstrengend ist) und man bei Regen und Feuchtigkeit mehrere Versuche zum Anfachen des Feuers benötigt. Auch wird man dabei ziemlich eingeräuchert und die Hitze des Feuers treibt einen den Schweiß aus den Poren. Doch am Ende darf man seine ersten eigenen, warmen Brötchen probieren, das macht die Mühe wett.

    -Es ist herrlich, jeden Tag barfuß laufen zu können, die Erde auf Discipline jeden Tag mit seinen nackten Füßen in all seinen Zuständen, mal matschig, mal trocken, mal glatt, mal picksig, zu spüren. Auch gefällt es mir, dass man in allen Cafes und Häusern, ob Town Hall, Supermarkt oder Büro, die Schuhe auszieht. Meine Füße sind irgendwie dauerdreckig, egal wie oft ich sie wasche. Oder ich gebe mir einfach nicht genug Mühe. Die anderen meinen, ich hätte ein besonderes Talent dafür, stets dreckige Füße zu haben. Ich glaube, so richtig sauber werden sie wohl erst wieder in Deutschland sein. Lediglich nach nächtlichen Poolpartys kommen sie nahezu an den Zustand vollständiger Sauberkeit heran.


  5. Essensplan

    Oktober 23, 2017 by Mira

    Unsere Kleidung hing mehrere Tage hinweg durchnässt auf der Wäscheleine und wurde einfach nicht trocken, die Sandpisten haben sich in beständige Matschpisten verwandelt und alles in unseren Kapseln war (ist) klamm und fing an zu müffeln oder gar zu schimmeln. Außerdem wurde hier tagelang herumgeböllert (und gefeiert), denn es fand eines der Hauptfeste Südindiens statt: Deepavali. Die freien Tage mit Schlemmerein und auf ein paar Festen verbringend, gibt es mittlerweile auch wieder mal Sonnenschein, der unsere Wäsche zum Trocknen bringt.

    So viel über die aktuelle Lage. Doch wie der Titel schon verrät, will ich in diesem Blogbeitrag über etwas anderes berichten. Schon des Öfteren wurde ich danach gefragt und daher nun die Antwort auf die Frage: Was esse ich hier eigentlich?

    Frühstück:

    Ein frisch geborenes Kalb

    Ich wohne ja auf einer Farm. Und auf dieser Farm gibt es nicht nur viele Pflanzen, Insekten und Spinnentiere, sondern auch Ziegen und Kühe. Und Kühe liefern ja bekanntlich Milch. Um mich nicht völlig vegan ernähren zu müssen, habe ich gleich zu Anfang ein Milchabo auf Discipline bezogen. Nun gibt es jeden Morgen Milch frisch aus dem Euter. Als Großstadtkind kannte ich das bisher nicht und bin ziemlich froh, es hier ein Jahr lang erleben zu dürfen, denn diese Milch schmeckt wirklich sehr gut! Zum Frühstück gibt es daher meist Milchreis, Eierkuchen oder Porridge. Und Bananen. Bananen bekommt man hier überall zu billigen Preisen und sie sind nicht nur für Zwischendurch gut geeignet, sondern auch für jegliche Süßspeisen und manche herzhafteren Speisen. Doch nicht immer verwende ich meine Milch gleich sofort als solche. Manchmal stelle ich auch Joghurt oder Butter aus ihr her.

    Mittagessen:

    Mittags gibt es zwei Optionen für mich: Entweder gehe ich auswärts essen oder ich mache mir in der Küche auf Discipline meine Reste vom Vorabend in der Pfanne warm. Zeit zum Kochen finde ich während der Arbeitswoche eher weniger. Wenn ich nun auswärts essen gehe, gibt es eigentlich nur zwei Orte, die ich wirklich regelmäßig besuche. Option A ist das G.P.Cafe, ein Restaurant direkt gegenüber von meiner Arbeitsstelle. Dort bekommt man typisch südindisches Essen, also entweder ein meal (Reis mit verschiedenen Chutneys und Chapatis) oder z.B. paper dosa. Und man isst natürlich mit der Hand. Option B ist die solar kitchen. Das ist DIE Mensa von Auroville. Wenn man dort mittags essen geht, trifft man immer irgendjemanden, den man kennt. Seine Mitfreiwilligen, seine Mentoren und Koordinatoren, seinen Tanzlehrer oder irgendwelche anderen Aurovillianer und Volunteers. Wie sieht es hier mit dem Essen aus? So richtig typisch indisch ist das Essen eher weniger, aber typisch europäisch auch nicht wirklich. Es ist etwas dazwischen. Mal gibt es Reis, mal Hirse, mal Kartoffeln und mal Nudeln. Dazu stets irgendwelche Soßen, Salate, Joghurt und lemon juice. Und man darf sich so oft nachnehmen, wie man möchte. Außerdem ist es möglich, auch hier ein Abonnement zu beziehen, entweder für 3 oder für 6 Tage die Woche. Ich habe mich mittlerweile für erstere Variante entschieden.

    Eingang zur solar kitchen

    Vor der solar kitchen

    in der solar kitchen

    Abendessen:

    Abends koche ich mir meist selbst etwas. Mit anderen Worten: abends gibt es meistens eine Gemüsepfanne mit Reis, Nudeln oder Kartoffeln. Und kleinen Variationen. So sind schon einge leckere Rezepte entstanden. In der Anfangszeit habe ich zum Kochen noch sehr viel Zeit gebraucht, doch mittlerweile verringert sich meine Kochzeit von mal zu mal. Außerdem werde ich experimentierfreudiger. Gerne würde ich mir auch mal für ein paar Tage vorkochen, doch leider ist unser Kühlschrank ziemlich klein und auch in diesem werden die Lebensmittel relativ schnell schlecht. Allgemein muss man frisches Obst und Gemüse, bedingt durch die hiesigen tropischen Verhältnisse, gleich sofort verarbeiten. Daher sind Großeinkäufe auf dem Markt von Pondi nicht möglich, auch wenn man das gerne sowohl aus zeitlichen als auch aus finanziellen Gründen sehr gerne tun würde, denn auf dem Markt von Pondi bekommt man alles am billigsten. Die Supermärkte von Auroville sind relativ teuer und die Supermärkte sowie die am Straßenrand aufgebauten Stände in den umliegenden Dörfern sind schon billiger, aber immer noch teurer als der Markt in Pondi.

    An vielfältigem Obst und Gemüse mangelt es hier nicht. Vieles wird hier verkauft, was auch in Deutschland leicht zu bekommen ist, jedoch sieht einiges anders aus und ist auch geschmacklich verschieden. Für uns „exotische“ Arten und Sorten haben wir auch schon probiert, doch nicht immer hat es uns geschmeckt.

    Wie man dem letzten Bild mit der Gemüsereispfanne vielleicht entnehmen kann, hat bei uns in der Küche auf Discipline tagelang das Licht nicht funktioniert, denn Ameisen hatten sich in unseren Lichtschalter eingenistet und irgendwie das gesamte Schaltsystem lahm gelegt. Es folgten daher viele Kochabende im Stirmlampen- und Kerzenschein. Doch mittlerweile konnte dieses Problem behoben werden – die regnerischen Tage sind nun jedoch auch vorbei (bzw. der Wintermonsun lässt noch auf sich warten).