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‘Natur’ Category

  1. Kokosnuss als Bodenschutz

    Juni 19, 2023 by Valerie Schäfer

    Guten Morgen 🌞

    Aktuell auf der Farm haben wir sehr viele dry Coconuts. Für die die es nicht wissen hier gibts zwei Sorten von Kokosnüssen. Die Eine zum trinken, die ist groß und grün, die wird einem mit einer speziell gebogenen Machete am Straßenrand aufgeschlagen und mit Strohalm serviert. Und dann gibt es noch die trockene Kokosnuss, der Kern dieser Nüsse ist was wir in Deutschland als Kokosnüsse bekommen, normalerweise ist da noch eine ganze Menge trockene, haarige Schale drumherum. Und um diese Schale geht dieser Beitrag heute.
    
    
    Es gibt hier sehr viele Kokosnüsse, besonders zu dieser Zeit. Auf der Farm wurden letztens Kokosnüsse geerntet, ein ganzer Anhänger voll. Die Kerne verkaufen wir und die Schalen verwenden wir als Mulch. Diese Schalen halten sehr gut Wasser unter sich, da sie so dick sind schützen sie perfekt vor Sonneneinstrahlung. Wenn ein junger Papayabaum, gerade gepflanzt, in der prallen Sonne steht, stehen seine Chancen nicht so gut, der Baum hat nicht viele Blätter und die wenigen Blätter sind komplett der prallen Sonne ausgeliefert und verlieren sehr viel Wasser, ebenso der Boden rings um die Pflanze herum. Die Pflanze wird zwar von uns gewässert aber die Erde ist in der Sonne, was den Standort perfekt für Gräser oder unseren stark invasiven Freund im Lemon Orchard ,Sphagneticola‘ macht. Dieses Kraut nimmt sich den Lebensraum der Papayapflanze und entzieht ihrem Grund Mineralien und andere wichtige Nährstoffe aber noch viel wichtiger das Wasser. 

    Daher wenn ein Papayabaum gepflanzt wird, wird ringsherum um diesen Baum in einem Kreis die Erde von allen Pflanzen befreit und ein hochstehender Erdring herum gegraben. In diesem Ring legen wir die Kokosnussschalen um die Pflanze herum, sodass der Boden um die Pflanze nicht sein Wasser verliert, vor anderem Pflanzenwachstum geschützt ist und natürlich damit die Papayapflanze selbst genug Lebensraum und Wasser bekommt. 
    Das fertig gelegte Muster sieht dann so aus:


  2. Noch ein Bericht übers Farmleben

    April 13, 2023 by Valerie Schäfer

    Valerie Schäfer 06.03.2023 AuroOrchard

    Ein weiterer Quartalsbericht steht an. Nach 6/7 Monaten farmen auf AuroOrchard kennt man seine Arbeit in und auswendig. Alles nur noch Routine!

    Neue Volunteers kommen und gehen. Es wird heißer und die Freiwilligen mehr aus irgendeinem unempfindlichen Grund. Die Hitze ist wirklich intensiv, ich muss bereits meine Chappels tragen damit ich mir die Fußsolen nicht verbrenne.

    Wenn man seine Arbeit so gut kennt, wird es zugegebenermaßen irgendwie langweilig und man fängt an sich mehr mit anderen Dingen zu es beschäftigen, beispielsweise:

    mit Schlangen 🙂 Hierbei handelt es sich um eine ‚Ratsnake‘ gefunden haben wir sie irgendwo zwischen den Büschen und Sträuchern auf der Farm. Wir haben dank eines neuen Mitarbeiters, der Aufklärungskurse über Schlangen in Auroville gibt, ein Buch über Schlangen auf der Farm. Denn die laufen einem dort schon öfters übern Weg und da ist es gut bescheid zu Wissen bevor man sie aufhebt 😉

    Doch keine Sorge von Schlangen geht für gewöhnlich keine Gefahr aus, da sie sich viel lieber verstecken und ins Grüne flüchten als in Angriff zu gehen.

    Das einzige Tier das mich hier soweit angegriffen hat ist tatsächlich die Ameise, die Skorpionameise. Und die hat es in sich. Nachdem ich zweimal in die Hand gebissen wurde, als ich so lieblich mexikanische Sonnenblumen pflückte, hatte ich zuerst einen stechenden Schmerz und dann fing meine Hand an zu schwellen. Am Abend war sie nur noch ein dicker Ballon. In den Tagen drauf verteilte sich die Schwellung, wurde flacher und weiter. Und am vierten Tag begann sie abzuschwellen. Die Schwellung war nicht schmerzhaft, sondern sah nur sehr witzig und bedenklich zugleich aus. Also keine Sorge vor dem Wildleben auf der Farm.

    Auch eine interessante Beschäftigung ist es die Gräser und Kräuter auf der Farm zu bestimmen. Viele neue Freiwillige bringen wissen über jegliche Pflanzen mit und man kommt in den Austausch mit Ihnen. Sie erzählen wie sie Daheim die Pflanzen nutzen, in Kochrezepten oder in Heilkunde oder als Nutzpflanze auf der Farm daheim. So weit scheint es als wenn so ziemlich jede Pflanze irgendeinen Nutzen hat, denn auch der gewöhnlichste Grashalm wird irgendwo in Nordindien übers essen gestreut. Ein Kräuterbuch über AuroOrchard wäre tatsächlich ein äußerst interessantes Projekt.

    Javed, ein Farmer von einer Insel in der Karibik, der scheinbar auch Schokolade herstellt, erzählte mir von einer Pflanze auch unter dem Namen Sorgenwein bekannt. In der Karibik ist sie invasiv; bei uns auf der Farm wächst sie wild. Und dort wo er herkommt machen sie Milchtee aus der Pflanze. Mein Anlauf Tee aus der Pflanze zu machen war leider etwas kläglich. Es hat nach Wasser und Laub geschmeckt aber zumindest habe ich es gewagt und bin nicht gestorben als ich diese Brühe verspeiste. Ich dachte mir wash it cook it peel it, wie wir es im Seminar gelernt haben 😉

    In meinem Projekt fühle ich mich wohl, solange ich neugierig bleibe sollte sich daran nichts ändern.

    Auf der Farm ist es entspannt, nur etwas heiß zur Zeit, da hilft nur Urlaub!


  3. Tiefenökologie

    März 5, 2020 by Alina

    Was Tiefenökologie für mich bedeutet und warum es für mich eine wundervolle Methode ist, mit globalen Krisen umzugehen.

    In Auroville gibt es zahlreiche Gruppen, die sich mit Umweltthemen und nachhaltigem Handeln beschäftigen. Dazu gehört die „Deep Adaptation“-Gruppe, die sich mit dem Umgang der Klimakrise beschäftigt. Auf Basis eines Papers von Jem Bendell („Tiefenanpassung – ein Wegweiser, um uns durch die Klimakatastrophe zu führen“) werden drei zentrale Fragen gestellt:

    • Resilienz – Wie behalten wir, was wir wirklich behalten wollen?
    • Verzicht – Was müssen wir loslassen, um die Situation nicht zu verschlimmern?
    • Wiederherstellung – Was können wir wieder zurückbringen, damit wir mit den kommenden Schwierigkeiten und Tragödien fertig werden?

    Interessiert daran mitzuwirken und meinen Beitrag zum Umgang mit der Klimakrise zu leisten, habe ich die Werke von Joanna Macy für mich entdeckt. Da das Konzept nicht allzu bekannt ist, möchte ich in diesem Artikel beschreiben, wie ich das Thema für mich aufgenommen habe.

    „Wir sind jung und brauchen die Welt.“

    Wenn wir betrachten wo wir als Menschheit zurzeit stehen, ist die Klimakrise wohl die größte Herausforderung, da sie unsere Existenz als Spezies bedroht. Die Erde braucht die Menschen nicht, aber die Menschen die Erde. Und klar ist, dass so wie wir als Menschheit gerade leben, es nicht mehr lange weiter gehen kann. Solange wir leugnen, dass wir uns selbst zerstören, kann keine Veränderung passieren. Wie konnte es soweit kommen, dass wir ein solch destruktives Verhalten auf diesem Planeten ausüben? Durch unsere mechanistische Denkweise wurde die Spaltung von Natur und Geist vollzogen. Wir leben in einem gestörten Verhältnis mit der Natur, weil wir uns separat von ihr betrachten. Viele Menschen fühlen das Ungleichgewicht zwischen der überbetonten Außenwelt (Modebewusstsein, Statussymbole, Materialismus) und der vernachlässigten Innenwelt (kaum Vertrauen zur eigenen Intuition, mangelnde Beziehung zum eigenen Körper und seinen Bedürfnissen, fehlende Spiritualität) als Sinnleere.

    Die Tiefenökologie hat den Anspruch eine neue Geisteshaltung einzunehmen, bei der Freude am Einfachen, jedoch an inneren Werten reichem Leben und einem globalen sozialen Verantwortungsbewusstsein angestrebt wird. Die Lösung der ökologischen Krise hängt nach der Auffassung der Tiefenökologie wesentlich von der Entwicklung eines Bewusstseins um die Verbundenheit der Menschen mit allen Lebewesen ab. Umwelthandeln hätte dann eine dauerhafte Basis, denn Bewusstsein und Handeln verschmelzen zu einer Einheit. Die Entwicklung eines Mitwelt-Gefühls befähigt das dualistische Denken der Menschen zu überwinden, welches den Menschen der Natur gegenüberstellt.

    Doch wie kann dieses Bewusstsein erzeugt werden?

    Seit langem beschäftige ich mich damit, was es braucht, damit Menschen ihr Verhalten ändern. Meiner Meinung nach kann Veränderung nur dann geschehen, wenn nicht nur der Verstand angesprochen wird, sondern auch das Herz. Menschen sind emotionale Wesen, die irrational und nach ihren Gefühlen handeln. Deshalb reichen Informationen über Alternativen lange nicht aus, damit sich Verhalten ändert. Wir können dieser Krise nur effektiv begegnen, wenn wir sie auch auf einer Herzensebene anstatt nur auf einer Verstandsebene angehen.

    Wir alle haben natürliche Schutzmechanismen, die wir (unterbewusst) einsetzen, wenn wir mit Bedrohungen konfrontiert werden. Themen wie die Klimakrise sind keine leichte Kost, deshalb fühlen wir uns schnell hilflos und ausgeliefert, weil wir das Gefühl haben, sowieso nichts tun zu können. Folglich lenken wir uns lieber ab und lehnen Verantwortung daran ab, da wir nicht die Schwere der Belastung tragen wollen.

    Durch die Methoden der Tiefenökologie versuchen wir diese Hilflosigkeit und Starrheit in Resilienz und Handlungsfähigkeit umzuwandeln. Ziel ist es also, den biologisch angelegten Reaktionen auf globale Bedrohungen Raum zu geben, um ihrem transformativen Potential zur Entfaltung zu verhelfen.


    Work that reconnects – Joanna Macy

    Ich verfolge den Ansatz von Joanna Macy, die das Werk „The work that reconnects“ verfasst hat.

    In ihren Worten hilft die „Arbeit, die wiederverbindet“ sich miteinander und in den selbst heilenden Kräften des Lebens wieder zu erfahren und den Weltschmerz in inspirierte gemeinsame Handlung zu transformieren. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen und den Gründen auf die Spur zu kommen, warum trotz des Bescheidwissens über die ökologische Krise kaum entgegengesteuert wird und dessen wahre Situation verdrängt, verleugnet und verschwiegen wird.

    „Die Krise, die unseren Planeten bedroht, entspricht einer untauglichen und pathologischen Sicht des Selbst, einem Irrtum, was unseren Platz in der Ordnung der Dinge angeht. Ich meine den Irrglauben, das Selbst existiere gesondert von allem anderen und sei so zerbrechlich, dass wir seine Grenzen immer wieder ziehen und verteidigen müssen; es sei so klein und bedürftig, dass wir unentwegt anschaffen und konsumieren müssen; es bestehe so sehr für sich abgetrennt, dass wir weder als Einzelne, noch als Gruppe, noch als Staaten, noch als Spezies eine Rückwirkung dessen, was wir anderen Lebewesen antun, auf uns selbst befürchten müssen.“ – Macy

    Die vier Phasen:

    The Work that Reconnects

    Die folgenden Schritte können durch sehr unterschiedliche Elemente gestaltet werden. Entscheidend ist dabei, aus der Verstandesebene herauszukommen und in das eigene Herz hineinzufühlen. Dazu können Bewegung, Musik, Tanz, Kunst, Meditation, Spüren des eigenen Körpers, Kontakt mit der Natur, etc. genutzt werden. Zentral sind die Begegnung und das Wahrnehmen anderer Wesen. Daher werden die Übungen optimalerweise in einer Gruppe durchgeführt, um zu spüren, dass wir gemeinsam hier auf dieser Erde sind und es gemeinsam wert sind, uns darum zu kümmern. Grundlage für die Verbindung miteinander ist das Aufnehmen von Augenkontakt und aktivem Zuhören.

    • 1. Dankbarkeit (Gratitude)

    Ein einfacher Weg, um auf Herzenseben zu gelangen ist es in die Dankbarkeit zu gehen. Wenn wir uns bewusst werden, was für ein Wunder es ist, am Leben zu sein und was für wundervolle Dinge wir erleben dürfen, kreieren wir so viel Liebe und Resilienz. Dankbarkeit ist unabhängig von äußeren Faktoren. Wir können immer, egal wie die Umstände sind, Dankbarkeit in uns erzeugen. Wenn wir dankbar sind, gelangen wir in den gegenwärtigen Moment. Wenn wir im gegenwärtigen Moment sind, können wir wirklich spüren, was da ist und was wir brauchen.

    • 2. Den Schmerz würdigen (Honoring the pain)

    „Hinter allem Schmerz steckt Liebe.“: Wir sind nur dann fähig Schmerzen zu empfinden, wenn wir lieben. Von der anderen Seite gesehen bedeutet Weltschmerz also auch, dass wir eine Liebe zum Leben empfinden.

    Schmerzen sind nichts anderes als ein Feedback, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass etwas gesehen werden möchte. In diesem Schritt geben wir Gefühlen den Raum, gefühlt werden zu dürfen. Durch das Zulassen, durch das Fühlen des Schmerzes kann er geheilt werden. Unser Schmerz, den wir bisher isoliert in uns getragen haben, kann in Mitgefühl umgewandelt werden. Mitgefühl ist der Ausdruck des Leidens mit der Welt, welches Kennzeichnen eines erweiterten Selbst ist. Das bewusste Wahrnehmen des Schmerzes öffnet gleichzeitig die Quellen der Lebensfreude, um somit zur anderen Seite der Münze zu gelangen: Aus Liebe, anstatt aus Angst zu handeln.

    • 3. Mit neuen Augen sehen (Seeing it with new eyes)

    Nachdem wir den Schmerz gefühlt haben, wollen wir diesen transformieren und die Welt mit neuen Augen sehen – die Perspektive wechseln. Hier können wir uns beispielsweise mit unseren Vorfahren und mit den nachkommenden Generationen verbinden durch Meditationen, Rollenspiele etc. um die Menschheit aus einem weiteren Blickwinkel zu Betrachten. Wir sehen uns im großen Kreislauf des Lebens und erkennen, dass das Leben ein dynamisches Geflecht selbstorganisierender Systeme ist, dass nur durch ihre Beziehungen Bestand hat.

    • 4. Für das Leben handeln (Going forth)

    Im vierten Schritt wollen wir in Aktion treten wie wir unsere Rolle im großen Wandel finden. Optimalerweise befinden wir uns nun in einem Zustand der Verbundenheit. Wenn wir in Verbundenheit sind, sprechen wir von unserem Herzen, während, wenn wir uns getrennt fühlen, eher unser Verstand spricht. Wir können nun miteinander teilen, was in uns resoniert. Wie möchten wir gerne handeln, was trägt zur besten Version meines Selbst bei? Wenn wir nun erkannt haben, dass wir alle ein Teil eines Ganzen sind, anstatt uns isoliert zu betrachten, können wir uns als Bausteine erkennen.

    Die kleinen Dinge machen den Unterschied: Jede kleine Geste, jeder Gedanke, jedes Wort formt die eigene Realität. Wahre Veränderung kann nur von innen kommen, da alles was wir im Außen schaffen, erst im Inneren geschaffen wurde. Wir sind die Schöpfer unseres Lebens und jede kleine Entscheidung trägt zur Gestaltung dieser Welt bei.

    Tafel im Botanischen Garten

    “Was soll eine*r alleine schon erreichen? – fragte sich die halbe Menschheit.“

    Ich bin zurzeit mitten in der Planung meines ersten Workshops, den ich dazu gerne geben möchte, da es bei der Methode natürlich um das Erleben und Reinspüren geht und das Lesen dieses Artikels sicherlich nicht die Erfahrung ersetzt. Ich bin sehr gespannt, wie es ankommt und was sich daraus noch alles ergeben wird.


    Hier noch ein paar Links und weitere Infos:

    Homepage der Deep Adaptation Group Auroville http://deepadaptation.auroville.org/

    Jem Bendell – „Tiefenanpassung – ein Wegweiser, um uns durch die Klimakatastrophe zu führen“: http://deepadaptation.auroville.org/wp-content/uploads/2019/10/DeepAdaptation-de.pdf

    Joanna Macy – Coming back to life (Übungen: The Work that reconnects)

    Joanna Macy – World as Lover, World as Self

    Verein für verkörperte Ökologie und Kunst e.V. https://www.verkoerperte-oekologie.de/

    Kurzer, einfacher Artikel über die Bedeutung von Tiefenökologie:
    https://nachhaltig-sein.info/umdenken/tiefenoekologie-definition-bedeutung-joanna-macy

    Diplomarbeit zum Stellenwert der Tiefenökologie in der Umweltbildung https://www.hnee.de/…/outline/DA-Tiefenoekologie.x.pdf


  4. Gingee, oh Gingee

    Oktober 20, 2018 by Lara Schnellbach

    Gingee ist der Name einer Stadt, die sich auf halbem Weg von Pondicherry nach Tiruvannamalai befindet und hauptsächlich aus einer riesigen alten Festungsanlage besteht. Die Ruinen des Gingee Fort ragen hier aus der tamilischen Ebene. Das Fort besteht aus drei separaten Zitadellen, jeweils auf einem eigenen Hügel erbaut. Das Gelände ist insgesamt um die 7km² groß und ein einziges Märchenland. Das satte Grün, die alten Tempelanlagen und die steilen Felswände erinnern an eine Filmkulisse für das Dschungelbuch.

    Errichtet wurde die Anlage hauptsächlich im 16. Jahrhundert von den Vijayanagar-Königen, danach wurde sie von den Marathen, den Moguln, den Franzosen un den Briten besetzt. Zuletzt wurde sie im 19. Jahrhundert ihrem Schicksal überlassen. Pflanzen und Affen erschlossen sich das Gebiet und schufen eine friedliche und märchenhafte Idylle.

    Wir suchten uns als Ziel die am schwierigsten zu erreichende Zitadelle aus: Rajagiri. 150m Aufstieg, größtenteils Treppenstufen. Einmal rum und hoch hinaus. Bei strahlend blauem Himmel und in der prallen Sonne. Puh, war das anstrengend.

    Aber lasst mich ganz von vorne anfangen: los ging’s morgens um sieben bei uns vor der Haustür. Anna-Lena, Paula und ich packten gerade etwas zu essen ein, als Franka mit dem Fahrrad bei uns eintraf. Sie würde uns begleiten. Leider hatten wir gerade knapp einen Bus nach Pondi verpasst und mussten dann an der Straße stehend auf den nächsten warten. Das dauerte erst einmal ein Weilchen. Nach über einer halben Stunde kam dann endlich einer.

    Am Busbahnhof Pondicherry angekommen suchten wir uns einen kleinen Frühstückssnack: Vadais und Samosas. Danach fragten wir uns durch und wurden in irgendeinen Bus geschickt, der anscheinend nach Tiruvannamalai und über Gingee fahren würde. Wir setzten uns und bald ging die Holperfahrt auch schon los. Laute indische Musik beschallte uns und wir begaben uns auf den Highway in Richtung Gingee. Auf dem Weg kamen wir an dem Führerschein-Dings vorbei und dann durch Tindivanam. Hier gab es ganz viele schöne Marktstände an den Straßenrändern und sobald der Bus nur ganz kurz stoppte, sprang sogleich ein Snackverkäufer auf und bot den Fahrgästen Samosas oder andere Kleinigkeiten an. Er würde an der nächsten Kreuzung wieder abspringen und den nächsten Bus aufsuchen.

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    Dann kamen wir endlich (nach fast 2 Stunden Busfahrt) in Gingee an und waren erst mal komplett orientierungslos. Wir schnappten uns dann einfach einen Tuk-Tuk-Fahrer und sagten ihm, dass wir zum Fort wollten. Dank der Sprachbarriere gab es ein Missverständnis im Preis, den wir verhandelt hatten und er wollte am Ende doch mehr. Aber 100 Rupien, also 25 Rupien pro Person, sind immer noch im Rahmen, oder?

    Zum Glück hatten wir mittlerweile alle ein Residential Permit (eine einjährige Aufenthaltsgenehmigung vom indischen Staat) erhalten, denn damit bekamen wir denselben Rabatt wie Einheimische und zahlten nur 25 Rupien Eintritt statt 300 (das wären umgerechnet mehr als 3,50€).

    Fahrtkosten:

    Kottakarai – Pondicherry Busbahnhof (öffentl. Bus) ‎13₹
    Pondicherry Busbahnhof – Gingee Stadt (öffentl. Bus) 50₹
    Gingee Stadt – Rajagiri (Tuk-Tuk) 100₹
    Rajagiri – Roadside Bus Stop Gingee (Tuk-Tuk) 60₹
    Roadside Bus Stop Gingee – Pondicherry (öffentl. Bus) 57₹
    Pondicherry – Kottakarai (Tuk-Tuk) 350₹

    Eintritt (Ganz wichtig: Residential Permit mitnehmen!! Als PDF auf dem Handy ist ausreichend.)

    • für Inder: 25₹
    • für Ausländer: ‎300₹

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    Außerhalb der Festungsmauern

    Endlich angekommen wurden unsere Taschen von einem Wächter durchsucht, der seine Waffe offen um die Schulter hängen hatte. Ganz schön einschüchternd.
    Als wir um mehrere Ecken der dicken Mauern gebogen waren eröffnete sich uns ein traumhafter Blick auf grüne Wiesen, weiße Tempelanlagen und die Rajagiri-Zitadelle weit oben auf dem Hügel, der aus der Ebene ragte. Wir standen inmitten des alten Palastviertels zu Füßen des Rajagiri. An jeder Ecke gab es eine neue Ruine zu entdecken oder einen riesigen schattenspendenden Baum, der vermutlich schon sehr sehr lange hier stand und viel miterlebt hatte.
    In der parkähnlichen Anlage wurde sogar gerade der Rasen gemäht. Alles schien sehr gepflegt und gut in Stand gehalten, wenn auch zu einem bestimmten Grad der Natur überlassen. Dies kreiert eine verwunschene und geheimnisvolle Stimmung.

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    Die siebenstöckige Kalyana Mahal (Hochzeitshalle)

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    Nachdem wir kurz gestaunt hatten, machten wir uns an den Aufstieg. Viele Treppenstufen lagen vor uns. Schon bald entdeckten wir die ersten Affen, die hier heimisch sind und wir genossen die fabelhafte Aussicht auf das riesige Fort. Als wir die erste Kuppe überwunden hatten eröffnete sich uns auch eine wunderbare Aussicht auf die dahinterliegenden (kleinen) Berge und grüne Reisfelder in der Ebene.

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    Auf geht’s!

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    Gingee, oh Gingee…

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    …du bist so wunderbar.

    Oben angekommen staunten wir, wie viele Höhenmeter wir hinter uns gebracht hatten. Bis zu diesem Zeitpunkt ein echt gelungener Ausflug.

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    Halt mich an dir fest..

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    Hoch hinaus

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    Aber für diese Aussicht lohnt es sich!

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    ich – Anna-Lena – Franka – Paula

    Und dann kam da meine naive und dumme Idee ins Spiel, doch mein Essen auszupacken. Ich selbst hatte die anderen mehrmals vor den Affen und ihrer Aggressivität gewarnt und wollte es aber einfach nicht wahr haben, dass man hier seine Aussicht nicht mit einem kleinen Snack genießen können sollte. Gedacht, getan. Und wenige Sekunden später bereute ich meine Tat. Ich war so schlau mich nach allen Seiten umzuschauen, bevor ich mein Essen in die Hand nahm. Aber nach oben hatte ich nicht geschaut. Ein Affe sprang vom Dach, griff mich an und ich sprang erschrocken auf. Da er mein Essen nicht zu fassen bekommen hatte, schnappte er sich meinen Rucksack und griff sich das erste, das er fassen konnte. Mein kleines Täschchen, in dem ich mein Handy aufbewahrte. Doch halt, das hatte ich doch wo anders eingepackt heute? Richtig. Was ein Glück! Denn das Täschchen sah ich nie wieder. Weg waren meine Hausschlüssel, der Schlüssel zur Farm, mit ihnen mein neuer Schlüsselanhänger, mein schweizer Taschenmesser, das mich seit Jahren begleitete, meine einzigen Kopfhörer und meine homöopathischen Kopfschmerz-Tropfen. Ach ja und das Täschchen an sich natürlich. Es ist nicht so, dass ich versucht hätte es irgendwie zurück zu bekommen. Doch der Affe klimperte fröhlich mit dem Täschchen und stürzte sich damit den Felsabhang hinunter. Ich konnte ihn nicht mehr wiederfinden. Hörte nur noch meine klimpernden Schlüssel.

    Heute – ich verfasse den Artikel vier Wochen nach dem Ausflug (16. Nov.) – habe ich alles bis auf das homöopathische Mittel und das Messer ersetzen können. Ärgerlich bleibt diese Geschichte dennoch. Wie schön preisgünstig und unbeschwert wäre dieser Tag doch ohne meinen Leichtsinn gewesen? Meine Stimmung war natürlich erst mal am Boden.

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    Auf der Suche nach meiner Fassung. Oder vielleicht tut es auch ein Zeitumkehrer?!

    Nach einem schlecht gelaunten Abstieg hatte ich mich aber wieder gefangen und erkundete mit Paula sämtliche Ruinen und Steinbrocken, die im Fort verstreut waren.

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    Tor zum Paradies?

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    Versunken im grünen Meer

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    Auf Entdeckungstour

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    Erledigt machten wir uns danach auf den Heimweg, obwohl wir eigentlich geplant hatten den Krishnagiri auch noch zu besteigen. Das musste dann wohl beim nächsten mal geschehen.
    Halb schlafend, halb wachend ließen wir uns zurück nach Pondi kutschieren. Anna-Lena und Franka machten sich sofort auf den Heimweg. Paula war so nett und kam noch mit mir in die Stadt, um den Hausschlüssel direkt nachmachen zu lassen. Das ging erstaunlich schnell. Innerhalb von einer guten Viertelstunde hielt ich meinen neuen Schlüssel in der Hand. Ich war der Empfehlung unseres Vermieters gefolgt und zu einem Straßenstand gegangen, der jegliche Schlüssel in kurzer Zeit nachmachen konnte. Danach genossen Paula und ich noch einen leckeren Chai mit ein paar Polizisten, die sich begeistert mit uns unterhielten.

    Neuer Schlüssel

    Wir hatten gehofft einen öffentlichen Bus zurück nach Kottakarai zu finden. Unauffindbar. So nahmen wir am Ende ein Tuk-Tuk, das teurer war als unser ganzer Ausflug. Nach einer halben Ewigkeit kamen wir total erledigt zu Hause an und fielen todmüde ins Bett.


  5. Welcome to Auroville

    September 4, 2018 by Anna-Lena Middel

    Die Einführungswoche ist nun zu Ende und für uns beginnt der normale Alltag in Auroville. Die vergangenen 10 Tage ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll…

    Ankunft

    Am Donnerstag, den 23.8. sind wir nach einer langen Anreise in Indien angekommen. Alle waren total übermüdet und wir wollten endlich im Guesthouse in Auroville ankommen. Wir waren alle so gespannt, wie es werden wird, wie alles aussieht, wo wir die nächste Woche verbringen werden. Beim Verlassen des Flughafens in Chennai kam uns Indien schon förmlich entgegen. Drei Stunden mussten wir bis Auroville fahren. Im Auto staute sich die Hitze und auch draußen war es kaum kühler. Die Straßen waren voll mit Autos, Bussen und Motorrädern. Alle hupten wild durcheinander, ein System war da kaum zu erkennen. Dazu kommt noch, dass in Indien Linksverkehr herrscht. An den Seiten der Straßen stapelte sich der Müll, zwischendurch sah man mal eine Kuh, die in den Plastikbergen nach Essen suchte. Menschen, in Stoffe gehüllt, liefen barfuß auf der roten, staubigen Erde. Als wir die Stadt verließen, änderte sich das Bild. Es war nun geprägt von grünen Flächen mit Palmen und anderen Bäumen und Sträuchern mit hübschen Blüten und Blättern. Doch auch hier wurde der Müll unachtsam überall verstreut. Der Blick ging weit in die Ferne, keine Berge waren in Sicht, nur flaches Land und irgendwann hinter´m Horizont käme wohl das Meer.

    Man hat es sofort gemerkt, als wir nach Auroville rein gefahren sind. Alles sah direkt ordentlicher aus und es kamen uns kaum noch Fahrzeuge entgegen. Wir konnten sogar einen ersten kurzen Blick auf das Matrimandir erhaschen, bevor wir am Guesthouse ankamen. Dort haben wir seit der Ankunft in zwei Häusern gewohnt, verteilt auf mehrere Zimmer. Der restliche Tag wurde genutzt, um erst einmal anzukommen und sich auszuruhen. Das Wetter war schon sehr drückend; zwar schön, aber ungewohnt warm und schwül. Das Irritierendste war an diesem Tag die Zeitumstellung und die unglaublich früh eintretende Dunkelheit. Um 19h war es bereits komplett dunkel und zusammen mit der Müdigkeit hatte ich das Gefühl, als wäre es schon fast Mitternacht.

    Der nächste Morgen war für kurze Zeit unglaublich surreal. Zwei Tage zuvor noch habe ich in meinem Bett geschlafen, in Deutschland, so weit von hier entfernt. Und nun bin ich plötzlich in Indien aufgewacht, einem so weit entfernten Land. Ich bin aus der Tür getreten und habe in Bäume und grüne Blätter geschaut. Die einzigen Geräusche kamen von der Natur: Vögel, Grillen und vielleicht sogar ein Affe. Keine Autos, kein Grundrauschen von einer nahe gelegenen Autobahn. Es war wunderschön.

    Diese letzte Woche haben wir eine Menge gesehen und erlebt. Uns wurde Auroville ein Stück näher gebracht, wir haben unsere Projekte und die Orte, an denen wir wohnen können besucht. Dazu waren wir noch an unterschiedlichen Orten essen und haben im örtlichen Supermarkt eingekauft. Wir sind ins Matrimandir gegangen und haben den Banyan-Tree, das geographische Herz von Auroville, gesehen. Ein paar von uns haben eine Yogastunde besucht und waren sogar schon am Strand. Und ich habe einige Tiere gesehen, die ich noch nie zuvor gesehen hab. Es war eine ganz schöne Menge Input und wenn ich von allen Dingen berichten würde, würde ich niemals zum Ende kommen. Daher werde ich nur von ein paar Momenten erzählen, die mir am meisten bedeuten und mir am besten in Erinnerung geblieben sind.

    Abendbrot im Dorf

    An unserem zweiten Abend hier sind vier von uns (darunter ich) für die volle Dosis an indischem Feeling ins Dorf Alankuppam gefahren und haben dort an einem Straßenstand, der eigentlich nur aus einer Garage mit einem kleinen Vorbau bestand unser Abendbrot gegessen. Während wir warten mussten, habe ich das Dorfleben beobachtet, das sich mit fortschreitender Dunkelheit verändert hat. Viele Schulkinder befanden sich gerade auf ihrem Weg nach Hause. Manche im Bus, einige auf dem Fahrrad und ein paar auch zu Fuß. Wir waren direkt an einer Kurve und das Hupen der Autos wurde nie weniger. Unser Essen (es hat unter einem Euro gekostet) bestand aus Reis mit gebratenem Gemüse. Die Schärfe war erträglich und das Essen war lecker. Es war bis jetzt das einzige Mal, dass ich im Dorf gegessen habe, aber es wird mit Sicherheit nicht dabei bleiben.

    Ein unerwartetes Schauspiel

    Ein anderes Mal, es war an einem Morgen, wollten ein paar von uns zum Yoga fahren und sind Zeuge eines wundervollen Spektakels geworden: Wir standen bereits auf dem Hof vor unserem Guesthouse, es war halb sieben und die Sonne war bereits aufgegangen. Da habe ich ein paar fliegende Tiere entdeckt, die etwa die Größe von kleinen Schmetterlingen hatten und im ersten Moment auch nach solchen aussahen. Doch es waren keine. Man entdeckte immer mehr von ihnen je länger man sich umschaute und bald war die ganze Luft von flatternden Wesen erfüllt. Sie haben mich ein wenig an diese eine Szene aus Harry Potter, Teil 1 mit den fliegenden Schlüsseln erinnert. Keiner von uns wusste genau, was diese Tiere sind, wir konnten es nur raten. Ich habe es geschafft, eines zu fangen, um es mir genauer anzugucken. Sie sahen aus wie große Ameisen und hatten vier lange zarte Flügel auf dem Rücken. Als wir vom Yoga zurück kamen, war das Spektakel bereits vorbei. Später haben wir erfahren, dass es die Königinnen der Termiten waren, die auf dem Paarungsflug sind.

    Faszination: Matrimandir

    An einem Morgen sind wir als ganze Gruppe zum Matrimandir gefahren. Nicht jeder kann einfach so dort auf das Gelände, das ist ein ganz schön kompliziertes Prozedere. Es war ganz schön beeindruckend, vor dieser riesigen goldenen Kugel zu stehen und dann auch noch, ohne Schuhe und in Stille, in sie hinein zu gehen. Wir waren beinahe die einzigen im Inneren, das aus mehreren Etagen besteht. Zuerst kommt man in einen kleinen Raum, in welchem man sich Socken überziehen muss. In der Mitte dieses Raumes führen zwei sich um einander windende Wendeltreppen ein Stockwerk höher. Dieser Raum war deutlich größer und lies die runde Außenform des Matrimandirs erkennen. Sprechen war nicht erlaubt und daher herrschte eine ganz ungewohnte Stille, die schön und ein wenig beängstigend zugleich war. Zu der inneren Kammer, welche noch weiter oben liegt, gelangt man über einen rampenartigen Aufgang. Ein Weg, der sich über die Hälfte des Raumes an den Seiten langsam nach oben windet. Gespiegelt dazu befindet sich der Abgang aus der Kammer. Diese innere Kammer ist die zentrale Meditations- und Kontemplationshalle. In ihr ist es relativ kühl und dunkel. Das Licht fällt lediglich durch ein Loch in der Decke ein, wo es mit Hilfe von Spiegeln senkrecht auf eine Kristallkugel fällt, welche sich in der Mitte des Raumes befindet. In einem Kreis angeordnet, weiter am Rand, befinden sich zwölf Säulen; sie grenzen den inneren vom äußeren Teil des Raumes ab. Im äußeren Teil befinden sich Matten als Sitzmöglichkeit, Liegen ist nicht erlaubt. Wir wurden in diesen Raum geleitet und jeder hat sich einen zur Kristallkugel hin gerichteten Platz gesucht. Für die nächste – ich glaube halbe Stunde – war es absolut still. Man saß da und hat meditiert oder sich einfach nur entspannt. Es war ein wenig anstrengend, aber eine wirklich faszinierende Erfahrung. Man hatte quasi nichts außer sich selbst, auf das man sich fokussieren konnte, nichts hat einen abgelenkt – und das tat unglaublich gut.

    Es sind noch viel mehr interessante Dinge passiert, aber diese drei sind mir mit am stärksten in Erinnerung geblieben. Mit dem Ende der Einführungswoche kam der Umzug in unsere neue Behausung, wo wir nun für ein halbes Jahr wohnen werden. Eine spannende und aufregende Zeit liegt vor uns. Eine Zeit voller neuer Dinge, Entdeckungen, Erfahrungen. Ich bin gespannt, was noch so alles passieren wird…

    Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der letzten Tage:

    Paula und ich genießen die erste Kokosnuss

    am Aurobeach

    dieses Chamäleon habe ich von der Straße gerettet 🙂