RSS Feed

September, 2013

  1. Mehr als ein 1 Monat Indien

    September 26, 2013 by Loraine

    Nun bin ich schon seit 1 Monat und 2 Tagen in Indien und habe gefuehlt 3x mehr erlebt, als ich den letzten Monaten in Deutschland. Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal hier einen Abend nichts gemacht habe und meine E-mails etc. gecheckt habe. Es ist aber auch echt nervig im Internet unterwegs zu sein, weil alles immer so lange dauert, umzu laden.

    Nun denn, ein Update: morgens frueh ist es mittlerweile echt ruhig (das naechste Fest kommt bestimmt!) und regnen tut es auch noch nicht wirklich. Ich arbeite jetzt seit anderthalb Wochen relativ selbststaendig in Deepam, das heisst, ich habe jeden Tag einzeln Kinder (insgesamt 5), die ich betreue, eine Gruppe oder Projekte mit allen zusammen, wie z.B. Painting.

    Ich bin in Deepam und auch hier in Auroville meiner Meinung nach sehr gut angekommen und fuehle mich sehr wohl! Das Deepam-Team und die Kinder sind mir alle schon ans Herz gewachsen und jeden Tag gibt es irgendwas zu lachen. Aber auch traurige Dinge begleiten mich, wenn ich zum Beispiel etwas ueber die Hintergruende der Kinder erfahre, aber auch umso mehr waechst mein Mitgefuehl und meine Geduld, da ich weiss, dass nicht alles unebdingt einfach fuer sie ist.

    Im letzten Monat habe ich auch sehr viele neue Leute kennen gelernt, sodass ich am letzten Sonntag in der Beachcommunty „Meera“ beim Retten des Strandes geholfen habe, der durch die staerkere Stroemung, dem letzten Zyklon etc. immer mehr weggeschwemmt wird, und auch schon Haeuser am Strand „abgestuerzt. Ich hoffe, die Aktion war nicht umsonst und die Konstruktion ist schon wieder weg. Bin morgen wieder am Strand und schau mal…war aber so oder so ein schoener Tag!

    Am letzten Samstag habe ich endlich nach ueber einen Monat ohne, wieder Klavier spielen koennen und siehe da: Feeling war/ist dasselbe wie in Deutschland. Es ist sowieso so, dass ich mich oft daran erinnern muss, dass ich ja eigentlich in Indien bin. Es ist hier schon vieles Alltag geworden aber „guter“ Alltag, denn im chaotischen, bunten, lauten Indien ist Struktur gar nicht mal so verkehrt.

    IMG_20130925_180343Auroville ist schon sehr westlich, auch wenn ich in einem Dorf wohne. Haben hier aber eine Bakery, die wirklich leckere Sachen macht… entweder kann man sich in Indien wirklich gesund ernaehren, weil hier alle Sachen viel guenstiger sind als in Deutschland (z.B. Spirulina) oder man wird dick, weil es hier ueberall guenstig und gute suesse Sachen gibt. Soviel zu dem Phaenomenen, dass die meisten Leute einer Gruppe, die im Ausland fuer einer laengere Zeit sind, zunehmen…also mal schauen 😉

    Bin gluecklich hier!

    Im 7. Himmel 🙂


  2. Ein Monat Indien

    September 24, 2013 by Leo

    Chili

    Jetzt bin ich schon seit einem Monat in Indien, doch ich habe das Gefühl wenig mit der indischen Kultur in Kontakt zu kommen. Auroville mit all seinen Vorzügen scheint im Moment nicht die Brücke sondern eher eine Barriere zwischen tamilischer und westlicher Kultur zu sein. Generell sind meine Eindrücke von Auroville anders als erwartet. Es ist noch zu früh um darüber zu urteilen, aber man merkt recht schnell wie weit Ideal und Realität teilweise von einander entfernt sind. Gerade der Einheitsgedanke ist in meinen Augen kaum umgesetzt und man hat ein bisschen das Gefühl, dass sich die vielen Communities und deren Bewohner untereinander wenig unterstützen bzw. wenig Interesse daran besteht Gemeinsamkeiten zu haben. Ich habe auch schon interessante Gespräche mit Aurovillianern gehabt, die mir meinen (ersten) Eindruck bestätigen konnten.

    Obwohl ich jetzt mit Kritik angefangen habe, überwiegen meine positiven Eindrücke und das Leben hier ist einfach sehr schön. Vorgestern war ich bei einer „Sandbag-Party“ in einer der zahlreichen Beachcommunities. Seit dem Tsunami von 2010 wird da der Strand kontinuierlich abgespült und die ersten Hütten sind der Strömung schon zum Opfer gefallen. Versuche die Strömung zu „brechen“ sind gescheitert und haben das Problem nur ein paar hunderte Strandmeter weiter verschoben. Der Strand ist jetzt geschätzt nur noch 3 Meter breit und das Wasser gräbt sich immer weiter in Richtung der Hütten. Am Sonntag haben wir deshalb Sandsäcke befüllt, zugenäht und mit einer Kontruktion aus tief im Sand vergrabenen Steinen und daran verketteten alten Fahrradreifen am Strand fixiert. Die Barriere soll optimaler Weise die ankommenden Wellen brechen und so das starke Abspülen verhindern. Die Aktion haben Tamilen geleitet die sowas offenbar schon öfter gemacht haben. Bei dieser Gelegenheit hab ich auch mal im Meer gebadet, was sehr angenehm bei der Hitze war. Ich haben sich natürlich auch prompt ein paar Mückenstiche am Fuß entzündet. Ist aber nicht weiter Schlimm 😉 Danach gabs noch Pizza und nen kühles Bier (Kingfisher oder so).
    In der Nacht sind dann schon die ersten Sandsäcke von der Strömung weggespült worden, weil sie durch die Reifenkontruktion entweichen konnten. Man könnte natürlich auch ein Fischernetz davor spannen, aber da stößt man auf ein indisches Grundproblem: Es wird viel geklaut, vor allem wenn mans gut gebrauchen kann: Und ein Fischernetz wird am Strand immer gebraucht. Auch Benzin wird gebraucht: Das wird einem oft abgezapft, wenn man sein Motorrad mal für kurze Zeit im Dorf allein lässt. Mir ist auch schon einmal der Sprit geklaut worden und es ist auch nicht weiter schlimm, weil man ja weiß wie man es verhindern kann: Ein Tankschloss für rund 20 Euro oder einfach vermeiden sein Motorrad an gefährdeten Plätzen zu parken.

    Ich arbeite momentan bis 5 Uhr und um halb 7 ist es dunkel, daher neigt man hier schnell dazu viel zu planen und vorzuhaben, obwohl es einem gut tun würde einfach mal in der Hängematte zu entspannen. Das nächste größere Vorhaben steigt am 4. Oktober. Da gehts in ein 5 Sterne Hotel nach Chennai. Der „deutsche Konsul“ lädt ein zu einem „edlen Dinner“, alles bezahlt natürlich, um mit seinen deutschen Freiwilligen mal so richtig zu glänzen. Auf der prunkvollen Einladung mit einem güldenen Adler vorne drauf ist natürlich auch der Dresscode erwähnt, so richtig edel mit „Lounge Suit“ sollen wir auflaufen und ganz unindisch die Schuhe anbehalten. Den Suit haben wir natürlich auch alle dabei, ist ja quasi Indiens zweitverbreitetes Gewandt nach Sari und Dhoti. Man munkelt auch das deutsches Essen eingeflogen wird. Insgesamt starker Kontrast zum indischen Alltag, aber trotzdem fahren wir alle hin: Ist ja gratis..

    Mal schauen ob ich es schaffe Berichte dieser Länge monatlich zu schreiben und ich hoffe, dass ich keine Erwartungen getrübt habe weil ich nicht jeden Tag schreibe, was es zu essen gab und wie das Wetter war.

    Liebe Grüße aus Auroville!

    PS: Ich füge auch noch ein paar Bilder vom Strand hinzu, wenn ich sie bekommen habe.


  3. Wohnen, leben, Abende vor der Bambushütte

    September 19, 2013 by Nora

    Ich habe mir vorgenommen in Zukunft immer über ein eingeschränktes Thema zu schreiben, denn das Grundproblem ist eindeutig, dass es viel zu viel zu berichten gibt und das Erzählen leicht unübersichtlich wird und zu lang und …

    Dieser Blogeintrag wird von meiner Wohnsituation berichten mit Fokus auf das ungewohnte Indische daran und dabei indirekt erzählen wie gut es mir hier geht. 🙂

    Ich wohne in Auroville aktuell im „Bamboo Research Center“ in einer Hütte, die fast gänzlich aus Bambus gebaut ist (nur der Boden besteht aus Holzplatten und es gibt Mückennetze und Gardinen aus anderem Material). Das Bamboo Research Centre ist quasi fast im indischen Dorf „Kottakarai“ und liegt im Norden Aurovilles ganz nah an einigen Projekten zum Beispiel der Musikwerkstatt „Svaram“ und der Farm „Windarra“. Das Bamboo Research Centre ist ein besonders großes Projekt in Auroville. Bis zu 30 Leute arbeiten hier und in dem Partnerprojekt Mohanam. Das Grundstück ist ziemlich groß. Es gibt einen „Showroom“ für den Verkauf der Bambus-Produkte, ein Büro, ein paar Werkstätten und einige Bambusgebäude unterschiedlichster Funktion (neue Technik des Baus ausprobieren bis Musikpavillion für die Trommelgruppe). Um auch die  Möglichkeit zu nutzen, dass Freiwillige, die es viel in Auroville gibt (für uns mittlerweile eine Selbstverständlichkeit: überall junge Leute, die das gleiche machen wie wir, bloß meist kürzer also nur wenige Monate), damit diese Freiwilligen hier vor Ort mithelfen, wurden in den letzten Jahren mehrere Wohnhütten gebaut. Es gibt zwei Hütten komplett aus Bambus, eine aus Bambus mit Lehm, eine weitere die noch nicht fertig ist und zwei „Kapseln“, also Stelzenhäuser, die traditionell ein Dach aus Palmenblättern haben.

    Da die Hütten alle nicht bewohnt waren, hatten wir das Glück, dass, obwohl nur eine von uns „Weltwärts“-Freiwilligen hier im Projekt arbeitet, ganze 5 von uns hier wohnen können. Das ist echt spitze, denn der Ort ist wunderschön und wir haben hier ganz viele Möglichkeiten unser eigenes kleines Dorf (der Platz erinnert irgendwie an ein Schlumpf-Dorf) zu gestalten. Zwischen den 6 Hütten und dem Haus von Walter, der hier als einziger richtig auf dem Grundstück wohnt, wachsen Bananen- und Papaya Bäume, jede Menge Bambus und ganz viel was wir noch nicht erkennen (auch sehr schöne Blumen!). Wenn hier  die Regenzeit los geht, wird außerdem Gemüse angebaut werden, aber aktuell ist der Boden dafür noch zu trocken.  Es gibt zwei große Steintische, aber nur wenige Stühle (wir werden wohl ganz bald mehr bauen, denn der Bedarf ist da!) und neben meinem Häuschen ein paar Wäscheleinen und  einen Wasserhahn. Ansonsten gehört zu unserem Wohnen noch dazu: Die Küche, die unter der einen „Kapsel“ ist und ein Duschhäuschen mit den typischen indischen Klos etwa 30 Meter entfernt sowie eine echte „Western Toilet“ neben den Hütten. Klopapier gibt es nicht und zum Duschen reicht eigentlich ein Eimer mit kleinem Schöpfeimer dazu, in denen oft Frösche, die wir dann retten, sitzen, wenn wir abends oder morgens duschen. Der Weg zum Duschhäuschen ist abends immer hübsch „dekoriert“: mit vielen Glühwürmchen. Und wir werden wohl bald das Häuschen von Innen dekorieren, denn ich habe Farbe organisiert und nachdem ich mein Gebrauchtfahrrad aufhübsche werden wir dann mit den Farben dort an den Wänden mal schauen, was wir so künstlerisch draufhaben. Zu der Küche ist zu sagen, dass es wenig Geschirr und Küchenzubehör gibt, hauptsächlich die typischen Teller und  Töpfe aus Blech (?) und einen Gasherd mit zwei Flammen. Ansonsten besteht die Küche aus einer großen Steinarbeitsfläche und einem solchen Becken mit Wasserhahn. Wir haben einen eigenen Wasserfilter und sogar einen Kühlschrank!

    Bambushütten, die wichtigen sanitären Einrichtungen und einen „Dorfplatz“ als Treffpunkt für alles: von Essen über Wäschewaschen über einander die Harre schneiden über Wunden versorgen (schon Schürfwunden müssen wir hier aktuell noch peinlichst genau behandeln, damit wir uns nichts einfangen an Entzündung und Infektionen) über Tamil mit den „Ammas“ üben bis zu im-Regen-Tanzen. Mehr brauchen wir nicht zum Glücklich wohnen!
    Der Luxus ist das W-Lan, das wir mitnutzen können und liebe Leute, die sich hier um ihre Mieter sehr gut kümmern. Es gibt sogar eine Pinnwand für Beschwerden und Wünsche.

    Meine Hütte seht ihr auf den Bildern (klappt grad nicht mit dem Hochladen, das Internet ist hier sehr langsam). Mittlerweile ist sie der Inbegriff der Gemütlichkeit. Sobald ich neue Stühle gebaut habe und meine Hängematte, die ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, auch aufgehängt habe, wird es noch besser! Mein Bett habe ich gleich am ersten Tag umgestellt, sodass es geräumiger ist und mittlerweile schaffe ich es, das Mückennetz so dicht zu halten, dass ich ungestört durchschlafen kann (Mückenstiche jucken hier etwa eine halbe Stunde echt mega doll…). Die Wand besteht aus geflochtenen Bambusmatten und stabilen Bambusstangen und ich kann super Postkarten und andere Deko sowie den Auroville-„Stadtplan“ befestigen. Es gibt in meiner Hütte auch einen Spiegel der mit dicken in Edding geschriebenen Buchstaben verkündet „YOU LOOK FINE!“. An der Wand ist eine „Electric“-Leiste mit Lichtschalter für drinnen und draußen und für die Regelung von dem Ventilator (!!), der unter der Decke hängt und zum An- und Ausschalten der Steckdose!  Für Klamotten gibt es eine Kleiderstange und ich bin froh über meine wasser- und insektendichten Beutel (mitgebrachter Outdoorkram).  Insgesamt ist Aufhängen eigentlich die Aufbewahrungsart, die in Indien Sinn macht, auch insbesondere in den Kapseln, in denen ja einige andere  Freiwillige wohnen (auch auf den Farmen). Zwei kleine Regale an der Wand beinhalte daneben alles was ich besitze. Dazu kommt ein Schreibtisch, der immer mit Tamil-Lermaterialien, Indienreiseführern, adressierten Postkarten und anderem Papierkram beladen ist, aber nie genutzt wird. Der Grund ist unter anderem, dass ich noch keinen Stuhl in optimaler Höhe gefunden habe (in Indien ist einfach nichts genormt). Der Boden ist mit Bambusmatten ausgelegt, die ich alle paar Tage mal ausschütteln muss, denn ich trage doch viel Sand hier herein und den Ameisen will ich auch keine Chance geben sich hier heimisch zu fühlen. Auf dem Boden steht meine „Schatzkiste“ mit Kerzen und Räucherstäbchen und neben der Tür meine paar Teller und Tassen, die trocknen und meine Fahrradttasche mit den 10-15 Dingen, die ich immer überall mithinnehme (darunter Sonnenbrille, Wunddesinfektionsspray, eine große Wasserflasche, Tamil-Vokabelkarten, Taschenmesser, Taschenlampe, Feuerzeug, meine Auroville-Card, das Portemonnaie,…) und mein Fahrradhelm (! Super Alternative zum Sonnenhut)

    In meiner Hüte kann man super schlafen und richtig gut auf dem Boden sitzen und mit Freunden plaudern oder Blogeinträge schreiben oder lesen oder einfach den Tag „verdauen“ oder  wieder einmal Ordnung schaffen, damit es gemütlich bleibt. Aber das Leben spielt sich eigentlich draußen ab!
    In der Tür sitzend schreibe und  lese ich und lerne insbesondere morgens Tamil (das macht Spaß ist aber ein echt große Herausforderung!). Außerdem ist das der perfekte Ort zum Frühstücken, wenn es regnet und praktisch zum Wäschewaschen (mit Hand in zwei riesigen rosa Eimern! :-))

    Und draußen… wird gefrühstückt, Mittagspause gemacht, Abendgegessen, die Vegetation gegossen, die Hunde möglichst ignoriert, die Hühner und Truthähne beguckt (besser ist kein Fernsehen!), und und, und und…gelebt! Das indische Leben spielt sich draußen ab und zwar nicht jeder für sich, sondern gemeinsam!

    Sogar das morgendliche Aufstehen ist so, dass wer als Erster aufwacht beim Gang zum Bad bei allen mal vorbeischaut und sichergeht dass keiner verschläft. Dann kommunizieren wir meist quer über den „Dorfplatz“, was es zum Frühstück geben könnte, wer schon einmal Heißwasser aufsetzt, wer welchen Tee möchte und welche Früchte heute angeschnitten werden. Bis etwas halb neun sitzen wir dann mehr oder weniger vollständig am Tisch und steigen dann auf Motorräder, Mopeds und Fahrräder, um unsere kleine Idylle zu verlassen und in den Arbeitstag zu starten. Mittags kommen wir manchmal zurück und schmieren uns beispielsweise ein Brot mit Avokado und  essen ein paar Minibananen (das sind hier die regionalen! Gerade wächst vor unserer Küche eine gigantische neue Blüte…). Dann wird mittags auch nicht selten neu Eingekauftes in der Küche verstaut, Wäsche gewaschen, der Boden vor den Hütten gefegt, die Ameisen aus den Hütten rausgefegt und schließlich mit dem Luxus der Ventilatoren in den Hütten  die Mittagspause genossen. Da ist es einfach schön seine 4 Wände zu betrachten, sich zu Hause zu fühlen und allen Lärm draußen  zu ignorieren oder sich über das bunte chaotische Leben einfach zu freuen, denn an sich ist hier tagsüber Trubel und ein ganz guter Lautstärkepegel (diskutierende Frauen, Tassengeklimper, Maschinendröhnen, Hundebellen, …) , denn wir wohnen hier zwar, aber hier wird richtig hart gearbeitet in den Werkstätten und davor und zwischen unseren Hütten und in der Küche (Tee für alle Arbeiter,…).

    Wenn wir abends wieder kommen, dann sind alle schon weg und wir wundern uns. Unser Reich! Es dämmert dann schon bald und wir müssen gut Mückenzeug nutzen, damit die uns nicht auffressen. Fast jeden Abend gibt es Wetterleuchten und dann Sterne oder tolle Wolken zu bewundern. Und es wird wohl noch häufiger vorkommen, dass wir besonders am Sonntagabend hier in großer Runde (Weltwärtsler, andere deutsche Freiwillige, andere neue Freunde, Freunde von Freunden) sitzen und ein paar von uns für alle kochen, in der indischen Küche, die noch immer so ungewohnt ist. Langsam sammeln wir uns einen Vorrat an Gewürzen an und es gibt jetzt auch schon ein paar Messer, Schälchen und praktische Küchenhilfen (sogar einen Mixer!). Den Dampfkochtopf für das indische Essen leihen wir noch aus, aber mit der hier typische Eisenpfanne kann man sogar ganz passable Apfelpfannkuchen machen. Wenn hier gekocht und gemeinsam gegessen wird dann wird gelacht, erzählt, vielleicht sogar Bier oder Whiskey getrunken (Wenn das jemand aus Pondy mitgebracht hat), Jemand spielt Gitarre, Zeit genossen, … Der Mond betrachtet unsere Runde, die „watch-Männer“, die hier auf das Grundstück aufpassen, schauen mal vorbei ….und irgendwann werden zumindest die Mädchen noch in Begleitung nach Hause gefahren.

    Nach dem Motorengeräusch der abreisenden Freunde bleibt das Grillen und  Zirpen der Insekten, das Bellen der Hunde, Vögel, die urwaldmäßig musizieren, Kleintiere, die rascheln und über die Dächer spazieren, und für uns noch immer ungewohnte Geräusche aus dem Dorf zum Beispiel Trommeln und Tempelmusik. Zufrieden, satt und ziemlich erschöpft von so vielen Erlebnissen kann ich dann einschlafen und werde morgens auch von einer ähnlichen indischen Geräuschkulisse und der Sonne wach. Ein neuer Tag- herrlich!

     

    P.S.: Ich hab immer noch nicht alle Geburtstagsgrüße lesen können, schlicht weil der Server hier überfordert ist und das Internet ewig lahm… naja, die indische Infrastruktur halt J

    Aber ich lasse mich einfach überraschen was der nächste Tag mit sich bringt und genieße das Abenteuer Indien! Ich hoffe ihr habt Spaß das mit zu verfolgen.

     


  4. Pondycherry und Alltagsbilder

    September 14, 2013 by Leo

    SchoolkidsIndian OfficerClothSpicesStreets of PondycherryLa Terrace, AurovilleDirt Road


  5. Ankommen – Volunteers at work, in Auroville, at home

    September 12, 2013 by Nora

    Jeder Tag ist unberechenbar, erlebnisreich und erzählenswert!

    Eine ganze Weile habe ich nicht geschrieben, obwohl ich definitiv hätte Seiten füllen können… Die Gründe dafür sind vielseitig: Anscheinend sind wir Freiwillige dabei wirklich in einer Alltagsroutine anzukommen und uns unser neues zu Hause einzurichten. Dabei bleibt oft keine Zeit für den objektiven Blick, den es zum Beschreiben und Berichten benötigt. Wir stecken schon tief in unserem HIER und JETZT. Oft bin ich am Abend, wenn es dunkel ist (ab halb sieben), dann einfach nur froh nichts mehr zu machen, mich mit meinen „Mini-Dorf-Platz-Mitbewohnern“ zu unterhalten und erschöpft und glücklich ins Bett zu fallen. Außerdem habe ich kein Internet in meiner Bambus-Hütte und in den letzten Tagen war die Verbindung in unserem Teil Aurovilles wegen der Unwetter h unterbrochen. Nun möchte ich es wieder einmal versuchen… einen klitzekleinen Bruchteil von dem, was ich hier erlebe, sehe und denke, sollt ihr mitverfolgen können.

    Unsere zweite Arbeitswoche in den Projekten ist bereits zum zweiten Mal beim Mittwoch angekommen. Die Arbeit unterscheidet sich bei uns allen sehr und Jeder von uns erlebt nun ein individuelles Stück Indien. Momentan heißt die Arbeit bei „Sunlit Future“ für mich vor allem eine andere Mentalität und die lokale Solartechnik („Off-grid“) kennen lernen und  die eigene Rolle als Freiwillige und als Frau in einem Männerunternehmen definieren.
    Um halb neun warten Jan und ich in Auroshipam (so heißt das Gelände mit mehreren produzierenden Gewerbe-Einheiten) auf unsere Kollegen und einen der Chefs (ein Inder und ein Deutscher), von denen einer den Mitarbeitern sagt, was heut zu tun ist. Wer noch um 10 Uhr in der Firma ist bekommt Tee, aber an sich sind dann fast alle meist zu zweit unterwegs zu den „Sites“. Dort werden Solarsysteme repariert, kontrolliert und neu installiert. Außerdem wird neben dem „Office“ Material für die Installationen vorbereitet und neu gelieferte oder angefertigte Teile in einer Werkhalle gelagert. Dorthin Sachen zu transportieren oder abzuholen und an Kreissäge und Bohrer beispielsweise die Aluminium-Grundkonstruktionen anzufertigen gehört mit zu den Alltagsroutinen bei „Sunlit Future“. Als Frau wurde mir besonders in den ersten Tagen vieles nicht zugemutet und insgesamt müssen wir Freiwilligen uns Arbeit „nehmen“, sonst stehen wir daneben und die Dinge brauchen länger. Anweisungen geben uns die Tamilen wenig und so müssen wir Fragen stellen und einfach mit anpacken. Die Kollegen verstehen langsam, dass wir was tun und wissen wollen und so trage ich das Material mit zum „Truck“, stehe an den Maschinen und krieche mit unter den Solarpanels herum, um die Kabel zu verbinden. Und ein paar von den Kollegen sind echt große Klasse und sehr geduldig mit dem Erklären, zum Beispiel bei den Namen der Werkzeuge. Die Arbeit macht dann Spaß und wir sind Teil von dem Sunlit Team. Besonders die „Back-Up“-Systeme (also Batterien für die Energiespeicherung, wenn das Netz keine Elektrizität liefert oder keine Sonne scheint) sind hier im Gegensatz zu Deutschland eine Normalität.
    Besonders einen Vorteil hat die Arbeit in meinem Projekt: Ich lerne unsere Welt hier von innen und außen, in allen Ecken kennen. Mal klettern wir auf ein Dach um das Wassersystem zu reparieren, mal unter die Treppe, um die Batterien zu überprüfen.  Ich lerne die Gegend um Auroville herum gut kennen, denn wir fahren bei den Kollegen auf dem Motorrad mit, oft ganz gut beladen mit Werkzeugkoffer und neuen technischen Teilen. Und ich sehe wie vielseitig Auroville ist.

    Jede „Comunity“ hat ihren eigenen Charme und die unterschiedlichen Menschen sind faszinierende Persönlichkeiten, die ihr Umfeld hier ganz individuell aufbauen und prägen. Daraus resultieren unglaublich zahlreiche Möglichkeiten für uns als Freiwillige Kontakte zu knüpfen, irgendwo mitzuwirken und auch in Zukunft woanders zu wohnen. Es ist ganz schön schwierig zu wissen, was man hier will. Letzte Woche waren wir auf dem „Deutschen Treffen“ eingeladen und aktuell wird beispielsweise ein Konzert vorbereitet, auf dem jedes Land mit etwa 2 Liedern auf der eigenen Sprache vertreten sein soll.
    Besonders in der „Solar Kitchen“, in der die Meisten hier mittags essen gehen und auf „La Terrace“,dem Cafe, dass über der Solar Kitchen mit einer herrlichen Dachterrasse punkten kann, treffen wir nun immer wieder die Leute, die wir schon einmal gesehen haben. Immer mehr Gesichter kommen dazu und die Aurovillaner begegnen uns als neue Weltwärts-Generation meist recht neugierig. Und wir stellen viele Fragen, zum Beispiel wo wir am besten einkaufen können, denn zu einem Tag gehören drei Mahlzeiten, damit wir alle fit bleiben und bei dem Klima und den Herausforderungen in der neuen Umgebung genug Energie haben. Das Kochen in einer ganz anderen Küche als wir sie gewohnt sind braucht wirklich Übung. Am kommenden Wochenende werden wir mal in einem Dorfprojekt einen Kochkurs mitmachen. Die „Auroville Bakery“ erlaubt uns glücklicherweise richtig gutes Brot zu kaufen, doch Marmelade beispielsweise ist sehr teuer. Stattdessen könnten wir uns auch nonstop von Früchten ernähren, die sogar bei uns vor der Bambushütte wachsen oder bei unseren Freunden auf der Farm. Die ganz kleinen Bananen sind hier regionale Ernte und wer sich als „reich“  brüsten möchte, kauft die Äpfel die überall angeboten werden. Schräge Welt!
    Shanka, unser Tamil-Lehrer, erklärt uns neben dem Sprachunterricht (Konversation und neue Schrift) diese ganz andere Welt, Mentalität und Kultur. Er ist ein super Lehrer und seine Geschichten bleiben wirklich im Kopf und vieles erschließt sich uns so einfacher. Tatsächlich gibt es in der tamilischen Sprache kein Bitte und Danke- fast undenkbar für uns. Zeit spielt eine ganz andere Rolle: Stand der Sonne, alle werden als „Verwandte“ angesprochen,… Die neue Sprache zu lernen, macht mir Freude, denn ich sehe täglich wie ich damit wirklich weiter komme: einige Kollegen und die Arbeiter im Bamboo Center sprechen kaum Englisch. Damit wir wirklich ein Jahr hier bleiben dürfen, haben wir in Pondycheryy alle noch einmal mit unserem Pass das Formale klären müssen und ein „Residance Permit“ erhalten. Alleine in die Stadt zu fahren ohne „erfahrene“ Aurovillaner war ganz schön spannnend. Mit dem Residance Prmit und mit der „Auroville Card“ (auch Zahlungsmittel innerhalb Aurovilles) sind wir nun gut ausgestattet für dieses Jahr. Als Transportmittel kommt hier das Motorrad als das Normalste überhaupt dazu und es ist eher ungewöhnlich, dass neben mir auch noch zwei andere Freiwillige bisher nur Fahrrad fahren. Allerdings stelle ich fest, dass es innerhalb Aurovilles absolut machbar ist, gerade auch, da es nun immer kühler wird und ein Fahrrad bei Regen und tiefen Pfützen auch vielleicht sogar besser zu handeln ist, als ein Motorrad. Ja… die letzten Tage hat uns der hier seltene Sommermonsum auch schon ganz schön erwischt. Besonders am Samstag ging gar nichts mehr und wir saßen alle irgendwo fest und kamen nicht mehr weg, weil es einfach zu stark geregnet hat. Anschließend durch die gigantischen Schlammteiche auf den Straßen zu fahren hat Spaß gemacht und im Theater zu sitzen, eine indische Tanzvorstellung anzuschauen und dabei wieder trocken zu werden gehörte mit zu den bisherigen Erlebnissen. Die Füße werden bei nassem Wetter gar nicht mehr sauber, die rote Erde hier färbt wunderbar.

    Im Bambus-Dorf ist tagsüber viel los, denn hier arbeiten etwa 30 Frauen und Männer. Abends dagegen ist das hier unser Reich (und das der Mücken) und wir können so gut wie alles machen was und wie wir wollen, begleitet von den streunenden Hunden, die hier mehr oder weniger leben, den Hühnern, einem Truthahn und seiner Frau sowie ab und zu einer vorbeiziehenden Kuh . Gemeinsames Kochen, Filmabend zusammengedrängt in einer Hütte, das Gewitter bestaunen, Wäsche per Hand waschen und überall aufhängen (oft leider vergessen wir sie abzuhängen, sodass sie wieder nass wird vom Regen) und bald dürfen wir hier auch mithelfen das Gemüse anzubauen, wenn die richtige Regenzeit losgeht. Darauf freue ich mich schon. In unserem Bambus-Zu Hause war es beim Regen sehr gemütlich, auch wenn drei von uns Lecks im Dach haben. Das gehört halt aktuell dazu und wir arrangieren uns damit. Die Bambus-Crew hat uns auch schon versichert, dass sie die Lecks ganz bald flicken und da die sich wirklich gut um alles kümmern, was wir anmerken und gerne ändern würden, passiert das sicherlich. Meine Hütte hat ganze 4 Lecks, ist aber sonst mittlerweile ein wunderbares zu Hause. Ausgestattet mit Räucherstäbchen, Mückennetz über dem Bett und ein paar Hauseigenen Geckos haben die Mücken auch weniger Chancen. Meine Wand ist mit Fotos aus Cottbus und einer „I like Brandenburg“-Postkarte bestückt und gelichzeitig wird alles immer mehr indisch: die bunten Tücher über den Regalen, die Papierschachteln und verzierten Holzdosen- innerhalb kürzester Zeit sammelt sich bei uns allen ein ganz neuer „Haushalt“ an.  Und immer wieder wird klar: hier ist das Leben langsamer. Wirklich alles braucht mehr Zeit besonders ganz durchschnittliche Dinge, wie Duschen, Abwaschen, Kochen… Neulich war das Gas leer, da haben wir ein Feuer gemacht. Und dass der Strom und das Internet keine Selbstverständlichkeit ist liegt auf der Hand.

    Das Abenteuer ist im vollen Gange und ich genieße es!

    Bald kommen dann hoffentlich mal Fotos, der Bericht zur indischen Hochzeit und und und…