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April, 2024

  1. Zweiter Quartalsbericht

    April 23, 2024 by David Ott

    Mein Zweiter Quatalsbericht ist nun an der Reihe.. Unglaublich dass die erste Hälfte meiner Zeit schon vorüber ist, mein Gefühl dazu ist tatsächlich sehr gut. Ich freue mich so langsam schon sehr auf Deutschland, genauso aber auch auf die nächsten 6 Monate die ich noch vor mir habe. Mir persönlich geht es sehr gut vor allem seit dem neuen Jahr,

    da ich seit einigen Wochen viel Kreativer geworden bin und mir einfach mehr Zeit für mich selber nehme.

    Die letzen Monate waren auch sehr gut aber vor allem voll gepackt mit vielen intensiven Momenten, im guten sowie im schlechten , es ist so viel passiert so dass es schwierig ist all dass einzuordnen. Auroville ist so ein Wahnsinnig interessanter Ort mit Interessanten Menschen, und für mich fühlt es sich lustigerweise oft an wie ein Film oder Videospiel.

    Das liegt ein bisschen an dem verrückten Strassenverkehr wo jeder versucht sich am schnellsten durch die massen der Motorräder durchzuschlängeln, und so schnell wie möglich am Ziel anzukommen, da wird ein Ausflug zum Strand gleich zu einer Mission. Ein viel größerer Grund sind aber die Menschen, viele haben irgendwie so einen starken Charakter und leben mehr oder weniger authentisch ihr inneres aus. Dadurch dass so viele Kulturen aufeinander treffen gibt es kaum so etwas wie eine Gesellschaftliche norm, wie man zu sein hat, dass glaube ich ist ein großer Bestandteil dessen was Auroville ausmacht, dass hilft mir auch sehr bei meinem Selbstfindungsprozess.

    Ich bin viel authentischer geworden und traue mich meine wahres inneres zu zeigen.

    Auroville hat mir sehr geholfen selbstbewusster zu sein, und meine Stärken zu erkennen.

    Meine größte Herausforderung der letzten 3 Monate war glaube ich die Sache mit der Komfortzone, so wirklich gemeistert habe ich sie auch noch nicht. Da ich aus so einer fernen Kultur komme dauert es glaube ich sehr lange sich hier wirklich Zuhause zu fühlen. Alles ist so anders hier. Obwohl mein Kulturschock ja schon lange rum ist, fühlt sich vieles oft noch sehr fremd an, dass alltägliche Leben ist hier so anders, die Temperatur, Insekten, Stromausfälle, Luftfeuchtigkeit, Wäsche waschen (in Protection gibt es keine Waschmaschine), die Sprache, meine kleine, steinharte Matratze und so weiter..

    Das führt dazu dass ich mich eher selten so richtig in meiner Komfortzone befinde, was aber auch gut so ist, da genau dass meiner Meinung nach den größten persönlichen Wachstum mit sich bringt, ich glaube man kann hier auch gut lernen sich überall Zuhause zu fühlen. 

    Ich sehe auch viel mehr in was für einem krassen Luxus und Überfluss wir in Deutschland leben, hier lebt man schon ein wenig simpler. 

    Vor allem aber die Einheimischen, hier geben sich die Menschen, in den indischen Dörfern mit sehr sehr viel weniger zufrieden, und sind denke ich nicht umbedingt weniger glücklich als wir im Westen.

    Das bringt einem wirklich zum nachdenken..

    Jetzt kommen wir aber zu meinem Projekt: Auro Orchard. Dort fühle ich mich meistens wirklich sehr wohl!

    Manchmal ist es zwar ein wenig langweilig bei Aufgaben wie Unkraut jäten, dass mag ich überhaupt nicht. 

    Auch ist die Stimmung auf der Farm oft nicht sehr gut, von ursprünglichen 40 acres bleiben nach dem sogenannten land exchange nur noch 30 acres über. Der Bereich ist schon abgezäunt und wichtige Orte wie der Banyan Tree, oder der Kuhstall sind bald Geschichte.. Das hat zu sehr viel stress geführt, der mittlerweile aber auch wieder nachlässt.

    Größtenteils aber, habe ich spaß und merke dass es genau dass richtige für mich ist.

    Da so gennante repetitive work nicht viel denken erfordert, höre ich während der Arbeit oft Interessante Podcasts oder denke einfach viel nach. So lerne ich gleichzeitig während der Arbeit auch andere Dinge.

    Seit Anfang dieser Woche ist ein neuer Volunteer auf der Farm, er kommt aus Belgien und ist hier wegen seinem Studium er untersucht die Eigenschaften von Biochar (Pflanzenkohle), in Bezug auf Pflanzenwachstum und Bodenqualität. Für dies Projekt haben wir im garten die letzen 2-3 Wochen viel vorbereitet, wir haben 5 Beete mit Identischer Bodenqualtität angelegt und eine ganz schön große Menge an Holzkohle hergestellt, diese wird dann im shredder zerkleinert und anschließend in Kuh Urin und sogenannten Compost-Tee Eingeweicht. Die Pflanzenkohle wird dann an Maispflanzen getestet. 

    Sehr Interessant und mal eine erfrischende Abwechslung zu den Standard Aufgaben auf der Farm.

    Ich bin sehr glücklich hier zu sein und sage Danke and Weltwärts und AVID für diese Gelegenheit und unglaublich Wichtige Erfahrung!


  2. Mein erster Quartalsbericht – Einblick ins Leben eines aufstrebenden Farmers:

    April 23, 2024 by David Ott

    Vor fast 3 Monaten ging das Abenteuer Auroville los, nun ist es zeit für den ersten Bericht!

    Ich sitze gerade Zuhause in Kuilapalayam und erinnere mich an die Anfangszeit zurück, seit dem ist schon so viel passiert, sodass es sich für mich erstaunlicherweise sehr lange her anfühlt. Die erste Woche in Auroville hat mir sehr gut gefallen und war ein angenehmer Einstieg ins indische Leben.

    Wir waren ungefähr 10 Tage im Isai Ambalam Guesthouse untergebracht, eine sehr schöne Gegend von Auroville, in der ich persönlich sehr wenig unterwegs bin, wenn ich dann mal am Guest house vorbei fahre erinnere ich mich gerne and die ersten Tage zurück, es war alles so neu und überwältigend.

    Einige besondere Momente stechen natürlich besonders raus, zum Beispiel der zweiten Abend im Guesthouse, Lola, Gerrit und ich sind der Templemusik gefolgt und standen plötzlich vor einem mit hunderten LED Lichtern geschmückten Tempel, als wir rein gingen sahen wir Tamilen die Instrumente spielten in einer Lautstärke die einer Technorave glich. 

    Das war die erste richtige Konfrontation mit der tamilischen Kultur und es war Wundervoll!

    Nach ein paar Tagen war die Zeit im Guesthouse vorüber und wir zogen in unsere neuen Unterkünfte. 

    Wir hatten noch ein Wochenende Zeit um anzukommen und uns ein wenig in der WG einzuleben, ich war voller Vorfreude gespannt auf die Arbeit, der erste Arbeitstag jedoch, war ein ganz schöner Sprung ins kalte Wasser..naja eigentlich in zu heiße Wasser, am ersten Tag schwere Arbeit im Mango Orchard bei praller Sonne war etwas zu viel für mich, die darauffolgenden Wochen waren auch herausfordernd, aber allmählich gewöhnte ich mich an die Arbeit und war recht bald äußerst zufrieden mit meiner Einsatzstelle! AuroOrchard hat wirklich ein super Team und wenn man will und auch nach fragt kann man super viel lernen! 

    Die Arbeit auf der Farm bringt viele Vorteile mit sich, die die Anstrengung und das viele Schwitzen (sogar bei angenehmen Monsun-Temperaturen) überwiegen, zum Beispiel die Arbeitszeiten, da man so früh schon anfängt, hat man auch früher Feierabend, und somit mehr vom Tag.

    Außerdem lernt man viel neues kennen: Die Tamilische Kultur steht da für mich an erster Stelle, ich habe recht viele Tamilische Kollegen, mit manchen arbeitet man viel zusammen, mit anderen fast nie. Doch einige sind zu Freunden geworden die man auch ab und an mal außerhalb der Arbeit trifft. Durch die vielen verschiedenen Volunteers lernt man auch Menschen aus aller Welt kennen, einige kommen nur für einen tag und merken dann wahrscheinlich wie Anstrengend farming ist ^^, andere helfen für einige Wochen oder sogar Monate mit. Meistens sieht man jede Woche neue Leute auf der Farm. 

    Was man natürlich auch kennen lernt: Die Natur Südindiens. Von stacheligen Bäumen über   Cowgrass ( dass hinterlässt gerne mal Schnittwunden wen man es nur anfässt), Skorpione, Exotische Früchte, Schlangen bis hin zu Chamäleons. auf der Farm kann man die Natur Hautnah erleben.

    Meine Aufgaben sind sehr vielseitig, ich mache oft einfach was gerade gebraucht wird, Sachen wie Unkraut jähten, mulchen, und ernten sind an der Tagesordnung und kommen bei mir jede Woche mal dran. Oft auch shredden um Mulch herzustellen, kleinere Bäume oder Büsche beschneiden, neue Pflanzen aussähen, oder auch fertige Ware verpacken. Es gibt wirklich unzählige Sachen zu tun und man kann sich auch auf die Aufgaben konzentrieren die einem Spaß machen, Beispielsweise Kompost anlegen, vor ein paar Wochen habe ich mit Gerrit zusammen 3 Kompost Haufen angelegt, ein Interessanter Prozess vor allem wenn man versteht was man genau macht und wo zu die verschiedenen Arbeitsschritte nötig sind. Ich warte schon gespannt auf das Ergebnis in 2-3 Monaten.

    Obwohl ich recht zufrieden bin mit meinen Tasks auf der farm, möchte ich meine Fühler ausstrecken und eigene größere Projekte auf der Farm angehen, mal gucken was da so möglich ist..

    Nun noch ein wenig über meinen Alltag und mein generelles Wohlbefinden. Allmählich habe ich mich eingelebt und fühle mich hier auch so langsam wie Zuhause. Was mir gerade ein wenig zu schaffen macht ist das Klima, hier ist gerade Monsun, dass ist auf der einen Seite sehr schön da die Temperaturen angenehmer sind und ich auch den Regen sehr genieße, auf der einen Seite ist es auch nervig da alles mögliche sehr schnell anfängt zu schimmeln. 

    Was mir gerade sehr gut tut ist dass leben an sich, dass heißt nicht das alles Perfekt ist, ich würde jedoch sagen das mein Leben hier sehr Spannend und fordernd ist. Das hat mir Zuhause in Deutschland sehr gefehlt. Außerdem lernt man hier unglaubliche viele Interessante Menschen kennen, viele wirken wie Außenseiter der „normalen“ Gesellschaft, und da ich mich oft auch so fühle, treffe ich auf gleichgesinnte. Das tut mir gerade sehr gut.

    Alles in allem bin ich mega zufrieden mit meinem Weltwärts-Jahr!


  3. Fast ein Jahr um – jetzt schon Tschüss sagen ?

    April 8, 2024 by Anjana Logeswaran

    Wow, es ist soweit, dass man hier zurecht kommt und seine routine hat und eigentlich vollkommen vergessen hat, dass man hier nur eine volunteer ist und ein Leben in Deutschland hat und genau da in dem Moment kommt die Mail „Hallo, dein Flugticket ist da“.

    Wait what ? Mein Flugticket ist da?? Warte mal ich bin doch grad erst hier angekommen und schon soll ich mich wieder bereit machen und nach Hause gehen ? Da stimmt doch was nicht, nah ganz im Gegenteil, es stimmt alles genau so wie es sein soll. Auroville, Indien ist einfach so vielseitig, dass die Zeit hier für einen zu schnell vorbei geht. Udavi School, der Ort wo ich am längsten Zeit verbracht hab bisher, naja kein Wunder, ich arbeite dort und Wohne dort auch zugleich, somit bin ich am meisten hier. Obwohl ich am Anfang, so wenig wie möglich hier sein wollte.

    Ich glaub alle die mit Kindern arbeiten wissen, dass jeder Tag eine Überraschung enthält. Vor allem wenn man mit den Kleinen arbeitet, ich arbeite mit den 4 – 6 Klässlern. Normale Schulalltage, die mit schönen Momenten geprägt sind. Gleichzeitig wohne ich mitten auf dem Campus was Vorteile und Nachteile mit sich hat. Naja ich bin in 5 min auf Arbeit und gleichzeitig kann ich morgens nicht aus dem Haus ohne die schreie der kinder zu hören „good morning Anjana akka“. Da ich auf Campus wohne bin ich zudem auch etwas außerhalb von Auroville. Somit bin ich komplett in dem Dorfleben. Gucken wir uns doch mal die vergangenen 6 Monate an.

    Die ersten drei Monate waren eher die Einführungsphase. Man ist so grad erstmal angekommen. Neuer Wohnungsplatz, neue Arbeitsstelle naja einfach alles ist neu. Ein neues Land einfach… aber mit der Zeit wurde alles zu einem gewohnten Platz und der Gedanke den zu verlasen, belastet mich sehr.

    Fangen wir erstmal mit der Wohnung an. Die Wohnung war an sich erstmal eine Gewöhnung für mich. Es war so leer und ohne Leben irgendwie. Aber mit der Zeit und dem entsprechenden Dekorationen, wurde es doch ein Ort wo ich Gerne meine Zeit verbringe.

    Der Standort der Wohnung ist Geschmacksache, den die ist mitten auf dem Campus von der Kindergarten section. Und da hört man schon das eine oder andere mal das schreien. Am Anfang bin ich ganz ehrlich, war die Wohnung ein schock für mich, aufgrund der Hygiene und ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich gesagt hab, nein ich kann das nicht, ich will zurück. Aber durch sauber machen wurde es doch alles besser. Und durch die Wohnung auf dem Campus, habe ich doch einige Personen kenngelernt, wobei der eine oder andere doch sehr wichtig wurden. Ich habe mich richtig in mein Zimmer eingelebt, wo ich dann wirklich denke, oh man, wie soll ich all das in 2 Koffern rein kriegen ??? Naja wie habt ihr es geschafft Sachen die ihr über ein Jahr angelegt habt, in 2 Koffern zu packen und das Land zu verlassen. Sollte ich den Sachen jetzt schon Tschüss sagen ?

    To be continued…


  4. Freitage sind für Exkursionen

    April 2, 2024 by Rosa Krausmann

    Tja und da war dann auch schon das erste halbe Jahre rum. Geflogen wie ein Düsenjet. Es
    war ein aufregendes erstes halbes Jahr und erfreulicherweise liegt noch ein weiteres vor
    mir. Was wohl auf mich wartet? Man kann sich gar nicht vorstellen, was noch so in einem
    halben Jahr passieren soll, aber wenn man zurück blickt, ist in dem letzten halben Jahr so
    viel passiert, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als dass mich noch viele weitere
    Abenteuer erwarten.


    Mein größtes Abenteuer zurzeit ist der ecological horticulture course im botanischen
    Garten, an dem ich teilnehmen darf. Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir zuvor
    ausmalen können, wie bereichernd dieser Kurs sein wird. Ich lerne so viel und springe jeden
    Morgen voller Vorfreude aus den Federn, um zu meiner Klasse zu düsen. Wir lernen über
    Ökologie, Geologie, über Boden und Wasser, über Schmetterlinge, Libellen, Motten und
    Fische und über den Wald. Ja der Wald, wie wichtig er doch für uns ist, wie er unser Leben
    bereichert und wie wir es immer und immer wieder schaffen, ihn zu zerstören und uns
    damit selbst zu schaden. Aber wir lernen von all diesen wunderbaren Menschen, die ihr
    Wissen mit uns teilen, auch jenes: wie nötig es ist, sich dies einzugestehen und etwas zu
    unternehmen und vor allem, dass man tatsächlich etwas verändern und bewegen kann. Ich
    stolpere jeden Tag aus dem Klassenraum und bin erschöpft von all dem Wissen und
    gleichzeitig inspiriert und voller Energie. Doch am besten an dem ganzen Kurs sind die
    Freitage: Freitage sind für Exkursionen. Das bedeutet noch im Dunklen wie blöde seinen
    Wecker ruhig zu stellen und bei Sonnenaufgang im Bus mit seinen Klassenkameraden zu
    sitzen. Mitten in der Pampas wird man dann rausgeworfen und ist umgeben von
    überfluteten Feldern, ein paar müden Bauern bei der Arbeit und dutzenden und
    aber dutzenden von Vögeln aller Farben, Formen und Größen. Stundenlang ist man dann
    damit beschäftigt, ihrem Geträller zu lauschen, sie zu identifizieren und Laute wie AH und
    OH von sich zu geben. Aber am inspirierensten sind für mich die Ausflüge in die Wälder
    Aurovilles. Richtige Wälder, in denen eine erfrischende Brise herrscht und wenn man genau
    hinguckt, ihre Schätze wie verlassene Bienennester und Stachelschweinstacheln finden
    kann. Das ist alles deshalb so eindrucksvoll, weil vor 50 Jahren an genau diesen Stellen noch
    eine Wüstenlandschaft war. Ja, die Menschen könne viel kaputt machen, aber sie könne es
    auch wieder gut machen. (Manches zumindest…)
    Egal wohin der Trip geht, er endet eigentlich immer mit Tee und Kaffee. Und ehe man sich
    versieht, hat man sich mit seinen Freunden verquatscht und die letzten Stunden damit
    verbracht, über Gott und die Welt zu plaudern. Ich durfte durch den Kurs so viele neue tolle
    Leute kennenlernen, mit denen ich jetzt meine Abende verbringe und die alle mit mir die
    Freude am Essen teilen. Was das ganze sogar noch besser macht, ist, dass wir alle aus
    den unterschiedlichsten Ecken der Welt kommen. Letzte Woche habe ich deshalb Gimbap
    auf meinem Teller liegen gehabt und mit einer köstlichen Algen Suppe verspeist. Wir waren
    bei einer koreanischen Freundin eingeladen und haben zusammen gekocht, gelacht und
    getratscht.


    Ich schaue durchaus mittlerweile ein bisschen anders auf die Welt. Nichts Großes, nichts
    Weltbewegendes, aber plötzlich wirkt das ganze Gehabe um Aussehen und was schön ist,
    lahm. Vielleicht werde ich aber auch einfach erwachsen -huh!
    Ich kann all diese Informationen, die ich gerade aus allen Richtungen bekomme, noch nicht
    100% sortieren und in mein überfülltes Hirn einschichten. Aber ich bin unglaublich dankbar,
    dass ich diese Erfahrungen jetzt gerade machen darf, weil ich das Gefühl habe, dass die
    Maschine schwitzt und keucht und mich am anderen Ende eine neue Rosa- Version 2.1
    erwartet. Eine, die sich ihrer Umwelt noch ein Stückchen bewusster ist, die weiß, was ihr
    Spaß macht, wie Arbeit auch aussehen kann und die gelernt hat, wie weit die Menschen es
    bringen können, wenn sie geben ohne Wenn und Aber. Auf der anderen Seite gibt es noch
    Momente und Gedanken, über die ich stolpere und mich jedes Mal wieder nur
    kopfschüttelnd wundern kann. Und wo mich all dies am Ende hinleitet und was das für mich
    in petto hat, das weiß ich noch immer nicht.
    Man könnte fast schon meinen, das größte Abenteuer liegt noch vor mir


  5. Wollsocken bei 26°C

    April 2, 2024 by Rosa Krausmann

    Nach zwei Tagen Monsun Regen blinzelt gerade zum ersten Mal wieder die Sonne durch die
    Wolken. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich bei 26 Grad mal Wollsocken und Fleecejacke tragen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber tatsächlich ist genau dieser Fall eingetreten und ich habe sehnlichst auf diese paar Strahlen gewartet. Ich weiß, ich weiß, zwei Tage sind noch gar nichts, aber für die Monsun Erfahrung reicht es mir an dieser Stelle dann auch schon. Es ist nun mal ein eigenartiges Gefühl, wenn ein eigenes Biotop auf deinen Birkenstocks zum Leben erwacht und in jeglichen grün und blau Tönen schillert, die du dir nur vorstellen kannst. Oder dein Kopfkissen mehr und mehr Ähnlichkeit mit Pippi Langstrumpfs Pferd Kleiner Onkel annimmt. Glaub mir, da vermisst man schnell die Sonne und ihre Fähigkeit alles mit ihrer strahlenden Wärme zu trocknen. Eine klitzekleine schöne Sache hat der Regen dann allerdings doch und das ist die Gemütlichkeit. Es gibt nichts Schöneres, als dem Plätschern der Regentropfen auf den Papaya-, Mango- und Bananenblättern vor deinem Fenster zu lauschen. Auch die Arbeit im Garten entschleunigt sich. Während der Mittagspause sitzen alle zusammengekuschelt unterm Dach und lassen sich das leckere Essen schmecken. Danach bleibt man bei einem Käffchen noch ein bisschen länger sitzen und quatscht über Gott und die Welt. Ich liebe den Garten und die Arbeit hier, es ist fantastisch.


    Den Vormittag arbeite ich meistens mit Monica, einer kleinen Italienerin mit langen Haaren, die immer alles im Griff hat und auf Zack ist. Monica ist wunderbar, sie hat mir alles beigebracht, um im Garten mitarbeiten zu können. Jetzt bin ich Meisterin im Unkraut jäten, Hecken frisieren und Bäume schneiden. Der Garten ist in verschiedene Themen eingeteilt, wie zum Beispiel der Schmetterlingsgarten, der japanische Garten, Kaktus Garten, indische Garten, Windmühlen Garten…für jeden dieser Gärten sind verschiedene Helferinnen verantwortlich, abhängig von der Größe des Gartens und dessen Aufwand. Monica zum Beispiel kümmert sich gleich um vier verschiedene Gärten. Dafür sind wir auch ein großes Team: an verschiedenen Tagen kommen verschiedene Kombinationen von Freiwilligen und packen fleißig mit an. Dadurch flitzen wir quasi nur so durch den Garten und wenn ein Themengarten fertig ist, geht es geschwind zum nächsten. Bis man wieder von vorne anfängt, denn in einem Garten und vor allem in einem tropischen Garten sprießt das Unkraut geradezu in den Himmel. Die Instandhaltung der Gärten ist wichtig, nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch damit der Garten seine Lehrzwecke erfüllen kann. Jeder Baum muss gut sichtbar und erkennbar sein, damit seine Art, Spezies, Familie,etc. entschlüsselbar ist. Denn regelmäßig stiefeln neugierige Kinder in karierten Schuluniformen durch die Gärten und lernen über die einheimischen Arten des Dry Tropical Evergreen Forests. Dabei lernen sie über die Wichtigkeit der Artenvielfalt und bekommen vom Aussterben bedrohte Bäume zu Gesicht. Um 8.45 Uhr wird sich getroffen und das Unkraut getackelt oder die Hecke bezwungen. Um 10 begibt sich der gesamte Garten zur halbstündigen Teepause und man sieht zum ersten Mal, wer sich so alles im Garten versteckt hat. Die besten Tage für die Teepause sind definitiv die Geburtstage oder manchmal auch einfach-so-Tage, bei denen dann Snacks und Kuchen neben dem Tee auftauchen. Dann wird bis zur Mittagspause um 12.15 Uhr weitergearbeitet, Abschnitte zum Kompost gebracht und Geräte gereinigt. Der Ablauf ist der Selbe, doch bevor es einem langweilig wird, besucht man einen anderen Themengarten und hilft für ein paar Tage dort mit. Denn obwohl sich die Aufgaben im Großen und Ganzen nicht viel voneinander unterscheiden, bringt ein Wechsel der Szenerie direkt neue Energie und Spannung mit sich. Auch wie Aufgaben angegangen und gemeistert werden, variiert von Arbeiterin zu Arbeiter*in, so kommt es, dass man täglich neue Einblicke bekommt und etwas neues lernt.


    Nachdem die ganze schwere und körperliche Arbeit am Vormittag erledigt wurde, die Energie durch das leckere Mittagessen und einen kurzen Mittagsschlaf wieder aufgeladen wurde, ist der Nachmittag für kreative und ruhige Arbeiten. Darunter fällt Wegweiser neu bemalen, Blumen pressen, Kakteen bestimmen, benennen und die richtigen botanische Namen auf zuvor vorbereitete Steinschilder, pinseln. An manchen Tagen muss aber auch der Teich gereinigt werden und dann steht man den Nachmittag über im kühlen und erfrischenden Teich und angelt Algen. Dabei lässt es sich einwandfrei einen Plausch halten und als wäre das nicht schon genug, kann man am Ende zur Belohnung wieder die Fische ihre Runden drehen sehen. Man darf aber auch sein eigenes kleines Projekt in die Wege leiten und sich den Rat von allen aus dem Garten einholen. So hat Anton zum Beispiel ein Infoblatt über Red Ants geschrieben (unglaublich interessante und beeindruckende Ameise, die ihre Nester bauen, indem sie Blätter miteinander verweben. Allerdings sind sie auch kleine Biester, die dich beißen, wenn du aus Versehen ihr Territorium betrittst.) und Siva Ganesh hat ihm bei seiner Übersetzung ins Tamilische geholfen. Diese Hilfsbereitschaft ist mir besonders aufgefallen, wenn du krank bist, wird direkt gefragt, ob dir noch etwas fehlt oder man dir helfen kann. Der Garten geht auf deine Bedürfnisse ein und du auf seine und das macht mich glücklich.