Hallo alle zusammen und herzlich willkommen zu meinem vorletzten Bericht aus Auroville. Wenn ich heute zurück schaue auf die letzten drei Monate so ist seitdem mal wieder unglaublich viel passiert. Die Vorstellung, dass es jetzt nur noch rund 2,5 Monate sind die mir hier in Auroville bleiben, so überkommt mich ein trauriges Gefühl. Deswegen versuche ich mich im Moment nicht all zu sehr mit de Zukunft sondern mit dem Jetzt und Hier zu beschäftigen. Die letzten drei Monate waren für mich vor allem auf einer persönlichen Ebene challenging. Viele Beziehungen die sich verändert haben, sich noch immer verändern und auch einige Beziehungen die sich schlichtweg dadurch verändert haben, dass Menschen Auroville verlassen haben. Ein Gefühl, dass für mich neu ist, aber von dem ich denke das es dennoch ein großer Teil Aurovilles ist. Auroville ist durch die vielen Volunteers etc eine sich ständig verändernde Gesellschaft und das kommen und gehen von Menschen ist ein großer Teil davon. Freunde kommen und gehen zu sehen ist vielleicht auch einfach eine Lesson die Auroville einem beibringt. Dennoch geht es mir im großen und ganzen sehr sehr gut, Im Moment kann ich nicht wirklich laufen, ich habe mir irgendwie am Fuß weh getan ( das lasse ich heute mal noch röntgen), aber abgesehen davon bin ich sehr glücklich. Wenn ich die Frage etwas weiter öffne also im Rückblick auf die gesamten letzten 9 Monate so breit die Antwort dennoch die selbe. Mir geht es sehr sehr gut. Nach Auroville zu kommen war für mich nicht nur die richtige Entscheidung sondern auch das beste was mir hätte passieren können. Ich fühle mich als hätte ich mich von vielen Seiten verändert und sei gewachsen an all den Herausforderungen die Auroville für mich Bereit hielt und hält. Ich denke tatsächlich das auch die Frage nach der für mich größten Herausforderung schon in dem Thema mit sich verändernden Beziehungen lag. Ich habe in meinem bisherigen Leben häufig an Beziehungen fest gehalten und war auch irgendwie immer in der Lage alle Beziehungen so zu beeinflussen, dass sie sich für mich befriedigend gestaltet haben. Das hat in Auroville nicht so funktioniert. Ich musste lernen, los zulassen, zurück zutreten und vielleicht auch einfach mal Dinge passieren lassen und schauen was dann passiert, wo ich mich denn danach befinde und fühle. Das war für mich nicht einfach, da ich wie bereits erwähnt das bisher in meinem Leben kaum gemacht habe. Ein Teil davon ist, dass ich unglaublich Anpassungsfähig bin und das genutzt habe um Beziehungen zu meinem Vorteil zu gestalten. In den letzten 3 Monaten habe ich denke ich angefangen einfach mal ich selbst zu sein und meine Bedürfnisse klar zu benennen und ihnen auch zu folgen. Dadurch musste ich natürlich mit anschauen, was das mit meinen Beziehungen anstellt und auch
akzeptieren wenn es die Beziehung beendet. Das war neu für mich und ganz bestimmt nicht einfach. Was das angeht war eine Veränderung in mir selbst schon seit langem fällig und ich glaube, dass sich hier für mich etwas verändert hat und verändert. Glücklicher weise hat sich das bisher häufig zu etwas sehr positiven Entwickelt und ich bin froh diesen Prozess durchzumachen.
In der Isai Ambalam Schule ist gerade Sommercamp, es ist also nur ein Bruchteil der Schüler da, was den Schulalltag immens verändert. Ich habe diese vergangenen Wochen genutzt um mal andere Dinge mit den Schülern aus zuprobieren, zum Beispiel Acroyoga, was einfach sehr sehr cool war und nicht nur mir sondern auch den Schülern viel spaß gemacht hat. Ich fühle mich in meinem Projekt also sehr wohl und freue mich jetzt tatsächlich nach den vergangen drei, recht entspannten Wochen auch wieder auf den etwas genauer geplanten und gekanteteren Schulalltag voraus. ( Ich habe im Sommercamp auch keinen Englisch Unterricht gegeben, den ich definitiv vermisse). Spannend ist auch noch zu erwähnen, das ich bevor ich nach Auroville kam und Anfing in der Schule zu arbeiten eine Erwartung an mich selbst und die Schule hatte, davon wie produktiv mein Unterricht wie perfekt jede meiner Englisch und Sport stunden sein würde. Diese Vorstellung und Erwartung habe ich nicht mehr und ich denke es ist super wichtig und interessant dabei zu erwähnen, dass auch sonst NIEMAND diese Erwartung an mich hat oder hatte. Hätte ich die Möglichkeit mir am Anfang des Jahres etwas zu sagen oder wenn ich jemandem einen Tipp für die Arbeit als Lehrer in Isai Ambalam geben könnte, dann wäre es mit Sicherheit das: Du bist ein Freiwilliger, du bist kein Lehrer. Niemand erwartet, dass du einen bomben Unterricht planst und hältst. Insbesondere da du aus einer deutschen Schule kommst und noch nie zuvor eine indische Schule besucht oder erlebt hast. Lass dir Zeit anzukommen, schaue dir alles an und dann überlege dir was du geben kannst und willst um diesen Schülern etwas beizubringen.