Auroville Village Actiongroup,
Nun bin ich schon 9 Monate in Auroville und habe in den letzten 3 Monaten eine sehr positive Wandlung meines Wohlbefindens wahrnehmen können.
Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich vor ca. 2 Monaten in eine andere Community
( Maison des Jeunes) gezogen bin und mich dort nun richtig Zuhause und angekommen fühle. Dieses Gefühl hatte ich eigentlich seit dem ersten Tag dort.
In MDJ hat jeder seine eigene Hütte, die nach den Qualitäten der Mutter benannt wurden…Ich lebe in Equality und kann mich mit dieser Qualität sehr gut identifizieren :).
Die Hütten stehen quasi inmitten der Natur und zwei der Zimmerwände sind große Fensterfronten ( natürlich mit Fliegengitter und Vorhängen für Privatsphäre), weshalb man irgendwie das Gefühl hat, halb draußen zu sein, während man eigentlich geschützt in seinem Safespace ist. Die ersten Wochen nachdem ich dort eingezogen bin, habe ich recht viel Zeit in meinem Zimmer verbracht, gemalt, meditiert, Sport gemacht und bin Projekte angegangen, für die ich in meinem vorherigen Zimmer nicht den Platz oder die richtige Atmosphäre hatte. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein und habe dies ausgiebig zelebriert.
Auch in das Community-Leben habe ich mich recht schnell integriert, was mir durch total liebe Mitbewohner und regelmäßige Community Meetings und Gatherings wie Potluck oder Spieleabende ziemlich leicht gemacht wurde. Natürlich hat man in einer zum Großteil Selbst Organisierten Gemeinschaft auch Verantwortung zu tragen und so habe ich auch einige Zeit in Gemeinschaftsaufgaben wie Community Cleaning und Community Meetings gesteckt, was mir aber meistens viel Freude bereitet.
Ich kann durch die Gruppenprozesse und Dynamik in MDJ sehr viel lernen, da ich vorher noch nicht in so einer großen Gemeinschaft (12 Leute), sondern eher in kleineren WGs oder die letzten Jahre sogar komplett allein gelebt habe.
Dadurch ist es sehr spannend für mich, mich auf diese Erfahrung einzulassen, gemeinsam Lösungen für Probleme und Konflikte zu finden und Harmonie trotz vieler unterschiedlicher Bedürfnisse, Prioritäten und Meinungen herzustellen oder es auch auszuhalten, wenn diese mal weniger spürbar ist.
Bei den wöchentlichen Community Meetings habe ich recht schnell aktiv partizipiert, meine Ideen, Meinungen, Lösungsvorschläge und Wahrnehmungen geteilt und mich beim finden von Lösungen mit eingebracht.
Ein anonymes Feedback der Community zu meiner Person, nach einigen Wochen, ist Teil des Gemeinschafts Prozesses und hat mich vor Freude zu Tränen gerührt
– So viele unglaublich liebe, wertschätzende Worte von Menschen, von denen ich mich, während es mit mir geteilt wurde, gesehen gefühlt habe.
Durch die regelmäßigen stattfindenden Gemeinschaftsabende habe ich mich auch sehr schnell recht zugehörig, verbunden und integriert gefühlt – ein Gefühl, das ich bis dato die letzten Monate etwas vermisst habe.
Eigentlich hat sich mein gesamtes Lebensgefühl, meine Sicht auf Auroville, und meine Lebensqualität sehr zum Positiven gewandelt, seitdem ich in MDJ wohne….
Alles ist irgendwie plötzlich einfach besser, einfacher und positiver geworden.
Dadurch, dass in der Gemeinschaft sehr viel kommuniziert wird, wurden mir schon öfters von Mitbewohnern Qualitäten von mir gespiegelt, für die ich selber Blind war
(weil ich einfach bin wie ich bin und das normal finde…:)was natürlich zuträglich für mein Selbstwertgefühl ist und meine Selbstwahrnehmung positiv beeinflusst.
Auch ist es schön zu beobachten, dass man mit seinem Wesen eine Gemeinschaft bereichern kann, wie auch jeder andere mit seiner/ihrer individuellen Qualität und Note zum Gemeinschaftswohl beiträgt.
Manchmal habe ich es als Herausforderung empfunden, mich in Englisch zu komplexen, teils emotional aufgeladenen Themen und Problemen innerhalb der Community zu äußern. Allerdings habe ich mich dieser Herausforderung tapfer angenommen und erlebe es als große Bereicherung und Wachstumsfeld mich auch dahingehend zu äußern und meine Social skills und Konfliktbewältigungsstrategien zu trainieren, anstatt wie früher gerne, Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Momentan überfordert mich auch der Gedanke etwas, dass das Jahr bald schon wieder vorbei ist und noch so viele Dinge von mir erlebt, Sachen erledigt und Orte besichtigt werden wollen, dass ich gar nicht weiß, wie ich das alles unter bekommen soll.
Aber vlt. Darf ich auch das Loslassen von Vorstellungen und Erwartungen lernen und den Leistungsdruck, den ich mir manchmal mache, etwas ablegen.
Der Tag hat nunmal nur 24 Stunden und mein Körper nur zwei Hände und Beine😀…noch dazu, die enorme Hitze, die die letzten Wochen dazu gekommen ist, die einen zum Ausruhen und Kräfte sammeln zwingt.
Da mein Hauptfokus die letzten Wochen auf den Wohnortwechsel und Integration in die Community gelegen hat, hat sich meine Haltung in Bezug auf mein Projekt etwas entspannt und ich konnte die langsameren Arbeitsabläufe und unterschiedliche Vorstellung von Produktivität in meinem Projekt besser annehmen und mich der Situation im Büro besser hingeben ohne mich von ständigen Effizienz getriebenen Gedanken dominieren zu lassen. Auch das Verhältnis zu manchen meiner Mitarbeiter hat sich verbessert, weshalb ich mich dort mittlerweile wohler fühle. Alles braucht eben so seine Zeit…
Seit neuestem haben wir auch einen neuen Volunteer bei AVAG, den ich etwas dabei unterstütze, sich in dem Projekt zurechtzufinden und zu orientieren.
Er wird mich wohl teilweise bei der Erstellung von Social Media Content unterstützen, was mir sehr entgegenkommt, da letzte Woche das “Summercamp“ bei AVAG begonnen hat, was verschiedene Bildungsangebote und Spielspaß-Events für die Kids aus den umliegenden Dörfern umfasst.
Das bedeutet für mich jede Menge Fotos und Instagram Postings in der nächsten Zeit, bei denen ich mich über jede Unterstützung freue.
Ansonsten bin ich irgendwie sehr froh darüber zu bemerken, dass ich ganz vieles, was Teil meines westlich geprägten Alltags war, nicht brauche und es mir mit weniger besser geht. Sei es das Käsebrot am Morgen, die Club Mate und der Schokoriegel am Nachmittag oder das Bier am Wochenende.
Ich fühle mich durch das gesündere und naturverbundenere Leben, was ich in Auroville führe, bereinigt und ich habe Lust, diesen gesünderen, nachhaltigeren Lebensstil in Deutschland aufrechtzuerhalten.
Und ich habe ein neues Hobby – Raw Food Kuchen und gesunde vegane, Gluten – und Zuckerfreie Süßigkeiten zubereiten…Jucheeee!
Ich freue mich schon darauf, diese an meine Freunde in Deutschland zu verkosten,
auch wenn das schon viel zu bald sein wird.