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Indien Impressions

22. September 2011 von Ehemaliger WWler

Über drei Wochen ist es jetzt her seit wir hier in Auroville, Indien angekommen sind!

Einerseits fühlt es sich für mich so an als wäre ich schon Ewigkeiten hier, andererseits kommt es mir aber auch so vor als wäre die Zeit bisher wahnsinnig schnell vergangen.

Ich habe so viele neue Eindrücke gesammelt und Erlebnisse gehabt, dass ich gar nicht genau weiß wie ich meinen Aufenthalt hier am besten beschreiben kann.

Viele Dinge funktionieren hier in Indien ganz anders als in Deutschland, dabei habe ich mich an einiges recht schnell gewöhnt, anderes macht mir noch zu schaffen und wieder anderes begeistert mich regelrecht. Mit Mückenschwärmen, Ameinsenkolonien, eiergroßen Kakerlaken und Ratten im Format kleiner Hunde habe ich mich inzwischen abgefunden und bekämpfe unsere Co-Existenz auch nicht weiter. Auch dem indischen Straßenverkehr (Hupen ersetzt grundsätzlich den Spiegel- und Schulterblick, hebt sämtliche Fahrstreifenabgrenzungen auf und ist somit nach Gas und Bremse das wichtigste Teil eines Fahrzeugs) und der indischen Pünktlichkeit („morgen“ oder „in 5 Minuten“ sind abstrakte und sehr dehnbare Zeitangaben) habe ich mich bereits angepasst. Stromausfälle, die weniger als 3 Stunden andauern sind ebenfalls kaum mehr erwähnenswert.

Ebensowenig Erklärungsbedarf benötigen meiner Meinung nach die Themen: mit der (rechten!!) Hand essen oder eine Wasserbrause anstatt Toilettenpapier auf indischen Toilette vorzufinden. Diesbezüglich hat man sich innerhalb von zwei Tagen komplett umgestellt.

Hingegen gewöhnugsbedürftig für mich bleiben: das Verkehrsbild: Hühner, Kühe, Ziegen, Mottorräder, Rikschas, Tuk Tuks, Fußgänger, Hunde, Bettler, Katzen, Riesenpfützen und Autos auf ein und der selben Straße zu sehen ist keine Ausnahme sondern das alltägliches Verkehrsgeschehen. Außerdem sind „Nahtoterlebnisse“ während des Fahrens (beispielweise Busse oder Lastwagen, die einen von der Straße drängeln) keine Seltenheit, sondern bestimmen den indischen Fahrstil.

Was ich ebenfalls sehr anstregned finde, ist dass es so früh dunklel wird. Das ganze Jahr über wird es gegen sechs und halb sieben dunkel, was einen aufgrund der häufigen Stromausfälle und unsicheren Straßenverhältnissen (Straßenbeleuchtung gibt es kaum) sehr einschränkt. Alleine und ohne Taschenlampe unterwegs zu sein, soll nicht ganz sicher sein.

Das wohl nervigste Thema ist wohl aber der ständige Lärm! Indien ist wohl das lauteste Land der Welt. Nachts ist die Geräuschkulisse eher noch größer als tagsüber, wobei das wohl daran liegt, dass der indische Verkehrs- und Verhandlungslärm am Tag alles Übrige übertönen. Nachts dagegen, herrscht grundsätzlich eine unerträgliche Mischung aus sämtlichen Tiergeräuschen (Hunde, Katzen, Schakale, Kühe, Ziegen, Affen, Riesenratten, Vögel, Insekten und vor allem Frösche(!!) gepaart mit indsicher Tempelmusik, die grundsätzlich nachts in einer unglaublichen Lautstärke in allen Richtungen posaunt wird.

Was mich neben meiner Arbeit richtig begeistert ist die riesige Auswahl an Freizeitaktivittäten! Ich habe in meiner Freizeit bereits alles mögliche ausprobiert und trotzdem erst einen winzigen Teil des Freizeitprograms gesehen. Neben den verschiedensten Yogakursen, gibt es viele Angebote im Bereich Kampfsport (Aikido, Karate, Judo) oder exotischere Sportarten wie Capueira, Tai Chi oder Chi Gong.

Außerdem gibt es am Wochenende die möglichkeit auf Farmen mitzuhelfen und an indischen Kochkurse teilzunehmen. Am Strand gibt es noch zwei Surfschulen und verschiedene Gesungheitszentren, die allemöglichen Anwendungen im Bereich Welness und Gesundheit anbieten.

Mittwochs und Freitags gehen wir außerdem nach der Arbeit zum Tamilunterricht in die Aikyam School, was mir bisher großen Spaß macht.

Arbeit:

Meine Arbeit hier in „Deepam“, einem Therapiezentrum für körperlich und geistig behinderte Kinder, macht mir viel Spaß und ist weniger belastend als ich ursprünglich befürchtet hatte.

Mein Arbeitstag beginnt (aufgrund meiner deutschen Chefin) morgens immer sehr püntklich um 9:00 mit dem so genannten „morning circle“. Hierbei sitzen wir mit allen Kindern in einem großen Kreis und starten den Tag mit verschiedenen Gymnastikübungen. Das Programm wird immer im Wechsel von uns Mitarbeitern gestaltet, weshalb es immer recht abwechslungsreich ist.

Anschließend werden die Kinder in verschiedene Gruppen aufgeteilt und bekommen je nach Bedarf Ergo- oder Physiotherapie, Logopädiestunden oder Unterricht in Tamil, Englisch und Mathe. Wir drei Voluntäre (neben Clara und mir ist auch noch Stefanie aus Deutschland und ein Jahr lang bei Deepam) teilen uns dann auf und helfen mit, wo wir gerade gebraucht werden.

Von halb 11 bis 11 ist snack time, wo es chai für uns und Saft und snacks (meist Brot oder Hülsenfrüchte) für die Kinder gibt.

Ab elf Uhr geht es weiter mit den morning classes, wobei Dienstags und Donnerstags relaxing time (dabei dürfen sich die Kinder bei Meditationsmusik auf Matten legen und werden von uns massiert massiert und bewegungstherapiert) und Montags Kaufladenklasse ist. Die restlichen Tage variiert das Program.

Mittagessen gibt es ab halb 1 und ist auch alle Mitarbeiter und uns Freiwillige umsonst.

Von halb zwei bis zwei ist Mittagsruhe, in der die Kinder geschlechtergetrennt Mittagsschlaf halten. Wir Mitarbeiter haben jeweils im Wechsel Aufsicht, die anderen schlafen meist auch.

Pünktlich um zwei Uhr beginnen dann die „afternoon activities“. Mittwochs gehen wir mit den Kindern schwimmen, Dienstag wird getöpfert und Donnerstag gemalt. Montags und Freitags ist das Program auch variabel, an diesen Tagen finden oft Ausflüge statt oder draußen im Innenhof gespielt.

Uns Freiwilligen wird an diesen Tagen auch die Möglichkeit gegeben unsere eigenen Vorstellungen einzubringen und den Nachmittag mitzugestalten. Hier besteht die Schwierigkeiten die Kinder unter einen Hut zu bekommen, da alle aufgrund ihres Alters und ihrer Behinderung auf ganz verschiedenen Entwicklungsständen stehen. Obwohl die Kinder meist in kleinere Grüppchen eingeteilt werden ist es nicht einfach alle so zu beschäftigen, dass sie weder über- noch unterfordert sind.

Um viertel vor vier gibt es nochmals snacks für die Kinder und chai für uns, bis der Schulbus die Kinder um vier Uhr abholt und unser Arbeitstag zuende ist.

Generell herrscht eine sehr angenehme Athmosphere und wir Freiwilligen sind gut im Team integriert. Die Kinder werden sehr liebevoll behandelt und nicht nur therapeutsich und schulisch, sonder auch sozial und medizinisch gut versorgt.


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