Heute Morgen bin ich schlafen gegangen.
Es ist Dienstag 3:00 Uhr morgens und ich versuche einzuschlafen. Es sind 37 Grad Celsius um diese Uhrzeit, plus Moskitos die von meinem Schweißgeruch angelockt werden. Ich schaue einen Anime an zum einschlafen… beziehungsweise ich starre auf einen schwarzen Ladebildschirm mit einem sich flink drehendem lade Kreis, falle dabei in einen Halbschlaf der dann wieder mit dem Schrei eines Moskitos unterbrochen wird und einem Stich an meinem Fuß. Ich nehme eine Dusche, die Zweite heute Nacht, die Dritte heute Abend, die Fünfte seit gestern Morgen. Jetzt bin ich wieder kühl. Ich rolle mich in mein Bettbezug und hoffe, dass nicht allzu viele Feuerameisen drin sind. Ich schlafe ein.
6:30 Uhr Morgens, mein Wecker klingelt und ich bin wach. Seltsamerweise ein sehr erholender Schlaf, denke ich mir. Ich erledige mein morgendliches Geschäft und setze mich auf den Balkon, genieße den Sonnenaufgang im wunderschönen Udavi. 6:45 Uhr mein Wecker klingelt, energetisch spring ich auf zieh mein zerrissenes Farmershirt an und meine absolut stabilen Jeansshorts mit sechs Hosentaschen, perfekt zum Farmen gehen. 6:50 Uhr und ich nehm das Radel und fahr zur Arbeit.
Durchs Dorf an Kühen und gerade erwachten, halb bekleideten Dorfbewohnern vorbei, die ihren Hauseingang mit Kolam versehen. Auf den Straßen dröhnt aus alten Lautsprechern an jeder Ecke verschrobene Tempelmusik. Meine Arbeitskollegen fahren an mir vorbei, grüßen mit einem winken nach hinten oder fahren neben mir her. 7:00 Uhr - ich setze mich direkt daran die Eier zu zählen, trage alle Zahlen ein und berechne ob sie stimmen. Es fehlen zwei Eier, das sind -18.82₹ für die Farm. Meine Mitarbeiter bringen die erste Ernte rein und ich trage das Gewicht in das Erntebuch ein. Nebenbei gehe ich durch die privaten Bestellungen an diesem wunderbaren Dienstag. Es ist Mango Saison und wir haben verdammt viele Mangos zu putzen und zu sortieren, ein Baum kann einfach über 100kg produzieren und wir haben einen ganzen Orchard voll mit Bäumen. Alles muss sehr rasch gehen Morgens, denn um 9:00 Uhr müssen wir ausliefern an die Kunden. Das heißt ich nutze jede freie Sekunde um die Kisten zu sortieren und es übersichtlich zu halten im Büro. Manchmal sind um die 15 Mitarbeiter da und helfen zu sortieren, bringen mehr Ernte, putzen Mangos oder fragen sich was sie als nächstes tun sollten in dem ganzen Gewusel.
Wie auch immer schaffen wir es pünktlich um 9:00 Uhr die Lieferung abzusenden und es geht in die Küche wo Anita den Mangosaft am sieben ist und wir ihr helfen die Obstplatte fertig zustellen. Anita erzählt mir von den 40 Tagen Feierlichkeiten die aktuell im Dorf stattfinden, weshalb auf den Straßen Musik gegettoblastet wird. Alles zum Anlass der Erneuerung des Tempels. Das passiert wohl alle zehn Jahre, der Tempel wird erneuert, frisch gemacht für das nächste Jahrzehnt. Zum Anlass gibts freie Essensausgabe beim Tempel, da werd ich wohl heute Abend vorbeischauen.
9:10 Uhr - Frühstück. Wir sitzen alle beisammen. Die go-to Gesprächsthemen drehen sich alle rund ums Farmen, exotische Früchte, deren Verarbeitung, verschiedenste Anbaumethoden, Kompost Tutorials und was wir als nächstes tuen sollten nach dem Frühstück. Ich melde mich für die Aufgabe das Hühnerhaus mit Minakshi und Emilia zu reinigen. Putzspaß bei lauter Musik erwarten uns die nächsten zweieinhalb Stunden, so viel besser als Unkraut zupfen und Beete mulchen. Ich bin heute gut davon gekommen hehe. Das zwei stöckige Haus wird von uns von oben nach unten durch geputzt. Ich repariere und putze Kabel im ganzen Haus und schraube ausgerissene Steckdosen wieder zusammen… vielleicht einen Schlag bekommen, aber der Fehler passiert mir nur einmal. Der Strom funktioniert, ich lade mein Handy. Die Küche ist geputzt, sowie die Wände und die Decke. Der Boden ist noch immer katastrophal dreckig voll mit Hühnerscheiß. Und ich gehe nach Hause. Es ist 12.
Nehme eine Dusche, koch mir rasch Etwas, mach mir einen Limettensaft, esse, trinke, entspanne bis 2. Wieder zur Arbeit. Ich lege Kokosringe um frisch gepflanzte Bäume und Büsche in der prallen Nachmittagssonne. Mehr darüber in einem anderen Beitrag. Fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer Pflanze, fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer anderen Pflanze, fülle die Sc- wie auch immer, drei Stunden vergehen. Ich gehe nach Hause. 17:00 Uhr.
UDAVI Ich gehe direkt nach unten ins Haus, da chillen Malina und Olli und jetzt auch ich. Ich nehm irgendwann eine frische Dusche mit wohl duftender Seife und wir entscheiden uns zum Abend zum Tempel zum Essen zu gehen. Wir laufen zu Fuß. Der Himmel ist dunkel; es ist Nacht. Ein Sturm zieht auf es fängt an zu donnern und zu gewittern. Wir sind gerade beim Tempel angekommen und gehen rein, begutachten die Renovierung. Olli trifft ein paar ihrer Schulkinder. Wir stellen sicher, dass es Freiessen gibt und stellen fest, dass wir zu faul sind uns anzustellen. Wir gehen zu Secret Garden, das Restaurant um die Ecke wo wir schon in den ersten Wochen unseres Aufenthalts essen waren, wo ich meine erste Lebensmittelvergiftung bekommen habe, von meinem ersten Mocktail. Erinnerungen. Es fing an stark zu regnen als wir den Tempel verließen. Bei Secret Garden ist Stromausfall und wir sitzen im dunkeln, bei dem Schein der einzigen Kerze des Ladens, die netterweise auf unserem Tisch platziert wurde vom Chef. In der Küche brutzelt unser Essen beim professionellen Schein einer Handylampe und der Gasflamme…