Ich bin gerade wieder einmal umgezogen, also besser gesagt wieder zurück gezogen. Eigentlich mit Frederic und Jana zusammen, aber da die beiden losgezogen sind um andere Teile Indiens zu entdecken wohne ich momentan alleine. Also nicht ganz. Ich hüte nämlich nicht nur ein wunderschönes Haus in Certitude, einer wirklich netten Community, sondern auch noch zwei als Flauschbälle verkleidete Katzen und zwei wirklich süße, aber auch sehr anstrengende Hunde.
Es ist schön wieder hier zu wohnen. Ich fühle mich in diesem Haus, in dem ich schon von Anfang November bis Mitte Februar gewohnt hatte, einfach wohl, irgendwie zu Hause. Es birgt schon so viele Erinnerungen. Hier haben wir mit vielen aus der Gruppe zusammen sowohl den Sturm wie auch den restlichen folgenden Monsun entspannt überstanden, Weihnachten gemeinsam verbracht und einige lustige Abende veranstaltet.
Wenn ich daran denke dann merke ich wie viel Zeit schon vergangen ist und wie viel ich erlebt habe. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt nun hier zu leben, alles was mir zu Beginn des Jahres fremd erschien ist vertraut geworden. Ich düse mit meinem Bike über die Straßen Aurovilles so als würde ich mein Leben lang schon nichts anderes tun.
Ich mache hier was mir Spaß macht -sowohl mit den Kiddos wie auch auf der Farm, mit geliebten, ziemlich verrückten, total normalen, lustigen, einfach allen Menschen hier und das alles an einem Ort der deutlich mehr Wald ist als Stadt. Klingt so erstmal für mich ziemlich perfekt. Irgendwie schon fast unwirklich.
Als beim zweiten Zwischenseminar das Thema ‚wieder nach Deutschland zurückkehren‘ hochkam war ich total geschockt. Über mich selbst. Ich merkte einfach plötzlich dass ich mir gar nicht mehr so richtig vorstellen konnte wieder zurück zu gehen. Dass der bloße Gedanke mir tatsächlich Angst machte.
Hatte ich mir nicht gerade erst so wirklich ein Leben hier aufgebaut, war angekommen und hatte ein neues Zuhause gefunden? Wie zum Teufel sollte ich denn das alles jetzt einfach so hinter mir lassen können?
Dann habe ich mich erst einmal mit dem Gedanken beruhigen können dass ich ja nun auch nicht übermorgen abfliegen muss sondern schon noch fast ein viertel Jahr vor mir liegt.
Ich habe viel nachgedacht -dazu tendiert mensch hier gefühlt schnell gerne mal-.
Darüber, was ich toll finde hier und auch was ganz und gar nicht. Warum ich eigentlich tief in mir weiß das ich hier nicht mein Leben verbringen möchte, auch wenn ich grade noch nicht gehen will und hier zu leben wirklich, wirklich schön ist.
Denn wenn ich ganz ehrlich zu mir bin dann möchte ich auch raus in die Welt und die Chance haben noch so viel mehr zu sehen, lernen und bewegen.
Und dann noch die meist gestellte Frage in letzter Zeit: Und was machst du dann jetzt nach dem Jahr?
Meine Antwort: Da kommt dann das nächste Abenteuer…