Für meinen dritten Bericht wollte ich mal ein paar kleine Ausschnitte aus meinem Leben hier zeigen, manche kommen häufiger vor und manche eher seltener. Dazu gibt es noch ein paar Updates was auf der Arbeit gerade passiert und weiteres.
Arbeit
Ich habe in den letzten drei Monaten viel an der Erstellung von Postern gearbeitet, welche einen Einblick in die einzelnen Projekte geben. Hierfür habe ich mir sehr viel Zeit gelassen, weil es ansonsten häufig nicht so viel zu tun gibt. Nun bin ich aber fertig mit den Postern und es tut sich was woanders, in den Kalvarayan Hills. Dort arbeiten wir besonders mit vier Schulen zusammen an denen die Großzahl der Kinder Anämie hat und auch untergewichtig ist. Die Schulen sind vier Grundschulen an denen einige der Kinder auch unter der Woche übernachten, weil ihre Familien zu weit weg wohnen, also bekommen sie dort auch alle ihre Mahlzeiten. Diese sind häufig nicht nährstoffreich, was zu der Gesundheitlichen Verfassung der Kinder führt. Wir geben ihnen Nahrungszusätze, Bildungseinheiten und nachdem wir mit einem Kinderarzt gesprochen haben entwickeln wir nun eine neue Strategie um endlich mal eine Veränderung zu sehen. Hierfür werden wir nun auch Eisentabletten verteilen und nach und nach alle Kinder zu einem Krankenhaus bringen damit sie dort ausführliche Bluttests durchführen können. Zudem haben Preethi (meine Arbeitskollegin) und ich ein Programm über grundlegende Hygiene erarbeitet, welches wir nun mit den Einzelnen Schulen durchführen. Mal sehen wie es sich hier so weiter entwickelt und was noch alles auf uns zukommt.
Freizeit
Ich habe begonnen in meiner Freizeit ein wenig zu schnitzen, also nicht mit der Hand sondern mit einem Dremel. Das macht mir wirklich sehr viel Spaß, besonders weil ich es zuhause machen kann meinen Podcast dazu hören kann und sehe wie sich meine Ideen langsam verwirklichen. Oder manchmal auch nicht, wenn ich etwas falsch kalkuliert habe und es am Ende doch nicht so wird wie ich es gerne gewollt hätte. Aber das gehört schließlich auch alles dazu, in den letzten Wochen habe ich nicht mehr so häufig geschnitzt aber würde gerne wieder damit anfangen.
Fotografieren
Das tue ich immer noch äußerst gerne, besonders beim Reisen ist meine Kamera immer mit dabei. Da ich analog fotografiere sammeln sich die Filmrollen in unserem Kühlschrank an. Ich hatte zwei Rollen auch hier entwickeln lassen allerdings kamen ein paar Fotos nicht sonderlich gut dabei raus, was am Film, der Entwicklung oder der Belichtung liegen könnte. Da bin ich mir nicht sicher, doch ich habe entschlossen die restlichen lieber in Deutschland entwickeln zu lassen um auf Nummer sicher zu gehen. Erst letztens sind Rosa, Lola und ich morgens früh aufgewacht um durch Kuilaplayam zu laufen und fotografieren zu gehen, die beiden mit ihren digital Kameras und ich mit meiner, Wir sind ca. 2h rumgelaufen haben eine Menge an Hunde, Hühnern, Kühen, Ziegen und Kindern gesehen und tolle Fotos gemacht. Danach gab es frische Idlis zum Frühstück mit Chutneys und nach Karamell schmeckendem glühen heißem Kaffe, gefolgt von noch einem morgendlichen Schläfchen. Ich werde meine Fotos dann erst in Deutschland sehen als bin ich mal gespannt was dabei rauskommen wird.
Bagelfrühstücks
Eine kleine Tradition die Rosa und ich begonnen haben ist das wir sonntags morgens zuhause zusammen frühstücken, was unter der Woche nicht vorkommt weil sie früher aufwacht als ich und wir dann am Sonntag gerne dafür Bagels oder Brot backen. Dazu gibt es dann Kaffe, Frischkäse, Tomate und Gurke und manchmal auch Humus wenn wir am Tag vorher daran gedacht haben Kichererbsen einzuweichen. Danach geht es häufig an den Stand. Dieser ist besonders sonntags sehr voll und man trifft einige Menschen die man kennt und mit denen man dann in der Sonne liegen kann, schwimmen geht und über alles Mögliche quatscht.
Gesundheit
Diese hat bei mir ein wenig gelitten, besonders im März und April. Da zu dieser Zeit Pestizide auf die Cashews gesprüht werden und von denen ein Feld direkt hinter unserem Haus liegt gehe ich davon aus das dies mein Immunsystem angeschlagen hat. Ich hatte viele Kopfschmerzen und war immer ganz schlapp nach der Arbeit und konnte eigentlich gar nichts richtig machen. Da unsere Wohnung keine Glasfenster hat die wir schließen können, kann man sich auch schlecht davor schützen. Dadurch habe ich mir schnupfen und husten für einige Zeit eingefangen und kurz darauf eine Blasenentzündung bekommen, welche dann zu einer Nierenbeckenentzündung wurde. Daraufhin lag ich erstmal eine Woche im Bett und habe gar nichts mehr gemacht. Ab und zu kommen dann noch Magen oder Darm Beschwerden weil man mal was Falsches gegessen hat. Mittlerweile geht es mir aber glücklicherweise wieder gut und ich bin wieder fit und habe Energie. Das Sprühen der Pestizide ist glücklicherweise auch wieder vorbei.
Das war eine sehr interessante Erfahrung weil man mal die Konsequenzen davon sieht und fühlt was passiert wenn gewisse Zutaten als Superfood angesehen werden und daraufhin in anderen Ländern in großen Massen angebaut werden. Die Pestizide die gesprüht werden sind äußerst schädlich besonders für die Menschen die sie sprühen und dabei häufig nicht die adäquate Schutzkleidung tragen. Zudem haben Cashews auch nochmal in der Verarbeitung ihre Konsequenzen da sie eine Säure in ihrer Schale haben die per Hand geknackt wird und die häufig zu brennende Hautausschlägen führt.
Workshops
In den Letzen drei Monaten habe ich ein bisschen was ausprobiert was Workshops angeht, ich habe einen einmonatigen Töpferkurs belegt an der Drehschiebe, welche in diesem Fall mit den Fuß angetrieben wurde, das hat mir extrem Spaß gemacht war aber auch deutlich schwerer als ich es erwartet hätte. Ich habe einen Kochkurs gemacht in dem ich ein bisschen was auch gelernt habe, aber am allermeisten das köstliche Essen genossen habe welches wir gekocht haben. Letze Woche war ich beim meinem ersten Nonviolent Communication Workshop, wovon wir schon ein bisschen was gelernt hatten bei unserem letzten Seminar. Diesen fand ich sehr interessant und will mir jetzt auch das Buch dafür kaufen. Eine Empfehlung für jeden der die Chance dafür bekommt.
Motorrad
Das Motorradfahren läuft gut soweit und ich genieße es sehr, besonders jetzt wo es so unglaublich heiß wird tagsüber. Allerdings gibt es da auch immer wieder ein paar Geschichten die mir dazu einfallen. Vor kurzen hat mein Motorrad immer nachdem ich ein bisschen gefahren bin den Geist aufgegeben und ist nicht mehr weitergefahren, also haben wir es zum Mechaniker gebracht, welcher das Ventil wodurch das Benzin zum Motor gelangen soll ausgetauscht hat und dann hat alles wieder geklappt. Jetzt hatte ich einen Schlüssel für die Benzinzufuhr zum Motor, was auch sehr praktisch ist damit kein Benzin geklaut wird. Außer man verliert diesen Schlüssel. Genau das ist mir nach ca. 2-3 Wochen in Pondy passiert, als ich mit Rosa, Lola und Laura dort war. Nach dem Mittagessen wollten wir wieder zurück nach Auroville und ich konnte meinen Schlüssel einfach nicht finden. Wir haben alles abgesucht, alle möglichen Menschen gefragt aber er war nicht auffindbar. Also haben wir den nächsten Mechaniker auf Google Maps rausgesucht und bis dahin konnte ich die kurze Strecke fahren da noch etwas Benzin im Schlauch war. Rosa und ich fragen also ob er das Schloss wechseln kann und er kann das auch, hat aber keines, das müssten wir kaufen. Er hat uns auch gesagt wo, rechts und dann nochmal recht. Als wir dahin gefahren sind war dort aber nichts also hieß es wieder Google Maps fragen und bei jedem Laden wo wir waren die es nicht hatten fragen wohin wir als nächstes sollen. So haben wir ca. 5 Läden abgeklappert bis wir dann endlich zu einem gekommen sind der das Schloss hatte. Dieser Laden war Rechts dann lange geradeaus und dann wieder rechts vom Mechaniker. Er hat uns also den richtigen Weg gewiesen aber das geradeaus ist bei der Kommunikation untergegangen. Das Schloss hat ca. 3 Euro gekostet und das wurde mir dann in flotten 2 Minuten eingebaut. Ohne vorher irgendwie zu überprüfen ob es wirklich mein Motorrad ist. So konnten wir alle doch noch sicher nach Hause kommen. Bei diesem Schlüssel habe ich den Ersatzschlüssel direkt zuhause deponiert anstatt ihn auch an meinem Schlüsselbund zu haben.
Jetzt noch eine kurze weitere Geschichte über das Motorrad schieben, ein weiteres Motorrad (diesmal nicht meines) musste zum Mechaniker, hatte allerdings kein Benzin mehr. Also hieß es einer sitzt auf dem zu reparierenden Motorrad, dessen Vorderbremse auch kaputt war weil das Kabel gerissen war, und eine andere Person auf einem zweiten Motorrad schiebt das erste. Dies funktioniert indem der Fahrer des zweiten Motorrads seinen rechten Fuß knapp über dem Auspuff platziert und so das vordere schiebt. Eine Angelegenheit die zuerst ganz schön gefährlich aussieht, was wahrscheinlich auch so ist, aber wunderbar klappt. Ich saß in diesem Fall hinten auf dem fahrenden Motorrad und musste gar nichts machen, vor mir saß Sanata, Namus bester Freund und ein guter Freund von mir und hat Namu geschoben. Ich wurde auch schon mal geschoben, hatte ordentlich Bangel davor aber es hat dann doch alles gut geklappt, obwohl Kurven ein bisschen gruselige Angelegenheiten sind.
Was man häufig sieht sind 4 oder manchmal sogar 5 Menschen auf einem Motorrad, davon sind meistens aber 1 oder 2 kleine Kinder. Das Ziegen im Fußraum von Mopeds mit zusammengebundenen Beinen zum Metzger gebracht werden oder das so ca. alles auf einem Motorrad transportiert werden kann. Von Matratzen, Koffern und Fahrrädern zu 3-4m langen Stangen, was auch mal gefährlich sein kann.
Das zweite Foto zeigt das Schloss wozu ich den Schlüssel verloren habe und auf dem ersten sieht man wo der Fuß aufgesetzt wird beim Schieben des Motorrads. Eigentlich ist dieses Gestell dazu da das Frauen die seitwärts sitzen, aufgrund ihres Saris hier ihre Füße abstellen können.
Das wars dann für dieses Mal,
Milena