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Fiebertraum

19. August 2024 von Lola Sebald

Auf einmal ging alles ganz schön schnell. Hier sitze ich nun im Garten meiner Eltern und schreibe meinen letzten Bericht. Ich musste ganz schön lange darüber nachdenken, was genau ich schreiben könnte, denn Auroville fühlt sich irgendwie schon etwas fern an. 

Die letzten Wochen in Auroville waren eine Achterbahn der Gefühle. Zum einen habe ich mich nämlich gefreut alle Menschen in Deutschland wiederzusehen sowie auch auf den Umzug und den Anfang des Studiums in Lüneburg. Zum anderen fand ich den Gedanken, viele der Menschen und Orte, die ich in mein Herz geschlossen habe, nie wieder zu sehen, sehr beängstigend. Ich glaube, Veränderungen allgemein machen mir Angst, egal ob ich der Veränderung entgegensehe oder nicht.

Ich habe c.a. 3 Wochen vor der Ausreise angefangen meine Sachen auszusortieren, wegzugeben und Mitbringsel Besorgungen gemacht. Ich war also die letzten Wochen schon in Aufbruchstimmung, weswegen es für mich teilweise schwer war, im Moment zu leben. Ich musste mich also immer wieder weg von den Zukunftsgedanken in die Gegenwart zurückholen. 

Und dann gab es auf einmal wirklich die letzten Male von allem… Unser letzter Tag im botanischen Garten war sehr schön! Zusammen mit Nasim haben wir einen letzten  Spaziergang durch den Garten gemacht und Blumenkronen gebastelt. Wir alle sahen also aus wie in der Mittsommernacht. Das letzte Mal Kokosnuss Trinken fand ich sehr traurig, da ich Kokosnüsse konsumiert habe, wie glaube ich kein anderer aus der Gruppe. Das letzte Mal Strand war sehr witzig, weil wir zu einem Feuerwerk anlässlich Annas Geburtstag,  Baden gegangen sind. Das letzte Mal bei Gelato war gleich zweimal an unserem Abreisetag, was unser Eis-Konsumverhalten, glaube ich, sehr gut beschreibt. Das letzte Mal meine Tür bei Mdj abschließen fand ich traurig, da ich die Community sehr mochte und mein halbes Jahr dort wohnen sehr doll genossen habe! Das letzte Mal Matrimandir war sehr schön, da es mir voll gut getan hat, meine Gefühle etwas zu sammeln. Ein letztes Mal Kingfisher Bier trinken war ein Segen, da ich durch dieses langsam wirklich angezweifelt habe, ob ich überhaupt Bier mag.

So erlebte ich also alles zum letzten Mal in den letzten Wochen Auroville, weswegen sie von einigen Tränen begleitet waren, aber auch von sehr viel Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich ein Jahr Teil dieses Ortes sein durfte und so tolle Menschen kennengelernt habe. 

Der Flug ging im Flug vorbei, was mich total verwirrt hatte, weil ich quasi einfach nur durch eine Tür gegangen bin und schon von meiner Familie und meinen Freunden mit geschnappt wurde. Ich habe mich fast ein wenig entführt gefühlt. Okay, das klingt jetzt übertrieben hart, denn ich war so froh, alle gesund wiederzusehen, aber ich brauchte ein paar Tage, um mich an den Fakt zu gewöhnen, dass es erstmal kein Zurück gibt. Der Fiebertraum hat sich als Realität entpuppt.


Ein Kommentar »

  1. Sebald Ursula sagt:

    Abschied ist ein schweres Wort
    Das hat uns Lola nahe gebracht, indem sie die einzelnen Stationen in Auroville noch mal beleuchtet hat.
    Ein Jahr ist schnell vergangen, besonders wenn die Zeit wie in Auroville reichlich angefüllt ist mit Beschäftigungen und Kontakten,
    die sie einen Teil eines Ganzen haben werden lassen.
    Schmerzliche Erfahrungen, wie das Abschied nehmen von dem, was man lieb
    gewonnen hat, gehören zu unserem Leben.
    Einen Ort wie Auroville hinter sich zu lassen, ist wirklich ein großer Einschnitt, der erst mal schmerzt. Aber der Schmerz zeigt auch, was man braucht und an einem anderem Ort in anderer Situation wieder aufzubauen kann.
    Nun gilt es, auch der neuen Zeit das beste abzugewinnen und Aufgaben mutig anzugehen.
    Vielleicht wärmt Auroville dabei ja
    den Rücken und gibt frischen Wind für
    die nächsten Schritte nach vorn.

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