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Halbzeit

28. Juni 2024 von Viviana Tsotsos

6 Monate in Auroville, Indien.

Jetzt ist es schon fast ein halbes Jahr her, dass wir nach Auroville gekommen sind.
Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an und doch ging die Zeit so schnell rum. Es ist
wirklich verrückt, was für ein komplett anderes Leben man sich in so einer
Zeitspanne aufbauen kann. Hier ist irgendwie gefühlt alles anders, von der Position
des Mondes und den Sternen, über die Kultur (natürlich), bis zum Geld. Eine andere
Welt. Dennoch sind wir nicht nur in Indien, sondern auch in Auroville, was einem nochmal die westliche Sicherheit gibt und das Leben auf eine andere Art und Weise dann doch noch einfacher als normal ansehen lässt. Ich genieße die Zeit hier sehr. Auch noch nach sechs Monaten bleibt es spannend, man lernt neue Dinge oder Menschen kennen und vor allem ganz viel über sich selbst, zumindest ist das für mich der Fall. Natürlich ist nicht immer alles eine bunte Blumenwiese, manche Sachen sind nicht so einfach und vor allem auch nicht alle Gefühle, die ich die letzten sechs Monate hatte. Aber dieser Ort hier, Auroville, mit all seinen Facetten ist dennoch ein wundervoller Ort zu wachsen und zu lernen und, auch wenn das wahrscheinlich etwas kitschig klingen mag, der beste Ort an dem ich grade sein kann und auch sein möchte! Ich habe hier schon so viele tolle Menschen kennengelernt, die ich fest in mein Herz geschlossen habe und auch einiges lernen dürfen. In Zukunft würde ich sehr gerne noch mehr von der
wundervollen Natur Indiens sehen und ein wenig mehr reisen, aber der Sommer steht auch vor der Tür, die Hitze bietet sicherlich eine tolle Gelegenheit die Berge besuchen zu gehen. Dadurch dass ich grade noch in MDJ (la maison de jeunes) lebe, einer kleinen Jugendcommunity, aber Anfang März umziehen werde, zur Udavi Schule, glaube ich, dass ich dann mehr Zeit habe, mich auf mich selbst zu konzentrieren.
Hoffentlich finde ich auch die Zeit, einige Workshops zu besuchen. Auch wenn ich meine Mitbewohner, meine Mdj family, vermissen werde, freue ich mich auch schon darauf, ein wenig mehr Raum für mich zu haben; und auch darauf, mit Leonie zusammenzuwohnen, wir sind gute Freunde, aber unsere Welten momentan eher separat als eine. Das letzte halbe Jahr bin ich durch viele Phasen gegangen, einige
einfacher als andere, aber die grund Dankbarkeit, hier zu sein, all das erleben zu dürfen, hat mich die ganze Zeit begleitet. Ich hatte eine Zeit, wo ich kaum Energie hatte, wahrscheinlich wegen eines Vitaminmangels. Auch mein epileptischer Anfall hier hat mir ein wenig Angst gemacht, doch freue ich mich jetzt umso mehr, dass

alles gut ist und ich auch etwas davon mitnehmen konnte und zwar auf meinen
Körper zu hören. Oder vielleicht generell öfter
einfach mal zuzuhören. Ich glaube, dass ich mich
hier schon ziemlich verändert habe, aber ich kann
ehrlich gesagt nicht genau sagen oder beschreiben
inwiefern, wahrscheinlich weil das alles ein
Prozess ist, der immer noch anhält. Ich bin mir
ziemlich sicher, dass ich hier in Indien schon sehr
viel mehr zu mir selbst gefunden habe, mich selbst
nicht mehr so viel von anderen abhängig mache
und stabiler in meiner Person bin, selbstbewusster.
Meiner Meinung nach, bin ich etwas ruhiger und
empfänglicher geworden, wo vorher immer eine
kleine Stimme in meinem Kopf war, die sich gerne
mitteilen wollte, kann ich nun ab und zu auch stille
genießen. Es ist tatsächlich nicht so einfach
auszumachen, inwiefern ich mich verändert habe, inwiefern ich gewachsen bin, in
dieser Zeit, die sich wie zwei Wochen und ein Jahr gleichzeitig anfühlt. Ich glaube,
alles in einem, gehe ich immer mehr Schritte zum Erwachsen sein. Ich arbeite immer
noch sehr gerne in Thamarai, nur habe ich mich in letzter Zeit öfter mal schlecht
gefühlt, weil ich so viel krank war oder hier und da Unfälle hatte, wobei ich mich sehr
gerne mehr in die Arbeit integriert hätte. Aber ich freue mich, Teil von so wichtiger
Arbeit und einem so herzlichem Team zu sein. Ich habe mittlerweile auch ein
Motorrad und arbeite daran, den Führerschein zu bekommen, nächste Woche habe
ich die erste Fahrstunde. Die politische Lage hier ist manchmal ziemlich drückend
durch zum Beispiel all die Bäume, die gefällt worden sind und das auch so kurz vor
dem heißen Sommer, aber ich versuche optimistisch zu bleiben und zu sehen, wie
sehr Auroville aus einer Situation wie dieser wachsen kann. Alles in einem ist
Auroville eine, für mich, sehr intensive Erfahrung, die jeder einmal erfahren sollte,
oder zumindest diejenigen, die offen für eine freie Welt und kollektiver Entwicklung
sind. Es ist und bleibt etwas, das man erleben muss, wenn man es verstehen will und
ich bin sehr dankbar, dass ich das darf. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht. Bis
in drei Monaten..

Viviana Tsotsos

20.02.2024


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