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  1. Ein paar Updates von Zwischendurch

    7. August 2024 von Milena Mahler

    Für meinen dritten Bericht wollte ich mal ein paar kleine Ausschnitte aus meinem Leben hier zeigen, manche kommen häufiger vor und manche eher seltener. Dazu gibt es noch ein paar Updates was auf der Arbeit gerade passiert und weiteres.

    Arbeit

    Ich habe in den letzten drei Monaten viel an der Erstellung von Postern gearbeitet, welche einen Einblick in die einzelnen Projekte geben. Hierfür habe ich mir sehr viel Zeit gelassen, weil es ansonsten häufig nicht so viel zu tun gibt. Nun bin ich aber fertig mit den Postern und es tut sich was woanders, in den Kalvarayan Hills. Dort arbeiten wir besonders mit vier Schulen zusammen an denen die Großzahl der Kinder Anämie hat und auch untergewichtig ist. Die Schulen sind vier Grundschulen an denen einige der Kinder auch unter der Woche übernachten, weil ihre Familien zu weit weg wohnen, also bekommen sie dort auch alle ihre Mahlzeiten. Diese sind häufig nicht nährstoffreich, was zu der Gesundheitlichen Verfassung der Kinder führt. Wir geben ihnen Nahrungszusätze, Bildungseinheiten und nachdem wir mit einem Kinderarzt gesprochen haben entwickeln wir nun eine neue Strategie um endlich mal eine Veränderung zu sehen. Hierfür werden wir nun auch Eisentabletten verteilen und nach und nach alle Kinder zu einem Krankenhaus bringen damit sie dort ausführliche Bluttests durchführen können. Zudem haben Preethi (meine Arbeitskollegin) und ich ein Programm über grundlegende Hygiene erarbeitet, welches wir nun mit den Einzelnen Schulen durchführen. Mal sehen wie es sich hier so weiter entwickelt und was noch alles auf uns zukommt.

    Freizeit

    Ich habe begonnen in meiner Freizeit ein wenig zu schnitzen, also nicht mit der Hand sondern mit einem Dremel. Das macht mir wirklich sehr viel Spaß, besonders weil ich es zuhause machen kann meinen Podcast dazu hören kann und sehe wie sich meine Ideen langsam verwirklichen. Oder manchmal auch nicht, wenn ich etwas falsch kalkuliert habe und es am Ende doch nicht so wird wie ich es gerne gewollt hätte. Aber das gehört schließlich auch alles dazu, in den letzten Wochen habe ich nicht mehr so häufig geschnitzt aber würde gerne wieder damit anfangen.

    Fotografieren

    Das tue ich immer noch äußerst gerne, besonders beim Reisen ist meine Kamera immer mit dabei. Da ich analog fotografiere sammeln sich die Filmrollen in unserem Kühlschrank an. Ich hatte zwei Rollen auch hier entwickeln lassen allerdings kamen ein paar Fotos nicht sonderlich gut dabei raus, was am Film, der Entwicklung oder der Belichtung liegen könnte. Da bin ich mir nicht sicher, doch ich habe entschlossen die restlichen lieber in Deutschland entwickeln zu lassen um auf Nummer sicher zu gehen. Erst letztens sind Rosa, Lola und ich morgens früh aufgewacht um durch Kuilaplayam zu laufen und fotografieren zu gehen, die beiden mit ihren digital Kameras und ich mit meiner, Wir sind ca. 2h rumgelaufen haben eine Menge an Hunde, Hühnern, Kühen, Ziegen und Kindern gesehen und tolle Fotos gemacht. Danach gab es frische Idlis zum Frühstück mit Chutneys und nach Karamell schmeckendem glühen heißem Kaffe, gefolgt von noch einem morgendlichen Schläfchen. Ich werde meine Fotos dann erst in Deutschland sehen als bin ich mal gespannt was dabei rauskommen wird.

    Bagelfrühstücks

    Eine kleine Tradition die Rosa und ich begonnen haben ist  das wir sonntags morgens zuhause zusammen frühstücken, was unter der Woche nicht vorkommt weil sie früher aufwacht als ich und wir dann am Sonntag gerne dafür Bagels oder Brot backen. Dazu gibt es dann Kaffe, Frischkäse, Tomate und Gurke und manchmal auch Humus wenn wir am Tag vorher daran gedacht haben Kichererbsen einzuweichen. Danach geht es häufig an den Stand. Dieser ist besonders sonntags sehr voll und man trifft einige Menschen die man kennt und mit denen man dann in der Sonne liegen kann, schwimmen geht und über alles Mögliche quatscht.  

    Gesundheit

    Diese hat bei mir ein wenig gelitten, besonders im März und April. Da zu dieser Zeit Pestizide auf die Cashews gesprüht werden und von denen ein Feld direkt hinter unserem Haus liegt gehe ich davon aus das dies mein Immunsystem angeschlagen hat. Ich hatte viele Kopfschmerzen und war immer ganz schlapp nach der Arbeit und konnte eigentlich gar nichts richtig machen. Da unsere Wohnung keine Glasfenster hat die wir schließen können, kann man sich auch schlecht davor schützen. Dadurch habe ich mir schnupfen und husten für einige Zeit eingefangen und kurz darauf eine Blasenentzündung bekommen, welche dann zu einer Nierenbeckenentzündung wurde. Daraufhin lag ich erstmal eine Woche im Bett und habe gar nichts mehr gemacht. Ab und zu kommen dann noch Magen oder Darm Beschwerden weil man mal was Falsches gegessen hat. Mittlerweile geht es mir aber glücklicherweise wieder gut und ich bin wieder fit und habe Energie. Das Sprühen der Pestizide ist glücklicherweise auch wieder vorbei.                                                                                      

    Das war eine sehr interessante Erfahrung weil man mal die Konsequenzen davon sieht und fühlt was passiert wenn gewisse Zutaten als Superfood angesehen werden und daraufhin in anderen Ländern in großen Massen angebaut werden. Die Pestizide die gesprüht werden sind äußerst schädlich besonders für die Menschen die sie sprühen und dabei häufig nicht die adäquate Schutzkleidung tragen. Zudem haben Cashews auch nochmal in der Verarbeitung ihre Konsequenzen da sie eine Säure in ihrer Schale haben die per Hand geknackt wird und die häufig zu brennende Hautausschlägen führt.

    Workshops

    In den Letzen drei Monaten habe ich ein bisschen was ausprobiert was Workshops angeht, ich habe einen einmonatigen Töpferkurs belegt an der Drehschiebe, welche in diesem Fall mit den Fuß angetrieben wurde, das hat mir extrem Spaß gemacht war aber auch deutlich schwerer als ich es erwartet hätte. Ich habe einen Kochkurs gemacht in dem ich ein bisschen was auch gelernt habe, aber am allermeisten das köstliche Essen genossen habe welches wir gekocht haben. Letze Woche war ich beim meinem ersten Nonviolent Communication Workshop, wovon wir schon ein bisschen was gelernt hatten bei unserem letzten Seminar. Diesen fand ich sehr interessant und will mir jetzt auch das Buch dafür kaufen. Eine Empfehlung für jeden der die Chance dafür bekommt.

    Motorrad

    Das Motorradfahren läuft gut soweit und ich genieße es sehr, besonders jetzt wo es so unglaublich heiß wird tagsüber. Allerdings gibt es da auch immer wieder ein paar Geschichten die mir dazu einfallen. Vor kurzen hat mein Motorrad immer nachdem ich ein bisschen gefahren bin den Geist aufgegeben und ist nicht mehr weitergefahren, also haben wir es zum Mechaniker  gebracht, welcher das Ventil wodurch das Benzin zum Motor gelangen soll ausgetauscht hat und dann hat alles wieder geklappt. Jetzt hatte ich einen Schlüssel für die Benzinzufuhr zum Motor, was auch sehr praktisch ist damit kein Benzin geklaut wird. Außer man verliert diesen Schlüssel. Genau das ist mir nach ca. 2-3 Wochen in Pondy passiert, als ich mit Rosa, Lola und Laura dort war. Nach dem Mittagessen wollten wir wieder zurück nach Auroville und ich konnte meinen Schlüssel einfach nicht finden. Wir haben alles abgesucht, alle möglichen Menschen gefragt aber er war nicht auffindbar. Also haben wir den nächsten Mechaniker auf Google Maps rausgesucht und bis dahin konnte ich die kurze Strecke fahren da noch etwas Benzin im Schlauch war. Rosa und ich fragen also ob er das Schloss wechseln kann und er kann das auch, hat aber keines, das müssten wir kaufen. Er hat uns auch gesagt wo, rechts und dann nochmal recht. Als wir dahin gefahren sind war dort aber nichts also hieß es wieder Google Maps fragen und bei jedem Laden wo wir waren die es nicht hatten fragen wohin wir als nächstes sollen. So haben wir ca. 5 Läden abgeklappert bis wir dann endlich zu einem gekommen sind der das Schloss hatte. Dieser Laden war Rechts dann  lange geradeaus und dann wieder rechts vom Mechaniker. Er hat uns also den richtigen Weg gewiesen aber das geradeaus ist bei der Kommunikation untergegangen.  Das Schloss hat ca. 3 Euro gekostet und das wurde mir dann in flotten 2 Minuten eingebaut. Ohne vorher irgendwie zu überprüfen ob es wirklich mein Motorrad ist. So konnten wir alle doch noch sicher nach Hause kommen. Bei diesem Schlüssel habe ich den Ersatzschlüssel direkt zuhause deponiert anstatt ihn auch an meinem Schlüsselbund zu haben.

    Jetzt noch eine kurze weitere Geschichte über das Motorrad schieben, ein weiteres Motorrad (diesmal nicht meines) musste zum Mechaniker, hatte allerdings kein Benzin mehr. Also hieß es einer sitzt auf dem zu reparierenden Motorrad, dessen Vorderbremse auch kaputt war weil das Kabel gerissen war, und eine andere Person auf einem zweiten Motorrad schiebt das erste. Dies funktioniert indem der Fahrer des zweiten Motorrads seinen rechten Fuß knapp über dem Auspuff platziert und so das vordere schiebt. Eine Angelegenheit die zuerst ganz schön gefährlich aussieht, was wahrscheinlich auch so ist, aber wunderbar klappt. Ich saß in diesem Fall hinten auf dem fahrenden Motorrad und musste gar nichts machen, vor mir saß Sanata, Namus bester Freund und ein guter Freund von mir und hat Namu geschoben. Ich wurde auch schon mal geschoben, hatte ordentlich Bangel davor aber es hat dann doch alles gut geklappt, obwohl Kurven ein bisschen gruselige Angelegenheiten sind.

    Was man häufig sieht sind 4 oder manchmal sogar 5 Menschen auf einem Motorrad, davon sind meistens aber 1 oder 2 kleine Kinder. Das Ziegen im Fußraum von Mopeds mit zusammengebundenen Beinen zum Metzger gebracht werden oder das so ca. alles auf einem Motorrad transportiert werden kann. Von Matratzen, Koffern und Fahrrädern zu 3-4m langen Stangen, was auch mal gefährlich sein kann.

    Das zweite Foto zeigt das Schloss wozu ich den Schlüssel verloren habe und auf dem ersten sieht man wo der Fuß aufgesetzt wird beim Schieben des Motorrads. Eigentlich ist dieses Gestell dazu da das Frauen die seitwärts sitzen, aufgrund ihres Saris hier ihre Füße abstellen können.

    Das wars dann für dieses Mal,

    Milena


  2. Am Fuße des Himalayas

    2. August 2024 von Lola Sebald

    Ich bin gerade in Nordindien am Fuße des Himalayas. Es ist wunderschön hier! Umgeben von Schneebergen und Wasserfällen denke ich aber immer öfter ans Zurückkommen. Man könnte jetzt meinen, dass das was Negatives ist ich sehe es aber nicht so, denn ich bin so froh hier zu sein +Ich freue mich aber auch nach Deutschland zurückzukehren. Ich glaube das ist ein echt guter Standpunkt! Ich habe so viel gelernt aber es gibt auch noch so viel in meinem nächsten Lebensabschnitt in Deutschland für mich zu lernen! 

    Es tut mir gerade richtig gut, nochmal aus Auroville rauszukommen! Der Norden ist in so vielen Punkten so anders und es ist toll, nochmal ganz andere Seiten von Indien zu sehen! 

    Rosa, Anton, Gerrit und ich haben vor einer Woche, also genau nach dem zweiten Zwischenseminar, den Flieger nach Delhi genommen. Dort haben wir eine Freundin von Rosa aus dem Botanischen Garten besucht und haben uns in ihrem Haus vor der Hitze versteckt. Ganze 50 Grad. Wer hätte gedacht, dass es noch heißer als der Sommer Aurovills werden kann?

    Von Delhi ging es mit dem Nachtbus nach Dharamshala. Dort waren wir eine Nacht in einem Hippie Dorf und haben uns mit Hummus und Falaffel vollgestopft. 

    Am nächsten Tag haben wir unseren drei Tages Treck zur Snowline gestartet. Auf meiner Kamera sind jetzt ungefähr 200 Fotos von schönen Aussichte, denn wir sind in einem wahren Wunderland gelandet! Als wir fast ganz oben in unserem Base Camp angelangt waren wurden wir von einem heftigen Hagel Sturm überrascht, den wir nur dank eines Kiosks mitten in den Bergen überlebt haben. So lagen wir also völlig durchgefroren unter 10 Wolldecken und haben Snickers gegessen. 

    Neben uns hat ein Schäfer mit seinen 250 Schafen übernachtet mit dem Plan in den nächsten Tagen die Schnee Berge hoch zuwandern und 2 Monate lang nach Manali zu Trecken um seine Schafe dort für teurer zu verkaufen. Morgens sind wir also aufgewacht und konnten erstmal Babyschafe streicheln.

    In der ersten Nacht habe ich den schönsten Sternenhimmel den ich bis jetzt gesehen habe gesehen. Der Himmel war durch und durch bedeckt und nur meine plötzliche Angst vor Schwarzbären hat mich schnurstracks wieder ins Zelt zurück geführt.

    Gerade sind Gerrit und ich in Parvati valley und gehen von Dorf zu Dorf. Wir haben schon lange kein Wasser mehr gekauft, da hier überall natürlich Quellen sind. Wir haben schon so viel Verschiedenes in einer Woche hier erlebt -Es fühlt sich an, als wäre ich schon länger aus Auroville raus!

    Wenn ich wieder in Auroville zurück bin, sind es nur noch 1.5 Monate. Ich freue mich darauf noch ein paar Dinge auszuprobieren und freue mich auch darauf, noch ein paar Wochen weiter mma und Yoga machen zu können!! Ich glaube es wird komisch, sich von allen zu verabschieden, aber meine engsten Kontakte sind Teil der Weltwärts Gruppe, die ich zum Glück mit nach Deutschland zurück nehme. 

    Es wird jetzt immer realer, dass ich in 3 Monaten umziehe und in 4 Monaten mein Studium anfängt. Doch gerade scheint es mir noch nicht einmal real, dass ich aus einem kleinen Zelt am Fuße des Himalayas raus krieche und so einen wunderschönen Sternenhimmel bestaunen darf. Verrückte Welt! 

    Der Urlaub hat mich nochmal ganz schön aus meinem Alltag rausgerissen- Finde ich super!


  3. Von brennender Hitze bis zu eisiger Kälte

    22. Juli 2024 von David Ott

    Hier bin ich wieder. Ich freue mich, euch meine Erlebnisse seit dem letzten Bericht ein wenig näher zu bringen.

    Es ist Endspurt, ich versuche, ja viel im Moment zu leben, aber so langsam wird einem schon etwas schummrig bei dem Gedanken, dass ich in anderthalb Monaten schon wieder Abschied nehmen werde… Gerade deswegen jedoch geht es mir seit einer Weile irgendwie besonders gut, sowohl in der Freizeit als auch auf der Farm.

    Ich bin einfach sehr dankbar für die tollen Momente, die ich hier erleben darf, und genieße alles in vollen Zügen! Die letzten 3 Monate hat sich meine Arbeit in Auro Orchard ganz schön geändert. Nun bin ich sehr beschäftigt mit Traktorfahren, brushcutten, Kompost machen, Bäume schneiden und shredden. Das gefällt mir gerade mega gut. Auch sind zwei ziemlich engagierte neue Volunteers aus Frankreich da, die auch ein Jahr bleiben und viel Vorwissen aus der Landwirtschaft mitbringen. Ich kann viel von ihnen lernen und es sind mittlerweile recht gute Freunde geworden. Leider gibt es auch schlechte Neuigkeiten: 

    Die Farm wird stetig kleiner, Zäune werden gebaut, es gibt wie immer zu wenig Arbeitskräfte und die Köchin hat gekündigt. Das Frühstück besteht jetzt fast nur noch aus Idlis & Co. Versteht mich nicht falsch, Idlis sind der Hammer, aber irgendwann fehlt die Abwechslung ^^

    Meine Freizeit in den letzten Monaten war geprägt von tollen Begegnungen mit neuen Menschen, die ein oder andere Party, einer Lebensmittelvergiftung, verstauchten Zehen, Tagestrips zu den Granitminen, Gitarrespielen, Kunst, einem neuen Tattoo. Ich habe mir eine Kamera gekauft und vor allem ganz viel Strand. Zurzeit bin ich fast jeden Tag im Meer, das tut mir richtig gut, und zum Glück ist die Jellyfish Season auch noch nicht da. Ein Quallenstich kann echt krass schmerzhaft sein. Außerdem wichtig zu erwähnen: die Hitze! Die hat mir in vielen Momenten echt zu schaffen gemacht, sei es auf der Arbeit, wenn die Mittagssonne kommt und man sich wie ein Vampir fühlt und zerbruzelt, sobald man in die Sonne geht, oder nachts in meinem Schlafzimmer, wenn mal wieder wegen häufiger Stromausfälle der Ventilator nicht funktioniert! 

    Man tut nichts und schwitzt einfach nur! 

    Ich hatte auch ganz schön mit Prickly Heat zu kämpfen, ein Hautausschlag, der von der Hitze und dem ganzen Schwitzen kommt. Manchmal ist es wirklich sehr anstrengend, aber man muss es einfach hinnehmen und die Dinge ein wenig entspannter angehen. Freunde mit Klimaanlage besuchen hilft auch sehr ^^ Es bringt aber auch gute Dinge mit sich: Es ist viel weniger los, da nicht mehr so viele Touristen zu Besuch sind. 

    Heißt, man lernt nicht mehr so oft coole Leute kennen, die nach ein paar Tagen oder Wochen schon wieder weg sind, sondern verbringt die Zeit mehr mit Menschen, die hier wirklich leben. Jetzt kommt zum Glück langsam der Sommermonsun und der Regen kühlt alles ein wenig runter.

    Irgendwann hatte ich dann aber keine Nerven mehr für die Hitze. Ich brauchte einfach Abwechslung. Und so kommen wir zu meinem Highlight der letzten Monate: eine Backpacking-Reise alleine in den Norden Indiens, besser gesagt nach Himachal Pradesh, übersetzt das Land der Götter, am Fuße des Himalaya-Gebirges. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. An der Stelle eine definitive Reiseempfehlung meinerseits! Ich war viel wandern in den magischen Wäldern, habe die kalten Nächte genossen, die riesigen, mit schneebedeckten Berge bewundert und auch einfach mal Zeit nur für mich selbst gehabt. Das ist in Auroville gar nicht so einfach, da ich meistens recht viele Menschen um mich herum habe. Das genieße ich auch sehr, doch in den Bergen fiel mir dann auf, dass ich Zeit für mich brauchte. Es war ein großer Schritt aus meiner Komfortzone und wie immer birgt so etwas auch Herausforderungen, sei es mit einem selber oder Situationen im Außen, die einfach nicht so laufen, wie man es gerne hätte.

    Die Reise hat mich tatsächlich ganz schön verändert. Als eher introvertierter Mensch hat es mir sehr geholfen, mehr aus mir herauszukommen, Gespräche mit fremden Menschen zu führen, Hilfe anzunehmen und vor allem positiv zu bleiben, egal was im Außen alles so passiert. Vieles konnte ich aus den Erlebnissen mitnehmen, und seitdem ich wieder zurück bin, fühle ich mich erfrischt und vor allem noch dankbarer, Auroville zu erleben.

    Als Fazit kann ich sagen, ich hatte eine sehr gute letzte Zeit und freue mich euch dann aus Deutschland über alles weitere zu berichten. Stay Tuned!


  4. 9 Monate in einer anderen Welt

    28. Juni 2024 von Viviana Tsotsos

    Nach neun Monaten in Indien wird mir klar, wie schnell die Zeit vergeht. So viele wunderschöne Momente mit wundervollen Menschen, Begegnungen und viel Platz zum Wachsen. Im Grunde bin ich einfach sehr dankbar und glücklich, hier zu sein. Ich weiß jetzt schon, dass ich einiges vermissen werde, vor allem die Menschen, Freunde, die ich sehr in mein Herz geschlossen habe. Aber generell von den wundervollen Farben Indiens bis zum Essen und möglicherweise im Endeffekt auch die Toiletten, was ich vorher nie gedacht hätte.

    Ich denke tatsächlich viel darüber nach, wie es sein wird, zurückzugehen, wie anders, jetzt wo ich mich an diese komplett andere Welt gewöhnt und sie lieben gelernt habe. Ich versuche aber einfach im Moment zu bleiben und die Zeit, die wir dann doch wohl noch haben, z

    u genießen und so viele Erfahrungen, Erinnerungen und Wachstum mit nach Hause zu nehmen, wie mir Auroville noch bieten kann. Es geht mir hier wirklich sehr gut, abgesehen von ein wenig krank sein und manchmal sehr anstrengendem Wetter.

    Rückblickend auf die letzten drei Monate würde ich sagen, dass ehrlich gesagt Disziplin eine meiner größten Herausforderungen dargestellt hat. Wirklich bei einer Sache zu bleiben und diese durchzuziehen, ist ein Punkt, an dem ich noch lernen darf. Auch in meiner Unit habe ich in letzter Zeit öfter mal gefehlt, auch wenn ich nicht immer wirklich zuhause hätte bleiben müssen. Ich habe mich einfach oft wirklich überwältigt gefühlt, von der Hitze, all den Eindrücken und auch dem Gedanken zurückzugehen, der mich manchmal wirklich gelähmt hat. Ich war tatsächlich krank, versteh mich nicht falsch, nur jetzt reflektierend und rückblickend hätte ich an einigen Enden öfter einfach mal durchziehen sollen und mich nicht so von meinen Emotionen überwältigen lassen. Ehrlich gesagt bin ich auch immer noch dabei, diese Herausforderung zu meistern. Was mir sehr hilft, sind To-Do-Listen, aber auch meine Freunde, die mich sehr unterstützen. Im Endeffekt fällt dann doch alles so zusammen, wie es kommen soll. Das hilft mir auch, einen klaren Kopf zu bewahren und meine Prioritäten zu überdenken.

    Fast ein Jahr in Indien. Ich glaube wirklich, ich habe mich über dieses Jahr sehr verändert. Ich bin sensibler geworden für andere Kulturen, habe mich mit Rassismus beschäftigt und wo er dann doch ein wenig in jedem von uns schlummert. Ich habe so viele Dinge über mich selbst und die Welt gelernt, dass ich mich schon gar nicht mehr richtig erinnern kann, wie ich war, bevor ich hier hingekommen bin. Ziemlich verrückter Gedanke, dass ich mich nicht mal mehr genau erinnern kann, wie teuer meine Lieblingspizza zuhause war.

    Als ich noch in Deutschland war, haben mir viele Leute von den Erfahrungen berichtet, die sie gemacht haben aber auch, dass Indien einem den Spiegel vorhält. Was ich hier gelernt habe, ist: Wir haben zuhause vielleicht ein Bild von der Welt, wissen über Google, wie die Welt aussieht, zum Beispiel Indien, aber solange man nicht in die Welt zieht, solange man hier nicht hinkommt, kann man nicht verstehen, wie groß die Welt eigentlich ist, wie reich an jedem Extrem und jeder hat dann wieder eine ganz persönliche eigene Geschichte zu erzählen. Aber ja, ich finde auch, so ein wundervoller Ort steckt voller schneller Veränderungen und auch Konfrontationen mit Punkten von einem, die man vorher vielleicht nicht sehen konnte. Also ja, es hält dir einen Spiegel vor, zumindest für mich. Mir ist es jetzt wirklich nur noch wichtiger geworden, mit offenen Armen, Empathie, aber natürlich auch einem Hauch von Vorsicht in die Welt zu ziehen.

    Ich bin immer noch sehr zufrieden mit meinem Projekt – Thamarai. Sehr dankbar für all die Möglichkeiten und wundervollen Menschen, die mich immer unterstützen, wo sie nur können. Manchmal fällt es mir jedoch schwer, mich mit hauptsächlich tamilischen Kollegen komplett zu öffnen, da die kulturen Unterschiede, das Leben und der Lifestyle so verschieden sind. Ich glaube, das hält mich dann doch auch etwas zurück, um tiefere Verbindungen aufzubauen.

    Ich freue mich sehr auf alles, was noch kommt hier, in Deutschland oder generell – mein Leben.

    Viviana Tsotsos

    25.06.2024


  5. Halbzeit

    28. Juni 2024 von Viviana Tsotsos

    6 Monate in Auroville, Indien.

    Jetzt ist es schon fast ein halbes Jahr her, dass wir nach Auroville gekommen sind.
    Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an und doch ging die Zeit so schnell rum. Es ist
    wirklich verrückt, was für ein komplett anderes Leben man sich in so einer
    Zeitspanne aufbauen kann. Hier ist irgendwie gefühlt alles anders, von der Position
    des Mondes und den Sternen, über die Kultur (natürlich), bis zum Geld. Eine andere
    Welt. Dennoch sind wir nicht nur in Indien, sondern auch in Auroville, was einem nochmal die westliche Sicherheit gibt und das Leben auf eine andere Art und Weise dann doch noch einfacher als normal ansehen lässt. Ich genieße die Zeit hier sehr. Auch noch nach sechs Monaten bleibt es spannend, man lernt neue Dinge oder Menschen kennen und vor allem ganz viel über sich selbst, zumindest ist das für mich der Fall. Natürlich ist nicht immer alles eine bunte Blumenwiese, manche Sachen sind nicht so einfach und vor allem auch nicht alle Gefühle, die ich die letzten sechs Monate hatte. Aber dieser Ort hier, Auroville, mit all seinen Facetten ist dennoch ein wundervoller Ort zu wachsen und zu lernen und, auch wenn das wahrscheinlich etwas kitschig klingen mag, der beste Ort an dem ich grade sein kann und auch sein möchte! Ich habe hier schon so viele tolle Menschen kennengelernt, die ich fest in mein Herz geschlossen habe und auch einiges lernen dürfen. In Zukunft würde ich sehr gerne noch mehr von der
    wundervollen Natur Indiens sehen und ein wenig mehr reisen, aber der Sommer steht auch vor der Tür, die Hitze bietet sicherlich eine tolle Gelegenheit die Berge besuchen zu gehen. Dadurch dass ich grade noch in MDJ (la maison de jeunes) lebe, einer kleinen Jugendcommunity, aber Anfang März umziehen werde, zur Udavi Schule, glaube ich, dass ich dann mehr Zeit habe, mich auf mich selbst zu konzentrieren.
    Hoffentlich finde ich auch die Zeit, einige Workshops zu besuchen. Auch wenn ich meine Mitbewohner, meine Mdj family, vermissen werde, freue ich mich auch schon darauf, ein wenig mehr Raum für mich zu haben; und auch darauf, mit Leonie zusammenzuwohnen, wir sind gute Freunde, aber unsere Welten momentan eher separat als eine. Das letzte halbe Jahr bin ich durch viele Phasen gegangen, einige
    einfacher als andere, aber die grund Dankbarkeit, hier zu sein, all das erleben zu dürfen, hat mich die ganze Zeit begleitet. Ich hatte eine Zeit, wo ich kaum Energie hatte, wahrscheinlich wegen eines Vitaminmangels. Auch mein epileptischer Anfall hier hat mir ein wenig Angst gemacht, doch freue ich mich jetzt umso mehr, dass

    alles gut ist und ich auch etwas davon mitnehmen konnte und zwar auf meinen
    Körper zu hören. Oder vielleicht generell öfter
    einfach mal zuzuhören. Ich glaube, dass ich mich
    hier schon ziemlich verändert habe, aber ich kann
    ehrlich gesagt nicht genau sagen oder beschreiben
    inwiefern, wahrscheinlich weil das alles ein
    Prozess ist, der immer noch anhält. Ich bin mir
    ziemlich sicher, dass ich hier in Indien schon sehr
    viel mehr zu mir selbst gefunden habe, mich selbst
    nicht mehr so viel von anderen abhängig mache
    und stabiler in meiner Person bin, selbstbewusster.
    Meiner Meinung nach, bin ich etwas ruhiger und
    empfänglicher geworden, wo vorher immer eine
    kleine Stimme in meinem Kopf war, die sich gerne
    mitteilen wollte, kann ich nun ab und zu auch stille
    genießen. Es ist tatsächlich nicht so einfach
    auszumachen, inwiefern ich mich verändert habe, inwiefern ich gewachsen bin, in
    dieser Zeit, die sich wie zwei Wochen und ein Jahr gleichzeitig anfühlt. Ich glaube,
    alles in einem, gehe ich immer mehr Schritte zum Erwachsen sein. Ich arbeite immer
    noch sehr gerne in Thamarai, nur habe ich mich in letzter Zeit öfter mal schlecht
    gefühlt, weil ich so viel krank war oder hier und da Unfälle hatte, wobei ich mich sehr
    gerne mehr in die Arbeit integriert hätte. Aber ich freue mich, Teil von so wichtiger
    Arbeit und einem so herzlichem Team zu sein. Ich habe mittlerweile auch ein
    Motorrad und arbeite daran, den Führerschein zu bekommen, nächste Woche habe
    ich die erste Fahrstunde. Die politische Lage hier ist manchmal ziemlich drückend
    durch zum Beispiel all die Bäume, die gefällt worden sind und das auch so kurz vor
    dem heißen Sommer, aber ich versuche optimistisch zu bleiben und zu sehen, wie
    sehr Auroville aus einer Situation wie dieser wachsen kann. Alles in einem ist
    Auroville eine, für mich, sehr intensive Erfahrung, die jeder einmal erfahren sollte,
    oder zumindest diejenigen, die offen für eine freie Welt und kollektiver Entwicklung
    sind. Es ist und bleibt etwas, das man erleben muss, wenn man es verstehen will und
    ich bin sehr dankbar, dass ich das darf. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht. Bis
    in drei Monaten..

    Viviana Tsotsos

    20.02.2024