Nach einer eher kurzen Nacht, unsere tamilischen Dorfbewohner ließen es sich nämlich nicht nehmen die ganze Nacht über Tempelmusik zu spielen und laute Schüsse abzufeuern, sind wir am Pongalmorgen früh aufgestanden, um uns gute Plätz für das auf neun Uhr angesetzte Kuhrennen zu sichern.
Natürlich waren aber wieder mal indische Zeiten gemeint, sodass wir den Vormittag mit Warten und auf dem Pongalmarkt stöbern verbracht haben, denn wie es immer so ist, wussten die Inder selbst nicht, wann das Rennen tatsächlich stattfinden würde.
Nachdem wir uns schließlich einen Platz in der Eisdiele Richy Rich ergattert haben merkten wir wie es plötzlich immer leerer um uns herum wurde. Gerade noch rechtzeitig haben wir gezahlt und uns auf den Weg zum Tempel gemacht, wo augenscheinlich schon das ganze Dorf plus Verwandschaft plus sämtliche Aurovillianer plus alle Touristen der Region, versammelt war. Glücklicherweise konnten wir uns aber noch gute Plätze sichern, dann ging es auch schon los.
Erst wurden die über und über eingefärbten und mit Blumen, Girlanden und Luftballons sowie Postern von diversen Filmstars und -sternchen geschmückten Kühe vorgeführt, von einer ganzen Tempelprozession dreimal umwandert und gesegnet. Hierbei ließen es sich vor allem die jungen Kuhbesitzer nicht nehmen, sich auch gegenseitig einzufärben, was die meisten von uns eher an Fasching als ein Erntedankfest erinnerte.
Anschließend wurden nach einem lauten Knall Unmengen von Bananen, Zitronen und anderen definierbaren und undefinierbaren Früchten und Gegenständen (zum Glück keine Kokosnüsse!!) in die Luft geworfen und dabei laut geschrien.
Daraufhin fing auch endlich das eigentlich Rennen an, bei dem Kühe und Kälber die ganze Straße zurück ins Dorf getrieben bzw. gejagt wurden, was weder für Beteiligte noch Zuschauer (aufgrund einiger wilder, unkooperativer oder zieldisorientierter Kühe) besonders ungefährlich war. Das Ziel des Publikums bestand nämlich darin, den vorbeirennenden Kühen ihre Dekorationen vom Kopf zu reißen, die später wie Trophäen behandelt wurden.
Das Spektakel war zwar von kurzer Dauer, wurde aber besonders durch die wie pubertierende Mädchen kreischenden jungen Tamilen, ein einzigartiges Erlebnis.
Da den Kühen traditionell am heutigen Tag für ihre Dienste während des Jahres gedankt werden soll, haben die Tamilen zweifelsohne eine merkwürdige Art ihre Dankbarkeit auszudrücken. Besonders glücklich wirkten die meisten der panisch durcheinanderlaufenden Kühe jedenfalls nicht. Angeblich rannten die Kühe allerdings nur einem ausgewählten Festmahl entgegen…