Über den Monatswechsel September-Oktober sind Luisa und ich mit unserem Kollegium nach Orrisha/Oddisha gefahren. Die 26 – Stunden-Zugfahrt war für mich sehr angenehm. Ich mag das Flair einer indischen Zugfahrt. Angenehmes ruckeln, die Lanschaft die an einem vorbeizieht und immer neue Winde nach drinnen weht und den komfort der alten blauen Liegen. Einige Leute würden es eher als stinkige,laute und vorallem durch den Dreck und die ‚Sanitäranlagen‘ unbehagliche Angelegenheit beschreiben, aber ich finde es gemütlich.
Die Zimmer in dem Hotel in Bubaneshwar indem wir dann ankamen fand ich dann doch auch ungemütlich. Luisa und ich teilten uns ein sehr kleines,vom Schimmel beherrschtes Einzelzimmer in welches gerade so noch eine dünne Matratze auf den Boden passte. Auch die Gegend schien mir, auf den ersten Blick vieler betrunkener Männer, nicht die beste zu sein.
An unserem ersten Tag sollten 2 sehr große und berühmte Tempel besichtigt werden. Die Besichtigung des ersten Tempels ( der große Yaganath Tempel in Puri) blieb für Luisa und mich leider aus, da keine Westler allowed sind. Blöderweise war an just diesem Tag auch die Besichtigungsplattform geschlossen und wir wurden im Touristischen Trubel davor mit den Worten stehen gelassen, wir sollen uns 2h hier umsehen dann würden sie uns anrufen wenn sie fertig mit der Besichtigung des Tempels seien. Also schlenderten wir wie Aliens in der Sonne durch die Einkaufsstraßen Puris und tranken schließlich noch einen Chai bevor wir wieder zu der Gruppe stießen und zu erahnen war, dass wir uns in Richtung eines Platzes zum Mittagessen begaben.
Nach einer kurzen, indischen Busfahrt erreichten wir den Strand Puris an welchem wir kurz verweilten bevor wir uns zu einem pinkbeleuchteten, überfüllten Raum begaben. Die dort stattfindende Durga Puja ( Ehrung der Göttin Durga ) und die Verzehrung des gesegneten Mittagessens war für mich und Luisa ein schönes Erlebnis, auch wenn uns vor dem Essen ein Selfie mit unserem jeweiligen Nachbarn nicht erspart blieb.
Der zweite Tempel, dem wir an diesem Tag einen Besuch abstatteten, war der große Sonnentempel in Konark, ein wunderschönes Gebäude mit verschiedensten eingemeißelten Figuren. Schade nur dass wir am Abend wieder zurück in unser Hotelzimmer mussten.
Am nächsten Tag brachen wir unwissend in unser kleines Unglück auf, wenn man das so nennen darf. Es sollte ein großer Tempel in Bubaneshwar besichtigt werden. Wir gaben mit allen anderen unsere Schuhe ab und unsere Handys wurden von einem unserer Leiter eingesammelt, der beschlossen hatte Draußen zu warten. Obwohl uns gesagt wurde, dass es hier aufjedenfall kein Problem sei als ‚Westler‘ in den Tempel zu gehen, wurden wir in der Schlange harsch zurückgewiesen und dann auch von dem Rest unserer Gruppe energisch rausgewinkt. Da standen wir nun ohne Schuhe, ohne Handy, Ich ausnahmsweise im Saree, auf vom Regen aufgeschwemmten Dreck. Wir versuchten noch hinter den Absperrungen unsere Gruppe auf uns aufmerksam zu machen, da niemand mehr draußen wartete, aber das war vergeblich und zog nur noch mehr Blicke auf uns. Dieser Moment war für mich ein sehr einprägsamer und Unschöner. Ich bin mit den Geschichten von Krishna und Rama aufgewachsen, ich hatte Ausmalhefte mit Ganesha und Hanuman, ich wurde von Indien ins Herz geschlossen. Nun 13 Jahre später werde ich mit den Worten ‚Non-Hindu‘ an Tempeltüren abgewiesen und sehe nur abwertende Blicke und Geflüster: ‚Foreigner, Foreigner‘, ich habe mich Verstoßen gefühlt. Verstoßen von meinen eigenen Erwartungen. Aber gut, soviel zu meinen Gefühlen. Wir haben dann nach einem viertelstündigen Nerventest unseren (so nenne ich ihn mal )Reiseleiter, und mit ihm unsere Schuhe unser Handy und unsere Würde wiedergefunden. Nachdem dann alle wieder beisammen waren, sagte mir eine unserer Kolleginnen (wahrscheinlich um mich aufzumuntern) das sie ‚auch‘ Christin sei aber Saree trüge. Ich blickte an mir herunter, dachte an die wenigen Stunden die ich bisher in einer Kirche verbracht hatte und lächelte.
Vor dem Mittagessen lag noch eine 3 stündige Busfahrt. Wir aßen im Sri Aurobindo Ashram in der Gegend. Das Essen war lecker und das Gelände war äußerst schön, genießen konnten wir diesen Nachmittag leider trotzdem nicht. Das Essen und der Trubel der letzten Tage machten sich bei Luisa bemerkbar und während die anderen über das Gelände geführt wurden hielten ich und Luisa neben einem Eimer und mit Eiswürfeln auf dem Kopf sich auf einer Strohmatte im Haus auf. Man kann sich denken, dass die 3 stündige Rückfahrt über Stock und Stein Luisas Unwohlsein nicht zugute kam.
Am darauffolgenden Morgen beschlossen wir lieber im Hotel zu bleiben. Wir durften in ein Zimmer der anderen, da unser Zimmer Luisas Genesung wohl eher entgegengewirkt hätte , und verbrachten einen angenehmen Fernsehtag. Der Rest der Gruppe unternahm eine lange Bootstour auf dem riesigen Chilika See, welche für mich aufgrund der Tatsache, dass ich Seekrank werde sowieso kein Vergnügen gewesen wäre.
Als wir die leicht turbulente Rückfahrt schließlich hinter uns hatten, waren wir froh wieder Zuhause in Auroville zu sein und den Schimmel aus unseren Sachen und Körpern waschen zu können.
Schlussendlich würde ich sagen war es ein Auf-und Ab, jedoch definitiv eine Erfahrung die ich nicht missen wollen würde.