(Anmerkung: Dieser Bericht bezieht sich vor allem auf meine Erfahrungen mit der tamilischen Kultur und nicht explizit auf Auroville)
Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, das mich in den ersten Wochen in Südindien verfolgt hat. Das Gefühl, sich einmummeln zu wollen und nicht zu viel vom Tageslicht sehen zu müssen.
Der chaotische Verkehr, durchzogen mit Kühen, die auf der Straße liegen und genüsslich ihr Abendessen von gestern erneut kauen. Das steinerne, unbeeindruckte Gesicht der Inder aus dem ich nicht fähig war, auch nur eine Emotion zu lesen. Die Augen, die nicht verraten, was sich hinter ihnen verbirgt. Einmal radelte ich an einem Inder vorbei und sah in seine Augen, die so offen und einladend waren, dass ich beinahe vom Rad fiel, ich war es nicht mehr gewöhnt, die Emotionen von Menschen lesen zu können. Bloße Irritation, weil alles so fremd war und der Wunsch nach Hause zu kommen, weil man weiß, wie sich die Welt in Deutschland verhält. Niemand versucht dich zu überfahren, niemand attackiert dich auf der Straße und will dir alles, aber wirklich auch alles aus seinem Laden verkaufen, niemand versucht dich beim Gemüse Kaufen abzuziehen und der Bus hält an einer richtigen Haltestelle und nicht mitten auf der Straße… zu Hause hörte sich irgendwie besser an.
Im Nachhinein nennt man das wohl Kulturschock und Heimweh.
Und dann gewöhnte ich mich an alles und verliebte mich in Südindien.
Jetzt liebe ich es, auf meinem Motorrad durch den Verkehr zu flitzen. Ich habe gelernt, dass man einfach nur zuerst lächeln muss und dann das dickste und sonnigste Grinsen zurückbekommt. Wenn ich morgens im botanischen Garten auftauche, voll behangen mit indischem Schmuck (ich habe ein gewisses Faible dafür entwickelt) und die Glöckchen meiner Anklets mich schon von Weitem ankündigen, kann ich das kichernde Vanakkam Roja (Hallo Rosa) der tamilischen Mitarbeiter aus allen Richtungen herbei wehen hören. In der Küche freuen sich alle, mich jeden Morgen zu sehen und erzählen mir aufgeregt die größten Neuigkeiten der letzten Tage. Wenn ich es dann auch noch schaffe, zwei, drei Tamil Vokabeln in meine Antwort zu bauen, habe ich sie alle um meinen Finger gewickelt. Ich werde durchgefüttert, bekomme Blumen ins Haar und am besten gleich noch verheiratet. Und meine Nachbarin besteht darauf, dass ich sie Mama nenne und ihr einfach nur zu sagen brauche, wenn ich hungrig bin, sie regele das schon.
Die Tamilen sind herzliche und warme Menschen und ich bin froh, dass ich das in den neun Monaten erfahren und erlernen durfte. Es hat mich zu einem offeneren und neugierigen Menschen gemacht, Zeit in einer anderen Kultur zu verbringen. Ich bin an meinen alltäglichen Situationen gewachsen und mir fällt es nicht mehr schwer, einkaufen zu gehen. Scheinbar hat sich auch meine Präsenz verändert, denn ich werde nicht mehr von allen Seiten angequatscht und wenn doch, macht es mir nicht mehr so viel aus.
Irgendwann bin ich so sehr in meinen Rhythmus gekommen, dass ich gar nicht mehr von hier weg wollte. Indien ist so aufregend und bunt und jeden Tag darf ich mit so tollen Leuten verbringen und ich lerne noch mehr tolle Leute kennen.
Jemand hat mal den Vergleich gezogen, dass das Leben in Deutschland und Europa zwar ganz wunderbar aussieht, es aber eigentlich eine Fassade ist, durch die man hindurch boxen kann und sich dahinter nur Leere befindet. In Indien hingegen wird dir schon alles auf der Straße präsentiert- die Farbe der Fassade blättert zwar schon ab, aber die Fassade ist stabil und hält stand.
Und ich habe sofort verstanden, was damit gemeint ist und es war auch der Grund, warum ich am liebsten in Indien bleiben wollte. Auch jetzt macht mir das nach Hause kommen ein bisschen Angst. Ich habe das Gefühl, ich bin ein standfesterer Mensch geworden und mache mir nicht mehr so viele Gedanken um mein Image und meine Wirkung nach Außen. Allerdings ist das alles noch ein fragiler Zustand und ich mache mir Sorgen, dass ich diese neuen Erkenntnisse wieder verlieren könnte. Nichtsdestotrotz hat nach neun Monaten auch die Vorfreude auf Zuhause eingesetzt- meine Familie und Freunde wiedersehen, in meinem Lieblingskaffee den Tag vertrödeln, im Garten sitzen und einen riesigen Salat zum Mittagessen zu mampfen und wieder in meine geliebte Ballettschule zu gehen.
Ich werde einiges an Indien vermissen, unter anderem das gute Wetter und die Motorradfahrten, aber ich werde versuchen, so viel wie möglich mit nach Deutschland zu bringen und die Herzlichkeit und das bedingungslose Geben in meinen Alltag zu implementieren.
Für meinen dritten Bericht wollte ich mal ein paar kleine Ausschnitte aus meinem Leben hier zeigen, manche kommen häufiger vor und manche eher seltener. Dazu gibt es noch ein paar Updates was auf der Arbeit gerade passiert und weiteres.
Arbeit
Ich habe in den letzten drei Monaten viel an der Erstellung von Postern gearbeitet, welche einen Einblick in die einzelnen Projekte geben. Hierfür habe ich mir sehr viel Zeit gelassen, weil es ansonsten häufig nicht so viel zu tun gibt. Nun bin ich aber fertig mit den Postern und es tut sich was woanders, in den Kalvarayan Hills. Dort arbeiten wir besonders mit vier Schulen zusammen an denen die Großzahl der Kinder Anämie hat und auch untergewichtig ist. Die Schulen sind vier Grundschulen an denen einige der Kinder auch unter der Woche übernachten, weil ihre Familien zu weit weg wohnen, also bekommen sie dort auch alle ihre Mahlzeiten. Diese sind häufig nicht nährstoffreich, was zu der Gesundheitlichen Verfassung der Kinder führt. Wir geben ihnen Nahrungszusätze, Bildungseinheiten und nachdem wir mit einem Kinderarzt gesprochen haben entwickeln wir nun eine neue Strategie um endlich mal eine Veränderung zu sehen. Hierfür werden wir nun auch Eisentabletten verteilen und nach und nach alle Kinder zu einem Krankenhaus bringen damit sie dort ausführliche Bluttests durchführen können. Zudem haben Preethi (meine Arbeitskollegin) und ich ein Programm über grundlegende Hygiene erarbeitet, welches wir nun mit den Einzelnen Schulen durchführen. Mal sehen wie es sich hier so weiter entwickelt und was noch alles auf uns zukommt.
Freizeit
Ich habe begonnen in meiner Freizeit ein wenig zu schnitzen, also nicht mit der Hand sondern mit einem Dremel. Das macht mir wirklich sehr viel Spaß, besonders weil ich es zuhause machen kann meinen Podcast dazu hören kann und sehe wie sich meine Ideen langsam verwirklichen. Oder manchmal auch nicht, wenn ich etwas falsch kalkuliert habe und es am Ende doch nicht so wird wie ich es gerne gewollt hätte. Aber das gehört schließlich auch alles dazu, in den letzten Wochen habe ich nicht mehr so häufig geschnitzt aber würde gerne wieder damit anfangen.
Fotografieren
Das tue ich immer noch äußerst gerne, besonders beim Reisen ist meine Kamera immer mit dabei. Da ich analog fotografiere sammeln sich die Filmrollen in unserem Kühlschrank an. Ich hatte zwei Rollen auch hier entwickeln lassen allerdings kamen ein paar Fotos nicht sonderlich gut dabei raus, was am Film, der Entwicklung oder der Belichtung liegen könnte. Da bin ich mir nicht sicher, doch ich habe entschlossen die restlichen lieber in Deutschland entwickeln zu lassen um auf Nummer sicher zu gehen. Erst letztens sind Rosa, Lola und ich morgens früh aufgewacht um durch Kuilaplayam zu laufen und fotografieren zu gehen, die beiden mit ihren digital Kameras und ich mit meiner, Wir sind ca. 2h rumgelaufen haben eine Menge an Hunde, Hühnern, Kühen, Ziegen und Kindern gesehen und tolle Fotos gemacht. Danach gab es frische Idlis zum Frühstück mit Chutneys und nach Karamell schmeckendem glühen heißem Kaffe, gefolgt von noch einem morgendlichen Schläfchen. Ich werde meine Fotos dann erst in Deutschland sehen als bin ich mal gespannt was dabei rauskommen wird.
Bagelfrühstücks
Eine kleine Tradition die Rosa und ich begonnen haben ist das wir sonntags morgens zuhause zusammen frühstücken, was unter der Woche nicht vorkommt weil sie früher aufwacht als ich und wir dann am Sonntag gerne dafür Bagels oder Brot backen. Dazu gibt es dann Kaffe, Frischkäse, Tomate und Gurke und manchmal auch Humus wenn wir am Tag vorher daran gedacht haben Kichererbsen einzuweichen. Danach geht es häufig an den Stand. Dieser ist besonders sonntags sehr voll und man trifft einige Menschen die man kennt und mit denen man dann in der Sonne liegen kann, schwimmen geht und über alles Mögliche quatscht.
Gesundheit
Diese hat bei mir ein wenig gelitten, besonders im März und April. Da zu dieser Zeit Pestizide auf die Cashews gesprüht werden und von denen ein Feld direkt hinter unserem Haus liegt gehe ich davon aus das dies mein Immunsystem angeschlagen hat. Ich hatte viele Kopfschmerzen und war immer ganz schlapp nach der Arbeit und konnte eigentlich gar nichts richtig machen. Da unsere Wohnung keine Glasfenster hat die wir schließen können, kann man sich auch schlecht davor schützen. Dadurch habe ich mir schnupfen und husten für einige Zeit eingefangen und kurz darauf eine Blasenentzündung bekommen, welche dann zu einer Nierenbeckenentzündung wurde. Daraufhin lag ich erstmal eine Woche im Bett und habe gar nichts mehr gemacht. Ab und zu kommen dann noch Magen oder Darm Beschwerden weil man mal was Falsches gegessen hat. Mittlerweile geht es mir aber glücklicherweise wieder gut und ich bin wieder fit und habe Energie. Das Sprühen der Pestizide ist glücklicherweise auch wieder vorbei.
Das war eine sehr interessante Erfahrung weil man mal die Konsequenzen davon sieht und fühlt was passiert wenn gewisse Zutaten als Superfood angesehen werden und daraufhin in anderen Ländern in großen Massen angebaut werden. Die Pestizide die gesprüht werden sind äußerst schädlich besonders für die Menschen die sie sprühen und dabei häufig nicht die adäquate Schutzkleidung tragen. Zudem haben Cashews auch nochmal in der Verarbeitung ihre Konsequenzen da sie eine Säure in ihrer Schale haben die per Hand geknackt wird und die häufig zu brennende Hautausschlägen führt.
Workshops
In den Letzen drei Monaten habe ich ein bisschen was ausprobiert was Workshops angeht, ich habe einen einmonatigen Töpferkurs belegt an der Drehschiebe, welche in diesem Fall mit den Fuß angetrieben wurde, das hat mir extrem Spaß gemacht war aber auch deutlich schwerer als ich es erwartet hätte. Ich habe einen Kochkurs gemacht in dem ich ein bisschen was auch gelernt habe, aber am allermeisten das köstliche Essen genossen habe welches wir gekocht haben. Letze Woche war ich beim meinem ersten Nonviolent Communication Workshop, wovon wir schon ein bisschen was gelernt hatten bei unserem letzten Seminar. Diesen fand ich sehr interessant und will mir jetzt auch das Buch dafür kaufen. Eine Empfehlung für jeden der die Chance dafür bekommt.
Motorrad
Das Motorradfahren läuft gut soweit und ich genieße es sehr, besonders jetzt wo es so unglaublich heiß wird tagsüber. Allerdings gibt es da auch immer wieder ein paar Geschichten die mir dazu einfallen. Vor kurzen hat mein Motorrad immer nachdem ich ein bisschen gefahren bin den Geist aufgegeben und ist nicht mehr weitergefahren, also haben wir es zum Mechaniker gebracht, welcher das Ventil wodurch das Benzin zum Motor gelangen soll ausgetauscht hat und dann hat alles wieder geklappt. Jetzt hatte ich einen Schlüssel für die Benzinzufuhr zum Motor, was auch sehr praktisch ist damit kein Benzin geklaut wird. Außer man verliert diesen Schlüssel. Genau das ist mir nach ca. 2-3 Wochen in Pondy passiert, als ich mit Rosa, Lola und Laura dort war. Nach dem Mittagessen wollten wir wieder zurück nach Auroville und ich konnte meinen Schlüssel einfach nicht finden. Wir haben alles abgesucht, alle möglichen Menschen gefragt aber er war nicht auffindbar. Also haben wir den nächsten Mechaniker auf Google Maps rausgesucht und bis dahin konnte ich die kurze Strecke fahren da noch etwas Benzin im Schlauch war. Rosa und ich fragen also ob er das Schloss wechseln kann und er kann das auch, hat aber keines, das müssten wir kaufen. Er hat uns auch gesagt wo, rechts und dann nochmal recht. Als wir dahin gefahren sind war dort aber nichts also hieß es wieder Google Maps fragen und bei jedem Laden wo wir waren die es nicht hatten fragen wohin wir als nächstes sollen. So haben wir ca. 5 Läden abgeklappert bis wir dann endlich zu einem gekommen sind der das Schloss hatte. Dieser Laden war Rechts dann lange geradeaus und dann wieder rechts vom Mechaniker. Er hat uns also den richtigen Weg gewiesen aber das geradeaus ist bei der Kommunikation untergegangen. Das Schloss hat ca. 3 Euro gekostet und das wurde mir dann in flotten 2 Minuten eingebaut. Ohne vorher irgendwie zu überprüfen ob es wirklich mein Motorrad ist. So konnten wir alle doch noch sicher nach Hause kommen. Bei diesem Schlüssel habe ich den Ersatzschlüssel direkt zuhause deponiert anstatt ihn auch an meinem Schlüsselbund zu haben.
Jetzt noch eine kurze weitere Geschichte über das Motorrad schieben, ein weiteres Motorrad (diesmal nicht meines) musste zum Mechaniker, hatte allerdings kein Benzin mehr. Also hieß es einer sitzt auf dem zu reparierenden Motorrad, dessen Vorderbremse auch kaputt war weil das Kabel gerissen war, und eine andere Person auf einem zweiten Motorrad schiebt das erste. Dies funktioniert indem der Fahrer des zweiten Motorrads seinen rechten Fuß knapp über dem Auspuff platziert und so das vordere schiebt. Eine Angelegenheit die zuerst ganz schön gefährlich aussieht, was wahrscheinlich auch so ist, aber wunderbar klappt. Ich saß in diesem Fall hinten auf dem fahrenden Motorrad und musste gar nichts machen, vor mir saß Sanata, Namus bester Freund und ein guter Freund von mir und hat Namu geschoben. Ich wurde auch schon mal geschoben, hatte ordentlich Bangel davor aber es hat dann doch alles gut geklappt, obwohl Kurven ein bisschen gruselige Angelegenheiten sind.
Was man häufig sieht sind 4 oder manchmal sogar 5 Menschen auf einem Motorrad, davon sind meistens aber 1 oder 2 kleine Kinder. Das Ziegen im Fußraum von Mopeds mit zusammengebundenen Beinen zum Metzger gebracht werden oder das so ca. alles auf einem Motorrad transportiert werden kann. Von Matratzen, Koffern und Fahrrädern zu 3-4m langen Stangen, was auch mal gefährlich sein kann.
Das zweite Foto zeigt das Schloss wozu ich den Schlüssel verloren habe und auf dem ersten sieht man wo der Fuß aufgesetzt wird beim Schieben des Motorrads. Eigentlich ist dieses Gestell dazu da das Frauen die seitwärts sitzen, aufgrund ihres Saris hier ihre Füße abstellen können.
Mein Zweiter Quatalsbericht ist nun an der Reihe.. Unglaublich dass die erste Hälfte meiner Zeit schon vorüber ist, mein Gefühl dazu ist tatsächlich sehr gut. Ich freue mich so langsam schon sehr auf Deutschland, genauso aber auch auf die nächsten 6 Monate die ich noch vor mir habe. Mir persönlich geht es sehr gut vor allem seit dem neuen Jahr,
da ich seit einigen Wochen viel Kreativer geworden bin und mir einfach mehr Zeit für mich selber nehme.
Die letzen Monate waren auch sehr gut aber vor allem voll gepackt mit vielen intensiven Momenten, im guten sowie im schlechten , es ist so viel passiert so dass es schwierig ist all dass einzuordnen. Auroville ist so ein Wahnsinnig interessanter Ort mit Interessanten Menschen, und für mich fühlt es sich lustigerweise oft an wie ein Film oder Videospiel.
Das liegt ein bisschen an dem verrückten Strassenverkehr wo jeder versucht sich am schnellsten durch die massen der Motorräder durchzuschlängeln, und so schnell wie möglich am Ziel anzukommen, da wird ein Ausflug zum Strand gleich zu einer Mission. Ein viel größerer Grund sind aber die Menschen, viele haben irgendwie so einen starken Charakter und leben mehr oder weniger authentisch ihr inneres aus. Dadurch dass so viele Kulturen aufeinander treffen gibt es kaum so etwas wie eine Gesellschaftliche norm, wie man zu sein hat, dass glaube ich ist ein großer Bestandteil dessen was Auroville ausmacht, dass hilft mir auch sehr bei meinem Selbstfindungsprozess.
Ich bin viel authentischer geworden und traue mich meine wahres inneres zu zeigen.
Auroville hat mir sehr geholfen selbstbewusster zu sein, und meine Stärken zu erkennen.
Meine größte Herausforderung der letzten 3 Monate war glaube ich die Sache mit der Komfortzone, so wirklich gemeistert habe ich sie auch noch nicht. Da ich aus so einer fernen Kultur komme dauert es glaube ich sehr lange sich hier wirklich Zuhause zu fühlen. Alles ist so anders hier. Obwohl mein Kulturschock ja schon lange rum ist, fühlt sich vieles oft noch sehr fremd an, dass alltägliche Leben ist hier so anders, die Temperatur, Insekten, Stromausfälle, Luftfeuchtigkeit, Wäsche waschen (in Protection gibt es keine Waschmaschine), die Sprache, meine kleine, steinharte Matratze und so weiter..
Das führt dazu dass ich mich eher selten so richtig in meiner Komfortzone befinde, was aber auch gut so ist, da genau dass meiner Meinung nach den größten persönlichen Wachstum mit sich bringt, ich glaube man kann hier auch gut lernen sich überall Zuhause zu fühlen.
Ich sehe auch viel mehr in was für einem krassen Luxus und Überfluss wir in Deutschland leben, hier lebt man schon ein wenig simpler.
Vor allem aber die Einheimischen, hier geben sich die Menschen, in den indischen Dörfern mit sehr sehr viel weniger zufrieden, und sind denke ich nicht umbedingt weniger glücklich als wir im Westen.
Das bringt einem wirklich zum nachdenken..
Jetzt kommen wir aber zu meinem Projekt: Auro Orchard. Dort fühle ich mich meistens wirklich sehr wohl!
Manchmal ist es zwar ein wenig langweilig bei Aufgaben wie Unkraut jäten, dass mag ich überhaupt nicht.
Auch ist die Stimmung auf der Farm oft nicht sehr gut, von ursprünglichen 40 acres bleiben nach dem sogenannten land exchange nur noch 30 acres über. Der Bereich ist schon abgezäunt und wichtige Orte wie der Banyan Tree, oder der Kuhstall sind bald Geschichte.. Das hat zu sehr viel stress geführt, der mittlerweile aber auch wieder nachlässt.
Größtenteils aber, habe ich spaß und merke dass es genau dass richtige für mich ist.
Da so gennante repetitive work nicht viel denken erfordert, höre ich während der Arbeit oft Interessante Podcasts oder denke einfach viel nach. So lerne ich gleichzeitig während der Arbeit auch andere Dinge.
Seit Anfang dieser Woche ist ein neuer Volunteer auf der Farm, er kommt aus Belgien und ist hier wegen seinem Studium er untersucht die Eigenschaften von Biochar (Pflanzenkohle), in Bezug auf Pflanzenwachstum und Bodenqualität. Für dies Projekt haben wir im garten die letzen 2-3 Wochen viel vorbereitet, wir haben 5 Beete mit Identischer Bodenqualtität angelegt und eine ganz schön große Menge an Holzkohle hergestellt, diese wird dann im shredder zerkleinert und anschließend in Kuh Urin und sogenannten Compost-Tee Eingeweicht. Die Pflanzenkohle wird dann an Maispflanzen getestet.
Sehr Interessant und mal eine erfrischende Abwechslung zu den Standard Aufgaben auf der Farm.
Ich bin sehr glücklich hier zu sein und sage Danke and Weltwärts und AVID für diese Gelegenheit und unglaublich Wichtige Erfahrung!
Wow, es ist soweit, dass man hier zurecht kommt und seine routine hat und eigentlich vollkommen vergessen hat, dass man hier nur eine volunteer ist und ein Leben in Deutschland hat und genau da in dem Moment kommt die Mail „Hallo, dein Flugticket ist da“.
Wait what ? Mein Flugticket ist da?? Warte mal ich bin doch grad erst hier angekommen und schon soll ich mich wieder bereit machen und nach Hause gehen ? Da stimmt doch was nicht, nah ganz im Gegenteil, es stimmt alles genau so wie es sein soll. Auroville, Indien ist einfach so vielseitig, dass die Zeit hier für einen zu schnell vorbei geht. Udavi School, der Ort wo ich am längsten Zeit verbracht hab bisher, naja kein Wunder, ich arbeite dort und Wohne dort auch zugleich, somit bin ich am meisten hier. Obwohl ich am Anfang, so wenig wie möglich hier sein wollte.
Ich glaub alle die mit Kindern arbeiten wissen, dass jeder Tag eine Überraschung enthält. Vor allem wenn man mit den Kleinen arbeitet, ich arbeite mit den 4 – 6 Klässlern. Normale Schulalltage, die mit schönen Momenten geprägt sind. Gleichzeitig wohne ich mitten auf dem Campus was Vorteile und Nachteile mit sich hat. Naja ich bin in 5 min auf Arbeit und gleichzeitig kann ich morgens nicht aus dem Haus ohne die schreie der kinder zu hören „good morning Anjana akka“. Da ich auf Campus wohne bin ich zudem auch etwas außerhalb von Auroville. Somit bin ich komplett in dem Dorfleben. Gucken wir uns doch mal die vergangenen 6 Monate an.
Die ersten drei Monate waren eher die Einführungsphase. Man ist so grad erstmal angekommen. Neuer Wohnungsplatz, neue Arbeitsstelle naja einfach alles ist neu. Ein neues Land einfach… aber mit der Zeit wurde alles zu einem gewohnten Platz und der Gedanke den zu verlasen, belastet mich sehr.
Fangen wir erstmal mit der Wohnung an. Die Wohnung war an sich erstmal eine Gewöhnung für mich. Es war so leer und ohne Leben irgendwie. Aber mit der Zeit und dem entsprechenden Dekorationen, wurde es doch ein Ort wo ich Gerne meine Zeit verbringe.
Der Standort der Wohnung ist Geschmacksache, den die ist mitten auf dem Campus von der Kindergarten section. Und da hört man schon das eine oder andere mal das schreien. Am Anfang bin ich ganz ehrlich, war die Wohnung ein schock für mich, aufgrund der Hygiene und ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich gesagt hab, nein ich kann das nicht, ich will zurück. Aber durch sauber machen wurde es doch alles besser. Und durch die Wohnung auf dem Campus, habe ich doch einige Personen kenngelernt, wobei der eine oder andere doch sehr wichtig wurden. Ich habe mich richtig in mein Zimmer eingelebt, wo ich dann wirklich denke, oh man, wie soll ich all das in 2 Koffern rein kriegen ??? Naja wie habt ihr es geschafft Sachen die ihr über ein Jahr angelegt habt, in 2 Koffern zu packen und das Land zu verlassen. Sollte ich den Sachen jetzt schon Tschüss sagen ?
Tja und da war dann auch schon das erste halbe Jahre rum. Geflogen wie ein Düsenjet. Es war ein aufregendes erstes halbes Jahr und erfreulicherweise liegt noch ein weiteres vor mir. Was wohl auf mich wartet? Man kann sich gar nicht vorstellen, was noch so in einem halben Jahr passieren soll, aber wenn man zurück blickt, ist in dem letzten halben Jahr so viel passiert, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als dass mich noch viele weitere Abenteuer erwarten.
Mein größtes Abenteuer zurzeit ist der ecological horticulture course im botanischen Garten, an dem ich teilnehmen darf. Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir zuvor ausmalen können, wie bereichernd dieser Kurs sein wird. Ich lerne so viel und springe jeden Morgen voller Vorfreude aus den Federn, um zu meiner Klasse zu düsen. Wir lernen über Ökologie, Geologie, über Boden und Wasser, über Schmetterlinge, Libellen, Motten und Fische und über den Wald. Ja der Wald, wie wichtig er doch für uns ist, wie er unser Leben bereichert und wie wir es immer und immer wieder schaffen, ihn zu zerstören und uns damit selbst zu schaden. Aber wir lernen von all diesen wunderbaren Menschen, die ihr Wissen mit uns teilen, auch jenes: wie nötig es ist, sich dies einzugestehen und etwas zu unternehmen und vor allem, dass man tatsächlich etwas verändern und bewegen kann. Ich stolpere jeden Tag aus dem Klassenraum und bin erschöpft von all dem Wissen und gleichzeitig inspiriert und voller Energie. Doch am besten an dem ganzen Kurs sind die Freitage: Freitage sind für Exkursionen. Das bedeutet noch im Dunklen wie blöde seinen Wecker ruhig zu stellen und bei Sonnenaufgang im Bus mit seinen Klassenkameraden zu sitzen. Mitten in der Pampas wird man dann rausgeworfen und ist umgeben von überfluteten Feldern, ein paar müden Bauern bei der Arbeit und dutzenden und aber dutzenden von Vögeln aller Farben, Formen und Größen. Stundenlang ist man dann damit beschäftigt, ihrem Geträller zu lauschen, sie zu identifizieren und Laute wie AH und OH von sich zu geben. Aber am inspirierensten sind für mich die Ausflüge in die Wälder Aurovilles. Richtige Wälder, in denen eine erfrischende Brise herrscht und wenn man genau hinguckt, ihre Schätze wie verlassene Bienennester und Stachelschweinstacheln finden kann. Das ist alles deshalb so eindrucksvoll, weil vor 50 Jahren an genau diesen Stellen noch eine Wüstenlandschaft war. Ja, die Menschen könne viel kaputt machen, aber sie könne es auch wieder gut machen. (Manches zumindest…) Egal wohin der Trip geht, er endet eigentlich immer mit Tee und Kaffee. Und ehe man sich versieht, hat man sich mit seinen Freunden verquatscht und die letzten Stunden damit verbracht, über Gott und die Welt zu plaudern. Ich durfte durch den Kurs so viele neue tolle Leute kennenlernen, mit denen ich jetzt meine Abende verbringe und die alle mit mir die Freude am Essen teilen. Was das ganze sogar noch besser macht, ist, dass wir alle aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt kommen. Letzte Woche habe ich deshalb Gimbap auf meinem Teller liegen gehabt und mit einer köstlichen Algen Suppe verspeist. Wir waren bei einer koreanischen Freundin eingeladen und haben zusammen gekocht, gelacht und getratscht.
Ich schaue durchaus mittlerweile ein bisschen anders auf die Welt. Nichts Großes, nichts Weltbewegendes, aber plötzlich wirkt das ganze Gehabe um Aussehen und was schön ist, lahm. Vielleicht werde ich aber auch einfach erwachsen -huh! Ich kann all diese Informationen, die ich gerade aus allen Richtungen bekomme, noch nicht 100% sortieren und in mein überfülltes Hirn einschichten. Aber ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrungen jetzt gerade machen darf, weil ich das Gefühl habe, dass die Maschine schwitzt und keucht und mich am anderen Ende eine neue Rosa- Version 2.1 erwartet. Eine, die sich ihrer Umwelt noch ein Stückchen bewusster ist, die weiß, was ihr Spaß macht, wie Arbeit auch aussehen kann und die gelernt hat, wie weit die Menschen es bringen können, wenn sie geben ohne Wenn und Aber. Auf der anderen Seite gibt es noch Momente und Gedanken, über die ich stolpere und mich jedes Mal wieder nur kopfschüttelnd wundern kann. Und wo mich all dies am Ende hinleitet und was das für mich in petto hat, das weiß ich noch immer nicht. Man könnte fast schon meinen, das größte Abenteuer liegt noch vor mir