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Posts Tagged ‘Arbeit’

  1. Mein erster Quartalsbericht – Einblick ins Leben eines aufstrebenden Farmers:

    April 23, 2024 by David Ott

    Vor fast 3 Monaten ging das Abenteuer Auroville los, nun ist es zeit für den ersten Bericht!

    Ich sitze gerade Zuhause in Kuilapalayam und erinnere mich an die Anfangszeit zurück, seit dem ist schon so viel passiert, sodass es sich für mich erstaunlicherweise sehr lange her anfühlt. Die erste Woche in Auroville hat mir sehr gut gefallen und war ein angenehmer Einstieg ins indische Leben.

    Wir waren ungefähr 10 Tage im Isai Ambalam Guesthouse untergebracht, eine sehr schöne Gegend von Auroville, in der ich persönlich sehr wenig unterwegs bin, wenn ich dann mal am Guest house vorbei fahre erinnere ich mich gerne and die ersten Tage zurück, es war alles so neu und überwältigend.

    Einige besondere Momente stechen natürlich besonders raus, zum Beispiel der zweiten Abend im Guesthouse, Lola, Gerrit und ich sind der Templemusik gefolgt und standen plötzlich vor einem mit hunderten LED Lichtern geschmückten Tempel, als wir rein gingen sahen wir Tamilen die Instrumente spielten in einer Lautstärke die einer Technorave glich. 

    Das war die erste richtige Konfrontation mit der tamilischen Kultur und es war Wundervoll!

    Nach ein paar Tagen war die Zeit im Guesthouse vorüber und wir zogen in unsere neuen Unterkünfte. 

    Wir hatten noch ein Wochenende Zeit um anzukommen und uns ein wenig in der WG einzuleben, ich war voller Vorfreude gespannt auf die Arbeit, der erste Arbeitstag jedoch, war ein ganz schöner Sprung ins kalte Wasser..naja eigentlich in zu heiße Wasser, am ersten Tag schwere Arbeit im Mango Orchard bei praller Sonne war etwas zu viel für mich, die darauffolgenden Wochen waren auch herausfordernd, aber allmählich gewöhnte ich mich an die Arbeit und war recht bald äußerst zufrieden mit meiner Einsatzstelle! AuroOrchard hat wirklich ein super Team und wenn man will und auch nach fragt kann man super viel lernen! 

    Die Arbeit auf der Farm bringt viele Vorteile mit sich, die die Anstrengung und das viele Schwitzen (sogar bei angenehmen Monsun-Temperaturen) überwiegen, zum Beispiel die Arbeitszeiten, da man so früh schon anfängt, hat man auch früher Feierabend, und somit mehr vom Tag.

    Außerdem lernt man viel neues kennen: Die Tamilische Kultur steht da für mich an erster Stelle, ich habe recht viele Tamilische Kollegen, mit manchen arbeitet man viel zusammen, mit anderen fast nie. Doch einige sind zu Freunden geworden die man auch ab und an mal außerhalb der Arbeit trifft. Durch die vielen verschiedenen Volunteers lernt man auch Menschen aus aller Welt kennen, einige kommen nur für einen tag und merken dann wahrscheinlich wie Anstrengend farming ist ^^, andere helfen für einige Wochen oder sogar Monate mit. Meistens sieht man jede Woche neue Leute auf der Farm. 

    Was man natürlich auch kennen lernt: Die Natur Südindiens. Von stacheligen Bäumen über   Cowgrass ( dass hinterlässt gerne mal Schnittwunden wen man es nur anfässt), Skorpione, Exotische Früchte, Schlangen bis hin zu Chamäleons. auf der Farm kann man die Natur Hautnah erleben.

    Meine Aufgaben sind sehr vielseitig, ich mache oft einfach was gerade gebraucht wird, Sachen wie Unkraut jähten, mulchen, und ernten sind an der Tagesordnung und kommen bei mir jede Woche mal dran. Oft auch shredden um Mulch herzustellen, kleinere Bäume oder Büsche beschneiden, neue Pflanzen aussähen, oder auch fertige Ware verpacken. Es gibt wirklich unzählige Sachen zu tun und man kann sich auch auf die Aufgaben konzentrieren die einem Spaß machen, Beispielsweise Kompost anlegen, vor ein paar Wochen habe ich mit Gerrit zusammen 3 Kompost Haufen angelegt, ein Interessanter Prozess vor allem wenn man versteht was man genau macht und wo zu die verschiedenen Arbeitsschritte nötig sind. Ich warte schon gespannt auf das Ergebnis in 2-3 Monaten.

    Obwohl ich recht zufrieden bin mit meinen Tasks auf der farm, möchte ich meine Fühler ausstrecken und eigene größere Projekte auf der Farm angehen, mal gucken was da so möglich ist..

    Nun noch ein wenig über meinen Alltag und mein generelles Wohlbefinden. Allmählich habe ich mich eingelebt und fühle mich hier auch so langsam wie Zuhause. Was mir gerade ein wenig zu schaffen macht ist das Klima, hier ist gerade Monsun, dass ist auf der einen Seite sehr schön da die Temperaturen angenehmer sind und ich auch den Regen sehr genieße, auf der einen Seite ist es auch nervig da alles mögliche sehr schnell anfängt zu schimmeln. 

    Was mir gerade sehr gut tut ist dass leben an sich, dass heißt nicht das alles Perfekt ist, ich würde jedoch sagen das mein Leben hier sehr Spannend und fordernd ist. Das hat mir Zuhause in Deutschland sehr gefehlt. Außerdem lernt man hier unglaubliche viele Interessante Menschen kennen, viele wirken wie Außenseiter der „normalen“ Gesellschaft, und da ich mich oft auch so fühle, treffe ich auf gleichgesinnte. Das tut mir gerade sehr gut.

    Alles in allem bin ich mega zufrieden mit meinem Weltwärts-Jahr!


  2. Freitage sind für Exkursionen

    April 2, 2024 by Rosa Krausmann

    Tja und da war dann auch schon das erste halbe Jahre rum. Geflogen wie ein Düsenjet. Es
    war ein aufregendes erstes halbes Jahr und erfreulicherweise liegt noch ein weiteres vor
    mir. Was wohl auf mich wartet? Man kann sich gar nicht vorstellen, was noch so in einem
    halben Jahr passieren soll, aber wenn man zurück blickt, ist in dem letzten halben Jahr so
    viel passiert, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als dass mich noch viele weitere
    Abenteuer erwarten.


    Mein größtes Abenteuer zurzeit ist der ecological horticulture course im botanischen
    Garten, an dem ich teilnehmen darf. Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir zuvor
    ausmalen können, wie bereichernd dieser Kurs sein wird. Ich lerne so viel und springe jeden
    Morgen voller Vorfreude aus den Federn, um zu meiner Klasse zu düsen. Wir lernen über
    Ökologie, Geologie, über Boden und Wasser, über Schmetterlinge, Libellen, Motten und
    Fische und über den Wald. Ja der Wald, wie wichtig er doch für uns ist, wie er unser Leben
    bereichert und wie wir es immer und immer wieder schaffen, ihn zu zerstören und uns
    damit selbst zu schaden. Aber wir lernen von all diesen wunderbaren Menschen, die ihr
    Wissen mit uns teilen, auch jenes: wie nötig es ist, sich dies einzugestehen und etwas zu
    unternehmen und vor allem, dass man tatsächlich etwas verändern und bewegen kann. Ich
    stolpere jeden Tag aus dem Klassenraum und bin erschöpft von all dem Wissen und
    gleichzeitig inspiriert und voller Energie. Doch am besten an dem ganzen Kurs sind die
    Freitage: Freitage sind für Exkursionen. Das bedeutet noch im Dunklen wie blöde seinen
    Wecker ruhig zu stellen und bei Sonnenaufgang im Bus mit seinen Klassenkameraden zu
    sitzen. Mitten in der Pampas wird man dann rausgeworfen und ist umgeben von
    überfluteten Feldern, ein paar müden Bauern bei der Arbeit und dutzenden und
    aber dutzenden von Vögeln aller Farben, Formen und Größen. Stundenlang ist man dann
    damit beschäftigt, ihrem Geträller zu lauschen, sie zu identifizieren und Laute wie AH und
    OH von sich zu geben. Aber am inspirierensten sind für mich die Ausflüge in die Wälder
    Aurovilles. Richtige Wälder, in denen eine erfrischende Brise herrscht und wenn man genau
    hinguckt, ihre Schätze wie verlassene Bienennester und Stachelschweinstacheln finden
    kann. Das ist alles deshalb so eindrucksvoll, weil vor 50 Jahren an genau diesen Stellen noch
    eine Wüstenlandschaft war. Ja, die Menschen könne viel kaputt machen, aber sie könne es
    auch wieder gut machen. (Manches zumindest…)
    Egal wohin der Trip geht, er endet eigentlich immer mit Tee und Kaffee. Und ehe man sich
    versieht, hat man sich mit seinen Freunden verquatscht und die letzten Stunden damit
    verbracht, über Gott und die Welt zu plaudern. Ich durfte durch den Kurs so viele neue tolle
    Leute kennenlernen, mit denen ich jetzt meine Abende verbringe und die alle mit mir die
    Freude am Essen teilen. Was das ganze sogar noch besser macht, ist, dass wir alle aus
    den unterschiedlichsten Ecken der Welt kommen. Letzte Woche habe ich deshalb Gimbap
    auf meinem Teller liegen gehabt und mit einer köstlichen Algen Suppe verspeist. Wir waren
    bei einer koreanischen Freundin eingeladen und haben zusammen gekocht, gelacht und
    getratscht.


    Ich schaue durchaus mittlerweile ein bisschen anders auf die Welt. Nichts Großes, nichts
    Weltbewegendes, aber plötzlich wirkt das ganze Gehabe um Aussehen und was schön ist,
    lahm. Vielleicht werde ich aber auch einfach erwachsen -huh!
    Ich kann all diese Informationen, die ich gerade aus allen Richtungen bekomme, noch nicht
    100% sortieren und in mein überfülltes Hirn einschichten. Aber ich bin unglaublich dankbar,
    dass ich diese Erfahrungen jetzt gerade machen darf, weil ich das Gefühl habe, dass die
    Maschine schwitzt und keucht und mich am anderen Ende eine neue Rosa- Version 2.1
    erwartet. Eine, die sich ihrer Umwelt noch ein Stückchen bewusster ist, die weiß, was ihr
    Spaß macht, wie Arbeit auch aussehen kann und die gelernt hat, wie weit die Menschen es
    bringen können, wenn sie geben ohne Wenn und Aber. Auf der anderen Seite gibt es noch
    Momente und Gedanken, über die ich stolpere und mich jedes Mal wieder nur
    kopfschüttelnd wundern kann. Und wo mich all dies am Ende hinleitet und was das für mich
    in petto hat, das weiß ich noch immer nicht.
    Man könnte fast schon meinen, das größte Abenteuer liegt noch vor mir


  3. Wollsocken bei 26°C

    April 2, 2024 by Rosa Krausmann

    Nach zwei Tagen Monsun Regen blinzelt gerade zum ersten Mal wieder die Sonne durch die
    Wolken. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich bei 26 Grad mal Wollsocken und Fleecejacke tragen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber tatsächlich ist genau dieser Fall eingetreten und ich habe sehnlichst auf diese paar Strahlen gewartet. Ich weiß, ich weiß, zwei Tage sind noch gar nichts, aber für die Monsun Erfahrung reicht es mir an dieser Stelle dann auch schon. Es ist nun mal ein eigenartiges Gefühl, wenn ein eigenes Biotop auf deinen Birkenstocks zum Leben erwacht und in jeglichen grün und blau Tönen schillert, die du dir nur vorstellen kannst. Oder dein Kopfkissen mehr und mehr Ähnlichkeit mit Pippi Langstrumpfs Pferd Kleiner Onkel annimmt. Glaub mir, da vermisst man schnell die Sonne und ihre Fähigkeit alles mit ihrer strahlenden Wärme zu trocknen. Eine klitzekleine schöne Sache hat der Regen dann allerdings doch und das ist die Gemütlichkeit. Es gibt nichts Schöneres, als dem Plätschern der Regentropfen auf den Papaya-, Mango- und Bananenblättern vor deinem Fenster zu lauschen. Auch die Arbeit im Garten entschleunigt sich. Während der Mittagspause sitzen alle zusammengekuschelt unterm Dach und lassen sich das leckere Essen schmecken. Danach bleibt man bei einem Käffchen noch ein bisschen länger sitzen und quatscht über Gott und die Welt. Ich liebe den Garten und die Arbeit hier, es ist fantastisch.


    Den Vormittag arbeite ich meistens mit Monica, einer kleinen Italienerin mit langen Haaren, die immer alles im Griff hat und auf Zack ist. Monica ist wunderbar, sie hat mir alles beigebracht, um im Garten mitarbeiten zu können. Jetzt bin ich Meisterin im Unkraut jäten, Hecken frisieren und Bäume schneiden. Der Garten ist in verschiedene Themen eingeteilt, wie zum Beispiel der Schmetterlingsgarten, der japanische Garten, Kaktus Garten, indische Garten, Windmühlen Garten…für jeden dieser Gärten sind verschiedene Helferinnen verantwortlich, abhängig von der Größe des Gartens und dessen Aufwand. Monica zum Beispiel kümmert sich gleich um vier verschiedene Gärten. Dafür sind wir auch ein großes Team: an verschiedenen Tagen kommen verschiedene Kombinationen von Freiwilligen und packen fleißig mit an. Dadurch flitzen wir quasi nur so durch den Garten und wenn ein Themengarten fertig ist, geht es geschwind zum nächsten. Bis man wieder von vorne anfängt, denn in einem Garten und vor allem in einem tropischen Garten sprießt das Unkraut geradezu in den Himmel. Die Instandhaltung der Gärten ist wichtig, nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch damit der Garten seine Lehrzwecke erfüllen kann. Jeder Baum muss gut sichtbar und erkennbar sein, damit seine Art, Spezies, Familie,etc. entschlüsselbar ist. Denn regelmäßig stiefeln neugierige Kinder in karierten Schuluniformen durch die Gärten und lernen über die einheimischen Arten des Dry Tropical Evergreen Forests. Dabei lernen sie über die Wichtigkeit der Artenvielfalt und bekommen vom Aussterben bedrohte Bäume zu Gesicht. Um 8.45 Uhr wird sich getroffen und das Unkraut getackelt oder die Hecke bezwungen. Um 10 begibt sich der gesamte Garten zur halbstündigen Teepause und man sieht zum ersten Mal, wer sich so alles im Garten versteckt hat. Die besten Tage für die Teepause sind definitiv die Geburtstage oder manchmal auch einfach-so-Tage, bei denen dann Snacks und Kuchen neben dem Tee auftauchen. Dann wird bis zur Mittagspause um 12.15 Uhr weitergearbeitet, Abschnitte zum Kompost gebracht und Geräte gereinigt. Der Ablauf ist der Selbe, doch bevor es einem langweilig wird, besucht man einen anderen Themengarten und hilft für ein paar Tage dort mit. Denn obwohl sich die Aufgaben im Großen und Ganzen nicht viel voneinander unterscheiden, bringt ein Wechsel der Szenerie direkt neue Energie und Spannung mit sich. Auch wie Aufgaben angegangen und gemeistert werden, variiert von Arbeiterin zu Arbeiter*in, so kommt es, dass man täglich neue Einblicke bekommt und etwas neues lernt.


    Nachdem die ganze schwere und körperliche Arbeit am Vormittag erledigt wurde, die Energie durch das leckere Mittagessen und einen kurzen Mittagsschlaf wieder aufgeladen wurde, ist der Nachmittag für kreative und ruhige Arbeiten. Darunter fällt Wegweiser neu bemalen, Blumen pressen, Kakteen bestimmen, benennen und die richtigen botanische Namen auf zuvor vorbereitete Steinschilder, pinseln. An manchen Tagen muss aber auch der Teich gereinigt werden und dann steht man den Nachmittag über im kühlen und erfrischenden Teich und angelt Algen. Dabei lässt es sich einwandfrei einen Plausch halten und als wäre das nicht schon genug, kann man am Ende zur Belohnung wieder die Fische ihre Runden drehen sehen. Man darf aber auch sein eigenes kleines Projekt in die Wege leiten und sich den Rat von allen aus dem Garten einholen. So hat Anton zum Beispiel ein Infoblatt über Red Ants geschrieben (unglaublich interessante und beeindruckende Ameise, die ihre Nester bauen, indem sie Blätter miteinander verweben. Allerdings sind sie auch kleine Biester, die dich beißen, wenn du aus Versehen ihr Territorium betrittst.) und Siva Ganesh hat ihm bei seiner Übersetzung ins Tamilische geholfen. Diese Hilfsbereitschaft ist mir besonders aufgefallen, wenn du krank bist, wird direkt gefragt, ob dir noch etwas fehlt oder man dir helfen kann. Der Garten geht auf deine Bedürfnisse ein und du auf seine und das macht mich glücklich.


  4. Ein Tag in Auroville

    Dezember 20, 2023 by Anton


    Hallo zusammen!
    Das ist der erste Blogeintrag für mein Weltwärts-Jahr in Indien. Ich bin jetzt seit ungefähr vier Monaten in Indien und habe mich inzwischen ganz gut hier eingelebt. Wir Weltwärts-Volunteers sind insgesamt zu Zehnt hier in Auroville angekommen, wobei wir alle in verschieden Projekten arbeiten. Dabei arbeite ich mit Rosa und Leonie im Botanischen Garten von Auroville. 

    Die Arbeit im Botanischen Garten macht mir sehr viel Spaß, besonders weil unser Arbeitstag sehr abwechslungsreich ist und wir die Möglichkeit haben, selbst Initiative zu ergreifen.

    Unser Arbeitstag beginnt um 8:45 Uhr mit normaler Gartenarbeit. Wir jäten Unkraut, schneiden Bäume und Büsche zurück, und zu Beginn der Woche helfe ich dabei, den angesammelten Kompost auf einen Traktor zu laden. Wir haben bereits in vielen verschiedenen Gärten gearbeitet, darunter der Schmetterlingsgarten, der Bauhinien-Garten, der Japanische Garten, der Windmühlen-Garten und zuletzt viel im Indischen Garten.

    Beim Unkrautzupfen kann man gut einfach mal abschalten, was ich sehr meditativ finde. Wenn ich mit Rosa und Leonie zusammenarbeite, unterhalten wir uns gerne, und manchmal hören wir uns einfach einen Podcast an. Um 10 Uhr ist Teatime, und wir machen erst einmal Pause, was bei dem Klima auch wichtig ist. Dort treffen wir dann auch die anderen Arbeiter im Botanischen Garten, die alle wirklich sympathisch sind. Wenn wir Glück haben, hat jemand Geburtstag und es gibt Kuchen zum Tee. 

    Danach geht es weiter mit der Gartenarbeit. Währenddessen wird es immer wärmer, und man wird langsam hungrig. Um 12 Uhr ist es dann endlich Zeit fürs Mittagessen. Dieses wird in der Kantine des Botanischen Garten gekocht und nach der Gartenarbeit ist es unfassbar gut. Es gibt klassisch südindisches Essen, was meistens aus Reis oder Hirse mit einer variierenden Suppe wie z.B. Dahl oder Sambar (ein Gemüseeintopf) besteht, dazu gibt es immer einen einen Salat und Zitronensaft.
    Unser klarer Favorit ist der Mittwoch, wenn es Kara Kuzhambu mit Millet Dosa gibt. Ich glaube, ich kann nie genug von diesem cremigen und würzigen Auberginen-Curry mit den fluffigen Hirsepfannkuchen haben.

    Am Nachmittag können wir an unseren eigenen Projekten arbeiten. Am Anfang hatte ich die Aufgabe, einen alten Wegweiser zu restaurieren und dann farbig anzumalen, wobei mir Rosa dabei geholfen hat.

    Gerade habe ich eine Infotafel für die roten Weberameisen fertigstellt, welche es hier in Massen gibt. Die Weberameisen können ziemlich schmerzhaft sein, wenn man auf die Idee kommt, den Baum oder Busch zu beschneiden, in dem sie leben. Besonders unangenehm ist es, wenn sie von unten in deine Hose klettern oder von oben auf dich herabspringen. Allerdings habe ich neulich herausgefunden, dass sie aufgrund ihrer hohen Aggressivität die ideale Schädlingskontrolle sind. Um ihr Image zu verbessern, habe ich mich entschieden, eine Infotafel zu gestalten.

    Wenn ich dann doch mal nichts zu tun habe, suche ich mir einen kleinen Tagesjob, wie zum Beispiel den Hochstand sauberzumachen, oder ich helfe Leonie dabei, das Insektenhotel mit Bambus aufzufüllen. Neulich habe ich mit einem Wasserdruckreiniger eine Steinplattform von Moos befreit.

    Um 16 Uhr endet mein Arbeitstag, danach geht es dann mit dem Motorrad nach Hause. Der Straßenverkehr hier ist wie in einem Videospiel. Grundlegend gibt es scheinbar keine Verkehrsregeln, außer natürlich der Größere hat Vorfahrt, was besonders bei Bussen und Lastwagen unangenehm ist. Dazu kommen noch Kühe die seelenruhig mitten auf der Straße liegen, Ziegen die unberechenbar hin- und herrennen, Hunde die dich angreifen wollen und das konstante Fernlicht, welches fast jedes Fahrzeug in der Nacht anhat. Aber solange man sich dem Verkehr nicht zu sehr anpasst und vorsichtig fährt ist der Heimweg auch kein Problem.

    Ich wohne mit vier anderen Volunteers in einer WG in dem Dorf Kuilapayalam. Das Dorf ist nicht direkt in Auroville, aber es hat auch seine Vorteile, da wir viele Läden und Cafés in der Nähe haben und vergleichsweise auch näher am Meer sind. Das WG-Leben finde ich super, ich hatte es mir irgendwie anstrengender vorgestellt. Aber wir verstehen uns glücklicherweise alle sehr gut miteinander.

    Nachdem ich mich kurz Zuhause ausgeruht habe, geht es dann weiter. Am Donnerstag haben wir Tamil-Stunden, die ich durchaus interessant finde, aber wegen der Komplexität der Sprache sehr schwierig sind. Ansonsten gehe ich gerne bouldern oder spiele Schach.

    Am Abend essen wir zusammen in der WG oder wir holen uns etwas zu Essen bei FriendsCorner. Wo es die billigsten und besten Masala Dosa in ganz Auroville gibt.

    An den Wochenenden gibt es hier auch viel zu machen. Am Samstag treffen wir uns meistens um 12 Uhr in der Solar Kitchen zum Mittagessen  (für mich selbstverständlich Frühstück).

    Die Solar Kitchen ist die Kantine, in der die anderen Volunteers immer Mittagessen gehen (Solar weil sie komplett von Sonnenenergie betrieben wird). Nachdem gegessen haben gehen wir ins Café LaTerasse, welches direkt über der Solar Kitchen ist. Dort gibt es South Indian Coffee und wenn das Geld reicht ein Stück Kuchen. 

    Danach geht es manchmal zu den Mudpools, wo man sich ein wenig in der Natur ausruhen kann und in den Mudpools sich erfrischen kann. 

    Am Anfang sind wir häufiger zum Feiern in eine Bar in Pondicherry gefahren (Die Stadt in der Nähe). Aber da dort die Musik und die Stimmung nicht so gut war, treffen wir uns jetzt meist bei jemanden Zuhause. Was mir besonders gut gefällt ist es wenn es einen Potluck gibt, wo wir uns alle treffen und jeder etwas zu Essen mitbringt. An meinem Geburtstag haben wir auch einen Potluck gemacht und ich habe eine Kürbissuppe gekocht.

    Am Sonntag fahren wir gerne zum Strand, der wirklich schön ist und man gut in den Wellen spielen kann. Wenn man dort ist, bemerkt man jedoch wieder, wie fremd man hier ist, und es ist teilweise sehr unangenehm, wenn man von allen Seiten angestarrt wird oder regelmäßig nach Fotos gefragt wird. Glücklicherweise haben wir jetzt einen Strand gefunden, der in der Nähe der Pondicherry University ist und daher wesentlich entspannter ist.


    Am Abend treffen wir uns dann häufig bei der Pizza Night, wo man für umgerechnet 3,30 € so viel Pizza bekommt, wie man will. Was meinen wöchentlichen Pizza-Konsum um ein Vielfaches gesteigert hat. Es ist auch eine schöne Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und Schach oder Kicker zu spielen.

    Zusammengefasst ist Indien wirklich ein wunderschönes Land und es ist gibt hier wahnsinnig viel zu erleben. Am Anfang gab es zwar noch vieles was sehr ungewohnt war. Aber erstaunlicherweise gewöhnt man sich dann doch relativ schnell daran und die letzte Zeit ist wie im Flug vergangen. Ich bin gespannt, was ich hier noch so alles erleben werde und freue mich auf die restlichen 8 Monate!



    Zuletzt noch eine paar Bilder von meiner Haar Transformation in den letzten Monaten.


  5. 2 Quartalsbericht Hanna Robbers, Botanical Garden

    März 8, 2023 by Hanna Robbers

    Nach etwa sechs Monaten hier in Indien und Auroville fühle ich mich sehr angekommen und habe mich gut eingelebt. Es ist fast nichts mehr neu für mich und auch auf den Trips habe ich mich an die indische Lebensrealität gewöhnt, wobei ich sie an manchen Stellen immer noch nicht verstehe, aber sie ist mir nicht mehr fremd. Eigentlich gefällt mir die indische Kultur sehr gut zum Beispiel bedanken sich Tamilen nicht aus Höflichkeit sondern traditionell nur wenn sie wirklich zu tiefst dankbar sind und nicht wenn man ihnen das Salz über den Tisch reicht. Trotzdem bin ich dankbar nicht komplett in Indien zu leben sondern auch in Auroville, weil Dinge wie der Feminismus oder die westliche Kultur mir schon fehlen würden bis zu einem gewissen Grad.
    Ich habe jetzt auch viele Freunde außerhalb der Gruppe mit denen ich sehr gerne Zeit verbringe. Ich war zum Beispiel mit einem erst letztens schwimmen in einem Pool. Jedenfalls war es in sofern praktisch mit Mma anzufangen, weil ich über den Kampfsport viele von meinen jetzigen Freunden kennengelernt habe. Ich habe mich nicht nur wegen dem regelmäßigen Sport so gut eingelebt sondern auch durch den Chor, dem ich schon ganz am Anfang beigetreten bin. Dadurch hatte ich auch die coole Möglichkeit an einem Chorauftritt im Dezember teilzunehmen und ich werde hoffentlich auch an einem Mma Wettkampf mit meinem Team teilnehmen.
    Was tatsächlich auch sehr praktisch ist, dass ich in Kuilapalayam lebe und somit sehr viele Restaurants und Cafes in direkter Reichweite sind. An meinen lieblings Cafes und Restaurants treffe ich mich gerne mit meinen Freunden oder genieße das Wlan ganz alleine für mich.
    Die letzte drei Monate waren aber auch nicht nur einfach und schön. Ich glaube die Zeit hier lässt sich am besten mit dem Wort intensiv beschreiben, weil ich sowohl extrem schöne und glückliche Erfahrungen mache aber auch Erfahrungen in andere Richtungen. Es ist zum Beispiel manchmal schwer sein Leben unter einem Hut zu bekommen, weil man unabhängig und zu 100% für sich selbst verantwortlich ist. Das bedeutet dann konkret, dass man den Haushalt machen muss auch wenn man keine Energie mehr hat, weil die Arbeit oder die Freizeit mal anstrengend waren. Auch ist es für mich nicht immer einfach von meiner Partnerin getrennt zu sein. Allgemein ist es schwierig so weit weg zu sein und dann familiäre Probleme in der Heimat zu haben, weil man nur telefonisch und dann noch mit Zeitverschiebung da sein kann.
    Ich merke auch jetzt schon nach nur sechs Monaten wie ich mich verändert habe. So bin ich etwas entspannter geworden, was man, wenn man hier lebt, auch schwer vermeiden kann, weil ziemlich oft Dinge sehr spontan sind und nie so wirklich klappen wie man es möchte. Ich bin aber auch erwachsener und selbstständiger geworden, was alltäglich Dinge angeht wie Haushaltsführung oder Freizeitplanung. Tatsächlich hat die Zeit hier in Auroville auch einige Denkprozesse bei mir angestoßen was Spiritualität, die westliche Kultur und Nachhaltigkeit angehen. Das war auch schwer zu vermeiden, weil ich hier so viele Menschen getroffen habe die eine komplett andere Weltsicht haben als ich, mit denen ich zusammen arbeite oder befreundet bin. Am Anfang war das auch schwer, weil es natürlich komfortabler ist, sich nur mit Menschen mit den selben Ansichten auszutauschen. Insofern wurde mein Horizont aufgebrochen und ein ganzes Stück erweitert.
    In meinem Projekt fühle ich mich immer noch sehr wohl und ich kann den Garten nur empfehlen. Mittlerweile habe ich meine festen Aufgaben aber immer noch die Möglichkeit auh andere Sachen zu machen, wenn ich das möchte. Und viele Kollegen sind zu Freunden geworden, mit denen ich ser gerne zusammen arbeite und nebenbei rede.
    Abschließend kann ich sagen, dass in Auroville eine sehr schöne Zeit habe, die wie jeder Alltag auch ab und zu stressig ist.

    Auroville, 5.3.2023