RSS Feed

Von der Wissenschaft ein Huhn zu schlachten

7. Dezember 2017 von Mira

Alle Leser, die aufgrund ihrer Liebe zu Tieren Vegetarier oder gar Veganer geworden sind, sollten sich nicht diesen Blogbeitrag durchlesen, da der Inhalt auf sie traumatisierend wirken könnte. Alle anderen Leser können getrost lesen, was Jasper und ich neulich erlebt haben.

Es fing damit an, dass Ratten mir meine Unterhosen alle anknabberten und ich diesem Problem mit einer Falle entgegenwirken wollte. Doch nicht nur Ratten, sondern auch Streifenhörnchen gingen mir in die Falle und so saßen Daniel, Jasper und ich eines Abends zusammen vor unseren Hütten, während wir das tote Streifenhörnchen in der Falle betrachteten. Ich weiß nicht mehr, wem genau die Idee kam, doch wurde uns letztlich von Frank davon abgeraten, dieses Streifenhörnchen auseinander zu nehmen und zu essen. Die seien noch schlimmer als Ratten und hätten alles, was man sich nur vorstellen kann. Aber unsere Lust war geweckt, endlich mal etwas auszuprobieren, was uns in Deutschland bisher nicht in den Sinn gekommen war, wobei Jasper doch schon ein bisschen Erfahrung hatte.

So machten wir (Jasper und ich) uns ein paar Wochen später mit unserem Mentor Segar auf, in die umliegenden Dörfer, um ein Huhn aufzutreiben. Natürlich mussten wir, weil wir weiß waren, einen überhöhten Preis zahlen, den selbst unser tamilischer Mentor nicht mehr herunter handeln konnte. Aber diese 400 Rupien waren es uns Wert.

Zurück auf Discipline fingen wir gleich mit der Arbeit an. Ich hielt das Huhn fest und Jasper schlug mit dem Beil zu. Ein Schlag und der Kopf war ab. Doch ruhig liegen blieb das Huhn dann nicht. Hätte ich es nicht festgehalten, wäre es wohl ohne Kopf davon gelaufen, so zuckte es noch ein oder zwei Minuten lang unter meinen Händen und bespritze und besudelte mich mit reichlich Blut. Wie mulmig wurde mir bei diesem Geschehen, doch eigentlich war damit auch schon der schlimmste Schritt vollbracht. Wir ließen das kopflose Huhn noch kurz am Baum hängend ausbluten, übergossen es dann mit warmen (nicht kochend heißem!) Wasser ab, so dass sich die Federn besser entfernen ließen, und machten uns dann ans Rupfen. Bei all dieser Arbeit umgab uns beständig der mehr oder weniger unangenehme Geruch von Hühnchenfleisch und auch die Fliegen ließen nicht lange auf sich warten. Nach dem Federnrupfen hieß es, den Bauch aufzuschneiden und die Gedärme zu entfernen, wobei man aufpassen muss, nicht die Galle zu treffen. Es war schon irgendwie interessant, sich mit der Anatomie eines Hühnchens zu beschäftigen und zu versuchen, alle Innerein zu bestimmen. Ein Medizinstudium kommt für mich aber deshalb noch lange nicht in Frage.

Nun konnte man sich endlich an das heran machen, wofür man das Huhn gekauft hatte: Ans Fleisch. Es erwies sich als recht aufwendig und wie ich erst im Nachhinein von Bärbel erfahren habe, funktioniert es besser, dass Fleisch von den Knochen zu schneiden, wenn man das Hühnchen vorher ganz kocht, anstatt erst das Fleisch abzuschneiden und es dann zu kochen. Naja, am Ende gab es dann eine Gemüsehühnerbrühe, die trotz des sehnigen Fleisches lecker geschmeckt hat. Von Hühnchen habe ich jetzt erstmal genug, aber Jasper und ich haben schon weitere Pläne…


Keine Kommentare »

No comments yet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert