1. Weihnachtstag, es ist später Nachmittag und vom Schmerz gezeichnet stehe ich an irgendeinem Highway und starre den Autos, die vorbei fahren hinterher. Meine Schultern und mein Rücken tun weh, meine Beine fühlen sich seltsam leblos an.
Wie bin ich hier hin geraten? Ein paar Schritte zurück:
Gestern Abend hatten wir eine sehr schöne Weihnachtsfeier. Erst gab es Abendessen im Visitor Center, dann Wichteln im Dorf. Als ich dann so um 2.30 wieder zu Hause war, durfte ich aber leider noch nicht schlafen. Es ging ans packen. Ganz schlau hatte ich mir nämlich überlegt, gleich am nächsten Tag nach Pune zu fahren, um 7.
Irgendwie habe ich es geschafft nur eineinhalb Stunden zu schlafen und dann aber auch pünktlich im Bus nach Chennai zu sitzen. Ich habe es sogar hinbekommen einen Stadtbus zu finden, der dann sogar zum richtigen Bahnhof fuhr. Dass ich das Gleis auch problemlos gefunden habe, hätte mich eigentlich schon misstrauisch machen sollen. Reden wir nicht lange drum herum: Ich habe den Zug nie bestiegen. Ich war nur auf der Warteliste für das Ticket und es haben nicht genug Leute ihren Platz abgesagt. Was macht man dann? So richtig habe ich noch nicht mal das mit der Warteliste verstanden, aber am besten wendet man sich an einen netten Beamten. Quer durch den Bahnhof geschickt, irgendwo angestellt, 15 Minuten gewartet- „Du bist hier falsch, geh mal ein Stockwerk höher“ Ok.
Ein Schild zeigt auf einen nicht vorhandenen Touristenschalter, also stelle ich mich ganz normal an. Nach 20 Minuten des Anstellens und weitere 5 Leute Vollquatschens, „Was mache ich jetzt? Wie? Ich habe gar keine Ahnung!!!“, komme ich endlich dran und muss erfahren, dass natürlich alles weg ist. Man kann ganz früh morgens am nächsten Tag kommen und dann vielleicht ein Ticket kaufen. Ok, was soll´s, mir bleibt ja nichts anderes übrig.
Dann finde ich den Touristenschalter doch noch, es ist ein richtiges Büro und mir werden Hoffnungen geweckt, dass ich über mein besonderes Visum einen Platz kriegen könnte, aber halt auch erst morgen.
Ja, „What to do?“ ein Tag in Chennai steht mir bevor. Und dann kommt doch wieder alles ganz anders. Es gibt einen Bus nach Pune! In einer Stunde. „Warum nicht?“ Dann halt Bus.
Und wir sind wieder am Anfang. Irgendwie bin ich zu groß für den Bus. Das klingt vielleicht komisch, aber Holzklasse im Flugzeug kommt einem im Vergleich riesig vor. Ich kriege meine Beine schlicht und ergreifend nicht richtig zwischen die Sitze. Also hänge ich 9 Stunden in unterschiedlichsten Positionen im Gang oder als Päckchen auf meinem Sitz. Ein Glück werde ich in Bangalore erlöst und darf in einen andreren Bus umsteigen, in dem es weitere 13 Stunden nach Pune geht.
Die Reise war zwar etwas schmerzhaft, aber an sich bin ich wirklich überrascht, wie einfach es ist quer durch drei Bundesstaaten zu reisen. Ich habe bestimmt tausend Leuten eine Millionen dumme Fragen gestellt und mir wurde immer geholfen. Auch wenn ich nachts umgestiegen bin, habe ich mich nie unsicher gefühlt. Es ist wirklich schön endlich mal im richtigen Indien unterwegs zu sein und wieder einmal zu sehen, dass man nicht alle Horrorgeschichten glauben muss, die man so hört. 😀
Hallo Isabel,
eigentlich folgte ich wegen Nora dem Blog, aber inzwischen lese ich (unter anderem) deine Berichte mit großer Freude. Du kannst echt toll schreiben.
Wünsch dir/euch schöne Weihnachtstage im (im Vergleich zu Zentralafrika ^^) tief-winterlichen Indien und kommt gut ins neue Jahr rein.
Und für dich noch viel Spaß und wenig Probleme bei der mindestens 21-stündigen Rückreise nach Auroville 🙂
Liebe Grüße, Kai
Hallo Isi,
Du bist schon ein verrücktes Huhn, aber es freut mich, dass es Dir gut geht und offensichtlich auch Spaß macht in Auroville und bei Deinen Ausflügen. Bei uns zu Hause sind es frühlingshafte 10°C, also nicht zu vergleichen mit Euren winterlichen Temperaturen! 😉 Die Weihnachtszeit scheinst Du ja nicht gerade vermisst zu haben.
Ich wünsche Dir noch eine schöne Zeit in Indien, rutsch gut ins Neue Jahr! Ich freue mich schon auf Deine Live-Berichte, wenn Du wieder da bist!
Liebe Grüße
Ersatzmama Katrin