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‘Anfangszeit’ Category

  1. Mein erster Quartalsbericht – Einblick ins Leben eines aufstrebenden Farmers:

    April 23, 2024 by David Ott

    Vor fast 3 Monaten ging das Abenteuer Auroville los, nun ist es zeit für den ersten Bericht!

    Ich sitze gerade Zuhause in Kuilapalayam und erinnere mich an die Anfangszeit zurück, seit dem ist schon so viel passiert, sodass es sich für mich erstaunlicherweise sehr lange her anfühlt. Die erste Woche in Auroville hat mir sehr gut gefallen und war ein angenehmer Einstieg ins indische Leben.

    Wir waren ungefähr 10 Tage im Isai Ambalam Guesthouse untergebracht, eine sehr schöne Gegend von Auroville, in der ich persönlich sehr wenig unterwegs bin, wenn ich dann mal am Guest house vorbei fahre erinnere ich mich gerne and die ersten Tage zurück, es war alles so neu und überwältigend.

    Einige besondere Momente stechen natürlich besonders raus, zum Beispiel der zweiten Abend im Guesthouse, Lola, Gerrit und ich sind der Templemusik gefolgt und standen plötzlich vor einem mit hunderten LED Lichtern geschmückten Tempel, als wir rein gingen sahen wir Tamilen die Instrumente spielten in einer Lautstärke die einer Technorave glich. 

    Das war die erste richtige Konfrontation mit der tamilischen Kultur und es war Wundervoll!

    Nach ein paar Tagen war die Zeit im Guesthouse vorüber und wir zogen in unsere neuen Unterkünfte. 

    Wir hatten noch ein Wochenende Zeit um anzukommen und uns ein wenig in der WG einzuleben, ich war voller Vorfreude gespannt auf die Arbeit, der erste Arbeitstag jedoch, war ein ganz schöner Sprung ins kalte Wasser..naja eigentlich in zu heiße Wasser, am ersten Tag schwere Arbeit im Mango Orchard bei praller Sonne war etwas zu viel für mich, die darauffolgenden Wochen waren auch herausfordernd, aber allmählich gewöhnte ich mich an die Arbeit und war recht bald äußerst zufrieden mit meiner Einsatzstelle! AuroOrchard hat wirklich ein super Team und wenn man will und auch nach fragt kann man super viel lernen! 

    Die Arbeit auf der Farm bringt viele Vorteile mit sich, die die Anstrengung und das viele Schwitzen (sogar bei angenehmen Monsun-Temperaturen) überwiegen, zum Beispiel die Arbeitszeiten, da man so früh schon anfängt, hat man auch früher Feierabend, und somit mehr vom Tag.

    Außerdem lernt man viel neues kennen: Die Tamilische Kultur steht da für mich an erster Stelle, ich habe recht viele Tamilische Kollegen, mit manchen arbeitet man viel zusammen, mit anderen fast nie. Doch einige sind zu Freunden geworden die man auch ab und an mal außerhalb der Arbeit trifft. Durch die vielen verschiedenen Volunteers lernt man auch Menschen aus aller Welt kennen, einige kommen nur für einen tag und merken dann wahrscheinlich wie Anstrengend farming ist ^^, andere helfen für einige Wochen oder sogar Monate mit. Meistens sieht man jede Woche neue Leute auf der Farm. 

    Was man natürlich auch kennen lernt: Die Natur Südindiens. Von stacheligen Bäumen über   Cowgrass ( dass hinterlässt gerne mal Schnittwunden wen man es nur anfässt), Skorpione, Exotische Früchte, Schlangen bis hin zu Chamäleons. auf der Farm kann man die Natur Hautnah erleben.

    Meine Aufgaben sind sehr vielseitig, ich mache oft einfach was gerade gebraucht wird, Sachen wie Unkraut jähten, mulchen, und ernten sind an der Tagesordnung und kommen bei mir jede Woche mal dran. Oft auch shredden um Mulch herzustellen, kleinere Bäume oder Büsche beschneiden, neue Pflanzen aussähen, oder auch fertige Ware verpacken. Es gibt wirklich unzählige Sachen zu tun und man kann sich auch auf die Aufgaben konzentrieren die einem Spaß machen, Beispielsweise Kompost anlegen, vor ein paar Wochen habe ich mit Gerrit zusammen 3 Kompost Haufen angelegt, ein Interessanter Prozess vor allem wenn man versteht was man genau macht und wo zu die verschiedenen Arbeitsschritte nötig sind. Ich warte schon gespannt auf das Ergebnis in 2-3 Monaten.

    Obwohl ich recht zufrieden bin mit meinen Tasks auf der farm, möchte ich meine Fühler ausstrecken und eigene größere Projekte auf der Farm angehen, mal gucken was da so möglich ist..

    Nun noch ein wenig über meinen Alltag und mein generelles Wohlbefinden. Allmählich habe ich mich eingelebt und fühle mich hier auch so langsam wie Zuhause. Was mir gerade ein wenig zu schaffen macht ist das Klima, hier ist gerade Monsun, dass ist auf der einen Seite sehr schön da die Temperaturen angenehmer sind und ich auch den Regen sehr genieße, auf der einen Seite ist es auch nervig da alles mögliche sehr schnell anfängt zu schimmeln. 

    Was mir gerade sehr gut tut ist dass leben an sich, dass heißt nicht das alles Perfekt ist, ich würde jedoch sagen das mein Leben hier sehr Spannend und fordernd ist. Das hat mir Zuhause in Deutschland sehr gefehlt. Außerdem lernt man hier unglaubliche viele Interessante Menschen kennen, viele wirken wie Außenseiter der „normalen“ Gesellschaft, und da ich mich oft auch so fühle, treffe ich auf gleichgesinnte. Das tut mir gerade sehr gut.

    Alles in allem bin ich mega zufrieden mit meinem Weltwärts-Jahr!


  2. Vom Küken zum Ästling – der erste Monat

    September 23, 2023 by Laura

    Ich kann es kaum glauben, aber heute ist der erste Monat in Indien rum und ich kann gar nicht sagen, ob mir die Zeit kurz oder lang vorkommt. 

    Als ich nach zwei Tagen ohne Schlaf endlich aus dem Partybus ausstieg, befand ich mich in Auroville am IsaiAmbalam Guesthouse. Die schwüle Luft außerhalb des klimatisierten Bus traf mich sogleich. In diesem Moment habe ich das erste Mal meine Entscheidung – ein Jahr in Indien zu verbringen – ernsthaft hinterfragt. Aber um viel darüber nachzudenken, war ich zu müde… 

    Glücklicherweise hatten wir noch Zeit um uns auszuruhen, bevor die Einführungswoche anfing. Ab diesem Moment war mein Kopf auf Autopilot und ich bin nur noch mit großen Augen und Ohren der Gruppe hinterhergestolpert bzw. hinter der sich durch Straßen und über rote Sandwege hingurkende Fahrradschlange her gestrampelt.

    Sehr im Gedächtnis ist mir der Besuch des Matrimandirs geblieben, weil mich das Gebäude sehr beeindruckte und es mir trotzdem doch sehr paradox erschien – aber das ist eine andere Sache. Während wir im Meditationsraum saßen, betrachtete ich fasziniert die Architektur, die mich am ganzen Bauwerk fesselte. Nach einer Viertelstunde des Sattsehens meldete sich mein Bauch lautstark und verlangte nach etwas zwischen die Zähne. Zur Meditation kam es da bei mir folglich nicht.

    Nach einer Woche Schonzeit wurden wir dann aus dem sicheren Nest geschubst und flügge wie wir waren, bezogen wir unsere WGs. Als Ästlinge zogen wir nun auf eigene Faust los und stürzten uns wagemutig in den indischen Verkehr. Hinter großer Geräuschkulisse und unter protestierendem Hupen von allen Seiten nahmen wir vorerst unseren Platz als rangniederes Drahteselvolk ein. 

    Mein Orientierungsbewusstsein hat sich nach einem ersten Schock endlich dazu entschieden Anfang der zweiten Woche endlich zur Rettung zu kommen und nun hangel ich mich an ein paar Fixpunkten wie Solarkitchen, Visitor Center und TownHall entlang.

    Um mich ganz einem -meinem ganz besonderen :)) – Drahtesel zu verpflichten, ging ich auf Fahrradsuche. Das Schicksal meinte es wohl gut mit mir, denn ich konnte flott ein gebrauchtes Fahrrad erstehen, welches meine Anforderungen noch übertraf. So viel Müßiggang war mir dann doch nicht vergönnt, denn anschließend kostete mich das Fahrrad viel Zeit im Aurovelo. Dafür schnurrt es jetzt auf den Sandwegen nur so dahin – Update: Schon wieder ein Platten-.

    Um mir alle Möglichkeiten offen zu halten, wollte ich trotzdem den Motorradführerschein machen. Da hatte aber wohl jemand etwas dagegen, denn als mein Foto gemacht werden sollte -wofür wir den kompletten Vormittag gewartet hatten-, wurde ich wieder weggeschickt, weil etwas mit meinen Dokumenten nicht stimmte…aber auch die Motorräder selber scheinen mich loswerden zu wollen – bei den Übungsfahrten mit Andy und Gabi habe ich mich bei beiden Motorräder verbrannt -.

    Bin ich froh ein Fahrrad zu besitzen – noch!

    Schneller als erwartet wurden wir vom Alltag überrumpelt, denn der erste Arbeitstag bei WasteLess rückte immer näher. Hier startete ich mit zwei neuen Mitarbeiter*innen das Orientierungsprogramm, um eine Wissensbasis zu den durchgeführten Projekten aufzubauen. Dabei gingen wir die Lernmaterialien für die Schüler durch zu Themen wie Mülltrennung, Plastik und Mikroplastik.

    Zu dem Programm gehörten einige Dokumentationen, die mich besonders in den Bann gezogen und nachhaltig beschäftigt haben. Zwar deprimierte mich die Aussichtslosigkeit zunächst und ich habe wie so oft eine Hilflosigkeit gegenüber der sich stets ins negative entwickelnden Situation gespürt. Aber gleichzeitig wurde mir bewusst, warum ich in diesem Projekt gelandet bin und dass man hier das Problem an der Wurzel packt.

    Denn WasteLess sieht die Chance auf Veränderung in der Bildung der Kinder, unserer Zukunft. Denn sie können leichter als Erwachsenen ihr Verhalten nachhaltig verändern und das neu erlangte Wissen aus der Schule heraus in ihr soziales Umfeld bringen. Sie lernen spielerisch beispielsweise, wie sie Müll richtig trennen, welche verschiedenen Arten von Plastik es gibt oder wie viel Mikroplastik jeder Mensch pro Monat zu sich nimmt. Das hat mir wieder Hoffnung gegeben und so konnte ich mit vollem Optimismus und Idealismus in die Thematik eintauchen.

    Nach der Einführung durfte ich mit kleinen Designaufgaben starten, die sich gar nicht wie Arbeit sondern eher wie Ausleben eines meiner Hobbys anfühlen. Im Team herrscht eine unglaublich entspannte und offene Atmosphäre, in der man sich nur wohl fühlen kann. Ich bin sehr gespannt, was ich dem Projekt beitragen kann.

    Es hat sich auch schon etwas Routine in den Alltag eingeschlichen, wie gemeinsames Frühstück und Abendessen zuhause (zum Abenteuer wird das Kochen bei Stromausfall mit Stirnlampe) und Mittagessen in der Solarkitchen mit den anderen.

    Da Lola auch im Recenter arbeitet, machen wir uns meist zusammen auf den Weg. Nach der Arbeit geht es entweder zum Tamilunterricht oder zu Certitude um Volleyball oder Tennis zu spielen. Nach sechs Stunden alle Kreativität aber auch Geduld zusammenkratzen, tut die körperliche Anstrengung richtig gut. 

    Dann stehen Rosa und ich vor der roten Wand und ballern den gelben Ball immer und immer wieder dagegen. Rosa übt ihre Vorhand, ich meine Rückhand. Hin und wieder kommt dann ein äußerst zuvorkommender, erfahrener und natürlich selbsternannter Tennisprofi und erklärt Rosa, wie man den Schläger hält und richtig schlägt- da hat jeder seine eigene Interpretation-.

    Eine große Gefahrenquelle bilden die vielen Kinder. Deshalb muss man aufpassen, dass man einem von ihnen nicht ausversehen den Kopf vom Hals pfeffert, weil sie zum wiederholten Mal plötzlich durch das Feld flitzen. 

    Besonders freue ich mich darauf im Oktober dem Chor beizutreten. Paula hat mich schon zu einer Probe mitgenommen, aber ein Konzert innerhalb von vier Wochen, war dann doch etwas zu viel verlangt.

    Vielleicht finde ich auch noch einen Ort, an dem ich Klavier spielen kann…

    In meinem Zimmer habe ich mich schon eingelebt. Zum Schlafen begebe ich mich in mein Himmelbett aus Mückennetz und bilde mir ein Gefühl von Überlegenheit gegenüber der Viecher ein, die mich gerne stechen würden. Um das Zimmer mehr zu meinem zu machen, habe ich Bilder aufgeklebt, die sich jetzt schon anfangen zu kräuseln und aus Tontöpfen, Glas und Holz habe ich einen Tisch und zwei Hocker gewerkelt. Hier gibt es dann immer Frühstück und Abendessen, wobei man etwas aufpassen muss, da die Tontöpfe gerne mit einem drauf umkippen. Aber einrichtungstechnisch muss hier noch viel passieren, vielleicht ein paar Muschelgirlanden, ein Wandtuch und ähnliches.

    Zur Zeit ziehe ich fünf Avocadopflänzchen groß und zwei wachsen munter. Da brauche dringend noch Inspiration für Namen…

    Seit ich hier bin, könnte ich Hymnen an das Essen komponieren und den ganzen Tag davon schwärmen. Essen macht mich eigentlich immer glücklich, aber hier wird das Potential voll ausgeschöpft. Die Schärfe mundet hervorragend und meine Geschmacksknospen jubeln.

    Glücklicherweise habe ich – im Gegensatz zu den anderen- noch keinen Reiskollaps, allerdings muss ich wohl zukünftig auf meinen geliebten Joghurt mit Sirup als Nachtisch verzichten, da mich mein Körper daran erinnert hat, dass ich Laktose gar nicht vertrage…

    Von den heimischen tierischen Verwandten wurden wir angemessen in Empfang genommen. Kühe, die bei Nacht mitten auf der Straße pennen, oder Hunde, die entweder ganz verrückt nach Krauleinheiten sind oder einen bei jeder Gelegenheit ausbellen, gehören zum Alltag.

    Auf mich hatte es besonders einer der Udavihunde abgesehen, doch mit Keksen haben wir uns etwas angefreundet. Auch bei unserem ersten Strandbesuch durften wir schon zu unserer Freude Bekanntschaft mit Quallen machen. Ein Gewitter und eine Invasion von Skorpionen bei der PizzaNight durfte da natürlich auch nicht fehlen.

    Wie nicht anders erwartet, sind die Mücken hier ganz entzückt von mir und bedienen sich üppig. Ich bin da nicht weniger angetan und tue meine Dienste indem ich meine Beine innerhalb der ersten Wochen in eine Kraterlandschaft verwandelt habe. Da wir jetzt aber endlich Internet in der Wohnung haben, muss ich nicht mehr zur RushHour raus zum telefonieren und muss mich jetzt nur noch mit den kleinen Miniviechern von Ameisen abfinden, die trotz des Mückennetzes ihren Weg zu mir finden.

    Bei unserem Einzug haben wir wohl eine große Ameisensekte so sehr verärgert, dass sie uns nun terrorisieren, koste es was es wolle (Opfer durch das Ameisenpulver, noch größere Horde nimmt Angriff auf uns). Eine andere Theorie wäre, dass sie uns anhimmeln, da wir so unglaublich vorzügliche Dinge in der Küche lagern. Das erklärt aber nicht, was sie unter die Tastatur des Laptops suchen.

    Wir haben auch ein paar Geckos zur Untermiete, die auch mal gerne in unserer Biotonne wohnen und bei unserem Anblick vor Schreck heraushüpfen.

    Die Kurzzeitbesucher wie die TausendfüßlerRaupendinger oder Berts (kleine dicke Käfer, die einfach vom Himmel fallen) sind dagegen eine willkommene Abwechslung, wenn auch ebenso unerwünscht. Es gibt aber auch sehr viele Tiere, die ich sehr gerne mag, beispielsweise die runden schwarzen Käfer mit den Punkten.

    Ich freue mich auf alles, was noch so kommt und bin gespannt, was das Jahr so bringen wird… :))

    Danke an Muna und Nora für die tolle Vorbereitung, kulturell und mental, für das Jahr in Auroville! <3

    Danke an Gabi, Andy und Jürgen für die spannende Einführungswoche und die fürsorgliche Unterstützung bis jetzt und in Zukunft! <3


  3. Aurovilleleben bisher

    Februar 18, 2023 by Sarah Hoffmann

    Fünf Monate bin ich bereits in Indien, da dachte ich mal, dass es Zeit ist sich zu melden und von meinen Eindrücken und Erfahrungen hier zu berichten. Das erste was ich bemerkt habe als ich am Flughafen in Chennai stand, war dass es super heiß war. Ich kam gerade aus dem eiskalten Flugzeug und habe einen heißen Schock erlitten. Aber die Klimaanlage im Auto nach Auroville hat das nachts um drei Uhr wieder ausgeglichen. Ich habe nach meiner Ankunft ungefähr drei Tage in einem Hostel übernachtet bevor wir in unsere Wohnung in Kuilapalayam eingezogen sind. An dem ersten Abend in unserer neuen Wohnung gab es dann auch noch viel Krach, aufgrund von Ganesh Pooja, einem Fest in dem man den Elefantengott Ganesh ehrt. Da dachte ich schon „Oh Gott, wie wird das nur werden bei anderen Festen“. Aber inzwischen habe ich mich an die Tempelmusik erstaunlicherweise gewöhnt.

    Die erste Woche hier war eine Art Einführungswoche, wir haben unsere verschiedenen Projekte kennengelernt und sind sehr viel mit unseren Mentoren/Koordinatoren Kaffeetrinken gegangen.

    In der nächsten Woche habe ich dann bereits angefangen im Botanischen Garten zu arbeiten. Die Arbeit im Garten ist sehr schön und ruhig, dennoch anstrengend und manchmal auch nicht so abwechslungsreich. Aber ich genieße die Arbeit und habe über die Zeit auch eigene kreative Projekte, die mir Spaß machen, beispielsweise bemale ich gerade einen Wassertank im Garten.

    Wassertank
    Kakteengarten

    Ich finde es in Auroville besonders unglaublich wie viele Menschen ich hier kennenlerne. Diese kleine Stadt fühlt sich sehr offen an, man geht in ein Kaffee und lernt einfach neue Leute kennen und tauscht Nummern aus, dass ist einfach eine sehr direkte und kontaktfreudige Art, die mir gar nicht so bekannt ist aus einer Großstadt wie Berlin. Allerdings hat so etwas auch irgendwie seine Nachteile, z.B. wenn ich einfach keinen guten Tag und keine Lust auf Menschen habe, ist es schwierig an machen Plätzen alleine zu sein ohne das man jemanden neues kennenlernt oder dass jemand, den man kennt, sich zu einem setzt. Aber mit der Zeit hab ich gelernt einfach Kopfhörer rein zu machen oder direkt zusagen, dass ich gerade keine Kapazität zum Kommunizieren habe.

    Mir ist aufgefallen, dass selbst nach den fünf Monaten hier mir die Aurovillekultur immer noch nicht ganz klar ist und ich Auroville als experimentelle Stadt nicht so einfach begreifen werde. Es gibt viele Workshops und Sportaktivitäten hier, die die physische aber auch die psychische Mentalität gesundheitlich fördert. Gleichzeitig spielt die Spiritualität der Mutter Mirra Alfassa und Sri Aurobindo ihr spiritueller Partner eine große Rolle in Auroville, sowie auch in der nächsten Stadt Pondicherry. Auch stößt diese Gemeinschaft immer auf Probleme mit der indischen Regierung und auch innerhalb gibt es jede Menge Lücken und Konflikte. Trotzdessen funktioniert diese Gemeinschaft, auch wenn nicht in allen Punkten gut.

    Aber mir gefällt Auroville und nach 3 Wochen hier kam ich nach Hause, in unsere Wohnung in Kuilapalayam und war sehr glücklich zu Hause zu sein und diesen Ort mein zu Hause zu nennen zu können. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben in der Weltwärtsgruppe, auch wenn ich nicht mit allen zu tun habe weiß ich dennoch, dass ich zur Not immer Menschen aus der Gruppe ansprechen und mir zum Beispiel einen Mitfahrgelegenheit organisieren kann. Auch ist es schön wenn wir Geburtstage oder Feiertage wie Weihnachten zusammen feiern.

    Auroville liegt im Süden von Indien in dem Staat Tamil Nadu. Mich an die tamilische Kultur zu gewöhnen ist in mancherlei Hinsicht nicht einfach. Es gibt sehr viele anzügliche Blicke, die einem als weiße Frau von tamilischen Männer zugeworfen werden. Auch ist einfach deren Verständnis von einer Beziehung zwischen Mann und Frau sehr anders. Es gibt hier so etwas wie „Dating“ zu mindestens in den Dörfern kaum, da hier man oft verheiratet wird und vorher die Geschlechter kaum was mit einander zu tun haben. Daher bin ich oft sehr vorsichtig, wenn ich tamilische Männer kennenlerne, da diese oft noch die Vorstellung von der idealen Beziehung haben und dass man für immer zusammen bleibt, natürlich trifft das nicht auf alle zu.

    Ich selbst habe in Auroville nur ein paar Workshops besucht, wie ein„Sound Bath“ und ein Meditationskurs. Allerdings mache ich verschiedene Kurse regelmäßig, wie Zumba und einem Zeichenkurs am Wochenende. Ich versuche jetzt auch regelmäßig Sport zu machen.


    Auch Tamil habe ich jetzt auch einmal pro Woche, wir sind in unserem Kurs zwar nur noch zu dritt, aber es macht Spaß, obwohl ich vieles davon im Alltag kaum gebrauchen kann, da fast jedes Dorf in Tamil Nadu einen anderen Dialekt hat und mich Einheimische oft nicht verstehen.

    Das indische Essen in Auroville ist wirklich nicht scharf, darüber bin ich sehr froh. Allerdings schon wenn man nach Pondicherry fährt und dasselbe Essen bestellt ist es sehr viel schärfer. Außerdem gibt es hier eine erstaunliche Auswahl an Essen aus anderen Kulturen wie italienische, koreanische, japanische, nepalesische Gerichte usw. Also wird es kaum langweilig, wenn es ums Essen geht.

    Das Wetter hier ist sehr schön, momentan haben wir immer so um die 25-29 Grad. Abends ist das dann sogar manchmal kalt, da muss ich mir dann schon eine Jacke anziehen, gerade wenn man Scooter oder Motorrad fährt.

    Wenn man hier ist, fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre alles möglich. Die Atmosphäre in Auroville lässt mich mich wohlfühlen und neue Dinge entdecken.


  4. Schwupps, die ersten 4 Monate rum.

    Januar 11, 2023 by Lucia Lenters

    Liebe Lesende,

    i proudly present, mein erster Quartalsbericht (von Anfang Dezember) in Blogbeitragsform 😉

    Part 1: Sadhana Forest
    Seit über drei Monaten sind wir bereits in Auroville, Indien. Die ersten zwei Monate habe ich im Projekt Sadhana Forest gearbeitet, welches eine vegan lebende Gemeinschaft bestehend aus vielen lang- und kurzzeit Freiwilligen ist, die sich hauptsächlich die Wiederaufforstung des „tropical evergreen forest“ zur Aufgabe gemacht hat. Neben der Wiederaufforstung gibt es auch weitere Projekte in Sadhana Forest, wie etwa die geretteten Kühe (Goshala) oder den wöchentlich stattfindenden „Eco Film Club“ am Freitag Abend.
    Der Tag beginnt in Sadhana Forest um 5.30 mit dem morgendlichen Weckdienst, den 1-2 Freiwillige übernehmen und dabei kreativ ihre musikalischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringen können. Um 6.00 kommen alle im Morgenkreis zusammen um für 5-10 Minuten Dehnübungen zu machen, welche ebenfalls von immer wechselnden Freiwilligen angeleitet werden. Anschließend werden die Aufgaben für den ersten „Seva“ verteilt. Seva ist ein Sanskrit Wort und beschreibt den selbstlosen Dienst in der Gemeinschaft als spirituelle Praxis. Die Aufgaben im ersten Seva sind entweder die Zubereitung des Frühstücks für alle, die Küchenhygiene, Waldarbeit (pflanzen, graben, mulchen) oder das Kümmern um die Kühe. Um 8.30 endet der erste Seva und es gibt Frühstück für alle in der großen Gemeinschaftshütte. Nach dem Frühstück werden die Aufgaben für den zweiten Seva von 9.45 bis 12.15 verteilt, diese können die Zubereitung des Mittagessens, Putzen, Aufräumen, Termitenbehandlung oder die
    Toilettenhygiene umfassen. Nach dem zweiten Seva gibt es das gemeinschaftliche Mittagessen um 12.45. Nach dem zweiten Seva ist es allen freigestellt, wie sie ihren weiteren Tag verbringen. Es gibt zusätzlich eine Tafel, auf der zusätzliche Gemeinschaftsdienste verteilt werden, von denen jeder Freiwilliger wöchentlich 3 zugeteilt bekommt. Diese Dienste umfassen zum Beispiel das Kochen für das Abendessen, das Kümmern um die Kühe am Abend, die Zubereitung der Mahlzeiten am Wochenende oder das Spülen nach dem Essen.
    Neben dieser alltäglichen Struktur gibt es auch eine wöchentliche Struktur, welche sich in Sadhana Forest etabliert hat. Jeden Montag Abend gibt es den „Core Value Talk“, in dem sich alle Interessierten über einen der Kernwerte von Sadhana Forest unterhalten. Diese wichtigen Werte sind u.a. Veganismus, Mitgefühl (Compassion), Freies Lernen (Unschooling), kein Wettbewerb (non-competition), Schenkökonomie (gift-economy). Dienstags gibt es den „Sharing-Circle“, ein Raum in dem alle aus ihrem persönlichen Leben oder was sie grade beschäftigt erzählen können.
    Am Mittwoch gibt es die sogenannte „Non-Talent-Show“ in der gemeinsam nicht- kompetitive Spiele gespielt werden und Menschen etwas vorführen können. Am Donnerstag ist die „Night out“, da es kein Abendessen gibt gehen an diesem Tag die meisten Abends zusammen in Auroville essen.
    Freitags findet der Eco Film Club statt, zu dem immer besonders viele Besucher*innen in den Sadhana Forest kommen. Es gibt eine längere Tour über das Gelände des Projekts, anschließend wird ein Film gezeigt der häufig etwas mit Nachhaltigkeit, Veganismus, Artenvielfalt, Umweltschutz zu tun hat. Zum Abschluss wird Abendessen für alle serviert.
    Samstags wird meistens ein besonderes Abendessen zubereitet und Sonntag Abends gibt es ein wöchentliches Community Meeting, welches für alle verpflichtend ist. Bei diesem Meeting werden zusätzliche Aufgaben verteilt, die sonst nicht abgedeckt sind über die Tafel oder die Sevas. Das sind Aufgaben wie Essen servieren, Hunde und Katzen versorgen, Weckruf, Dehnübungen anleiten und mehr.

    Sadhana Forest

    Im folgenden erzähle ich ein bisschen, wie meine Erfahrungen in Sadhana Forest waren. Zu Beginn war ich ziemlich fasziniert von der Struktur und Haltung in Sadhana Forest und viele der Werte sind mir persönlich sehr wichtig. Die „einfache“ Art zu leben hat mir von Anfang an relativ gut gefallen, so finde ich es zum Beispiel total cool dass es nur Komposttoiletten in Sadhana Forest gibt und dass das Essen auf dem Feuer gekocht wird. Die Unterbringung in Sadhana ist eine kleine private Hütte für die Langzeitfreiwilligen, die Kurzzeitfreiwilligen sind in einer großen Schlafsaal-Hütte untergebracht. An das Leben in der Hütte musste ich mich erstmal gewöhnen, da die Hütten ziemlich klein sind und wenig Bewegungsraum und wenig Privatsphäre
    bieten. Die erste Hütte in der ich gelebt habe hatte zudem große schwarze Holzbohrer Bienen, welche unglaublich laut sind. Nach einiger Zeit habe ich dann meine Hütte glücklicherweise noch einmal wechseln können. Was ich wunderbar fand war, dass mich immer eine der Sadhana Katzen besucht hat in meiner Hütte.
    Zu Beginn habe ich die meisten der Aufgaben in Sadhana nacheinander ausprobiert um einen Überblick über die verschiedenen Aspekte zu bekommen. Nach einiger Zeit habe ich dann vor allem die Arbeit im Wald und das Kochen den anderen Aufgaben vorgezogen. Ich merkte bereits nach einigen Wochen, dass mir die konkrete Arbeit in Sadhana nicht wirklich Freude bereitet hat, da alles sehr repetitiv war und wenig Möglichkeit für kreative Ideen oder eigene Projekte gegeben wurde.

    Die Strukturen in Sadhana habe ich als sehr gefestigt wahrgenommen mit wenig Offenheit zu neuen Herangehensweisen oder Perspektiven. Bereits nach einigen Wochen wurde mir klar, dass ich nicht länger in Sadhana Forest bleiben will, da ich mich auch auf persönlicher Ebene nicht frei gefühlt habe. Durch die Gemeinschaftsstruktur, in der ich eine Hierarchie zwischen Freiwilligen und Projektmanagern deutlich gespürt habe, hatte
    ich das Gefühl auch in meiner Freizeit keinen Rückzugsort zu haben.
    Da es Malina ähnlich ging haben wir uns relativ bald an unsere Koordinator*innen und Mentor*innen gewandt. Zu Anfang November konnten wir beide unser Projekt wechseln und ich habe in meinem neuen Projekt Wasteless angefangen.

    Transforming Waste Together

    Part 2: WasteLess
    Wasteless ist eine non-profit Organisation die hauptsächlich Bildungsmaterialien und Spiele für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren zum Thema Müll, Müllvermeidung und nachhaltigen Konsum entwickelt und aktuell das neue Bildungsprogramm „Sea Change“ veröffentlicht hat, in welchem es um Plastik und Mikroplastik im Ozean geht und die Auswirkungen, die dies auf die Umwelt und auf uns hat.
    Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und wurde herzlich aufgenommen von Ribhu und Chandra, die das Projekt ins Leben gerufen haben. Insgesamt besteht das Team zur Zeit aus 6 festen Mitarbeiter*innen. Einige Tage bevor ich zum Projekt dazugestoßen bin wurde „Sea Change“ veröffentlicht, ein Programm welches das Team von Wasteless speziell für Government Schulen in Tamil Nadu entwickelt hat. An meinem zweiten und dritten Arbeitstag hatte ich die Gelegenheit bei einem Teacher Training dabei zu sein, in dem die Lehrerinnen mit den Unterrichtsmaterialien vertraut
    gemacht wurden, um das Programm bestmöglich in ihren Schulen durchführen zu können. Die ersten zwei Wochen gab es viel zu tun und ich habe dabei geholfen, Pakete zu packen und an Schulen zu fahren um mit Schüler*innen eine Umfrage zu machen, die den Lernerfolg durch das Programm (vorher /nachher) erfassen sollen. Anschließend wurde es etwas ruhiger und ich habe mit dem Einführungsprogramm angefangen, welches Wasteless für neue Mitarbeiterinnen und Freiwillige entwickelt hat, um einen Überblick über das Projekt und das Anliegen des Projektes zu bekommen. Im Rahmen dessen habe ich mir die Bildungsprogramme und Projekte angeschaut, die Wasteless in der Vergangenheit entwickelte sowie verschiedene Dokumentationen zum Thema Müll und Plastik und die Konsequenzen unseren Umgangs mit Müll für die Umwelt und das Leben auf der Erde. Durch diese Einführung habe ich einen guten Überblick bekommen und bereits viel gelernt und merke schon jetzt, wie sich mein Verhältnis zu dem Müll, den ich produziere, verändert. Wie ich mich im Supermarkt noch einmal mehr frage: Brauche ich das (in Plastik verpackte) jetzt wirklich? Wie trenne ich meinen Müll eigentlich wirklich gut? Wo benutze ich Plastik in meinem Leben, welches ich leicht durch nachhaltigere Alternativen ersetzen könnte?
    Ich bin sehr froh, jetzt Teil des WasteLess Teams zu sein und bereits gespannt auf die nächste Zeit. In den kommenden Monaten wird sich die Arbeit weiterhin hauptsächlich um „Sea Change“ drehen. Im Zeitraum Januar/Februar werden wir verschiedene Schulen zur „Sea Change Celebration“ (ein Bestandteil des Programms) besuchen und die Umsetzung des Programms in den Schulen betrachten. Außerdem werden wir weitere Social Impact Befragungen an Schulen machen um den Lerneffekt zu evaluieren. Ich freue mich darauf nach meinem Einführungsprogramm jetzt langsam mehr in die konkrete Arbeit von Wasteless einzutauchen und daran mitzuarbeiten.

    Ein Bild was gestern (10.01.23) entstanden ist. Wir haben einen Fundraising Film für Wasteless gedreht – in dieser Szene stelle Ich mit den Schüler*innen die Social Impact Befragungen nach, bei denen ich im November mitgekommen bin.

  5. Monat 1

    September 28, 2018 by Bastian

    Die erste Arbeit ist getan

    zum ersten Male sich verfahren

    doch sich heute zu verrennen

    heißt morgen die Gegend hier zu kennen

    die ersten Verbindungen sind geknüpft

    und die erste Küsse sind geküsst

    das erste Mal für sich gedacht:

    „Die sind doch alle hier verrückt!“

    sich wundert nichts gepeilt

    doch zum ersten Mal geschnallt,

    dass das Verständnis einen

    noch irgendwann ereilt

    und dennoch manches Wundern

    wohl noch ne Weile bleibt

    die ersten Keime sind gekeimt

    und der erste Auswurf ist gespeit

    nicht erregende Erreger

    machten sich wohl breit

    doch die Aufgeregtheit bleibt

    Der erste Monat ist vorbei

    Ja! Wir brauchten diese Zeit

    Das Jahr ist noch lang

    und Indien ist groß

    Jetzt sind wir da!

    Leben wir los