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‘Gesundheit’ Category

  1. Ein paar Updates von Zwischendurch

    August 7, 2024 by Milena Mahler

    Für meinen dritten Bericht wollte ich mal ein paar kleine Ausschnitte aus meinem Leben hier zeigen, manche kommen häufiger vor und manche eher seltener. Dazu gibt es noch ein paar Updates was auf der Arbeit gerade passiert und weiteres.

    Arbeit

    Ich habe in den letzten drei Monaten viel an der Erstellung von Postern gearbeitet, welche einen Einblick in die einzelnen Projekte geben. Hierfür habe ich mir sehr viel Zeit gelassen, weil es ansonsten häufig nicht so viel zu tun gibt. Nun bin ich aber fertig mit den Postern und es tut sich was woanders, in den Kalvarayan Hills. Dort arbeiten wir besonders mit vier Schulen zusammen an denen die Großzahl der Kinder Anämie hat und auch untergewichtig ist. Die Schulen sind vier Grundschulen an denen einige der Kinder auch unter der Woche übernachten, weil ihre Familien zu weit weg wohnen, also bekommen sie dort auch alle ihre Mahlzeiten. Diese sind häufig nicht nährstoffreich, was zu der Gesundheitlichen Verfassung der Kinder führt. Wir geben ihnen Nahrungszusätze, Bildungseinheiten und nachdem wir mit einem Kinderarzt gesprochen haben entwickeln wir nun eine neue Strategie um endlich mal eine Veränderung zu sehen. Hierfür werden wir nun auch Eisentabletten verteilen und nach und nach alle Kinder zu einem Krankenhaus bringen damit sie dort ausführliche Bluttests durchführen können. Zudem haben Preethi (meine Arbeitskollegin) und ich ein Programm über grundlegende Hygiene erarbeitet, welches wir nun mit den Einzelnen Schulen durchführen. Mal sehen wie es sich hier so weiter entwickelt und was noch alles auf uns zukommt.

    Freizeit

    Ich habe begonnen in meiner Freizeit ein wenig zu schnitzen, also nicht mit der Hand sondern mit einem Dremel. Das macht mir wirklich sehr viel Spaß, besonders weil ich es zuhause machen kann meinen Podcast dazu hören kann und sehe wie sich meine Ideen langsam verwirklichen. Oder manchmal auch nicht, wenn ich etwas falsch kalkuliert habe und es am Ende doch nicht so wird wie ich es gerne gewollt hätte. Aber das gehört schließlich auch alles dazu, in den letzten Wochen habe ich nicht mehr so häufig geschnitzt aber würde gerne wieder damit anfangen.

    Fotografieren

    Das tue ich immer noch äußerst gerne, besonders beim Reisen ist meine Kamera immer mit dabei. Da ich analog fotografiere sammeln sich die Filmrollen in unserem Kühlschrank an. Ich hatte zwei Rollen auch hier entwickeln lassen allerdings kamen ein paar Fotos nicht sonderlich gut dabei raus, was am Film, der Entwicklung oder der Belichtung liegen könnte. Da bin ich mir nicht sicher, doch ich habe entschlossen die restlichen lieber in Deutschland entwickeln zu lassen um auf Nummer sicher zu gehen. Erst letztens sind Rosa, Lola und ich morgens früh aufgewacht um durch Kuilaplayam zu laufen und fotografieren zu gehen, die beiden mit ihren digital Kameras und ich mit meiner, Wir sind ca. 2h rumgelaufen haben eine Menge an Hunde, Hühnern, Kühen, Ziegen und Kindern gesehen und tolle Fotos gemacht. Danach gab es frische Idlis zum Frühstück mit Chutneys und nach Karamell schmeckendem glühen heißem Kaffe, gefolgt von noch einem morgendlichen Schläfchen. Ich werde meine Fotos dann erst in Deutschland sehen als bin ich mal gespannt was dabei rauskommen wird.

    Bagelfrühstücks

    Eine kleine Tradition die Rosa und ich begonnen haben ist  das wir sonntags morgens zuhause zusammen frühstücken, was unter der Woche nicht vorkommt weil sie früher aufwacht als ich und wir dann am Sonntag gerne dafür Bagels oder Brot backen. Dazu gibt es dann Kaffe, Frischkäse, Tomate und Gurke und manchmal auch Humus wenn wir am Tag vorher daran gedacht haben Kichererbsen einzuweichen. Danach geht es häufig an den Stand. Dieser ist besonders sonntags sehr voll und man trifft einige Menschen die man kennt und mit denen man dann in der Sonne liegen kann, schwimmen geht und über alles Mögliche quatscht.  

    Gesundheit

    Diese hat bei mir ein wenig gelitten, besonders im März und April. Da zu dieser Zeit Pestizide auf die Cashews gesprüht werden und von denen ein Feld direkt hinter unserem Haus liegt gehe ich davon aus das dies mein Immunsystem angeschlagen hat. Ich hatte viele Kopfschmerzen und war immer ganz schlapp nach der Arbeit und konnte eigentlich gar nichts richtig machen. Da unsere Wohnung keine Glasfenster hat die wir schließen können, kann man sich auch schlecht davor schützen. Dadurch habe ich mir schnupfen und husten für einige Zeit eingefangen und kurz darauf eine Blasenentzündung bekommen, welche dann zu einer Nierenbeckenentzündung wurde. Daraufhin lag ich erstmal eine Woche im Bett und habe gar nichts mehr gemacht. Ab und zu kommen dann noch Magen oder Darm Beschwerden weil man mal was Falsches gegessen hat. Mittlerweile geht es mir aber glücklicherweise wieder gut und ich bin wieder fit und habe Energie. Das Sprühen der Pestizide ist glücklicherweise auch wieder vorbei.                                                                                      

    Das war eine sehr interessante Erfahrung weil man mal die Konsequenzen davon sieht und fühlt was passiert wenn gewisse Zutaten als Superfood angesehen werden und daraufhin in anderen Ländern in großen Massen angebaut werden. Die Pestizide die gesprüht werden sind äußerst schädlich besonders für die Menschen die sie sprühen und dabei häufig nicht die adäquate Schutzkleidung tragen. Zudem haben Cashews auch nochmal in der Verarbeitung ihre Konsequenzen da sie eine Säure in ihrer Schale haben die per Hand geknackt wird und die häufig zu brennende Hautausschlägen führt.

    Workshops

    In den Letzen drei Monaten habe ich ein bisschen was ausprobiert was Workshops angeht, ich habe einen einmonatigen Töpferkurs belegt an der Drehschiebe, welche in diesem Fall mit den Fuß angetrieben wurde, das hat mir extrem Spaß gemacht war aber auch deutlich schwerer als ich es erwartet hätte. Ich habe einen Kochkurs gemacht in dem ich ein bisschen was auch gelernt habe, aber am allermeisten das köstliche Essen genossen habe welches wir gekocht haben. Letze Woche war ich beim meinem ersten Nonviolent Communication Workshop, wovon wir schon ein bisschen was gelernt hatten bei unserem letzten Seminar. Diesen fand ich sehr interessant und will mir jetzt auch das Buch dafür kaufen. Eine Empfehlung für jeden der die Chance dafür bekommt.

    Motorrad

    Das Motorradfahren läuft gut soweit und ich genieße es sehr, besonders jetzt wo es so unglaublich heiß wird tagsüber. Allerdings gibt es da auch immer wieder ein paar Geschichten die mir dazu einfallen. Vor kurzen hat mein Motorrad immer nachdem ich ein bisschen gefahren bin den Geist aufgegeben und ist nicht mehr weitergefahren, also haben wir es zum Mechaniker  gebracht, welcher das Ventil wodurch das Benzin zum Motor gelangen soll ausgetauscht hat und dann hat alles wieder geklappt. Jetzt hatte ich einen Schlüssel für die Benzinzufuhr zum Motor, was auch sehr praktisch ist damit kein Benzin geklaut wird. Außer man verliert diesen Schlüssel. Genau das ist mir nach ca. 2-3 Wochen in Pondy passiert, als ich mit Rosa, Lola und Laura dort war. Nach dem Mittagessen wollten wir wieder zurück nach Auroville und ich konnte meinen Schlüssel einfach nicht finden. Wir haben alles abgesucht, alle möglichen Menschen gefragt aber er war nicht auffindbar. Also haben wir den nächsten Mechaniker auf Google Maps rausgesucht und bis dahin konnte ich die kurze Strecke fahren da noch etwas Benzin im Schlauch war. Rosa und ich fragen also ob er das Schloss wechseln kann und er kann das auch, hat aber keines, das müssten wir kaufen. Er hat uns auch gesagt wo, rechts und dann nochmal recht. Als wir dahin gefahren sind war dort aber nichts also hieß es wieder Google Maps fragen und bei jedem Laden wo wir waren die es nicht hatten fragen wohin wir als nächstes sollen. So haben wir ca. 5 Läden abgeklappert bis wir dann endlich zu einem gekommen sind der das Schloss hatte. Dieser Laden war Rechts dann  lange geradeaus und dann wieder rechts vom Mechaniker. Er hat uns also den richtigen Weg gewiesen aber das geradeaus ist bei der Kommunikation untergegangen.  Das Schloss hat ca. 3 Euro gekostet und das wurde mir dann in flotten 2 Minuten eingebaut. Ohne vorher irgendwie zu überprüfen ob es wirklich mein Motorrad ist. So konnten wir alle doch noch sicher nach Hause kommen. Bei diesem Schlüssel habe ich den Ersatzschlüssel direkt zuhause deponiert anstatt ihn auch an meinem Schlüsselbund zu haben.

    Jetzt noch eine kurze weitere Geschichte über das Motorrad schieben, ein weiteres Motorrad (diesmal nicht meines) musste zum Mechaniker, hatte allerdings kein Benzin mehr. Also hieß es einer sitzt auf dem zu reparierenden Motorrad, dessen Vorderbremse auch kaputt war weil das Kabel gerissen war, und eine andere Person auf einem zweiten Motorrad schiebt das erste. Dies funktioniert indem der Fahrer des zweiten Motorrads seinen rechten Fuß knapp über dem Auspuff platziert und so das vordere schiebt. Eine Angelegenheit die zuerst ganz schön gefährlich aussieht, was wahrscheinlich auch so ist, aber wunderbar klappt. Ich saß in diesem Fall hinten auf dem fahrenden Motorrad und musste gar nichts machen, vor mir saß Sanata, Namus bester Freund und ein guter Freund von mir und hat Namu geschoben. Ich wurde auch schon mal geschoben, hatte ordentlich Bangel davor aber es hat dann doch alles gut geklappt, obwohl Kurven ein bisschen gruselige Angelegenheiten sind.

    Was man häufig sieht sind 4 oder manchmal sogar 5 Menschen auf einem Motorrad, davon sind meistens aber 1 oder 2 kleine Kinder. Das Ziegen im Fußraum von Mopeds mit zusammengebundenen Beinen zum Metzger gebracht werden oder das so ca. alles auf einem Motorrad transportiert werden kann. Von Matratzen, Koffern und Fahrrädern zu 3-4m langen Stangen, was auch mal gefährlich sein kann.

    Das zweite Foto zeigt das Schloss wozu ich den Schlüssel verloren habe und auf dem ersten sieht man wo der Fuß aufgesetzt wird beim Schieben des Motorrads. Eigentlich ist dieses Gestell dazu da das Frauen die seitwärts sitzen, aufgrund ihres Saris hier ihre Füße abstellen können.

    Das wars dann für dieses Mal,

    Milena


  2. Der Geschmack von Mangos

    Juli 12, 2016 by Kaya


  3. Ein Monat in Indien

    September 24, 2015 by Felix Pander

    Hey liebe Leute, hier kommt mein erster Beitrag 🙂

    Seit genau einem Monat sind wir nun in Auroville, Tamil Nadu, Suedindien. In den ersten 1,5 Wochen haben wir Freiwillige gemeinsam in zwei Gasthaeusern gewohnt und Auroville erkundet. Dabei haben wir alle Projekte angeschaut, in denen wir nun als Freiwillige arbeiten, haben verschiedene Orte gesehen, u. A. das Youth Center oder den Strand und ausserdem viele Leute kennengelernt, die alle ihre eigene, spannende Geschichte und Verbindung zu Auroville haben. Unterwegs waren wir mit gemieteten Fahrraedern.

    Vor ca. 3 Wochen sind wir dann umgezogen und haben angefangen zu arbeiten. Ich wohne zusammen mit Catha, Jelly und Laura im indischen Dorf Kottakarai. Dazu gibt es weiter unten einen eigenen Beitrag.

    Ich arbeite im Auroville Bamboo Center. Dort werden viele verschiedene Dinge aus Bambus hergestellt (Lampen, Spielzeuge, Schmuck, Moebel, Tische, Spiegel, kleine Musikinstrumente, …) und Workshops angeboten, in denen man die Grundlagen der Arbeit mit Bambus erlernt.
    Ich habe gleich an einem Workshop zur Einfuehrung teilnehmen duerfen. Dabei haben wir erste Verbindungstechniken gelernt und letztlich zusammen drei Panels erstellt, die wir selber designt haben und spaeter, mit Weiteren zusammengesetzt, die neue Kueche fuer das BambusCenter werden.
    Nach dem Workshop war ich einige Tage in der Schreinerei beschaeftigt und habe weiteres gelernt, indem ich jeden Vormittag einen anderen Arbeitsschritt durchgefuehrt habe (Saegen, Schleifen, Bohren, Bambushaut abschaelen).
    In den letzten Tagen haben ein anderer Freiwilliger und ich eine parabolische Dachkonstruktion gebaut, um mehr Kenntnisse zu erlangen.
    Mal sehen, wie es weiter geht, ich habe auch schon ein paar eigene Ideen…

    Ansonsten bin ich die ganze Zeit gesund gewesen und, abgesehen von ein paar Kratzern, auch unverletzt. Das Klima ist ertraeglich, anfangs war es noch etwas heisser. Klar, man ist am Schwitzen wenn man sich in der Sonne aufhaelt.

    Abends wird es hier schon frueh dunkel, so um 6:30 Uhr. Wir kochen dann meist zuhause oder treffen uns gemeinsam mit anderen und jeder bringt etwas zu Essen mit. Man kann auch kostenlos ins Auroville Kino gehen, es hat super gemuetliche Sitze und Klimaanlage… ach ja, Filme werden auch gezeigt 🙂
    Heute Abend sind wir aus unserem Haus ueber unsere Vermieter bei einer indischen Hochzeit eingeladen, wir sind mal gespannt, wie das ablaueft. Um Abendessen muessen wir uns auf jeden Fall nicht kuemmern.

    Die letzten zwei Wochen hatten wir nachmittags immer Tamilkurs (die lokale Sprache), denn nicht jeder spricht hier gutes Englisch. Ab jetzt koennen wir einmal die Woche weiterhin am Kurs teilnehmen. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich jetzt Tamil sprechen kann, die Sprache ist schwierig zu erlernen und es gibt keine bekannten Woerter. Andere Schriftzeichen haben sie uebrigens auch…

    So, das war mal ein erster Bericht, der dann doch recht lang geworden ist. Man sieht, es passiert viel hier und man koennte immer noch mehr tun und berichten…

    Liebe Gruesse,
    Felix
    (geschrieben am 23.09.2015)


  4. Kurzeinblick: „Mond und Palmen aber krank“

    Februar 7, 2014 by Nora

    Hängematten sind spitze

    Hallo ihr!

    Nun bin ich seit  einer Woche krank im Bett. Noch warte ich auf die Test-Ergebnisse des zweiten Bluttestes, aber seit gestern bekomme ich nun auf eine ziemlich sichere Diagnose hin (irgend sowas tropisches) Antibiotika und habe endlich auch wenigstens ein bisschen Fieber.
    Heute geht’s  mir schon so gut, dass ich mich schon mal für eine halbe Stunde raus in die Hängematte gelegt habe
    (das Bild ist aber ein altes).

    Hängematten sind echt spitze-mein Lieblingsmöbelstück bzw. Einrichtungsgegenstand, wie wir gestern bei unserem monatlichen Weltwärts-Treffen bei einem Spiel herausgefunden haben. 🙂
    Zu dem monatlichen Treffen bin ich trotz des Krankseins mit. Die Anderen haben mich auf dem Motorrad mitgenommen, ich durfte auf der tollen Korbbank liegen und beim Lagerfeuer einschlafen. Aber konnte halt beim Energielevel-Check der Gruppe leider nur 3 von 10 Punkten ansagen.

    Ich hänge also so herum und bemühe mich gesund zu werden. Dazu gehört  Sherlock-Holmes-Hörspiele hören (denn Lesen und Filme gucken geht nicht, weil die Augen bei den Kopfweh lieber zu bleiben wollen), Tee trinken, bisschen was essen und SCHLAFEN.

    Blöd, dass ich wegen einem Mini-Insekten-Biss (vermutlich liegt alles daran) so aus meinem Leben hier rausgeschmissen wurde. Alles muss also warten, aber ich sehe meine Zeit hier mit jedem Tag schwinden- mehr als die Hälfte des Jahres ist um. …

    Das Leben war/ ist an sich gerade super schön und  abwechslungsreich und nicht(!) anstrengend.
    Das Wetter ist laut Einheimischen immer noch kalt (ich finde es perfekt).
    Die Arbeit erlaubt es mir mit den tamilischen Kollegen auf Montage zu fahren und trotzdem andere Dinge zu machen: Projekte von „Eco-Pro“ (Tagesausflüge) kennen lernen (Solid Waste Management, Eco-San-Toiletten, EM,…),  mich vernetzen, sodass ich bald an Schulen Vorträge zu Solarenergie halten kann und einen Solartrockner für eine Auroville-Farm bauen.
    Und dann verknüpfe ich meinen Arbeitsalltag nun weiterhin mit anderen Projekten:  Discipline-Farm, zum ab und zu mal einfach Unkraut jäten und was in der Natur machen (z.B. auch einen neuen Zaun bauen, weil  die Kühe den alten niedergerissen haben) und mit Udayam, einem Kinder- und Jugend-Zentrum, in dem einer der anderen Weltwärtsler arbeitet (Recycling einführen, Kinder bespaßen, kreativ sein und mitgestalten).

    Ja und sonst…- Immer viel los! Mir geht’s es hier so richtig gut!

    Aber jetzt bin ich halt krank.
    Da hilft auch nicht, dass der Mond abends so herrlich aussieht hinter den Palmen und mich dieses Gefühl
    „Boah, ich bin in Indien!“
    immer noch völlig packt und fasziniert.
    Hilft nicht- Ich muss weiter das Bett hüten und gaaanz viel Tee trinken.

    Aber dennoch: Mond und Palmen und wenn ich rausgucke Sonnenschein trotz Winter und …
    …es wird schon wieder! Und darauf freue ich mich schon.
    Bis dahin Augen zu und gesund- schlafen.
    🙂


  5. Erleben und Erzählen: Ja, mich gibt es noch!

    November 5, 2013 by Nora

    Nora auf dem Baum

    Vanakam! (Tamil)

    It has been a while… (Englisch)

     

    Thema dieses Eintrags ist… DIE KLEINIGKEITEN, DIE ALLES SO VERZAUBERN

    (Bin im Deutschen angekommen)

    Ab jetzt veröffentliche ich entweder solch einen „Kurzeinblick“ oder ein „Thema“ (ausführlicher evtl. mit recherchierten Fakten zu einer Sache z.B. Solaranlagen auf Indiens Dächern, Zugfahren in Indien oder Sport in Auroville…), werde das immer in der Überschrift so benennen.

    Für euch zum Überblick:

    -Schokoladen-Croissants zum Frühstück

    -Tamilische Lieder, das Fernsehen und ein Steinspiel das „Hand“ heißt

    -Blumen, Kolams und Gewürze

    -Die Fuß-Wasch-Pfütze vor der Hütte und Radwege

    -Der Affe, die Kühe und der Kingfisher

    -Die Puja-Farbflecken

    – Das wunderschöne Peackock-Henna und ein indisches Kleidungs-Abo

    -Der Traum vom Bamboo-New-Comer-House und die Bambus-Ernte

    – Die Nachbarn in der Solar Kitchen

    -Erkältung bei über 26°C

    -Ein Kleinbus mit Solarpanel

    -Mosaik-Stufen im Dorf und die dortige Baukunst

    -Die Begeisterung für Apfelbaum-Blüten

    -Das Glockenspiel und die herumhängende Hängematte

    -Die Höhen und Tiefen der Brunnen und Windmühlen (Wasserpumpsysteme)

    -Die vielen Einsatzmöglichkeiten eines Müslischälchens

    -Meditieren im Dunkeln

    -Ameisen und Aloe Vera

     

    (Und jeder kann nach den Überschriften das lesen, was ihn/sie interessiert.)

    Mhhh… das wird viel, eigentlich gibt es ja noch mehr….

    Das ist schon eine Auswahl…
    🙂

    Viel Spaß!

     

    Schokoladen-Croissants zum Frühstück

    Ich bin nun zwei Monate hier. Ich stelle immer wieder fest: Das ist nicht Indien, das hier ist Auroville in Indien. Auroville ist ganz eigen und doch in einer, ich möchte sagen, wechselseitigen Abhängigkeit mit den indischen Dörfern gebunden. Wenn ich tagsüber für die Arbeit durch Auroville fahre, dann ist es eigentlich notwendig einen Tamilen  (Inder aus Tamil Nadu, dem Bundesstaat hier) dabei zu haben. Einer unserer Kollegen fährt immer mit, zum Beispiel wenn wir Batterien warten oder ein Leck im „Waterheater“ reparieren.

    FOTO: Water Heater Installation
    Nora und water-heater Installation

    Warum ist das notwendig? WEIL: Tagsüber, also von 9-17 Uhr und das auch am Samstag, arbeiten die Aurovillaner. Das heißt dort, wo wir etwas reparieren oder warten sollen, sind nur die Angestellten („Ammas“ und Gärtner und so weiter) da. Die sprechen kaum Englisch und so wären wir Freiwilligen ohne konkrete, auf einem Stadtplan zu findende Adresse (die gibt es hier einfach nicht) total aufgeschmissen. Das so internationale Auroville mit seinen architektonisch spannenden Gebäuden und den so vielseitigen Communities gehört tagsüber den Tamilen, die dort alles pflegen und schön halten. Ohne unsere Kollegen, die sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu Charlie oder Markus oder Suyanam, oder wie sie alle heißen (hier gibt es echt nur Vornamen), durchfragen,  keine Chance. Gut also, dass wir Freiwilligen endlich ab dieser Woche wieder unseren Tamil-Unterricht weitermachen können. In Zukunft schaffen wir ja dann vielleicht irgendwann die knappen Richtungshinweise zu verstehen. Parallel zum Tamil-Unterricht läuft auch ein Tandem-Projekt, in dem wir mit Schülern vom Dorf Tamil und Englisch üben. Hoffentlich kann ich Tamil sprechen nach dem Jahr. Lesen kann ich es schon, auch wenn das noch echt im Schneckentempo passiert. Das Lesen macht echt Spaß, besonders englische Worte auf Tamil – einfach herrlich wie die Aussprache verfälscht wird!…

    Wo war ich? Achja. Also Auroville in Indien gehört tagsüber den tamilischen Angestellten. Anderseits adaptieren die Inder hier, also meist die „Mittelschicht“, auch sehr gerne europäische oder westliche Dinge… Am Samstag war ich zum Beispiel in Pondy (Pondycherry) beim wohl schlechtesten Italiener essen, den es gibt. Der Italiener wurde hier trotzdem gefeiert und alle waren sehr glücklich mit dem Abend, den sie sich gegönnt haben.
    UND dann gibt es die Bakery bei uns keine 200 Meter vom Bambus Center entfernt. Die Auroville Bakery in Kulapalajam ist auch sehr international (der Bäcker hat gerade eine Fortbildung in Deutschland gemacht) aber unsere Bakery um die Ecke, die ist so schön Mixed-französisch-indisch! Meistens fahre ich mit dem Fahrrad hin, manchmal LAUFE ich tatsächlich, etwas so untypisches in Auroville. Sehr gerne probieren wir uns dort durch die abgepackten (alles wird hier in Tüten eingeschweißt) Kekstüten durch. Mal Koriandergeschmack, mal Peanutbutter, mal vegan-Schokolade, …. Und dann das Beste: die Schokoladen-Croisssants. Wenn ich zwischen halb acht und acht komme, habe ich meistens das Glück nach einigen Minuten Warten (!!!) frische Croissants mit heißer Schokolade nach Hause zu tragen. Das sind besondere Vormittage, die so starten. Andächtig sitzen wir am Steintisch zwischen unseren Bambushütten und bevor die aufgeschnittene Papaya gegessen wird, genießen wird das warme Schokoladencroissant, am besten noch mit einem Klecks Butter drauf.  Oder auch die besonderen Vormittage mit „german pancakes“ made by Nora (hier kann man die zum Umdrehen so schön durch die Luft werfen, ohne dass sie an der Decke kleben bleiben oder Fettspritzer was ausmachen …herrlich!), aber das ist eine andere Geschichte. Und das normale indische Frühstück sieht ganz anders aus…

    FOTO: indisches Frühstück
    indischs Frühstück
    FOTO: Küche im Bambuscenter

    bambusküche

     

    Tamilische Lieder, Fernsehen und ein Steinspiel das „Hand“ heißt

    Ich habe schon vom Sprachkurs erzählt. Die zwei Wochen intensiv-Unterricht ganz zu Anfang unseres Aufenthalts und das dazugehörige Skript haben uns schon einen super Einblick gegeben und uns befähigt alles zu lesen und uns für das wesentliche irgendwie verständlich zu machen. ABER wie immer ist man dann doch faul und übt nicht genug. Die Vokabellisten sind immer noch nur zu einem 5tel gelernt und die Verben konjugieren – Wie war das nochmal?

    Viel besser funktioniert da der direkte Kontakt mit den Tamilen um uns herum. Sei dass die Amma in der Bambus-Küche oder unsere Sunlit-Kollegen.

    Chennai Mittagspause
    FOTO: Sunlit-Kollegen in der Mittagspause auf Installation

    Chennaitrip Frühstück
    FOTO: Trip Frühstück

    Die freuen sich, wenn sie uns in der Teepause oder bei Langeweile auf der Baustelle ein paar Zeilen Tamil-Lieder beibringen können oder meine ersten geschriebenen Worte (wie in der Grundschule) korrigieren – „nicht t, d oder dh anstatt d oder nn anstatt dn und n…“. Die Lieder singen sie uns vor, dann zeigen sie uns auf dem Handy das entsprechende Video (Bollywood-Moves sind so lustig!) und dann wird gemeinsam geübt. Singen und Tanzen-Kann man sich bei deutschen Männern überhaupt nicht so vorstellen. Hier gibt es keine Hemmungen sondern einfach Freude am Nachahmen der Stars und Film (fast jedes Lied entstammt irgendeinem Film.) Die Filmindustrie hier ist krass! Und die Vorliebe für das Singen und Tanzen spiegelt sich auch im tamilischen Fernsehen. So typisch Bollywood, aber noch ergänzt mit dem tamilischen Flair, ganz speziell! Viel Komödie oder ganz krasse Tragödie und dazu viel Tanz und Gesang. Auch das Tamil an sich hört sich ja manchmal schon wie ein Singsang an immer mit ganz viel aaa (so endet fast jede Frage), denn Fragen stellen ist hier wichtig und wird andauernd gemacht nach dem Motto „Wirklich?“ Und immer wenn ein Kollege noch nicht weiß, dass wir nun ein tamilisches Lied gelernt haben, dürfen wir es nochmal vorsingen. 🙂

    Ja, die Kollegen auf der Arbeit sind super lieb und wir haben Spaß miteinander. Auch auf Kinderspielplätzen sind Sunlit-Mitarbeiter zu finden.

    Tamilen sind Kinder

    FOTO: Spielplatz… die Kollegen waren auf dem Kinderkarussel

    Auf den Fahrten im Auto dicht gedrängt um irgendwo weiter weg zu installieren, auch da werden die USB-Sticks mit Musik an den Fahrer weitergereicht und wir können bei einigem zumindest schon im Takt mitwippen und den Refrain summen. Die Mucke macht Spaß! Und dabei durch Indien zu fahren… Ich kann mich nicht sattsehen! J

    Und außerdem kann ich nicht weggucken, wenn die Frauen ihre Säckchen mit Steinen heraus holen – „Kai“, bedeutet Hand und ist DAS beliebte traditionelle Spiel. Unglaublich mit welchem Geschick, die Frauen, die Steine werfen, einen anderen aufsammeln  und auffangen und… so schnell und mit so verschiedenen Regeln und… Beeindruckend! Die Tamilen sind echte Handwerker mit Feingefühl ganz klar! Töpfern, Tischlern mit tollen Verzierungen, Werkstätten aller Art (alles kann hier repariert werden) und eben auch die gestickten Muster auf Stoffen, … Und wer das Steinspiel kann, der kann all das auch, bestimmt!

     

    Blumen, Kolams und Gewürze

    Indien und überall in Tamil Nadu findet man derer drei. Besonders nach einem Regen blüht es plötzlich überall ein paar Tage später. Der Boden hier ist sandig und rot. Gras wächst nicht besonders gut und so etwas wie Gänseblümchen findet man auch nicht, denn es ist einfach zu trocken. Die Blumen, die man findet, sind meist unglaublich große Blüten an den Bäumen. Rot, Orange, hellblau, knallgelb, weiß in Reben, Sternform, oder wie Tulpen…

    Blüten

    Seitdem ich gelernt habe, wie ich Blüten mit Bindfaden knüpfe, sodass ich sie wie alle Frauen hier traditionell in den Harren tragen könnte (meist Jasmin) bleibe ich ungerne stehen, wenn ich frische heruntergefallene Blüten oder Blüten in Reichweite sehe. Auch das zweite ist mit Blüten umso schöner: Kolams sind Muster, die die tamilischen Frauen (ursprünglich auch Männer) morgens vor die Haustüren auf die Straße zeichnen (sieht aus wie Kreide ist aber ein Pulver). Es ist eine Art Meditation dies am Anfang des Tages zu tun und Ausdruck von Schönheit. Diese Kolams sind meist geschwungene Linien um Punkte herum, an denen sich das Muster orientiert, aber auch Blumenmuster.

    kolam

    FOTO: ein alltägliches Kolam auf dem Weg ins Dorf

    Die allerschönsten sind mehrfarbig oder aus echten Blumen gelegt. Und in jedem Tempel und jeder sonst irgendwie besonderen Stelle zum Meditieren oder Betrachten haben Blüten auch ihren Platz. Bunt, wunderschön, vergänglich und immer wieder mit neuer Fantasie und Behutsamkeit gesammelt und hingelegt.

    Und dann die Gewürze. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen den indischen Chai auch selber zu stampfen im Mörser. Nur frische Milch habe ich noch nicht organisiert bekommen, noch muss Milchpulver reichen. Die Gewürzkultur hier ist Wahnsinn. Wer etwas auf sich hält mischt selber und kocht mit frischen Gewürzen und Kräutern (insbesondere Curry-Leaves!) und sonst gibt es unzählige Massala-Mischungen. Warum sind die eigentlich noch nicht in Deutschland angekommen? Kann mir kaum vorstellen in Zukunft ohne diese vielen tollen Zutaten zu kochen. Wunderbar ist, dass wir eine indische Freundin haben, die uns in die Geheimnisse der indischen Küche einweiht-learning by doing.

    Kochzubehör
    FOTO:  Zum Kochen braucht man nicht viel, improvisieren und es sieht immer bunt aus und riecht gut

    Und beim Braten und Dünsten, das werde ich definitiv beibehalten, als erste Zutat nach dem Öl und vor Zwiebel und Knoblauch eine Viertel Deckel (Gewürze sind hier meist in Schraubgläsern oder Dosen aufbewahrt) Senfkörner. Lecker! Und wie das duftet! Unsere Sammlung mit Massalas und frischen Gewürzen ist schon so vielseitig, dass wir dringend noch ein paar Gläser Peanutbutter und Marmelade leeren müssen, damit alles sein Schraubglas hat und dann mal in einer ruhigen Minute mit Edding beschriftet werden kann. Kultur macht Spaß und ergreift wirklich alle Sinne! 🙂

     

    Die Fuß-Wasch-Pfütze vor der Hütte und Radwege

    Wie praktisch! Wenn es genug geregnet hat und alles so richtig schön aufgeweicht ist, die Wäsche vom Vortrag triefend auf der Leine hängt, das Leck im Dach mal wieder gezeigt hat, dass es noch da ist, dann gibt es vor der Hütte eine wunderschöne Pfütze. Pfützen gibt es dann überall. Also auch ganze Seen und manchmal ganze Flüsse, so stehendes Wasser auf einem kompletten Wegabschnitt… Und es macht Spaß dadurch zu fahren. Bei Regen zieht man eh nur Sandalen an und die Hosenbeine hoch. Das Regencape hält einem von oben trocken bzw. wenn wir vorher Volleyball gespielt haben, sind wir eh patschnass von der körperlichen Anstrengung, der Hitze und der Luftfeuchtigkeit (ist denke ich nicht näher auszuführen…), dann fahren wir einfach so durch den Regen und freuen uns an der Erfrischung. Ein Vorteil als Fahrradfahrer ist, dass die Fahrradwege meist nicht so schlimm überflutet sind und man dort ohne Spritzwasser von anderen ungestört seines Weges fahren kann. Das ist auf den Fahrradwegen eh der Fall. Es gibt so viele, die auch nicht auf der Auromap auftauchen, so dass man fast immer alleine die Natur um sich genießen kann – ohne Lärm und Gestank von den Benzin-Kisten. Die Fahrradwege in Auroville sind abwechslungsreich und verwunschen. Mal eine Bank mit „Carpe Diem“, mal eine 300° Kurve oder ein Baum der zweimal gebrochen (letzter Zyklon von vor zwei Jahren hat hier einiges angerichtet) ein Tor über dem Weg bildet. Ein Hoch auf die Auroville Fahrradwege!!

    Fahrradfahren
    FOTO: Fahrradfahren ist spitze

    Aber wir waren ja beim Regen…Wenn es so richtig  regnet gibt es nichts Gemütlicheres als bei dem Anbruch der Dämmerung auf der Türschwelle zu sitzen und raus zugucken, wie die Tropfen in der Pfütze vor der Hütte ihre Ringe ziehen. Und immer vor dem Betreten der Hütte können die Füße allen Sand und Matsch schön in der Pfütze lassen und die Sandalen werden auch einmal schnell gereinigt es könnte ja morgen wieder die Sonne scheinen.

     

    Der Affe und die Kühe und der Kingfisher

    Indische Tiere. Wie oft erwische ich mich bei dem Gedanken „ich kenne mindesten 5 Leute aus Deutschland deren „Ekel“ Grenze jetzt erreicht wäre“ und meist sind der Grund dafür die vielen Tiere um uns herum. Also vorrangig Insekten. Völlige Normalität für uns mittlerweile. Eine Maus im Küchenschrank, Ameisen neben dem Frühstücksteller, Geckos im Bett (auch unter dem Mückennetz tauchen mal Mücken auf, also nur gut!), Hunde über die man nachts stolpert, weil die sich vor der Hütte im Sand eine Schlafkuhle gegraben haben, Skorpion-Ants, die fiesesten Ameisen neben den ganz Mini-Ameisen, die man nicht sieht, die nur wehtun (und ich glaube meinen Computer bewohnen), Frösche und fingerdicke Hundertfüßer unter der Dusche und beim Regen mal ein 3cm Durchmesser fetter schwarzer Brummer, der neben dem Reistopf eine Bruchlandung hinlegte. Schlangen und echte Skorpione habe ich auch schon einige gesehen.

    Aber das alles ist ja uninteressant und nur Nebenwirkung von einer Vegetation und einer Klimazone, in der man sich halt befindet. Viel spannender ist, dass nun bei immer noch mangelnden Elefanten in meiner Indienerfahrung nun ein Affe meinen Weg gekreuzt hat!! Eines Morgens lief er über unseren Minidorfplatz und schaute sich interessiert Walters Haus von allen Seiten an. Und dann immer höher hinaus in den Baum. Der war bestimmt verwirrt ob der vielen Augen die ihn betrachteten und versuchten ein Foto zu machen.

    Affen und Hunde kommen und gehen also wie sie wollen. Kühe dahingegen werden durch die Klapptüren daran gehindert aufs Bamboo-Center Grundstück zu kommen. Und wenn es doch passiert hört man die Hunde bellen und jaulen und die Tamilen  mit „Ey, ey“ sie verjagen. Kühe sind wunderschön! Wusstet ihr das? Diese Tiere, die sich hier ja leider doch zu einem großen Teil von Müll ernähren sind bildschön. Lange Wimpern, dunkle erdfarben und sanfte schwarze Augen. Man hat einfach Respekt und Bewunderung wenn man ihnen begegnet und das tut man überall tagtäglich. Aufgefallen ist mir, dass sie vor Regen und Gewitter zu Herden zusammen trotten und dann ist es echt eine Slalomfahrt zwischen ihnen durch.

    Zwischen etwas hindurch huschen auch immer die vielen Geckos und andere Kleinreptilien – überall sieht man sie ihre Köpfe in die Sonne oder ins Licht stecken (so abends am Mückenfenster, denn da fliegen dann Insekten vorbei). Die kommen auch wirklich überallhin. Geckos machen auch tolle Geräusche. So fast ein Zwitschern, ein Schimpfen. Was Sonne und ausreichend Insekten so macht: schöne, bunte, etwas fremde Tiere überall.

    Und dann: Kingfisher – ist nicht nur die lokale Bier-Marke (die übrigens sehr gut schmeckt und in 650ml Flaschen verkauft wird, am letzten Samstag wurden wir vom Chef eingeladen: Bier, Snacks, italienisches Essen und Eis) sondern ist tatsächlich mehr: der bunte Vogel, der auf jeder Bierflasche zu sehen ist. Er ähnelt einem Eisvogel und ist doch deutlich größer und TATSÄCHLICH lebt wohl einer auf unserem Grundstück. Wie einen blauen Blitz sieht man ihn ab und zu vorbeischauen, wenn man gut darauf achtet. Ein Vogel. Aber in Wirklichkeit gibt es zahlreiche zu bewundernde bunte, singende Farbflecken in dem Urwald um uns herum! Wunderbar und nicht selten bekommen wir Freiwillige, wenn wir mit Deutschland telefonieren zu hören „Boah was ist das für ein lautes Konzert bei dir?“. Wir haben uns längst daran gewöhnt. Vögel tagsüber, Grillen und Insekten abends und morgens und nachts Hunde, Kühe und der Wind.

     

    Die Puja-Farbflecken

    Was ist das bloß? Tja… Puja ist hier öfters mal. Ein Feiertag mit heiliger Handlung, Segnung oder wie auch immer man das beschreiben kann. Die in Tamil Nadu wichtigste Puja war neulich gerade. Die Segnung aller „Tools und weapons“ besonders wichtig für einen Bundesstaat indem es viele Handwerker gibt. Hier im Bamboocenter wurde alles Werkzeug mit Kokosmilch, Butter,…. gewaschen und mit gelben und roten Pulver bestäubt. Alle sind da und bekommen Essen und die gleiche Farbe auf die Stirn. Eine Kokosnuss wird vergossen, Feuer und Glöckchen… Ein Geheimnis, aber wir waren dabei und haben mit Staunen alles verfolgt. Eigentlich ein schöner Brauch, besser als der sonst so rational effiziente Frühjahrsputz bei uns. Ja und seitdem sieht man überall die Pujaflecken. Auf dem Kühlschrank auf jedem Auto und Motorrad, in Schulbüchern. Alles wurde gesegnet und die Farbflecken lässt man zurück, nachdem Kokosmilch etc. wieder abgewaschen wurden. Auch auf unserem Wasserfilter sind drei Farbflecken, auf dass er treu seinen Dienst verrichtet und unser Wasser filtert. 🙂

     

    Das wunderschöne Peackock-Henna und ein indisches Kleidungs-Abo

    Anne und ich sind mittlerweile  regelmäßig im „Dorf“. Dort ziehen wir im Dezember hin. Und manchmal besuchen wir auch nur die Nachbarn und die ganze Familie zu der wir nun quasi schon gehören. Und da… ja, da saßen, wir unterhielten uns so gut das geht mit unseren Tamil-Wortschatz und genossen die Dorf-Erfahrungen. Und dann hat Mira mir ein wunderschönes Henna Muster gemalt.

    Henna

    Nicht einfach nur Muster nein einen Pfau, das „national Animal“ von Indien. Und das mit einer Geduld, denn das braucht Henna malen wirklich! Geduld, Fantasie und eine ruhige Hand.

    Die kompletten folgenden Tage wurde ich immer wieder gefragt wer denn das schöne Henna, das sie alle bewunderten, gemalt hat. A girl from the village J Und dann ist es praktisch diese ganze Familie zu kennen, denn nichts machen  (würden wir sagen) tamilische Frauen lieber, als uns weiße Mädchen hübsch zu machen, nach indischer Art. Und dazu gehört nach dem Punkt auf der Stirn und ab und zu mal Nagellack oder ein Plastikarmreif oder Blumen im Haar eben auch der klassische Dreiteiler: Punjabi – langes Oberteil (nicht die Ärmel), Flatterhose, Tuch und die Saris. Und die Frauen haben immer „Tuni“  (Stoffe) übrig und zu viel im Schrank. Es vergehen schnell zwei Stunden mit Muster bestaunen und verschiedenstes anprobieren.

    Stoffe

    Nicht selten sind wir mit einem Stapel neuer Kleidungsstücke nach Hause gekommen. Ja und den Sari dann selber „anzuziehen“, das benötigt Übung. Aber ich finde irgendwie: ein bequemeres Kleidungsstück gibt es kaum, obwohl zu bedenken ist, dass das auch ein Dreiteiler ist, inklusive Rock (zum reinstecken der hübsch gezählten Sarifalten) und der Bluse, die hauteng geschneidert wird und uns allen immer an den Armen zwickt (irgendwie haben die hier dünnere Schultern und Arme…). Und wenn wir dann einen Sari anhaben, dann sind alle Inderinnen stolz und helfen uns gerne unterwegs nochmal das ein oder andere zu korrigieren.

    Eine seltsam-schöne Erfahrung war in einem Cafe zu stehen und drei Angestellte standen und knieten um mich herum um meinen Sari noch einmal richtig fest zu stecken mit Sicherheitsnadeln. Die Frauen haben sogar ihre Sicherheitsnadeln herausgeholt, die sie immer an den Goldketten (Zeichen für ihre Ehe, wird nonstop getragen ab der Hochzeit) für Notfälle hängen haben. Im Sari bin ich dann sogar schon Fahrrad gefahren- es geht alles!

     

    Der Traum vom Bamboo-New-Comer-House und die Bambus-Ernte

    Das Bambus-Center ist ein Ort vieler Köpfe. Hier wird gewerkelt, geplant, verkauft und eben alles mit Bambus ausprobiert was geht: Möbel, Schmuck, Häuser, Deko, Spielzeug,… Neuerdings sind wir nicht mehr unter uns am Mini-Dorfplatz. Es gibt einige neue Freiwillige, die hier am Bambus-Center arbeiten und, die nun auch teilweise hier wohnen, aktuell ein Franzose und ein Inder, letzte Woche auch noch eine Spanierin. Guter Bambus ist hier in der Region nicht so leicht zu bekommen und so war vor ein paar Tagen echt was los, als auf einer Auroville-Baustelle (dort sollen neue Häuser gebaut werden, damit das Wohnproblem in Auroville ein wenig reduziert wird) Bambus gefällt werden sollte und sich dieser als geeignet für die Verwertung herausstellte. Tagelang wird nun der geerntete Bambus „haltbar“ gemacht und bearbeitet. Spannend waren die Transport-Arten z.B. etwa 10 Meter lange Bambusstangen am Motorrad festgebunden und hinterher schleifen. Ich stand da wohl einmal zu nah dran und meine Hose hat seitdem leider ein Loch. Achja, der Hosenverschleiß ist hier echt groß. Die Stoffe sind aber auch an sich zu dünn für Baustellen und Werkstätten und dergleichen.

    Einige der Freiwilligen hier sind mit dem Ansatz gekommen hier in Zukunft leben zu wollen. Das ist in Auroville nicht ganz so einfach. Um Aurovillaner zu werden muss man erst „Newcomer“ sein und aktiv in einem Projekt mitarbeiten und in einem „Newcomer“-Haus wohnen bevor man als Aurovillaner meist sein eigenes Haus baut. Es gibt aber einfach mal nicht genug New-Comer Häuser… Jetzt haben zwei Freiwillige hier am Bamboo-Center ein neues Haus aus Bambus entworfen und sogar schon ein Modell (typisch Architekten) gebaut. Das wird eine Riesenaktion, wenn das wirklich gebaut werden soll. Richtig viel Vision dahinter, auf jeden Fall. Bin gespannt was in dem Jahr in dem ich hier bin diesbezüglich noch passiert! Und dass man in so einem Bambushaus toll wohnen kann, das erlebe ich ja täglich!

    FOTOS: Meine Bambushütte, mein zu Hause
    mbambushütt nr 4
    meine hütte von innen
    mein bettbambushütte von innen

     

    Die Nachbarn in der Solar Kitchen

    An sich wohnen die Menschen in Indien dicht auf dicht. Nicht so in Auroville. Also schon innerhalb einer Community; aber sonst sind die Wege doch für indische Verhältnisse recht lang. Und dadurch dass sich fast jeder auf Motorrädern von Ort zu Ort bewegt, kennt man sein direktes Umfeld nicht so gut. So kommt es, dass ich Nachbarn aus unserem Teil Aurovilles das erst einmal in der Solar Kitchen treffe. In der Solar kitchen essen wir Freiwilligen fast jeden Tag und das ist auch einer der wenigen Orte, wo wir uns dann alle mal sehen, weil wir wohnen und arbeiten ja an sehr unterschiedlichen Orten in Auroville.

    FOTO: Ein Teil unserer Weltwärtsgruppe in der Solarkitchen

    solar kitchen

    Wir kommen wie so oft hier über Kinder ins Gespräch. Der kleine Junge macht Faxen beim Essen und ist mehr an uns Freiwilligen am Nachbartisch interessiert als an dem nächsten Löffel. Mit ein bisschen Tamil verständigen wir uns und bald ist man mitten in einer Unterhaltung. In Auroville geht das gut auf Englisch, das die Tamilen, die auch Aurovillaner sind, gut sprechen. Tja, ich hab den kleinen Jungen schon häufiger gesehen und jetzt weiß ich wie die Familie heißt und fahre jeden Tag mehrfach an ihrem Haus vorbei. Unterhalten haben wir uns aber noch nicht wieder. Zu sehr ist jeder mit seinem Leben beschäftigt obwohl man so dicht beieinander wohnt. Viellicht ein nächstes Mal in der Solarkitchen.

     

    Erkältung bei über 26°C

    Ja, wie schafft man das bloß. Gut ist, ich bin nicht die erste und besser ist, alle haben die Erkältung wieder verjagt. Das schaffe ich auch! Aber komisch ist das schon bei warmen Temperaturen einfach mal zu frieren und eine verstopfte Nase zu haben. Dann kommen noch Halsweh dazu und ich denke, hä? Naja. Das nun durch den Regen sehr feuchte Wetter ist halt eine Herausforderung, da leben die Bakterien und Viren doch 4-mal so gut.

    Aber jetzt die wirkliche Geschichte: die anderen waren erkältet, DANN habe ich einen Tag lang auf dem Dach einer Schule Solarpanels installiert und DANN bin ich bei Lüftung auf „hoch“ und offenen Fenstern kurz vor Mitternacht ganz müde nach Hause gefahren. Der Rückweg war eigentlich unspektakulär (auf dem Hinweg hingegen, mussten wir der Polizei bisschen was zustecken, damit die uns weiterfahren ließen. Völlig normal…), doch das Aufwachen am nächsten Morgen war dann die Überraschung: FETTE ERKÄLTUNG! … Ja, bitte, bitte, lass mich wieder in Ruhe! Ich trinke ja auch schon ganz viel heiße Zitrone und Ingwer-Tee und esse viel Obst und Gemüse und…

     

    Ein Kleinbus mit Solarpanel

    Die Arbeit… Ja manchmal ist es echt spannend was wir so machen, sehen und lernen.

    FOTOS: typische Eindrücke von der Arbeit und unser Kleintransporter

    Solar Foundation OfficeInverterSolar und Matrimandirsunlit future truck

    Manchmal vergehen Tage an denen das spannendste ist, dass wir entdecken, dass die Ordnerstruktur im Büro einfach dringend Pflege benötigt und das Hin-Und Herfahrne mit dem Kleintranspoter wieder umsonst war, weil einfach nicht genug Material auf Lager ist. Einen der spannenden Tage habe ich „alleine „ erlebt, weil die anderen zwei Sunlit-Freiwilligen frei genommen hatten. Am Morgen fuhr ein Kleinbus auf den Firmen-Campus. Und im Laufe des Tages wurde das Fahrzeug dann mit einem Solarpanel und dazugehörigem Equipment ausgestattet. Der Bus wird normalerweise freitags eingesetzt um interessierte Leute vom Treffpunkt Solar Kitchen nach Sadhana Forest zu fahren, einem Auroville-Projekt, das etwas weiter außerhalb liegt. Dort stehen Wiederaufforstung und Wassermanagement im Vordergrund und es ist eines der größten Freiwilligenprojekte, die es weltweit gibt. Freitags kann man mit besagtem Fahrzeug dorthin gefahren werden und eine Tour machen um alles kennen zu lernen. Was einem dabei alles begegnet ist faszinierend und bewundernswert. Nur eine handbetriebene Wasserpumpe, Techniken zum Wassersparen fürs Händewaschen und Geschirr Abwaschen, Fahrräder für die Stromproduktion, ein botanischer Garten wo früher nur Wüste war, eine riesige Gemeinschaftshütte,…

    FOTO: Handwaschen ganz Wassersparend

    Wassersparen

    Und nach der Sadhana-Tour gibt es immer einen Umweltfilm (erinnert mich an UIKW-Zeiten!) und veganes Essen. Naja, der Bus soll nun eine andere Aufgabe bekommen und zwar reist er wohl schon aktuell durch das Zyklon-Gebiet in Orissa um mit dem nötigsten zu helfen: Wissen auf verschiedensten Gebieten, Wasserfilter, Brennholz und Strom! Aber so ein Fahrzeug umzurüsten ist tricky… Ich habe unseren Technikern einen Tag lang zugeschaut und auch die sind an manchen vorher gemachten Verkabelungen im Auto verzweifelt und haben viel ausprobieren müssen.

     

    Mosaik-Stufen im Dorf und die dortige Baukunst

    Das Dorf in das ich ab Dezember ziehe (Kottakarai) habe ich ja schon erwähnt. Die Etage in dem Haus in dem wir dann wohnen wird gerade gestrichen und fertig gemacht, sodass wir dann dort wunderbar wohnen werden. Fast jeden Sonntag gehen wir hin und helfen mit. Eine Woche entmüllen wir den Garten und pflanzen eine Hecke und in der anderen Woche helfen wir den Bauarbeitern unsre Stufen mit einem bunten Fliesen-Mosaik zu bestücken.

    FOTO: Mosaik-Stufen im Dorf und ein Eindruck der Baustelle

    Baustelle im DorfMosaikstufen im Dorf

    Und all das ist wirklich ein Erlebnis. Da gibt es keine Wasserwaagen und  andere bei uns selbstverständliche Werkzeuge, sondern alles ist sehr praktisch und einfach. Zwei Frauen sind im Bautrupp dabei nur um den Zement anzurühren und die Farbe für Fußboden und Wände fein zu malen und zu mischen. Einer hat das Wissen wie alles geht und instruiert dann noch zwei andere. Ja und wir hatten das Glück, dass wir mithelfen durften. Wir haben die Fliesenreste aus Küche und Bad verwertete und damit die zwei Stufen zu unseren Zimmern wunderschön bunt dekoriert. Das hat Spaß gemacht musste aber ganz schön schnell gehen. Ja und jetzt war unsere letzte Aufgabe vor dem Einziehen den Boden zu schrubben. Leider sieht er immer noch sehr fleckig aus, von Zementresten und Staub, aber in einem Monat darf er dann gewachst werden und DANN werden die tollen Farben (Blau und rot) so schön schimmern wie beim Wischen. Das ist genauso als wenn man Steine in Wasser legt, dann kommt die Maserung und die Farbe erst zur Geltung,… Und indische Häuser sind verrückt bunt, das steht mal fest! Unser Fußboden ist besonders schön! Und man sollte diese Art von Boden echt in jeder Studentenweg und in Wohnheimen einführen, fast wie Stein und so mega gut pflegeleicht. Damit keiner neidisch ist auf das so schöne neue Haus, hat die indische Familie einen „Teufelskopf“ an die Balkonbrüstung angebracht. Die sieht man hier fast überall. Soll sozusagen den bösen Blick abwenden. Wir finden unseren Teufel cool.

    FOTO: auf unserer zukünftigen Veranda

    Der Teufel

     

    Die Begeisterung für Apfelbaum-Blüten

    Tamilen sind neugierig. Gerne hören sie Geschichten aus Deutschland und stellen Fragen. Anderseits teilen sie gerne ihre Kultur. Wenn ich Nudeln mit Tomatensoße koche wird mir skeptisch aber auch anerkennend über die Schulter geguckt, wenn ich Fotos aus Deutschland zeige, wundern sie sich über den Schnee, über die Häuser und über die WG-Küche, die so anders aussieht als eine indische Kochecke. Ja und dann ab und zu passiert es das Neugierige auch das Foto an meiner Hüttenwand vom Garten betrachten und ich erkläre, dass die rosa Blüten Apfelblüten sind. Dazu muss erklärt werden, dass wir hier überall Äpfel kaufen können (aber verhältnismäßig echt teuer!), obwohl die importiert bzw. aus dem Norden Indiens hierher gebracht werden. Das ist das Obst des „Reichen Mannes“. Keiner der hier aufgewachsen ist hat jemals einen Apfelbaum gesehen, es scheint eine Art Mysterium zu sein. Und dann auf einem Foto einen Apfelbaum zu sehen, der im Garten einer deutschen Freiwilligen steht, das führt immer zu Begeisterung. Das wird weitererzählt und auch die Kinder lernen Apple Pu = Apfel Blume. 🙂

     

    Das Glockenspiel und die herumhängende Hängematte

    Dass ich im Dezember ins Dorf ziehen werde, habe ich ja bereits mehrfach erwähnt. Damit es da auch wirklich schön gemütlich wird, wie in meiner Hütte, wird aber noch einiges geschehen. Dazu zählt es noch einmal einen Haushalt-Großeinkauf zu machen. Dafür werden wir nach Pondy fahren ins Getümmel – Töpfe und sonstiges warten nur auf uns. Und vermutlich werden wir bei der Gelegenheit auch einmal dort auf dem Markt einkaufen anstatt in den zwei Auroville-Läden oder an den Ständen an der Straße. Ja und Möbel werden wir uns hoffentlich noch im Bamboo-Center selber bauen – die Frage ist immer nur wann! 😉

    Ein guter Anfang ist aber schon einmal meine Hängematte. Die hängt so in meinem Zimmer herum, aber unnutzbar… Tatsächlich habe ich nach ewigen Zeiten (die habe ich von den anderen Weltwärtslern zum Geburtstag geschenkt bekommen) auch endlich Seile zum Befestigen organisiert. Das war ganz einfach, denn in der Firma gibt es ja ein Materiallager und nette Kollegen…  Jetzt habe ich Seil, um sie dann auch mal auszuprobieren – entweder zwischen zwei Bäumen oder unter dem Vordach meiner Bambushütte und dann auf jeden Fall an den zwei Säulen unserer Veranda ab Dezember im Dorf!!

    Ein weiteres Utensil für eine hübsche Veranda ist ein Glockenspiel, das ich von der das Haus besitzenden Tamilin für mein Zimmer bekommen habe, aber in kaputten Zustand. Es war ganz einfach es zu reparieren: ein freier Vormittag, der Gedanke das nun zu tun, etwa 20 Meter in die Werkstatt, 10 Meter bis zu dem Platz der Frauen, die gerade so Fliegenvorhänge aus Perlen und Bambus auffädeln, ein freundliches Vanakam und das Geklimper meiner so schön gold aussehenden Fußkettchen…. Nach 20 Minuten war das Glockenspiel auf spezielle Art und Weise repariert (z.B. abgerissenes Band an ein anderes KLEBEN) und mit einer schönen blauen Perle als Pendel bestückt. So schön: in meinem Hüttenfenster hängt jetzt ein Glockenspiel, das im Wind klimpert und auf seinen neuen Ort im Dorf wartet, neben meiner Rosellapflanze (Tee!!!), die dort im Fenster steht, damit niemand sie frisst, obwohl ich dann echt das gießen nie vergessen darf…. Übrigens ist die Aussicht von unserem Zukünftigen Haus auf dem Dach echt toll.

    Dachterasse im Dorf mit Aussicht

     

    Die Höhen und Tiefen der Brunnen und Windmühlen (Wasserpumpsysteme)

    Am Samstag haben ein paar Freunde und ich es endlich geschafft dem überall geposteten Aufruf zu folgen einmal zum Mittagessen nach „Solitude“ zugehen. Das ist eine Community, die sich der ökologischen Landwirtschaft widmet. Das dort mögliche Mittagessen ist also immer komplett bio, aber man muss vorbestellen. ENDLICH haben wir das mal gemacht und eine sehr besondere Zeit dort verlebt.

    An einem großen Gemeinschaftstisch wird gegessen. Es sitzen Menschen unterschiedlichster Nationalität  zusammen und genießen das Essen. (Entdeckung des Tages: salzig-zwiebelig angemachter Papaya-Salat!)  Das Angebot dieser Community auch einen bio-Gemüse und Obst-Korb zu erhalten werde ich ab jetzt auch annehmen und zum Mittagessen waren wir sicher nicht das letzte Mal da.

    UND DANN: eine kurze Entdeckungstour nach dem ersten Mittagessen dort über das Gelände, die für mich AUF der Windmühle endete.

    Windmühle Solitude

    Etwa 100 Leitersprossen hoch, eher mehr, habe ich einen wunderbaren Ausblick genossen und mir schon einmal vorgestellt, wie wunderbar kühlend es sein wird, wenn wir in der Community im Sommer, in den etwa 10 Meter tiefen Brunnen springen dürfen. Ganz hoch und ganz tief! Ohne Wasser geht in Indien nichts, und die Windmühle ist dafür da, das Wasser aus dem Brunnen in die Leitungen der Community zu pumpen. Die Windmühle ist übrigens ganz bunt angemalt. Ich kam mir vor wie in einem Pippi-Langstrumpf-Film. Und dann noch das Baumhaus. Es gibt hier einfach alles was die Fantasie erlaubt. Aber zu den Häusern und Hütten vielleicht ein andern mal.

     

    Die vielen Einsatzmöglichkeiten eines Müslischälchens

    Achja. Eine Community-Küche, die man sich mit Menschen teilt, deren Sprache man nicht spricht, ist eine Herausforderung. Die Müslischälchen um Beispiel sind einfach niemals zu finden, wenn sie gebraucht werden. Dabei werden sie doch immer gebraucht, denn tiefe Teller gibt es hier nicht. Aber die Begrifflichkeiten „Deins“ „Meins“ sind hier was sehr relatives. Damit ich trotzdem immer eine Tasse um Trinken habe, wenn ich morgens Tee gekocht habe, habe ich es mir angewöhnen müssen, ein paar Basic-Geschirr und Besteckteile in meiner Hütte aufzubewahren. Dazu gehört nun auch ein neues in Auroville getöpfertes Müslischälchen. Und das HAT SCHON VIEL ERLEBT! Nicht nur Müsli am Morgen oder Restpfannkuchenteig, auch indischen Tee mit Milch, Tomatensoße, Maracuja-Kern-Schleim UND Regen! Neben weiteren Töpfen und Schalen hilft das Schälchen bei Starkregen, dass die Bambusmatten nicht ganz so nass werden, wenn es durch regnet. Vorausgesetzt ich entleere es regelmäßig. J

     

    Meditieren im Dunkeln

    Hier in Auroville gibt es ganz zentral, das Matrimandir, ein gigantisches sehr beeindruckendes goldenes Bauwerk, das von vielen Händen in mühsamer Arbeit jahrelang gebaut wurde. Es ist fertig und soll nun meditatives Zentrum sein und ein friedlicher Ort, Ausdruck aller  Ideale Aurovilles.

    matrimandirmatrimandirgärten

    Leider nehmen wir Freiwilligen auch die Kehrseiten wahr. Die Gärten um das Matrimandir sind zum Beispiel noch Baustelle und haben kaum Schatten, sodass man es dort tagsüber kaum aushält. Und man darf nur auf das Gelände, wenn man einen „Pass“ besitzt, denn sonst würden wohl die Touristenscharen diese Atmosphäre zunichtemachen.

    Wir Freiwilligen dürfen nur zur Freiwilligenzeit (5-18:30Uhr)auf das Gelände und in das Matrimandir, was auch nicht so ganz schön ist, weil wir uns dann nach der Arbeit ganz schön beeilen müssen. Es ist also leider mehr ein Termin, den man versucht einzuhalten als die gewünschte Ruhezeit für Konzentration und Mediation. Dennoch, wenn ich dann mal dort bin, ist es schon etwas Besonderes. Bei meinem letzten Besuch war wegen des Regenwetters (das noch nicht hier angekommen war) Stromausfall und so waren die Patels nicht beleuchtet. Die Patels sind kleine Räume kreisförmig um das Zentrum (Inner chamber) des Matrimandirs angeordnet. Jedes Patel hat ein anderes Thema z.B. Egalite oder Bonte und hat ein anderes Symbol und eine andere Farbe und somit komplett unterschiedliche Atmosphären. Ich gehe lieber in die Patels als in die Inner Chamber, weil diese wirkt auf mich fast steril und die Luft ist durch die Klimaanlage auch einfach ziemlich kalt. Bei Dunkelheit die Runde durch die Patels zu laufen und hier und dort zu sitzen und alles auf sich wirken zu lassen, war wirklich klasse. Die Türen konnte man wie Garagentore per Hand hochschieben und ich hatte das Gefühl dass vor mir keiner an dem Tag in den Patels gewesen war. Schon toll im halbdunkeln und nur durch die Lichtschächte hinter den Symbolen fällt ein bisschen Licht in die Räume… und jedes Mal wenn man aus einem Patel wieder „auftaucht“ ist es draußen ein Stückchen dunkler geworden, denn ab viertel vor 6 ist Dämmerung. Und dann sieht man langsam die Sterne auftauchen, Abendwind, und beeindruckende Wolkenlandschaften.

     

    Ameisen und Aloe Vera

    Heute, wie so oft, war dann der Hausputz einfach mal wieder dran. Meine vier Wände beherbergten nun eine kritische Menge an Ameisen und so habe ich vor dem Frühstück (Hirse mit Obst, Nüssen und Zimt und Joghurt) die „Großaktion“ gestartet. Alles aufräumen, alle Bambusmatten raus, den Boden fegen, die Ecken mit Lavendelöl einsprühen und alles wieder einräumen. Und danach, so bietet es sich an, noch schnell Wäsche waschen. Mein Mini-Garten, der neuerdings auch eine Aloe Vera (super für jegliche Wundbehandlung) beherbergt freut sich über das Wasser mit rötlicher Färbung: tja der Staub den man hier täglich in seinen Klamotten aufnimmt! Wäsche waschen wir hier in einem rosa Eimer und mit Bürste und ökologischem Waschmittel. Und auf dem Steintisch wird an den Flecken geschrubbt. Die Wäscheleine neben meiner Hütte ist eigentlich nie leer. Aber wir haben echt Glück, das wir Freunde haben die uns mit einer Waschmaschine davor retten auch unsere Handtücher und Bettlaken per Hand waschen zu müssen. Eine Methode, die wir auch immer besser beherrschen ist das Wäschewaschen unter der Dusche. 🙂