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Posts Tagged ‘essen’

  1. Wollsocken bei 26°C

    April 2, 2024 by Rosa Krausmann

    Nach zwei Tagen Monsun Regen blinzelt gerade zum ersten Mal wieder die Sonne durch die
    Wolken. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich bei 26 Grad mal Wollsocken und Fleecejacke tragen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber tatsächlich ist genau dieser Fall eingetreten und ich habe sehnlichst auf diese paar Strahlen gewartet. Ich weiß, ich weiß, zwei Tage sind noch gar nichts, aber für die Monsun Erfahrung reicht es mir an dieser Stelle dann auch schon. Es ist nun mal ein eigenartiges Gefühl, wenn ein eigenes Biotop auf deinen Birkenstocks zum Leben erwacht und in jeglichen grün und blau Tönen schillert, die du dir nur vorstellen kannst. Oder dein Kopfkissen mehr und mehr Ähnlichkeit mit Pippi Langstrumpfs Pferd Kleiner Onkel annimmt. Glaub mir, da vermisst man schnell die Sonne und ihre Fähigkeit alles mit ihrer strahlenden Wärme zu trocknen. Eine klitzekleine schöne Sache hat der Regen dann allerdings doch und das ist die Gemütlichkeit. Es gibt nichts Schöneres, als dem Plätschern der Regentropfen auf den Papaya-, Mango- und Bananenblättern vor deinem Fenster zu lauschen. Auch die Arbeit im Garten entschleunigt sich. Während der Mittagspause sitzen alle zusammengekuschelt unterm Dach und lassen sich das leckere Essen schmecken. Danach bleibt man bei einem Käffchen noch ein bisschen länger sitzen und quatscht über Gott und die Welt. Ich liebe den Garten und die Arbeit hier, es ist fantastisch.


    Den Vormittag arbeite ich meistens mit Monica, einer kleinen Italienerin mit langen Haaren, die immer alles im Griff hat und auf Zack ist. Monica ist wunderbar, sie hat mir alles beigebracht, um im Garten mitarbeiten zu können. Jetzt bin ich Meisterin im Unkraut jäten, Hecken frisieren und Bäume schneiden. Der Garten ist in verschiedene Themen eingeteilt, wie zum Beispiel der Schmetterlingsgarten, der japanische Garten, Kaktus Garten, indische Garten, Windmühlen Garten…für jeden dieser Gärten sind verschiedene Helferinnen verantwortlich, abhängig von der Größe des Gartens und dessen Aufwand. Monica zum Beispiel kümmert sich gleich um vier verschiedene Gärten. Dafür sind wir auch ein großes Team: an verschiedenen Tagen kommen verschiedene Kombinationen von Freiwilligen und packen fleißig mit an. Dadurch flitzen wir quasi nur so durch den Garten und wenn ein Themengarten fertig ist, geht es geschwind zum nächsten. Bis man wieder von vorne anfängt, denn in einem Garten und vor allem in einem tropischen Garten sprießt das Unkraut geradezu in den Himmel. Die Instandhaltung der Gärten ist wichtig, nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch damit der Garten seine Lehrzwecke erfüllen kann. Jeder Baum muss gut sichtbar und erkennbar sein, damit seine Art, Spezies, Familie,etc. entschlüsselbar ist. Denn regelmäßig stiefeln neugierige Kinder in karierten Schuluniformen durch die Gärten und lernen über die einheimischen Arten des Dry Tropical Evergreen Forests. Dabei lernen sie über die Wichtigkeit der Artenvielfalt und bekommen vom Aussterben bedrohte Bäume zu Gesicht. Um 8.45 Uhr wird sich getroffen und das Unkraut getackelt oder die Hecke bezwungen. Um 10 begibt sich der gesamte Garten zur halbstündigen Teepause und man sieht zum ersten Mal, wer sich so alles im Garten versteckt hat. Die besten Tage für die Teepause sind definitiv die Geburtstage oder manchmal auch einfach-so-Tage, bei denen dann Snacks und Kuchen neben dem Tee auftauchen. Dann wird bis zur Mittagspause um 12.15 Uhr weitergearbeitet, Abschnitte zum Kompost gebracht und Geräte gereinigt. Der Ablauf ist der Selbe, doch bevor es einem langweilig wird, besucht man einen anderen Themengarten und hilft für ein paar Tage dort mit. Denn obwohl sich die Aufgaben im Großen und Ganzen nicht viel voneinander unterscheiden, bringt ein Wechsel der Szenerie direkt neue Energie und Spannung mit sich. Auch wie Aufgaben angegangen und gemeistert werden, variiert von Arbeiterin zu Arbeiter*in, so kommt es, dass man täglich neue Einblicke bekommt und etwas neues lernt.


    Nachdem die ganze schwere und körperliche Arbeit am Vormittag erledigt wurde, die Energie durch das leckere Mittagessen und einen kurzen Mittagsschlaf wieder aufgeladen wurde, ist der Nachmittag für kreative und ruhige Arbeiten. Darunter fällt Wegweiser neu bemalen, Blumen pressen, Kakteen bestimmen, benennen und die richtigen botanische Namen auf zuvor vorbereitete Steinschilder, pinseln. An manchen Tagen muss aber auch der Teich gereinigt werden und dann steht man den Nachmittag über im kühlen und erfrischenden Teich und angelt Algen. Dabei lässt es sich einwandfrei einen Plausch halten und als wäre das nicht schon genug, kann man am Ende zur Belohnung wieder die Fische ihre Runden drehen sehen. Man darf aber auch sein eigenes kleines Projekt in die Wege leiten und sich den Rat von allen aus dem Garten einholen. So hat Anton zum Beispiel ein Infoblatt über Red Ants geschrieben (unglaublich interessante und beeindruckende Ameise, die ihre Nester bauen, indem sie Blätter miteinander verweben. Allerdings sind sie auch kleine Biester, die dich beißen, wenn du aus Versehen ihr Territorium betrittst.) und Siva Ganesh hat ihm bei seiner Übersetzung ins Tamilische geholfen. Diese Hilfsbereitschaft ist mir besonders aufgefallen, wenn du krank bist, wird direkt gefragt, ob dir noch etwas fehlt oder man dir helfen kann. Der Garten geht auf deine Bedürfnisse ein und du auf seine und das macht mich glücklich.


  2. Vom Küken zum Ästling – der erste Monat

    September 23, 2023 by Laura

    Ich kann es kaum glauben, aber heute ist der erste Monat in Indien rum und ich kann gar nicht sagen, ob mir die Zeit kurz oder lang vorkommt. 

    Als ich nach zwei Tagen ohne Schlaf endlich aus dem Partybus ausstieg, befand ich mich in Auroville am IsaiAmbalam Guesthouse. Die schwüle Luft außerhalb des klimatisierten Bus traf mich sogleich. In diesem Moment habe ich das erste Mal meine Entscheidung – ein Jahr in Indien zu verbringen – ernsthaft hinterfragt. Aber um viel darüber nachzudenken, war ich zu müde… 

    Glücklicherweise hatten wir noch Zeit um uns auszuruhen, bevor die Einführungswoche anfing. Ab diesem Moment war mein Kopf auf Autopilot und ich bin nur noch mit großen Augen und Ohren der Gruppe hinterhergestolpert bzw. hinter der sich durch Straßen und über rote Sandwege hingurkende Fahrradschlange her gestrampelt.

    Sehr im Gedächtnis ist mir der Besuch des Matrimandirs geblieben, weil mich das Gebäude sehr beeindruckte und es mir trotzdem doch sehr paradox erschien – aber das ist eine andere Sache. Während wir im Meditationsraum saßen, betrachtete ich fasziniert die Architektur, die mich am ganzen Bauwerk fesselte. Nach einer Viertelstunde des Sattsehens meldete sich mein Bauch lautstark und verlangte nach etwas zwischen die Zähne. Zur Meditation kam es da bei mir folglich nicht.

    Nach einer Woche Schonzeit wurden wir dann aus dem sicheren Nest geschubst und flügge wie wir waren, bezogen wir unsere WGs. Als Ästlinge zogen wir nun auf eigene Faust los und stürzten uns wagemutig in den indischen Verkehr. Hinter großer Geräuschkulisse und unter protestierendem Hupen von allen Seiten nahmen wir vorerst unseren Platz als rangniederes Drahteselvolk ein. 

    Mein Orientierungsbewusstsein hat sich nach einem ersten Schock endlich dazu entschieden Anfang der zweiten Woche endlich zur Rettung zu kommen und nun hangel ich mich an ein paar Fixpunkten wie Solarkitchen, Visitor Center und TownHall entlang.

    Um mich ganz einem -meinem ganz besonderen :)) – Drahtesel zu verpflichten, ging ich auf Fahrradsuche. Das Schicksal meinte es wohl gut mit mir, denn ich konnte flott ein gebrauchtes Fahrrad erstehen, welches meine Anforderungen noch übertraf. So viel Müßiggang war mir dann doch nicht vergönnt, denn anschließend kostete mich das Fahrrad viel Zeit im Aurovelo. Dafür schnurrt es jetzt auf den Sandwegen nur so dahin – Update: Schon wieder ein Platten-.

    Um mir alle Möglichkeiten offen zu halten, wollte ich trotzdem den Motorradführerschein machen. Da hatte aber wohl jemand etwas dagegen, denn als mein Foto gemacht werden sollte -wofür wir den kompletten Vormittag gewartet hatten-, wurde ich wieder weggeschickt, weil etwas mit meinen Dokumenten nicht stimmte…aber auch die Motorräder selber scheinen mich loswerden zu wollen – bei den Übungsfahrten mit Andy und Gabi habe ich mich bei beiden Motorräder verbrannt -.

    Bin ich froh ein Fahrrad zu besitzen – noch!

    Schneller als erwartet wurden wir vom Alltag überrumpelt, denn der erste Arbeitstag bei WasteLess rückte immer näher. Hier startete ich mit zwei neuen Mitarbeiter*innen das Orientierungsprogramm, um eine Wissensbasis zu den durchgeführten Projekten aufzubauen. Dabei gingen wir die Lernmaterialien für die Schüler durch zu Themen wie Mülltrennung, Plastik und Mikroplastik.

    Zu dem Programm gehörten einige Dokumentationen, die mich besonders in den Bann gezogen und nachhaltig beschäftigt haben. Zwar deprimierte mich die Aussichtslosigkeit zunächst und ich habe wie so oft eine Hilflosigkeit gegenüber der sich stets ins negative entwickelnden Situation gespürt. Aber gleichzeitig wurde mir bewusst, warum ich in diesem Projekt gelandet bin und dass man hier das Problem an der Wurzel packt.

    Denn WasteLess sieht die Chance auf Veränderung in der Bildung der Kinder, unserer Zukunft. Denn sie können leichter als Erwachsenen ihr Verhalten nachhaltig verändern und das neu erlangte Wissen aus der Schule heraus in ihr soziales Umfeld bringen. Sie lernen spielerisch beispielsweise, wie sie Müll richtig trennen, welche verschiedenen Arten von Plastik es gibt oder wie viel Mikroplastik jeder Mensch pro Monat zu sich nimmt. Das hat mir wieder Hoffnung gegeben und so konnte ich mit vollem Optimismus und Idealismus in die Thematik eintauchen.

    Nach der Einführung durfte ich mit kleinen Designaufgaben starten, die sich gar nicht wie Arbeit sondern eher wie Ausleben eines meiner Hobbys anfühlen. Im Team herrscht eine unglaublich entspannte und offene Atmosphäre, in der man sich nur wohl fühlen kann. Ich bin sehr gespannt, was ich dem Projekt beitragen kann.

    Es hat sich auch schon etwas Routine in den Alltag eingeschlichen, wie gemeinsames Frühstück und Abendessen zuhause (zum Abenteuer wird das Kochen bei Stromausfall mit Stirnlampe) und Mittagessen in der Solarkitchen mit den anderen.

    Da Lola auch im Recenter arbeitet, machen wir uns meist zusammen auf den Weg. Nach der Arbeit geht es entweder zum Tamilunterricht oder zu Certitude um Volleyball oder Tennis zu spielen. Nach sechs Stunden alle Kreativität aber auch Geduld zusammenkratzen, tut die körperliche Anstrengung richtig gut. 

    Dann stehen Rosa und ich vor der roten Wand und ballern den gelben Ball immer und immer wieder dagegen. Rosa übt ihre Vorhand, ich meine Rückhand. Hin und wieder kommt dann ein äußerst zuvorkommender, erfahrener und natürlich selbsternannter Tennisprofi und erklärt Rosa, wie man den Schläger hält und richtig schlägt- da hat jeder seine eigene Interpretation-.

    Eine große Gefahrenquelle bilden die vielen Kinder. Deshalb muss man aufpassen, dass man einem von ihnen nicht ausversehen den Kopf vom Hals pfeffert, weil sie zum wiederholten Mal plötzlich durch das Feld flitzen. 

    Besonders freue ich mich darauf im Oktober dem Chor beizutreten. Paula hat mich schon zu einer Probe mitgenommen, aber ein Konzert innerhalb von vier Wochen, war dann doch etwas zu viel verlangt.

    Vielleicht finde ich auch noch einen Ort, an dem ich Klavier spielen kann…

    In meinem Zimmer habe ich mich schon eingelebt. Zum Schlafen begebe ich mich in mein Himmelbett aus Mückennetz und bilde mir ein Gefühl von Überlegenheit gegenüber der Viecher ein, die mich gerne stechen würden. Um das Zimmer mehr zu meinem zu machen, habe ich Bilder aufgeklebt, die sich jetzt schon anfangen zu kräuseln und aus Tontöpfen, Glas und Holz habe ich einen Tisch und zwei Hocker gewerkelt. Hier gibt es dann immer Frühstück und Abendessen, wobei man etwas aufpassen muss, da die Tontöpfe gerne mit einem drauf umkippen. Aber einrichtungstechnisch muss hier noch viel passieren, vielleicht ein paar Muschelgirlanden, ein Wandtuch und ähnliches.

    Zur Zeit ziehe ich fünf Avocadopflänzchen groß und zwei wachsen munter. Da brauche dringend noch Inspiration für Namen…

    Seit ich hier bin, könnte ich Hymnen an das Essen komponieren und den ganzen Tag davon schwärmen. Essen macht mich eigentlich immer glücklich, aber hier wird das Potential voll ausgeschöpft. Die Schärfe mundet hervorragend und meine Geschmacksknospen jubeln.

    Glücklicherweise habe ich – im Gegensatz zu den anderen- noch keinen Reiskollaps, allerdings muss ich wohl zukünftig auf meinen geliebten Joghurt mit Sirup als Nachtisch verzichten, da mich mein Körper daran erinnert hat, dass ich Laktose gar nicht vertrage…

    Von den heimischen tierischen Verwandten wurden wir angemessen in Empfang genommen. Kühe, die bei Nacht mitten auf der Straße pennen, oder Hunde, die entweder ganz verrückt nach Krauleinheiten sind oder einen bei jeder Gelegenheit ausbellen, gehören zum Alltag.

    Auf mich hatte es besonders einer der Udavihunde abgesehen, doch mit Keksen haben wir uns etwas angefreundet. Auch bei unserem ersten Strandbesuch durften wir schon zu unserer Freude Bekanntschaft mit Quallen machen. Ein Gewitter und eine Invasion von Skorpionen bei der PizzaNight durfte da natürlich auch nicht fehlen.

    Wie nicht anders erwartet, sind die Mücken hier ganz entzückt von mir und bedienen sich üppig. Ich bin da nicht weniger angetan und tue meine Dienste indem ich meine Beine innerhalb der ersten Wochen in eine Kraterlandschaft verwandelt habe. Da wir jetzt aber endlich Internet in der Wohnung haben, muss ich nicht mehr zur RushHour raus zum telefonieren und muss mich jetzt nur noch mit den kleinen Miniviechern von Ameisen abfinden, die trotz des Mückennetzes ihren Weg zu mir finden.

    Bei unserem Einzug haben wir wohl eine große Ameisensekte so sehr verärgert, dass sie uns nun terrorisieren, koste es was es wolle (Opfer durch das Ameisenpulver, noch größere Horde nimmt Angriff auf uns). Eine andere Theorie wäre, dass sie uns anhimmeln, da wir so unglaublich vorzügliche Dinge in der Küche lagern. Das erklärt aber nicht, was sie unter die Tastatur des Laptops suchen.

    Wir haben auch ein paar Geckos zur Untermiete, die auch mal gerne in unserer Biotonne wohnen und bei unserem Anblick vor Schreck heraushüpfen.

    Die Kurzzeitbesucher wie die TausendfüßlerRaupendinger oder Berts (kleine dicke Käfer, die einfach vom Himmel fallen) sind dagegen eine willkommene Abwechslung, wenn auch ebenso unerwünscht. Es gibt aber auch sehr viele Tiere, die ich sehr gerne mag, beispielsweise die runden schwarzen Käfer mit den Punkten.

    Ich freue mich auf alles, was noch so kommt und bin gespannt, was das Jahr so bringen wird… :))

    Danke an Muna und Nora für die tolle Vorbereitung, kulturell und mental, für das Jahr in Auroville! <3

    Danke an Gabi, Andy und Jürgen für die spannende Einführungswoche und die fürsorgliche Unterstützung bis jetzt und in Zukunft! <3


  3. Die ersten drei Wochen

    September 15, 2015 by Max Bröker

    Wir sind jetzt schon über drei Wochen hier in Auroville.

    (sorry für die viel zu großen Bilder, nächstes mal klappt das vileicht besser)
    Die erste Woche war sehr aufregend, zeitlich sehr eng geplant und recht anstrengend. Wir haben fast alle von uns besezten Projekte mit den Leihrädern besucht, haben die wichtigsten POIs Aurovilles gesehen und viele spannende Infos bekommen. Durch das strenge Programm war kaum Zeit für Ankommen oder reflektieren, dafür wurde glaube ich bei den meisten eine menge Vorfreude und Lust geweckt, diesen bisher sehr undurchsichtigen (sehr viele Bäume) Ort zu erkunden.
    Wir haben uns unzählige male verfahren, haben verschiedene Essensmöglichkeiten kennengelernt und verschiedene Wohnungen besichtigt, die jetzt teilweise von uns bewohnt werden.
    Ich bin mit Vincent, Caro und Frederic in die drei Kapseln auf der discipline Farm eingezogen, mit Frederic arbeite ich seit Mittwoch auch auf dieser Farm, wir haben also einen komfortabel kurzen Arbeitsweg.
    Die Kapseln sind sehr cool, aus fast nur Naturmaterialien gebaut und eine besondere Erfahrung des (Gemeinschaflichen Zusammen-)Lebens und zumindest jetzt noch, der Zeit vor dem Monsum, paradiesisch.

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    Wir abendessen hier zusammen bei Kerzenlicht unter der größten der drei Kapseln, viele Vögel, Kleintiere und Nager sorgen für Geräuschkulisse, man sieht außenrum nicht viel außer Palmen und Bananenstauden und all das zusammen schafft eine sehr friedliche Atmosphäre.

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    Die Farmarbeit haben wir beide mit Jähten begonnen, war ein entspannter Einstieg in unsere derzeitigen halben Arbeitstage. Mitlerweile wurde es aber schon interessanter und wir haben viele verschiedene Dinge ausprobiert. Das viele Schubkarrenschieben und Kuhgraßtragen und süßkartoffelfeld Gräben Bauen und derartiges schlauchen, ist aber klasse.
    Bei Mittagessen in der Solarkitchen treffen wir dann meist ein paar bekannte Gesichter und bedienen uns reichlich am warmen Buffet. Denn der Hunger ist dann sehr vorhanden. Nachmittags haben wir die ersten beiden Arbeitswochen Tamilunterricht, sehr spannend und meiner Meinung nach auch sehr wichtig, ich würde mich gerne besser mit den Arbeitern verstehen, leider ist der Unterricht zeitlich in einem Energie-Loch. Ein extrem-cold-vegan-icecream-coffe (oder so) in der Kofibar vorher ist von nun an meine Art der Vorbereitung, bewirkt Wunder. Mein längerfristiger Plan ist aber, einen Hängemattenmittagsschlaf nach dem Essen zu halten, soweit der Plan.
    Viele fahren mittlerweile Motorrad oder TVS (das hier übliche Mofa), wir hatten schon ein paarmal Anfängertraining mit Jürgen und abgesehen von ein paar kleineren Umfällen ist nix schlimmes passiert, trotz der schwierigen Bedingungen. Bisher sind alle halbwegs glimpflich davongekommen, ich wurde bisher von Unfällen verschont, habe aber bei einer Motorradtour letztes Wochenende meine Haare verloren (Mailam Murugan Tempel, Haaropferungsstätte)

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    Ich habe von Max letzten Jahres Motorrad und Fahrrad übernommen, was mir das mobil Werden sehr einfach gemacht hat und ich sicher sein konnte, nicht Mist zu kaufen. An beiden Gefährten bin ich viel am Schrauben und machen, mit Fahrrädern kenn ich mich schon aus, das Motorrad werde ich auch noch verstehen. Ich genieße es jetzt schon, daran rumzubasteln und die vielen Baustellen, die meine Maschien wie alle anderen auch hat, zu finden und zu erledigen.

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    Jürgen ist da ein super Ansprechpartner mit Wissen und Werkzeug.
    Der mitgebrachte Helm ist super, ich bin froh ihn mitgenommen zu haben. Ich bin hier fast der einzige der mit Helm fährt, halte ich wie auch feste Schuhe für ein enormes Sicherheitsplus im indischen Verkehr, dem für ums Freiwilligen gefährlichste Teil des Jahres.
    Wir haben schon gemeinsam gekocht, einige Menschen ausserhalb unserer noch recht verbundenen Gruppe kennengelernt und fangen langsam an  workshops, Aktivitäten und anderen diversen Veranstaltungen auszuprobieren und kommen so dem Auroville Ding langsam näher. Ich hab ein sehr gutes Gefühl was Auroville angeht, ich bin mir sicher dass hier enorm viel Wichtiges passiert.
    Ich bin begeistert und möchte mit meiner Energie die Sache unterstützen und mitwirken.

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    Heute habe ich eine unserer Hängematten repariert, das verdient einen eigenen Eintrag denn die Hängematte hat wohl Legendenstatus.

    Unsere Kapsel-WG ist nach ein paar Tagen Hau ruck Aufräumen und ausmisten sehr schön und sauber geworden und wir vier fühlen uns momentan sehr wohl hier.

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    Ich komme mit den indischen speisen gut klar, verde aber bewusst drauf achten neben weißem Reis und Fritiertem noch andere Energiequellen zu erschließen nich am Ende Teil des indischen Trends zum Diabetes-Weltführer zu werden. Die Mischung aus Solarkitchen und Selberkochen wird das wohl richten können. Aber es schmeckt auf jeden fall sehr gut.

    Ein paar von uns haben sich schon traditionelle Kleidung gekauft, ich probiere im Moment den Lungi aus, ein Tuch das zu nem Rock gewickelt wird. Muss ich aber noch üben dass ich den unterwegs nicht verliere. Ob der Lungi auch praktisch betrachtet eine Daseinsberechtigung hat werde ich prüfen.
    Das Bandana, das ich mir aus zurückgelassener Kleidung ausgeschnitten habe, ist momentan mein uv-Schutz meiner eigentlich wunderbaren Glazte, ist auch etwas halbwegs traditionelles.

    Das Wetter gefällt mir persönlich super, es ist immer heiß und nur leicht windig. Da ich täglich 3 bis 5 liter (gefiltertes) Wasser trinke, kann ich wunderbar viel schwitzen und bin sehr fit. Nachts kühlt es etwas runter, aber nicht so dass sich langärmlige Kleidung gegen Mücken wirklich angenehm tragen lässt.
    Die Ventilatoren, die in vielen Orten aufgehängt und meistens am laufen sind mag ich nicht, sie kühlen zwar effizient aber auf sehr ungemütliche Weise und nachts führen sie bei ein paar von uns auch zu erkältungsähnlichen Zuständen. Unsere Kapseln sind zum glück Ventilator-frei.
    Kommen wir dann tagsüber mal in einen Klimaanlagenbestückten Raum, fühlt man sich erstmal wie im Kühlschrank bis sich der Körper an die vergleichsweise kalten ~25 °c gewöhnt hat.
    Neben all den schönen Dingen des Ankommens habe ich aber auch außerhalb Autovilles schon viel arme Menschen, deren Leben ich noch mehr verstehen möchte, gesehn. Ich habe  wiederholt üble Gewalt, teils in Verbindung mit Alkohol gesehen und eine Tochter eines Bekannten hat versucht, Selbstmord zubegehn.
    Diese für mich bisher nur auf Beobachtungen beschränkten Erfahrungen zeigen mir ganz klar, das das Paradies, in dem wir jetzt sind, räumlich ganz klein ist und nur für ein paar wenige priviligierte Menschen  offen ist.
    Ich bin gespannt wie es weitergeht. Langweilig wird es hier bestimmt nicht.

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    Eine Nutzungsweise von vielen von Kokosnüssen

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    Murugan Temple vorm Haareschneiden

    Liebe Grüße