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‘Anfangszeit’ Category

  1. 2. Beitrag (Sept.)

    Dezember 10, 2013 by Isabel

    Es ist 8:40 und ich fahre mit dem Fahrrad über eine rote staubige Straße- an mir vorbei ziehen hohe Bambusstäbe und Bäume, die ich nicht von zu Hause kenne. Heute ist es sogar der richtige Weg und bald komme ich auf eine Teerstraße und schlängel mich durch entgegenkommende Motorräder und Mädchen, die in Uniform auf ihrem Drahtesel zur Schule fahren. Vorbei an einem Tempel, kleinen Läden und vielen heruntergekommenen Häusern. Endlich finde ich die kleine Seitenstraße, die ich vorher vermeintlich schon 5 Mal erkannt habe, und biege ab. Noch einmal nach rechts und ich bin da: im Mohanam Cultural Center. Das Ganze in 12 Minuten und das am zweiten Tag!

    Gestern ging das nicht so gut, da musste ich 6 Mal fragen, bis ich endlich da war.

    Ein paar Kinder spielen schon und ich setze mich zu ihnen. Mittlerweile kann ich ihnen wenigstens zu verstehen geben, dass sie etwas gut machen, aber da hört es dann auch schon wieder auf. Ständig soll ich irgendwas klären, was das genau sein soll, verstehe ich natürlich nicht. Trotzdem scheinen mir die Kleinen das nicht ganz so übel zu nehmen.

    Jeden Abend habe ich einen Tamil crash cours. Und es gibt viel zu vermitteln, denn die Tamilen benutzen über 200 Schriftzeichen- von einfachen Haken bis Kunstwerken, die sich noch dazu kaum in der Aussprache unterscheiden. Zumindest nicht für meine unwissenden Ohren.

    Wenigstens gewöhne ich mich langsam an den Klang. In meinem Projekt sind fast nur Tamilen, sodass ich eigentlich nur Tamil höre.

    Seit Sonntag lebe ich nun  mit vier anderen Freiwilligen im Bamboocenter- mein Weg zur Arbeit beläuft sich also auf 0 Minuten. Schlafen tue ich in einer „Kapsel“, einer Hütte aus Naturmaterialen. Ja, richtig, ICH habe mir eine Unterkunft aus Holz und Palmblättern ausgesucht und es gefällt mir sogar ganz gut. Natürlich ändern sich die Ansprüche- Spinnen sind jetzt zum Beispiel die besten Freunde, weil sie Mücken abfangen und das Dach muss man sich mit Eichhörnchen und im schlimmsten Fall Ratten teilen. Gestern habe ich etwas rattenartiges gesehen, aber ich versuche mich selbst davon zu überzeugen, dass es nur ein Eichhörnchen war. Ich habe das undefinierbare Wesen „Jasmin“ getauft. Das klingt doch nett, oder?

    Eines von vielen Insekten hier

    Zurzeit tuckere ich noch mit einem Leihfahrrad herum. Eigentlich sollte ich schon seit 2 Tagen ein anderes haben, aber in ganz Indien wurde die Produktion gestoppt- Qualitätsmangel. Es gilt also abzuwarten und chai zu trinken…

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     Aussicht aus der Kapsel
    Aussicht aus der Kapsel

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  2. 1. Beitrag (entschuldigt das Chaos)

    Dezember 10, 2013 by Isabel

    Nun bin ich schon 2 Tage hier und es wird Zeit für den ersten Bericht…

    Noch sind alle „Wolletiers“ zusammen im International Guesthouse Aurovilles. Der Umzug in unsere neuen Heime soll am Sonntag stattfinden.

    So ziemlich alles, was hier passiert ist ein Erlebnis. Allein die Taxifahrt von Chennai nach Auroville: Linksverkehr,  permanentes Gehupe, Spuren sind nicht so wichtig, man fährt halt wie´s gerade passt.

    In unserem Guesthouse angekommen, gab es erst mal Essen und danach eine Dusche, und zwar da drin:

     

    dusche international house

     

    Duschpublikum

    Angst vor Einsamkeit muss man hier nicht haben, denn es gibt drei Frösche, die einem Gesellschaft leisten und sich manchmal sogar auf Deinen Kopf fallen lassen, aber nur wenn Du Glück hast ;).

    Wenn wir schon bei Tieren sind: Auswahl gibt es hier genug. Vom Frosch in der Dusche über die Geckos im Zimmer und Ameisen im Bett und verschiedene Sorten gibt es auch- alles was das Herz begehrt.

    Allzu viel Zeit diese äußerst beeindruckende Biodiversität zu studieren haben wir aber nicht, denn unser Programm ist straff: Mit dem Fahrrad geht es über rote Straßen, die für mich noch alle gleich aussehen, zur Registrierung für die Aurocard (damit zahlt man bargeldlos innerhalb Aurovilles) und zu den ersten Projekten. Meins war heute auch dabei. Zunächst waren wir erst mal im Bamboo Research Center. Es ist wirklich schön dort. Die restlichen Teile, wie die Livelyboutique folgen morgen. Die richtige Freiwilligenarbeit beginnt aber erst nächsten Montag, bis dahin besuchen wir noch die restlichen Projekte und nehmen Organisatorisches in Angriff.

    Was noch? Ok, das was meine lieben Freunde wahrscheinlich am meisten interessiert ist das Essen. Habe ich nicht Recht? Ich hatte bisher nur einen kleinen Eindruck und muss noch viel Probieren aber hier gibt es ein paar Fotos. Mit den Händen essen macht sogar richtig Spaß, auch wenn mir durchaus noch etwas Übung fehlt, aber trotzdem, probiert das zu Hause, im fernen Deutschland ruhig auch mal aus. Aber denkt dran: Hände waschen und nur mit Rechts essen!P1090483

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  3. Schoenes Deepam!

    Oktober 24, 2013 by Loraine

    Neue Konstruktion.

    Neue Konstruktion.

    Als ich heute nach drei Tagen Erkaeltung wieder in Deepam war, hat sich wieder einiges dort veraendert (siehe Bild Nr.1). Es war sehr schoen wieder dort zu sein und alle wieder zu sehen. Ich bin immer noch sehr gerne in Deepam und dadurch, dass Angelika, die deutsche Leiterin von Deepam, nun wieder da ist, hat sich auch einiges veraendert und man merkt die deutsche Hand hinter allem. Sei es, dass alles seine Ordnung haben muss oder dass wir letzten Samstag mit dem ganzen Team die Raeume etc. geputzt haben. Es wird eigentlich jeden Tag in Deepam aufgeraeumt und geputzt und der eigene Garten sind auch immer rausgeputzt aus, denn taeglich wird der Boden dort mittels Rechen von Blaettern und anderen Verunreiner befreit.
    Das Reinemachen war hauptsaelich Sachen reisraeumen, die Regale und Sachen abstauben und alles wieder einraeumen. Mareike und ich waren erst ueberhaupt nicht begeistert, am Samstag arbeiten zu muessen, da uns erst 2 Tage vorher Bescheid gegeben wurde (wobei das immer 1x im Monat ist und eigentlich immer zur selben Zeit…eigentlich) und wir eigentlich nach Pondicherry wollten. Nunja, trotzallem war es sehr, sehr witzig und es war schoen, das Team auch mal ohne Kinder zu sehen. Wir haben viel gelacht und eigentlich fuer arbeiten an einem Samstag, hatte ich viel Freude 🙂DSC00236397472233
    Dann bin ich krank geworden, war aber Dienstag abend trotzdem bei unserem Deepam-Team Essen, was aus viel Essen und lachen bestand, wobei die Tamilen aus unserem Team auf Tamil Spaesse gemacht haben und Mareike und ich eigentlich nur wegen der ganzen Situation mitgelacht haben. Ausserdem machen sie auch oft Spaesse auf unsere Kosten….wobei mir erzaehlt wurde, dass so eine „fiese“ Art hier eine Art Wertschaetzung ist..na Danke!

    Greetings! p.s. der Pre-Monsun hat angefangen…. die Waesche ist irgendwie immer ein bisschen feucht….

     

    „Mein“ Deepam.


  4. Ankommen – Volunteers at work, in Auroville, at home

    September 12, 2013 by Nora

    Jeder Tag ist unberechenbar, erlebnisreich und erzählenswert!

    Eine ganze Weile habe ich nicht geschrieben, obwohl ich definitiv hätte Seiten füllen können… Die Gründe dafür sind vielseitig: Anscheinend sind wir Freiwillige dabei wirklich in einer Alltagsroutine anzukommen und uns unser neues zu Hause einzurichten. Dabei bleibt oft keine Zeit für den objektiven Blick, den es zum Beschreiben und Berichten benötigt. Wir stecken schon tief in unserem HIER und JETZT. Oft bin ich am Abend, wenn es dunkel ist (ab halb sieben), dann einfach nur froh nichts mehr zu machen, mich mit meinen „Mini-Dorf-Platz-Mitbewohnern“ zu unterhalten und erschöpft und glücklich ins Bett zu fallen. Außerdem habe ich kein Internet in meiner Bambus-Hütte und in den letzten Tagen war die Verbindung in unserem Teil Aurovilles wegen der Unwetter h unterbrochen. Nun möchte ich es wieder einmal versuchen… einen klitzekleinen Bruchteil von dem, was ich hier erlebe, sehe und denke, sollt ihr mitverfolgen können.

    Unsere zweite Arbeitswoche in den Projekten ist bereits zum zweiten Mal beim Mittwoch angekommen. Die Arbeit unterscheidet sich bei uns allen sehr und Jeder von uns erlebt nun ein individuelles Stück Indien. Momentan heißt die Arbeit bei „Sunlit Future“ für mich vor allem eine andere Mentalität und die lokale Solartechnik („Off-grid“) kennen lernen und  die eigene Rolle als Freiwillige und als Frau in einem Männerunternehmen definieren.
    Um halb neun warten Jan und ich in Auroshipam (so heißt das Gelände mit mehreren produzierenden Gewerbe-Einheiten) auf unsere Kollegen und einen der Chefs (ein Inder und ein Deutscher), von denen einer den Mitarbeitern sagt, was heut zu tun ist. Wer noch um 10 Uhr in der Firma ist bekommt Tee, aber an sich sind dann fast alle meist zu zweit unterwegs zu den „Sites“. Dort werden Solarsysteme repariert, kontrolliert und neu installiert. Außerdem wird neben dem „Office“ Material für die Installationen vorbereitet und neu gelieferte oder angefertigte Teile in einer Werkhalle gelagert. Dorthin Sachen zu transportieren oder abzuholen und an Kreissäge und Bohrer beispielsweise die Aluminium-Grundkonstruktionen anzufertigen gehört mit zu den Alltagsroutinen bei „Sunlit Future“. Als Frau wurde mir besonders in den ersten Tagen vieles nicht zugemutet und insgesamt müssen wir Freiwilligen uns Arbeit „nehmen“, sonst stehen wir daneben und die Dinge brauchen länger. Anweisungen geben uns die Tamilen wenig und so müssen wir Fragen stellen und einfach mit anpacken. Die Kollegen verstehen langsam, dass wir was tun und wissen wollen und so trage ich das Material mit zum „Truck“, stehe an den Maschinen und krieche mit unter den Solarpanels herum, um die Kabel zu verbinden. Und ein paar von den Kollegen sind echt große Klasse und sehr geduldig mit dem Erklären, zum Beispiel bei den Namen der Werkzeuge. Die Arbeit macht dann Spaß und wir sind Teil von dem Sunlit Team. Besonders die „Back-Up“-Systeme (also Batterien für die Energiespeicherung, wenn das Netz keine Elektrizität liefert oder keine Sonne scheint) sind hier im Gegensatz zu Deutschland eine Normalität.
    Besonders einen Vorteil hat die Arbeit in meinem Projekt: Ich lerne unsere Welt hier von innen und außen, in allen Ecken kennen. Mal klettern wir auf ein Dach um das Wassersystem zu reparieren, mal unter die Treppe, um die Batterien zu überprüfen.  Ich lerne die Gegend um Auroville herum gut kennen, denn wir fahren bei den Kollegen auf dem Motorrad mit, oft ganz gut beladen mit Werkzeugkoffer und neuen technischen Teilen. Und ich sehe wie vielseitig Auroville ist.

    Jede „Comunity“ hat ihren eigenen Charme und die unterschiedlichen Menschen sind faszinierende Persönlichkeiten, die ihr Umfeld hier ganz individuell aufbauen und prägen. Daraus resultieren unglaublich zahlreiche Möglichkeiten für uns als Freiwillige Kontakte zu knüpfen, irgendwo mitzuwirken und auch in Zukunft woanders zu wohnen. Es ist ganz schön schwierig zu wissen, was man hier will. Letzte Woche waren wir auf dem „Deutschen Treffen“ eingeladen und aktuell wird beispielsweise ein Konzert vorbereitet, auf dem jedes Land mit etwa 2 Liedern auf der eigenen Sprache vertreten sein soll.
    Besonders in der „Solar Kitchen“, in der die Meisten hier mittags essen gehen und auf „La Terrace“,dem Cafe, dass über der Solar Kitchen mit einer herrlichen Dachterrasse punkten kann, treffen wir nun immer wieder die Leute, die wir schon einmal gesehen haben. Immer mehr Gesichter kommen dazu und die Aurovillaner begegnen uns als neue Weltwärts-Generation meist recht neugierig. Und wir stellen viele Fragen, zum Beispiel wo wir am besten einkaufen können, denn zu einem Tag gehören drei Mahlzeiten, damit wir alle fit bleiben und bei dem Klima und den Herausforderungen in der neuen Umgebung genug Energie haben. Das Kochen in einer ganz anderen Küche als wir sie gewohnt sind braucht wirklich Übung. Am kommenden Wochenende werden wir mal in einem Dorfprojekt einen Kochkurs mitmachen. Die „Auroville Bakery“ erlaubt uns glücklicherweise richtig gutes Brot zu kaufen, doch Marmelade beispielsweise ist sehr teuer. Stattdessen könnten wir uns auch nonstop von Früchten ernähren, die sogar bei uns vor der Bambushütte wachsen oder bei unseren Freunden auf der Farm. Die ganz kleinen Bananen sind hier regionale Ernte und wer sich als „reich“  brüsten möchte, kauft die Äpfel die überall angeboten werden. Schräge Welt!
    Shanka, unser Tamil-Lehrer, erklärt uns neben dem Sprachunterricht (Konversation und neue Schrift) diese ganz andere Welt, Mentalität und Kultur. Er ist ein super Lehrer und seine Geschichten bleiben wirklich im Kopf und vieles erschließt sich uns so einfacher. Tatsächlich gibt es in der tamilischen Sprache kein Bitte und Danke- fast undenkbar für uns. Zeit spielt eine ganz andere Rolle: Stand der Sonne, alle werden als „Verwandte“ angesprochen,… Die neue Sprache zu lernen, macht mir Freude, denn ich sehe täglich wie ich damit wirklich weiter komme: einige Kollegen und die Arbeiter im Bamboo Center sprechen kaum Englisch. Damit wir wirklich ein Jahr hier bleiben dürfen, haben wir in Pondycheryy alle noch einmal mit unserem Pass das Formale klären müssen und ein „Residance Permit“ erhalten. Alleine in die Stadt zu fahren ohne „erfahrene“ Aurovillaner war ganz schön spannnend. Mit dem Residance Prmit und mit der „Auroville Card“ (auch Zahlungsmittel innerhalb Aurovilles) sind wir nun gut ausgestattet für dieses Jahr. Als Transportmittel kommt hier das Motorrad als das Normalste überhaupt dazu und es ist eher ungewöhnlich, dass neben mir auch noch zwei andere Freiwillige bisher nur Fahrrad fahren. Allerdings stelle ich fest, dass es innerhalb Aurovilles absolut machbar ist, gerade auch, da es nun immer kühler wird und ein Fahrrad bei Regen und tiefen Pfützen auch vielleicht sogar besser zu handeln ist, als ein Motorrad. Ja… die letzten Tage hat uns der hier seltene Sommermonsum auch schon ganz schön erwischt. Besonders am Samstag ging gar nichts mehr und wir saßen alle irgendwo fest und kamen nicht mehr weg, weil es einfach zu stark geregnet hat. Anschließend durch die gigantischen Schlammteiche auf den Straßen zu fahren hat Spaß gemacht und im Theater zu sitzen, eine indische Tanzvorstellung anzuschauen und dabei wieder trocken zu werden gehörte mit zu den bisherigen Erlebnissen. Die Füße werden bei nassem Wetter gar nicht mehr sauber, die rote Erde hier färbt wunderbar.

    Im Bambus-Dorf ist tagsüber viel los, denn hier arbeiten etwa 30 Frauen und Männer. Abends dagegen ist das hier unser Reich (und das der Mücken) und wir können so gut wie alles machen was und wie wir wollen, begleitet von den streunenden Hunden, die hier mehr oder weniger leben, den Hühnern, einem Truthahn und seiner Frau sowie ab und zu einer vorbeiziehenden Kuh . Gemeinsames Kochen, Filmabend zusammengedrängt in einer Hütte, das Gewitter bestaunen, Wäsche per Hand waschen und überall aufhängen (oft leider vergessen wir sie abzuhängen, sodass sie wieder nass wird vom Regen) und bald dürfen wir hier auch mithelfen das Gemüse anzubauen, wenn die richtige Regenzeit losgeht. Darauf freue ich mich schon. In unserem Bambus-Zu Hause war es beim Regen sehr gemütlich, auch wenn drei von uns Lecks im Dach haben. Das gehört halt aktuell dazu und wir arrangieren uns damit. Die Bambus-Crew hat uns auch schon versichert, dass sie die Lecks ganz bald flicken und da die sich wirklich gut um alles kümmern, was wir anmerken und gerne ändern würden, passiert das sicherlich. Meine Hütte hat ganze 4 Lecks, ist aber sonst mittlerweile ein wunderbares zu Hause. Ausgestattet mit Räucherstäbchen, Mückennetz über dem Bett und ein paar Hauseigenen Geckos haben die Mücken auch weniger Chancen. Meine Wand ist mit Fotos aus Cottbus und einer „I like Brandenburg“-Postkarte bestückt und gelichzeitig wird alles immer mehr indisch: die bunten Tücher über den Regalen, die Papierschachteln und verzierten Holzdosen- innerhalb kürzester Zeit sammelt sich bei uns allen ein ganz neuer „Haushalt“ an.  Und immer wieder wird klar: hier ist das Leben langsamer. Wirklich alles braucht mehr Zeit besonders ganz durchschnittliche Dinge, wie Duschen, Abwaschen, Kochen… Neulich war das Gas leer, da haben wir ein Feuer gemacht. Und dass der Strom und das Internet keine Selbstverständlichkeit ist liegt auf der Hand.

    Das Abenteuer ist im vollen Gange und ich genieße es!

    Bald kommen dann hoffentlich mal Fotos, der Bericht zur indischen Hochzeit und und und…


  5. Stadt, Land, Auroville

    September 1, 2013 by Nora

    (Samstag, 31.August 2013)

    Die Tage hier sind so erlebnisreich und bunt, dass ich jeden Tag erneut überrascht bin, dass manche Dinge erst gestern waren. 🙂 Vermutlich ein völlig normales Phänomen in einer so komplett neuen Umgebung mit neuer Kultur und einem „neuen Leben“.

    Kurzer Stand des Lebens hier: Nach einer sehr er- und gefüllten Einführungswoche ziehen wir Freiwilligen morgen aus dem International Guest House um in unsere (meist erst heute definierten) neuen Zimmer/ Wohnungen/ Häuser. Und Montag geht das Arbeiten in unseren Projekten los. Zwei Wochen lang erst nur halbtags, weil der Nachmittag für den Tamil-Kurs (ja, diese schwierige Sprache versuchen wir zu lernen) geblockt ist. Das heißt langsam aber sicher werden wir 17 uns immer seltener sehen. Ab Montag nur noch halbtags und nach dem Tamil-Kurs?… Eins nach dem anderen…

    Für mich heißt der aktuelle Stand hier: Ab morgen wohnen in einer Bambus-Hütte (genau wie drei weitere Freiwillige, hinter den Bambus-Werkstätten, die hier in Auroville Arbeitsplätze für „village people“ bereitstellen und von Schmuck bis Möbel verschiedenste Produkte anfertigen). Wir haben quasi unseren eigenen Mini-Dorfplatz mit der kleinen Hüttenansammlung und haben es nicht weit bis zu unseren Arbeitsplätzen. Jan wird mich Montag mit dem Motorrad mitnehmen zu „Sunlit Future“, zurück und zum Unterricht. Ansonsten genieße ich das Fahrradfahren. Es ist alles gar nicht weit und wenn ich Glück habe, kann ich das aktuelle Leihfahrrad kaufen. Überall treffe ich ansonsten spannende Menschen und erfahre von tollen Aktivitäten und Projekten, in denen wir alle mitwirken könnten…

    Das Jahr kann definitiv nicht langweilig werden. Wir müssen alle eher aufpassen, dass wir uns nicht zu viel vornehmen und zumuten. 😉

    Jetzt zu Stadt, Land, Auroville– das beschreibt die vergangenen drei Tage sehr treffend.

    Stadt: Gestern haben wir mit den Auroville-eigenen Taxis (Vorteil: fester Preis und verlässliche Taxifahrer) die „Großstadt“ Pondicherry besucht, um unsere Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Nach dem bürokratischen Akt, der im Prinzip einfach GEDULD-WARTEN-NICHTSINFRAGESTELLEN bestand, haben wir dann erste indische Einkäufe in den Shops und auf dem Markt getätigt.

    Eine Aneinanderreihung von Worten, die sich vielleicht ein bisschen den Sinneseindrücken, die uns überwältigt haben, annähern:

    Menschen überall, Auto Rikschas, LKWS, Taxis, Autos, Fußgänger, Fahrräder, hupender Verkehr, Stau, Werbeplakate, Verkehrsschilder, „Please follow traffic rules“, Blumenketten knüpfende Frauen am Straßenrand, Hunde, herumlaufende Kühe und Ziegen, Häuser, Hütten, Paläste, Ruinen, Baustellen, grellgrün, pink, grau, Bettler, Buisness-Männer mit Anzug, Schulmädchen in Rock und Bluse, Palmen, blühende Bäume, Müll im Fluss, an der Straße, vor den Häusern, Abgase, Zeitungs- und Plastikfetzen in den Bäumen, enge Straßen, überall „workshops“ und kleine Läden, Imbisse, feuchte Hitze, Musik, Treppenhäuser mit Kabeln, die aus der Wand gucken und einem Fahrstuhl, den wir lieber nicht erprobt haben, offene Türen zu „Offices“ alle mit Akten überladen, aber nur mit nicht-arbeitenden Menschen besetzt, die stattdessen Zeitung lesen, Tee trinken oder durch die Flure begutachten, wer so durch das Gebäude läuft, tausende Schilder und Beschriftungen wer wo was arbeitet und wofür Officer und Vorgesetzter ist, Hinweise „keep the city clean“, kaputte große Batterien (werden eigentlich genutzt um bei Ausfall des Stromnetzes Elektrizität zu liefern), die in der Ecke auslaufen, eine offene Tür aufs Dach hinaus, Aussicht auf alles, Verkehrschaos auf den Kreuzungen, Beton wird im Nachbarhaus aus auf dem Kopf getragenen Kübeln auf den neuen Boden gegossen, Plastikstühle im Büro, Listen, Formulare, alle per Hand auszufüllen, wartende Menschen, Ventilatoren, Klimaanlagen, Schreibtische, Pässe, ausgefüllte Dokumente, fragende Blicke, schüttelnde Köpfe, wartende Leute, schlafende Leute, Kaffee und Tee für die Beamten, …

    Straßen, die alle gleich aussehen, hohe Bügersteige, oft kaputt, viel Bauschutt, Motorräder die dicht an dicht geparkt sind, Verkäufer mit Schmuck, Trommeln und anderem Krimskrams, ausgelegte Ware auf dem Boden, bloß nicht zu lange stehen bleiben, tausend Läden, schrille Schaufenster, bunte Stoffe, über den Preis diskutieren, Tücher, Hosen („Aladin“-), Schmuck, Zehringe („ja, wir sind alle verheiratet“, das bedeutet das Tragen von Zehringen hier nämlich), Kinder, die auf der Hüfte getragen werden oder vor den Läden im Schatten schlafen während die Mütter arbeiten, Männer, die diskutieren, eine Kuh, die mitten auf der Straße liegt, geschlossene Läden mit Rollläden runter auf denen der Name des Ladens mit Farbe angepinselt ist, Verkäufer, die ihr Mittagessen aus Metalldosen auspacken…

    Klimaanlagen, leere Tische, etwa 15 Kellner , die bereitstehen, als wir in das Restaurant reinkommen, saubere Toiletten (sogar eine mit Wasserspülung), Essen bestellen, Was ist das bloß alles, und „lemon soda“ oder „lemon juice“, „salty“ oder „sweet“, mittlerweile sind alle Tische besetzt, Hauptmittagszeit, mit den Fingern essen, riesige Pfannkuchen aus Reismehl, Currys, Soßen, Suppen, immer wieder Hände waschen, vorher, nachher, dann der Hitzeschock, als wir wieder auf die Straße gehen, Taxifahrer, die auf Kundschaft warten…

    Rückfahrt durch enge Straßen, wann hört denn die Stadt auf, überall „workshops“ (Tischler, Klempner,…) und Läden (Snacks, Haushaltswaren, Kleidung…), wie verdienen die alle Geld mit den doch immer gleichen Produkten, Musik ganz laut, Stau, neben uns Kinder auf dem Fahrrad zu dritt, Palmen, die windschief stehen vom letzten Sturm, Planen, die als Zelte gespannt sind, Häuser, Hütten, Baustelle, Müll, überall Menschen.

    Land: Wir haben in der ersten Woche einige Projekte besucht, in denen unter anderem einige von von uns arbeiten werden. Die meisten Projekte liegen in den Dörfern um Auroville herum. Auf dem Weg zu den Projekten haben wir einen traditionellen von der Dorfbevölkerung oft besuchten Hindu-Tempel besucht (weit und breit KEINE Touristen) und anschließend einen Kindergarten, die „Auroville Village Action Group“, die sich besonders für Frauen aus den Dörfern einsetzt, eine „Berufsschule“, die versucht jungen indischen Frauen und Männern eine Zukunft auch ohne abgeschlossene Schulzeit zu ermöglichen, indem sie praktische Berufe wie z.B. Bauzeichner, Maurer, Elektriker erlernen, einen weiteren Kindergarten und eine Schule für die „Village kids“ und das „health center“, das Kurse zu alternativen Heilmethoden, Yoga und ähnlichem für alle, die wollen, sowie Hausaufgabenbetreuung für Kinder anbietet. Mitten in den Dörfern gibt es eine ANDERE KULTUR, BEGEISTERUNG und ENGAGEMENT-FÜR VERÄNDERUNG.

    Auch hier eine Aneinanderreihung von Worten:

    Staubige Asphaltstraße, Kühe, Fahrräder, Frauen mit Körben zu Fuß, Müll, Hütten am Straßenrand, Sandwege, Ziegen auf der Wiese, Frauen, die am Rand sitzen und aufpassen, eine Tischlerei, Holzstapel, enge Kurven, Motoräder im Gegenverkehr, links fahren nicht vergessen, Palmen, hohe Bäume, ausgetrocknete Schlammteiche, Hunde, Strommasten, herabhängende Kabel, Männer, die ohne Schutzausrüstung reparieren, ein großer Platz, Müll im getrockneten Schlamm, eine Tempelmauer, Schuhe ausziehen, barfuß die paar Stufen hoch in den Innenhof, Männer, die uns begrüßen, uns Kuchen und ein warmes Getränk, welches gesegnet und extrem süß ist, anbieten, bunte Statuen, Bilder, viele Türen, unsere deutschen „Paten“ tragen uns Erzählungen zu den Abbildungen vor, eine Großmutter mit Enkelsohn, die im Tempelinnenhof Picknick macht und den kleinen Jungen immer wieder ermahnt, viele Bemühungen der Inder uns als Gäste länger am Tempel zu behalten, Mülleimer für die Pappbecher, Schuhe wieder an, auf die Fahrräder, vorher Wasser trinken, Sandstraßen, Kurven, Kühe, rechts und links Bäume, ausgetrocknete Gräben, Hütten mit schlafenden Frauen davor, Hühner, es ist warm, sehr warm, immer wieder „Speed bumbs“, damit keiner zu schnell fährt auf der Straße, Wasser das in Abwasserkanälen offen neben den Häusern mehr steht als läuft, Wäsche auf den Leinen, auf den Zäunen, auf den Hecken, Vogelscheuchen, Müll zwischen den Hütten, …

    Ein geducktes Gebäude, bunt bemalt, Kinderschuhe davor, im Innenraum etwa 30 Kinder zwischen 2 und 4 Jahren, die mit verschiedenen Spielen still auf dem Boden sitzen, staunende Blicke als wir kommen, kleine Hände auf großen Händen, eifrig gepuzzeltes wird wieder umgekippt um von vorne zu beginnen, ein paar Kinder antworten auf die Frage „whats your name“,andere sitzen nur und gucken, die Kindergärtnerinnen haben ein Elterngespräch und schaffen es gelichzeitig uns Zitronensaft zu bringen, steigende Lautstärke, alle wollen uns was erzählen, wir reden mit Händen, Füßen und auf Englisch, Kinder, die uns winken, „bye“ …

    Wunderschön, bunt in Saris gekleidete Frauen, gesenkte, scheue Blicke, ein Kreis mit Plastikstühlen, begeisterte Projektleiter, Fragen von uns, Broschüren auf Tamil zu Frauenhygiene, noch mehr Fragen, Antworten, offene, lächelnde Gesichter, Geschichten von Gewalt, wütenden Ehemännern, aber mehr von repektierten Frauengruppen, die Verantwortung für ihre Dörfer übernehmen, Eigeninitiative, Lösungen für unlösbare Probleme, leadership, Nähmaschinen, Frauen, die ihre Bezahlung abholen, leise tuscheln, im Nachbarraum wird ein Vortrag gehalten, saubere Flure, offene Räume…

    Klassenzimmer, nur ein Ventilator funktioniert, Bananen für die Gäste, Wer hat noch Trinkwasser in seiner Flasche, engagierter Vortrag und Lebensgeschichte, Warum jetzt hier eine solche Schule aufbauen und fördern, was macht die Berufsschule, Räume mit veralteten Computern, ein Solarfahrrad, eine Schautafel zu den Bestandteilen eines Kassettenrekorders, ein Volleyballnetz im Innenhof, Photovoltaik auf dem Dach, eine Tafel mit den Namen der finanziellen Unterstützer, Jungs in Schulhemden, Mädchen, die als Gruppe auf Plastikstühlen in der offenen Schulaula sitzen, hohe Bäume, Waschbecken in der Sonne, das Wasser versickert direkt dahinter im Bauschutt, Mittagessen für die Gäste in einem zu allen vier Seiten offenen Raum, eine „Amma“, die Wasser nachschenkt und Reis aufgibt, der Schulleiter, der dazu kommt und erzählt, dass sie Leute brauchen, die den Schülern Sportunterricht geben, nur ein paar Stunden vielleicht in der Woche, besonders für die Mädchen, Visitenkarten für uns, vielleicht klappt es ja ein Tandem-Projekt aufzubauen mit Berufsschülern und uns, sodass diese Englisch lernen und wir Tamil, wir fahren weiter, …

    Ein kleines Gebäude, Männer davor, die auf dem Boden sitzen und sich unterhalten, ein Tor, Schuhe ausziehen, ein mit Teppichen ausgelegter Boden, wir sitzen dicht gedrängt, Kräutertee, heiß und stickig, froh über die Möglichkeit zu sitzen, Wann sind die Yoga-Kurse, Wie viele Kinder kommen jeden Tag, ein Kind zeigt uns stolz, was es geschrieben hat, Schaubilder zu Heilpflanzen der Region, es wird von Frauen berichtet, die gegen das Erblinden wöchentlich Bewegungsübungen mit den Augen machen, gerne können wir Jederzeit mal vorbeikommen, staubige Asphaltstraße.

    Auroville: Mittlerweile kennen wir die meisten Wege. Jeder von uns ist mit einem Fahrrad, Motorrad oder einem Roller ausgestattet, geliehen oder gekauft. Wir essen in der Solar Kitchen oder abends auch im Visitor Center. Für das Selber-Kochen müssen wir uns noch an die sehr einfachen Küchen und das Einkaufen mit unbekannten Zutaten gewöhnen. Das Matrimandir haben wir heute Vormittag besuchen können. Ein beeindruckendes Bauwerk mit einer beeindruckenden Geschichte, wie uns ein Film (Beamer auf ein aufgespanntes Leinentuch) über den Jahrzehnte langen Bau mit den Händen Vieler berichtet hat. Es gibt zahlreiche Touristen, die mit Bussen nach Auroville kommen, um diese Stadt zu besichtigen. Nicht alle verstehen sich hier, dennoch wird versucht alle bereiche des Lebens gemeinsam zu gestalten. AUROVILLIANER, TOURISTEN, FREIWILLIGE- MÖGLICHKEITEN, FRAGEN, PROBLEME oder besser HERAUSFORDERUNGEN. Und wir beziehen unterschiedlichste neue Orte. Die zukünftigen Lehrer und Kindergärtner unter uns haben gestellte Unterkünfte nahe der Schulen, andere besonders die Farm-Freiwilligen werden in sogenannten „Capsules“ (einfachen Dreieckshütten auf Stelzen nach außen offen) leben. Einer von uns zieht zur Untermiete in ein Aurovillanerhaus mit fast europäischen Standard, andere in ein Wohnprojekt mit jungen Aurovillanern und die wichtigsten Fragen sind immer: gibt es einen Trinkwasserfilter, wo ist die Toilette, wo kann man Wäsche waschen, gibt es Internet und können wir die Community-Küche mitnutzen. Es wird spannend. Ab jetzt sind wir auf uns gestellt!

    Und wieder Worte, denn alles in Sätze und fertige Gedanken zu verpacken, fällt bei der Vielzahl der Eindrücke schwer:

    Alles ist möglich, Fahrradwege neben den von Motorrädern befahrenen gepflasterten Straßen, Wegschilder zu den verschiedenen Communities („Solitude“, „Fertile“, „New Creation“, „Kalabhumi“, „Certitude“, „Adventure“…), Eintrittsberechtigung zu den Matrimandirgärten, der Banyan-Tree, grüner Rasen, der bewässert wird, Menschen,die anstehen um das Matrimandir von innen zu sehen, goldene Scheiben, roter Sandstein, weißer Marmor, alle ziehen weiße Socken an, ein besonders beleuchteter Innenraum, wir gehen hinauf (ähnlich dem deutschen Bundestag in Berlin) und betreten die „InnerChamber“, Säulen, Stille, in der Mitte ein Glasglobus auf Symbolen und ein reflektierter Sonnenstrahl von oben, Kissen, meditierende Menschen, Staunen, Ehrfurcht, viele Fragen, wieder hinaus, die äußeren Räume in verschiedenen Farben und mit Namen wie „Egalite“, „Courage“, „aspiration“, ein Lotusbrunnen, das Amphitheater mit der Urne, in die bei der Gründung Aurovilles Sand aus 124 Ländern gegeben wurde, Weitsicht, Gärten, die noch bepflanzt werden müssen, danach ein Treffen auf „la Terrace“, dem französischen Cafe, Kuchen, Muffins, Latte Macchiato, Tee mit Milch, ein Blick auf die Pinnwände mit Kursangeboten, Anzeigen für alles, dirtroads, ein Skorpion , Kühe, Vögel und Schmetterlinge, Kilometer hin und her in der Hitze, immer im Halbschatten der Bäume, wir sind im „Greenbelt“, Blicke auf den Stadtplan, Wasser immer wieder auffüllen, Wohnungen/ Zimmer, die uns überlassen werde, freundliche Gesichter, Wann wir umziehen können, Wann wir wollen, die Schlüssel haben wir schon in der Hand, einkaufen, Aurovillianer, die uns von sich erzählen, von Projekten, Aktionen, wir lesen, dass Pizza Abend im Youth Center ist, wir treffen uns alle im Guest House, Emails an Verwandte und Freunde, lesen in den „News ad Notes“, wer will noch Wäsche waschen (hier gibt’s noch eine Waschmaschine), „gemeinsames „Sharing“ über den erlebten Tag bei Taschenlampenlicht, Käfer, die an der Wand im Schein der Lampe herumkrabbeln, Stromausfall, Gitarrenspiel, alles ist möglich.

    Und immer schwingen tausend Fragen mit: Was wird dies Jahr mit uns machen, wie werden wir uns verändern, was wird uns prägen, was werden wir ausprobieren, wie werden wir zurechtkommen, wann brauchen wir wirklich unsere „Paten“, wann stoßen wir an unsere Grenzen, wie oft werden wir uns alle sehen, wie wird es, wenn der Monsum kommt, wie wird sich unser Blick auf das bisher gesehene verändern, wenn wir alles nach und nach verstehen lernen…?