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Dezember, 2017

  1. Tiruvannamalai

    Dezember 18, 2017 by Mira

    Am Wochenende haben sich unter der Führung von Jürgen ein paar von uns (Jasper, Daniel, Manuel, Camilla, Johann, Luk und ich) nach Tiruvannamalai aufgemacht. 3h hat die Motorradfahrt gedauert (ohne die Pausen) und gefahren sind wir über einige Landstraßen und Highways, wobei wir auf beiden in unserem jugendlichen Übermut mit Freude versuchten, das äußerste aus unseren Motorrädern herauszuholen, sofern der Verkehr nicht zu dicht war.

    In der Ferne ist der Berg schon von weitem zu sehen

    Angekommen sind wir in Tiruvannamalai am Samstagabend. Neben Bezug eines Hotels und irgendwo gemeinsam zu Abend essen gehen, haben wir uns noch den Ashram von Sri Ramana Guru angeschaut. Allgemein findet man in Indien überall hinduistische Tempel, Moscheen und Kirchen. Aber in dieser Stadt schien die Fülle an hinduistischen Elementen noch mehr zu sein als sonst, was vielleicht daran liegt, dass sich Tiruvannamalai am Fuße eines heiligen Berges befindet. So soll Sri Ramana eine Inkarnation von diesem heiligen Berg gewesen sein. Im Ashram selbst war, als wir dort ankamen, gerade ziemlich viel los. In einer großen Halle saßen viele Inder, aber auch recht viele Weiße in Reih und Glied und sangen bzw. sprachen immer wieder dieselben Sätze (oder Wörter?). Ein paar umrundeten auch einen goldenen Stuhl, reichlich mit Blumen geschmückt. Der fast monotone Sprechgesang schien die Anhänger Ramana Gurus in Meditation zu versetzen. In einigen Nebenräumen waren Leute in das Studieren seiner Lehren vertieft und in einem weiteren Raum wurden hinduistische Götter verehrt. Stets umgab einen hier der Geruch von Räucherstäbchen und brennenden Ölkerzen in Tonschälchen.

    Am nächsten Tag begann dann der Aufstieg auf den 800m hohen, heiligen Berg. Jürgen und ich machten uns bereits gegen 5 Uhr morgens an den Aufstieg, die anderen folgten später. Im noch Dunkeln kletterten wir somit den Berg hoch, wobei ich mit klettern meine, dass es keine ebenen Wege oder Treppen gab, sondern wir wirklich über große und kleine Steine und teilweise fast glatte Felswände hochkraxeln mussten. Während unseres Aufstiegs wurde der Himmel immer heller, doch einen wirklich schönen Sonnenaufgang konnte man nicht sehen, denn der Smog über der Stadt in Verbindung mit der hier allgemein hohen Luftfeuchte, verminderte die Aussicht extrem. Nach 1½h war der (anstrengende) Aufstieg dann geschafft. Sonderlich weit konnte man aus eben genannten Bedingungen nicht schauen, dennoch war die Aussicht überwältigend (und der starke Wind eisig). Ein paar Anhänger eines bereits verstorbenen Gurus, der hier oben 17 Jahre lang gefastet hatte, leben dort in einer winzigen Hütte. Einer kam zu mir und hat mir die heiligsten Stellen gezeigt und mir vorgemacht, wie ich mich zu verhalten hätte, um den Segen des Berges zu bekommen. Auch führte er mich in eine kleine Höhle mit einer blütenbedeckten Statue und einem bereits brennenden Räucherstäbchen. Dort saßen wir einige Zeit und führten ein paar Rituale durch, die ich nicht in Kürze zu beschreiben vermag. Später brachte er mich in ihre winzige Hütte und man bot mir etwas zu trinken an.

    Auch hier oben sind die Geräusche der Stadt noch nicht verklungen

    Nach einem scheinbar nicht enden wollenden Abstieg und einer kurzen Erfrischung im Hotel, machte ich mich noch auf den Weg in den Annamalaiyar Tempel. Es handelt sich hierbei um eine große Tempelanlage mit mehreren reich verzierten Tempeltürmen. Jährlich strömen Tausende von Pilgern hierher und auch als ich den Tempel betrat, herrschte Hochbetrieb. Was für ein Gedrängel – alle wollen sie einmal durch den heiligsten Teil des Tempels durchgeschleust werden, um zumindest für einen kurzen Moment vor einer Statue ein paar Worte zu sprechen und sich segnen zu lassen oder um Hilfe für etwas zu bitten. Im Gegensatz zum Ashram befanden sich hier ausschließlich Inder, mit Ausnahme von mir, was mich gleich zur Touristenattraktion machte – „Selfie, selfie?“.

    Im Nebenabschnitt des Tempels


  2. Ramco Cements Ltd.

    Dezember 13, 2017 by Mira

    Ramco Cements Limited ist eine zement-, beton- und mörtelherstellende Firma in Indien, die jährlich Gewinne im Milliardenbereich macht. Ein Fabrikstandort befindet sich in Alathiyur, Tamil Nadu (ca. 3h Autofahrt von Auroville entfernt). Ramco versucht seit Jahren mit den Dörfern in der Umgebung zusammenzuarbeiten und da die Frau des Geschäftsinhabers mit Lucas, meinem Chef, über die Zusammenarbeit von EcoPro und der AVM School in Chennai befreundet ist, kam es dazu, dass man EcoPro (bzw. Lucas) darum gebeten hat, mal nach Alathiyur zu kommen und evtl. Projekte in den Dörfern zu starten oder zumindest Ideen und Vorschläge an Ramco weiterzuleiten und somit consulting zu betreiben.

    So kam es dazu, dass wir, also Lucas, Abhinav (ein tamilischer Mitarbeiter) und ich, am frühen Montagmorgen, als die Sonne gerade versuchte, durch den kalten Nebel die taubedeckten Wiesen zu bescheinen, im Auto saßen und nach Alathiyur fuhren. Zusammen mit der Frau des Geschäftsinhabers, Nirmala, wurden wir im employee quarter untergebracht. Viele (höher) Angestellte bei Ramco kommen nämlich nicht aus den Dörfern und daher wurde auf dem Fabrikgelände extra eine Art Mini-Stadt angelegt, wobei alles ziemlich einem wohlhabenden, jedoch nicht übertrieben reichen Vorstadtviertel glich. Stets wuselten irgendwelche Leute, ich möchte gar sagen, Diener, in unserem Haus herum, die stets hilfbereit uns die Türen aufhielten und während des Essens dafür sorgten, dass es uns an nichts mangelte. Wir wurden in recht luxiorösen Autos herumkutschiert und auch mit Begrüßungsformalitäten hat man es nicht untertrieben. Nachdem man 3 Monate lang in Kapseln mitten in der Natur gewohnt hat und auch aus den Dörfern nur eine einfach, bescheidene Lebensweise gewöhnt ist, kann so etwas sehr abschreckend auf einen wirken. Und auch jetzt im Nachhinein sind mir die kleinen, schäbigen Buden der Dörfler noch immer sypmathischer als diese mehrstöckigen, den eigenen Wohlstand präsentierenden Vorstadtsviertelhäuser.

    Fabriktürme aus der Ferne

    Genug davon. Wie, wo, was haben wir gearbeitet? Neben Besichtigung der Minen, der Farbik und den Wiederaufforstungsstandorten, um Ramco besser kennenzulernen, haben wir uns für Besprechungen immer in irgendwelchen riesigen Konferenzräumen getroffen. Ich habe mich schon etwas fehl am Platze gefühlt, als einzige weiße, weibliche Person unter 30 schick angezogenen männlichen Tamilen. Da konnte die Anwesenheit von Lucas, Abhinav und Nirmala nichts dran ändern. In den Dörfern habe ich mich schon wohler gefühlt. Wir sind herum gelaufen, haben uns die Gegebenheiten angeschaut und sehr viel mit den Menschen vor Ort geredet, um zu erfahren, was sie benötigen, wobei Lucas und ich aufgrund fehlender Tamilkenntnisse uns so einiges übersetzen lassen mussten. Die meisten Bewohner der Dörfer haben uns ohne Schwierigkeiten berichtet, was sie (selbst oder als Dorf) bräuchten (und haben wollen), wobei die Frauen sich in Anwesenheit der Männer zumeist etwas zurückhielten und erst getrennt von diesen etwas gesprächsfreudiger und genauer wurden. Doch dann gab es in jedem Dorf ein oder zwei Personen, die die bisher so friedlichen Gespräche in hitzige Diskussionen verwandelten, indem sie Ramco und auch uns Vorwürfe machten, die letztlich meist nur bedeuteten: Warum habt ihr mich bisher noch nicht bei euch angestellt? Aufgrund solcher Leute durfte Nirmala nicht mit in die Dörfer kommen – (angeblich) zu gefährlich. Auch mussten Lucas und ich uns einmal während solch einer Debatte ins Auto begeben, die Ramcoangestellten hatten Sorge um unser Wohlergehen. Jetzt möchte ich jedoch nicht den Eindruck erwecken, in Tamil Nadu sei es gefährlich. Nein, die Tamilen sind sehr viel offener und gastfreundlicher als die Deutschen und schenken einem eindeutig schneller Vertrauen. Es ist zwar vieles sehr viel formeller, aber dafür menschlich nicht so distanziert wie in Deutschland. In den Dörfern um das Fabrikgelände jedoch hat sich das Leben politisiert. Einige wenige Leute wollen Profit machen, indem sie Ramco die Zusammenarbeit mit den Dörfern durch Vorwürfe und Aufhetzungen erschweren. Oft scheint es manchen Leuten so, dass, wenn Ramco irgendwo jmd hilft, die Firma für jmd Partei ergreifen würde, und das ist natürlich zumeist der persönliche Gegner, dem da geholfen wird. Lediglich in einem Dorf schien das Gemeinschaftsgefühl stärker vorhanden zu sein, da hatten wir nicht solche Probleme.

    Was ist das Ergebnis unserer Besichtigungstour? Diese Dörfer haben dieselben oder die ähnlichen Probleme wie viele andere Dörfer in Indien. Erstens Straßen: Ungeteerte und ungepflasterte Straßen sind während und auch nach dem Monsun noch lange fast unpassierbare Straßen. Doch falls die Regierung tatsächlich mal Straßen bauen sollte, baut sie sie oft so, als ob es keinen Monsun gäbe. Irgendwo aber müssen die Massen an Wasser ja schließlich hinfließen und betonierte Seitengräben (ohne großes Gefälle) sind reinste Moskitozuchtstationen. Letzteres ist ein besonders großes Problem auch in Pondicherry. Wie viele Plagen und Krankheitswellen hatte diese Stadt schon? Jeder weiß über dieses Problem mit den betonierten Seitengräben Bescheid. Dennoch lässt die Regierung sie weiterhin bauen. Zweitens Wasserversorgung: Mittlerweile hat fast jedes Dorf (denke ich) eine Pumpe, die Wasser aus tieferen Schichten hochpumpen kann in eine Art Wasserturm bzw. Tank. Dennoch klagen viele, dass sie nicht ausreichend (sauberes Trink-)Wasser zur Verfügung haben. Sie wollen einen neuen Tank. Aber der Tank ist hoch genug, um ausreichend Druck aufbauen zu können und auch sollte sein Volumen für die Dorfwohneranzahl reichen. Und auch wenn die Stromversorung nur 6h am Tag dauert, so sollte diese Zeit auch eigentlich zum Füllen des Tanks reichen. Das Problem könnte bei der Leistung der Pumpe, der Abdichtungen der Wasserleitungen oder an der Tiefe des Bohrlochs liegen. Oder daran, dass jmd schon immer zu früh die Pumpe ausschaltet. Hier muss eindeutig eine Analyse durchgeführt werden, bevor einfach irgendetwas gebaut wird. Drittens Toiletten: Open defecation (sprich, dass alle einfach auf die Felder gehen zum Entleeren ihres Darms, statt eine Toilette zu benutzen) stellt ein großes Problem da in Indien. Nun hat die Regierung erklärt, dass sie Indien zu einem open-defecation-free Land machen möchte und gibt jedem Haushalt, der eine Toilette baut (und bisher auch noch nicht hatte) 12.000 Rupien. Nun haben sich einige Haushalte in den Dörfern tatsächlich staatlich finanzierte Toiletten bauen lassen, jedoch für weniger als 12.000 Rupien. Yeah, vom Staat geschenktes Geld! Doch wie lange wird diese Toilette dann auch benutzt? So lange bis der septic tank (Klärtank/ septische Grube) voll ist, also höchstens einen Monat. Nun müsste dieser Sammeltank entleert werden, doch so gut wie keiner möchte mit diesen Fäkalien in Kontakt kommen: Das ist nicht die Tätigkeit meiner Kaste! Stattdessen wird die Toilette dann als Stauraum benutzt (falls sie überhaupt je als Toilette benutzt wurde) oder gar wieder auseinander gebaut, da man die Baumaterialien ja auch woanders verwenden könnte. Gekackt wird dann einfach wieder aufs offene Feld und der Krankheitsübertragung freien Lauf gelassen. Die Dorfbewohner scheinen nicht dasselbe Ziel zu haben wie die Regierung. Nun könnte man natürlich Trockentoiletten bauen, aber auch hier stellt sich die Frage, wie viele Bewohner würden die überhaupt verwenden? Einige Bewohner fanden die Idee zumindest nicht abwegig und falls sie wirklich Interesse daran entwickeln sollten, würde EcoPro natürlich zur Seite stehen.

    Diese zwei Tage waren sehr wissens- und bewusstseinsfördernd. Ich habe eine Menge gelernt und bin erneut sehr dankbar, hier gelandet zu sein. Nebenbei möchte ich einmal auf die Seite Berichte hinweisen, auf der wir (hoffentlich bald alle), unsere Quartalsberichte für das BMZ hochladen. Der erste Quartalsbericht handelt von unseren Arbeitsstellen.


  3. Indische Strandimpressionen

    Dezember 10, 2017 by Manuel

    Liebes Tagebuch, was für ein Tag…

    Wie fast jeden Sonntag, habe ich mich auch heute dazu entschlossen, ein paar Muße Stunden am Strand zu verbringen.  Die Weite des Ozeans hat ja doch einen recht beruhigenden Effekt und die Wellen hier sind durchaus beachtlich hoch, was viel Spass garantiert. Mit mehreren anderen jungen Aurovillianern und Weltwärtslern, kam es dann zum vergnüglichen Wellenreiten in bester Sonntags Laune.

    Die Strände Tamil Nadus werden mit Sicherheit keinen Preis für Ihre Sauberkeit bekommen und so mancher Müll schwimmt in der Brandung. Als wir also gerade so vergnügt am planschen waren, schwamm etwas weißes mitten unter uns in der Menge. Nichts Ungewöhnliches hier. Zu erst hielt ich es für eine Plastiktüte, merkte dann aber schnell, dass es was andres sein müsse. Als es dann von einer Welle erfasst wurde und für einen kurzen Moment aus dem Wasser hervor trat, war mir schnell klar, dass mir meine Augen keinen Streich spielten. Ich erkannte einen leblosen menschlichen Körper in einem weißen Hemd der mitten unter uns seine Bahnen trieb. Schnell merkten die Anderen was da grade passierte und wir packten uns den Körper und hieften ihn an Land, dabei ist er noch ein paar mal heftig von Wellen erwischt worden und uns aus den Händen geglitten. Als wir die Leiche dann Schluss endlich an Land gehieft hatten, sahen wir, dass es ein alter tamilischer Mann war, nur noch bekleidet mit einem weißen Hemd. Der Tote Körper sah noch „frisch“ aus, schätzungsweise erst ein paar Stunden tot. Wir entschlossen uns dann als Gruppe das Wellenreiten und Strand Fussball spielen 100 Meter nach links zu verlegen, denn eine am Strand liegende Leiche kann einem ja doch den Spass an solchen Sachen verderben. Dass man weiterhin die Siluette der Leiche sehen konnte und die spielenden Kinder, die weiterhin ihre Sandburgen bauten in sicherer Entfernung, ergaben ein leicht verstörendes, aber faszinierendes Bild.

    Tja liebes Tagebuch, ich hab schon länger keine Leiche mehr aus dem Meer gezogen, demnach wird mir dieser Tag bestimmt noch länger gedanklich erhalten bleiben.

    Bis denn und Memento mori und so….

     

     


  4. Von der Wissenschaft ein Huhn zu schlachten

    Dezember 7, 2017 by Mira

    Alle Leser, die aufgrund ihrer Liebe zu Tieren Vegetarier oder gar Veganer geworden sind, sollten sich nicht diesen Blogbeitrag durchlesen, da der Inhalt auf sie traumatisierend wirken könnte. Alle anderen Leser können getrost lesen, was Jasper und ich neulich erlebt haben.

    Es fing damit an, dass Ratten mir meine Unterhosen alle anknabberten und ich diesem Problem mit einer Falle entgegenwirken wollte. Doch nicht nur Ratten, sondern auch Streifenhörnchen gingen mir in die Falle und so saßen Daniel, Jasper und ich eines Abends zusammen vor unseren Hütten, während wir das tote Streifenhörnchen in der Falle betrachteten. Ich weiß nicht mehr, wem genau die Idee kam, doch wurde uns letztlich von Frank davon abgeraten, dieses Streifenhörnchen auseinander zu nehmen und zu essen. Die seien noch schlimmer als Ratten und hätten alles, was man sich nur vorstellen kann. Aber unsere Lust war geweckt, endlich mal etwas auszuprobieren, was uns in Deutschland bisher nicht in den Sinn gekommen war, wobei Jasper doch schon ein bisschen Erfahrung hatte.

    So machten wir (Jasper und ich) uns ein paar Wochen später mit unserem Mentor Segar auf, in die umliegenden Dörfer, um ein Huhn aufzutreiben. Natürlich mussten wir, weil wir weiß waren, einen überhöhten Preis zahlen, den selbst unser tamilischer Mentor nicht mehr herunter handeln konnte. Aber diese 400 Rupien waren es uns Wert.

    Zurück auf Discipline fingen wir gleich mit der Arbeit an. Ich hielt das Huhn fest und Jasper schlug mit dem Beil zu. Ein Schlag und der Kopf war ab. Doch ruhig liegen blieb das Huhn dann nicht. Hätte ich es nicht festgehalten, wäre es wohl ohne Kopf davon gelaufen, so zuckte es noch ein oder zwei Minuten lang unter meinen Händen und bespritze und besudelte mich mit reichlich Blut. Wie mulmig wurde mir bei diesem Geschehen, doch eigentlich war damit auch schon der schlimmste Schritt vollbracht. Wir ließen das kopflose Huhn noch kurz am Baum hängend ausbluten, übergossen es dann mit warmen (nicht kochend heißem!) Wasser ab, so dass sich die Federn besser entfernen ließen, und machten uns dann ans Rupfen. Bei all dieser Arbeit umgab uns beständig der mehr oder weniger unangenehme Geruch von Hühnchenfleisch und auch die Fliegen ließen nicht lange auf sich warten. Nach dem Federnrupfen hieß es, den Bauch aufzuschneiden und die Gedärme zu entfernen, wobei man aufpassen muss, nicht die Galle zu treffen. Es war schon irgendwie interessant, sich mit der Anatomie eines Hühnchens zu beschäftigen und zu versuchen, alle Innerein zu bestimmen. Ein Medizinstudium kommt für mich aber deshalb noch lange nicht in Frage.

    Nun konnte man sich endlich an das heran machen, wofür man das Huhn gekauft hatte: Ans Fleisch. Es erwies sich als recht aufwendig und wie ich erst im Nachhinein von Bärbel erfahren habe, funktioniert es besser, dass Fleisch von den Knochen zu schneiden, wenn man das Hühnchen vorher ganz kocht, anstatt erst das Fleisch abzuschneiden und es dann zu kochen. Naja, am Ende gab es dann eine Gemüsehühnerbrühe, die trotz des sehnigen Fleisches lecker geschmeckt hat. Von Hühnchen habe ich jetzt erstmal genug, aber Jasper und ich haben schon weitere Pläne…