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  1. Im Indischen Krankenhaus – Ein Erfahrungsbericht

    Juni 21, 2016 by Catha

    Nichts läuft so wie mensch es sich vorstellt.

    Ich hatte ja gedacht mein vorheriger Blogeintrag würde auch der Letzte sein den ich von hier schreibe, denn von nun an würde ja nicht mehr viel passieren.

    aber dann kam alles ganz anders …
    Als ich mich eines nachts in einer Kapsel im Youth Center ganz entspannt neben Max, einem guten Kumpel und Mitfreiwilligem, legen wollte und daraus resultierte, dass wir beide drei Meter tief auf den Waldboden stürzten, durfte ich die Notaufnahme des JIPMER Hospitals (Jawaharlal Institute of Postgraduate Medical Education and Research) in Pondicherry zum ersten Mal kennenlernen.
    Ich erinnere mich allerdings nur verschwommen an den größten Teil dieser Nacht da ich entweder halb bewusstlos oder einfach zu sehr unter Schock war um viel mitzubekommen. Vielleicht waren es aber auch die Beruhigungs- und Schmerzmittel die sie mir gespritzt haben, wer weiß das schon?
    Max und ich hatten Glück im Unglück und keiner von uns war ernsthaft verletzt.
    Meine Nase hatte allerdings eine kleine Fraktur. Da meinten sie aber, ich solle doch einfach in zwei Wochen zum Check-up nochmal kommen. Und so wurden wir mit vielen Schmerzmitteln bewaffnet nach Hause geschickt.
    Im Laufe der nächsten zwei Wochen hatte ich mich wieder erholt und mein Freund Frederic war auch wieder von seinem Treck aus dem Himalaya aufgetaucht (ohne Verletzungen) und hatte grade den Schock von meinem Unfall verdaut, als es dann an der Zeit war sich wieder zum Krankenhaus aufzumachen. Zu dem besagten Nachsorge-Termin.
    Diesmal bei vollem Bewusstsein und mit Verstärkung.
    Montag:
    Die Notaufnahme war unser erster Anlaufpunkt auf dem riesigen Gelände. Völlig überfüllt und typisch indisch chaotisch.
    Nach einiger Zeit des verwirrt Dreinschauens hat sich dann doch jemand dazu durchgerungen uns zu sagen das wir zu einem anderen Gebäude müssen wo sich die HNO-Abteilung befindet. Noch mehr herumgeirre…
    Irgendwie haben die Abteilungen alle Zahlen, aber ob und welcher Sinn hinter diesen steckt, habe ich bis heute nicht herausfinden können. Wir mussten zur 72.
    Rumfragen hilft immer. Dort angekommen gab es keine ersichtliche Ordnung und wir sind einfach mal drauflos in den ersten Raum spaziert. Natürlich muss mensch drängeln, denn sonst hat mensch keine Chance. Ich wurde auf einen Stuhl gezogen und meine Akte wurde durchflogen. Wer ist der Typ da, der bei dir ist? Eh… mein Ehemann natürlich, wer sonst? Alles klar, wurde so akzeptiert. Dann einige Diskussionen später:
    Sie müssen operieren. Vollnarkose oder lokale Betäubung? Immer her mit der Vollnarkose!
    Dann meine Frage: Wann? Antwort: Sobald wie möglich. Würden sie erst Mittwoch wissen.
    Dienstag:
    Ich musste für Bluttests und Röntgen wiederkommen.
    Juuucchu: HIV negativ! 😉 Auch sonst alles schick.
    Mittwoch:
    Ja, sie würden dann morgen operieren.
    Ohhhhkay. Das ging jetzt irgendwie schnell.
    Ich würde auch dann auch heute Nacht schon im Krankenhaus bleiben müssen.
    Toll.
    Ein Einzelzimmer. Die Matratze war ungefähr so bequem wie der Boden, aber die Dusche war cool und alles sauber.
    Auch sonst war mein Eindruck vom Krankenhaus bis dahin durchweg recht gut gewesen. Klar, schon irgendwie indisch: Es lagen viele Menschen auf den Gängen und es roch nicht überall so richtig gut. Aber die Ärzte von mir wirkten alle professionell und Frederic durfte für die gesamte Zeit bei mir bleiben. Darüber war ich echt froh.
    Donnerstag:
    Schon früh geht’s für mich in den Pre-Operationsraum. Klimaanlage inklusive. Gott habe ich gefrorenen.
    Die Betäubungsmittel haben wunderbar gewirkt, ich habe noch Stunden nach der Operation friedlich vor mich hin geschlafen, und auch sonst war alles glatt gelaufen.
    Später am Abend ging’s wieder zurück in mein Zimmer.
    Freitag und Samstag:
    Ich wurde wegen meinen Schmerzen immer grummeliger und die Schwestern immer angepisster von mir. Ich wollte mir nicht die Haare kämmen und flechten lassen und mir war auch egal das mein T-shirt nicht über die Schultern reichte. Das ging ja mal gar nicht.
    Als mir dann Samstag Mittag die Pads aus meiner Nase geholt wurden und die damit verbundenen Schmerzen fast direkt verschwanden, waren sämtliche Schwestern glaube ich fast genauso glücklich wie ich über meine darauffolgende Entlassung.
    Ich hatte inzwischen gefühlt auch den Schmerzmittelvorrat erheblich geschmälert gehabt und mehr Aufmerksamkeit auf mich gezogen als irgendein anderer Patient auf der Station.
    Endlich nach Hause! Natürlich direkt wieder mit dem Motorbike, wir sind schließlich in Indien 😀

    Das war dann auch schon der größte Teil meiner Zeit im Krankenhaus. Ich bin dann nur noch mal zu einem Nachsorgetermin eine Woche später, bei dem bestätigt wurde, dass alles schick sei, dort gewesen. Ich hatte nun wieder eine grade Nase und wir kannten uns blind auf dem JIPMER Gelände aus.

    Also keine Sorge an alle zukünftigen Indien oder Auroville-Reisenden: Die Medizinische Versorgung ist ganz wunderbar hier und eine einzigartige Erfahrung (die mensch aber nicht unbedingt machen muss).


  2. Abschied(sgedanken) – noch ganz weit weg oder doch schon ziemlich nahe?

    Juni 6, 2016 by Catha

    Ich bin gerade wieder einmal umgezogen, also besser gesagt wieder zurück gezogen. Eigentlich mit Frederic und Jana zusammen, aber da die beiden losgezogen sind um andere Teile Indiens zu entdecken wohne ich momentan alleine. Also nicht ganz. Ich hüte nämlich nicht nur ein wunderschönes Haus in Certitude, einer wirklich netten Community, sondern auch noch zwei als Flauschbälle verkleidete Katzen und zwei wirklich süße, aber auch sehr anstrengende Hunde.

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    Es ist schön wieder hier zu wohnen. Ich fühle mich in diesem Haus, in dem ich schon von Anfang November bis Mitte Februar gewohnt hatte, einfach wohl, irgendwie zu Hause. Es birgt schon so viele Erinnerungen. Hier haben wir mit vielen aus der Gruppe zusammen sowohl den Sturm wie auch den restlichen folgenden Monsun entspannt überstanden, Weihnachten gemeinsam verbracht und einige lustige Abende veranstaltet.
    Wenn ich daran denke dann merke ich wie viel Zeit schon vergangen ist und wie viel ich erlebt habe. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt nun hier zu leben, alles was mir zu Beginn des Jahres fremd erschien ist vertraut geworden. Ich düse mit meinem Bike über die Straßen Aurovilles so als würde ich mein Leben lang schon nichts anderes tun.

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    Ich mache hier was mir Spaß macht -sowohl mit den Kiddos wie auch auf der Farm, mit geliebten, ziemlich verrückten, total normalen, lustigen, einfach allen Menschen hier und das alles an einem Ort der deutlich mehr Wald ist als Stadt. Klingt so erstmal für mich ziemlich perfekt. Irgendwie schon fast unwirklich.

    fleißige Männlein im Garten

    fleißige Männlein im Garten

    Als beim zweiten Zwischenseminar das Thema ‚wieder nach Deutschland zurückkehren‘ hochkam war ich total geschockt. Über mich selbst. Ich merkte einfach plötzlich dass ich mir gar nicht mehr so richtig vorstellen konnte wieder zurück zu gehen. Dass der bloße Gedanke mir tatsächlich Angst machte.

    Hatte ich mir nicht gerade erst so wirklich ein Leben hier aufgebaut, war angekommen und hatte ein neues Zuhause gefunden? Wie zum Teufel sollte ich denn das alles jetzt einfach so hinter mir lassen können?
    Dann habe ich mich erst einmal mit dem Gedanken beruhigen können dass ich ja nun auch nicht übermorgen abfliegen muss sondern schon noch fast ein viertel Jahr vor mir liegt.
    Ich habe viel nachgedacht -dazu tendiert mensch hier gefühlt schnell gerne mal-.

    Darüber, was ich toll finde hier und auch was ganz und gar nicht. Warum ich eigentlich tief in mir weiß das ich hier nicht mein Leben verbringen möchte, auch wenn ich grade noch nicht gehen will und hier zu leben wirklich, wirklich schön ist.
    Denn wenn ich ganz ehrlich zu mir bin dann möchte ich auch raus in die Welt und die Chance haben noch so viel mehr zu sehen, lernen und bewegen.
    Und dann noch die meist gestellte Frage in letzter Zeit: Und was machst du dann jetzt nach dem Jahr?

    Meine Antwort: Da kommt dann das nächste Abenteuer…


  3. DIE LETZTE ZEIT…

    Oktober 29, 2015 by Catha

    So. Nun werde ich auch mal versuchen aus meinem verquirlten Gedankensalat die Erinnerungen an die letzte Zeit hervorzukramen und in halbwegs verständliche Sätze umzuwandeln.
    Ich bin hier nun schon zwei Monate und würde so langsam behaupten angekommen zu sein. Grade habe ich mich im Village House in Kottakarai eingerichtet, wo ich ja momentan mit Felix, Laura und Jelly wohne. Obwohl sich auch das bald ändern könnte… mal sehen.
    Das Haus ist jedenfalls praktischer Weise ziemlich nah an meiner Arbeit, mit’m Motorrad brauche ich nur knappe 10 Minuten.
    Ziemlich gut, wenn man morgens gerne lange schläft.
    Und ja, Ich habe endlich ein eigenes Motorrad! Mit ihr cruze ich seit ein paar Wochen ganz glücklich durch die Gegend.
    Das sind Molly und ich:

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    An meinen Fahrkünsten muss ich allerdings definitiv noch arbeiten, denn damit bringe ich mich durchaus ab und an in die ein oder andere unangenehme und/oder brenzlige Situation.
    Dann steht halt mal schnell im Dorf ’ne Horde tamilischer Männer um dich herum und alle reden auf dich ein, weil du dein Motorrad nun schon zum 10ten Mal abgewürgt hast, während man selbst am liebsten im Boden versinken würde und nun erst recht nichts hinkriegt oder bleibt mitten auf der Straße stehen, weil plötzlich ’ne Kuh von irgendwo her aufgetaucht ist und man während der spektakulären Vollbremsung nicht direkt ans runter schalten gedacht hat sondern mehr an sein und das -hier heilige- Leben, der mit aller Seelenruhe die Straße weiter überquerenden, Kuh.
    Aber vermutlich gehört das halt einfach irgendwie dazu.
    Wenn ich dann endlich heile bei meiner Arbeitsstelle angekommen bin, hab ich immer unglaublich viel Freunde dabei an der Seite von Uma und Malliga, den anderen Erzieherinnen, mit den Kids rumzutollen, zu schaukeln, Sandburgen zu bauen und für Frieden zu Sorgen, denn 2,5 Jährige können ziemlich fies sein wenn sie wollen.

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    Ich liebe das Gefühl, wenn die Kleinen mir ‚Good Morning Akka!‘ zurufen und mich stürmisch umarmen. Wahnsinn wie schnell die Kleinen einen annehmen. Und das genieße ich grade auch wieder, denn die letzten 2 Wochen waren Ferien und ich war ganztags im Healing Center. Da habe ich Muthu geholfen, welche den Laden dort schmeißt und eine wahnsinnig liebenswürdige und intelligente Person ist, die ich jetzt schon sehr in mein Herz geschlossen habe.
    Im Allgemeinen finde ich mich in diesem doch ziemlich waldigen Stückchen unserer Erde so langsam zurecht und verfahre mich nur noch ab und an.
    Ich kann in der Solarkitchen, der Kantine Aurovilles in der ich immer zu Mittag esse, inzwischen viele Leute grüßen wenn ich sie treffe, weil ich sie durch irgendwen oder auch einfach nur zufällig kennengelernt habe und genieße es irgendwie so langsam auf die gut versteckten und verschlungenen Pfade Aurovilles zu stoßen auf denen das Leben hier stattzufinden scheint.

    und jaaaaaa… der Beitrag ist nicht brandaktuell, aber das wird hoffentlich bei den nächsten besser jetzt wo ich das mit den Fotos und so langsam auch gecheckt habe^^ 🙂