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  1. Quartalsbericht NR. 4

    Juli 31, 2023 by Jonas Eisner

    Ich hatte mir über das letzte Jahr meinen Urlaub größtenteils aufgespart und war in den letzten Wochen viel Unterwegs, deswegen bin ich mental im Moment nicht mehr so krass im Arbeitsalltag. Im Moment arbeite ich dennoch wieder, das fühlt sich auch sehr schön an, insbesondere weil so langsam das Bewusstsein über die Ausreise wächst und damit die Arbeitstage immer weniger werden, was jeden Tag und jede Unterrichtsstunde wieder zu einer größeren Freude macht. Ja was die Arbeit angeht bin ich sehr zufrieden, ich denke das die Isai Ambalam School mir genau das gegeben hat was ich brauchte und wollte. Eine Challenge die manchmal zu groß erschien, an der ich aber unglaublich gewachsen bin, insbesondere da ich mit meinen eigenen Schwächen konfrontiert wurde und diese überkommen musste. Am Anfang hatte ich unglaublich mit meinen Erwartungen an mich selbst zu kämpfen. Zu lernen, dass ich nicht immer alles perfekt machen kann und auch nicht muss, dass ich mir Zeit geben kann um Dinge zu lernen, mich wo einfinden zu können war/ist eine unglaublich schöne Erfahrung. 

    In den letzten Tagen ist mir noch etwas anderes Bewusst geworden, als ich am Anfang dieses Jahres angefangen habe Kirtana zu Daten, bin ich in ein sehr komfortables Leben gefallen, habe mich nicht mehr so viel nach draußen bewegt, habe meine Comfortzone kaum noch verlassen. Das habe ich zu dem Zeitpunkt vielleicht irgendwie gebraucht und dennoch bereue ich es heute ein bisschen. Es wäre schön gewesen noch mehr raus zukommen, noch mehr Menschen zu treffen, Erfahrungen sammeln und mehr Herausforderungen zu bewältigen. Aber naja, ich will mich nicht beschweren, glücklicherweise kam diese Erkenntnis bevor ich Auroville verlasse, was mir die Möglichkeit gibt, das ganze jetzt nochmal anzupacken und zu verändern. 

    Das erinnert mich an das Thema Beziehungen, ich bin in dem vergangen Jahr unglaublich intime Beziehungen mit einigen Menschen eingegangen, was natürlich jetzt das Thema Abschied umso schwerer macht. Um ehrlich zu sein hat mich das ganze noch nicht wirklich gepackt, ich spüre aber auch, dass ich mir durchaus über das ganze Jahr bewusst war, dass diese Beziehungen auf eine Art limitiert sind. Ich weiß nicht ob und wann ich zurück komme und demnach auch nicht ob und wann ich diese Menschen wiedersehen werde. Ich bin unglaublich dankbar für de maturity meiner Partner und die Fähigkeit trotz dieses Wissens sich so emotional zu öffnen und sich so vulnerabel zu zeigen. Die Fähigkeit unsere Beziehungen nicht besonderlich zu labeln und dadurch keine Gesellschaftlichen Erwartungen an unsere Beziehung und deren Zukunft zu haben, macht es für mich wesentlich einfacher. Ich weiß, dass diese Menschen einen Platz im meinem Herzen haben, komme was wolle. Sie sind mit mir durch diese Zeit gegangen, teilen Erfahrungen und Erinnerungen, sind mit mir gewachsen und werden dafür nie vergessen. Das gilt natürlich nicht nur für meine intimen Beziehungen sonder auch für all die anderen Freundschaften die ich in Indien geschlossen habe. An dieser Stelle möchte ich meinen Respekt und meine Dankbarkeit an all die Menschen in Auroville, die einem ständigen Traffic an Menschen die ständig kommen und gehen, manchmal ohne zu wissen ob sie zurück kommen, ausgeliefert sind und dennoch jeden mit einem offenen Herzen willkommen heißen, zum Ausdruck bringen. Ihr seid ziemlich cool. Menschen unter diesen Umständen so offen zu empfangen, erfordert ein unglaublich großess Herz und immensen Willen immer wieder good bye sagen zu können. Respekt! Und Danke!

    Zu guter Letz:

    Loveletter to Surfing

    Dear Surfing,

    Before I came to India I already knew that I’m a water person, I knew that I love water, that I enjoy swimming and If there’s Waves even better. What I didn’t know is that water can be the perfect medication for any kind of mental crisis, that when I am overwhelmed all I need is to be in water. Sometimes I woke up in the morning, depressed, overwhelmed and without any Energy to work, to expose myself to the frustration of not being the perfect Teacher or Human that I wanted to be. These Mornings I usually decided to go surfing and no matter of good waves or not, me surfing well or fucking up every single wave, falling again and again, as frustrating as it might be, after being in this huge ocean that doesn’t care about everyday struggles, with waves coming in a rhythm that is incredibly calming to me, I came out of the water smiling and filled with energy. Surfing, you made it possible for me to then come to work with a smile in my face which automatically infects the students and by that made every class much much easier. Thank you Surfing.

    Besides helping me with my mental struggles you gave me something else that I did not have since a long long time in my life. Something entirely new, something I could learn from scratch, something I could progress in, something I could put all my energy in. Over this past year my surfing progressed so much, I learned so much, it is incredible. 

    Thank you surfing.

    On top of that you gave me something, other sports in the past years never could. An injury free and still intense training. A (physical) task I could face everyday, without carrying any injuries. While I dislocated my shoulder playing Spikeball or football, which left me sour every damn time, no matter how intense it was and even though I regularily  was on my very limits of strength or breath, I never had any pain or injuries after a Surf. 

    Thank you surfing.

    You gave me something I could express myself in and let all my emotions out. Sometimes I want take the longboard and just cruise down every wave to relax, take a break, enjoy and empty my head. Sometimes I want the shortboard and put all my frustration, any emotion or any negative thought into every turn, pushing as hard as possible and see the wave absorbing it completely carefree. And sometimes when I’m flying to high, going to fast, overworking myself or whatever, what helps? A massive Wipeout, taking all your breath away, taking you down to the bottom of the ocean, to the bottom of life where all you need is to calm yourself down, resurface and take a breath. 

    Thank you Surfing, I love you.


  2. 3. Quartalsbericht für mein freiwilligen Jahr in Auroville ~ Jonas

    Juni 15, 2023 by Jonas Eisner

    Hallo alle zusammen und herzlich willkommen zu meinem vorletzten Bericht aus Auroville. Wenn ich heute zurück schaue auf die letzten drei Monate so ist seitdem mal wieder unglaublich viel passiert. Die Vorstellung, dass es jetzt nur noch rund 2,5 Monate sind die mir hier in Auroville bleiben, so überkommt mich ein trauriges Gefühl. Deswegen versuche ich mich im Moment nicht all zu sehr mit de Zukunft sondern mit dem Jetzt und Hier zu beschäftigen. Die letzten drei Monate waren für mich vor allem auf einer persönlichen Ebene challenging. Viele Beziehungen die sich verändert haben, sich noch immer verändern und auch einige Beziehungen die sich schlichtweg dadurch verändert haben, dass Menschen Auroville verlassen haben. Ein Gefühl, dass für mich neu ist, aber von dem ich denke das es dennoch ein großer Teil Aurovilles ist. Auroville ist durch die vielen Volunteers etc eine sich ständig verändernde Gesellschaft und das kommen und gehen von Menschen ist ein großer Teil davon. Freunde kommen und gehen zu sehen ist vielleicht auch einfach eine Lesson die Auroville einem beibringt. Dennoch geht es mir im großen und ganzen sehr sehr gut, Im Moment kann ich nicht wirklich laufen, ich habe mir irgendwie am Fuß weh getan ( das lasse ich heute mal noch röntgen), aber abgesehen davon bin ich sehr glücklich. Wenn ich die Frage etwas weiter öffne also im Rückblick auf die gesamten letzten 9 Monate so breit die Antwort dennoch die selbe. Mir geht es sehr sehr gut. Nach Auroville zu kommen war für mich nicht nur die richtige Entscheidung sondern auch das beste was mir hätte passieren können. Ich fühle mich als hätte ich mich von vielen Seiten verändert und sei gewachsen an all den Herausforderungen die Auroville für mich Bereit hielt und hält. Ich denke tatsächlich das auch die Frage nach der für mich größten Herausforderung schon in dem Thema mit sich verändernden Beziehungen lag. Ich habe in meinem bisherigen Leben häufig an Beziehungen fest gehalten und war auch irgendwie immer in der Lage alle Beziehungen so zu beeinflussen, dass sie sich für mich befriedigend gestaltet haben. Das hat in Auroville nicht so funktioniert. Ich musste lernen, los zulassen, zurück zutreten und vielleicht auch einfach mal Dinge passieren lassen und schauen was dann passiert, wo ich mich denn danach befinde und fühle. Das war für mich nicht einfach, da ich wie bereits erwähnt das bisher in meinem Leben kaum gemacht habe. Ein Teil davon ist, dass ich unglaublich Anpassungsfähig bin und das genutzt habe um Beziehungen zu meinem Vorteil zu gestalten. In den letzten 3 Monaten habe ich denke ich angefangen einfach mal ich selbst zu sein und meine Bedürfnisse klar zu benennen und ihnen auch zu folgen. Dadurch musste ich natürlich mit anschauen, was das mit meinen Beziehungen anstellt und auch

    akzeptieren wenn es die Beziehung beendet. Das war neu für mich und ganz bestimmt nicht einfach. Was das angeht war eine Veränderung in mir selbst schon seit langem fällig und ich glaube, dass sich hier für mich etwas verändert hat und verändert. Glücklicher weise hat sich das bisher häufig zu etwas sehr positiven Entwickelt und ich bin froh diesen Prozess durchzumachen.
    In der Isai Ambalam Schule ist gerade Sommercamp, es ist also nur ein Bruchteil der Schüler da, was den Schulalltag immens verändert. Ich habe diese vergangenen Wochen genutzt um mal andere Dinge mit den Schülern aus zuprobieren, zum Beispiel Acroyoga, was einfach sehr sehr cool war und nicht nur mir sondern auch den Schülern viel spaß gemacht hat. Ich fühle mich in meinem Projekt also sehr wohl und freue mich jetzt tatsächlich nach den vergangen drei, recht entspannten Wochen auch wieder auf den etwas genauer geplanten und gekanteteren Schulalltag voraus. ( Ich habe im Sommercamp auch keinen Englisch Unterricht gegeben, den ich definitiv vermisse). Spannend ist auch noch zu erwähnen, das ich bevor ich nach Auroville kam und Anfing in der Schule zu arbeiten eine Erwartung an mich selbst und die Schule hatte, davon wie produktiv mein Unterricht wie perfekt jede meiner Englisch und Sport stunden sein würde. Diese Vorstellung und Erwartung habe ich nicht mehr und ich denke es ist super wichtig und interessant dabei zu erwähnen, dass auch sonst NIEMAND diese Erwartung an mich hat oder hatte. Hätte ich die Möglichkeit mir am Anfang des Jahres etwas zu sagen oder wenn ich jemandem einen Tipp für die Arbeit als Lehrer in Isai Ambalam geben könnte, dann wäre es mit Sicherheit das: Du bist ein Freiwilliger, du bist kein Lehrer. Niemand erwartet, dass du einen bomben Unterricht planst und hältst. Insbesondere da du aus einer deutschen Schule kommst und noch nie zuvor eine indische Schule besucht oder erlebt hast. Lass dir Zeit anzukommen, schaue dir alles an und dann überlege dir was du geben kannst und willst um diesen Schülern etwas beizubringen.


  3. 2. Quartalsbericht für mein freiwilligen Jahr in der Isai Ambalam School

    Februar 18, 2023 by Jonas Eisner

     Hallo und herzlich willkommen zum Auroblog alle zusammen!

    Jetzt sind es schon fast 6 Monate seit wir in Auroville angekommen sind, damit wird auch schon der nächste Quartalsbericht fällig. Ich denke zunächst ist es mal wichtig zusagen, dass es mir mittlerweile in Indien und Auroville sehr gut geht. Ich hatte ja vor allem die ersten drei Monate sehr mit Überforderung im Projekt und einigen Krankheiten und Verletzungen zu kämpfen. Inzwischen fühlt es sich so an, als hätte ich diese Phase endlich überwunden, wodurch jetzt ganz viel Energie und Kraft wieder frei wird. Das fühlt sich irgendwie befreiend an. Das es jetzt schon 6 Monate sind fühlt sich auf der anderen Seite ein bisschen beängstigt an, da ich nicht das Gefühl habe schon fertig oder besser halbfertig mit Auroville und meinen Erfahrungen hier zu sein. Es fühlt sich für mich nach wie vor so an, als könnte mir Auroville noch sehr viel mehr bieten und beibringen. Auf der anderen Seite fühle ich mich nach diesen 6 Monaten schon sehr in Auroville angekommen, immer wieder fühlt es sich wie Zuhause an und manchmal kommen auch Vorstellungen darüber wie es wäre in Auroville zu leben, das ist natürlich ein sich ständig veränderndes Bild, stets aber eine schöne Vorstellung. Auch sind gerade meine Mutter und meine Schwester zu Besuch, wodurch natürlich nochmal ein Perspektivenwechsel stattfindet. Plötzlich bin nicht mehr ich der Neue der keinen Plan hat sondern meine Familie ist neu hier und ich plötzlich der der schon, nicht alles aber, vieles weiß. Ich zeige ihnen Auroville, erkläre Abläufe etc. Das gibt mir auch ein schönes Gefühl und zeigt mir einfach, dass ich hier nun doch nicht mehr so Neu bin.

    Wenn ich jetzt auf die letzten 3 Monate so zurückblicke, dann fällt mir auf, dass sich seit dem einiges Verändert hat. Im ersten Viertel meines Aufenthaltes hier, hatte ich sehr mit Überforderung zu kämpfen, ich fand auch nicht wirklich in einen Rhythmus, in dem ich gut arbeiten und leben konnte, was zwar bestimmt auch auf die Verletzungen zurück zu führen ist, allerdings bin ich mir recht sicher, dass auch die Verletzungen etwas mit meiner generellen Verfassung zu tun haben/ hatten. Die größte Herausforderung war wahrscheinlich tatsächlich die Kommunikation mit meiner Einsatzstelle darüber was für mich möglich und was für mich nicht möglich ist. Was ich leisten kann und was ich nicht leisten kann. Das alleine klingt jetzt vielleicht nicht allzu schwierig, es wird aber deutlich komplizierter wenn man in Rücksicht nimmt, dass diese Grenze mir selber vielleicht nicht so ganz klar war, beziehungsweise ich sie nicht akzeptieren wollte. Ich wollte mehr tun als ich konnte und hatte dann mit Überforderung zu kämpfen. Auch die Kommunikation mit der Schule war dadurch vielleicht auch von meiner Seite einfach nicht so klar, weil ich mir immer wieder dachte „ Hey stop, ich kann das doch! Lass mich das nochmal versuchen. Ist schon so okey so wie es ist…“ Zu erkennen, dass da vielleicht auch Fehler auf meiner Seite passiert sind und nicht nur auf Seiten der Schule, das ganze dann auch noch zu akzeptieren und daran zu arbeiten war für mich definitiv nicht einfach. Inzwischen habe ich was das angeht aber einen guten Weg gefunden. Ich arbeite jetzt einfach viel weniger Stunden in der Schule (ich habe weniger Klassen) und kann dadurch den Restmeiner Arbeitszeit dafür verwenden meine Unterrichtsstunden vor- und nachzubereiten. Abgesehen davon schreibe ich mittlerweile ein Protokoll in meinen Klassen um festzuhalten, was gut, mittel oder schlecht funktioniert hat. Wo meine Schüler Schwierigkeiten haben um dann in der nächsten Stunde daran arbeiten zu können. 

    Bei diesem ganzen inneren Prozess, das möchte ich erwähnen, war das erste Zwischenseminar und insbesondere Julia eine große Hilfe. Ich hatte meine Probleme zur Kollegialen Fallberatung als Beispiel vorgeschlagen woraufhin wir das ganze besprochen hatten und tatsächlich von Julia der Beitrag kam, dass da ja vllt auch ein innerer Konflikt bei mir selber vorliegen könnte. Das hat dann den Stein zum Rollen gebracht.

    Inzwischen geht es mir in meinem Projekt also super. Ich bin wirklich glücklich unf fühle mich nützlich. Ich kann etwas bewirken!

    Etwas anderes, nicht wirklich eine Herausforderung aber eine Erfahrung die ich hier gerne Teilen möchte hat ebenfalls in den letzten Monaten viel Zeit und Energie aufgebraucht. 

    Ende Januar kam nach mehreren Anläufen meine Mentorin Kavitha auf mich zu und erzählte mir über ihre momentane Situation und wie sich ihr momentaner Newcomer Status negativ auf ihre Finanzen niederschlägt und ihre Familie jetzt nicht mehr fähig ist die fast abgeschlossene Ausbildung zur Krankenschwester ihrer Tochter zu bezahlen. Sie bat mich also um Geld, worauf ich antworten musste, dass ich als Student und Freiwilliger natürlich gerade nicht Geld zum Spenden zur Verfügung habe. Insbesondere nicht 75.000 Rupies. Ich wollte allerdings helfen und startete deswegen ein Fundraising, das ich über alle meine Social Media Kanäle und per Email veröffentlichte. Anfangs hatte ich wenig Hoffnung damit wirklich etwas erreichen zu können, ich blieb aber hartnäckig und postete immer wieder und erinnerte die Menschen daran, dass da eine junge Frau ist, die ohne diese Ausbildung aufgeschmissen ist und das jede Spende noch so klein einen Beitrag dazu leistet, dass diese junge Frau sich einen Beruf und damit finanziell absichern kann. Und es funktionierte, langsam kamen immer mehr Spenden rein, von 2,3,4 Euro bis zu 50 Euro pro Spende. Ich fragte dann nochmal Kavitha wie viel Geld wir denn genau bräuchten um die Ausbildung zu finanzieren und sie sagte mir dass sie es irgendwie von 75.000 auf 50.000 Rupies runterhandeln konnten. Diese Summe haben wir vor einigen Wochen erreicht und ich bin dann mit dem Geld, Kavitha und ihrem Mann zu der Ausbildungsstelle gegangen um das Geld zu bezahlen. Auf der Rechnung standen dann 75.000 Rupies, obwohl ich sicher sagen kann, dass wir tatsächlich nur 50.000 bezahlt haben. Danach kam ein unvorstellbarer Dank von meiner Mentorin und ihrem Mann, beide hatten Tränen in den Augen und es fielen Sätze wie: „ we will never forget about this in our lifes. We can not thank you enough jonas!“ Das war für mich eine unglaublich schöne Erfahrung, ich musste im Endeffekt keinen Euro bezahlen um dieser Familie zu helfen und zusehen, wie Menschen spenden um jemandem zu helfen und dass das ganze dann auch noch so gut funktioniert hätte ich mir nie erträumt. Unglaublich schön.

    Wenn ich darüber nachdenke, was Auroville mit mir gemacht hat, wie sich Auroville auf mich auswirkt/ ausgewirkt hat, dann spuckt mein Gehirn vor allem anderen ein Thema aus. Meine Vorstellung davon, wie man ein Leben zu leben hat. Aus Sicht eines in Deutschland geborenen und in Deutschland zur Schule gegangenen jungen Erwachsenen. Also vollständig geprägt durch das europäische Lebensbild. Schule, Abitur, (vllt FSJ), Studium, Karriere und Familie. Für mich hat das mit meinem Traum davon Medizin zu studieren und Arzt zu werden, neben all den schönen Vorstellungen die damit verbunden sind, auch eine andere Seite gehabt. Für mich ist Medizin schon immer ein Traum, ich liebe den Menschlichen Körper und mit ihm zu arbeiten. Mit diesem Interesse direkt Menschen helfen zu können ist für mich die ideale Jobwahl. Allerdings bin ich überhaupt kein Fan vom deutschen/westlichen Gesundheitssystem. Wie Menschen durch Krankenhäuser geschleust werden, wie Teile auf dem Laufband, ist für mich keine sinnvolle medizinische Behandlung. Abgesehen davon ist die Vorstellung in einem Krankenhaus in Deutschland Karriere zumachen für mich wirklich nicht die schönste. Diesem System vollkommen ausgeliefert zu sein und jeden Tag ausgebeutet zu werden (gerade als junger Arzt, Facharztausbildung etc) ist für mich beängstigend. 

    Diese Sorge war mit dem Traum von Medizin also immer verbunden. 

    Inzwischen habe ich einen Medizinstudienplatz in Graz und werde mein Studium im Oktober antreten. Ohne diese Angst.

    Die letzten 6 Monate in Auroville haben mir eine so alternative „Lebensform“ gezeigt, all diese verschiedenen Menschen mit so unterschiedlichen Geschichten, die hier Leben und sich ihr Leben so gestalten wie es ihnen gefällt. Durch sie wurde mir klar, dass ich nicht an Deutschland/den Westen gebunden bin. Dumm gesagt: wenn ich kein Bock mehr auf Krankenhaus Karriere habe, komme ich nach Auroville arbeite hier 9-5 als Arzt und verbringe den Rest meiner Zeit mit Surfen 😉

    Nein also tatsächlich habe ich seit ich hier bin mehr und mehr die Angst vorm Medizinstudium und Arztleben verloren, dabei ist es egal ob ich irgendwann hierher zurück komme oder in Deutschland bleibe. Wichtig ist nur, dass ich diese Angst überwinden konnte, da das mir ein viel besseres mindset für das ganze ermöglicht.

    Vielen Dank fürs lesen, hier noch ein paar Bilder und bis bald 😉


  4. 1. Quartalsbericht Isai Ambalam School

    Februar 18, 2023 by Jonas Eisner

    Bevor ich euch hier meinen Bericht rein kopiere möchte ich nochmal kurz sagen, dass die wahrscheinlich viel bessere Quelle für Informationen mein eigener Block unter Jonasinauroville.com ist. Dort findet ihr ausführlichere Berichte die sich auch nicht nur um mein Arbeitsleben drehen. Schaut also gerne mal rein!

    Nach unseren Vorbereitungsseminaren und voller Freude ging es für mich am 23.08.22 ins Flugzeug nach Chennai, nachts am 24.8. sind wir gelandet und wurden von einem klein Bus gemeinsam mit einem Teil der restlichen Freiwilligen abgeholt und schon ging es nach Auroville. Dort angekommen fielen wir alle erst mal todmüde ins Bett. Die ersten Tage waren dann gefüllt mit Orgakram und Besichtigungen der Einsatzstellen in Auroville. Anfang September hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag in der Isai Ambalam School. Die Isai Ambalam School ist eine Outreach school Aurovilles, das bedeutet dass ich nicht mit Kindern aus Auroville sondern mit Kindern aus den umliegenden Dörfern arbeite. Die Schule umfasst die 1. bis 8. Klasse. Bevor ich anfing zu arbeiten lernte ich erstmal den Projekt Leiter Sanjeev und meine Mentorin in der Einsatzstelle Kavitha kennen. Kavitha ist dabei meine Ansprechperson, da Sanjeev aufgrund von anderen Projekten in der er involviert ist häufig nicht da ist. Dementsprechend findet meine Kommunikation meist mit Kavitha und nur gelegentlich direkt mit Sanjeev statt. An meinem ersten Arbeitstag wurde mir dann gleich ein Stundenplan gegeben, dem ich folgen sollte. Meine erste Stunde war eine 1. Klasse Englisch Unterricht. Zusammen mit einer anderen Lehrerin begann ich also die Stunde. Die Lehrerin ließ mich erstmal machen, also versuchte ich mit den Kindern zu kommunizieren und ihre Englischkenntnisse abzutasten. Schnell stellte ich fest, dass es für mich der kaum Tamil spricht unglaublich schwierig ist mit den Kindern zu arbeiten. Darauf folgten eine dritte, fünfte und sechste Klasse. Alle mit dem gleichen Ergebnis: die Kinder sprechen kaum englisch beziehungsweise sind sehr schüchtern mit mir auf Englisch zu kommunizieren. Abgesehen vom Englisch Unterricht hatte ich Sportunterricht, manchmal mit einzelnen Klassen meistens jedoch mit mehreren Klassen gleichzeitig. Teilweise stand ich vor einer Gruppe Schülern Bestehens aus 1. bis 7. Klasse, also im Alter von sechs bis vierzehn. Für eine Gruppe mit diesen immensen Altersunterschieden fiel es mir unglaublich schwer erfolgreich Sportunterricht zu geben. Spiele die für die ersten Klassen geeignet sind, langweilen die älteren Klassen zu Tode. Ohne die älteren Schüler war es für mich aber unmöglich Spiele für die kleineren anzuleiten, da niemand für mich übersetzen konnte. All das endete damit, dass ich nach jedem Arbeitstag unglaublich erschöpft und frustriert nach Hause kam. Meine Erwartungen davon, wie ich hier unterrichten kann haben sich einfach nicht erfüllt. Nicht weil ich unfähig bin mein Wissen aus Schulpraktikas oder Sportkursen wiederzugeben, sondern weil die Sprachbarriere und die in der Schule gegebenen Strukturen es nicht zu ließen. Immer wieder lag ich also Abends im Bett und musste mir einreden, dass Morgen ein guter Tag wird, ich das hinbekomme und alles gut wird. Morgens aus dem Bett zu kommen viel mir dann immer noch sehr schwer und mit der Zeit sammelte sich immer mehr Frustration und Antriebslosigkeit an. Nach den ersten Vier Wochen war ich dann mehr oder weniger weit genug um um einen Projektwechsel zu bitten. Bei unserem ersten Monatstreffen Anfang Oktober sprach ich dann mit meinen Koordinatoren und Mentoren aus dem Weltwärtsprojekt. Diese hörten sich meine Bedenken an und baten mich es noch ein bisschen länger zu versuchen, worauf hin ich zwei Dinge tat. Ich ging auf Sanjeev und Kavitha zu und meinte, dass es für mich so nicht wirklich möglich sei weiterzumachen. Die erste Klasse im Englisch Unterricht mache keinen Sinn und auch in den anderen Klassen brauche ich mehr Unterstützung von Seiten der Lehrer. Außerdem wurde mir bewusst, dass ich mit dem von mir an den Tag gelegten Mindset darüber wie in meiner Vorstellung eine Unterrichtsstunde aussieht, nicht weiter komme. Ich legte also alle meine Erwartungen ab und ging völlig frei von ihnen in jede meiner Stunden. Das hatte zur Folge, dass ich nicht jedes mal vollkommen frustriert aus den Stunden kam. Außerdem trug das Gespräch mit Sanjeev und Kavitha recht bald Früchte. Von jetzt an übernahmen meist die Lehrer die Führung der Unterrichtsstunde und ich half mit. Seit dem fühle ich mich in meiner Einsatzstelle immer Wohler und freue mich auf die jeden neuen Arbeitstag. Ich habe neuerdings angefangen mir selbst und den Unterrichtsstunden eine Struktur/ Plan zu geben, dem ich folgen kann. Grammatik Unterricht für die 6. Klasse, Vokabeln durch Spiele mit der 3. klasse und in meiner fünften Klasse wird viel gelesen. Im Sport nehme ich mir immer kleine Gruppen in denen ich spiele anleitet oder zum Beispiel Volleyball Übungen durchführe. Leider hatte ich die letzten Wochen dann mit einigen Verletzungen zu kämpfen weshalb ich kaum arbeiten konnte und viel im Bett gefangen war. So langsam bin ich aber wieder auf dem aufsteigenden Ast und freue mich wieder regelmäßig Arbeiten und auch wieder selber Sport treiben zu können, da dass natürlich auch nicht möglich war.