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  1. Email aus Auroville oder auch „Ein recht überschwänglicher Bericht“

    Februar 29, 2016 by Kaya

    Hallo ihr, ich hab vor einiger Zeit eine dieser Rundmalis gesendet, mit denen man allen Verwandten und Freunden ab und zu ein kleines Lebenszeichen – und die Versicherung noch nicht von einer Kokosnuss erschlagen worden zu sein – gibt.

    Als ich jetzt nochmal drüber las dachte ich mir – warum nicht auf den Auroblog? Also hier eine kleine Email – Bilder gibts auch am Ende 🙂

     

    Hallo ihr da draussen,

    als erstes mal vielen Dank für all die lieben Rückmeldungen die ihr mir zum Auroville- Advenskalender gegeben habt, schön zu hören, dass euch Auroville, mein Leben hier und ameisensichere Essensschränke so faszinieren 😉 Und natürlich Danke an alle die noch etwas gespendet haben und das hier alles ermöglichen 🙂

    Schon ist wieder soviel passiert dass ich hoffe wenigstens die Highlights noch zusammenzubekommen und vielleicht das ein oder andere schmunzeln auf euer Gesicht zu zaubern.

    Fangen wir mal mit meiner derzeitigen Lage an: Ich sitze draussen, ich habe einen langen Rock und TShirt an, es ist schon dunkel und die Grillen zirpen, um mich herum das Geklapper von Geschirr und Leute die auf allen möglichen Sprachen miteinander reden. Ich sitze auf steinen auf einer riesigen Terrasse über der Solarkitchen die ein Cafe mit dem wunderbaren Namen “La Terrasse” ist. Über mir ist der Ast eines Baumes der Kaya heißt (der Baum, nicht der Ast). Neben mir ein Teller auf dem gerade noch superleckeres Toastbrot mit Brushetta war und ein frischer Lemonensaft. Soviel zum Paradiesischen.

    Emotional bin ich nämlich da angelangt wo wahrscheinlich jeder junge Mensch der hier länger ist irgendwann hinkommt: Im ziemlichem Chaos. Auroville ist ein wunderschöner Ort zum Nachdenken und ich hab gerade dass Gefühl, dass ich das zu sehr tue (oder halt über die falschen Fragen: “Studieren oder Weiterreisen? Kann ich überhaupt wieder in ein Leben wie das in Deutschland, wo alles so geregelt ist? Werde ich irgendwann hier herziehen? Wer bin ich überhaupt?“ – solche Fragen halt.)
    Natürlich weiß ich dass das alles irgendwie Quatsch ist – und keine Sorge am 8. August werde ich auch wieder nach Deutschland zurückkommen – aber solche Fragen stell ich mir halt gerade…

    Trotzdem finde ich einige Sachen die es so in Deutschland gibt mittlerweile sehr merkwürdig und frage mich wie lange ich brauchen werde mich wieder dran zu gewöhnen: da wären Toilettenpapier zu benutzen, Warm zu duschen, feste Schuhe zu tragen, pünktlich zu kommen, mit Messer und Gabel zu essen , in einem geschlossenen Raum zu schlafen, 10 Grad zu haben (brr muss das Kalt sein), nicht dauernd irgendwelche Mitbewohner wie Kühe, Geckos, Streifenhörnchen, Ratten, Singvögel, Fledermäuse, Riesenspinnen, Mungos und Weltwärtsler zu haben, Angemessen (Helm, dicke Kleidung, mit (festen) Schuhen, nicht zu dritt und nicht mit Kleinkind) Motorrad zu fahren , sich nicht die halbe Zeit von Papayas, Annanas, Bananen, Passionfruits und Chicos zu ernähren, und so viel mehr..
    Mein Oha-Moment war allerdings als ich mir letztens Nachts (weils so kalt war) zum ersten mal seit 6 Monaten Socken angezogen hab und sie mir nach zwei Minuten wieder von den Füßen riss da es so ein merkwürdiges, unangenehmes Gefühl war…

    Was ich sonst so in letzter Zeit gemacht habe?
    War mit Ribhu zum Teachers-Training an der Westküste in Mangalore und dann in Mysore. Wir haben einen echten Guru getroffen und haben mehrere Nächte in indischen Nachtzügen verbracht – klasse aber ziemlich anstrengend – die mit gefühlt 35 km/h durch die indische Nacht fahren und bei denen man sich einfach auch mal aus der Tür lehnen kann. Das Teacher-training lief überall gut und wir hatten sogar ein bisschen Zeit Mangalore und Mysore zu erkunden. Dann haben wir auf dem Rückweg noch eine Präsentation vor Bossen von einer riesigen Firma gehalten, bei einer Milliadärin gegessen und sind in den Pongal-Stau hinter Chennai gekommen. Pongal ist neben Diwali der größte Feiertag in dieser Gegend und während man bei Diwali Feuerwerke zündet (Lichtfest) ist Pongal eher so etwas wie in manchen Teilen Deutschlands das Ernte-Dank-Fest. Das schließt wohl mit ein, dass Tempel wochenlang nachts um 4 anfangen mit einer unglaublichen Lautstärke Musik zu spielen – und alle Menschen aufzuwecken. An Pongal selbst werden die Kühe geschmückt, angemalt und vollkommen verängstigt durch die Menschenmassen getrieben, wobei dann schonmal eine Kuh in die Menge der Zuschauer rennt. Als heiliges Tier hat man hier scheinbar echt keinen Spaß.

    Von Indien sagt man ja immer man liebt es oder man hasst es. Mittlerweile muss sagen nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit vollen Städten und scheinbar lebensgefährlichen Verkehr liebe ich es hier mit nem Motorrad durchs nächtliche Pondy zu fahren, abends in kleinen Spelunken Parotha oder Dosa zu essen oder nach mehreren Bussen endlich auf der Ladefläche eines kleinen Trucks nach Hause zu kommen. Auch das mit der indischen Mentalität habe ich irgendwann kapiert und weiß dass “Naleki, Naleki” (Morgen, Morgen) auch “in vier Wochen – aber das auch erst wenn du mich alle drei Tage erinnerst” heißen kann. Meistens muss man halt irgendwie einen Weg finden, dann ist aber alles auch plötzlich ganz einfach.

    Sonst haben wir noch ne Tour ins 70 km entfernte Gingee (ich mit 4-jährigem Nachbarskind einer Freundin und ihr auf meinem Motorrad hinten drauf) und in die Mangrovenwälder gemacht. Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben (mit Maya) eine Klasse neugieriger 5. Klässler unterrichtet – was merkwürdiger Weise total spaß gemacht hat. Wir entwickeln bei Wasteless (Facebookseite) gerade unser neues Memoryspiel um Kindern alles über Plastik beizubringen und Maya und ich schreiben und testen ein Schulprogramm zum Thema Waste. Wenn ich mal wegen irgendwas traurig bin und auf Arbeit Ribhu und Chani davon erzähle dann werden sie mich garantiert den halben Vormittag (erfolgreich) zum lachen bringen… Ich fühle mich gerade also trotz meiner hin und wieder aufkommenden Melancholie recht wohl hier. Leider werde ich die nächsten 20 Tage wegen verschiedener Veranstaltungen warscheinlich arbeiten, aber dafür gibts dann auch mal Buisness-Restaurant Lunch 🙂

    Bleibt noch zu erwähnen dass ich den Ratten, die irgendwann in meine Kapsel gezogen sind, die friedliche Ko-Existenz gekündigt habe, seitdem sie so dreist waren und 75% meiner Unterwäsche und meine Zehen angeknabbert haben. Hab mir von jemanden eine Lebend-Falle geliehen und fange jetzt auf “Daily-Basis” Ratten die ich dann mit meinem Motorrad (sie mögen meinen Fahrstiel so garnicht) ans andere Ende von Auroville bringe.
    Sonst gabs am Wochenende noch ne Party auf der ich mir irgendwie einen Zeh (nicht so schlimm) gebrochen habe. Kleine Anmerkung: Wer denkt in Auroville gibts keinen Alkohol der hat da was falsch verstanden…

    Meine Discipline-Kapsel-WG hab ich auch ganz doll lieb und mit dem Abwasch sind wir (sagen wir mal) auf dem richtigen Weg. Max hat unser Küchendach zum Feuerplatz auserkoren und der wackligen Bambusleiter dort rauf ist auch noch niemand (so wirklich) zum Opfer gefallen. Ich hab mir ein Fahrrad gekauft um neben Yoga und (ab und zu) schwimmen noch irgendwie anderen Sport zu machen (Indische Parotha und Samosa sind nun mal ziemlich fettig)..

    Das Kulturelle Angebot lässt hier auch keine Wünsche offen und mein halbes leben besteht aus Kino, Potluck, Cafe, Dinesh, Tamilischen Songs, Kolams zeichnen, Konzerten, etc.. und vielen ganz tollen Menschen 🙂
    Mittlerweile bin ich nach der Arbeit auch öfter mal im “Garden of Unity”. Das ist der Garten (die Gärten) ums Matrimandir (der goldene Ball) herum. Dort kann man wunderbar über Wiesen spazieren, am Banjam Baum sitzen, Meditieren, dem Rauschen der Brunnen zuhören, kleine Schwarze Vögel und Pfauen beobachten oder einfach Tagebuch schreiben… Leider muss man um einen Pass zu bekommen erst mal einige Tage herumrennen…
    Bleibt noch zu erwähnen, dass es gerade eine Crowdfunding-Kampagne für einen Aurovillefilm von zwei Deutschen gibt: In dem Film geht es um drei junge Menschen die in Auroville aufgewachsen, dann nach Europa gezogen und irgendwann hierher zurückgekommen sind. Einer der drei ist natürlich …. tadam…. Ribhu. Er selbst findet das ganze ein wenig “cheesy” was wahrscheinlich auch stimmt (hier der Trailer ) aber wenn sie ihn mal zu Wort kommen lassen wird das auf jeden Fall ein toller Film. Ich hoffe auf jeden Fall dass das mit dem Crowdfunding irgendwie klappt…

    Anbei noch ein paar Bilder die ich in einen Dropbox Ordner packe… [Am Ende des Auroblog-Artikels]

    So jetzt macht La Terrasse zu und ich sollte lieber mal nach Hause wo heute noch Catha in unsere zuvor Alles-Jungs-ausser-Kaya-Kapsel-WG zieht. Zum Glück hatte Anneke den Januar über auch hier gewohnt 🙂 YAY!!

    Liebe Grüße aus der Ferne. Ich hoffe euch gehts allen soweit gut, und ich versuch euch irgendwie Sonnenschein zu schicken..
    Kaya

    p.s. hab ne neue Email-Adresse, bitte Einspeichern! 😉 – Posteo ist Gut!

    p.p.s Anneke hat mir die Haare geschnitten


  2. Von drauß‘ vom Walde komm ich her

    November 16, 2015 by Vince

    Dünne Regenfäden fallen aus unbestimmter Höhe herab und weben auf der Erde ein omnipräsentes Netz aus Feuchtigkeit. Die Stromvorräte neigen sich dem Ende zu, die Solarpanels ächzen nach Nahrung, doch die dicke graue Wolkenwand zeigt sich als kompromissloser Wächter der Distributionswege. Kein Durchkommen möglich – Versuche zwecklos. Wie lang die Schimmelpilze wohl noch auf sich warten lassen, die vermutlich mit tropfenden Mäulern schon gierig die zahlreichen zum Trocknen aufgehängten Kleidungsstücke beäugen, deren Liste aussagekräftigster Eigenschaften schon seit Tagen vom gleichen Merkmal angeführt wird: Nässe.

    Begleitet vom lieblichen Jaulen singender Hunde ertönt der durchdringend metallische Klang eines Löffels auf dem zu ebendiesem Zweck umfunktionierten Zahnkranz eines Fahrrads. Da dieser Geräuscherzeugungsprozess weder sonderlich viel Kraft, noch monetäre Zahlungsmittel oder der gleichen, höchstens ein paar Nerven kostet, geizt die für den Klang verantwortliche Person auch nicht mit Wiederholungen des selbigen. Nach und nach trotten verschlafene Gestalten mit halb geöffneten Augen aus allen Ecken, um sich am gewohnten Platz zu einem Kreis zu versammeln. Das Geräusch ist inzwischen verklungen, die schwingende Luft hat sich beruhigt. Bevor man jedoch anfangen kann, die eingetretene Stille zu genießen, wird sie erneut von einem jähen kollektiven Schrei aus allen anwesenden Mündern durchdrungen: „Moooorning Ciiircleee!!!“, schallt es durch die 24°C kalte Luft dieses frühen dunkelgrauen Morgens. Ein bisschen Dehnen, ein bisschen Lockern – dann ist es Zeit für den „Sadhana Stretch“: Arme weit ausbreiten, dann alle Menschen umarmen und ihnen einen zauberhaften Morgen wünschen.
    Moment mal…Sadhana Stretch? …Sadhana? …Sadhana Forest? Genau, Sadhana Forest! Diese komische Öko-Kommune irgendwo da draußen im Wald vor Auroville. Denn dort wohne,
    lebe und arbeite ich jetzt seit nunmehr zwei Wochen.

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    Seit meinem letzten Eintrag sind ja nun schon ein paar viele Wöchelchen ins Land gezogen, auf dem sich in dieser Zeit natürlich auch einiges ereignet hat. So habe ich nach und nach gemerkt, dass ich mit der Situation in meinem bisherigen Projekt „Pitchandikulam“ und in Auroville irgendwie noch nicht so ganz zufrieden bin. Im Projekt fehlte etwas Struktur und die Möglichkeiten wirklich einmal produktiv zu sein, waren oft eher rar. Das Leben in Auroville war zwar luftig, leicht und locker, ich hatte viel Spaß, doch irgendwie war das noch nicht das, was ich in diesem Jahr erfahren möchte. Zu vertraut, zu statisch, zu komfortabel. Ich wollte mehr, beziehungsweise…weniger. Mehr neue Eindrücke, mehr Begegnungen, mehr Naturnähe, mehr Nachhaltigkeit, mehr Einfachheit – weniger Komfort und weniger Deutsch. Es ist interessant, wie sehr sich der Charakter ändert, wenn man eine andere Sprache spricht, gerade wenn der ursprüngliche Charakter sich so auf einen ausgeprägten Umgang mit der Muttersprache stützt, wie ich es bei meinem wahrzunehmen gedenke. Wenn, aufgrund mangelhaften Vokabulars in Englisch, diese intensive Nutzung von Sprache nicht mehr möglich ist, fallen damit auch alle Charakterzüge weg, die sich aus dem vertrauten Gebrauch dieses Medium heraus entwickelt haben. Übrig bleibt ein reduzierteres Ich; ein rationaleres, vielleicht auch langweiligeres. Es ist aber auch ein Ich, bei dem all das an die Oberfläche tritt, was vom „deutschsprachigen Charakter“ (Oh Gott, klingt das grausig!) zuvor überlagert wurde. So erlebe ich im Moment nicht nur die Lebensweise in dieser Community und die ständig wechselnden Menschen aus aller Welt, sondern auch mich selbst auf eine neue Art.

    CIMG3915

    Und wenn wir in den Talks zusammensitzen, um über Veganismus oder Klimawandel zu diskutieren oder in den Sharings unsere Gedanken teilen; wenn ich mit meinen Händen Kompost aus Menschenkacke zerbrösele und die Kids der Community in der „Non-Talent Show“ ihre selbsterfundenen Geschichten und Lieder zum Besten geben; wenn wir stundenlang schweißüberströmt auf dem selbstgebauten Fahrrad-Stromgenerator strampeln, um Licht fürs Abendessen zu bekommen oder ich in der Mainhut sitze und plötzlich eine Schlange von der Decke fällt, um anschließend mit einem Blick reiner Selbstverständlichkeit weiter ihres Weges zu ziehen; wenn die neue Hauptkomissarin der lokalen Polizei zum Abendessen zu Besuch kommt, um sich die Community anzuschauen und dann mit stolzerfüllter Brust ihr Smartphone herumzeigt, auf dem sie ein Bild von sich neben dem ehemaligen Premierminister Rajiv Gandhi präsentiert; ja, und wenn wir im Forest einen neuen Erdwall bauen, um Erosion zu stoppen und bei strömendem Regen im mundproduzierten Takt eines Jazz-Schlagzeugs auf dem Wall herumtanzen, um die Erde zu verdichten – dann bin ich jedes Mal ein bisschen mehr davon überzeugt, dass Sadhana die Art von Projekt verkörpert, in der ich in diesem Jahr leben und wirken möchte. Eine Community, in der man nie weiß, was aus der kreativen Synthese all dieser inspirierenden Energien entstehen wird, die hier präsent sind; in der man nur weiß, dass etwas entstehen wird.

    CIMG3912  Stromgenerator für Regentage (wunderbar ineffizient für die Produktion von Elektrizität, aber bestens geeignet für ein ausgedehntes Training der Beinmuskulatur!)


  3. Ein Monat in Indien

    September 24, 2015 by Felix Pander

    Hey liebe Leute, hier kommt mein erster Beitrag 🙂

    Seit genau einem Monat sind wir nun in Auroville, Tamil Nadu, Suedindien. In den ersten 1,5 Wochen haben wir Freiwillige gemeinsam in zwei Gasthaeusern gewohnt und Auroville erkundet. Dabei haben wir alle Projekte angeschaut, in denen wir nun als Freiwillige arbeiten, haben verschiedene Orte gesehen, u. A. das Youth Center oder den Strand und ausserdem viele Leute kennengelernt, die alle ihre eigene, spannende Geschichte und Verbindung zu Auroville haben. Unterwegs waren wir mit gemieteten Fahrraedern.

    Vor ca. 3 Wochen sind wir dann umgezogen und haben angefangen zu arbeiten. Ich wohne zusammen mit Catha, Jelly und Laura im indischen Dorf Kottakarai. Dazu gibt es weiter unten einen eigenen Beitrag.

    Ich arbeite im Auroville Bamboo Center. Dort werden viele verschiedene Dinge aus Bambus hergestellt (Lampen, Spielzeuge, Schmuck, Moebel, Tische, Spiegel, kleine Musikinstrumente, …) und Workshops angeboten, in denen man die Grundlagen der Arbeit mit Bambus erlernt.
    Ich habe gleich an einem Workshop zur Einfuehrung teilnehmen duerfen. Dabei haben wir erste Verbindungstechniken gelernt und letztlich zusammen drei Panels erstellt, die wir selber designt haben und spaeter, mit Weiteren zusammengesetzt, die neue Kueche fuer das BambusCenter werden.
    Nach dem Workshop war ich einige Tage in der Schreinerei beschaeftigt und habe weiteres gelernt, indem ich jeden Vormittag einen anderen Arbeitsschritt durchgefuehrt habe (Saegen, Schleifen, Bohren, Bambushaut abschaelen).
    In den letzten Tagen haben ein anderer Freiwilliger und ich eine parabolische Dachkonstruktion gebaut, um mehr Kenntnisse zu erlangen.
    Mal sehen, wie es weiter geht, ich habe auch schon ein paar eigene Ideen…

    Ansonsten bin ich die ganze Zeit gesund gewesen und, abgesehen von ein paar Kratzern, auch unverletzt. Das Klima ist ertraeglich, anfangs war es noch etwas heisser. Klar, man ist am Schwitzen wenn man sich in der Sonne aufhaelt.

    Abends wird es hier schon frueh dunkel, so um 6:30 Uhr. Wir kochen dann meist zuhause oder treffen uns gemeinsam mit anderen und jeder bringt etwas zu Essen mit. Man kann auch kostenlos ins Auroville Kino gehen, es hat super gemuetliche Sitze und Klimaanlage… ach ja, Filme werden auch gezeigt 🙂
    Heute Abend sind wir aus unserem Haus ueber unsere Vermieter bei einer indischen Hochzeit eingeladen, wir sind mal gespannt, wie das ablaueft. Um Abendessen muessen wir uns auf jeden Fall nicht kuemmern.

    Die letzten zwei Wochen hatten wir nachmittags immer Tamilkurs (die lokale Sprache), denn nicht jeder spricht hier gutes Englisch. Ab jetzt koennen wir einmal die Woche weiterhin am Kurs teilnehmen. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich jetzt Tamil sprechen kann, die Sprache ist schwierig zu erlernen und es gibt keine bekannten Woerter. Andere Schriftzeichen haben sie uebrigens auch…

    So, das war mal ein erster Bericht, der dann doch recht lang geworden ist. Man sieht, es passiert viel hier und man koennte immer noch mehr tun und berichten…

    Liebe Gruesse,
    Felix
    (geschrieben am 23.09.2015)


  4. Unsere WG

    September 19, 2015 by Laura

    Haus_KuhStraße-09'15Hallo Ihr!
    Das sind wir, die Kottakaraianer Bande:

    [Bild von uns]

    Felix, Jelly, Catha und Laura

    Unser Projekt Gruppenwohnen begann vor ca. 3 Wochen und jetzt kamen wir auf die „crazy Idee“ unser Haus und unser Zusammenleben einmal ein bisschen vorzustellen.

    In diesen eigentlich unfassbar kurzen drei Wochen hatten wir schon Höhen und Tiefen mit Riesenspinnen hinter’m Klo, Veteranen-Fröschen mit-ohnen Hand, angefressenem Brot und Mäusebabies in der Küche. Und wir sind uns auch schon einige Male auf den Wecker gegangen.
    Aber es gibt auch viele geistreiche Konversationen à la „eher po als ethisch“, viele total verpeilte und lustige Kochaktionen, die dann meist in der Bewertung zwischen Fail und „ist essbar“ schwanken. Oder regelmäßig irre Momente, in denen Fifi a.k.a the Pimp a.k.a Mr FJ uns mächtig auf die Palme bringt, aber bei denen wir am Ende alle mitwitzeln und lachen. Und im Zweifelsfall, wenn wir es mal übertreiben, holt Catha Jellys noise-out Kopfhörer und gibt uns zu verstehen, dass wir wieder ein bisschen runterkommen sollten von unserer Berg-und Talfahrt Indien.

    Haus_Aussen-09'15edit

    Haus_Terrasse2-09'15editHaus_JellysZimmer-09'15edit

     

     

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    Haus_Zimmer-09'15edit

     

     

    In Kottakarai kriegen wir Village-Leben pur mit, da läuft dann auch mal eine Kuhherde quasi durch unseren Vorgarten,oder man wird vom lauten Geschrei der Nachbarsfrauen geweckt, die um 6 Uhr morgens „nur“ putzen und kochen. Aber mit Flair.

     

     

    Haus_KuhStraße-09'15edit

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    Ich weiß, es sind erst drei Wochen und der Post klingt wahrscheinlich endschnulzig, aber gerade durch unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnisse ist hier immer Leben drin und wenn Jelly mir ein „Ach Lauri, ich hab dich lieb“ entgegenschmettert, oder Catha mich morgens Müsli-kauend begrüßt, oder Felix sein Buch liest und dabei in sich hineinkichert, ja dann bin ich froh dass ihr am Stisen seid, um es mit Jelly zu sagen. Ich freue mich auf alle Momente mit euch, die noch kommen werden.

    Ähm ja, so sahen übrigens unsere durchaus anstrengenden letzten Wochenenden aus: 😉

     

    QuietBeach10-09'15edit

     


  5. Ohrring Feier

    April 30, 2014 by Dominik Blase

    YEAH – meine erste Ohrring-feier!

    Seit nun sieben Monaten wohne und miete ich nun das Haus einer tamilischen Familie aus Auroville. Erst vorletzte Woche half uns unser Vermieter Murugan dabei einen Röhrenfernseher mit SatTv-Anlage zu beschaffen, damit wir auch die vielen – hoffentlich spannenden – Spiele der Fußball WM in Brasilien verfolgen können. Der 54cm Röhren-TV wurde von mir als Beifahrer auf dem Motorrad mal eben auf dem Knie balanciert. Eine Szene, die in Deutschland für viel Aufmerksamkeit sorgen würde, interessiert hier noch nicht einmal die Kuh an der Straßenböschung.
    Netterweise wurde ich von unserem Vermieter gefragt, ob ich Sie zu einer weiteren Feier begleiten mag. So kam es dann also zum Besuch der Ohrring-Feier am Tempel des Nachbardorfes Irumbai.

    Am Ort der Feier angekommen, durften wir erst einmal mit anpacken.
    Es hieß kleine Jasmin-Pflanzen separieren und in Plastiktüten einpacken. Damit für jeden Gast am Ende der Feier auch ein grünes und wie ich finde sehr praktisches Geschenk parat steht. Nicht so praktisch ist natürlich der Gebrauch von Plastiktüten. Man hätte auch, wie bei vielen anderen Feiern hier, Stofftaschen wählen können.

    Nach lauter Diskussion hatten sich die Gäste durchgesetzt und es wurde erst das Essen serviert und danach erst mit der Zeremonie angefangen. Normalerweise ist das anders herum. Aber da war der Hunger der Gäste anscheinend stärker.
    Überraschenderweise bekamen wir dann von unserem netten Nachbarn Elumalei das frittierte Brot serviert.
    Auch die anderen Kostbarkeiten wurden teilweise von Männern serviert, die ich im Dorf schon einmal gesehen habe. Sie kamen mir irgendwie bekannt vor.
    Als mich dann die Frau neben mir mit meinem Dorfnamen „Subramaniam“* ansprach, machte mich das darauf aufmerksam, dass mich auf der Feier vielleicht mehr Leute kennen als ich dachte. Ich fing also an stichprobenartig verschiedene Menschen zu fragen. Und siehe da: 3 von 4 zufällig ausgewählten Menschen auf der Feier kannten mich. 🙂 und zwei davon wussten sogar in welchem Haus in wohne. Ich war anscheinend bekannt wie ein bunter Hund.

    Im Anschluss an das reichhaltige Abendessen folgte die Ohrring Zeremonie. Dabei wird den jungen tamilischen Mädchen – diesmal gleich drei auf einmal um Geld für die Feier zu sparen – in jedem Ohr ein Ohrloch gestochen. Das geschieht mit einem nicht gerade filigranen Dolch und zudem ohne jegliche Betäubung. Ja es war schon ein sehr skurril: der überglückliche Vater und die um Schmerz schreienden Kinder zugleich.
    Das tragen von Ohrringen ist hier ein großer Teil der Kultur. Eine tamilische Frau würde niemals ohne Ohrringe das Haus verlassen.

    So langsam gehen mir die Festlichkeiten hier in Tamil Nadu aus. Nun habe ich fast alle Feierlichkeiten erlebt, die nicht im engsten Familienkreis gefeiert werden.
    Und einen einen modernen Namen für die Vermarktung der Ohrring-Feier in Deutschland hätte ich dafür schon: „Piercing-Party“. 🙂

    *Mein Name im Dorf
    (Anfangs habe ich von Anne, Nora in Zusammenarbeit mit unseren Vermietern einen neuen Namen erhalten, den nun jeder Tamile im Dorf für mich gebraucht. Auf Feiern und Festen kann ich damit punkten und die Menschen sind immer sehr überrascht und erfreut, wenn sie hören, dass ich einen tamilischen Namen habe.
    Ausgesprochen wird er übrigens suppra-ma-niam – also fast wie SUPER MANNI) 🙂

    Auf dem rechten Bild seht Ihr unseren Vermieter Murugan (erster v. links)

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    Die sehr gut duftenden Jasminblüten im Haar ersetzten jedes überteuerte Prafum um Welten.

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    Unser Nachbar und mittlerweile schon fast Freund Elumalei.

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