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  1. Quartalsbericht NR. 4

    31. Juli 2023 von Jonas Eisner

    Ich hatte mir über das letzte Jahr meinen Urlaub größtenteils aufgespart und war in den letzten Wochen viel Unterwegs, deswegen bin ich mental im Moment nicht mehr so krass im Arbeitsalltag. Im Moment arbeite ich dennoch wieder, das fühlt sich auch sehr schön an, insbesondere weil so langsam das Bewusstsein über die Ausreise wächst und damit die Arbeitstage immer weniger werden, was jeden Tag und jede Unterrichtsstunde wieder zu einer größeren Freude macht. Ja was die Arbeit angeht bin ich sehr zufrieden, ich denke das die Isai Ambalam School mir genau das gegeben hat was ich brauchte und wollte. Eine Challenge die manchmal zu groß erschien, an der ich aber unglaublich gewachsen bin, insbesondere da ich mit meinen eigenen Schwächen konfrontiert wurde und diese überkommen musste. Am Anfang hatte ich unglaublich mit meinen Erwartungen an mich selbst zu kämpfen. Zu lernen, dass ich nicht immer alles perfekt machen kann und auch nicht muss, dass ich mir Zeit geben kann um Dinge zu lernen, mich wo einfinden zu können war/ist eine unglaublich schöne Erfahrung. 

    In den letzten Tagen ist mir noch etwas anderes Bewusst geworden, als ich am Anfang dieses Jahres angefangen habe Kirtana zu Daten, bin ich in ein sehr komfortables Leben gefallen, habe mich nicht mehr so viel nach draußen bewegt, habe meine Comfortzone kaum noch verlassen. Das habe ich zu dem Zeitpunkt vielleicht irgendwie gebraucht und dennoch bereue ich es heute ein bisschen. Es wäre schön gewesen noch mehr raus zukommen, noch mehr Menschen zu treffen, Erfahrungen sammeln und mehr Herausforderungen zu bewältigen. Aber naja, ich will mich nicht beschweren, glücklicherweise kam diese Erkenntnis bevor ich Auroville verlasse, was mir die Möglichkeit gibt, das ganze jetzt nochmal anzupacken und zu verändern. 

    Das erinnert mich an das Thema Beziehungen, ich bin in dem vergangen Jahr unglaublich intime Beziehungen mit einigen Menschen eingegangen, was natürlich jetzt das Thema Abschied umso schwerer macht. Um ehrlich zu sein hat mich das ganze noch nicht wirklich gepackt, ich spüre aber auch, dass ich mir durchaus über das ganze Jahr bewusst war, dass diese Beziehungen auf eine Art limitiert sind. Ich weiß nicht ob und wann ich zurück komme und demnach auch nicht ob und wann ich diese Menschen wiedersehen werde. Ich bin unglaublich dankbar für de maturity meiner Partner und die Fähigkeit trotz dieses Wissens sich so emotional zu öffnen und sich so vulnerabel zu zeigen. Die Fähigkeit unsere Beziehungen nicht besonderlich zu labeln und dadurch keine Gesellschaftlichen Erwartungen an unsere Beziehung und deren Zukunft zu haben, macht es für mich wesentlich einfacher. Ich weiß, dass diese Menschen einen Platz im meinem Herzen haben, komme was wolle. Sie sind mit mir durch diese Zeit gegangen, teilen Erfahrungen und Erinnerungen, sind mit mir gewachsen und werden dafür nie vergessen. Das gilt natürlich nicht nur für meine intimen Beziehungen sonder auch für all die anderen Freundschaften die ich in Indien geschlossen habe. An dieser Stelle möchte ich meinen Respekt und meine Dankbarkeit an all die Menschen in Auroville, die einem ständigen Traffic an Menschen die ständig kommen und gehen, manchmal ohne zu wissen ob sie zurück kommen, ausgeliefert sind und dennoch jeden mit einem offenen Herzen willkommen heißen, zum Ausdruck bringen. Ihr seid ziemlich cool. Menschen unter diesen Umständen so offen zu empfangen, erfordert ein unglaublich großess Herz und immensen Willen immer wieder good bye sagen zu können. Respekt! Und Danke!

    Zu guter Letz:

    Loveletter to Surfing

    Dear Surfing,

    Before I came to India I already knew that I’m a water person, I knew that I love water, that I enjoy swimming and If there’s Waves even better. What I didn’t know is that water can be the perfect medication for any kind of mental crisis, that when I am overwhelmed all I need is to be in water. Sometimes I woke up in the morning, depressed, overwhelmed and without any Energy to work, to expose myself to the frustration of not being the perfect Teacher or Human that I wanted to be. These Mornings I usually decided to go surfing and no matter of good waves or not, me surfing well or fucking up every single wave, falling again and again, as frustrating as it might be, after being in this huge ocean that doesn’t care about everyday struggles, with waves coming in a rhythm that is incredibly calming to me, I came out of the water smiling and filled with energy. Surfing, you made it possible for me to then come to work with a smile in my face which automatically infects the students and by that made every class much much easier. Thank you Surfing.

    Besides helping me with my mental struggles you gave me something else that I did not have since a long long time in my life. Something entirely new, something I could learn from scratch, something I could progress in, something I could put all my energy in. Over this past year my surfing progressed so much, I learned so much, it is incredible. 

    Thank you surfing.

    On top of that you gave me something, other sports in the past years never could. An injury free and still intense training. A (physical) task I could face everyday, without carrying any injuries. While I dislocated my shoulder playing Spikeball or football, which left me sour every damn time, no matter how intense it was and even though I regularily  was on my very limits of strength or breath, I never had any pain or injuries after a Surf. 

    Thank you surfing.

    You gave me something I could express myself in and let all my emotions out. Sometimes I want take the longboard and just cruise down every wave to relax, take a break, enjoy and empty my head. Sometimes I want the shortboard and put all my frustration, any emotion or any negative thought into every turn, pushing as hard as possible and see the wave absorbing it completely carefree. And sometimes when I’m flying to high, going to fast, overworking myself or whatever, what helps? A massive Wipeout, taking all your breath away, taking you down to the bottom of the ocean, to the bottom of life where all you need is to calm yourself down, resurface and take a breath. 

    Thank you Surfing, I love you.


  2. Es wird Rund

    12. Juli 2023 von Lucia Lenters

    Der Kreis schließt sich bald.

    Es sind die letzten Wochen.

    Am 08. August geht es für mich zurück nach Deutschland.

    Erst war ich noch darum bemüht, meinen Flug um 5 Wochen nach hinten zu verschieben, um noch ein bisschen Reise und Freiheitsluft zu schnuppern. Leider bekam ich dann die desillusionierende Nachricht des Reisebüros, dass das aufgrund von buchungstechnischen Details nicht möglich ist. So versuche ich nun, Frieden damit zu schließen, dass es nun nur noch wenige Wochen bzw. Tage sind, die ich hier verbringe.

    Und da fällt mir auf: Oh je, ich hab meine ganzen Urlaubstage noch gar nicht aufgebraucht! Warum eigentlich nicht? Ich hätte es wirklich dringend nötig gehabt…. damals. Aber damals dachte ich, ich will sie nicht zu früh alle verbrauchen. Also habe ich sie mir aufgespart. Jetzt komme ich leider zu der ernüchternden Erkenntnis, dass es mir in diesen letzten Wochen zu viel Tohuwabohu ist, noch wegzufahren, so werde ich mir meine übrig gebliebenen Urlaubstage wohl einfach hier in Auroville nehmen und mich nochmal so richtig schön durch Auroville treiben lassen. Vielleicht noch 1-2 Workshops, oder einfach mal an den Strand. Das habe ich nämlich fast nie gemacht. (oder doch nochmal kurz einen Abstecher nach Mahabalipuram?)

    Ein bisschen bedauern schwingt da dennoch mit, denn gerne hätte ich noch mehr von Indien gesehen. Viele Menschen, die ich kenne, waren bereits hier in Indien und schwärmen vom Land – und ich war ein Jahr hier in Auroville, in Indien, und habe das Gefühl, nicht ganz das erlebt zu haben, was die anderen erlebt haben… das, was ich glaube, beim Reisen zu erleben. Ich hätte mir mehr Zeit zum Reisen gewünscht, mehr Urlaubstage, um noch weiter in dieses Land und in diese Kultur einzutauchen. So hatte ich das Gefühl, viel in einem Alltag aus Arbeit zu verbringen, der mir leider nicht so viel Raum gegeben hat, mich richtig aktiv mit der Fülle der Kultur und des Landes auseinanderzusetzen. Da ist ein Reisewunsch, der ist noch nicht befriedigt. Und wer weiß, vielleicht komme ich mal zurück, um dieses Land nochmal aus einer anderen Perspektive und mit mehr Freiheit zu erleben.

    Was wohl auch zu meinem letzten Bericht gehört, weil aktuell: Die Erkenntnis, wie unglaublich viel ein Lebensort ausmacht. Damit meine ich grade nicht das Land. Ich meine ganz praktisch, die vier Wände, in denen man sein Zeug hat, schläft und Teile der Freizeit verbringt. Ich bin Anfang Juni noch einmal umgezogen, aus dem Zimmer bei der Udavi School in die Community Maison des Jeunes. Dieser Umzug hat so viel für mich verändert, ich fühle mich auf einmal, als hätte ich tatsächlich ein Zuhause hier. Ich habe es vermisst und finde es schön, wieder in einer Community zu leben, ich fühle mehr soziale Einbettung, und letztens hat jemand gesagt “Auroville begins with your home” – und es stimmt. Alles ist so viel schöner und lebendiger, seit ich in MdJ wohne und es sich dort nach einem Zuhause anfühlt, in das ich gerne nach einem langen Tag zurückkomme. 

    Ich bin froh, dass ich mich dafür eingesetzt habe, noch einmal umzuziehen, obwohl das eigentlich nicht geplant war. Dass es auch geklappt hat, fühlt sich nach Selbstwirksamkeit an. Und dass es mir so gut tut, ist einfach nur ein Segen für meine letzten 2 Monate hier.

    In meinem Projekt waren alle lange im Urlaub, und ich saß viel alleine oder nur mit einer anderen Person im Büro, das hat sich manchmal etwas unsinnig angefühlt, weil es nicht wirklich was zu tun gab und ich hätte mir gewünscht, mehr Freiheit zu haben auch mal weniger zu Arbeiten, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Jetzt sind jedenfalls alle wieder da und es herrscht eine gemütliche Stimmung im Büro. Ich versuche gerade ein Projekt abzuschließen, was sich aber auch nicht so leicht gestaltet, weil ich keine geschulte Datenanalysatorin bin, und wahrscheinlich wird das mit dem Projektabschluss leider nichts mehr vor Ende meiner Zeit hier. 

    Inzwischen bin ich mit meiner Ausrichtung schon wieder viel in Deutschland und freue mich darauf, meine Freund*innen & Familie wiederzusehen und in meine WG zurückzukehren. Ich weiß zwar auf vielen Ebenen noch nicht, wie es weitergeht, aber ich freue mich auf die Freiheit! Ich habe gemerkt, dass so eine längerfristige Vertragsgebundenheit meinem inneren Freiheitsgeist und meiner Gesundheit nicht so gut tut und ich perspektivisch wahrscheinlich Richtung Selbstständigkeit gehen werde. Ich mag es, mir meine Zeit frei und eigenverantwortlich einzuteilen und selbstbestimmt mein Leben zu gestalten. 

    Und ich freue mich auf lange Waldspaziergänge in der wilden stillen Natur, ohne einen einzigen Menschen zu treffen und ohne mich unsicher oder deplatziert zu fühlen, weil ich eine Frau bin. 

    Bei all der Vorfreude schwingt natürlich auch eine kleine Trauer in mir. Wieder einmal loslassen und die ständigen Veränderungen des Lebens willkommen heißen. Goodbye’s and Hello’s.

    Goodbye to leckeren exotischen Früchten ohne schlechtes Klimagewissen. (Mango! Papaya! Passionfruit! Ananas! Jackfruit! Bananas! I will miss you!). Goodbye to cruising around with my motorbike (mit schlechtem Klimagewissen). Goodbye to eating out almost every meal and eating in fancy places I could never afford in germany. Goodbye to nasty ants in my bed, and in my food box, … and literally everywhere. Goodbye to heat and sweat. Goodbye to “selfie, selfie, selfie madam? selfie!” Goodbye to Idly & Dosa & Chutney. Goodbye to the constant noise of fans inside and the constant noise of traffic, honking and temples outside.Goodbye to amazing cookies and coffee in the office! Goodbye to geregelter Alltag und Arbeit. Goodbye to all the amazing people i met here. Goodbye to all the annoying people i met here. Goodbye to Linksverkehr! Goodbye to free cows everywhere. Goodbye to chaos everywhere. Goodbye to my wonderful team at wasteless! Goodbye to my beautiful community and room in MdJ! Goodbye to all the beautiful evergreen plants and trees! Goodbye to the colorful flowers everywhere! Goodbye to the crazy monsoon thunderstorms! 

    Welcome cozy sweaters! Welcome deutsche Äpfel! Welcome Family, Friends, Gemeinschaft, WG. Welcome freiere Körperkultur.Welcome viel mehr Geschlechter-Gleichberechtigung & Awareness ! Welcome Festivals! Welcome geregelter Straßenverkehr! (und Rechts vor Links). Welcome viel zu hohe Strom und Mietpreise! (AAAH! Hilfe!). Welcome angespannte Europa-Situation! Welcome Joggen gehen ohne gleich den gefühlten Hitzetod zu sterben! Welcome Freiheit. Welcome Reisen. Welcome to all the amazing people i missed. Welcome Wasser aus dem Wasserhahn in meinem Trinkglas! Welcome Backofen und Welcome selber kochen. Welcome feste Schuhe. Welcome frische Luft. Welcome Wald und “wilde” Natur. 

    What fun!

    I’m OUT ladies and gents! 

    Enjoying and idealizing the last weeks of my time here.


    noch ein paar kleine Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte und was vor allem an die zukünftigen Weltwärtsler*innen gerichtet ist (gehe auf mehr wenn du weiterlesen willst)

    (more…)

  3. Alltag von einem Udavimensch

    21. Juni 2023 von Valerie Schäfer

    Der 30ste Mai 2023

    
    Heute Morgen bin ich schlafen gegangen.
    Es ist Dienstag 3:00 Uhr morgens und ich versuche einzuschlafen. Es sind 37 Grad Celsius um diese Uhrzeit, plus Moskitos die von meinem Schweißgeruch angelockt werden. Ich schaue einen Anime an zum einschlafen… beziehungsweise ich starre auf einen schwarzen Ladebildschirm mit einem sich flink drehendem lade Kreis, falle dabei in einen Halbschlaf der dann wieder mit dem Schrei eines Moskitos unterbrochen wird und einem Stich an meinem Fuß. Ich nehme eine Dusche, die Zweite heute Nacht, die Dritte heute Abend, die Fünfte seit gestern Morgen. Jetzt bin ich wieder kühl. Ich rolle mich in mein Bettbezug und hoffe, dass nicht allzu viele Feuerameisen drin sind. Ich schlafe ein.
    
    6:30 Uhr Morgens, mein Wecker klingelt und ich bin wach. Seltsamerweise ein sehr erholender Schlaf, denke ich mir. Ich erledige mein morgendliches Geschäft und setze mich auf den Balkon, genieße den Sonnenaufgang im wunderschönen Udavi. 6:45 Uhr mein Wecker klingelt, energetisch spring ich auf zieh mein zerrissenes Farmershirt an und meine absolut stabilen Jeansshorts mit sechs Hosentaschen, perfekt zum Farmen gehen. 6:50 Uhr und ich nehm das Radel und fahr zur Arbeit.
    
    
    Durchs Dorf an Kühen und gerade erwachten, halb bekleideten Dorfbewohnern vorbei, die ihren Hauseingang mit Kolam versehen. Auf den Straßen dröhnt aus alten Lautsprechern an jeder Ecke verschrobene Tempelmusik. Meine Arbeitskollegen fahren an mir vorbei, grüßen mit einem winken nach hinten oder fahren neben mir her. 7:00 Uhr - ich setze mich direkt daran die Eier zu zählen, trage alle Zahlen ein und berechne ob sie stimmen. Es fehlen zwei Eier, das sind -18.82₹ für die Farm. Meine Mitarbeiter bringen die erste Ernte rein und ich trage das Gewicht in das Erntebuch ein. Nebenbei gehe ich durch die privaten Bestellungen an diesem wunderbaren Dienstag. Es ist Mango Saison und wir haben verdammt viele Mangos zu putzen und zu sortieren, ein Baum kann einfach über 100kg produzieren und wir haben einen ganzen Orchard voll mit Bäumen. Alles muss sehr rasch gehen Morgens, denn um 9:00 Uhr müssen wir ausliefern an die Kunden. Das heißt ich nutze jede freie Sekunde um die Kisten zu sortieren und es übersichtlich zu halten im Büro. Manchmal sind um die 15 Mitarbeiter da und helfen zu sortieren, bringen mehr Ernte, putzen Mangos oder fragen sich was sie als nächstes tun sollten in dem ganzen Gewusel.
    
    

    Wie auch immer schaffen wir es pünktlich um 9:00 Uhr die Lieferung abzusenden und es geht in die Küche wo Anita den Mangosaft am sieben ist und wir ihr helfen die Obstplatte fertig zustellen. Anita erzählt mir von den 40 Tagen Feierlichkeiten die aktuell im Dorf stattfinden, weshalb auf den Straßen Musik gegettoblastet wird. Alles zum Anlass der Erneuerung des Tempels. Das passiert wohl alle zehn Jahre, der Tempel wird erneuert, frisch gemacht für das nächste Jahrzehnt. Zum Anlass gibts freie Essensausgabe beim Tempel, da werd ich wohl heute Abend vorbeischauen.

    9:10 Uhr - Frühstück. Wir sitzen alle beisammen. Die go-to Gesprächsthemen drehen sich alle rund ums Farmen, exotische Früchte, deren Verarbeitung, verschiedenste Anbaumethoden, Kompost Tutorials und was wir als nächstes tuen sollten nach dem Frühstück. Ich melde mich für die Aufgabe das Hühnerhaus mit Minakshi und Emilia zu reinigen. Putzspaß bei lauter Musik erwarten uns die nächsten zweieinhalb Stunden, so viel besser als Unkraut zupfen und Beete mulchen. Ich bin heute gut davon gekommen hehe.
    Das zwei stöckige Haus wird von uns von oben nach unten durch geputzt. Ich repariere und putze Kabel im ganzen Haus und schraube ausgerissene Steckdosen wieder zusammen… vielleicht einen Schlag bekommen, aber der Fehler passiert mir nur einmal. Der Strom funktioniert, ich lade mein Handy. Die Küche ist geputzt, sowie die Wände und die Decke. Der Boden ist noch immer katastrophal dreckig voll mit Hühnerscheiß. Und ich gehe nach Hause. Es ist 12.

    Nehme eine Dusche, koch mir rasch Etwas, mach mir einen Limettensaft, esse, trinke, entspanne bis 2. Wieder zur Arbeit. Ich lege Kokosringe um frisch gepflanzte Bäume und Büsche in der prallen Nachmittagssonne. Mehr darüber in einem anderen Beitrag. Fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer Pflanze, fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer anderen Pflanze, fülle die Sc- wie auch immer, drei Stunden vergehen. Ich gehe nach Hause. 17:00 Uhr.

    UDAVI Ich gehe direkt nach unten ins Haus, da chillen Malina und Olli und jetzt auch ich. Ich nehm irgendwann eine frische Dusche mit wohl duftender Seife und wir entscheiden uns zum Abend zum Tempel zum Essen zu gehen. Wir laufen zu Fuß. Der Himmel ist dunkel; es ist Nacht. Ein Sturm zieht auf es fängt an zu donnern und zu gewittern. Wir sind gerade beim Tempel angekommen und gehen rein, begutachten die Renovierung. Olli trifft ein paar ihrer Schulkinder. Wir stellen sicher, dass es Freiessen gibt und stellen fest, dass wir zu faul sind uns anzustellen. Wir gehen zu Secret Garden, das Restaurant um die Ecke wo wir schon in den ersten Wochen unseres Aufenthalts essen waren, wo ich meine erste Lebensmittelvergiftung bekommen habe, von meinem ersten Mocktail. Erinnerungen. Es fing an stark zu regnen als wir den Tempel verließen. Bei Secret Garden ist Stromausfall und wir sitzen im dunkeln, bei dem Schein der einzigen Kerze des Ladens, die netterweise auf unserem Tisch platziert wurde vom Chef. In der Küche brutzelt unser Essen beim professionellen Schein einer Handylampe und der Gasflamme…
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    


  4. Kokosnuss als Bodenschutz

    19. Juni 2023 von Valerie Schäfer

    Guten Morgen 🌞

    Aktuell auf der Farm haben wir sehr viele dry Coconuts. Für die die es nicht wissen hier gibts zwei Sorten von Kokosnüssen. Die Eine zum trinken, die ist groß und grün, die wird einem mit einer speziell gebogenen Machete am Straßenrand aufgeschlagen und mit Strohalm serviert. Und dann gibt es noch die trockene Kokosnuss, der Kern dieser Nüsse ist was wir in Deutschland als Kokosnüsse bekommen, normalerweise ist da noch eine ganze Menge trockene, haarige Schale drumherum. Und um diese Schale geht dieser Beitrag heute.
    
    
    Es gibt hier sehr viele Kokosnüsse, besonders zu dieser Zeit. Auf der Farm wurden letztens Kokosnüsse geerntet, ein ganzer Anhänger voll. Die Kerne verkaufen wir und die Schalen verwenden wir als Mulch. Diese Schalen halten sehr gut Wasser unter sich, da sie so dick sind schützen sie perfekt vor Sonneneinstrahlung. Wenn ein junger Papayabaum, gerade gepflanzt, in der prallen Sonne steht, stehen seine Chancen nicht so gut, der Baum hat nicht viele Blätter und die wenigen Blätter sind komplett der prallen Sonne ausgeliefert und verlieren sehr viel Wasser, ebenso der Boden rings um die Pflanze herum. Die Pflanze wird zwar von uns gewässert aber die Erde ist in der Sonne, was den Standort perfekt für Gräser oder unseren stark invasiven Freund im Lemon Orchard ,Sphagneticola‘ macht. Dieses Kraut nimmt sich den Lebensraum der Papayapflanze und entzieht ihrem Grund Mineralien und andere wichtige Nährstoffe aber noch viel wichtiger das Wasser. 

    Daher wenn ein Papayabaum gepflanzt wird, wird ringsherum um diesen Baum in einem Kreis die Erde von allen Pflanzen befreit und ein hochstehender Erdring herum gegraben. In diesem Ring legen wir die Kokosnussschalen um die Pflanze herum, sodass der Boden um die Pflanze nicht sein Wasser verliert, vor anderem Pflanzenwachstum geschützt ist und natürlich damit die Papayapflanze selbst genug Lebensraum und Wasser bekommt. 
    Das fertig gelegte Muster sieht dann so aus:


  5. 3. Quartalsbericht für mein freiwilligen Jahr in Auroville ~ Jonas

    15. Juni 2023 von Jonas Eisner

    Hallo alle zusammen und herzlich willkommen zu meinem vorletzten Bericht aus Auroville. Wenn ich heute zurück schaue auf die letzten drei Monate so ist seitdem mal wieder unglaublich viel passiert. Die Vorstellung, dass es jetzt nur noch rund 2,5 Monate sind die mir hier in Auroville bleiben, so überkommt mich ein trauriges Gefühl. Deswegen versuche ich mich im Moment nicht all zu sehr mit de Zukunft sondern mit dem Jetzt und Hier zu beschäftigen. Die letzten drei Monate waren für mich vor allem auf einer persönlichen Ebene challenging. Viele Beziehungen die sich verändert haben, sich noch immer verändern und auch einige Beziehungen die sich schlichtweg dadurch verändert haben, dass Menschen Auroville verlassen haben. Ein Gefühl, dass für mich neu ist, aber von dem ich denke das es dennoch ein großer Teil Aurovilles ist. Auroville ist durch die vielen Volunteers etc eine sich ständig verändernde Gesellschaft und das kommen und gehen von Menschen ist ein großer Teil davon. Freunde kommen und gehen zu sehen ist vielleicht auch einfach eine Lesson die Auroville einem beibringt. Dennoch geht es mir im großen und ganzen sehr sehr gut, Im Moment kann ich nicht wirklich laufen, ich habe mir irgendwie am Fuß weh getan ( das lasse ich heute mal noch röntgen), aber abgesehen davon bin ich sehr glücklich. Wenn ich die Frage etwas weiter öffne also im Rückblick auf die gesamten letzten 9 Monate so breit die Antwort dennoch die selbe. Mir geht es sehr sehr gut. Nach Auroville zu kommen war für mich nicht nur die richtige Entscheidung sondern auch das beste was mir hätte passieren können. Ich fühle mich als hätte ich mich von vielen Seiten verändert und sei gewachsen an all den Herausforderungen die Auroville für mich Bereit hielt und hält. Ich denke tatsächlich das auch die Frage nach der für mich größten Herausforderung schon in dem Thema mit sich verändernden Beziehungen lag. Ich habe in meinem bisherigen Leben häufig an Beziehungen fest gehalten und war auch irgendwie immer in der Lage alle Beziehungen so zu beeinflussen, dass sie sich für mich befriedigend gestaltet haben. Das hat in Auroville nicht so funktioniert. Ich musste lernen, los zulassen, zurück zutreten und vielleicht auch einfach mal Dinge passieren lassen und schauen was dann passiert, wo ich mich denn danach befinde und fühle. Das war für mich nicht einfach, da ich wie bereits erwähnt das bisher in meinem Leben kaum gemacht habe. Ein Teil davon ist, dass ich unglaublich Anpassungsfähig bin und das genutzt habe um Beziehungen zu meinem Vorteil zu gestalten. In den letzten 3 Monaten habe ich denke ich angefangen einfach mal ich selbst zu sein und meine Bedürfnisse klar zu benennen und ihnen auch zu folgen. Dadurch musste ich natürlich mit anschauen, was das mit meinen Beziehungen anstellt und auch

    akzeptieren wenn es die Beziehung beendet. Das war neu für mich und ganz bestimmt nicht einfach. Was das angeht war eine Veränderung in mir selbst schon seit langem fällig und ich glaube, dass sich hier für mich etwas verändert hat und verändert. Glücklicher weise hat sich das bisher häufig zu etwas sehr positiven Entwickelt und ich bin froh diesen Prozess durchzumachen.
    In der Isai Ambalam Schule ist gerade Sommercamp, es ist also nur ein Bruchteil der Schüler da, was den Schulalltag immens verändert. Ich habe diese vergangenen Wochen genutzt um mal andere Dinge mit den Schülern aus zuprobieren, zum Beispiel Acroyoga, was einfach sehr sehr cool war und nicht nur mir sondern auch den Schülern viel spaß gemacht hat. Ich fühle mich in meinem Projekt also sehr wohl und freue mich jetzt tatsächlich nach den vergangen drei, recht entspannten Wochen auch wieder auf den etwas genauer geplanten und gekanteteren Schulalltag voraus. ( Ich habe im Sommercamp auch keinen Englisch Unterricht gegeben, den ich definitiv vermisse). Spannend ist auch noch zu erwähnen, das ich bevor ich nach Auroville kam und Anfing in der Schule zu arbeiten eine Erwartung an mich selbst und die Schule hatte, davon wie produktiv mein Unterricht wie perfekt jede meiner Englisch und Sport stunden sein würde. Diese Vorstellung und Erwartung habe ich nicht mehr und ich denke es ist super wichtig und interessant dabei zu erwähnen, dass auch sonst NIEMAND diese Erwartung an mich hat oder hatte. Hätte ich die Möglichkeit mir am Anfang des Jahres etwas zu sagen oder wenn ich jemandem einen Tipp für die Arbeit als Lehrer in Isai Ambalam geben könnte, dann wäre es mit Sicherheit das: Du bist ein Freiwilliger, du bist kein Lehrer. Niemand erwartet, dass du einen bomben Unterricht planst und hältst. Insbesondere da du aus einer deutschen Schule kommst und noch nie zuvor eine indische Schule besucht oder erlebt hast. Lass dir Zeit anzukommen, schaue dir alles an und dann überlege dir was du geben kannst und willst um diesen Schülern etwas beizubringen.