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  1. 50 Jahre Auroville

    9. März 2018 von Mira

    Die Temperaturen fangen so langsam wieder an merklich über 30°C zu steigen, der von den trockenen Sandpisten aufgewirbelte Staub lässt die Pflanzen rotbraun erscheinen und der Winter ist dem Sommer definitv am Weichen. Dennoch wird Auroville immer noch von Unmengen an Touristen überrannt, was einerseits natürlich zu einem unüberschaubaren Angebot an Aktivitäten führt, aber andererseits z.B. auch zu einer überfüllten Solar Kitchen. Habe ich gesagt „trockene Sandpisten“? In den letzten Wochen fanden in Auroville sehr viele Bauarbeiten und Straßenabsperrungen statt, um den Straßen eine Decke zu verpassen, was dazu führte, dass man nerviger Weise ständig einen neuen Weg finden musste, um von A nach B zu kommen. Das Geld hierfür bekam Auroville übrigens von der indischen Regierung. Warum? Weil der Hon’ble Prime Minister of India Shri Narendra Modi einen kurzen Besuch abstattete, um zum Anlass von Aurovilles 50. Geburtstag eine kurze Rede zu halten. Ein paar Tage bevor er hier eintraf, sah man auf einmal die ersten Polizisten in Auroville (wo man sonst nie welche sieht). Und am Tag seines Besuches waren es auf einmal Hunderte von Polizisten. Weite Teile Aurovilles waren gesperrt und selbst in den Randbereichen konnte man sich nicht ohne Einschränkungen fortbewegen. So weit die aktuelle Situation hier bei uns vor Ort.

    Der eigentliche Anlass, weshalb ich diesen Beitrag verfasse, ist, dass ich ein bisschen darüber berichten möchte, was in Auroville in den letzten 50 Jahren schon alles passiert ist und realisiert wurde. Und jetzt nach 6 Monaten Aufenthalt in Auroville hoffe ich, dass ich bereits einen ausreichenden Überblick über diesen Ort erlangt habe, um darüber wenigstens etwas schreiben zu können.

    Die Gründung

    Vor ziemlich genau 50 Jahren, nämlich am 28.2.1968 wurde Auroville gegründet. Die Ideen, auf denen Auroville basiert, wurden von Sri Aurobindo formuliert und von Mirra Alfassa, „der Mutter“, durch die Gründung Aurovilles versucht zu realisieren. Auroville soll ein Ort der „human unity – in diversity“ und des „unending education“ sein und „integraler Yoga“ ist ein geeigneter Weg dafür. Natürlich braucht so etwas mehrere Generationen und noch heute „experimentiert“ man in Auroville. Zu aller erst musste das Land wieder aufgeforstet und der Boden vor weiteren Degradationen geschützt werden. In den folgenden Bildern sieht man die beeindruckenden Erfolge:

    Auch heutzutage ist „sustainable living“ noch wichtig in Auroville (wobei die Wiederaufforstung eher wegen der Überlebensnotwendigkeit als aufgrund eines großen Umweltbewusstseins erfolgte), besonders bei der Ressource Wasser. Ebenso wird Abfallmanagement betrieben und alle Farmen, die zu Auroville gehören, sind organisch. Doch Auroville ist deshalb noch lange kein Ökodorf. So gehören Motorräder hier genauso zum Straßenbild wie überall sonst in Indien. Und auch wenn man in vielen Bereichen schon recht fortschrittlich ist, so gibt es immer noch Potential zur Verbesserung.

    Ein Aspekt, um die human unity zu realisieren, ist, dass kein Land und kein Gebäude einer einzelnen Privatperson gehört. Aurovillianer können für sich zwar Häuser von ihrem eigenen Geld bauen, doch die Eigentumsrechte hat Auroville. Aber noch besitzt Auroville nicht das komplette vorgsehene Land, denn einerseits liegen Dörfer in dem Gebiet und andererseits sind die Landpreise enorm gestiegen. Vor 50 Jahren wollte keiner ödes Land besitzen, heutzutage sehen die Landbesitzer ihre Chance mit dem begehrten Land Gewinn zu machen, worauf sich Auroville aber nicht einlassen will. Nebenbei bemerkt: Ein Ort, an dem auf einmal aus dem nichts eine Stadt entstehen soll, ist natürlich der perfekte Spielplatz für Architekten. Vorgaben gibt es kaum welche, was zu vielen beeindruckenden Gebäuden geführt hat. Oft designen die Aurovillianer ihre Häuser selbst mit.

    Wie sieht es denn mit Geld aus? Alle Aurovillianer müssen einen gewissen jährlichen Beitrag bezahlen, bekommen dafür dann aber auch die meisten Aktivitäten kostenlos bzw. günstiger angeboten. Auf Bargeld will man weitesgehend verzichten, stattdessen besitzen alle Aurovillianer einen Account und andere Leute, die länger hier leben so wie wir, eine sogenannte Aurocard (auf die wir immer wieder Geld raufladen müssen). Im Supermarkt PTDC z.B. bezahlt man sogar nur einmal im Monat einen bestimmten Beitrag und kann sich dann den gesamten Monat über nehmen, was man braucht, ohne ständig zahlen zu müssen. Der Gedanke dahinter ist, dass man sich wirklich nur nimmt, was man braucht und nicht ständig auf den Preis guckt. Jedoch erfährt man am Ende des Monats dann, ob man seinen gezahlten Beitrag überschritten hat und muss evtl noch nachzahlen. Wenn man weniger eingekauft hat, als es der Beitrag möglich macht, wird der Rest an Auroville gespendet. Doch völlig ohne Bargeld kommt Auroville nicht aus, es handelt sich nur mal nicht um einen von der Außenwelt isolierten Ort, sondern jeden Tag strömen Touristen nach Auroville und auch die umliegende tamilische Bevölkerung, die in Auroville arbeitet, muss ja irgendwie bezahlt werden.

    Nun muss ich aber noch erwähnen, dass nicht alle Aurovillianer auch hier in Auroville einen bezahlten Job haben bzw. sie dadurch genug verdienen. Viele haben sich zuerst in ihrem Heimatland (oder anderswo) durch ihre Arbeit einen gewissen Geldvorrat angelegt, um nun hier mit nur einem „kleinen“ Job oder sich vollkommen ihrem Hobby widmend leben zu können. Manche gehen (fliegen) auch jedes Jahr für ein paar Monate in ihr Heimatland, um zu arbeiten und etwas Geld zu verdienen. In Auroville soll man nicht um des Geldes wegen arbeiten, sondern weil man Freude daran empfindet, man anderen dadurch hilft und/oder dabei etwas lernt. Diesem Ideal folgen auch viele. Nur lässt es sich nicht immer so ohne Probleme leben. Immer wieder gab es auch Phasen, in denen nur solche Leute Aurovillianer werden konnten, die ausreichend Geld besaßen, was ja nicht gerade nach „human unity“ klingt. Doch das Problem lag (und liegt) darin, dass Auroville nicht ständig neue Häuser und Wohnungen bauen kann (bzw. Aurovillianer für immer Auroville verlassen und somit ihr Haus Auroville übertragen wird), die denjenigen zugewiesen werden, die sich kein eigenes Haus bauen können.

    Ob Auroville wirklich so aussehen wird in der Zukunft mit 50.000 Bewohnern ist fragwürdig – doch die Galaxieform ist der bisherige Plan

    Wer sind denn eigentlich diese Aurovillianer? Zur Zeit gibt es ca. 2700 Aurovillianer aus 50 verschiedenen Nationen, wobei die Inder, Franzosen und Deutschen die größten Gruppen darstellen. Eines Tages soll Auroville 50.000 Bewohner von überall auf der Welt beherbergen. Doch zu all diesen Aurovillianern kommen natürlich noch ein paar Hundert Freiwillige und Gäste (übers Jahr summiert Tausende), sowie Newcomer (so wird man die paar Jahre genannt, bevor man den Prozess der indischen Bürokratie durchgemacht hat und endlich ein spezielles Visum für einen längeren Aufenthalt mit Arbeitserlaubnis in Auroville bekommt). Außerdem werden viele der 35.000 Bewohner der umliegenden Dörfer (meist durch Arbeit innerhalb von Auroville) in das alltägliche Leben in Auroville eingebunden. Somit ist Auroville keine „gated community“. Dennoch ist Auroville weder Indien noch westliche Welt. Es ist ein spezieller Ort, den man nur dann am besten erfahren kann, wenn man in Auroville für eine längere Zeit lebt.

    Wie sieht es mit der „Politik“ aus? Bei der Gründung gehörte Auroville dem Ashram und war somit nicht staatlich. Doch nach „Mutters“ Tod kam es in den 70ern zu Schwierigkeiten und so griff die indische Regierung ein und erließ 1988 den Auroville Foundation Act. Seit dem gibt es drei Körper, die Auroville „regieren“. Das Governing Board besteht aus von der indischen Regierung ernannten ehemaligen nationalen Politikern und wird durch einen Secretary in Auroville vertreten, dessen Aufgabe es ist, zu überwachen, dass nichts gegen die indischen Gesetze verstößt. Der International Advisory Council soll das Governing Board in manchen Themen beraten. Zur Residents Assembly gehören alle volljährigen Aurovillianer, die durch das Working Committee vertreten werden. Letzteres arbeitet mit dem Secretary zusammen. Solche Gremien findet man in Auroville recht viele. So kommen in der Farm Group die Farmer Aurovilles zusammen, um sich über bestimmte Themen zu beraten und Entschlüsse zu fassen. Meist jedoch müssten diese dann erst über das Working Committee vom Secretary zugelassen werden. Doch nicht immer sind diese Gremien funktional (was dazu führt, dass jeder tut, was er will) und gewisse Disskusionen werden in ihnen schon seit Jahren ausgetragen. So hat zum Beispiel „die Mutter“ gesagt, dass nicht alle Straßen und Wege geteert/gepflastert werden sollen. Doch es ist nicht zu leugnen, dass gepflasterte Straßen während des Monsun deutlich angenehmer sind. Zu einer Einigung ist man bis heute nicht gekommen, aber Auroville ist ja auch ständig im Wandel.

    Ganz anderes Thema: Schule. Prinzipiell besteht keine Schulpflicht in Auroville, dennoch werden die meisten Kinder zur (für Aurovillianer kostenlosen) Schule geschickt. Noten bekommen die Schüler keine, außer in den letzten zwei Jahren, wenn sie sich dafür entschieden haben, einen internationalen Schulabschluss abzulegen. Natürlich sind auch die Schulen auf die Prinzipien Sri Aurobindos und „der Mutter“ abgestimmt. Wie allgemein in Auroville herrscht hier die Stimmung, dass man durch Selbstfindung seine eigenen Potentiale besser entfalten kann und das auch der Gemeinschaft zu Gute kommt. Orte zum Lernen gibt es hier viele – auch für Erwachsene, schließlich kann man im Leben ja nie auslernen. Doch ob diese Vielfalt schon als „unending education“ bezeichnet werden kann, ist nochmal ein anderes Thema.

    Zum Schluss: Ist Auroville (bisher) ein Erfolg? Schwierige Frage, die wohl jeder für sich selbst beantworten sollte. Auroville basiert auf einer Charta mit vier Punkten und recht allgemein gehaltenen Aussagen. Außerdem ist Auroville einfach nur ein kleines Dorf irgendwo auf dieser Welt. Doch untätig sind die Bewohner hier nicht – sie bleiben am „experimentieren“.

    Bildquellen: www.auroville.org


  2. 9 Nächte

    7. Februar 2018 von Nina

    (6 im Zug, 2 in Städten, 1 in der Wüste)

    Wen würde ich, wenn ich mich entscheiden müsste lieber heiraten: einen Inder oder einen Deutschen? Diese Frage hatte ich mir, ehrlich gesagt, noch nie so gestellt. Und doch tauchte sie am zweiten Tag der Reise auf, die Mira und ich nach Rajasthan unternahmen. Gestellt wurde diese Frage von einem tamilischen College Studenten, dessen Namen ich mir leider nicht merken konnte und den wir zusammen mit 6 seiner Kommilitonen auf unserer 38-stündigen Hinfahrt im Zug kennenlernten. Zugegebenermaßen war mir zunächst etwas mulmig zumute, als mir klar wurde, dass ich auf der ersten nächtlichen Zugfahrt meines Lebens das Abteil mit 7 fremden jungen Indern teilen würde. Jegliche Vorbehalte schwanden aber, da wir nach allen Regeln der Kunst mit ihren mitgebrachten Speisen gemästet wurden, sie verkündeten uns Tamil beibringen zu wollen, ein paar Augen über die Bettkante lugten, um mir zu versichern, dass bei „any problems at night“ ich nur zu rufen brauchte, und am Ende nicht nur die unvermeidliche Selfie-Time, sondern auch kunstvoller deutscher und tamilischer Gesang stand.

    Diese für indische Verhältnisse nicht wirklich ungewöhnliche Begegnung sollte während der zehntägigen Reise keine Ausnahme bleiben. Denn nachdem wir im deutschen Stechschritt in zwei Tagen (fast) alle Touristenattraktionen in Jaipur abgeklappert hatten, stand die nächste Nacht im Zug auf dem Weg nach Jaisalmer an. Von der „Pink City“, wie Jaipur auch genannt wird, waren wir ziemlich erschöpft, weil jegliches Schlendern über die Straßen zwischen den Tourismus-Hotspots von allzu aufdringlichen Tuktuk-Fahrern, Geschäftseigentümern und der hohen Luftverschmutzung verleidet wurde.

    Als wir daher müde auf unserer Sitzbank im Zug hingen, stellten wir überrascht fest, dass im Nachbarabteil des Sleeper-Class-Waggons sich noch ein weiteres weißes weibliches Wesen befand. Wie wir später feststellten war die mutige Reisende eine polnische Ärztin, die alleine und ohne großen Plan durch Indien reist, und auch auf dem Weg nach Jaisalmer war. Im Gegensatz zu uns traute sie sich während eines Halts unabsehbarer Länge aus dem Zug, um Essen am Bahnsteig zu kaufen. Unsere hungrigen Blicke waren scheinbar nicht so unauffällig wie wir dachten, denn sie teilte ihre Portion mit uns und ging dann, kurz bevor der Zug losfuhr, Nachschub besorgen. Aber auch für sie zahlte sich die Begegnung aus, denn als nach einer kurzen durchfrorenen Nacht der Zug tatsächlich mit einer halben Stunde Verspätung pünktlich um 5:20 am am Zielbahnhof ankam, hätte sie ohne uns als lebendige Wecker noch selig geschlafen. Als langsam die Sonne immer mehr und mehr von der architektonischen Schönheit und der müllüberzogenen Hässlichkeit Jaisalmers enthüllte, war unsere Laune kältebedingt leider nahe des Gefrierpunkts angelangt. Mit dem frühmorgendlichen Einchecken ins Hotel, einem leckeren Frühstück und dem darauffolgenden Besuch eines Desert-Festivals (Wusstet ihr, dass es Kamel-Polo gibt?) waren wir aber bald wieder guter Dinge.

    Für die nächste Nacht im Zug waren wir mit einer zusätzlichen Decke und mit deutlich entspannterer und positiverer Stimmung bewaffnet. Außerdem gingen wir an diesem Tag nicht alleine zum Bahnhof, da wir auf der Kamel-Safari in der Wüste hinter Jaisalmer (unter anderem) einen Nord-Ost-Inder kennen gelernt hatten, der auch unser Zuggefährte werden sollte. Der Kamelritt während der Safari war für mich wie Pony-Reiten in der Wüste. Sehr, sehr große Ponys. Und erstaunlich gut erzogene. Der vorbildlich organisierte Ausflug beinhaltete aber nicht nur den erwähnten Ritt auf einem Kamel sondern auch das Übernachten unter freiem Himmel in der Wüste. Neben einer besonders schönen Düne wurde unser Lager aufgeschlagen und es war ein fast perfekter Tag mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, einer folgenden Mondfinsternis, während der sich unzählige Sterne neben dem Blutmond hervortrauten, und schließlich einem beeindruckenden Vollmond, der mit seiner Strahlkraft der Sonne versuchte Konkurrenz zu machen. Seien wir ehrlich: In der Wüste hat der Mond da keine Chance, aber es war ein guter Versuch.

    Nach einem Tag in Jaipur, den wir unmotiviert die meiste Zeit in unserem ehemaligen Hotel verbrachten, traten wir schon wieder die Rückreise Richtung Auroville an, um im Zug sofort vom indischen Klischee umzingelt zu werden: Eine Großfamilie mit einem unangefochtenen Hahn im Korb, einer fürsorglichen Mutter, zwei mitreisenden Tanten, einer rebellierenden Tochter und einem kleinen Sohn. Da auch diese Mitreisenden uns nicht verhungern ließen, steht fest,dass auch bei allen Unterschieden zwischen Rajasthan und Tamil Nadu (Sprache, Essen, Architektur, Menschen, Kühe) Indien mehr zusammen hält als nur „Faulheit und Chaos“.

    Nach diesem fulminanten Abschluss unserer Reise bleibt nur noch eine Frage: Wen würde ich lieber heiraten: einen Deutschen oder einen Inder? Muss ich darauf eine Antwort kennen?


  3. Pongal

    18. Januar 2018 von Mira

    „Hausaltar“

    Vom 13.1. bis zum 16.1. wurde hier in Tamil Nadu Pongal gefeiert, ein Erntedankfest, und in etwa so wichtig wie bei uns in Deutschland Weihnachten. Am ersten Tag verbrennt man alte Dinge und bereitet sich auf die nächsten Tage vor. Der zweite Tag, den ich bei meiner Familie in Pondi verbracht habe, ist der eigentliche Pongaltag. Jede Familie feiert ihn etwas anders, aber letztlich ist allen gemein, dass sie ein Gericht namens Pongal und weitere Speisen kochen. Diese werden dann zuerst den Göttern gegeben  und erst dann selbst gegessen, nachdem gewisse Zeremonien durchgeführt wurden,

    Auch das Haus meiner Familie in Pondi ist festlich mit Kolams geschmückt

    mit denen man den Göttern und der Natur für alles, was sie einem gegeben haben, dankt. Auch sind die Kolams während Pongal noch aufwendiger und schöner als sonst, wobei diese vor Sonnenaufgang fertig sein sollen. In den Dörfern gibt es oft Wettbewerbe, wer denn die schönsten Kolams „malt“. Da Pongal ein Erntedankfest ist und man Wohlstand und Überfluss zeigen möchte, sollte das Essen möglichst überkochen.

    Am dritten Tag dankt man den Kühen für ihre Dienste, wäscht sie und führt Rituale mit ihnen durch. Auch landwirtschaftlichen Gerätschaften dankt man rituell. Diesen Tag haben Jasper, Nina und ich an einem Baggersee verbracht, doch auf dem Weg dorthin konnten wir dies alles beobachten.

    Wir hatten den ganzen See nur für uns. Und von den Felsen zu springen macht echt Spaß.

    Der vierte Tag wird auf dem Land und in der Stadt etwas anders verbracht. An diesem Tag bekommen die jungen Leute in der Stadt (vlt. auch auf dem Land) von älteren Personen, sei es Familie oder Nachbarschaft, Geld geschenkt. In Kuilappalayam, einem Dorf bei Auroville, wurden die Kühe geheiligt und „geschmückt“ und durchs Dorf getrieben. Es wurde mit Bananen und Konfetti um sich geworfen, laute Musik gespielt und sich auf einem kleinen Markt vergnügt. Selbst Leute aus Pondicherry sind angereist, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Menschen, doch ob auch unter den Kühen, sollte man bezweifeln. Hier noch ein paar Eindrücke von diesem Event und auch ein paar Bilder von Kolams, die es massenhaft in festlicher Gestaltung dieser Tage gab:


  4. Eindrücke aus dem vergangenen Jahr

    2. Januar 2018 von Mira

    Zum neuen Jahr ein paar Bilder aus dem vergangenen Jahr…

    Die Palmenroad nach Pondicherry

    Fahrradtouren und Spaziergänge durch den Greenbelt von Auroville zu machen ist recht erholsam, es sei denn, einem reißt die Kette

    Während der Arbeit beim Besichtigen eines Dorfes

    Ein sogenanntes „Kolam“, hier in festlicher Ausführung. Einfachere werden von den ammas jeden Tag vor die Haustür gemalt

    Manche von uns gehen gerne vor Arbeit noch mal eben ne Runde im Meer schwimmen. Bei den warmen Wassertemperaturen auch kein Problem.

    ein Deepam-Kolam

    ein Sonntagsspaziergang mit Nina

    Said bei einer Deepam-Zeremonie

    Daniel beim Warten auf den Sonnenaufgang

    Allmorgendlicher Nebel zum Ende der Monsunzeit hin. Auch sind die Felder meist mit Tau bedeckt. Bei dieser hohen Luftfeuchte wird das Motorradfahren nur im T-Shirt schon recht frisch…

    Mein letzter Morgen auf Discipline. Wir sind (fast) alle umgezogen und ich wohne mittler Weile zusammen mit Moira und Camilla in Celebration.

    Küchengroßputztag auf Discipline

    Weihnachtliches Stoffekaufen in Pondicherry. Viele von uns besitzen jetzt schon erste indische Kleidungsstücke wie Lungis, Chudidars und Saris.

    Nach getaner Arbeit auf der Annapurnafarm

    Meine tamilische „Familie“ aus Pondicherry. Die Türen dieses Hauses stehen mir jeder Zeit offen und ich habe schon viele Abende und ganze Tage dort verbracht. Endlich komme ich noch intensiver mit der indischen Kultur in Berührung und habe schon vieles gelernt. Nur mein Tamil braucht wohl noch seine Zeit.

    So lässt sich das Jahr 2017 doch gut ausklingen…

    …auch wenn man tote Schildkröten am Strand findet.

    Und zu guter Letzt ein Neujahrs-Kolam. Ich hoffe, ihr Leute da draußen irgendwo in dieser Welt, seid alle gut ins neue Jahr gerutscht. Wir sind es hier in Auroville auf jeden Fall und starten voller Motivation und Freude, noch so viel Zeit in Auroville verbringen zu dürfen, in dieses neue Jahr.


  5. Call it Christmas…

    1. Januar 2018 von Nina

    Unser Weihnachten in Indien ist nun vorbei, erledigt, abgehakt. Langsam ist der Magen von leckeren Speisen nicht mehr dauerbesetzt. Wie gut wir uns geschlagen haben? Dieses Urteil bleibt wohl jedem selbst überlassen. Jedoch gibt es einige Hinweise, die für einen erfolgreichen Abschluss unserer Mission sprechen:

    Hinweis 1: Die Einstimmung auf unsere Mission begann in meinem Fall schon im November mit inbrünstig gesungenen Weihnachtsliedern.

    Hinweis 2: Der Advent begann für drei Celebrator (damals noch in der Auroville Community Celebration lebenden Individuen) mit einem großen Frühstück, mit nach Zimt riechendem „Weihnachtstee“ und einer Kerze.

    Hinweis 3: So viele Plätzchen, die aus einem Ofennotstand heraus in einer Pfanne oder im Holzofen zubereitet wurden, dass einem schlecht davon werden konnte. Oder anders gesagt: eine Schlittenladung Weihnachtsplätzchen in einem indischen Kühlschrank in einem leidlich weihnachtlich  dekorierten Haus.

    Hinweis 4: Die erste Weihnachtsfeier, die es jemals im Sustainable Livelihood Institute, meiner Arbeitsstelle, gegeben hat inklusiv einiger Plätzchen und leckerem Kuchen, einem kitschigen übervollen Plastikweihnachtsbaum, frohlockendem Gesang (3,5 Weihnachtslieder) und erheiterndem Tanz, einem gemeinsamen Abendessen mit meinem Chef und einem Gespräch über europäische Politik.

    Hinweis 5: Der Hinweis aus Deutschland, dass ein Päckchen pünktlich zum 24. Ankommen soll (Kam es nicht).

    Hinweis 6: Ein gemeinsames Potluck unter den Sternen, eine Mahlzeit mit einer Gruppe bei der jeder Essen mitbringt (meist nur Chips und Kekse), der dies jährigen 10. Weltwärts-Generation, bei welchem natürlich aus Faulheitsgründen nicht gewichtelt wurde, es aber einen Christbaum gab. (Ich hätte bei „Wer bin ich?“ „Fritzchen aus den Witzen“ wirklich nie erraten.)

    Hinweis 7: Ein Telefonat nach Hause und das Versprechen auf eine baldige Wiederholung.

    Hinweis 8: In einem Kleinbus nach Pondicherry zu fahren, um dort eine Christmette im indischen Stil zu erleben. Indischer Stil: Live-Übertragung der Messe in „Lourdes TV“ (oder so ähnlich) mit einem ständig durchlaufenden Werbe-Schriftband, ganz vielen auf dem Boden sitzenden in farbenfrohe Festkleidung gehüllten Indern, einem lebensgroße Jesus-Kind-Puppe, die ihren Weg durch die Kirche auf den Händen der hohen Geistlichen antritt, während über ihr ein leuchtender Stern gezogen und Silent Night gespielt wird und schließlich von zwei als Engel verkleideten Mädchen in die Krippe gelegt wird.

    Hinweis 9: Zum Brunch/Mittagessen des folgenden Tages wurden selbstgemachter Rotkohl, Kartoffelklöße (ja, ohne Fleisch und Soße) und gekaufter Kuchen verspeist.

    Hinweis 10: Wenn sich bei dem vollen Italiener Tanto spontan am Abend des ersten Weihnachtstags eine große Weltwärtsler Gruppe bildet.

    Na, wie lautet dein Urteil?