Vom 13.1. bis zum 16.1. wurde hier in Tamil Nadu Pongal gefeiert, ein Erntedankfest, und in etwa so wichtig wie bei uns in Deutschland Weihnachten. Am ersten Tag verbrennt man alte Dinge und bereitet sich auf die nächsten Tage vor. Der zweite Tag, den ich bei meiner Familie in Pondi verbracht habe, ist der eigentliche Pongaltag. Jede Familie feiert ihn etwas anders, aber letztlich ist allen gemein, dass sie ein Gericht namens Pongal und weitere Speisen kochen. Diese werden dann zuerst den Göttern gegeben und erst dann selbst gegessen, nachdem gewisse Zeremonien durchgeführt wurden,
Auch das Haus meiner Familie in Pondi ist festlich mit Kolams geschmückt
mit denen man den Göttern und der Natur für alles, was sie einem gegeben haben, dankt. Auch sind die Kolams während Pongal noch aufwendiger und schöner als sonst, wobei diese vor Sonnenaufgang fertig sein sollen. In den Dörfern gibt es oft Wettbewerbe, wer denn die schönsten Kolams „malt“. Da Pongal ein Erntedankfest ist und man Wohlstand und Überfluss zeigen möchte, sollte das Essen möglichst überkochen.
Am dritten Tag dankt man den Kühen für ihre Dienste, wäscht sie und führt Rituale mit ihnen durch. Auch landwirtschaftlichen Gerätschaften dankt man rituell. Diesen Tag haben Jasper, Nina und ich an einem Baggersee verbracht, doch auf dem Weg dorthin konnten wir dies alles beobachten.
Wir hatten den ganzen See nur für uns. Und von den Felsen zu springen macht echt Spaß.
Der vierte Tag wird auf dem Land und in der Stadt etwas anders verbracht. An diesem Tag bekommen die jungen Leute in der Stadt (vlt. auch auf dem Land) von älteren Personen, sei es Familie oder Nachbarschaft, Geld geschenkt. In Kuilappalayam, einem Dorf bei Auroville, wurden die Kühe geheiligt und „geschmückt“ und durchs Dorf getrieben. Es wurde mit Bananen und Konfetti um sich geworfen, laute Musik gespielt und sich auf einem kleinen Markt vergnügt. Selbst Leute aus Pondicherry sind angereist, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Menschen, doch ob auch unter den Kühen, sollte man bezweifeln. Hier noch ein paar Eindrücke von diesem Event und auch ein paar Bilder von Kolams, die es massenhaft in festlicher Gestaltung dieser Tage gab:
Zum neuen Jahr ein paar Bilder aus dem vergangenen Jahr…
Die Palmenroad nach Pondicherry
Fahrradtouren und Spaziergänge durch den Greenbelt von Auroville zu machen ist recht erholsam, es sei denn, einem reißt die Kette
Während der Arbeit beim Besichtigen eines Dorfes
Ein sogenanntes „Kolam“, hier in festlicher Ausführung. Einfachere werden von den ammas jeden Tag vor die Haustür gemalt
Manche von uns gehen gerne vor Arbeit noch mal eben ne Runde im Meer schwimmen. Bei den warmen Wassertemperaturen auch kein Problem.
ein Deepam-Kolam
ein Sonntagsspaziergang mit Nina
Said bei einer Deepam-Zeremonie
Daniel beim Warten auf den Sonnenaufgang
Allmorgendlicher Nebel zum Ende der Monsunzeit hin. Auch sind die Felder meist mit Tau bedeckt. Bei dieser hohen Luftfeuchte wird das Motorradfahren nur im T-Shirt schon recht frisch…
Mein letzter Morgen auf Discipline. Wir sind (fast) alle umgezogen und ich wohne mittler Weile zusammen mit Moira und Camilla in Celebration.
Küchengroßputztag auf Discipline
Weihnachtliches Stoffekaufen in Pondicherry. Viele von uns besitzen jetzt schon erste indische Kleidungsstücke wie Lungis, Chudidars und Saris.
Nach getaner Arbeit auf der Annapurnafarm
Meine tamilische „Familie“ aus Pondicherry. Die Türen dieses Hauses stehen mir jeder Zeit offen und ich habe schon viele Abende und ganze Tage dort verbracht. Endlich komme ich noch intensiver mit der indischen Kultur in Berührung und habe schon vieles gelernt. Nur mein Tamil braucht wohl noch seine Zeit.
So lässt sich das Jahr 2017 doch gut ausklingen…
…auch wenn man tote Schildkröten am Strand findet.
Und zu guter Letzt ein Neujahrs-Kolam. Ich hoffe, ihr Leute da draußen irgendwo in dieser Welt, seid alle gut ins neue Jahr gerutscht. Wir sind es hier in Auroville auf jeden Fall und starten voller Motivation und Freude, noch so viel Zeit in Auroville verbringen zu dürfen, in dieses neue Jahr.
Unser Weihnachten in Indien ist nun vorbei, erledigt, abgehakt. Langsam ist der Magen von leckeren Speisen nicht mehr dauerbesetzt. Wie gut wir uns geschlagen haben? Dieses Urteil bleibt wohl jedem selbst überlassen. Jedoch gibt es einige Hinweise, die für einen erfolgreichen Abschluss unserer Mission sprechen:
Hinweis 1: Die Einstimmung auf unsere Mission begann in meinem Fall schon im November mit inbrünstig gesungenen Weihnachtsliedern.
Hinweis 2: Der Advent begann für drei Celebrator (damals noch in der Auroville Community Celebration lebenden Individuen) mit einem großen Frühstück, mit nach Zimt riechendem „Weihnachtstee“ und einer Kerze.
Hinweis 3: So viele Plätzchen, die aus einem Ofennotstand heraus in einer Pfanne oder im Holzofen zubereitet wurden, dass einem schlecht davon werden konnte. Oder anders gesagt: eine Schlittenladung Weihnachtsplätzchen in einem indischen Kühlschrank in einem leidlich weihnachtlich dekorierten Haus.
Hinweis 4: Die erste Weihnachtsfeier, die es jemals im Sustainable Livelihood Institute, meiner Arbeitsstelle, gegeben hat inklusiv einiger Plätzchen und leckerem Kuchen, einem kitschigen übervollen Plastikweihnachtsbaum, frohlockendem Gesang (3,5 Weihnachtslieder) und erheiterndem Tanz, einem gemeinsamen Abendessen mit meinem Chef und einem Gespräch über europäische Politik.
Hinweis 5: Der Hinweis aus Deutschland, dass ein Päckchen pünktlich zum 24. Ankommen soll (Kam es nicht).
Hinweis 6: Ein gemeinsames Potluck unter den Sternen, eine Mahlzeit mit einer Gruppe bei der jeder Essen mitbringt (meist nur Chips und Kekse), der dies jährigen 10. Weltwärts-Generation, bei welchem natürlich aus Faulheitsgründen nicht gewichtelt wurde, es aber einen Christbaum gab. (Ich hätte bei „Wer bin ich?“ „Fritzchen aus den Witzen“ wirklich nie erraten.)
Hinweis 7: Ein Telefonat nach Hause und das Versprechen auf eine baldige Wiederholung.
Hinweis 8: In einem Kleinbus nach Pondicherry zu fahren, um dort eine Christmette im indischen Stil zu erleben. Indischer Stil: Live-Übertragung der Messe in „Lourdes TV“ (oder so ähnlich) mit einem ständig durchlaufenden Werbe-Schriftband, ganz vielen auf dem Boden sitzenden in farbenfrohe Festkleidung gehüllten Indern, einem lebensgroße Jesus-Kind-Puppe, die ihren Weg durch die Kirche auf den Händen der hohen Geistlichen antritt, während über ihr ein leuchtender Stern gezogen und Silent Night gespielt wird und schließlich von zwei als Engel verkleideten Mädchen in die Krippe gelegt wird.
Hinweis 9: Zum Brunch/Mittagessen des folgenden Tages wurden selbstgemachter Rotkohl, Kartoffelklöße (ja, ohne Fleisch und Soße) und gekaufter Kuchen verspeist.
Hinweis 10: Wenn sich bei dem vollen Italiener Tanto spontan am Abend des ersten Weihnachtstags eine große Weltwärtsler Gruppe bildet.
Am Wochenende haben sich unter der Führung von Jürgen ein paar von uns (Jasper, Daniel, Manuel, Camilla, Johann, Luk und ich) nach Tiruvannamalai aufgemacht. 3h hat die Motorradfahrt gedauert (ohne die Pausen) und gefahren sind wir über einige Landstraßen und Highways, wobei wir auf beiden in unserem jugendlichen Übermut mit Freude versuchten, das äußerste aus unseren Motorrädern herauszuholen, sofern der Verkehr nicht zu dicht war.
In der Ferne ist der Berg schon von weitem zu sehen
Angekommen sind wir in Tiruvannamalai am Samstagabend. Neben Bezug eines Hotels und irgendwo gemeinsam zu Abend essen gehen, haben wir uns noch den Ashram von Sri Ramana Guru angeschaut. Allgemein findet man in Indien überall hinduistische Tempel, Moscheen und Kirchen. Aber in dieser Stadt schien die Fülle an hinduistischen Elementen noch mehr zu sein als sonst, was vielleicht daran liegt, dass sich Tiruvannamalai am Fuße eines heiligen Berges befindet. So soll Sri Ramana eine Inkarnation von diesem heiligen Berg gewesen sein. Im Ashram selbst war, als wir dort ankamen, gerade ziemlich viel los. In einer großen Halle saßen viele Inder, aber auch recht viele Weiße in Reih und Glied und sangen bzw. sprachen immer wieder dieselben Sätze (oder Wörter?). Ein paar umrundeten auch einen goldenen Stuhl, reichlich mit Blumen geschmückt. Der fast monotone Sprechgesang schien die Anhänger Ramana Gurus in Meditation zu versetzen. In einigen Nebenräumen waren Leute in das Studieren seiner Lehren vertieft und in einem weiteren Raum wurden hinduistische Götter verehrt. Stets umgab einen hier der Geruch von Räucherstäbchen und brennenden Ölkerzen in Tonschälchen.
Am nächsten Tag begann dann der Aufstieg auf den 800m hohen, heiligen Berg. Jürgen und ich machten uns bereits gegen 5 Uhr morgens an den Aufstieg, die anderen folgten später. Im noch Dunkeln kletterten wir somit den Berg hoch, wobei ich mit klettern meine, dass es keine ebenen Wege oder Treppen gab, sondern wir wirklich über große und kleine Steine und teilweise fast glatte Felswände hochkraxeln mussten. Während unseres Aufstiegs wurde der Himmel immer heller, doch einen wirklich schönen Sonnenaufgang konnte man nicht sehen, denn der Smog über der Stadt in Verbindung mit der hier allgemein hohen Luftfeuchte, verminderte die Aussicht extrem. Nach 1½h war der (anstrengende) Aufstieg dann geschafft. Sonderlich weit konnte man aus eben genannten Bedingungen nicht schauen, dennoch war die Aussicht überwältigend (und der starke Wind eisig). Ein paar Anhänger eines bereits verstorbenen Gurus, der hier oben 17 Jahre lang gefastet hatte, leben dort in einer winzigen Hütte. Einer kam zu mir und hat mir die heiligsten Stellen gezeigt und mir vorgemacht, wie ich mich zu verhalten hätte, um den Segen des Berges zu bekommen. Auch führte er mich in eine kleine Höhle mit einer blütenbedeckten Statue und einem bereits brennenden Räucherstäbchen. Dort saßen wir einige Zeit und führten ein paar Rituale durch, die ich nicht in Kürze zu beschreiben vermag. Später brachte er mich in ihre winzige Hütte und man bot mir etwas zu trinken an.
Auch hier oben sind die Geräusche der Stadt noch nicht verklungen
Nach einem scheinbar nicht enden wollenden Abstieg und einer kurzen Erfrischung im Hotel, machte ich mich noch auf den Weg in den Annamalaiyar Tempel. Es handelt sich hierbei um eine große Tempelanlage mit mehreren reich verzierten Tempeltürmen. Jährlich strömen Tausende von Pilgern hierher und auch als ich den Tempel betrat, herrschte Hochbetrieb. Was für ein Gedrängel – alle wollen sie einmal durch den heiligsten Teil des Tempels durchgeschleust werden, um zumindest für einen kurzen Moment vor einer Statue ein paar Worte zu sprechen und sich segnen zu lassen oder um Hilfe für etwas zu bitten. Im Gegensatz zum Ashram befanden sich hier ausschließlich Inder, mit Ausnahme von mir, was mich gleich zur Touristenattraktion machte – „Selfie, selfie?“.
Ramco Cements Limited ist eine zement-, beton- und mörtelherstellende Firma in Indien, die jährlich Gewinne im Milliardenbereich macht. Ein Fabrikstandort befindet sich in Alathiyur, Tamil Nadu (ca. 3h Autofahrt von Auroville entfernt). Ramco versucht seit Jahren mit den Dörfern in der Umgebung zusammenzuarbeiten und da die Frau des Geschäftsinhabers mit Lucas, meinem Chef, über die Zusammenarbeit von EcoPro und der AVM School in Chennai befreundet ist, kam es dazu, dass man EcoPro (bzw. Lucas) darum gebeten hat, mal nach Alathiyur zu kommen und evtl. Projekte in den Dörfern zu starten oder zumindest Ideen und Vorschläge an Ramco weiterzuleiten und somit consulting zu betreiben.
So kam es dazu, dass wir, also Lucas, Abhinav (ein tamilischer Mitarbeiter) und ich, am frühen Montagmorgen, als die Sonne gerade versuchte, durch den kalten Nebel die taubedeckten Wiesen zu bescheinen, im Auto saßen und nach Alathiyur fuhren. Zusammen mit der Frau des Geschäftsinhabers, Nirmala, wurden wir im employee quarter untergebracht. Viele (höher) Angestellte bei Ramco kommen nämlich nicht aus den Dörfern und daher wurde auf dem Fabrikgelände extra eine Art Mini-Stadt angelegt, wobei alles ziemlich einem wohlhabenden, jedoch nicht übertrieben reichen Vorstadtviertel glich. Stets wuselten irgendwelche Leute, ich möchte gar sagen, Diener, in unserem Haus herum, die stets hilfbereit uns die Türen aufhielten und während des Essens dafür sorgten, dass es uns an nichts mangelte. Wir wurden in recht luxiorösen Autos herumkutschiert und auch mit Begrüßungsformalitäten hat man es nicht untertrieben. Nachdem man 3 Monate lang in Kapseln mitten in der Natur gewohnt hat und auch aus den Dörfern nur eine einfach, bescheidene Lebensweise gewöhnt ist, kann so etwas sehr abschreckend auf einen wirken. Und auch jetzt im Nachhinein sind mir die kleinen, schäbigen Buden der Dörfler noch immer sypmathischer als diese mehrstöckigen, den eigenen Wohlstand präsentierenden Vorstadtsviertelhäuser.
Fabriktürme aus der Ferne
Genug davon. Wie, wo, was haben wir gearbeitet? Neben Besichtigung der Minen, der Farbik und den Wiederaufforstungsstandorten, um Ramco besser kennenzulernen, haben wir uns für Besprechungen immer in irgendwelchen riesigen Konferenzräumen getroffen. Ich habe mich schon etwas fehl am Platze gefühlt, als einzige weiße, weibliche Person unter 30 schick angezogenen männlichen Tamilen. Da konnte die Anwesenheit von Lucas, Abhinav und Nirmala nichts dran ändern. In den Dörfern habe ich mich schon wohler gefühlt. Wir sind herum gelaufen, haben uns die Gegebenheiten angeschaut und sehr viel mit den Menschen vor Ort geredet, um zu erfahren, was sie benötigen, wobei Lucas und ich aufgrund fehlender Tamilkenntnisse uns so einiges übersetzen lassen mussten. Die meisten Bewohner der Dörfer haben uns ohne Schwierigkeiten berichtet, was sie (selbst oder als Dorf) bräuchten (und haben wollen), wobei die Frauen sich in Anwesenheit der Männer zumeist etwas zurückhielten und erst getrennt von diesen etwas gesprächsfreudiger und genauer wurden. Doch dann gab es in jedem Dorf ein oder zwei Personen, die die bisher so friedlichen Gespräche in hitzige Diskussionen verwandelten, indem sie Ramco und auch uns Vorwürfe machten, die letztlich meist nur bedeuteten: Warum habt ihr mich bisher noch nicht bei euch angestellt? Aufgrund solcher Leute durfte Nirmala nicht mit in die Dörfer kommen – (angeblich) zu gefährlich. Auch mussten Lucas und ich uns einmal während solch einer Debatte ins Auto begeben, die Ramcoangestellten hatten Sorge um unser Wohlergehen. Jetzt möchte ich jedoch nicht den Eindruck erwecken, in Tamil Nadu sei es gefährlich. Nein, die Tamilen sind sehr viel offener und gastfreundlicher als die Deutschen und schenken einem eindeutig schneller Vertrauen. Es ist zwar vieles sehr viel formeller, aber dafür menschlich nicht so distanziert wie in Deutschland. In den Dörfern um das Fabrikgelände jedoch hat sich das Leben politisiert. Einige wenige Leute wollen Profit machen, indem sie Ramco die Zusammenarbeit mit den Dörfern durch Vorwürfe und Aufhetzungen erschweren. Oft scheint es manchen Leuten so, dass, wenn Ramco irgendwo jmd hilft, die Firma für jmd Partei ergreifen würde, und das ist natürlich zumeist der persönliche Gegner, dem da geholfen wird. Lediglich in einem Dorf schien das Gemeinschaftsgefühl stärker vorhanden zu sein, da hatten wir nicht solche Probleme.
Was ist das Ergebnis unserer Besichtigungstour? Diese Dörfer haben dieselben oder die ähnlichen Probleme wie viele andere Dörfer in Indien. Erstens Straßen: Ungeteerte und ungepflasterte Straßen sind während und auch nach dem Monsun noch lange fast unpassierbare Straßen. Doch falls die Regierung tatsächlich mal Straßen bauen sollte, baut sie sie oft so, als ob es keinen Monsun gäbe. Irgendwo aber müssen die Massen an Wasser ja schließlich hinfließen und betonierte Seitengräben (ohne großes Gefälle) sind reinste Moskitozuchtstationen. Letzteres ist ein besonders großes Problem auch in Pondicherry. Wie viele Plagen und Krankheitswellen hatte diese Stadt schon? Jeder weiß über dieses Problem mit den betonierten Seitengräben Bescheid. Dennoch lässt die Regierung sie weiterhin bauen. Zweitens Wasserversorgung: Mittlerweile hat fast jedes Dorf (denke ich) eine Pumpe, die Wasser aus tieferen Schichten hochpumpen kann in eine Art Wasserturm bzw. Tank. Dennoch klagen viele, dass sie nicht ausreichend (sauberes Trink-)Wasser zur Verfügung haben. Sie wollen einen neuen Tank. Aber der Tank ist hoch genug, um ausreichend Druck aufbauen zu können und auch sollte sein Volumen für die Dorfwohneranzahl reichen. Und auch wenn die Stromversorung nur 6h am Tag dauert, so sollte diese Zeit auch eigentlich zum Füllen des Tanks reichen. Das Problem könnte bei der Leistung der Pumpe, der Abdichtungen der Wasserleitungen oder an der Tiefe des Bohrlochs liegen. Oder daran, dass jmd schon immer zu früh die Pumpe ausschaltet. Hier muss eindeutig eine Analyse durchgeführt werden, bevor einfach irgendetwas gebaut wird. Drittens Toiletten: Open defecation (sprich, dass alle einfach auf die Felder gehen zum Entleeren ihres Darms, statt eine Toilette zu benutzen) stellt ein großes Problem da in Indien. Nun hat die Regierung erklärt, dass sie Indien zu einem open-defecation-free Land machen möchte und gibt jedem Haushalt, der eine Toilette baut (und bisher auch noch nicht hatte) 12.000 Rupien. Nun haben sich einige Haushalte in den Dörfern tatsächlich staatlich finanzierte Toiletten bauen lassen, jedoch für weniger als 12.000 Rupien. Yeah, vom Staat geschenktes Geld! Doch wie lange wird diese Toilette dann auch benutzt? So lange bis der septic tank (Klärtank/ septische Grube) voll ist, also höchstens einen Monat. Nun müsste dieser Sammeltank entleert werden, doch so gut wie keiner möchte mit diesen Fäkalien in Kontakt kommen: Das ist nicht die Tätigkeit meiner Kaste! Stattdessen wird die Toilette dann als Stauraum benutzt (falls sie überhaupt je als Toilette benutzt wurde) oder gar wieder auseinander gebaut, da man die Baumaterialien ja auch woanders verwenden könnte. Gekackt wird dann einfach wieder aufs offene Feld und der Krankheitsübertragung freien Lauf gelassen. Die Dorfbewohner scheinen nicht dasselbe Ziel zu haben wie die Regierung. Nun könnte man natürlich Trockentoiletten bauen, aber auch hier stellt sich die Frage, wie viele Bewohner würden die überhaupt verwenden? Einige Bewohner fanden die Idee zumindest nicht abwegig und falls sie wirklich Interesse daran entwickeln sollten, würde EcoPro natürlich zur Seite stehen.
Diese zwei Tage waren sehr wissens- und bewusstseinsfördernd. Ich habe eine Menge gelernt und bin erneut sehr dankbar, hier gelandet zu sein. Nebenbei möchte ich einmal auf die Seite Berichte hinweisen, auf der wir (hoffentlich bald alle), unsere Quartalsberichte für das BMZ hochladen. Der erste Quartalsbericht handelt von unseren Arbeitsstellen.