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  1. Der große Regen

    14. November 2015 von Max Bröker

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    Seit zwei-drei Wochen wird es in Auroville immer frischer und nasser, die Sonne lässt sich nur noch selten blicken und ist für uns auf den Kapseln die rare Möglichkeit nasse Wäsche zu trocknen. Ich vermisse die Hitze schon ein bisschen, aber im Gegensatz zu deutschen Sommern sind die südindischen mit Sicherheit heiß und ausdauernd und jetzt auch gar nicht mehr soweit weg. Ein wenig Extraluxus für mich ist ein kleiner letztens von mir traditionell aus Lehm gebauter Holzkocher mit dem ich abends immermal wieder Tee oder sogar warmes Duschwasser für meine Outdoordusche mache. Da wir keine geschlossenen Räume haben wärmt das Feuer nicht wirklich direkt, ist aber trotzdem schön.

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    Abgedeckt habe ich den den Feuerplatz mit einem provisorischen kleinen Palmblattdach, in dessen nicht ganz einfacher Herstellung ich mich ausprobieren wollte. Ein paar sheets habe ich tatsächlich geschafft und sie haben den Stove gut vor Regen geschützt, nachhaltig war die Abdeckung aber nicht, da solche Dächer nur etwa zwei Jahre halten bis der Verrottungsprozess die Blätter nachhaltig dem Nährstoffkreislauf wieder zuführt.

    Meine Interesse für diese Dachdeckung rührte daher, dass diese sogenannten Keet-roofs, mit denen auch unsere Kapseln gedeckt sind, immer noch einen hohen Anteil der Dächer in den südindischen Dörfern bedecken. Der Hauptgrund dafür sind die geringen Initialkosten, vergleicht man sie beispielsweise mit Dachziegeln oder Beton-Flachdächern. Eigentlich sind die Dächer funktional und wunderbar umweltverträglich, problematisch ist aber, dass diese Häuser aus dem oben genannten Grund hauptsächlich von dem ärmsten Teil der Bevölkerung bewohnt werden. Da hier aber häufig kein Geld zur Dacherneuerung verfügbar ist, leben viele, auch größtere Familien teilweise auf engem Raum im nassen, was eine weitere Ursache für Krankheiten ist.
    Nachden ich das also für mich selber ausprobiert habe (ich lebe darin, hat auch löcher 😉 und habe es auch selber ausprobiert zu bauen) kam mir der Gedanke wieder, Dächer mit Tetra Pak Getränkekartons zu decken. Mit einem aufgeschnittenen und aufgefalteten Getränkekarton hat man ein gut dinA4-großes, wasserundurchlässiges Element das in einem ähnlichen Muster wie z.B. Bieberschwanz-Dachziegel gelegt werden kann.

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    I call it the tetra-tile.
    Die Idee dieser Bauweise ist, eine gute Alternative für die Keet-roofs zu schaffen, deren großer Nachteil die geringe Haltbarkeit ist. Tetrapacks fallen hier (wie Müll jeder Form und Farbe) in großen Mengen an und sind, verglichen mit Palmblättern, länger haltbar, da sie aus einem Verbund aus Karton, Aluminium und mehreren schichten Kunststoff (PE) bestehen. Über die wirkliche Haltbarkeit in diesem Klima lässt sich nur mutmaßen da ich nach einiger Zeit Recherche auf nur sehr wenige Projekte getroffen bin, die das selbe wie ich probieren. Deshalb habe ich zuerst ein kleines anderthalb Quadratmeter großes Modell gebaut um verschiedene Befestigungsweisen und Legemuster zu testen und um überhaupt ein Gefühl für die Materie zu bekommen.

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    Ich habe Marc vom Auroville Upcycling-Studio um Fachmännischen Rat und Felix („unser“ Felix) vom Bamboocenter um Unterstützung gebeten und jetzt bauen wir beide zusammen einen Motorradunterstand auf discipline farm. Mit diesem Unterstand verdoppeln wir die existierende Überdachung für die discipline-community Motorräder was für die Langlebigkeit dieser dringend nötig ist und ich erschaffe mir die Möglichkeit, weiter mit Tetra Pac als Dachmaterial zu experimentieren. Ich habe das Glück, dass die Farm hinter der Idee steht und mir den Freiraum gibt, solche Experimente zu verwirklichen. Derzeit geplant ist gut zweifach überlappend (daher etwa alle 10cm kommt eine weitere Schicht) und vierlagig (waghalsig geschätzte Lebensdauer ist 3 bis 10 Jahre) die Getränkekartons zu legen. Das heißt durch die etwa 2000 (60kg) Tetra Paks kommen  beim Auroville Müll Entsorgungsunternehmen Ecoservice gerade mal 420 rupies, keine 6€ an Kosten auf uns zu.
    Schnur, Seile, Bambus und Holz für die tragende Konstruktiom, und die Granitsäulen sind zum großteil schon vorhanden und ansich auch nicht teuer. Eine Materialkosten- und Arbeitsaufwandsrechnung werde ich noch zum Abschluss des Projekts machen.
    Da Tetra Pak fast überall in hohen Mengen zur Verfügung steht und derartiges Upcycling, sprich Lebensdauerverlängerung von ansonsten kaum verwertbaren Verpackungen ökologisch neutral ist, sehe ich auch aus ökologischer Sicht ein gutes potential in dieser Dachbauweise.
    Ich komme zusammen mit Felix mit dem Dachgerüst gut vorran, ich hoffe nächste Woche können wir mit dem Dachdecken anfangen.

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    Wir bekommen womöglich noch Unterstützung von ein paar anderen, ohne diese Helfer wäre die Arbeit eine sehr langwierige Angelegenheit.
    Wenn ich weg bin lasse ich mich von der Farm updaten, wie das Dach dem Zahn der Zeit und dem Klima standhält. Später werde ich nochmal was dazu schreiben.

    Letzte Sonntag hat uns nachts ein „kleinen Zyklon“ getroffen, das heisst einer von der Stärke wie es früher alle 10 Jahre kam, mitlerweile häufen sie sich.
    Die Winde haben in Auroville und Umgebung viele Bäume umgeschmissen, Riesige auf die Straßen aber auch viele Kleine Stauen zum Beispiel auf unserer Farm. Unsere Kapseln haben dem Sturm bis auf ein bisschen Reinregnen gut wiederstanden, allerdings wurden etwa jede zweite Papaya und sehr viele Bananen der Farm umgeschmissen. Außerdem sind zwei 40jährige Teakbäume eingeknickt, deren Holz werden wir verkaufen können. Die Aufräumarbeiten brauchen jetzt viel Zeit, wir versuchen wieder aufzurichten was noch eine Chance hat und retten was an grüner Papayafrucht noch nachreifbar istkostbar.

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    Wenn es stark regnet, können wir auf der Farm nicht wirklich arbeiten, das ist bisher tatsächlich aber erst ein paar mal passiert. Da nach dem Monsoon die stärkste Wachstumszeit kommt, sind wir derzeit schwer mit Vorbereitungs- und Pflanzarbeiten beschäftigt. Zusätzlicher Stress entsteht durch die Schaffung zweier zusätzlicher Felder für eine Mischung aus Kürbis, Bohnen und stickstoffbindendem Sunhemp auf dem einen Feld, Süßkartoffeln, Ananas und das Getreide Ragi jeweils getrennt auf dem anderen.

    Die Straßen werden immer schlechter obwohl die Leistung des Roadservice beachtlich ist. Die Lehmstraßen werden vom Regen aufgeweicht und durch uns Motorisierte Verkehrsteilnehmer völlig zerfahren. Sogar der zehn-meter-Fußpfad zwischen Kapseln und Küche bei Regen zu einer nicht ganz ungefährlichen Rutschpartie.

    Was der Regen merklich immer mehr bringt sind außerdem drei zentrale Dinge: Schimmel, Mosquitos und Rost. Viele Dinge fangen an eine menge Schimmel zu setzten, die fast immer Wassergesättigte Luft erlaubt nichts zu trocknen und das ist auf Dauer ein ernstzunehmendes Problem. Wir haben viel häufiger als vorher startprobleme mit den Bikes und ganz ganz stark vertreten sind jetzt die Mosquitos. Da die Weibchen nach dem Blutsaugen beim Eierlegen auf Wasserbehältern angewiesen sind, haben sie es jetzt während der Regenzeit viel einfacher sich zu vervielfachen, jeder Palmblattstängel, jeder Bambusstrunk, jede Pfütze, jede Plastiktüte wird zum Brutplatz und die Viecher fallen über uns her als gäb es nix zu verlieren. Das ist schon besonders, denn ohne lückenlose Mosquitogitter und Netzte ist nach zwei Minuten jede Entspannung vergessen, unglaublich.

    Trotz all des entstehenden Nervs und den Negativen Seiten des Monsoons: Dass der Regen eine superwichtige Sache ist und die Wasserspeicher wieder auffüllt, ober- wie auch unterirdisch, ist lebenswichtig für Wald und Tiere, denn nach diesen circa 2 Monaten Regen kommt kaum mehr Niederschlag und das Wasser, das im Moment für viele Probleme verantwortlich ist, wird wieder enorm kostbar. Und obwohl der Spaziergang über die Farm nach dem Unwetter bedrückend war, ich habe mich sehr gefreut als ich unser größtes Wasserauffangbecken fast bis an den Rand gefüllt gesehen habe.

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  2. Auroville ist überall! Rückkehrer gestalten Infoabend zu Auroville

    10. November 2015 von Ehemaliger WWler

    Am 8.11.2015 fand im interkulturellen Stadteil-Zentrum „Waldemarhof“ in Rostock ein von zwei Weltwärts-Rückkehrern organisierter Infoabend zu Auroville statt. An den Wänden des Seminarraums hingen Bilder aus Auroville, am Eingang lagen AVI-D Rundbriefe, die Auroville Today und das Auroville-Handbook – Aurovilles „Reiseführer“ – aus. Der Beamer projizierte ein großes „om“ auf die Leinwand, darunter erschien der Titel der Veranstaltung: „Auroville – alle gemeinsam anders?“

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    Mit 10 Teilnehmern, 2 weiteren Weltwärtslern und einem Auroville-Reisenden als Unterstützer, sowie einer Präsentation, einem Film über Auroville und einer Diskussionsrunde war es ein rundum gelungener Abend! Am Ende war klar: Der Funken, der in Amelie (Weltwärts 2013/2014), Nora (WW 2013/2014), Rosa (WW 2014/2015), Matthias (WW 2008/2009) und Günter (bereits 10 mal Auroville nach Auroville gereist) brennt, ist auf die Zuhörer übergesprungen. Nora und Amelie probierten als Einführung ein neues Format names „Pecha Kucha“ aus, bei dem in 20-sekündigen Impuls-Beiträgen zu für Aspekte Aurovilles beispielhaften Bildern ein erster Eindruck vermittelt wurde. Danach zeigten sie Teile der Auroville-Doku: „City of the Dawn“.

    Amelie und Nora

    Amelie und Nora beim Infoabend

    Vor der anschließenden Diskussion stellten sich die Teilnehmer vor. Ein Ehepaar wollte wissen, wo den „ihre Kinder sind“, die wiederum mit ihren Enkelkindern vor ein paar Jahren nach Auroville „ausgewandert“ seien. Andere hatten von Auroville gelesen und wollten mehr erfahren, interessierten sich für Indien oder Utopien im allgemeinen, oder waren vor dem Hintergrund der Veranstaltungsreihe der Entwicklungspolitischen Tage 2015 in Mecklenburg dazu gekommen. Im Austausch kamen u.a. folgende Themen auf: „Wie werde ich eigentlich Aurovilianer?“, „Was ist eigentlich dieses Mantri … was?“, „Wie gestaltet sich der Austausch mit den Dörfern?“ und „Was ist die gesetzliche Grundlage für Auroville in Indien?“. Das ganze fand in einer entspannten Atmosphäre statt. Jemand, der am Abend zum ersten mal von Auroville erfuhr, meinte am Ende: „Es sollte, gerade bei den ganzen Nahrichten über „Krisen“, etc. viel öfter über solche positiven Entwcklungen wie das alternative Gemeinschafts-Projekte Auroville berichtet werden!“ Das finden wir auch.

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    Deshalb denkt Amelie am Ende des Abends schon über die nächsten Aktionen nach:

    „Ich war zu Anfang sehr unsicher wie viele Leute überhaupt kommen und bin deshalb wirklich glücklich darüber, dass wir den Abend mit einigen interessierten Menschen gestalten konnten. Das Format war ein Anfang um zu schauen, wie man Auroville überhaupt einer Öffentlichkeit, die damit noch keine Berührungspunkte hat, näher bringen kann.

    Wie ein Teilnehmer sagte: Man sollte viel mehr darüber hören und solche Anstöße bekommen, und es ist vielen Leuten gar nicht klar, dass sich damit gewissermaßen eine neue Welt auftut. Es ist gut, dass wir so viele verschiedene Perspektiven einbringen konnten, von 4 Freiwilligen aus verschiedenen Jahrgängen, Projekten und von einem Auroville-Reisenden ohne Weltwärts. Ich hoffe, dass etwas von der Begeisterung übergesprungen ist. Ich habe noch im Kopf, wie enthusiastisch ich auf die ersten Infos über Auroville reagiert habe. Ich hoffe, dass dieser Funke der Begeisterung übergesprungen ist. Ich könnte mir vorstellen so etwas mit mehr Zeit und Raum in Form eines Workshops in einer Schule zu machen, um dann z.B. durch Interview-Filmausschnitte mit Auroville-Kids einen Austausch über Vorstellungen und Zielen von Schule anzustoßen.“

    Wie ging es Nora am Ende des Abends?

    „Mir geht’s gut, ich bin nur etwas müde. Ich bin froh, dass es stattgefunden hat, dass Leute da waren. Ich fand es spannend, dass so eine bunte Mischung aus neu für Auroville Interessierten, „Kennern“ und Verbundenen zusammen gekommen ist. Es war schön, dass wir als Freiwillige, als AVI-Dler was zusammen gemacht haben, so eine Veranstaltung organisiert und durchgezogen haben. Ich hab eingentlich Lust so etwas öfter zu machen, so jeden Monat einmal –  durch Deutschland touren und nur das machen! … naja, viele andere Dinge auch noch! =D“

    Wie wars für Rosa?

    „Ich war nicht an der Planung, sondern „nur“ an der Ausgestaltung des Abends geteilt –  habe sozusagen einfach Amelies und Noras „Erdbeeren“ geerntet. =) Es macht auf jeden Fall Spaß das Auroville-Universum in dieser Welt hier aufleben zu lassen und da ich die anderen aus meinem WW-Jahr gestern erst gesehen habe, ist die Erfahrung noch präsent. Hab gerade auf Facebook noch gelesen, dass ein Freund aus Auroville nach Deutschland kommt – voll schön. Ich fühle mich auch unglaublich toll, weil ich endlich mal Rückkehrer-Engagement zeige! Schöne Grüße an Muna! =D“

    „Ich hab das Gefühl, dass wir das best-mögliche gemacht haben, weil Auroville ja aus 1000 Facetten besteht – so heißen ja auch schon die Weltwärts Filme. Dadurch, dass wir unterschiedliche Leute waren, die es präsentiert haben, und nicht nur der AVI-D Kern, der darüber redet, war es sehr lebendig. Wir konnten über unsere eigenen Erfahrungen aber auch Fakten reden und so verschiedene Perspektiven vermitteln. Wir könne ja immer nur ein Gefühl und Eindrücke teilen und dann müssen die Leute selber entscheiden, ob sie dahin wollen. Jeder muss Auroville selber kennen lernen, das „eigene“ Auroville für sich vor Ort entdecken.“

    Bild der Fotoausstellung

    Visuelle Eindrücke aus Auroville von Nora, Amelie und anderen Freiwilligen


  3. Auroville-Vortrag am 8.11. in Rostock & Interview mit Rückkehrern

    2. November 2015 von Ehemaliger WWler

    Liebe Auroville-Freunde,

    am nächsten Sonntag (08.11.2015) findet in Rostock die Veranstaltung „Auroville – alle gemeinsam anders?“ mit den beiden Freiwilligen Nora und Amelie des Weltwäts-Jahrgangs 2013/2014 statt. Die beiden wollen uns im Rahmen der Entwicklungs Politischen Tage 2015  Aurovilles Ideal sowie Aufbau, Entwicklung und Aktivitäten der Gemeinschaft vermitteln. Dafür werden eine Präsentation, Filmausschnitte und anschließender Austausch die Möglichkeit bieten. Unterstehend findet Ihr die Einladung zur Veranstaltung und ein Interview, das Nora mit Amelie für den Rundbrief von Auroville International Deutschland geführt hat. Viel Spaß!

    Flyer Auroville-Vortrag

    Wie ist das eigentlich, zurück zu sein?
    Ein Interview mit Amelie (Weltwärtsfreiwillige 2013/14 auf der Discipline Farm), geführt von Nora Klein

    Nora: Amelie, jetzt haben wir uns, nachdem wir uns echt lange nicht mehr gesprochen haben, endlich mal wieder am Telefon ein bisschen ausgetauscht. Das war einfach richtig gut!  Und jetzt möchte ich dir aber gerne noch, wie abgesprochen, ein paar Fragen für den nächsten Rundbrief stellen.
    Amelie: Okay, super!
    Nora: Wenn du an Auroville und die Zeit dort als Freiwillige zurückdenkst, was kommt dir als erstes in den Sinn? Woran erinnerst du dich besonders gerne?
    Amelie: Das ist eigentlich ganz einfach und klar: Die Farm! Und wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es die Farm morgens um halb acht, wenn ich barfuß auf dem Feld Minze geerntet habe. Frischer Tau, es ist noch kühl und ruhig (!)… Ja, wirklich, die ruhigste Stunde am Tag, wenn alles langsam wach wird.

    Discipline Farm
    Nora: Und wie wohnst du jetzt? Haben sich durch Auroville deine Ansprüche und Wünsche an das Wohnen auch in Deutschland verändert? Amelie: Hm. Ja, auf jeden Fall. Ich wohne gerade in einem Mehrgenerationenhaus; ein Fachwerkhaus direkt an einem Fluss. (Denkt eine Weile nach) Dieser Wunsch, in Gemeinschaft und in der Natur zu leben, hat sich bestimmt auch durch die Zeit und das Leben in Auroville entwickelt. Und war dann einfach da. Ich glaube, es ist mir bewusster geworden, dass ich mir eine funktionierende, intakte Gemeinschaft wünsche und unmittelbare Nähe zur Natur.
    (überlegt wieder) Eigentlich ist es nicht ein Wunsch. Es ist wie selbstverständlich. Eben ein „Miteinander-Machen“, Teilhaben.
    Nora: Und was beschäftigt dich aktuell in deinem Alltag?
    Amelie: Naja, natürlich mein Psychologie-Studium. Und das Leben in Gemeinschaft. Wie können WGs funktionieren? Ich möchte mehr über Ökodörfer erfahren. Und Kommunikation! Wie können wir gut kommunizieren, damit ein Miteinander klappen kann. Gewaltfreie Kommunikation, da bin ich gerade dran. Das Wissen über all so etwas möchte ich ausbauen. Und dann auch die Frage „Wie können wir Auroville in unseren Alltag hineintragen?“ Ich meine über Friedens-Meditationen hinaus. (lacht)
    Nora: Und vergisst du manchmal, dass du ein Jahr lang in Auroville verbracht hast?
    Amelie: Eigentlich weniger … Aber tatsächlich ja! Hier wieder zu sein, eingebunden ganz in der Gegenwart. Da ist dann wieder viel verschüttet! Und die Erinnerungen und Erfahrungen sind zwar irgendwo einfach integriert… (lacht) Aber das alles verfliegt manchmal und ich erschrecke mich, wenn ich das wahrnehme. Dann möchte ich das umwandeln, mich wieder erinnern.
    Nora: Und was hast du aus dem „Dort“, vielleicht auch aus der indischen Kultur übernommen?
    Amelie: (antwortet sehr schnell) Das Überwürzen von Gerichten. Oder sagen wir besser: die indische Würztechnik. Ich versuche jetzt, immer alles zu nutzen, was da ist. (Lacht, dann nachdenklich) Aber das meiste habe ich wirklich schnell wieder abgelegt. Zum Beispiel die Muße, sich Zeit zu nehmen…

    indisch Essen

    Nora: Vermisst du das am meisten?
    Amelie: Ja, ich vermisse Freiheit bzw. Freiraum am meisten. Ja, generell „Raum“!

    Nora: Und gibt es etwas, das du jetzt im Nachhinein gern über den erlebten Freiraum, vielleicht die Utopie Auroville, lernen möchtest?
    Amelie: Die Organisation! Im Prinzip habe ich davon kaum etwas mitbekommen. Wer was macht und warum. Die Bürokratie, all die inneren Strukturen von Auroville.
    Nora: Aber andere Dinge, wie Essen und Kleidung, die dort so anders sind und die schnell unser Alltag wurden, ist das bei dir immer noch verändert?
    Amelie: Nicht wirklich. Ich bin wieder ziemlich deutsch geworden, würde ich sagen. Allerdings versuche ich mich zu bemühen, eine andere Gesprächskultur zu leben. Wärmer, herzlicher.
    Nora: Und das deutsche Wetter, wie gehst du mit dem um?
    Amelie: Na, das kann einen schon depressiv machen. Richtig graue Monate, die die Energie rauben. Gerade jetzt im Januar.
    Nora: Und dann wünschst du dich zurück in die Sonne… Aber in Auroville, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten hast du da wahrgenommen? Und sind das nicht genau die gleichen wie auch hier in unserer deutschen Gesellschaft?
    Amelie: Eine schwierige Frage. Ich würde sagen, diese Herausforderungen gleichen sich schon. Eine davon ist sicher die Aufgabe, nachhaltig und liebend mit Mensch und Umwelt umzugehen. Ideale und Werte konsequent zu leben! Das war in Auroville zwar auch nicht jeden Tag einfach, aber leichter als hier.  Alternativen leben… da hängen sich hier viel weniger Leute so sehr rein wie in Auroville. Das, was viele dort leben, würde dann höchstwahrscheinlich als „radikal“ abgestempelt werden. Ich habe auch gemerkt, dass in Auroville die Auswirkungen meines Handelns und vor allem meines Konsumverhaltens viel unmittelbarer waren. Der Müll, der bei Pour Tous falsch sortiert wird, landet auf der Müllkippe direkt vor Ort. Das Abwasser aus unserer Küche in Discipline floss direkt in unseren kleinen Kräutergarten. Das bedeutet dann wiederum: nur organische Seifen für Körper und Geschirr…  Hier ist es häufig das Verhaltensmuster: Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Nora: Und gibt es dein Auroville-Lieblingswort?
    Amelie: Vielleicht „das Kollektiv“ … Und natürlich „take care“! (wir beide lachen)
    Nora: Wirst du Auroville wieder besuchen?
    Amelie: Ja. Lieber früher als später! Aber vermutlich wird es dieses Jahr nichts, denn der Sommer ist voll mit Prüfungen. Aber im nächsten Jahr bestimmt! Ich freue mich schon…

    Das Interview mit Amelie führte Nora Klein für den Rundbrief von AVID (Frühjahr 2015), die davon träumt, dass wir alle Auroville an vielen Orten entdecken und erleben und untereinander unsere Begeisterung teilen für ein buntes und fröhliches Miteinander.


  4. Von Kühen am Strand, Affen auf dem Schulhof und Weltwärtslern in Auroville

    1. November 2015 von Jana

    Da es hier ja schon einiges an Erzählungen von unseren Leben hier gibt, dachte ich mir, es wäre doch auch Mal ganz nett eine kleine Fotoreihe zu etablieren.

    Deshalb hier

    Fotografische Impressionen aus Auroville und Umgebung

    aufgenommen von Ankunft bis Ende September.

     

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    Kaya tripych

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    Vince Dipych

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    anneke tripych

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  5. DIE LETZTE ZEIT…

    29. Oktober 2015 von Catha

    So. Nun werde ich auch mal versuchen aus meinem verquirlten Gedankensalat die Erinnerungen an die letzte Zeit hervorzukramen und in halbwegs verständliche Sätze umzuwandeln.
    Ich bin hier nun schon zwei Monate und würde so langsam behaupten angekommen zu sein. Grade habe ich mich im Village House in Kottakarai eingerichtet, wo ich ja momentan mit Felix, Laura und Jelly wohne. Obwohl sich auch das bald ändern könnte… mal sehen.
    Das Haus ist jedenfalls praktischer Weise ziemlich nah an meiner Arbeit, mit’m Motorrad brauche ich nur knappe 10 Minuten.
    Ziemlich gut, wenn man morgens gerne lange schläft.
    Und ja, Ich habe endlich ein eigenes Motorrad! Mit ihr cruze ich seit ein paar Wochen ganz glücklich durch die Gegend.
    Das sind Molly und ich:

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    An meinen Fahrkünsten muss ich allerdings definitiv noch arbeiten, denn damit bringe ich mich durchaus ab und an in die ein oder andere unangenehme und/oder brenzlige Situation.
    Dann steht halt mal schnell im Dorf ’ne Horde tamilischer Männer um dich herum und alle reden auf dich ein, weil du dein Motorrad nun schon zum 10ten Mal abgewürgt hast, während man selbst am liebsten im Boden versinken würde und nun erst recht nichts hinkriegt oder bleibt mitten auf der Straße stehen, weil plötzlich ’ne Kuh von irgendwo her aufgetaucht ist und man während der spektakulären Vollbremsung nicht direkt ans runter schalten gedacht hat sondern mehr an sein und das -hier heilige- Leben, der mit aller Seelenruhe die Straße weiter überquerenden, Kuh.
    Aber vermutlich gehört das halt einfach irgendwie dazu.
    Wenn ich dann endlich heile bei meiner Arbeitsstelle angekommen bin, hab ich immer unglaublich viel Freunde dabei an der Seite von Uma und Malliga, den anderen Erzieherinnen, mit den Kids rumzutollen, zu schaukeln, Sandburgen zu bauen und für Frieden zu Sorgen, denn 2,5 Jährige können ziemlich fies sein wenn sie wollen.

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    Ich liebe das Gefühl, wenn die Kleinen mir ‚Good Morning Akka!‘ zurufen und mich stürmisch umarmen. Wahnsinn wie schnell die Kleinen einen annehmen. Und das genieße ich grade auch wieder, denn die letzten 2 Wochen waren Ferien und ich war ganztags im Healing Center. Da habe ich Muthu geholfen, welche den Laden dort schmeißt und eine wahnsinnig liebenswürdige und intelligente Person ist, die ich jetzt schon sehr in mein Herz geschlossen habe.
    Im Allgemeinen finde ich mich in diesem doch ziemlich waldigen Stückchen unserer Erde so langsam zurecht und verfahre mich nur noch ab und an.
    Ich kann in der Solarkitchen, der Kantine Aurovilles in der ich immer zu Mittag esse, inzwischen viele Leute grüßen wenn ich sie treffe, weil ich sie durch irgendwen oder auch einfach nur zufällig kennengelernt habe und genieße es irgendwie so langsam auf die gut versteckten und verschlungenen Pfade Aurovilles zu stoßen auf denen das Leben hier stattzufinden scheint.

    und jaaaaaa… der Beitrag ist nicht brandaktuell, aber das wird hoffentlich bei den nächsten besser jetzt wo ich das mit den Fotos und so langsam auch gecheckt habe^^ 🙂