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Über die Arbeit im botanischem Garten

25. August 2024 von Leonie Hamprecht

(22.11.2023)

Die Zeit vergeht wie im Flug. Die ersten zwei Monate seit meiner Ankunft im August sind schon vorbei. Vieles ist in dieser Zeit schon passiert. Unter anderem hat natürlich die Arbeit im Projekt begonnen. Ich habe mich für den botanischen Garten beworben, da ich schon in Deutschland meine Vorliebe für Pflanzen entdeckt hatte. Dort pflegte ich einen kleinen Gemüsegarten. Zudem bin ich relativ naturverbunden aufgewachsen, da sich in der Nähe meines Elternhauses Felder und ein Wald erschreckte, den ich schon als Kind häufig durchstreifte. In der Schulzeit wurde mein Interesse an Ökosystemen verstärkt im Rahmen von dem Biologie- und Erdkundeunterricht. Besonders hatten es mir damals schon die tropische Klimazone angetan, die weltweit die größte Artenvielfalt besitzt. So erschien mir das Projekt im botanischen Garten in Auroville, in Südindien, passend um dort meinen Freiwilligendienst zu absolvieren.

Der botanische Garten wurde im Jahr 2000 gegründet und umfasst eine Fläche von circa 20 Hektar. Der Garten ist in verschiedene Themengärten unterteilt, in denen insgesamt 1.300 verschiedene Pflanzen repräsentiert werden. Jährlich besuchen 50.000 Schüler*innen den botanischen Garten. Für die Schülergruppen werden Touren bereitgestellt, mit dem Ziel die Kinder für ökologische Weiterbildung zu begeistern. Zusätzlich befindet sich auf dem Gelände ein Herbarium und eine Gärtnerei, die hauptsächlich auf die lokalen Pflanzen, die ausschließlich in der TDEF-Zone – tropical-dry-evergreen-forest – wachsen, spezialisiert ist.

So viel zu den Gärten in der Theorie nun zu meinen Aufgabenbereich und Erfahrungen im botanischen Garten als Volontär. Ich habe im September zusammen mit zwei weiteren Mitfreiwilligen aus Deutschland angefangen hier für ein Jahr meine freiwilligen Arbeit anzutreten. Die Arbeit ist hier in zwei grobe Zeitblöcke unterteilt: einmal in physische Arbeit am Vormittag und hauptsächlich kreative Arbeit Nachmittag.

Vormittags besteht die Arbeit überwiegend aus Gartenarbeit in den Gärten. Hierfür bekamen wir eine Supervisorin zur Seite gestellt, die uns in die Arbeit einwies und begleitete. Jeden Morgen treffen wir uns am Geräteschuppen, holen unsere Werkzeuge und legen fest wer wo den Tag über arbeitet. Zusätzlich zu den beiden anderen Mitfreiwilligen und der Supervisorin arbeiten noch andere Freiwillige in unserem Team. So sind wir meistens ein Team aus fünf Personen (die Konstellation variiert von Tag zu Tag etwas), das sich um 8:45 an die Arbeit macht. Meistens widmen wir uns an einem Tag einer bestimmter Sektion in den Gärten, dies kann auch manchmal mehrere Tage umfassen, bis der Bereich zufriedenstellend abgehandelt ist. Dies trägt dazu bei, dass man beim Arbeiten die Gärten Stück für Stück besser kennenlernt. Auch schafft es Abwechselung, da die verschiedenen Bereiche verschiedene Aufgaben mit sich bringen. Ein konkrete Aufgabe, welche es oft zu erledigen gilt, ist der Baumrückschnitt. Hierfür erklärte uns unsere Supervisorin, was gewünscht und zu beachten ist, um dem Baum nicht in seinem Wachstum zu beschädigen. Weitere Dinge, die häufig anstehen, sind das Säubern von Wegen und Pflanzen, die von Kletterpflanzen, Parasitenpflanzen oder Unkraut überwachsen sind, Grasschnitt, Reinigung von Teichen, Umpflanzen, Propagation von Pflanzen, Heckenschnitt und Mulchen. Zudem besitzt der Garten einen Kompost, auf dem abgeschnittene Äste oder Laub abtransportiert werden und im Gegenzug kompostierte Erde oder Mulch für die Gärten genutzt werden kann. Zusätzlich lernen wir im Zuge der Gartenarbeit die Namen mancher Pflanzen und ihren Gebrauch. Dies passiert allerdings mehr nebenbei.

Die Gartenarbeit ist oftmals begleitet von verschiedensten Herausforderungen. Eine davon ist das Klima. Es kann auch schon vormittags sehr heiß werden und in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit kann die Arbeit somit pysisch sehr fordernd sein. Besonders in meinen ersten Monaten nach der Ankunft fühlte ich mich oft körperlich ausgezehrt, was jedoch mit zunehmender Gewöhnung an die Wetterbedingungen besser wurde. Wieder wartend ist es ratsam bei diesem Wetter lange, aber luftige Klamotten zu tragen, da diese die Haut schützen und den Moskitos weniger Angriffsfläche bieten. Neben Moskitos begegnen einem noch andere Tiere, die einem das Arbeiten erschweren können beispielsweise die roten Ameisen, die ihre Nester gerne auf Bäumen bauen. Wenn die roten Ameisen Gefahr wittern, schrecken sie nicht davor zurück anzugreifen um ihr Nest zu verteidigen. Ameisenbisse brennen und tun weh, sind aber nicht weiter gefährlich. Viel gefährlich sind Schlangenbisse, die bei drei lokal verbreiteten Schlangenarten sogar tödlich enden kann. Zum Glück ist es eher eine Seltenheit bei der Arbeit in Kontakt mit Schlangen zu kommen, da diese eher scheue Tiere sind, jedoch ist trotzdem Vorsicht geraten.

Wie bereits oben beschrieben, fängt der Arbeitstag um 8:45 an. Um 10 Uhr findet eine halbstündige Teepause statt, in der sich ein Großteil aller Kollegen zusammensetzt, um eine kurze Pause zu machen. Hier entstehen oft interessante Gespräche, da die Kollegen teils Aurovillianer oder Tamilien sind oder von überall her aus der Welt kommen und man somit viel über andere Länder und Kulturen erfährt. Im Generellen ist das Arbeitsklima im botanischen Garten sehr angenehm und wertschätzend. Die Arbeitskollegen sind äußerst hilfsbereit und aufgeschlossen. Nach der Teepause geht es weiter mit der Arbeit im Garten bis 12:00 Uhr. Die morgendliche Arbeit wird mit dem Säubern und Verstauen der benutzten Geräte abgeschlossen. Danach beginnt eine zweistündige Mittagspause, in der Mittag gegessen wird. Hier im botanischen Garten wird Essen serviert, welches man buchen kann, was äußerst zu empfehlen ist.

Nach der Mittagspause, die bis 14:00 Uhr geht, startet der zweite Arbeitsblock. Diesen können wir meist freier gestalten, als die Gartenarbeit am Morgen, bei welcher wir klare Aufgaben zugewiesen bekommen. Hier ist die eigene Kreativität gefragt. In den ersten Wochen habe ich probiert Körbe aus Kletterpflanzen herzustellen, woraufhin ich dann gefragt wurde, ob ich Deko für die Eröffnung des Schmetterlingshauses im Garten basteln könnte. Kunstprojekte sind generell gefragt, denn Inschriften oder Zeichnungen auf Steinplatten müssen wegen der Wetterbedingungen immer wieder erneuert werden. Wenn ich gerade keine eigene Idee für ein Projekt hatte, ist es auch immer möglich sich zu erkundigen, welche Art von Unterstützung benötigt wird. So waren eine Mitfreiwillige und ich gewisse Zeit damit beschäftigt einen Pond zu reinigen. Gerade kümmern wir uns darum im Kaktusgarten Kakteenarten zu bestimmen um sie für Besucher ausschildern zu können. Manchmal gehen Projekte hier sehr kleinschrittig voran. Das Kakeenprojekt ist hierfür ein gutes Beispiel. Die erste Zeit waren wir damit beschäftigt die Pflanzen zu bestimmen, dafür haben wir mit verschiedenen Mitarbeitern geredet, haben Recherche im Internet betrieben und Bücher durchblättert, um die jeweilige Pflanze bestimmen zu können. Der nächste Schritt war die Besorgung des Materials. Hierfür ließen wir uns Steinplatten zurecht schneiden, die wir dann mit schwarzer Farbe besprüht haben. Nun geht es an das Beschriften und dann Verteilen im Garten. Bei den Projekten ist es hilfreich sich vorher mit den zuständigen Mitarbeitern abzusprechen, die einen, wenn sie das Projekt befürworten, gegebenenfalls unterstützen können.

Zusammenfassend bietet die Arbeit im botanischen Garten viele Möglichkeiten sein Wissen zu erweitern und eigene Fähigkeiten in die Arbeit einfließen zu lassen.

Die Arbeit ist teils körperlich fordernd, teils kreativ, was für mich eine gute Mischung ist.


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