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  1. Die Zeit rennt!

    7. April 2025 von Cara

    Etwas zu spät, aber besser als nie. Mein Halbzeitbreicht vom Ende Februar.

    Die letzten drei Monate haben mir eindrücklich gezeigt, wie subjektiv das Vergehen von Zeit sein kann. Sechs Monate liegen hinter mir, sechs weitere vor mir – Halbzeit. Manchmal wünsche ich mir, das Voranschreiten der Zeit verlangsamen zu können, Wochen in Tage zu verwandeln und Stunden in Minuten. Dieses Verlangen ist einerseits ein gutes Zeichen, dass ich mein Leben hier wirklich genieße, andererseits aber auch ein Hinweis darauf, dass ich für die Zeit danach noch nicht bereit bin oder sein möchte. Doch genug von meinen aufkeimenden Zukunftsängsten – widmen wir uns meinem Leben hier in Auroville, Südindien. Was ist seit meinem letzten Update geschehen? Diese Frage stelle ich mir auch immer, wenn ich mich bei Freunden und Familie außerhalb Indiens melde. Die Antwort: Eine ganze Menge – aber wo anfangen? Beim Alltag, der Arbeit oder doch bei den großen Highlights?

    Mein Leben ist geprägt von kühlen Nächten und heißen Nachmittagsstunden, von Meetings, Schulbesuchen und Bürozeiten. Mittags in der Solar Kitchen, frisches Obst, täglicher Kaffee im Office, gemeinsames Kochen und genussvolle dunkle Schokolade. Schwimmen gehen, Bouldern, Yoga, gelegentliches Fahrradfahren, seltenes Badminton spielen und kurze Einheiten im Kraftsport. Erste Schritte im Schachspiel, wöchentliche Tamilstunden, Buchvorstellung mit Jazz-Einlagen und monatliche Kunstausstellungen. Zahlreiche Mückenstiche und unerklärliche blaue Flecken. Motorradfahren durch Auroville und Biketouren durch Südindien.

    Nun zu einem zentralen Aspekt meiner Zeit hier: meiner beruflichen Tätigkeit. Seit Mitte Januar bin ich in zwei unterschiedliche Projekte involviert, was meinen Arbeitsalltag deutlich vielfältiger, aber auch intensiver gestaltet. Neben der Entwicklung des Water-Curriculums arbeite ich nun auch an der Implementierung des Sea Change Programms in Auroville und in Outreach-Schulen. Dabei lernen Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis dreizehn Jahren durch interaktive Aktivitäten und Experimente mehr über die Problematik der marinen Plastikverschmutzung. Begleitet werden sie von den drei Sea Change Helden: ‚Smart Student Starfish‘, ‚Talented Teacher Turtle‘ und ‚Sensible Scientist Seahorse‘.

    Bei der praktischen Umsetzung dieser Programme stelle ich jedoch fest, dass entgegen unserer anfänglichen Annahme und den Aussagen vieler Lehrkräfte der Unterricht hauptsächlich auf Tamil stattfindet, da die meisten Kinder in diesem Alter noch keine ausreichenden Englischkenntnisse besitzen. Dies hat zur Folge, dass ich regelmäßig zusätzlich zur administrativen Arbeit die Rolle der Beobachterin und Lehrassistentin übernehme, aber bislang keine Unterrichtsstunde selbst geleitet habe. Dies kommt mir tatsächlich gelegen, da ich großen Respekt vor der Aufgabe habe, 20 bis 50 Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Mal schauen, ob ich mich in den kommenden Wochen dazu überwinden kann, diese Aufgabe an einer englischsprachigen Schule zu übernehmen. Dieser neue Aspekt meiner Arbeit gewährt mir einen unglaublich interessanten Einblick darin, wie die WasteLess Programme in der Praxis funktionieren, was mir einen verstärkten Motivator für Büroarbeit und Arbeit im Water-Project gibt. Da meine eigene Schulzeit noch nicht lange zurückliegt, ertappe ich mich oft dabei, das hiesige Bildungssystem mit meinen eigenen Schulerfahrungen zu vergleichen. Meine Arbeitstage sind nun also von thematischem sowie physischem Hin und Her geprägt. Zu den gelegentlichen Ausflügen nach Chennai kommen die mehrmals wöchentlichen Besuche in verschiedenen Schulen hinzu, und die Anzahl der Meetings hat sich verdoppelt. Nach wie vor bin ich mir sicher, dass ich mit WasteLess die richtige Wahl getroffen habe, und fühle mich in meinem wachsenden Team sehr wohl.

    In den letzten Monaten habe ich meine ersten Urlaubstage genommen (wobei ich erfreulicherweise anmerken kann, dass meine krankheitsbedingten Fehltage weiterhin bei null liegen). Dies ermöglichte mir einerseits eine eintägige Einführung in die Welt der Nonviolent Communication und andererseits eine atemberaubende, wunderschöne und zugleich anstrengende Motorradtour durch Tamil Nadu mit kurzen Abstechern nach Kerala und Karnataka. Ein Motorrad, zwei Personen, sechs Tage und 1.800 Kilometer. Unsere Reiseroute führte uns von Auroville nach Coimbatore und weiter in die Höhen von Valparai. Von dort besuchten wir die Athirappilly-Wasserfälle, durchquerten Thrissur, kehrten kurz nach Coimbatore zurück und fuhren anschließend hinauf nach Ooty und weiter nach Mysore, bevor wir schließlich zurück nach Auroville fuhren. Die Vielfalt Südindiens ist überwältigend: Teeplantagen in allen erdenklichen Grüntönen, dichte Fichtenwälder, wilde Elefanten, eine erstaunliche architektonische Bandbreite und das gesamte Spektrum zwischen Armut und Wohlstand. Die Zeit außerhalb Aurovilles hat mir noch einmal verdeutlicht, dass wir hier in einem Mikrouniversum leben, das sich in zahlreichen Aspekten deutlich vom umgebenden Südindien unterscheidet.

    Manchmal stelle ich mir vor, was mein früheres Ich zu meinem jetzigen Leben sagen würde. Sie wäre verblüfft, dass Motorradfahren für mich inzwischen so selbstverständlich ist – ohne die technischen Überlegungen oder Ängste. Sie wäre stolz, dass ich wöchentlich bouldere und mich dabei ständig etwas verbessere. Sie wäre überrascht, wie problemlos ich so viel Zeit mit anderen Menschen verbringe, ohne das Bedürfnis nach Alleinsein zu spüren. Sie wäre neidisch auf die vergangenen und kommenden Motorradtouren und Ausflüge. Sie wäre beeindruckt von der Vielfalt an Workshops und kulturellen Veranstaltungen, die mir hier offenstehen. Sie wäre enttäuscht, dass meine Tamilkenntnisse noch immer begrenzt sind und ich die Sprache außerhalb des Unterrichts kaum nutze. Sie wäre erstaunt, dass Englisch nun 95% meines Alltags ausmacht und wie natürlich es mir inzwischen erscheint. Sie wäre wehmütig, dass ich alte Verbindungen recht selten pflege, und dass die Liste der Menschen, die ich anrufen möchte, immer länger wird. Sie wäre amüsiert, dass ich mittlerweile bei 22 Grad Celsius friere. Sie wäre zufrieden, dass ich mich hier so heimisch fühle und keinen Tag meine Entscheidung bereut habe.

    Und schließlich: Sie würde lächeln – so wie ich gerade.


  2. Anne’s Auroblog

    31. März 2025 von Anne Sophie

    Hey, ich bin Anne Sophie, 19 Jahre alt, und baue für Sunlit Future tagtäglich neue Solarpanels auf die Dächer Südindiens.

    In meiner Freizeit besuche ich liebend gern die Open Art class, trainiere brazilian jiu Jitsu, oder übe mich in der tamilischen Sprache.


  3. Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit

    13. März 2025 von Oskar

    So, jetzt ist Halbzeit, die letzten Monate hier in Auroville waren echt aufregend! Ein großer Wendepunkt war definitiv mein Umzug. Seitdem fühle ich mich viel wohler und habe dabei echt zu schätzen gelernt, wie cool es ist, eine eigene Küche und ein eigenes Bad zu haben. Dinge, die man sonst oft für selbstverständlich hält, machen hier einen riesigen Unterschied. Ich kann morgens entspannt mein Frühstück zubereiten, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen, und mich abends einfach in meiner eigenen Dusche entspannen, dass ist dieser andere Luxus einfach.

    Ein echtes Highlight war mein Trip nach Bangalore über Neujahr zusammen mit Cornelis, Ida und Ina. Das war nicht nur mega lustig, sondern ich habe auch ein paar neue Leute kennengelernt – immer ein Bonus! Bangalore ist so lebendig und voller Energie, da gibt’s einfach so viel zu entdecken. Wir haben unter anderem das Hard Rock Café besucht ein echt cooler Spot mit guter Musik und leckerem Essen. Zwar viel zu teuer für indische Verhältnisse, aber Hard Rock Cafe ist Hard Rock Cafe. Außerdem waren wir in einem typisch südindischen Restaurant, wo ich das bisher leckerste Dal gegessen habe. Dort habe ich auch meine bislang schärfste Chili probiert ihr könnt euch nicht vorstellen wie scharf die war.

    Besonders angenehm war auch die Anreise: Wir sind mit einem der Schlafbusse gefahren, und das war echt eine tolle Erfahrung. Statt Sitzen gab es dort richtige Betten! Die gemütlichen Liegeplätze mit Vorhängen boten sogar ein bisschen Privatsphäre, und viele Busse bieten Decken und Kissen an. So kamen wir echt ausgeruht in Bangalore an und konnten direkt losziehen, ohne total müde zu sein, kann ich nur empfehlen!

    Falls du mal in Bangalore bist, hier ein paar Tipps:

    • Uber-App : Der Verkehr in der Stadt kann echt verrückt sein, also ist Uber der beste Weg, sich sicher und entspannt fortzubewegen. Und das Beste? Du weißt vorher schon, was die Fahrt kostet. Besonders praktisch ist Uber auch, wenn du wie wir in einer Gruppe unterwegs bist – da wird’s dann richtig günstig.
    • Botanischer Garten Lalbagh: Geh am besten früh morgens hin! Der Garten ist einfach wunderschön, total chillig und perfekt, um mal durchzuatmen. Der Glaspavillon dort ist mega beeindruckend und erinnert ein bisschen an den Crystal Palace in London. Besonders cool war es, als wir dort auf einen Straßenkünstler getroffen sind, der mit seiner Musik eine echt magische Atmosphäre geschaffen hat.
    • Indische Märkte entdecken: Die bunten Märkte sind ein absolutes Erlebnis! In Bangalore haben wir einen riesigen Gewürzmarkt besucht, und ich habe zum ersten Mal frische Kardamomschoten probiert. Die Aromen dort waren einfach unglaublich intensiv. Viel zu baba diese ganzen Leckereien die man dort für schmales Geld bekommt.

    Die Arbeit hier macht mir immer noch echt viel Spaß, aber die Arbeitszeiten haben’s in sich. Leider bleibt nicht viel Freizeit übrig, und das hat dazu geführt, dass ich ab und zu krank war, was dann irgendwie doch eine Pause wurde, um Zeit mit Freunden zu verbringen. Verrückt, wie wichtig solche kleinen Auszeiten sein können. In diesen Pausen habe ich gemerkt, wie wertvoll es ist, sich einfach mal mit einer Tasse Tee hinzusetzen und bewusst zu entspannen.

    Manchmal unternehmen wir in den knappen freien Stunden spontane Aktionen: Sei es ein kurzer Ausflug ans Meer, ein gemeinsames Abendessen oder einfach ein Spaziergang durch die ruhigen Ecken Aurovilles. Diese kleinen Momente machen hier oft den Unterschied und geben mir neue Energie.

    Mittlerweile kann ich mir kaum noch vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren. Das Leben hier ist einfach so anders! Die Menschen, die Atmosphäre und der Alltag hier haben mich sehr verändert. Aber trotzdem freue ich mich riesig darauf, meine Familie und Freunde wiederzusehen. Mir fehlen die spontanen Treffen mit meinen Leuten in Deutschland, und ich kann’s kaum erwarten, wieder mit ihnen abzuhängen.

    Ein Highlight, auf das ich mich besonders freue: Mein Freund Cedric kommt im Mai zu Besuch! Wir haben vor, gemeinsam ein paar Ecken von Indien zu erkunden, die ich bisher noch nicht entdeckt habe. Besonders gespannt bin ich auf die Küstenregionen im Süden und einige der historischen Tempel, die mich schon lange faszinieren. Außerdem wollen wir unbedingt mal eine Zugfahrt quer durch das Land machen, dass soll eine unglaubliche Erfahrung sein!

    Insgesamt haben mir die letzten Monate echt viel beigebracht vor allem, wie wichtig die kleinen Dinge im Leben sind, wie wertvoll Freundschaften sind und dass man sich einfach mal Zeit für sich nehmen muss. Ich habe gelernt, dass es manchmal okay ist, bewusst langsamer zu machen und den Moment zu genießen. Trotz allem Stress fühle ich mich echt bereichert und bin gespannt, was noch so kommt!


  4. Willkommen in meinem Leben auf der anderen Seite der Welt

    13. Dezember 2024 von Cara

    Nun ist es schon drei Monate her, dass wir, ein Haufen aufgeregter deutscher Freiwilliger, aus dem Flugzeug in Chennai gestiegen sind. Ob es sich eher wie drei Wochen oder drei Jahre anfühlt, kann ich nicht sagen. An einen Gedanken im Flugzeug erinnere ich mich jedoch noch ganz genau: “Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Wie kommt es dazu, dass ich mein komplettes Leben auf den Kopf stelle?” Eine Antwort auf diese Fragen habe ich immer noch nicht, aber ich bin froh, dass ich den Schritt gewagt habe.

    Die ersten Eindrücke außerhalb des Flughafens fühlten sich wie in einer Reisedokumentation an. Alles war neu: Sprache, Gerüche, Klima – eben ein komplett neues Land auf der anderen Seite der Welt. Die nächtliche Fahrt nach Auroville, nach tetrisartigem Verstauen des Gepäcks, war trotz Müdigkeit unglaublich spannend: Willkommen in dem Land, in dem du die nächsten 12 Monate verbringen wirst. 

    Die kommenden zehn Tage standen unter dem Motto „Ankommen und Erkunden“. Gemeinsam mit unseren Mentor: innen (Gabi, Andy, Luise, Jürgen und Kanniapan) lernten wir wichtige Orte in und um Auroville kennen. Als fahrradfahrende ”Touri”-Gruppe besuchten wir zentrale Gebäude für organisatorische Anliegen, Jugendorganisationen, die Arbeits- und Wohnplätze der Freiwilligen sowie eine erste Auswahl an guten Essensplätzen. Auch ein Ausflug nach Pondicherry und ans Meer stand an.

    Diese Tage waren voller neuer Eindrücke – unmöglich, sie alle aufzuzählen. Fest steht, dass ich mich sofort überraschend wohlgefühlt habe. Selbst mit der Hitze und ungewohnten Schwüle kam ich dank mehrmaligem Duschen am Tag erstaunlich gut zurecht.

    Nach der behüteten Zeit im Guest House stand dann der Umzug in unsere eigenen Unterkünfte, und damit der Anfang des selbstständigen Lebens in Auroville, an. Zu viert sind wir in Celebration, einer Community im Norden Auroville, eingezogen. 

    Der erste Tag begann mit einer Großputzaktion, unterstützt von zwei Mentorinnen, die leider deutlich weniger brachte als erhofft.  Bei drei geteilten Bädern, einer Gemeinschaftsküche für 8 bis 12 Personen und der hohen Luftfeuchtigkeit ist es unmöglich, Sauberkeit zu erreichen – geschweige denn, sie zu halten. Zudem liegt meine Arbeitsstelle am anderen Ende von Auroville. Im deutschen Verständnis ist das zwar keine Distanz, aber mit Regen ist das Fahrradfahren auf den Roter-Sand-Straßen nur so mittelmäßig. Celebration hatte auch viele schöne Seiten: angenehme Spieleabende, ruhige Umgebung, unschlagbare Nähe zum Supermarkt und das Kennenlernen von verschiedenen Menschen. 

    Nach einigem Überlegen entschieden sich eine weitere weltwärts-Freiwillige und ich für einen Umzug nach Udavi, einer Schule, wo der Großteil unserer Gruppe lebt. Dank unserer Mentor: innen verlief der Wechsel problemlos. Seit knapp zwei Monaten genießen wir nun unsere neue Unterkunft: saubere Bäder, helle Zimmer, (lautes & sehr frühes) morgendliches Vogelgezwitscher und einen deutlich kürzeren Arbeitsweg.

    Und nun zu meiner Arbeitsstelle: WasteLess, einer aurovillianischen non-profit Organisation, die seit mehr als zehn Jahren an der Entwicklung von innovativen Bildungsprogrammen, Aktivitäten und Spielen zu nachhaltigem Konsum und Abfallmanagement sowie zur Plastikverschmutzung arbeitet. Hier gibt es noch mehr Infos.

    Schon vor meiner Ankunft hier in Auroville habe ich mich über WasteLess informiert und versucht, ein möglichst genaues Bild davon zu bekommen, was ich im Jahr machen werde. Zweiteres konnte man mir, selbst bei den Vorbereitungsseminaren, nicht genau sagen, wodurch ich mit vielen Fragezeichen angekommen bin.

    Ich lernte Chandrah und Ribhu, meine Chefs, bei einer Vorstellung von WasteLess und einer Einführung in die indische Müllproblematik während der Einführungswoche kennen. Schon damals war spürbar, wie engagiert und sympathisch sie sind – ein Eindruck, der sich in den letzten Wochen nur bestätigt hat und ich sehr schätze.

    Am ersten Arbeitstag wurden mir alle Teammitglieder vorgestellt, allesamt super lieb und engagiert bei der Arbeit. WasteLess sitzt in der zweiten Etage des Re-Centers und besteht aus zwei Büros, einer außenliegenden Küche und einer Toilette. Seit dem ersten Tag habe ich meinen festen Arbeitsplatz an einem der schönen Holztische, gefüllt mit Keksgläsern und Blick ins Grüne. Gegen 10 Uhr gesellt sich täglich ein leckerer Kaffee an meine Seite.

    In den ersten zwei Wochen verschaffte ich mir einen umfassenden Überblick über die bisherige Arbeit des Teams. Stundenlanges Lesen, Schauen und Absorbieren von Informationen – anstrengend für Augen und Gehirn, aber wichtig, um WasteLess und ihre Arbeit besser zu verstehen.

    Die Einführungsphase endete mit einem Gespräch mit Ribhu und Chandrah, in dem meine zukünftigen Arbeitsgebiete geklärt wurden, wobei diese erstaunlich nah an meinen Wünschen liegen. Es ist erkennbar, dass mein Wohlergehen und persönliches Weiterentwickeln ihnen sehr am Herzen liegen. Danke dafür! 

    Grundsätzlich ist zu sagen, dass ich sehr selbständig arbeite und als Teammitglied, und nicht als Aushilfe, wahrgenommen werde. Was einem ein sehr angenehmes und wertgeschätztes Gefühl gibt. Meine anfänglichen Hemmungen englisch zu sprechen verringern sich kontinuierlich, da ich mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte meiner Zeit im Englischen verbringe. Meine Aufgabenbereiche sind in zwei Projekte geteilt: Projektentwicklung eines neuen Curriculums über Freshwater und das Implementieren des Sea Change Programmes. Beides inkludiert selbstständige Computerarbeit, Online- und Team-Meetings und hin und wieder Schulbesuche in näherer und etwas fernerer Umgebung. 

    Mittags geht es für mich fast immer zur Solar Kitchen, hiesige Cafeteria, um mit anderen Freiwilligen und Bekannten und Freund: innen das leckere, frische (und im Vergleich zu DE unglaublich billige) Essen zu genießen. Anschließend geht es meist noch auf die Steinveranda von La Terrace. Der aufregendste Arbeitstag war mein erster Schulbesuch in Chennai, den ich ohne Unterstützung des Teams durchgeführt habe, da alle anderen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Meine Aufgabe war es, Schüler: innen, Lehrerinnen und die Schulleitung zum Sea Change Curriculum zu interviewen. Im Rückblick war die Vorbereitung deutlich stressiger als der Besuch selbst. Ich wurde überaus freundlich empfangen und hatte besonders ab dem zweiten Interview große Freude an den Unterhaltungen, da es ein unglaublich spannender Einblick in die Auswirkungen der WasteLess Arbeit ist. 

    Meine Arbeit ist trotz umfangreicher Bürotätigkeiten sehr spannend, da ich erstmals einen Einblick in die Projektentwicklung und die andere Seite von Bildung bekomme. Ich arbeite meist sechs Stunden pro Tag, wobei ich (dank meiner eigenen Schlüssel) relativ selbstständig zwischen 9 und 17 Uhr meine Arbeitszeit einteilen kann. Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung, bei WasteLess zu arbeiten. (Danke Muna!)

    Nach der Arbeit gehe ich je nach Wochentag zum Bouldern, Yoga oder Tamil Unterricht. Dazu war ich auch mehrfach bei einem Book Circle, habe Ausstellungen besucht und an Auroville-Aktivitäten wie der Karaoke-Pizza-Night teilgenommen. Abende verbringe ich entweder mit anderen Freiwilligen in der WG-Küche oder gehe mit Freund: innen Essen. Auch die Wochenenden sind häufig voller Aktivitäten und nur selten mit vollständigem Ausschlafen verbunden. Die ersten Wochenendausflüge in Tamil Nadu wurden erfolgreich und mit unglaublich schönen Erinnerungen gemeistert. Bei all den Beschäftigungen muss ich gelegentlich darauf achten, wichtige Aufgaben wie Einkaufen, Geld holen, Wäsche waschen, Nachrichten beantworten und Schlafen nicht zu vernachlässigen. 

    Soviel zu meinen ersten drei Monaten auf der anderen Seite der Welt. Bislang gab es keine allzu großen Herausforderungen – gesundheitlich, beruflich oder emotional. Heimweh? Fehlanzeige. Klar, ich vermisse wichtige Menschen, aber da gibt es ja zum Glück moderne Technik.


  5. From A Warm Welcome To A Cold Shower

    12. Dezember 2024 von Oskar

    It’s hard to find words to describe what happened during these three months. But first, I want to tell you that I’m writing this blog in English to improve my writing skills. So, if you notice any mistakes, please don’t hesitate to point them out. 🙂

    We began our journey at the Center Guest House, where it all started. After an 11 hour trip from Germany to Auroville, my body was in desperate need of rest. Over the next few days, Andy and Gabi showed us around the entire village and the places where we’d be working. When we got to Thamarai, I realized I was feeling excited and hyperactive I wanted to explore everything, meet my colleagues, and say hi to the kids.

    After 10 days of exploring and getting familiar with everything, we moved into our living spaces. My place is called Celebration. It’s a community where volunteers usually stay. I lived there with Ben, Cara, and Anne. Living there was fine, nothing extraordinary. The bathroom looked like a punk toilet, but without the graffiti. This is my first time living in a community, so maybe my perspective is a bit strange, but I really miss having my privacy. I have my own room, but sharing the kitchen, toilet, shower, and washing machine can be exhausting at times. Cara and Anne moved out after less than a month, so now I live with Ben and some other people I don’t really know. I think Ben and I made the best of it. Sometimes, I feel very isolated because our place is at the edge of Auroville.

    We adopted two puppies named Snickers and Jeffi. They’re wonderful and love to cuddle. When we come back from work, they get so excited that they jump on us. Unfortunately, the caretaker wasn’t as happy about the puppies, so she took them away… :((((

    I work at Thamarai, which means “Lotus” in Tamil. It’s an after school program where students can go after school to play, learn, and get help with their homework. The work is great, and seeing the kids laughing, playing, and having fun gives me an incredible feeling. My working hours are 30 hours a week, and sometimes it’s really exhausting. Yes, I have a lot of free time, but my day usually starts at 6 a.m. with morning sports with the kids before school. Then I have some free time before going to the office to work on small projects and arrange the space. After lunch, I get the biggest break of the day before returning from 4:30 p.m. to 8 p.m. It’s very tiring at times, and I’d be lying if I said my focus is always 100% on my work. During the Christmas holidays, the kids have time off, and Thamarai hosts a one week camp. I’m free to plan some activities for the kids. For example, I’ll do a small treasure hunt with the younger kids, or my friend Jurgen, who is a magician, will show them some tricks. Overall, I really enjoy my work, and the kids truly appreciate me, which gives me a warm and welcome feeling.

    Now it’s December, and I should’ve written this blog in November, but I couldn’t find the motivation until now. This delay gives me the opportunity to tell you about the cyclone that passed over Auroville. It arrived at the end of November, and I’d say it was one of the craziest experiences I’ve had in these three months. We had three days of rain and strong winds, and five days without water and electricity at our place. It was interesting to see how we managed to get by during those days. I think I only had two showers in five days, and we didn’t go out to eat. Most of the time, I cooked for us, which Ben really disliked… just kidding, he ate my tuna salad almost every day. But we both prefer eating out, mostly at Jeffi. Jeffi is a restaurant where you can get almost anything. Ben eats butter chicken masala with steamed rice and garlic naan bread every single day. It’s crazy that he continues to eat the same dish every day! I’ve tried a lot of food here, and so far, my favorite dish is Schezwan chicken fried rice with momos.

    I’ve met a lot of amazing people here, especially Nirmal and Cheenu, who are really nice guys. We’re planning to go to the mountains together. First, I need to finish my work projects, and Ben will be visiting his family over the holidays, so I’ll be here alone. Before he leaves, we’ll switch communities and move from Celebration to Protection. We hope the living situation will be less boring and more active there. The commute will be much longer, but we’ll be living at the end of the road where all the restaurants and shops are. I’m really looking forward to telling you more about my new living situation in February—maybe March, we’ll see.

    Have a wonderful Christmas time! I’m really curious to know what you all are doing back in Germany or wherever you are. Have a great time, and cheers!

    Oskar

    P.S. I’ll add some pictures in the next days 🙂