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  1. Tabea

    16. September 2024 von Tabea

    Hey! Ich bin Tabea und werde das kommende Jahr im Upcycling Studio verbringen.

    Eigentlich wollte ich nach meinem Abitur 2020 schon ausreisen, aber wegen Corona musste ich das leider verschieben. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt endlich klappt!

    In der Zwischenzeit bin ich von der Ostsee nach Halle gezogen und studiere seit ein paar Semestern Biologie, verbringe aber eigentlich mehr Zeit im Theater als in der Uni. Ich begeistere mich für alles was kreativ und künstlerisch ist und glaube, dass ich damit in meinem Projekt sehr gut aufgehoben bin, ich freue mich riesig das Studio zu sehen und mit ganz vielen verschiedenen Materialien arbeiten zu können. Außerdem singe ich sehr gerne (und sehr viel), vielleicht findet sich ja auch ein Platz im Auroville Chor für mich 🙂

    Schaut gern wieder vorbei für mehr Berichte von mir!


  2. Zurück in Germany

    16. September 2024 von Anjana Logeswaran

    Bis ich in dem Flieger saß, habe ich nichts gemerkt, es ist so, ich gehe jetzt in den Urlaub und dann bin ich wieder zuhause, naja zuhause in Indien. So ein Mentalität hat sich bei mir entwickelt, dass ich Deutschland irgendwie nicht mehr als zu Hause gesehen habe. Angekommen in Deutschland habe ich es Immer noch nicht gemerkt, erst als die ersten Tage vergingen wurde es langsam klar.

    Indien, boa, ich habe alles Orte im Süden abgedeckt und im Norden und habe immer noch das Gefühl, es gibt noch mehr zu sehen. Und das stimmt auch.

    Das eine Jahr hat mich als Mensch sehr verändert und mich an mir selbst wachsen lassen. Die liebe zu dem Land Indien, sit noch mehr gewachsen, das ich an einer Zukunft dort arbeiten möchte. Es hat sich anders angefühlt und heimisch. Es hat sich gut angefühlt und irgendwie auch wie ein Traum. Es ist so als wäre ich nie weg gewesen, weil das alles einfach viel zu schnell vorbei gegangen ist.

    Ich möchte mich an alle die ein Teil waren, dass mir diese Reise erleichtert wurde, danke Muna, Nora, Georg, Birgit. Vorallem ein großes Danke an Gabi, Andy, Jürgen und Kanniyappan, die das eine Jahr immer auf Abruf bereit waren und einen in egal welcher Situation unterstützt haben.

    Danke an meine tollen Freunde vor Ort und auch an die Gang, die immer eine Schulter angeboten hat. Ich werde es vermissen!

    An Allem, wenn ihr so eine Chance habt, einfach ein Jahr wo anders zu sein und neue Erfahrungen machen, dann sage ich nur go for it. Es wird alles verändern. Das wars erstmal von mir hier, aber Ihr werdet sicher auf einem anderen weg von mir hören. Bis dahin, tschüss und danke fürs lesen!

    – eure Anjana


  3. Tschüss Sagen

    16. September 2024 von Anjana Logeswaran

    Naja noch vor einiger Zeit habe ich mir die Frage gestellt ob ich den Sachen schon 4 Monate vorher schon Tschüss sagen sollte und dann kann der Moment indem es soweit war. Ich musste Tschüss sagen.

    Bis zudem Moment bis es soweit war, habe ich es mir echt verkniffen und es nicht realisiert. Ich habe immer gesagt, ich habe noch vier Monate, 3 Monate, 2 Monate, 1 Monat, 3 Wochen, 2 Wochen, eine Woche und dann Wochentage countdown, der dann zu einem Tag geführt hat. Wie soll ich es sagen, ich wollte nicht weg. Oh mann, was hätte ich getan, um einfach länger dort zu bleiben.

    In den letzten Zügen habe ich noch ein Motorrad Trip in den Himalayas gemacht und es bleibt nach dem eigentlichen Indien trip, der beste Trip für mich. I mean mit einem Motorrad in den Himalayas, wow. Ich hab mich abgefroren und hatte immer Angst ( schließlich ging es bergab ) und trotzdem, mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Plus ich habe Taj Mahal gesehen.

    Wir sind nachte durchgefahren, durch Schnee, Wasserfall, Schlamm, Sand und haben es heile geschafft. Und das konnte ich nur, weil ich den besten an meiner Seite hat, der so sicher mit dem Motorrad war und die perfekte Planung hatte. Wir haben uns abgewechselt und es hat einen zusammen geschweißt.

    Angefangen haben wir in Delhi und sind hochgefahren durch Punjab und eine Runde gedreht und bei Manali Raus gekommen. Die Himalayas hatten alles, super grüne Landschaften bis hin zu Sandwüsten, so als hätte man die ganze Welt Naturgegebenheiten in einem Trip gesehen. Sieht es euch selbst an :

    Es war der grandiose Abschluss für das eine Jahr. Nach dem Trip war nur noch etwa ein Monat übrig der, wie im Flug vergangen ist. Es ging ans zusammen packen, aussortieren, verschenken und um tschüss sagen.
    Viele tränen sind geflossen, den aller liebsten Menschen musste ich tschüss sagen, mit ungewissen, wann ich sie wiedersehen werde. Am schwersten war es mit den Kindern, die wirklich bis zum letzten Moment geweint haben. Tschüss sagen war so hart, dass ich mir gewünscht hab es nicht zu tuen.


  4. Roja, Roja

    8. September 2024 von Rosa Krausmann

    (Anmerkung: Dieser Bericht bezieht sich vor allem auf meine Erfahrungen mit der tamilischen Kultur und nicht explizit auf Auroville)

    Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, das mich in den ersten Wochen in Südindien verfolgt hat. Das Gefühl, sich einmummeln zu wollen und nicht zu viel vom Tageslicht sehen zu müssen.

    Der chaotische Verkehr, durchzogen mit Kühen, die auf der Straße liegen und genüsslich ihr Abendessen von gestern erneut kauen. Das steinerne, unbeeindruckte Gesicht der Inder aus dem ich nicht fähig war, auch nur eine Emotion zu lesen. Die Augen, die nicht verraten, was sich hinter ihnen verbirgt. Einmal radelte ich an einem Inder vorbei und sah in seine Augen, die so offen und einladend waren, dass ich beinahe vom Rad fiel, ich war es nicht mehr gewöhnt, die Emotionen von Menschen lesen zu können. Bloße Irritation, weil alles so fremd war und der Wunsch nach Hause zu kommen, weil man weiß, wie sich die Welt in Deutschland verhält. Niemand versucht dich zu überfahren, niemand attackiert dich auf der Straße und will dir alles, aber wirklich auch alles aus seinem Laden verkaufen, niemand versucht dich beim Gemüse Kaufen abzuziehen und der Bus hält an einer richtigen Haltestelle und nicht mitten auf der Straße… zu Hause hörte sich irgendwie besser an.

    Im Nachhinein nennt man das wohl Kulturschock und Heimweh.

    Und dann gewöhnte ich mich an alles und verliebte mich in Südindien.

    Jetzt liebe ich es, auf meinem Motorrad durch den Verkehr zu flitzen. Ich habe gelernt, dass man einfach nur zuerst lächeln muss und dann das dickste und sonnigste Grinsen zurückbekommt. Wenn ich morgens im botanischen Garten auftauche, voll behangen mit indischem Schmuck (ich habe ein gewisses Faible dafür entwickelt) und die Glöckchen meiner Anklets mich schon von Weitem ankündigen, kann ich das kichernde Vanakkam Roja (Hallo Rosa) der tamilischen Mitarbeiter aus allen Richtungen herbei wehen hören. In der Küche freuen sich alle, mich jeden Morgen zu sehen und erzählen mir aufgeregt die größten Neuigkeiten der letzten Tage. Wenn ich es dann auch noch schaffe, zwei, drei Tamil Vokabeln in meine Antwort zu bauen, habe ich sie alle um meinen Finger gewickelt. Ich werde durchgefüttert, bekomme Blumen ins Haar und am besten gleich noch verheiratet. Und meine Nachbarin besteht darauf, dass ich sie Mama nenne und ihr einfach nur zu sagen brauche, wenn ich hungrig bin, sie regele das schon.

    Die Tamilen sind herzliche und warme Menschen und ich bin froh, dass ich das in den neun Monaten erfahren und erlernen durfte. Es hat mich zu einem offeneren und neugierigen Menschen gemacht, Zeit in einer anderen Kultur zu verbringen. Ich bin an meinen alltäglichen Situationen gewachsen und mir fällt es nicht mehr schwer, einkaufen zu gehen. Scheinbar hat sich auch meine Präsenz verändert, denn ich werde nicht mehr von allen Seiten angequatscht und wenn doch, macht es mir nicht mehr so viel aus.

    Irgendwann bin ich so sehr in meinen Rhythmus gekommen, dass ich gar nicht mehr von hier weg wollte. Indien ist so aufregend und bunt und jeden Tag darf ich mit so tollen Leuten verbringen und ich lerne noch mehr tolle Leute kennen.

    Jemand hat mal den Vergleich gezogen, dass das Leben in Deutschland und Europa zwar ganz wunderbar aussieht, es aber eigentlich eine Fassade ist, durch die man hindurch boxen kann und sich dahinter nur Leere befindet. In Indien hingegen wird dir schon alles auf der Straße präsentiert- die Farbe der Fassade blättert zwar schon ab, aber die Fassade ist stabil und hält stand.

    Und ich habe sofort verstanden, was damit gemeint ist und es war auch der Grund, warum ich am liebsten in Indien bleiben wollte. Auch jetzt macht mir das nach Hause kommen ein bisschen Angst. Ich habe das Gefühl, ich bin ein standfesterer Mensch geworden und mache mir nicht mehr so viele Gedanken um mein Image und meine Wirkung nach Außen. Allerdings ist das alles noch ein fragiler Zustand und ich mache mir Sorgen, dass ich diese neuen Erkenntnisse wieder verlieren könnte. Nichtsdestotrotz hat nach neun Monaten auch die Vorfreude auf Zuhause eingesetzt- meine Familie und Freunde wiedersehen, in meinem Lieblingskaffee den Tag vertrödeln, im Garten sitzen und einen riesigen Salat zum Mittagessen zu mampfen und wieder in meine geliebte Ballettschule zu gehen.

    Ich werde einiges an Indien vermissen, unter anderem das gute Wetter und die Motorradfahrten, aber ich werde versuchen, so viel wie möglich mit nach Deutschland zu bringen und die Herzlichkeit und das bedingungslose Geben in meinen Alltag zu implementieren.


  5. Der Beginn einer Reise

    27. August 2024 von Leonie Hamprecht

    (15.06.2024)

    Unvergessliche neun Monate in Auroville sind um. Inzwischen hat der Sommer begonnen. Dieses Jahr hat die Hitzezeit besonders früh angefangen, denn so richtig heiß wurde es schon im März. In viele Städten in Indien wurden in 2024 Hitzerekorde gebrochen. In Delhi beispielsweise ist die Temperatur auf 52 Grad hochgeschossen. In Auroville ist es zum Glück nicht ganz so drastisch, was vor allem an den in und um Auroville liegenden Waldgebieten liegt. Trotzdem ermattet mich die Hitze manchmal besonders nachmittags. Glücklicherweise setzen so langsam kühlende Sommerregen ein, die Gras und die Pflanzen herrlich wachsen lassen. Im botanischen Garten gibt es somit trotz Hitze also noch genügend zu tun. Was schön in der Sommerzeit ist, ist dass man an manchen Tagen den Garten nahe zu für sich hat, denn Besucher gibt es in dieser Jahreszeit nur wenige. Vor allem weil die Schulklassen, die sonst durch den Garten geführt werden Sommerferien haben. Ich genieße die Stille sehr. Neben der Gartenarbeit helfe ich manchmal in der Küche mit, was anfangs etwas Eingewöhnungszeit bedurfte, jetzt aber schon relativ routiniert funktioniert. Auch bei der Gartenarbeit hat sich mit der Zeit eine vertraute Routine etabliert, da ich inzwischen in allen Gärten gearbeitet habe und somit weiß was wo getan werden sollte. Ab und zu kommt ein neuer Freiwilliger für einige Zeit dazu, was eine schönen Zusatz bietet. Ich schätze die Abwechselung in meiner Einsatzstelle sehr. Gerade auch mit Rückblick auf den horticulture Kurs, an dem ich in den Wintermonaten teilnehmen durfte und der mich mehr über Wälder und Bäume verstehen lassen hat. Es war ein viermonatiges Programm, dass mir Einblicke in verschiedene Gebiete, wie beispielsweise Geologie, Entomologie, Arboriculture, Ökologie, Botanik oder Wiederafforstungsarbeit gegeben hat.

    Ich bin ziemlich dankbar, dass ich die Chance hatte, mich während dieses Jahres durch das Programm weiterbilden zu dürfen. Es hat meinen Horizont erweitert und mir Denkanstöße für meine Berufswahl gegeben. Im gleichem Maße bin auch dankbar für die praktische Gartenarbeit und dafür von den Ammas in der Küche zu lernen. Wenn ich jetzt zurückdenke, gab es sehr viel Abwechselung in meinen Tätigkeiten in der Einsatzstelle. Auch emotional habe ich viele Wechsel in meinem Auroville Jahr erlebt. Es gab so viele Freude, Ausgelassenheit, Phasen von Inspiration, von Kreativität, von Unsicherheit, von Angst, von Verbundenheit, von Glücklichsein und von Trauer.

    Was ein Erlebnis war, dass mir sehr nahe gegangen ist, war der plötzliche Tod eines Arbeitskollegens, den ich über die Zeit hier sehr ins Herz geschlossen hatte. Sein Tod hat alle, die im Garten arbeiten, sehr berührt. Für mich war es eine der ersten Konfrontationen mit dem Thema Tod in meinem nahem Umkreis. Trotz dessen, dass es sehr traurig und schmerzhaft war, habe ich mich von dem Team des botanischen Gartens aufgefangen und betreut gefühlt.

    Die Beerdigung meines Arbeitskollegens war wohl die schönste Beerdigung auf der ich jemals war. Die Sonne schien und über den mit Blumen verzierten Platz schallte leise Beatles Musik, welche er sehr mochte. Es kamen sehr viele Leute, alle in bunt, einige eingeschlossen mir haben geweint, viele standen einfach Arm im Arm da und haben sich gehalten, Kinder haben am Rand gespielt und in der ganzen Atmosphäre hing Trauer, aber zugleich auch eine Art Feierlichkeit für das Leben.

    Nach seiner Beerdigung pendelte sich langsam alles wieder zurück zu normal, zu Arbeit und Alltag und irgendwie überfiel mich eine Welle aus Krankheit und Uninspiriertheit. Ich glaube ich war dringendst urlaubsreif. Zudem war es eine gute Zeit der Hitze für einige Wochen zu entfliehen und kurzer Hand buchten mein Freund und ich ein Zugticket von Pondicherry nach Delhi, circa 2500 Kilometer innerhalb von zwei Nächten und einem Tag. Im Vorhinein fragten wir Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und alle möglichen Menschen von denen wir gehört hatten, dass sie aus Nordindien kommen oder schon mal dort gereist sind. Somit stellt sich eine grobe Reiseroute zusammen: Delhi, Manali, Jispa valley in dem Bundesstaat Himacal Pradesh und Leh und Nubra valley in Ladakh und ganz spontan, mitten in unserer Reise haben wir den Entschluss gefasst von Ladakh aus nach Kaschmir zu reisen. Als wir uns so durchfragen bekamen wir unheimlich viele Trips und Angebote, dass wir bei Familienmitgliedern unterkommen könnten. Mitte Mai standen wir dann schlussendlich an den Gleisen ausgerüstet mit unseren Backpacks und einer Menge Abenteuerlust. Ich könnte ganze Seiten voll schreiben mit dem was wir erlebt haben, jedoch besinne ich mich hier auf meine main-takeaways, die ich von unserer Reise erworben habe. Einmal habe ich realisiert, wie banal das auch klingen mag, das unsere Welt voll von hilfsbereiter, freundlicher Menschen ist. Wir sind auf so viel Gastfreundlichkeit gestoßen. Vor allem wurden wir in Dörfern oft eingeladen und so kam es, dass wir lediglich ein einziges Mal in der ganzen Zeit in einem Hostel gelandet sind. Zudem habe ich ein bisschen mehr Vertrauen in den Glauben, dass „alles schon wird“, gewonnen. So häufig sind wir aufgestanden und hatten keine Ahnung, wo wir in der Nacht schlafen, wie wir weiterkommen und was der Tag bringt und dennoch haben wir es immer geschafft. Für mich war diese Reise ein Augenöffner, wie ich zukünftig reisen möchte, dass ich mit Menschen in Verbindung seien möchte, über Kultur und ihr Leben lernen will, dass ich vielleicht einfach mehr fragen und den Moment leben möchte, denn wir haben ja eigentlich nie eine Garantie was als nächstes kommt.