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Meine ersten drei Monate

21. Februar 2023 von Malina Herbst

Jetzt ist Dezember weshalb ich wohl keine andere Wahl habe, als mich hinzusetzten, über meine erste Zeit hier zu reflektieren und all den Bums hier aufzuschreiben.
Mal schauen wie’s so wird…

Mit fünf Tagen Verspätung bin ich am 28. August in Chennai angekommen. Es war schön alle anderen aus der Gruppe wieder zu sehen und gemeinsam das Jahr beginnen zu können. Die erste Woche war ziemlich cool. Sie war voll von schön spannend Einblicken, Vorfreude, Plänen für die kommende Zeit und entspannten besuchen in netten Restaurants und Cafés.
Dann bin ich auch schon sehr schnell zusammen mit Lucy nach Sadhana Forest gezogen. Als Unterkunft bekamen wir beide eine kleine einfache Palmenhütte.
Es fiel mir ein wenig schwer, nach der ersten schönen Woche in Auroville nun so weit weg zu wohnen und räumlich getrennt von dem Rest der Gruppe zu werden. Dennoch bin ich sehr positiv und motiviert in meine erste Arbeitswoche gegangen.

Der Tag startete um 5:30 am Morgen mit einem Weckruf durch die ganze Community. Die Arbeit wird in zwei Schichten, sogenannten Sevas eingeteilt, welche für jeden Freiwilligen immer aus anderen Aufgaben bestehen. Die erste wird noch vor dem Frühstück durchgeführt. Sie besteht unter anderem aus dem Zubereiten des Frühstücks, dem aufräumen der Küche, dem Füttern der Kühe und dem Pflanzen von Bäumen im Wald. Um acht Uhr gibt es schließlich gemeinsam in der Mainhut ein sehr fruchthaltiges und leckeres Frühstück.
Während des Frühstücks wird jedem eine Aufgabe für die zweite Svea zugeteilt. Diese beschäftigt sich meistens mit dem Kochen des Mittagessens, Aufräumen oder der Feuerholz Beschaffung. Der Arbeitstag endet um halb eins mit dem Mittagessen.
Es war immer sehr schwer für mich jeden Tag so früh aufstehen zu müssen. Ich mag es einfach nicht mein warmes gemütliches Bett zu verlassen wenn es draußen noch stockdunkel ist..
Aber auf der anderen Seite ist es auch ein schönes Gefühl gegen Mittagszeit bereits viel geschafft zu haben und frei zu haben.
Über die ganze Woche verteilt wurde jeder Person noch extra Aufgaben zugeteilt. Dabei handelt es sich um weiter Aufgaben die nicht während der Seva-Zeit erledigt werden können aber dennoch wichtig sind, wie zum Beispiel das Kochen des Abendessens oder abends die Kühe zu füttern.
Als wir in Sadhana ankamen waren dort gerade um die 20 bis 30 Leute. Mit der Zeit wurden es mit ein paar Schwankungen immer mehr.


An sich gefällt mir die Idee einer solchen Community sehr. Ein gemeinsames Zusammenleben in der Natur mit vielen netten Leuten an einem so schönem Ort…
Doch bekam ich nach den ersten Wochen langsam das Gefühl, dass irgendwas fehlte oder nicht passte. In der Gesamtstimmung der Leute dort fehlte mir Harmonie und ein Gemeinschaftsgefühl. Auch habe ich mich schon bald von den vielen strengen Regel und die extra Sevas außerhalb der normalen Arbeitszeit sehr eingeschränkt gefühlt. Natürlich müssen in einem engen Zusammenleben mit viel Menschen Kompromisse gemacht werden, doch oft haben Regeln und Verhaltensweisen für mich dennoch einfach keinen Sinn ergeben. Beim Nachfragen bei long-term Freiwilligen oder dem Projektmanagern, blieb eine für mich plausibel Erklärung leider oft aus. Das verstärkte nicht nur mein Gefühl der eingetränkten Freiheit, sondern gab mir auch immer wieder das Gefühl, dass eigenständiges und kritisches Denken nicht erwünscht war.
Dieses schlechte Bauchgefühl machte es mir schwer in Sadhana Forest anzukommen und mich gut zu integrieren und einzubringen.
Auch stellte es sich nach ein paar Wochen als sehr anstrengenden heraus, dass immer so viele Leute kamen und gingen die wenigsten länger als ein paar Tage oder Wochen blieben. Es ließen sich so kaum gute Beziehungen aufbauen und bald hörte ich auf Interesse an den neuen Freiwilligen zu haben, was ich eigentlich sehr schade finde.

Nach ein wenig mehr als einem Monat waren Lucy und ich uns einig; wir wollten beide dieses Jahr nicht weiter in Sadhana Forest verbringen. Glücklicherweise war es uns möglich im November umziehen und ein neues Projekt anzufangen.
Seitdem wohnen wir nun auf dem Gelände der Udavi School und ich arbeite im botanischen Garten. Ich bin sehr glücklich über die Veränderung. Nicht nur fühle ich mich in meiner neuen Wohnsituation viel wohler, sondern ich gehe gerne zu meiner Arbeit. Diese fängt glücklicher Weise erst um halb acht an, also nach Sonnenaufgang…
Der botanische Garten besteht aus vielen verschiedenen kleinen Gärten, in denen jeweils eine oder mehrere verantwortliche Person arbeiten. Zusammen mit Sarah, Hanna und Romi helfen ich jeden Tag in einem der Gärten mit. Mal rupfen wir dabei Unkraut, mal befreie wir Bäume von Schlingpflanzen, bepflanzen einen Weg oder reparieren einen Zaun. Ich mag es ein wenig überall zu arbeiten. So bekommt man schnell einen guten Überblick über den ganzen botanischen Garten und lernt die anderen Leute gut kennen. Ich habe zuvor noch nie in einem Garten gearbeitet und bin froh, dass es mir bis jetzt Spaß gemacht. Klar, ist es manchmal anstrengend, wenn man zum Beispiel lange Zeit in der heißen Sonnen kniet, von Moskitos zerstochen wird und sich die Knie und der Rücken anfühlen als wär man selbst plötzlich um vierzig Jahr gealtert. Doch ich fühle mich dabei auch sehr produktiv und kann schnell die Fortschritte meiner Arbeit sehen. Das macht mich sehr glücklich.
Auch der Garten ist einfach sehr schöne und es macht Spaß jeden Tag durch all die verschiedenen kleinen Gärten zu laufen und das Gefühl zu haben Teil an der Erhaltung dieses Ortes zu sein. Trotzdem hoffe ich auch das wir mit der Zeit noch ein paar größere Aufgaben bekommen oder eigene Projekte verwirklichen können. Ich habe auf jedenfalls schon ein paar Ideen.


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