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  1. LÄCHELN UND WINKEN

    November 23, 2023 by Laura

    Huhu, da sind wir wieder. Wer mit wir an dieser Stelle gemeint ist, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau, vielleicht die Stimmen in meinem Kopf oder meine Leser*innen und ich… naja.

    Zeit mal wieder etwas zu schreiben, in den drei Monaten hat sich dann doch so einiges angesammelt. 
    Kleine Warnung oder eher Information: Einige folgender Beschreibungen -so munkelt man-, mögen überspitzt dargestellt sein.

    Zuerst muss ich ganz nach deutschem Klischee über das Wetter schreiben. So muss das schließlich sein. Später als angekündigt startete um Halloween der lang und gespannt erwartete Monsun. Bisher hat er mich nicht sonderlich umgehauen, da erwarte ich noch etwas mehr. Das Wäschewaschen oder eher Trocknen, hat jedoch schon so seine Tücken. Da muss man das Regenrisiko gut einschätzen können, sonst muss der Fan die fehlende Energie der Sonne ausgleichen. Bisher haben wir das aber sehr gut getaktet bekommen und eine Nachwäsche durch den Monsun blieb bislang aus… Damit das Fahrradfahren nicht zur Schlammschlacht wird, packe ich mich in Regenjacke und -hose ein und watschel wie ein Pinguin herum. Ich kann euch sagen, dass diese Plastkschicht nicht gerade das ist was man bei 25-30 Grad Celsius gerne auf der Haut spürt. Wenn ich mich aus meinem Anzug kämpfe, frage ich mich warum ich den überhaupt brauche, wenn er innen genauso nass wird wie außen. Eine ernsthafte Einschränkung durch das Klima ist, dass man nicht mehr so oft auf die Tennisplätze darf. Deshalb muss ich noch weiter vorlieb mit der Wand nehmen, wobei ich mit Stolz sagen kann, dass ich mitlerweile sowohl Vor- als auch Rückhand perfektioniert habe.

    Bei meiner Arbeit hatte ich vor ein paar Wochen ein Gespräch mit Chandrah und Neha, in dem wir uns darüber unterhalten haben, was mich interessiert, was ich lernen möchte und wo meine Hilfe vielleicht gebraucht wird. So konnte ich nochmal bestätigen, dass ich gerne weiterhin kreativ arbeiten möchte. In Zukunft werde ich die Adobe Programme zu nutzen lernen in Bezug auf Design. Auf der anderen Seite werde ich Fotografie und Photoshop lernen. Ein Projekt auf das ich mich sehr freue, ist das Bemalen der Außenwand an der Treppe, bei dem ich helfen darf.

    Vor und nach dem Gespräch habe ich weiterhin am Computer an Illustrationen für Social Media gearbeitet – vielleicht sollte ich zu meinen Berufwünschen Kinderbuchillustratorin hinzufügen :).

    Nachdem leider der Laptop kaputt gegangen war, musste ich ganz oldschool auf analog umsteigen. Das stellte sich für mich als positive Wendung heraus. Das Team war so begeistert von meinem Bleistiftzeichnung einer Kuh, dass ich in der gleichen Woche nach Pondi geschickt wurde, um Material zum Zeichnen zu kaufen. Das war eine ordentliche Herausforderung – das erste Mal alleine mit dem Bus nach Pondi, aber alles gemeistert!

    Ich bin ehrlicherweise ganz froh darüber, erstmal ohne Laptop zu arbeiten, weil mit Stiften und Farbe zu malen ist für mich deutlich leichter als am Computer.

    Außerhalb der Arbeit habe ich mitlerweile schon einige feste Aktivitäten in die Woche integriert. Samstags und mittwochs gehe ich jetzt in das Studio von Nele, um mich künstlerisch etwas auszuprobieren und neue Sachen zu lernen. Man könnte zwar meinen, sechs Stunden fünf Tage die Woche zeichnen, illustrieren und malen wären genug, aber dem ist allen Anschein nach nicht so. Besonders viel Spaß hat mir zum Beispiel das Modellieren eines Kopfes aus Ton gemacht (dient später als Modell zum Portraitzeichnen), was sooo viel schwieriger ist als gedacht. Denn wenn man erstmal die ungefähren Maße eines Kopfes hatte, musste man noch verhindern, dass nachher ein grumpy alter Mann oder Gollum rauskommt (natürlich nur, wenn das nicht das Ziel ist :)) Mein schöner Glatzkopf hat die Metamorphosen von Gollum und grummeliger Senior auch durchmachen müssen und ist nun mit überdurchschnittlich großen Augen und einer traurigen Seele vollendet. Aber wie Rosa immer gerne zitiert: „Machste nix, steckste nicht drin!“

    Mittwoch- sowie Donnerstagabend radel ich dann zur Chorprobe, in der ich meine Stimme dann rauslassen kann. Zuhause muss ich mich da etwas zurückhalten, denn man möchte seine Mitbewohner nicht komplett abschrecken… ob ich mich daran halte, steht auf einem anderen Blatt, manchmal überkommt es mich einfach.

    Ansonsten spiele ich weiterhin an den freien Nachmittagen Tennis oder Volleyball oder gehe Bouldern.

    Dank Andy hat sich auch einer meiner größten Wünsche erfüllt: Für das Jahr habe ich ein Keyboard ausgeliehen bekommen, das zu meinem Erstaunen identisch mit dem ist, welches ich zuhause stehen habe.

    So ertönen someist in den Abendstunden die sanften Klänge entspannender Klaviermusik aus dem Zimmer (Meinungen gehen hier auseinander). Manchmal kommen jedoch auch die nervtötenden Übungssessions dazwischen, in denen zwei Takte so oft wiederholt werden, dass man mir vermutlich das Keyboard gerne gleich wieder abnehmen würde. Sorry an dieser Stelle ganz besonders an Anjana, die zusätzlich noch meine Gesangseinheiten den Tag über aushalten muss. 

    Was mich hier wirklich regelmäßig überrascht, ist, dass alles unglaublich schnell dreckig wird. Ob es die Füße sind, die durch den roten Sand mittlerweile eher eine orange Farbe angenommen haben oder die Wohnung. Andererseits arbeite ich wohl -was die Wohnung angeht- nicht sehr effizient. Beispielsweise habe ich erst nach zwei Monaten gemerkt, dass man vielleicht beim Fegen mit einem Besen, der eh nur so 10% von dem mitnimmt, was er wegfegen soll, nicht noch zusätzlich den Fan anhaben sollte. Ameisenhirn ist an Start.

    Apropos Ameisen, lästige Viecher. Irgendwann habe ich meinen Lieblingsspruch entwickelt- alle Veganer und andere sensible Leser*innen bitte kurz überlesen- : „Roll it and kick it!“ Hilft ganz sicher :). Der gilt aber auch nur bei den ganz kleinen Ameisen, die einen ständig irgendwo beißen, denn die großen werden nur gekickt.

    Bei diesen Tieren habe ich jegliches Feingefühl und vor allem Gewissen diesen Lebewesen gegenüber verloren… ob es darum geht die Ameisen in der Schüssel einfach im Spülbecken herunterzuspülen oder sie erst mit dem Lappen einzusammeln. Irgendwie wird man sie aber trotzdem nicht los, denn -wie bei der Hydra- killst du eine, kommen gleich zwei neue.

    Nicht weniger freundlich werden Mücken behandelt. Denn wenn man schon das unheilbringende Insekt auf seiner Haut spürt, hilft nur noch ein beherzter Schlag und die Hoffnung, dass dieser für die Mücke unerwartet kam. Obwohl ich fleißig indisch esse, lassen die Mücken noch nicht von mir ab. Weder Drohungen noch lange Hosen haben ihnen was an. Sie scheinen eher Spaß daran zu haben mich an bestimmten Stellen ganz besonders zu belästigen, wie Knien, Füßen oder meinen Allerwertesten. Frechheit! – Mehr fällt mir dazu nicht ein-  Vielleicht muss ich mich mal mit ihnen an einen Tisch setzen und einen Deal ausmachen. Bisher habe ich leider noch kein konkretes Angebot an sie. Falls es da Vorschläge gibt, gebt sie bitte an mich weiter, da wäre ich sehr dankbar.

    Auf der Arbeit ist man doch sehr besorgt und ich habe schon eine intensive Brainstormsession hinter mir, deren Ergebnisse im Laufe des Gesprächs immer interressanter wurden. Die Vorschläge reichten von Blutgruppe ändern (hat sich erledigt, da ich schon die am wenigsten präferierte habe) zu unter einem Mückennetzzelt auf dem Balkon sitzen. Romantischer geht es ja wohl kaum: Ein Kokon im Kerzenschein …

    In Folge eines anwendbaren Vorschlags darf ich jetzt jeden Morgen einen Löffel Apfelessig genießen und das kann ich wirklich jedem empfehlen, der sich gerne mal die Speiseröhre wegätzen möchte. Auf diese Routine freue ich mich schon jeden Morgen. Insgesamt habe ich auch schon fünf oder sechs Salben angesammelt gegen Stiche. Da das nun wirklich zu viel Auswahl ist, würfel ich jeden Morgen, ob ich gelbe oder rosa farbige Salbe auf meinem Bein verteilen soll. Wenn ich jeden Stich einzeln behandle bin auf jeden Fall eine Weile beschäftigt.

    In meiner kleinen Nursery Station gedeihen die Pflanzen prächtig, zumindest die, die es so weit geschafft haben. Kleine Gedenkminute für alle, die es nicht geschafft haben….. so das reicht jetzt!

    Mein Dattelprojekt musste ich leider aufgeben, getrocknete Kerne sind wohl schon zu geschädigt. Vier Avocados stehen beim mir vor der Haustür und zwei warten drinnen noch auf ihren Umzug. Eine Avocado hat mir etwas Sorgen gemacht, da sich Tiere in ihren Stamm eingenistet haben. Ich war aber schnell genug mit meinem Taschenmesser am Start und habe ihr einen Neuanfang ermöglicht, den sie dankend angenommen hat. Sehr gespannt bin ich auf meine kleine Mango, die bisher gut wächst.

    Auf meiner Liste steht auf jeden Fall noch die Aufzucht einer Eggfruit (Update: warte auf das Keimen) Und ja Lola, ich ziehe die Pflanzen auf, obwohl ich in dem Jahr keine Früchte ernten werde…

    Vor zwei Wochen waren wir zu acht in Thiruvanamalai. Ich bin immer noch erstaunt, wie wir es in den Bus und auch wieder rausgeschafft haben und am richtigen Ort gelandet sind..

    Naiv wie ich bin, dachte ich bei der Bezeichnung Höhle an eine richtig ordentliche Höhle- ich glaube das brauche ich nicht ausführen, jeder weiß was ich meine…- Aber wir sind ja schließlich in Indien an einem heiligen Berg. Und wer hätte es gedacht, die „Höhle“ war ein MiniRaum in einem Stein, in der es weder Atemluft noch die heiß ersehnte Abkühlung gab. Eher im Gegenteil – das Ding war ein Ofen, in dem man Meditieren kann. Da drin machte die Hitze mich so müde, sodass ich wieder raus floh, bevor mich der Schlaf übermannte.

    Den Bus für die Rückfahrt zu finden gestaltete sich sehr spannend. Wir befanden uns auf einem riesigen unübersichtlichen Platz voller bunter Busse und mit voll meine ich rippelrappel voll -kein vorankommen möglich-. „Pondicherry?Pondicherry?“, wildes Rumgewinke und Kopfgenicke haben uns dann zum richtigen Bus geführt, der es wider Erwarten auch heil aus der verkeilten Ansammlung an Bussen mit viel Gehupe und großen Menschenmassen heraus geschafft hat.

    Auf jeden Fall haben wir himmlisch gegessen, die Basis für gute Laune und einen erfolgreichen Trip.

    Nach dieser noch anfängerfreundlichen Kostprobe indischer Stadt, wussten wir die Ruhe von Auroville noch etwas besser zu schätzen.

    Updates zum letzen Blogeintrag: Ich habe es jetzt auch endlich mal geschafft den Curd (Joghurt) wegzulassen und auch auf Erdnussbutter muss ich wohl leider leider verzichten.

    Beim Thema Führerschein bleibt es weiterhin spannend, denn wie die Beantragung darf auch die Prüfung nicht reibunglos verlaufen. Beziehungsweise ich war noch nichteinmal da, weil es nochmal bei mir zu Dokumentenkuddelmuddel kam. Mhhh…Zufall oder Wink des Schickals?!? Aber glücklicherweise habe ich es nicht eilig, da mir mein Drahtesel weiterhin sehr ergeben ist.

    Endlich kann ich auch sagen, dass ich die dicke Kamera samt Teleobjektiv nicht umsonst mitgenommen habe. So hatte ich schon einige Stunden Spaß Nahaufnahmen von sämtlichen Tieren zu machen. Und ein wunderschöner Schnappschuss von Lola wie sie vor einem Affen flieht, der ihr unglaublicher Weise nicht die Hand geben wollte. Aus Datenschutzgründen darf ich dieses Bild leider nicht veröffentlichen.

    Und zuletzt: Props gehen noch an meinen Boxball. Dieser besteht aus einem an einer Schnur befestigten kaputten Tennisball, der nach einem Monat noch immer tapfer meine Aggressionen aushält.

    Immer schön dran denken:

    Lächeln und winken, Jungs (und alle anderen Leser*innen), einfach lächeln und winken !


    Good morning and in case I don’t see ya, good afternoon, good evening and good night. I‘m out. Man sieht oder meistens eher hört sich!


  2. Vom Küken zum Ästling – der erste Monat

    September 23, 2023 by Laura

    Ich kann es kaum glauben, aber heute ist der erste Monat in Indien rum und ich kann gar nicht sagen, ob mir die Zeit kurz oder lang vorkommt. 

    Als ich nach zwei Tagen ohne Schlaf endlich aus dem Partybus ausstieg, befand ich mich in Auroville am IsaiAmbalam Guesthouse. Die schwüle Luft außerhalb des klimatisierten Bus traf mich sogleich. In diesem Moment habe ich das erste Mal meine Entscheidung – ein Jahr in Indien zu verbringen – ernsthaft hinterfragt. Aber um viel darüber nachzudenken, war ich zu müde… 

    Glücklicherweise hatten wir noch Zeit um uns auszuruhen, bevor die Einführungswoche anfing. Ab diesem Moment war mein Kopf auf Autopilot und ich bin nur noch mit großen Augen und Ohren der Gruppe hinterhergestolpert bzw. hinter der sich durch Straßen und über rote Sandwege hingurkende Fahrradschlange her gestrampelt.

    Sehr im Gedächtnis ist mir der Besuch des Matrimandirs geblieben, weil mich das Gebäude sehr beeindruckte und es mir trotzdem doch sehr paradox erschien – aber das ist eine andere Sache. Während wir im Meditationsraum saßen, betrachtete ich fasziniert die Architektur, die mich am ganzen Bauwerk fesselte. Nach einer Viertelstunde des Sattsehens meldete sich mein Bauch lautstark und verlangte nach etwas zwischen die Zähne. Zur Meditation kam es da bei mir folglich nicht.

    Nach einer Woche Schonzeit wurden wir dann aus dem sicheren Nest geschubst und flügge wie wir waren, bezogen wir unsere WGs. Als Ästlinge zogen wir nun auf eigene Faust los und stürzten uns wagemutig in den indischen Verkehr. Hinter großer Geräuschkulisse und unter protestierendem Hupen von allen Seiten nahmen wir vorerst unseren Platz als rangniederes Drahteselvolk ein. 

    Mein Orientierungsbewusstsein hat sich nach einem ersten Schock endlich dazu entschieden Anfang der zweiten Woche endlich zur Rettung zu kommen und nun hangel ich mich an ein paar Fixpunkten wie Solarkitchen, Visitor Center und TownHall entlang.

    Um mich ganz einem -meinem ganz besonderen :)) – Drahtesel zu verpflichten, ging ich auf Fahrradsuche. Das Schicksal meinte es wohl gut mit mir, denn ich konnte flott ein gebrauchtes Fahrrad erstehen, welches meine Anforderungen noch übertraf. So viel Müßiggang war mir dann doch nicht vergönnt, denn anschließend kostete mich das Fahrrad viel Zeit im Aurovelo. Dafür schnurrt es jetzt auf den Sandwegen nur so dahin – Update: Schon wieder ein Platten-.

    Um mir alle Möglichkeiten offen zu halten, wollte ich trotzdem den Motorradführerschein machen. Da hatte aber wohl jemand etwas dagegen, denn als mein Foto gemacht werden sollte -wofür wir den kompletten Vormittag gewartet hatten-, wurde ich wieder weggeschickt, weil etwas mit meinen Dokumenten nicht stimmte…aber auch die Motorräder selber scheinen mich loswerden zu wollen – bei den Übungsfahrten mit Andy und Gabi habe ich mich bei beiden Motorräder verbrannt -.

    Bin ich froh ein Fahrrad zu besitzen – noch!

    Schneller als erwartet wurden wir vom Alltag überrumpelt, denn der erste Arbeitstag bei WasteLess rückte immer näher. Hier startete ich mit zwei neuen Mitarbeiter*innen das Orientierungsprogramm, um eine Wissensbasis zu den durchgeführten Projekten aufzubauen. Dabei gingen wir die Lernmaterialien für die Schüler durch zu Themen wie Mülltrennung, Plastik und Mikroplastik.

    Zu dem Programm gehörten einige Dokumentationen, die mich besonders in den Bann gezogen und nachhaltig beschäftigt haben. Zwar deprimierte mich die Aussichtslosigkeit zunächst und ich habe wie so oft eine Hilflosigkeit gegenüber der sich stets ins negative entwickelnden Situation gespürt. Aber gleichzeitig wurde mir bewusst, warum ich in diesem Projekt gelandet bin und dass man hier das Problem an der Wurzel packt.

    Denn WasteLess sieht die Chance auf Veränderung in der Bildung der Kinder, unserer Zukunft. Denn sie können leichter als Erwachsenen ihr Verhalten nachhaltig verändern und das neu erlangte Wissen aus der Schule heraus in ihr soziales Umfeld bringen. Sie lernen spielerisch beispielsweise, wie sie Müll richtig trennen, welche verschiedenen Arten von Plastik es gibt oder wie viel Mikroplastik jeder Mensch pro Monat zu sich nimmt. Das hat mir wieder Hoffnung gegeben und so konnte ich mit vollem Optimismus und Idealismus in die Thematik eintauchen.

    Nach der Einführung durfte ich mit kleinen Designaufgaben starten, die sich gar nicht wie Arbeit sondern eher wie Ausleben eines meiner Hobbys anfühlen. Im Team herrscht eine unglaublich entspannte und offene Atmosphäre, in der man sich nur wohl fühlen kann. Ich bin sehr gespannt, was ich dem Projekt beitragen kann.

    Es hat sich auch schon etwas Routine in den Alltag eingeschlichen, wie gemeinsames Frühstück und Abendessen zuhause (zum Abenteuer wird das Kochen bei Stromausfall mit Stirnlampe) und Mittagessen in der Solarkitchen mit den anderen.

    Da Lola auch im Recenter arbeitet, machen wir uns meist zusammen auf den Weg. Nach der Arbeit geht es entweder zum Tamilunterricht oder zu Certitude um Volleyball oder Tennis zu spielen. Nach sechs Stunden alle Kreativität aber auch Geduld zusammenkratzen, tut die körperliche Anstrengung richtig gut. 

    Dann stehen Rosa und ich vor der roten Wand und ballern den gelben Ball immer und immer wieder dagegen. Rosa übt ihre Vorhand, ich meine Rückhand. Hin und wieder kommt dann ein äußerst zuvorkommender, erfahrener und natürlich selbsternannter Tennisprofi und erklärt Rosa, wie man den Schläger hält und richtig schlägt- da hat jeder seine eigene Interpretation-.

    Eine große Gefahrenquelle bilden die vielen Kinder. Deshalb muss man aufpassen, dass man einem von ihnen nicht ausversehen den Kopf vom Hals pfeffert, weil sie zum wiederholten Mal plötzlich durch das Feld flitzen. 

    Besonders freue ich mich darauf im Oktober dem Chor beizutreten. Paula hat mich schon zu einer Probe mitgenommen, aber ein Konzert innerhalb von vier Wochen, war dann doch etwas zu viel verlangt.

    Vielleicht finde ich auch noch einen Ort, an dem ich Klavier spielen kann…

    In meinem Zimmer habe ich mich schon eingelebt. Zum Schlafen begebe ich mich in mein Himmelbett aus Mückennetz und bilde mir ein Gefühl von Überlegenheit gegenüber der Viecher ein, die mich gerne stechen würden. Um das Zimmer mehr zu meinem zu machen, habe ich Bilder aufgeklebt, die sich jetzt schon anfangen zu kräuseln und aus Tontöpfen, Glas und Holz habe ich einen Tisch und zwei Hocker gewerkelt. Hier gibt es dann immer Frühstück und Abendessen, wobei man etwas aufpassen muss, da die Tontöpfe gerne mit einem drauf umkippen. Aber einrichtungstechnisch muss hier noch viel passieren, vielleicht ein paar Muschelgirlanden, ein Wandtuch und ähnliches.

    Zur Zeit ziehe ich fünf Avocadopflänzchen groß und zwei wachsen munter. Da brauche dringend noch Inspiration für Namen…

    Seit ich hier bin, könnte ich Hymnen an das Essen komponieren und den ganzen Tag davon schwärmen. Essen macht mich eigentlich immer glücklich, aber hier wird das Potential voll ausgeschöpft. Die Schärfe mundet hervorragend und meine Geschmacksknospen jubeln.

    Glücklicherweise habe ich – im Gegensatz zu den anderen- noch keinen Reiskollaps, allerdings muss ich wohl zukünftig auf meinen geliebten Joghurt mit Sirup als Nachtisch verzichten, da mich mein Körper daran erinnert hat, dass ich Laktose gar nicht vertrage…

    Von den heimischen tierischen Verwandten wurden wir angemessen in Empfang genommen. Kühe, die bei Nacht mitten auf der Straße pennen, oder Hunde, die entweder ganz verrückt nach Krauleinheiten sind oder einen bei jeder Gelegenheit ausbellen, gehören zum Alltag.

    Auf mich hatte es besonders einer der Udavihunde abgesehen, doch mit Keksen haben wir uns etwas angefreundet. Auch bei unserem ersten Strandbesuch durften wir schon zu unserer Freude Bekanntschaft mit Quallen machen. Ein Gewitter und eine Invasion von Skorpionen bei der PizzaNight durfte da natürlich auch nicht fehlen.

    Wie nicht anders erwartet, sind die Mücken hier ganz entzückt von mir und bedienen sich üppig. Ich bin da nicht weniger angetan und tue meine Dienste indem ich meine Beine innerhalb der ersten Wochen in eine Kraterlandschaft verwandelt habe. Da wir jetzt aber endlich Internet in der Wohnung haben, muss ich nicht mehr zur RushHour raus zum telefonieren und muss mich jetzt nur noch mit den kleinen Miniviechern von Ameisen abfinden, die trotz des Mückennetzes ihren Weg zu mir finden.

    Bei unserem Einzug haben wir wohl eine große Ameisensekte so sehr verärgert, dass sie uns nun terrorisieren, koste es was es wolle (Opfer durch das Ameisenpulver, noch größere Horde nimmt Angriff auf uns). Eine andere Theorie wäre, dass sie uns anhimmeln, da wir so unglaublich vorzügliche Dinge in der Küche lagern. Das erklärt aber nicht, was sie unter die Tastatur des Laptops suchen.

    Wir haben auch ein paar Geckos zur Untermiete, die auch mal gerne in unserer Biotonne wohnen und bei unserem Anblick vor Schreck heraushüpfen.

    Die Kurzzeitbesucher wie die TausendfüßlerRaupendinger oder Berts (kleine dicke Käfer, die einfach vom Himmel fallen) sind dagegen eine willkommene Abwechslung, wenn auch ebenso unerwünscht. Es gibt aber auch sehr viele Tiere, die ich sehr gerne mag, beispielsweise die runden schwarzen Käfer mit den Punkten.

    Ich freue mich auf alles, was noch so kommt und bin gespannt, was das Jahr so bringen wird… :))

    Danke an Muna und Nora für die tolle Vorbereitung, kulturell und mental, für das Jahr in Auroville! <3

    Danke an Gabi, Andy und Jürgen für die spannende Einführungswoche und die fürsorgliche Unterstützung bis jetzt und in Zukunft! <3