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  1. Ein letztes Mal…

    August 13, 2018 by Mira

    Soll es jetzt wirklich schon ein Jahr her sein, dass wir kleinen, unerfahrenen Küken nach Indien geflogen sind, um einen Freiwilligendienst in Auroville zu absolvieren? Nicht ahnend, auf was wir uns mit Auroville einließen, welches nicht Indien, sondern eine eigene Welt für sich ist, kamen wir also hierher. Und wir haben definitiv mehr gemacht, als nur als volunteers in Indien gearbeitet. Wir sind ein Teil von Auroville geworden, haben dort gelebt, gelernt, geliebt und sind aufgeblüht. Schwerlich nur kann man ein Jahr lang dort leben und als dieselbe Person zurückkehren. So viele Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse macht man dort. Davon unberührt bleibt keiner.

    Und nun heißt es auf einmal schon Abschied nehmen. Viel zu schnell ist das Ende herangerückt. Wie viele erste Male wir hatten, so viele letzte Male hatten wir nun. Ein letztes Mal mit dem Motorrad ohne Helm und barfuß durch das internationale Dorf, ach nein, den Wald namens Auroville brausen, beinahe einen Pfau umfahren und im Slalom um all die Kühe herumfahren. Ein letztes Mal sich am wunderschönen Kontrast von roter Erde, grünen Pflanzen und strahlend blauem Himmel ergötzen. Ein letztes Mal durchs chaotische Pondicherry fahren und auf der Promenade den salzigen Wind die Haare zerzausen lassen. Und natürlich auch ein letztes Mal sich mit all seinen Freunden und Bekannten treffen, ob auf Arbeit, beim Tango oder zum gemeinsamen Kochabend.

    Es war ein wundervolles, bereicherndes Jahr. Nicht mit Sehnsucht und Trauer blicke ich darauf zurück, sondern voller Dankbarkeit. Und mit Freude, mal wieder in Deutschland sein zu dürfen und ein neues Kapitel in meinem Leben einschlagen zu können, steige ich jetzt in den Flieger Richtung Deutschland.

    Discipline Farm

    Im Walde…

    An seinem Geburtstag war ich bei der Familie eines Freundes. Habe dort mehrere Tage verbracht im Urlaub und wurde wie eine Tochter behandelt. In indische Familien wird man relativ schnell als neues Familienmitglied aufgenommen

    Ein letztes Mal meine Familie in Pondicherry besuchen und reichlich mit indischen Süßigkeiten beschenkt werden, die ich mit meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland teilen soll…mal sehen, wie viel davon wirklich in Deutschland ankommt😉😋


  2. Indische Millionenstädte

    Juli 2, 2018 by Mira

    Indien hat über eine Milliarde Einwohner und immer mehr Millionenstädte sowie auch einige Megacities. Und auch wenn die Bundesstaaten einige Unterschiede in ihren Traditionen aufweisen, so ist doch all diesen riesigen Menschenansammlungen etwas gemein: Wie auch in Deutschland haben indische Städte einen alten Stadtkern. In diesen traditionellen Vierteln mit ihren engen, überfüllten, lebendigen Gassen findet man typische Märkte und Geschäfte und Menschen, die an ihrer indischen Lebensweise festhalten. Dem gegenüber stehen die modernen Vorstadtorte, in denen die (Wohn-)Hochhäuser nur so aus dem Boden sprießen und ein westlicher Lebensstandard herrscht mit allem drum und dran. Ebenfalls findet man in jeder großen Stadt Slums sowie Villenviertel. Indische Millionenstädte sind geprägt von starken Gegensätzen direkt nebeneinander. Lediglich der laute, chaotische Verkehr ist überall der gleiche ;P Dieser wird übrigens dadurch versucht zu entlasten, indem man über den ehemaligen Hauptstraßen noch eine Art Autobahn, also zweite Straße, baut. Und obwohl man nun auf zwei Ebenen fahren kann, ist der Verkehr, meiner Meinung nach, immer noch ziemlich dicht.

    Nun habe ich im Juni einige Wochenendtrips gemacht und eben vorrausgegangendes in all den besuchten Städten feststellen können. Doch irgendwo weist jede Stadt aber auch eigene Merkmale auf (oder ich habe sie nur in diesen Städten festgestellt):

    Chennai aus der Luft. So sieht es aus, wenn mehr als 8 Millionen Menschen zusammen wohnen und leben…

    Nach Chennai sind Camilla und ich zusammen mit dem Motorrad gefahren. (Und manchmal war ich auch schon aufgrund meiner Arbeit dort). Was mir ziemlich stark in Erinnerung geblieben ist, sind die vierspurigen (je Fahrtrichtung!) Straßen, die nach Chennai hinein geführt haben und die unverständliche Straßenverkehrsführung. Auch waren die Flüsse stark verschmutzt mit allerhand Müll und Unrat. Doch hier in Chennai habe ich auch zum ersten Mal in Indien (außerhalb von Auroville) Läden gesehen, die organische, regionale Lebensmittel verkaufen. Ein paar Eindrücke aus der Altstadt:

    Das Charminar

    In Hyderabad habe ich einen Bekannten, den ich auf dem Tango Festival in Auroville kennengelernt habe, besucht. Er wohnt zusammen mit seinem Bruder in einem Vorort, wo die mehrstöckigen Wohnhäuser so schnell in die Höhe gezogen werden, dass die Regierung gar nicht mit dem asphaltieren der Straßen hinterherkommt. Hyderabad zeichnet sich als eines der IT-Zentren Indiens aus und das spiegelt sich auch in den Namen der neuen, modernen Vorstadtorte wieder, die solche Namen wie Cyberabad oder Hitex-City tragen. Doch dieses rasante Stadtwachstum zieht natürlich auch Probleme mit sich. Viele Städte und Orte in Indien haben Probleme mit Wasserverschmutzung, doch bei Hyderabad kommt zusätzlich noch hinzu, dass es sowieso in einer Region mit Wasserknappheit liegt. Deshalb gehören hier riesige Wassertransporter zum alltäglichen Straßenbild. Typisch für Hyderabad sind übrigens noch – verglichen mit Tamil Nadu –  ein ziemlich hoher Anteil an Muslimen sowie die fleischhaltige Küche.

    Die Hochhäuser am Horizont markieren die modernen, wesltich orientierten Vorstadtorte

    Mein Gastgeber in Hyderabad

     

     

     

     

     

     

     

     

    Bangalore ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Indiens und man merkt der Stadt an, dass sie Probleme hat, auch ihre Infrastruktur entsprechend schnell auszubauen und zu modernisieren, wie Jola und ich zwei Tage lang intensivst feststellen durften. Ich fand die Stadt vergleichsweise dreckig und auch wenn sie viele grüne Parks hat (in denen morgens von vielen Sport betrieben wird), so sind die Straßen umso müllüberzogender und stinkender. Dieses rasante Stadtwachstum kam u.a. mit dem IT-Boom einher, der auch den westlichen Lebensstil mit sich brachte. Geschichtlich hat Bangalore nicht allzu viel zu bieten, dafür findet man hier moderne Kunstgallerien, Theater und riesige Shopping Malls. Wenn man monatelang in einem Dorf im ländlichen Indien gewohnt hat und auch nur eine „Kleinstadt“ neben an hat, dann wirkt das alles doch sehr beeindruckend auf einen und man fühlt sich schnell in den Westen zurück versetzt. Entsprechend hatten wir auch Erwartungen, die jedoch teilweise enttäuscht wurden. Irgendwo bleibt Indien doch Indien und man sollte es daher nicht immer mit dem (vergleichsweise) ziemlich genau nehmenden Westen vergleichen. Eine Sache jedoch, die mich überrascht hat, war das Verhalten der Inder auf den Bahnhöfen der relativ neuen Metro von Bangalore. Wenn ein Zug einfuhr standen Dutzende von Indern entsprechend der Linien auf dem Boden in mehreren, langen Reihen, damit ein geordnetes Ein- und Aussteigen möglich ist. Die flughafenmäßigen Sicherheitskontrollen in den Eingangsbereichen der Bahnhöfe wurden jedoch (wie zu erwarten) typisch indisch nicht sehr ordentlich durchgeführt. Zu letzt fand ich noch die vielen Greifvögel in bzw. über Bangalore auffällig. Die finden hier wohl ausreichend Nahrung wie z.B. Ratten, von denen wir auch recht viele gesehen haben.

    Im Bangalore Palace verschmelzen die verschiedensten Stile – z.B. gotische Bogengänge mit Jugendstilgeländer und typisch indisch alles farbenfroh angemalt.

    Ein alltägliches Straßenbild in Indien und besonders in Bangalore


  3. An die nächste Generation…

    Juni 25, 2018 by Mira

    …hallo nächste Weltwärts-Generation! Auf der folgenden Seite bieten wir euch unsere zur Zeit benutzten Motorräder zum Verkauf an: Bikes. Im Laufe der nächsten Wochen werden noch weitere hinzukommen. Falls ihr euch fragt, ob ihr wirklich eines braucht oder wie man es am besten in Stand hält, dann werdet ihr auf derselben Seite auch fündig.


  4. Gewohnheit

    Juni 19, 2018 by Mira

    Nur noch knapp 2 Monate hier in Auroville, Indien. Eigentlich möchte man noch gar nicht gehen. Die letzten 10 Monate seines Lebens hat man hier verbracht, sich eingelebt, ein neues Leben aufgebaut und sich weiter entwickelt. Man hat ein neues zu Hause gefunden, an welchem so einige Dinge anders sind als in Deutschland. Doch erst jetzt, im Zuge der immer präsenter werdenden Rückkehr nach Deutschland, fällt einem auf, was hier Normalität ist und in Deutschland (bisher) für einen eben nicht.

    Klar, Essen und Kleidung sind hier nur mal anders. Frauen, die farbenfrohe Saris tragen, und Männer in ihren Wickelröckern namens Lungi. Das alltägliche Straßenbild außerhalb von Auroville und teils auch innerhalb. Ebenso sind für mich Reis und Hülsenfrüchte aus meiner Ernährung nicht mehr wegzudenken. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht diese beiden Lebensmittel, das staple food Indiens, konsumiere.

    Denglisch. Man kann nichts dagegen tun. Es passiert einfach. Durch den ständigen Wechsel zwischen Deutsch, Englisch und Tamil, fängt man irgendwann an, Wörter aus einer anderen Sprache einzubringen. Und irgendwann dann sogar nach deutscher Art zu konjugieren und deklinieren. Schrecklich, aber man ist machtlos.

    Tiere. Wohnen tut man in Auroville nie alleine. Stets hat man tierische Mitbewohner, die einem entweder den Tag versüßen oder aber auch verderben können. Mücken und Ameisen sind dabei definitiv die unbeliebtesten Mitbewohner. Kein Stück Haut und kein Stück Essen ist vor ihnen sicher. Spinnen, Käfer und Frösche sind die Unscheinbarsten von allen. Geckos sind auch nicht sonderlich auffällig, außer sie jagen sich gerade gegenseitig oder erschrecken sich vor einem, so dass sie einem vor die Füße fallen und einen manchmal selbst erschrecken. Zu den größeren Mitbewohnern zählen Streifenhörnchen, Ratten, Mungos, Katzen, Hunde und manchmal auch ein Pfau. Und aus den Bäumen und Büschen rund ums Haus zwitschert (und krechzt) es stets Tag und Nacht.

    Tempelmusik. Auch diese bekommt man recht häufig zu Gehör, denn wo in Indien gibt es keinen Tempel?

    Altersübergreifende Aktivitäten. Waren wir bisher in Deutschland durch Schule und Uni hauptsächlich mit mehr oder weniger Gleichaltrigen zusammengepfercht, so ist es hier Normalität, auch viel Kontakt zu Älteren bzw. Jüngeren Leuten zu haben. Sei es auf Arbeit, in seinen Freizeitaktivitäten oder weil man sich einfach so trifft, um gemeinsam Zeit zu verbringen. So lernen die Altersgenerationen in Auroville nicht nur nebeneinander, sondern auch voneinander.

    Chaos. Na gut, dies war einem schon vorher bewusst. Aber dennoch ist es etwas, was hier so sehr zur Gewohnheit geworden ist, dass ich es in Deutschland vermissen werde. Für mich ist es einfach ein herrliches Gefühl mit dem Motorrad durch Pondi (oder gar Großstädte wie Chennai, Hyderabad und Co) zu fahren, sich einen Weg durch das Gewimmel an Fahrzeugen und Menschen zu bahnen und dabei mit allen Sinnen einer Reizüberflutung zu unterliegen. Man könnte schon fast meinen, dass ich süchtig danach bin. Oder ich brauche es einfach als Kontrast zum Leben im Grünen in Auroville (was mir übrigens auch viel Freude bereitet).

    Wahrscheinlich haben wir alle noch sehr viel mehr Gewohnheiten angenommen und uns an Dinge gewöhnt, was uns aber erst in Deutschland auffallen wird. Doch daran will ich jetzt erstmal nicht denken…


  5. Sommertage

    Mai 31, 2018 by Mira

    Der Sommermonsun hat die südliche Westküste von Indien erreicht, es kann sich somit nur noch um ein paar Tage handeln, bis er auch bei uns ankommt, falls er Auroville überhaupt erreicht (mit dem jetztigen Tief). Die Termiten sind auch schon ausgeflogen, was ein gutes Vorzeichen ist. Die Straßen sind ziemlich staubig und der Sommer dieses Jahr soll bisher überdurchschnittlich warm gewesen sein. Landwirtschaft lässt sich erst bei Beginn des Wintermonsuns wieder richtig gut betreiben, doch endlich wieder einmal im Regen stehen ist ein unglaublich schöner Gedanke. Bis dahin sollte man seine Zeit an kühlen, schattigen, luftigen Orten verbringen und alles sehr viel gemächlicher angehen. Bloß keine Eile! Am besten erledigt man seine wichtigen Sachen früh morgens oder spät abends und hält in der lunch time einen Mittagsschlaf.

    Eingang zur Windaara Farm

    Die meisten von uns machen zur Zeit housesitting, dürfen also in den Häusern der verreisten Aurovillianer wohnen, welche ziemlich gut an das Klima hier vor Ort angepasst sind (besser als die einfachen Behausungen der Tamilen). So wohne ich jetzt auf der Windaara Farm im Grünen und mit offenen Fenstern (Gittern) zu allen Seiten, so dass ich nicht mal einen fan brauche, da mich der Wind schon ausreichend abkühlt. Hier, in diesem schon recht luxiorösen Heim mit amma und einem unglaublich tollen Holzfußboden, lässt es sich gut sein Jahr in Auroville ausklingen. Ayoyo, das Ende naht so schnell…

    Jetzt im Sommer wird auf Aurovilles Farmen weniger Gemüse, dafür aber umso mehr Obst geerntet. Bananen und Papayas gibt es das gesamte Jahr über, doch nun darf man sich auch an Mangos, Jackfruits, Soursops, Eggfruits, Litschis, Ananas und weiterem erfreuen.

    Da bei dieser Hitze rein gar nichts mehr los ist in Auroville (und man bei diesen Temperaturen auch nicht gerade wirklich Lust hat, irgendetwas draußen zu unternehmen), ist Kochen, besonders von mir zusammen mit ein paar Freunden, nun zu einer häufigen Freizeitaktivität geworden. Doch irgendwie lerne ich hier in Indien fast nur indisch zu kochen – wer hätte das gedacht?

    Idlis mit Chutneys – Standardrepertoire der südindischen Küche

    Auch an aufwendigeren Gerichten wird sich versucht

    Baati Chokha, ein typisches Gericht aus Uttar Pradesh

    Nach bereits unglaublichen 9 Monaten in Auroville, die doch gerade erst gestern angefangen haben, stehen übrigens unsere dritten Quartals – Berichte an. Eigentlich möchte man ja noch so einiges hier in Auroville erledigen und erleben, aber zur Zeit ist alles von einer gewissen Trägheit befallen…