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  1. Und schon wieder 3 Monate rum…

    Mai 31, 2023 by Olivia Rabenstein

    Ich befinde mich gerade in Quarantäne, weil ich mich letzte Woche in Bangalore mit Corona angesteckt habe. Da besucht man einmal eine Großstadt und wird direkt krank und damit konfrontiert, dass wir ja doch noch im Zeitalter einer Pandemie leben und das Leben nicht nur schön und sonnig ist.
    Denn so wirkt es manchmal in Auroville. Hier kann es schnell passieren, dass man die Probleme in der Welt vergisst und ganz sorgenfrei so in den Tag reinlebt.
    Aber ich bin fast am Ende meiner Krankheit und kann mich hoffentlich morgen wieder ohne Bedenken in soziale Kreise begeben.

    Wie gehts mir gerade in Auroville und was hat sich in den letzten drei Monaten verändert?

    Im Moment ist es in Auroville tierisch heiß und alle, die ich kenne, inklusive mir, versuchen so gut es geht den hohen Temperaturen zu entfliehen. Ich war für 5 Tage in Ooty im Gebirge in den Western Ghats und es war wirklich erfrischend und zu Abend hin sogar echt ganz schön kalt.
    Es ist also die perfekte Zeit um Auroville zu verlassen und zu reisen. Hier ist alles ziemlich ausgestorben – nichtmal die Chorproben finden statt. Die Schule ist auch geschlossen, denn es sind gerade Sommerferien. Ich arbeite trotzdem in der Schule und räume unsere Schulbibliothek auf, schlage Bücher in Plastikfolie ein und wische Regale aus. Eine sehr angenehme Aufgabe im Hochsommer.
    Ich finde man kann schon Parallelen zwischen dem Sommer hier und dem deutschen Winter ziehen. Die Menschen ziehen sich zurück, verbringen sehr viel Zeit in geschlossenen Räumen oder versuchen ganz zu fliehen um den unangenehmen Temperaturen zu entkommen.
    So bin also auch ich viel in meinem Zimmer und nutze die Zeit für mich. Ich habe angefangen zu lesen. Mag für andere vielleicht nichts Besonderes sein, aber für mich ist es das. Sonst bastel ich viel und dokumentiere meine Erfahrungen. All das könnte man unter dem Begriff „Slow Life“ so ziemlich gut zusammenfassen.

    Wie geht es mir inzwischen in meinem Projekt?

    Mit meinem Projekt geht es mir auch ziemlich gut. Zu meiner Überraschung hat sich nach der langen und eher härteren Eingewöhnungszeit alles als ziemlich positiv herausgestellt. Ich habe einen Platz gefunden und eigene Verantwortungs- und Aufgabenbereiche. Es hat sich also gelohnt durchzuhalten und nicht nach der ersten Hürde direkt das Projekt zu wechseln. Die ersten Monate habe ich nämlich sehr oft hin und her überlegt ob ich das Projekt wechseln sollte oder wie ich mein Verhalten so verändern kann, dass mir die Arbeit in der Schule Spaß macht.
    Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich einen gigantischen Kulturschock hatte und mich jetzt eben an alles gewöhnt habe. Viele Herangehens- und Kommunikationsweisen konnte ich nicht verstehen und habe so ziemlich alles hinterfragt. So hat sich zu Anfang viel Frust und Verwirrung angestaut. So richtig genau kann ich gar nicht sagen was mir zu Beginn so auffiel. Doch es kam mir des öfteren so vor als würde man A sagen und B machen und zu oft wurden abgesprochene Dinge einfach nicht umgesetzt. Es wurde viel gesprochen und diskutiert, aber am Ende hat dann doch jede Person im Kollegium ihr Ding gemacht.
    Aber auch dadurch habe ich gelernt nicht so viel zu reden sondern einfach mal zu machen. Am besten gar nicht um Erlaubnis fragen, sondern einfach durchziehen und dann die Reaktionen beobachten, die meist positiv sind.

    In den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien hat mir meine Kollegin Sabitha mitgeteilt, dass sie schwanger ist und nach den Sommerferien nicht mehr an der Schule arbeiten wird. Außerdem hat auch eine anderer Volunteer, mit der ich zusammen das Theaterstück verwirklicht habe, entschieden vor den Sommerferien aufzuhören. So wird sich also nach den Sommerferien für mich ziemlich viel in der Schule verändern. Mit Sabitha zusammen habe ich die 4b geleitet. Jetzt eineinhalb Wochen vor Schuljahresbeginn weiß ich immer noch nicht wie das nach den Ferien weitergehen wird, aber ich bin zuversichtlich. Vermutlich werden wir einige neue KollegInnen begrüßen dürfen (hoffentlich).
    Ich genieße die ruhige Zeit bis zum Schulbeginn sehr, freue mich aber auch wieder auf die SchülerInnen und den trubeligen Schulalltag.


  2. Ein Bericht über meine ersten Monate an der Udavi School

    Januar 24, 2023 by Olivia Rabenstein

    Die ersten Monate sind wie im Flug vergangen und nun ist auch schon der erste Quartalsbericht fällig. Die Ankunft war holprig, da das Visum nicht rechtzeitig angekommen ist und so meine Anreise um fünf Tage verschoben werden musste. Das war nicht leicht und hat mich echt sehr geärgert, aber manchmal kann man Planänderungen selbst auch nicht ändern und das ist dann halt einfach so.

    Also bin ich statt am 23. August am 28. endlich nach Auroville geflogen. Nachdem ich wegen der Pandemie quasi zwei Jahre gehofft hatte, dass die Ausreise irgendwann stattfinden kann, war das Gefühl als ich dann im Bus auf dem Weg vom Flughafen Chennai nach Auroville war unbeschreiblich.
    Die Orientierungswoche verging super schnell und war voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Besonders die Natur hier hat mich am Anfang sehr fasziniert. Wo man hinschaut, ist alles am Blühen und Grünen – ein Riesen Kontrast zur Großstadt.

    Nach der Orientierungswoche haben wir auch schon angefangen in unseren Projekten zu arbeiten. Mein Projekt ist die Udavi-School und mein Start dort war nicht gerade einfach. Vor allem an die tamilische Kultur und den Umgangston mit den Kindern musste ich mich am Anfang gewöhnen. Ich assistiere hauptsächlich einer Lehrerin und probiere kleinere Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Und ich würde mal sagen: es ist ein Auf und Ab. Mal klappt alles prima und ich habe das Gefühl einen Aufgabenbereich für mich zu haben und einen Unterschied zu machen. Aber dann gibt es Tage, da fühle ich mich sehr überflüssig und als würde ich Zeit und Energie verschwenden. Die Kommunikation sowohl mit den Kollegen und Kolleginnen, als auch mit den Kindern stellt sich als ziemlich kompliziert heraus, aber das ist für mich um so mehr eine Motivation so schnell wie möglich Tamil zu lernen.

    Mein Arbeitstag beginnt um 8:30 Uhr und endet meistens um 15 Uhr. Manchmal bringe ich den Kindern in Kleingruppen lesen bei oder übe schriftliches Rechnen. Ab und zu singen wir auch etwas gemeinsam und ich begleite auf dem Klavier. Auch diverse Tänze habe ich schon beigebracht, die dann mit viel Begeisterung auch in den Pausen auf dem Schulhof getanzt wurden.
    Zu meiner Überraschung ist hier, wenn es regnet, alles abgesagt. Sogar die Schule fällt aus und ich muss nicht arbeiten kommen. Außer einmal sollte ich kommen als Teambuildingmaßnahme um dann den Vormittag in der leeren Schule zu sitzen und mit den Kollegen Gespräche zu führen. Da ich in den ersten Wochen in der Schule viel gefehlt habe wegen meines kaputten Fußes, gebe ich mir jetzt sehr viel Mühe präsent zu sein und den Anschluss nicht zu verlieren. Das klappt super: die Kinder fangen an mich anzusprechen und werden immer offener. Am Anfang haben sie sich kaum getraut mit mir zu reden, da sie eben nur bedingt Englisch können. Aber je mehr Ich mit Ihnen interagiere, desto weniger Hemmungen haben sie.
    Donnerstags bin ich jetzt immer beim Schwimmunterricht der sechsten Klasse dabei. Das macht echt Spaß, aber ist auch sehr chaotisch. Meistens planschen alle Kinder im Becken und ich versuche zu helfen wo ich kann. Schwimmen kann noch niemand, aber ich bin mir sicher, dass sich das ändern wird.
    Da ich aber trotzdem das Gefühl habe die Zeit etwas abzusitzen und nicht so richtig einen eigenen Verantwortungs- und Aufgabenbereich zu haben, habe ich begonnen ein kleines Theaterstück vorzubereiten. Dafür habe ich bis jetzt angefangen den Text zu schreiben. Der nächste Schritt ist dann diesen mit den Kindern einzustudieren und Kostüme und Bühnenbild gemeinsam vorzubereiten. Ich bin gespannt wie das laufen wird und sehe es als willkommene Herausforderung.

    Mit den Kolleginnen verstehe ich mich gut und alle sind super nett, aber der kulturelle Unterschied ist ziemlich sichtbar. Manche sind verheiratet und führen das klassische tamilische Familienleben. Verheiratete Frauen erkennt man hier an Ringen an den Zehen und farbliche Kennzeichnungen im Gesicht. Die verheirateten Männer sind von außen nicht zu erkennen. Mit meiner Kollegin Sabitha habe ich immer wieder spannende Gespräche über unsere kulturellen und sozial-gesellschaftlichen Unterschiede.

    Mittlerweile fühle ich mich richtig angekommen und wohl in Auroville. In meiner Freizeit gehe ich zum Zumba, zum Chor oder verbringe sie in umliegenden Cafés, in Pondy oder am Strand. Und so insgesamt lässt es sich hier sehr gut leben. In unserer WG fühle ich mich auch gut und genieße gemeinsame WG-Abende sehr. Ich freue mich auf jeden Fall auf die kommende Zeit!