RSS Feed

‘Berichte’ Category

  1. Ein Tag in Auroville

    Dezember 20, 2023 by Anton


    Hallo zusammen!
    Das ist der erste Blogeintrag für mein Weltwärts-Jahr in Indien. Ich bin jetzt seit ungefähr vier Monaten in Indien und habe mich inzwischen ganz gut hier eingelebt. Wir Weltwärts-Volunteers sind insgesamt zu Zehnt hier in Auroville angekommen, wobei wir alle in verschieden Projekten arbeiten. Dabei arbeite ich mit Rosa und Leonie im Botanischen Garten von Auroville. 

    Die Arbeit im Botanischen Garten macht mir sehr viel Spaß, besonders weil unser Arbeitstag sehr abwechslungsreich ist und wir die Möglichkeit haben, selbst Initiative zu ergreifen.

    Unser Arbeitstag beginnt um 8:45 Uhr mit normaler Gartenarbeit. Wir jäten Unkraut, schneiden Bäume und Büsche zurück, und zu Beginn der Woche helfe ich dabei, den angesammelten Kompost auf einen Traktor zu laden. Wir haben bereits in vielen verschiedenen Gärten gearbeitet, darunter der Schmetterlingsgarten, der Bauhinien-Garten, der Japanische Garten, der Windmühlen-Garten und zuletzt viel im Indischen Garten.

    Beim Unkrautzupfen kann man gut einfach mal abschalten, was ich sehr meditativ finde. Wenn ich mit Rosa und Leonie zusammenarbeite, unterhalten wir uns gerne, und manchmal hören wir uns einfach einen Podcast an. Um 10 Uhr ist Teatime, und wir machen erst einmal Pause, was bei dem Klima auch wichtig ist. Dort treffen wir dann auch die anderen Arbeiter im Botanischen Garten, die alle wirklich sympathisch sind. Wenn wir Glück haben, hat jemand Geburtstag und es gibt Kuchen zum Tee. 

    Danach geht es weiter mit der Gartenarbeit. Währenddessen wird es immer wärmer, und man wird langsam hungrig. Um 12 Uhr ist es dann endlich Zeit fürs Mittagessen. Dieses wird in der Kantine des Botanischen Garten gekocht und nach der Gartenarbeit ist es unfassbar gut. Es gibt klassisch südindisches Essen, was meistens aus Reis oder Hirse mit einer variierenden Suppe wie z.B. Dahl oder Sambar (ein Gemüseeintopf) besteht, dazu gibt es immer einen einen Salat und Zitronensaft.
    Unser klarer Favorit ist der Mittwoch, wenn es Kara Kuzhambu mit Millet Dosa gibt. Ich glaube, ich kann nie genug von diesem cremigen und würzigen Auberginen-Curry mit den fluffigen Hirsepfannkuchen haben.

    Am Nachmittag können wir an unseren eigenen Projekten arbeiten. Am Anfang hatte ich die Aufgabe, einen alten Wegweiser zu restaurieren und dann farbig anzumalen, wobei mir Rosa dabei geholfen hat.

    Gerade habe ich eine Infotafel für die roten Weberameisen fertigstellt, welche es hier in Massen gibt. Die Weberameisen können ziemlich schmerzhaft sein, wenn man auf die Idee kommt, den Baum oder Busch zu beschneiden, in dem sie leben. Besonders unangenehm ist es, wenn sie von unten in deine Hose klettern oder von oben auf dich herabspringen. Allerdings habe ich neulich herausgefunden, dass sie aufgrund ihrer hohen Aggressivität die ideale Schädlingskontrolle sind. Um ihr Image zu verbessern, habe ich mich entschieden, eine Infotafel zu gestalten.

    Wenn ich dann doch mal nichts zu tun habe, suche ich mir einen kleinen Tagesjob, wie zum Beispiel den Hochstand sauberzumachen, oder ich helfe Leonie dabei, das Insektenhotel mit Bambus aufzufüllen. Neulich habe ich mit einem Wasserdruckreiniger eine Steinplattform von Moos befreit.

    Um 16 Uhr endet mein Arbeitstag, danach geht es dann mit dem Motorrad nach Hause. Der Straßenverkehr hier ist wie in einem Videospiel. Grundlegend gibt es scheinbar keine Verkehrsregeln, außer natürlich der Größere hat Vorfahrt, was besonders bei Bussen und Lastwagen unangenehm ist. Dazu kommen noch Kühe die seelenruhig mitten auf der Straße liegen, Ziegen die unberechenbar hin- und herrennen, Hunde die dich angreifen wollen und das konstante Fernlicht, welches fast jedes Fahrzeug in der Nacht anhat. Aber solange man sich dem Verkehr nicht zu sehr anpasst und vorsichtig fährt ist der Heimweg auch kein Problem.

    Ich wohne mit vier anderen Volunteers in einer WG in dem Dorf Kuilapayalam. Das Dorf ist nicht direkt in Auroville, aber es hat auch seine Vorteile, da wir viele Läden und Cafés in der Nähe haben und vergleichsweise auch näher am Meer sind. Das WG-Leben finde ich super, ich hatte es mir irgendwie anstrengender vorgestellt. Aber wir verstehen uns glücklicherweise alle sehr gut miteinander.

    Nachdem ich mich kurz Zuhause ausgeruht habe, geht es dann weiter. Am Donnerstag haben wir Tamil-Stunden, die ich durchaus interessant finde, aber wegen der Komplexität der Sprache sehr schwierig sind. Ansonsten gehe ich gerne bouldern oder spiele Schach.

    Am Abend essen wir zusammen in der WG oder wir holen uns etwas zu Essen bei FriendsCorner. Wo es die billigsten und besten Masala Dosa in ganz Auroville gibt.

    An den Wochenenden gibt es hier auch viel zu machen. Am Samstag treffen wir uns meistens um 12 Uhr in der Solar Kitchen zum Mittagessen  (für mich selbstverständlich Frühstück).

    Die Solar Kitchen ist die Kantine, in der die anderen Volunteers immer Mittagessen gehen (Solar weil sie komplett von Sonnenenergie betrieben wird). Nachdem gegessen haben gehen wir ins Café LaTerasse, welches direkt über der Solar Kitchen ist. Dort gibt es South Indian Coffee und wenn das Geld reicht ein Stück Kuchen. 

    Danach geht es manchmal zu den Mudpools, wo man sich ein wenig in der Natur ausruhen kann und in den Mudpools sich erfrischen kann. 

    Am Anfang sind wir häufiger zum Feiern in eine Bar in Pondicherry gefahren (Die Stadt in der Nähe). Aber da dort die Musik und die Stimmung nicht so gut war, treffen wir uns jetzt meist bei jemanden Zuhause. Was mir besonders gut gefällt ist es wenn es einen Potluck gibt, wo wir uns alle treffen und jeder etwas zu Essen mitbringt. An meinem Geburtstag haben wir auch einen Potluck gemacht und ich habe eine Kürbissuppe gekocht.

    Am Sonntag fahren wir gerne zum Strand, der wirklich schön ist und man gut in den Wellen spielen kann. Wenn man dort ist, bemerkt man jedoch wieder, wie fremd man hier ist, und es ist teilweise sehr unangenehm, wenn man von allen Seiten angestarrt wird oder regelmäßig nach Fotos gefragt wird. Glücklicherweise haben wir jetzt einen Strand gefunden, der in der Nähe der Pondicherry University ist und daher wesentlich entspannter ist.


    Am Abend treffen wir uns dann häufig bei der Pizza Night, wo man für umgerechnet 3,30 € so viel Pizza bekommt, wie man will. Was meinen wöchentlichen Pizza-Konsum um ein Vielfaches gesteigert hat. Es ist auch eine schöne Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und Schach oder Kicker zu spielen.

    Zusammengefasst ist Indien wirklich ein wunderschönes Land und es ist gibt hier wahnsinnig viel zu erleben. Am Anfang gab es zwar noch vieles was sehr ungewohnt war. Aber erstaunlicherweise gewöhnt man sich dann doch relativ schnell daran und die letzte Zeit ist wie im Flug vergangen. Ich bin gespannt, was ich hier noch so alles erleben werde und freue mich auf die restlichen 8 Monate!



    Zuletzt noch eine paar Bilder von meiner Haar Transformation in den letzten Monaten.


  2. Erster Quartalsbericht:

    November 22, 2023 by Gerrit

    Erster Quartalsbericht:

    AuroOrchard ist eine sehr schöne Farm mit sehr lieben und netten Menschen.
    Die ersten Aufgaben, die uns zugeilt wurden waren recht simpel – einfach um uns etwas ins Farming zu integrieren. Unkraut jäten, Hegdes ausdünnen – > Shredden und das geshreddete zum Mulchen nutzen. Dazu kommt, dass die Beete, die über Zeit vom Regen ihre Form verlieren, wieder in diese Form gebracht werden müssen.
    All die Aufgaben sowie der Ablauf wiederholen sich eigentlich immer wieder: „Farming is repetitive work“

    Die Farm hat ein riesige Mangofläche bei der bis zuletzt großes Mangobaum-Projekt bei dem einige Mangobäume mehr oder weniger ausgetauscht wurden: Also, die Bäume mit wenig oder schlechter Ernte wurden Stück für Stück runtergesägt und zum Schuss mit ’nem Bulldozer ausgegraben. Äste, Blätter, Baumstämme etc. wurden soweit auf andere Art und Weise verwendet und verwertet.
    Die Äste und Blätter wurden z. B. zum Mulchen der neuen Mangobäume verwendet. Baumstämme wurde unter anderem als Brennholz verkauft (waren btw. ca. 5-7 x 3,5 t, so mal um sich den ganzen Bums mal vorzustellen)

    Andere Aufgaben kommen mit der Zeit.
    Hin und wieder pflückt man Lemons oder andere Fruits und Vegetables oder errichtet einen Komposthaufen aus Kuhdünger, Hühnerkacke, Heu/Blätter, Wasser etc.

    Ich glaube, dass was mir am meisten an der Arbeit gefällt ist einerseits in einem so großen Projekt zu arbeiten und, dass dich die Arbeit auf den Boden der Tatsachen zurück bringt und alles „per Hand“ ohne fancy Maschinerie gemacht.


  3. … and they all lived happily ever after

    Mai 31, 2023 by Rick-Marcel Dohlich

    Waves in the form of soldiers under the banner of the sun are now breaking over Auroville. It is a battle without a victor. I am still alive. But the armies of the Heat are creeping into every corner of the rooms. Our brave knights of the Fan are fighting on their highest level. They fight bravely with their hearts full of honour, pride & willpower. But the Blackouts come sudden and drain all of their energy. I don’t know how much longer we can hold out. My body is full of sweat. I am sleeping now in sweat. Even the showers no longer give any refreshment. The water is always heated. Day by day, I live in despair.

    What shall we do?

    We stand bravely at the front, but I don’t know how long we can hold out.
    I have a shift change in two and a half months.

    Will I make it until then?
    Will I see my family again?
    But what about my sweetheart?

    She will be here for some time. She can not come with me in August. She is strong, stronger then me, but what if another wave of the Heat hits the country? What will she do then? Maybe the magicians are right. They say, the Heat will lose its power in July, and in August our bodies will be strong again to defy the heat and its queen, the Sun.

    I have hope but very often my hope falls deep down in a hole full of despair.
    I will be here.
    I am alive.
    And I will be alive!
    And yet sometime I want to give my body to the Heat.

    This is my last entry in this book.
    After that, I will concentrate on my survival & my inner growth.
    With these last pages, I share my experiences with the new recruits riding under the banner o
    f ‚weltwärts‘.

    The old recruits, who will leave Auroville soon to be with their families again.

    Know this, honourable warriors, you who are sent out from ‚Weltwärts‘, it will be different from what you expect. Do not be afraid, but be vigilant, with one foot always on the path of curiosity. Keep to the guidelines, but expand them as far as your inner growth needs. It is your life and only you have responsibility and ownership of it, no one else. Not even the elders who have watched over you since birth. There is no right, no wrong. There are only the decisions you make. Keep that in mind!


    Auroville is a place full of discovery.

    . You can learn, you can see & observe. You can just go and see where you end up.
    But in Auroville you never have enough time to experience everything.
    At first, I bit myself in the arse for not attending a particular workshop or event.
    So I said to myself:

    ‚Oh, I have to do this. I have to do that.
    When Should I do it?
    I have to work, I have to live, I have to eat, drink & sleep.‘

    But I came to the conclusion, that these thoughts were not healthy for me.
    It just created unnecessary pressure inside me.
    So, I stopped to think like that.
    I contemplated about myself.
    What is really important for me?
    What do I really want to do and learn here in Auroville?

    So I directed my focus on only a few things:

    do sports, get a routine and create my own rhytm & excersices.
    learn Massage in a workshop, give and receive it.
    be in a relationship & experience love.
    write my experiences as stories
    be part of a community.
    create a film.
    relaxation.
    flow.

    Now, I feel good with how I spent my time.

    It is not quantity but quality that is decisive.


    Except for the food from the solar kitchen. That is more than enough, both in quantity and quality.

    There is another thing that I noticed afterwards. At the beginning of my journey,
    I had many
    expectations of what my stay in Auroville would be like.


    I imagined what the environment would be like and how I spend my time here in Auroville.
    I was thinking I would gain scientific knowledge about toilets, composting & organic farming at my Workplace ‚EcoPro‘. I was thinking, that I would wake early up in the morning, to meditate everyday. I was thinking that I smoked my last cigarette in my home. I was thinking I would learn tamil, to understand the people here better. I was thinking, that I will get a glance of every cultural activitiy.

    But I ended up learning things I would never have thought of.
    I have spent my time in ways & spaces I couldn’t have imagined.
    I have felt states of being that I never thought were real before.
    I experienced feelings I had never felt before.
    I created things I didn’t know were possible.
    I transformed into a person I did not know.

    Overall, I can say that my expectations didn’t match reality.

    Now, I say I couldn’t have made better use of my time.
    The reality is fine as it is. Expectations just restricted myself.
    But actually the flow of life changes all the time.
    If you only focus on one path, the others remain hidden from you.


    Yah, I know, pal, this all sounds so esoteric, so mystic, vague and blurry.
    I know! I can’t help myself. But that’s how Auroville expresses itself.
    Just get used to it!

    Remind yourself, be open!
    Be open minded and just try things you never thought you would try!


    While in the early days I used to reproach myself for spending more time on things that would get me ahead and give me some kind of certificate, over time I have stopped striving for results. I stopped thinking in the term of achievements but in the term of enjoy the process.
    So I have also did things that at first glance do not bring me any progress.

    Let me give you an example…


    Inspired by my sweetheart,
    I bought two notebooks
    for my notes & to-does.
    I started to organize myself
    and it just happend in the flow.
    That changed everything.

    The notebooks became my canvas.
    My ideas took shape on sheets of paper,
    that I had never seen before.
    Even if the ideas were absurd.
    Even if I knew I will never realise it.
    I just dumped my thoughts on a piece of paper!

    Dumping my thoughts.

    With that, a lot in my head made sense.
    Suddenly, my head became lighter.
    And from this new ideas ignited.
    I enjoyed to write down my thoughts.
    I enjoyed to vizualize my ideas.
    I enjoyed to read through my notes.

    And now I see my progress.
    My progress in organizing my thoughts.
    My progress in my writing style & skill.
    My progress in deciding what is important and what is not.

    My written words reflect now my own progress of growth.


    Okay pal,
    this text is coming to an end.
    I want to tell you one last story.
    After that, I’m out of this.

    The war with the Heat is not the only conflict going on these days.

    In the last weeks, there has been a conflict going on in the community where I live
    and I am part of it.
    The background doesn’t matter so much.
    But what I learned from it carries all the more weight.


    I have learned how unfair a discussion can be if there is
    no mediator,
    no agreement on clear guidelines for a reasonable discussion
    & people (myself included) go into the discussion emotionally charged.

    I have realised how important it is to stand up for people I love & for myself.

    I experienced for the first time how it feels like, when another person dislikes me.

    This conflict taught me many things.
    And now I see life from a different, more confident perspective.
    I have realised, that I don’t have to please everyone.
    Not everyone has to like me.
    And, even though conflicts are hard and exhausting, they are an
    opportunity for growth.

    So at the end, I am grateful that I was part of a conflict,
    From now on, I will try to overcome my pattern of avoiding a conflict.

    I will now extend my comfort zone.


    Your Time never comes back!
    So make the most out of it!
    Be curious, keep an open mind,
    expect the unexpected,
    do things you like,
    even it don’t fit modern society,
    extend your comfort zone
    enjoy everything
    , and show compassion to anything.

    That’s it, pal!
    The last chapter is written.
    Words dry up now.
    But Life goes on.

    I will now go, stand & bravely fight against the Heat.
    One last time, then it is over and I can move on with my beloved.


    Farewell, you who have taken the time to read my story!

    All the wishes in the world for you,
    Rick



  4. Noch ein Bericht übers Farmleben

    April 13, 2023 by Valerie Schäfer

    Valerie Schäfer 06.03.2023 AuroOrchard

    Ein weiterer Quartalsbericht steht an. Nach 6/7 Monaten farmen auf AuroOrchard kennt man seine Arbeit in und auswendig. Alles nur noch Routine!

    Neue Volunteers kommen und gehen. Es wird heißer und die Freiwilligen mehr aus irgendeinem unempfindlichen Grund. Die Hitze ist wirklich intensiv, ich muss bereits meine Chappels tragen damit ich mir die Fußsolen nicht verbrenne.

    Wenn man seine Arbeit so gut kennt, wird es zugegebenermaßen irgendwie langweilig und man fängt an sich mehr mit anderen Dingen zu es beschäftigen, beispielsweise:

    mit Schlangen 🙂 Hierbei handelt es sich um eine ‚Ratsnake‘ gefunden haben wir sie irgendwo zwischen den Büschen und Sträuchern auf der Farm. Wir haben dank eines neuen Mitarbeiters, der Aufklärungskurse über Schlangen in Auroville gibt, ein Buch über Schlangen auf der Farm. Denn die laufen einem dort schon öfters übern Weg und da ist es gut bescheid zu Wissen bevor man sie aufhebt 😉

    Doch keine Sorge von Schlangen geht für gewöhnlich keine Gefahr aus, da sie sich viel lieber verstecken und ins Grüne flüchten als in Angriff zu gehen.

    Das einzige Tier das mich hier soweit angegriffen hat ist tatsächlich die Ameise, die Skorpionameise. Und die hat es in sich. Nachdem ich zweimal in die Hand gebissen wurde, als ich so lieblich mexikanische Sonnenblumen pflückte, hatte ich zuerst einen stechenden Schmerz und dann fing meine Hand an zu schwellen. Am Abend war sie nur noch ein dicker Ballon. In den Tagen drauf verteilte sich die Schwellung, wurde flacher und weiter. Und am vierten Tag begann sie abzuschwellen. Die Schwellung war nicht schmerzhaft, sondern sah nur sehr witzig und bedenklich zugleich aus. Also keine Sorge vor dem Wildleben auf der Farm.

    Auch eine interessante Beschäftigung ist es die Gräser und Kräuter auf der Farm zu bestimmen. Viele neue Freiwillige bringen wissen über jegliche Pflanzen mit und man kommt in den Austausch mit Ihnen. Sie erzählen wie sie Daheim die Pflanzen nutzen, in Kochrezepten oder in Heilkunde oder als Nutzpflanze auf der Farm daheim. So weit scheint es als wenn so ziemlich jede Pflanze irgendeinen Nutzen hat, denn auch der gewöhnlichste Grashalm wird irgendwo in Nordindien übers essen gestreut. Ein Kräuterbuch über AuroOrchard wäre tatsächlich ein äußerst interessantes Projekt.

    Javed, ein Farmer von einer Insel in der Karibik, der scheinbar auch Schokolade herstellt, erzählte mir von einer Pflanze auch unter dem Namen Sorgenwein bekannt. In der Karibik ist sie invasiv; bei uns auf der Farm wächst sie wild. Und dort wo er herkommt machen sie Milchtee aus der Pflanze. Mein Anlauf Tee aus der Pflanze zu machen war leider etwas kläglich. Es hat nach Wasser und Laub geschmeckt aber zumindest habe ich es gewagt und bin nicht gestorben als ich diese Brühe verspeiste. Ich dachte mir wash it cook it peel it, wie wir es im Seminar gelernt haben 😉

    In meinem Projekt fühle ich mich wohl, solange ich neugierig bleibe sollte sich daran nichts ändern.

    Auf der Farm ist es entspannt, nur etwas heiß zur Zeit, da hilft nur Urlaub!


  5. Mirror, Mirror on the wall…

    März 6, 2023 by Rick-Marcel Dohlich

    Vorwort:
    Liebe offizielle Stellen, da ich ein eher kreativer Mensch bin, und in meiner vorherigen Arbeit viele langweilige 0815-Berichte gelesen und geschrieben habe, folgt nun ein Bericht der etwas anderen Art. Dennoch werden in dem Bericht die Reflexionsfragen, die wir als Inspiration an die Hand gelegt bekommen haben, beantwortet.  
    Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

    Spieglein, Spieglein an der Wand….

    …sag mir, wie geht es mir, nach 6 Monaten Auroville?

    „Warum fragst du mich das? Ich bin nur ein Spiegel. Du musst doch am besten wissen, wie du dich fühlst!“    

    „Na! Weil du ein Spiegel bist. Du kannst doch jedes Objekt und jede Person reflektieren, das/die vor dir steht. Komm schon! Sag mir wie ich mich fühle.“     

    „Nun gut ich will den Versuch wagen und dir erzählen, wie du dich fühlst. Lass mal sehen. Am Anfang war alles neu für dich und du musstest dich erstmal einleben. Doch auch nachdem du Auroville und alles drumherum kennengelernt hast, war ein Gefühl in dir präsent. Du hast dich hier fremd gefühlt. Irgendwie fühltest du dich nicht zuhause. Und schließlich kam eine Zeit, ungefähr nach 4 Monaten, in der sich all deine negativen Emotionen zu einer dunklen Wolke über dir verhärtet haben. In der Zeit stank dir ganz Auroville zum Himmel und du wolltest einfach nur weg. Alles machte dich missmutig und manchmal warst du depressiv. Daher hast du Urlaub genommen. Der Urlaub hat dir gutgetan. Einen ganzen Monat Abstand von Auroville! Es war ein Traum für dich. Und als du wieder zurückgekehrt bist, haben sich deine Gefühle in Bezug auf Auroville komplett verändert. Schließlich hast du dich in Auroville endlich angekommen gefühlt. Jetzt fühlst sich Auroville für dich wie eine Heimat an. Dir ist zwar klar, dass du hier nicht leben möchtest, aber das ist damit auch gar nicht gemeint. Du fühlst dich nun gut hier. Du kennst den Ort hier. Auf Menschen, besonders auf die in der MDJ-Community, kannst du jetzt mit mehr Leichtigkeit zugehen. Du magst dein Zimmer und bist glücklich darüber, dass du in MDJ für sechs weitere Monate bleiben kannst.
    Dennoch macht sich Traurigkeit in dir breit. Es sind nur noch fünf Monate. Dann geht es zurück in dein Heimatland. Der Gedanke an die wenige Zeit, die dir hier noch bleibt, macht dich wehmütig. Es fühlt sich so an, als müsstest du noch so viel hier machen. Als würdest du unendlich viel verpassen, wenn du gehst. Es gibt hier noch so viel zu erleben und zu erfahren. Und du fühlst, als hättest du bis jetzt noch Garnichts gemacht. Die Zeit ist verflogen. Viel zu viel Zeit ist für die Arbeit draufgegangen. Einen Großteil deiner Interessen konntest du nicht befriedigen. Und dann ist da noch die indische Frau, in die du verliebt bist. Du hast Ideen, wie es mit euch weitergeht, aber dennoch ist alles so ungewiss und unsicher. Du weißt nicht was passieren wird, aber du hast einen Plan und du versuchst deine ganze Energie in diesen Plan zu legen. Es gibt dir Kraft und doch fühlst du dich manchmal kraftlos, unsicher und planlos. Du wandelst zwischen zwei Welten. Zwischen zwei Gefühlszuständen. Du bist glücklich und traurig. Du bist Feuer und Wasser. Du möchtest allein sein und doch in Zweisamkeit verweilen. Du bist hier und dann doch dort. Du bist ein Chaos und doch eine Ordnung. Das ist, was in dir vorgeht. Und zum ersten Mal in deinem Leben bist du dir all dieser Zustände, all dieser Emotionen, all dieser Gedanken bewusst.      
    Lass mich dir einen Rat geben:   
    Finde deine Mitte, dein Zentrum, deine Harmonie, dein Gleichgewicht! Das ist das, worauf du deinen Fokus legen solltest. Dann wird alles zu dir kommen. Sorgen gehören zum Leben dazu wie auch glücklich zu sein. Neben Angst ist auch Selbstbewusstsein da. Arbeit braucht Relaxation. Das eine kann ohne das andere nicht bestehen. Merke dir das. Lass die Gefühle zu und sei präsent mit ihnen. Es ist gut, dass du fühlst. Es ist gut, dass du bist. Also genieße alles, was du hier noch erlebst, erfährst und fühlst. Sei es noch so klein und unbedeutend. Es ist deine Welt und sie passiert mit dir, nicht gegen dich. Also akzeptiere sie, so wie sie ist.“

    „Okay, danke lieber Spiegel für die Einsicht in meine Gefühlszustände und danke für deinen Ratschlag. Ich werde ihn beherzigen. Wenn du so weise bist, kannst du mir sicherlich noch eine weitere Frage beantworten.

    …sag mir, was war für mich die größte Herausforderung, hier in Auroville?“

    „Leben ist eine Herausforderung. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute siehst du dich konfrontiert mit Dingen. Es gibt normale Alltagsaufgaben, wie zum Beispiel Wäsche waschen, kochen, spülen, Einkaufen, die du erledigen musst, andernfalls ist es schwierig zu überleben.    
    Darüber hinaus musst du Entscheidungen treffen und dabei immer im Hinterkopf haben, was du brauchst und wie du dich fühlst. Sich deiner Bedürfnisse und Gefühle bewusst zu sein. Dich selbst zu reflektieren und gesunde Schlüsse rauszuziehen, ist herausfordernd.  
    Doch auch wenn du Entscheidungen triffst, die mit dir in Harmonie stehen, gibt es auch immer noch Menschen um dich herum. Jede / Jeder hat Bedürfnisse und Gefühle. Manchmal stehen diese im Konflikt mit deinen eigenen. Die der anderen in Einklang mit deinen eigenen zu bringen, ist herausfordernd, ja manchmal sogar unmöglich.

    Hier in Auroville war die größte Herausforderung, für dich lieber Rick, in einer Beziehung zu leben. Du bist eigentlich ein sehr in sich selbst gekehrter Mensch. Du liebst es allein zu sein, für dich zu sein. In deiner Vergangenheit warst du immer allein. Du hast sogar eine Angst vor sozialen Kontakten und vor Nähe entwickelt. Paradoxerweise warst du auch einsam und du hast dich eigentlich nach jemanden gesehnt, der dich versteht, dich fühlt, dich hält, dich liebt für den der du bist. Nie zuvor warst du in einer Beziehung nun steckst du mittendrin. Es macht dich glücklich. Doch am Anfang war es schwierig. Die eigenen Bedürfnisse mit den von einer anderen Person in Einklang zu bringen war nicht leicht. Oft gab es Konflikte. Über Kleinigkeiten sowie über große Themen. In der Diskussion habt ihr euch aber nicht selbst verloren. Nein, immer wieder saßt du mit ihr zusammen und habt über euch gesprochen. Und darüber welche Bedürfnisse ihr eigentlich braucht. Nach dem Gespräch ist dir viel zu oft, lieber Rick, ein Licht aufgegangen und dir ist klar geworden, was du selbst eigentlich brauchst. Die Konflikte haben euch mehr zueinander gebracht als auseinandergetrieben. Ihr habt gelernt, welche Perspektive die andere Person hat. In dem Reflexionsseminar, welches du heute hattest, konntest du schließlich dein Gelerntes Wissen anwenden. Ihr habt heute darüber gesprochen, wie Konflikte entstehen und eskalieren können. Und darüber, wie Konflikte in einem diplomatischen Weg ablaufen können, sodass daraus eine Kooperation entstehen kann. DU konntest verstehen und nachvollziehen, was euch erzählt wurde.

    Jetzt kannst du mit Fug & Recht behaupten, dass du vielleicht kein Meister, aber doch ein fortgeschrittener Anfänger in Sachen Konflikt-Bewältigung bist. Herzlichen Glückwunsch!“

    „Nun Spiegel, eine letzte Frage sei mir hoffentlich noch gestattet….

    …sag mir, wie habe ich mich verändert? Ist dir mittlerweile etwas anderes wichtiger als vorher?

    Nun, du hast dich verändert und bist dennoch derselbe geblieben. Du kamst nach Auroville, um herauszufinden wohin es für dich danach geht. Der Weg ist für dich immer noch nicht klar, aber dennoch sieht du ihn besser denn bevor. Wie als hättest du nach vielen Jahren herausgefunden, dass du eine Brille brauchst. Und nun hast du die Brille aufgesetzt und es erscheint alles deutlicher. Du hast nun ein Ziel vor Augen. Du hast nun auch Ideen, wie du das Ziel erreichst. Du kannst es gar nicht erwarten loszulegen, und doch hemmt dich die Ungewissheit.         
    Du bist immer noch introvertiert, doch fällt es dir nur einfacher deine Komfortzone zu erweitern. Du möchtest gar nicht immer mit Menschen zusammen sein und reden, und du weißt nun, dass das ok ist. Dennoch merkst du, dass du es manchmal brauchst. Dein Empathie Empfinden ist feiner geworden, doch merkst du auch, dass du nicht von dem Schmerz eines jeden Menschen erfahren und beeinflusst werden möchtest. Du brauchst Distanz, um nah zu sein.         
    Du bist selbstbewusster geworden und hast herausgefunden, dass es für dich wichtig ist, für dich selbst und deine Meinungen, Interessen und Ideen, wie auch für andere Menschen einzustehen. Du hast gelernt stark zu sein. Und diese Stärke zeigt sich nicht nur in deinem Selbstbewusstsein. Nein, auch in deiner Fähigkeit Gefühle zu zeigen. In Tränen zu versinken, nur um dann in Freude aufzublühen. 
    Du hast gelernt, dass es nicht immer eine Lösung braucht. Oft reicht es, zu beobachten, zuzuhören, präsent und für andere da zu sein. Menschen sehnen sich nach einem sicheren Raum, um sich anderen mitzuteilen. Oft ist dies schon Heilung genug. Lösungen entstehen danach von allein. 
    Nun, lieber Rick, ich kann diese Liste bis in das Unendliche weiterführen und dir aufzeigen, was du so alles gelernt hast. Doch ist die Deadline für deinen Quartalsbericht längst überschritten. Daher rate ich dir, nimm das mit was ich dir erzählt habe, verpacke es in einen Bericht, mit dem du dich wohlfühlst und schicke ihn ab. Da wird sich deine Organisation sehr freuen.“

    „Nun denn, lieber Spiegel, deine Worte sprechen von großer Weisheit. Ich werde tun, wie du mir rätst. Für deine Zeit und die Einsicht, die du mit gewährt hast, danke ich dir vom ganzen Herzen. Mach es gut, bis zum nächsten Mal!“