RSS Feed
  1. Von aufgerissenen Augen und Röntgenstrahlen

    11. Oktober 2015 von Lukas

    Große Töne hat Lukas beim tränenreichen Abschied aus Deutschland von sich gegeben: „Ich melde mich, wenn ich heil angekommen bin.“ „Ich werde versuchen so oft wie möglich auf dem Blog zu posten!“ „Ihr werdet garnicht dazu kommen, mich zu vermissen, so oft werde ich einen Beitrag schreiben.“
    Lange Rede, kurzer Sinn. Einhalten konnte er seine Versprechen nicht. Trotzdem ist es nun soweit, der lang erwartete Beitrag ist vollendet und präsentiert sich in voller Blüte den gespannten Lesern.

     

    Liebe Freunde der tamilischen Unterhaltung,

    7 Wochen sind vergangen, seit wir mit weit aufgerissenen Augen das erste Mal am Matrimandir vorbeigefahren sind. Seit dem gab es hunderte Momente, welche unbewusst sicherlich alle ihre Wirkung hinterlassen haben, jedoch blieb nicht genug Zeit, um sie alle zu bewerten oder einzuordnen. Genauso verhält es sich mit diesem Beitrag. Es gibt einige Themen, die ich im Folgenden anschneiden werde, um jedoch jede Facette zu erfassen, bedarf es für manche Themen eigene Blogeinträge.

    In den letzten 7 Wochen hat man sich an so einiges gewöhnt. Kalt duschen, mit Spinnen das Zimmer teilen und mit der Hand waschen, wäre für mich in Deutschland wahrscheinlich unvorstellbar gewesen. In Auroville sind diese Vorgänge schon lange in meinem Alltag integriert und auch meine schläfrigen Augen weiten sich nicht mehr, wenn ich frühmorgens am goldenen Matrimandir vorbeifahre. Trotzdem ist die anfängliche, jugendliche Neugier noch lange nicht gestillt und so durchblättert man die News&Notes – die aurovillianische Zeitung – mehrmals wöchentlich auf der Suche nach neuen Kursen und Treffen, die wie genau auf einem maßgeschneidert scheinen. Während einige von uns ihre Bestimmung beim Häuserbauen gefunden haben, sind andere beim Pilates oder Yoga in ihrem Element. Ich selbst bin momentan dabei einen Tennispartner zu suchen, der es sich zur Aufgabe macht, meine Tennisfertigkeiten zu reaktiveren, um in Zukunft hoffentlich regelmäßig mit mir zu spielen. Auch bin ich auf der Suche nach Kunstkursen und -treffen. Die Suche gestaltet sich bisher alles andere als schwierig, sodass ich die nächste Woche entweder mit dem Diskutieren von Kunstepochen oder mit der Suche nach brauchbaren Handwaschmittel verbringen werde.

    Während Robert Lewandowski beim FC Bayern München in 9 Minuten 5 Tore schießt und damit Rekorde bricht, habe ich in 6 Tagen zweimal die Beschaffenheit der indischen Sandstraßen aus nächster Nähe erkundet.  Der erste Unfall war in seiner Entstehung relativ unspektakulär, doch trotzdem fiel das Motorrad zu meinem Missfallen, genau auf meinen linken Fuß, sodass ich nach zwei Tagen mit Verdacht auf Fußbruch zum Röntgen nach Pondicherry musste; was man nicht alles tut, um die indischen Städte besser kennenzulernen! Doch ich kam glimpflich davon, mein Fuß war glücklicherweise nur geprellt, im Gegenzug hatte ich mehrere Röntgenaufnahmen ohne jede Art von Schutzmantel vollbracht. Mein Berufswunsch vom professionellen Samenspender, hat dadurch natürlich einen herben Rückschlag erlitten. Beim zweiten Unfall hat es mich etwas schlimmer getroffen. Meine Plan zwei bellenden Hunden mit furiosem Beschleunigen zu entkommen, wurde schlagartig durch weitere 15 (gefühlt 100) Hunde durchkreuzt, die sich wie eine Horde Türsteher vor meinen geplanten Rettungsweg stellten. Meine rasante Notbremsung wirkte zwar insofern, dass kein Hund zu Schaden kam, doch mein rechter Oberarm, Ellbogen und rechtes Knie wurden alle derart in Mitleidenschaft gezogen, dass ich auch die nächste Woche – zur Wut meiner Freundin – nicht in der Lage war etwaige Hausarbeiten zu vollbringen. Nach 2,5 Wochen sind nun alle Verletzungen gut verheilt und ich hoffe, dass es bei diesem beiden Unfall-Erfahrungen bleibt.

    In Zeiten der Bettlägerigkeit lernt man das eigene Zuhause natürlich von allen Seiten kennen. Meine Freundin (Hilal) und ich wohnen in einer schönen Wohnung auf der Discipline Farm. Wir haben eine schöne Küche, eigenes Bad und sogar eine sonnige Dachterasse. Wir leben über unserer tamilischen Vermieterfamilie, welche sehr nett ist und wahrscheinlich davon ausgeht, dass ich mich in meiner Freizeit gerne als Mumie verkleide, so oft haben sie nach dem Grund für meine Bandagen gefragt.

     

    Unsere Wohnung (oberes Stockwerk) auf der Discipline Farm

    Unsere Wohnung (oberes Stockwerk) auf der Discipline Farm

    Auch zum Arbeiten bin ich in den ersten 7 Wochen gekommen und lerne die Möglichkeiten meines Projekt immer besser kennen. Ich arbeite im Auroville Sports Resource Center – kurz AVSRC – das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sport und Bewegung in Auroville und den umliegenden Dörfern zu fördern.

     

    Kinder beim Aufwärmen und das AVSRC im Hintergrund

    Kinder beim Aufwärmen und das AVSRC im Hintergrund

    Zu meinen Aufgaben gehört es

    • den Nachmittagssport der Aikiyam School mitzugestalten
    • in die umliegeden Dörfer zu fahren, um Informationen über Sportvereine und benötigte Hilfe zu sammeln
    • ein Logo für AVSRC zu gestalten (Ergebnis siehe unten)
    • eine Website zu erstellen (im Aufbau: www.avsrc.jimdo.com )
    • einen Sport-Kalender für 2016 zu entwerfen

     

    Die Arbeit macht mir viel Spaß, obwohl es anfangs schwierig war, sich Aufgabenbereiche zu suchen und damit eine 30-Stunden-Woche zu füllen. Doch nun bin ich sehr motiviert und freue mich auf weitere spannende Aufgaben.

    Auch in Pondicherry, der nächst größten Stadt waren Hilal und ich schon öfters und ich hoffe, ich kann euch in einem künftigen Bericht die Stadt näher bringen. In der Stadt haben wir bisher alles gefunden, was wir gebraucht haben: Wäschegestell, Kentucky Fried Chicken und alle farbigen Stoffe dieser Welt.

     

    Ein roter Fleck am Ende der Straße

    Ein roter Fleck am Ende der Straße

    Auroville ist jedenfalls ein toller Ort, der einiges zu bieten hat und schon jetzt Seiten in mir zum Vorschein bringt, die ich nie erwartet hätte, denn die Stille der Matrimandir-Gärten zu genießen und im Matrimandir selbst seine eigene Art von Meditation zu erforschen, steht im krassen Gegensatz zum deutschen Lukas, der seine Freizeit auf der Gegengerade des Frankenstadions verbringt, um dort „Pinola, Pinola, Pinolaa!“ oder „FCN back again!“ zu schreien. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was genau ich in Auroville noch alles entdecken werde und freue mich über Kommentare, die ihr gerne hinterlassen könnt.

     

    Beste Grüße
    Euer Lukas

    P.S. Leider kann ich momentan keine Bilder posten. Ich hole es so schnell wie möglich nach!


  2. Auch ein Monat in Indien

    28. September 2015 von Flo

    Auch ich möchte hiermit meinen ersten Bloggeintrag meines Lebens verfassen, da langsam die fernen Stimmen immer lauter werden die gespannt auf diesen Moment warten, ich hoffe ich werde euren wünschen gerecht.
    Her bietet sich ein kleines Resümee des letzten, der zugleich der erste Monat ist förmlich an und da mein lieber Felix etwas schneller war mit seiner Zusammenfassung, kann ich mir die ersten zwei Wochen ja sparen 😛
    … nein ich bin nicht faul!

    Trotzdem muss ich auch von ganz vorne anfangen, denn im Gegensatz zu Felix hatte ich in der ersten Woche bereits erste Probleme mit meinem Magen-Darm Trakt, da half die Vorbereitung mit Hefekulturen nichts und selbst der kräftige Schluck Steinhäger nach jedem essen war eher für die Katz. Nach drei Tagen war´s dann aber auch wieder gut und seit dem habe ich keine Probleme mehr und die Menge an Steinhäger stagniert zur Zeit, aus Spaß trinkt man den ja nicht einfach so ^^

    Am Ende unserer Einführungswoche gings um die zukünftige Unterkunft und aus unerklärlichen Gründen bin ich der letzte der seine Unterkunft gefunden hat, wer hätts gedacht. Jetzt wohne ich auf dem Gelände der Udavi-School in einem der Dörfer um Auroville mit dem tollen Namen Eydajanchavadi. Es ist ne kleine Wohnung im 1. Stock mit einem Wohn-/ Schlafzimmer, einer kleinen Küche und einem überdachten Balkon. Gratis dazu gab´s doch tatsächlich einen Froschchor mit gefühlt 200 kräftigen Sängerinnen und Sängern, der jeden Abend so zwischen 11:00 Uhr und 01:00 Uhr sein Ständchen singt, einen Wachhund, der nach der Aufführung der Frösche lautstark vor meiner Türe für Ruhe sorgt und einen Tempel im Dorf der so freundlich ist und jeden Morgen von 05:00 Uhr bis 06:00 Uhr kostenlos über Lautsprecher im ganzen Dorf verteilt sein Lieblingslied vorspielt. Wenn die Tempelvorführung zu Ende ist und die Indischen Frauen um 06:00 Uhr anfangen zu kochen brauchen die natürlich auch Musik, und weil die Damen wissen, dass ich kein Radio hab machen Sie Ihre Musik einfach etwas lauter :)… Das hört sich jetzt ja alles ganz schön an gell? Um ehrlich zu sein ist es das auch 🙂 mittlerweile hab ich das Gefühl dieses Tempellied mitsingen zu können obwohl ich kein Wort verstehe.

    Zu meiner Arbeitsstelle, dem Botanischen Garten, fahr ich ca. 2 min mit dem Fahrrad, das heißt ich müsste eigentlich gar nicht so früh wach sein. Ich möchte über den Botanischen Garten selber nicht viel schreiben, da es dazu eine eigene Seite gibt und es eigentlich einen eigenen Eintrag wert währe. Da es aber eine kleine Zusammenfassung sein soll gehört das natürlich dazu. In den letzten 3,5 Wochen im Botanischen Garten haben wir 15 Bäume gepflanzt (und ja Benni, ich werde auch noch schreiben was für Bäume ich gepflanzt hab), Unkraut gejätet, Stecklinge gepflanzt und unzählige Pflanzen gerebaggt (umtopfen, nur ohne Topf sondern nem Sack). Durch das Löchergraben mit Mampti und Chetti hab ich mich gezwungener maßen relativ schnell auch an das körperliche Arbeiten in der doch etwas wärmeren Region hier gewöhnt. Bisher hab ich eine anwachsrate von 100% was doch schon auch für eine Art Glücksgefühle sorgt, wenn man die ersten kleinen Triebe am Baum entdeckt, nachdem er alle Blätter verloren hat. Mit jedem Baum wird unser Ecological Footprint größer, wie Martin so schön sagt.

    Im allgemeinen habe ich aber in diesen einen Monat so viele unterschiedliche Eindrücke, Bilder, Bekanntschaften und Erfahrungen gemacht und gesammelt die hier den Rahmen einer kurzen Zusammenfassung auf jeden fall Sprengen würden. Ich hab den Murugan Tempel in Mailam besucht und meine Haare (die mir noch verbliebenen) und meinen Bart geopfert, wir waren am Geburtstag des Gottes Ganesh in einem Ganesh-Tempel und haben uns von Lashmi, der Elefantenkuh segnen lassen, meine ersten Erfahrungen mit Yoga kann ich auch schon verzeichnen, ab und zu schaff ichs zum Frisbeetraining  und am Wochenende. ja da kann es auch mal sein dass wir eine Party besuchen.

    Ich bin sehr gespannt, was die folgenden Monate für uns alle bereithalten und freue mich über jeden Tag den ich hier verbringen kann 🙂

    liebe Grüße an euch alle, euer Flo

    PS: Bilder folgen noch, ich bekomm das grad nicht hin ^^


  3. Ein Monat in Indien

    24. September 2015 von Felix Pander

    Hey liebe Leute, hier kommt mein erster Beitrag 🙂

    Seit genau einem Monat sind wir nun in Auroville, Tamil Nadu, Suedindien. In den ersten 1,5 Wochen haben wir Freiwillige gemeinsam in zwei Gasthaeusern gewohnt und Auroville erkundet. Dabei haben wir alle Projekte angeschaut, in denen wir nun als Freiwillige arbeiten, haben verschiedene Orte gesehen, u. A. das Youth Center oder den Strand und ausserdem viele Leute kennengelernt, die alle ihre eigene, spannende Geschichte und Verbindung zu Auroville haben. Unterwegs waren wir mit gemieteten Fahrraedern.

    Vor ca. 3 Wochen sind wir dann umgezogen und haben angefangen zu arbeiten. Ich wohne zusammen mit Catha, Jelly und Laura im indischen Dorf Kottakarai. Dazu gibt es weiter unten einen eigenen Beitrag.

    Ich arbeite im Auroville Bamboo Center. Dort werden viele verschiedene Dinge aus Bambus hergestellt (Lampen, Spielzeuge, Schmuck, Moebel, Tische, Spiegel, kleine Musikinstrumente, …) und Workshops angeboten, in denen man die Grundlagen der Arbeit mit Bambus erlernt.
    Ich habe gleich an einem Workshop zur Einfuehrung teilnehmen duerfen. Dabei haben wir erste Verbindungstechniken gelernt und letztlich zusammen drei Panels erstellt, die wir selber designt haben und spaeter, mit Weiteren zusammengesetzt, die neue Kueche fuer das BambusCenter werden.
    Nach dem Workshop war ich einige Tage in der Schreinerei beschaeftigt und habe weiteres gelernt, indem ich jeden Vormittag einen anderen Arbeitsschritt durchgefuehrt habe (Saegen, Schleifen, Bohren, Bambushaut abschaelen).
    In den letzten Tagen haben ein anderer Freiwilliger und ich eine parabolische Dachkonstruktion gebaut, um mehr Kenntnisse zu erlangen.
    Mal sehen, wie es weiter geht, ich habe auch schon ein paar eigene Ideen…

    Ansonsten bin ich die ganze Zeit gesund gewesen und, abgesehen von ein paar Kratzern, auch unverletzt. Das Klima ist ertraeglich, anfangs war es noch etwas heisser. Klar, man ist am Schwitzen wenn man sich in der Sonne aufhaelt.

    Abends wird es hier schon frueh dunkel, so um 6:30 Uhr. Wir kochen dann meist zuhause oder treffen uns gemeinsam mit anderen und jeder bringt etwas zu Essen mit. Man kann auch kostenlos ins Auroville Kino gehen, es hat super gemuetliche Sitze und Klimaanlage… ach ja, Filme werden auch gezeigt 🙂
    Heute Abend sind wir aus unserem Haus ueber unsere Vermieter bei einer indischen Hochzeit eingeladen, wir sind mal gespannt, wie das ablaueft. Um Abendessen muessen wir uns auf jeden Fall nicht kuemmern.

    Die letzten zwei Wochen hatten wir nachmittags immer Tamilkurs (die lokale Sprache), denn nicht jeder spricht hier gutes Englisch. Ab jetzt koennen wir einmal die Woche weiterhin am Kurs teilnehmen. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich jetzt Tamil sprechen kann, die Sprache ist schwierig zu erlernen und es gibt keine bekannten Woerter. Andere Schriftzeichen haben sie uebrigens auch…

    So, das war mal ein erster Bericht, der dann doch recht lang geworden ist. Man sieht, es passiert viel hier und man koennte immer noch mehr tun und berichten…

    Liebe Gruesse,
    Felix
    (geschrieben am 23.09.2015)


  4. Auf der dump in Pondicherry

    23. September 2015 von Darius

    Vor einer Woche waren wir, Kaya und Darius, gemeinsam mit Ribhu von unserem Projekt WasteLess auf der „dump“, also der Müllhalde, in der nächstgelegenen Stadt Pondicherry.

    Es war für uns eine intensive, lehrreiche und auch etwas schockierende Erfahrung.
    Aber seht selbst an den Fotos, die Kaya auf der dump gemacht hat:

    Da der einzig nachhaltige Umgang mit Müll in seiner Vermeidung besteht und zudem die Infrastruktur der Abfallanlagen in Indien sehr schlecht ist, kommt der größte Anteil des Mülls der 1-Million-Einwohner-Stadt einfach ungetrennt auf die Müllhalde. Dort werden die brennbaren Anteile, wie diverse Plastiksorten, angezündet um das Gesamtvolumen des Mülls leicht zu verringern und an wertvolle Metalle im Innern zu gelangen.
    Bei diesen offenen Feuern mit niedrigen Temperaturen werden toxische Gase freigesetzt, die sich negativ auf die Gesundheit von Menschen und Tieren, sowie beschleunigend auf den Klimawandel auswirken können. Müllhalden setzen oft große Mengen Methangas frei, verunreinigen Boden, Luft, Grundwasser und letztlich oft auch Flüsse und das Meer.

    Eigentlich könnte der Recyclinganteil in Indien deutlich erhöht werden und die Menge des Mülls der in Indien auf die „dumps“ wandert reduziert werden:
    50% der anfallenden Müllmenge sind organische Abfälle, die als Kompost wertvolle, nährstoffreiche Erde für die Landwirtschaft liefern könnten. Die richtige Trennung von organischem und nicht-organischem Müll würde zudem das Recycling von Plastik und Papier enorm erhöhen, da das Recycling in Indien auf der Stufe der Waste-Picker beginnt, welche per Hand die wertvollen, recycelbaren Anteile des Mülls sortieren. Wenn der recycelbare Müll jedoch mit Essensresten und zudem oft mit „sanitary-waste“ verunreinigt ist, verliert der Müll an wert und die Waste-Picker lassen die Hände davon.

    Das Recycling in Indien ist hauptsächlich dezentral organisiert: Die recycelbaren Stoffe verkaufen die Waste-Picker und auch viele private Haushalte und Organisationen an sogenannte Scrap-Dealer. Diese verkaufen sie an größere Scrap-Dealer, bis der Müll letztlich bei Recycling-Unternehmen landet. Die Arbeit dieser Akteure stellt einen großen Gewinn für die Umwelt dar, jedoch geht es ihnen stets um Profit und nicht um Umweltschutz. Sie verwerten daher nur die wertvollen Anteile des Abfalls, weshalb ein großer Teil der recycelbaren Stoffe auf den Müllhalden zurückbleibt.

    Der Besuch auf der Müllhalde hat uns noch weiter motiviert bei WasteLess an (kleinen) Lösungen des Müllproblems zu arbeiten und dazu beizutragen die Umwelt, sowie die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zu schützen.

    Liebe Grüße,
    Kaya und Darius.

    p.s. Wen unser Projekt WasteLess interessiert, kann gerne mal auf der Website vorbeischauen: wastelessindia.org


  5. Besuch bei Eco Femme

    19. September 2015 von Kaya

    Vor einigen Tagen haben wir, Laura, Darius und Kaya, Eco Femme besucht. Wir selbst arbeiten bei AVAG (Auroville Village Action Group) und WasteLess, zwei Projekten, die mit Eco Femme kooperieren.

    EcoFemme2_16-09'15edit

     

    Eco Femme wurde 2010 ins Leben gerufen um Frauen in Indien über Menstruation aufzuklären und ihnen Zugang zu sauberen und umweltfreundlichen Hygieneartikeln zu ermöglichen.

    Die Menstruation ist in Indien ein absolutes Tabuthema, so dass viele Mädchen vor ihrer ersten Periode nicht aufgeklärt werden – weder von ihrer Schule, noch ihrer Familie.

    Viele Frauen in Indien benutzen unhygienische Methoden wie Stofffetzen, Gras und Blätter. Dies führt oft zu gesundheitlichen Problemen.

     

    In Indien haben sich in den letzten Jahren auch zunehmend Wegwerfartikel wie Binden und Tampons verbreitet. Diese sind zwar gesundheitlich unbedenklicher, sind aber mittlerweile zum massiven Umweltproblem geworden. Im Allgemeinen werden die gebrauchten Tampons und Binden entweder verbrannt, vergraben oder auf die Müllhalde geworfen, was keine dauerhafte Lösung sein kann. Die Zersetzung des enthaltenen Plastiks benötigt bis zu 800 Jahren und die Verbrennung setzt hoch toxische Gase frei.

     

    Um dieser Problematik vorzubeugen leistet Eco Femme Aufklärungsarbeit an Schulen und in Frauengruppen.

    Dazu stellt Eco Femme Stoffbinden aus mehreren Baumwolllagen her, die leicht waschbar und mindestens fünf Jahre wiederverwendbar sind.

    EcoFemmeBindenBlatt

     

    Inzwischen gibt es auch eine spezielle indische Version, die aufgefaltet auf der Wäscheleine nicht mehr als Binde erkennbar ist.

     

    Wir Mädels benutzen mittlerweile auch schon ausschließlich die Binden von Eco Femme und Mensruations-Cups (wie SheCup, MoonCup etc.), haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht und werden sie auch in Deutschland weiter verwenden.

     

    Eco Femme verkauft mittlerweile international und die Produkte sind auch in Deutschland erhältlich. (Schaut mal hier: Auroville Online Store)

    Die Binden werden von Dorffrauen der Umgebung in Zusammenarbeit mit AVAG hergestellt um ihnen ein festes Einkommen und damit mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen. Für jede Binde, die in Deutschland gekauft wird, wird außerdem eine Binde für ein indisches Mädchen finanziert.

     

    Wir von WasteLess versuchen in Zusammenarbeit mit Eco Femme die Verwendung wiederverwendbarer Hygieneartikel als umweltfreundliche, dauerhafte Lösung vorzustellen.

     

    Die Produkte von Eco Femme…

    … sind langfristig günstiger.

    … sind gesünder, da sie kein Plastik und keine Chemikalien enthalten.

    … sind erheblich umweltfreundlicher – eine Wegwerfbinde entspricht vier Plastiktüten.

    … unterstützen Frauen in ihrer Selbstständigkeit.

    … sind in Handarbeit hergestellt.

    … helfen Eco Femme ihre Aufklärungsarbeit fortzuführen.

     

    Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, kann sich noch diesen Film aus Auroville ansehen. 🙂

     

    Liebe Grüße

    Darius, Laura und Kaya